Franzthal

  • Beitrags-Kategorie:Landkreis Schluckenau
  • Beitrag zuletzt geändert am:19. August 2022
  • Lesedauer:5 min Lesezeit

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vor dem Jahre 1410 ließen sich die ersten Siedler auf dem Gebiet von Wölmsdorf nieder. Wahrscheinlich gab es einen Einsiedler namens Wölm dem Ort seinen Namen.

Franzthal, Restaurant u. Villa „Luisenburg“, Wölmsdorf, Landkreis Schluckenau [1]
Franztal, Wölmsdorf, Landkreis Schluckenau

Franzthal gehörte von Anfang an zur Gemeinde Wölmsdorf und hieß damals noch Hofeleiten. Verbürgt ist die genaue Zeit der Gründung nicht, aber das Dorfteil dürfte entstanden sein, als das Vorwerk in Obereinsiedel noch im besten Zustande war. Dasselbe ist vor 1860 abgebrannt, wurde aber bald wieder aufgebaut. Die ersten Ansiedler waren Köhler und Holzschläger, die sich in der waldreichen Gegend niederließen. Im Jahre 1715 wurde an der Stelle, wo später die Spinnerei stand , eine Mühle erbaut, Buschmühle genannt. Peter Richter, der Besitzer, betrieb den Bierausschank. In dieser Zeit wurde dort auch häufig Theater gespielt. Übrigens soll das Franzthal wie auch Karolinsthal und Margarethendorf nach den Töchtern der Herrschaft benannt worden sein.

Franzthal war ein idyllisch gelegener Ausflugsort nicht nur für die Wölmsdorfer, sondern auch für die Nachbarorte. Man konnte das vom Wald umschlossene Wiesental, das vom Wölmsdorfer Bach durchflossen wird, durch reizvolle Waldwege oder über die Bezirksstraße erreichen.

Franz Xaver Richter kaufte 1860 die Mühle von Peter Richter und machte daraus 1862 eine Baumwollspinnerei. Mit 10.000 Spindeln wurde starke und mittelfeine Garne für Weberein und Bandwebereien hergestellt. Bis 1945 gab die Spinnerei 150 Beschäftigten Lohn und Brot.

Es gab den Messerschmid Adalbert Herlt, früher k.k. Rechnungsfeldwebel, der trotz seiner 70 Jahre immer noch Taschenmesser für die Nixdorfer Messerfabrik fertigte. Ebenso konnte man über den Damm entlang nach Wölmsdorf, und über uns die gewaltige Konstruktion der zweitgrößten Eisenbahnbrücke Böhmens.

Unser Niederland“ – Ausgabe Februar 1996 – S.41 [1]

Heute

Mit dem Kriegsende kam auch für die Spinnerei das Aus. Zunächst diente sie als Hünerfarm, aber als das gesamte Federvieh einem Betriebsunfall zum Opfer fiel, blieb der Bau ungenutzt und stand zum Verkauf.

Alle Häuser sind entweder abgerissen oder in einer beklagenswerten Verfassung. Wo einmal das Gasthaus ein gastliches Dach bot, findet man nur noch Steine, von Gras überwachsen und Bäume überwuchert.
Das Haus mit der Nr.5 wurde einer Verjüngungskur unterzogen und ist ausgebaut worden.

Nur ein kleines Elektrizitätswerk wird noch von der Wasserkraft betrieben und versorgt einige Häuser mit Strom. Verblaßter Glanz liegt noch auf dem 1908 erbauten Haus des seinerzeitigen Spinnereibesitzers Jakob Richter (Sohn des Firmengründers F.X.Richter), ein schloßähnliche Villa. Jakob nannte sie zu Ehren seiner Mutter Louise, geb. Schindler aus Hilgersdorf, „Luisenburg“.  Noch heute lassen sich an der Haustür die ineinander verschlungenen Initialbuchstaben J.R. (Jakob Richter) erkennen und am Turm schwach der Schriftzug „Luisenburg“.

Ortsteil Dolina (deutsch Franzthal) von der Gemeinde Vilémov (deutsch Wölmsdorf).

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