Tetschen

  • Beitrags-Kategorie:Landkreis Tetschen-Bodenbach
  • Beitrag zuletzt geändert am:19. Juni 2023
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Inhaltsverzeichnis

Gemeindebereich

Stadtgemeinde Tetschen
Das Gebiet der Kreisstadt Tetschen – GB Tetschen – setzte sich zusammen aus der eigentlichen Stadt Tetschen und der Ortschaft Laube. Innerhalb der Stadt wurden im örtlichen Sprachgebrauch unterschieden: die Innenstadt mit Schlossbezirk, die Schiffer- und Fischervorstadt, das Villenviertel, die Neustadt, die Kamnitzer Straße mit Siedlung Krumpedörfel in der Nähe der früheren Ziegelscheune, der Ortsteil Gomplitz, das Bahnhofsviertel und die Aue.
In Laube war die Unterscheidung in Oberlaube und Niederlaube oder Rasseln üblich.
Die Gesamtfläche der Gemeinde betrug 502 ha, davon fielen auf Tetschen 459 ha und auf Laube 43 ha. Das ursprüngliche Ausmaß von 212 ha war 1898/99 durch die Eingemeindung von 135 ha der Gemeinde Birkigt (Gomplitz) und 1907 von 112 ha der Gemeinde Laube vergrößert worden.

Lage

Tetschen liegt am rechten Elbufer schräg gegenüber der Schwesterstadt Bodenbach. Der Marktplatz, als Stadtzentrum, befindet sich 140 m, das Elbeufer bei der Brücke 122 m und das Krumpedörfel, als höchstgelegener Stadtteil, etwa 210 m über dem Meer.
In Tetschen nehmen folgende Hauptstraßen ihren Ausgangspunkt: Staatsstraßen über Böhmisch-Kamnitz ins Böhmische Niederland (Nordosten), über Bensen nach Böhmisch-Leipa (Südosten) und seit 1939/40 im Elbetal über Herrnskretschen nach Sachsen (Norden), Bezirksstraßen über Schreckenstein nach Leitmeritz (Süden) und ins Zappenland (Nordosten). Straßen nach Westen und Nordwesten gingen über die Stadt Bodenbach ab.

Bodengestalt

Tetschen liegt an der Berührungsstelle zwischen dem Elbesandsteingebirge im Norden und den Ausläufern des Böhmischen Mittelgebirges im Süden. Das Gebiet der Stadtgemeinde gehört ausschließlich dem Sandsteingebiet an, welches durch den Quaderberg (292 m), den Schlossfelsen (170 m) und die leicht erhöhte Sandsteinplatte unter dem Stadtzentrum (140 m) deutlich zutage tritt. In den zwischen diesen Erhebungen gelegenen Niederrungen hat sich durch alluviale Schutt- und Geröllanlandungen der Elbe und des Polzenflußes ein weiteres ebenes Gebiet gebildet, auf dem sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten Ausdehnungen der Stadt, besonders die Verkehrsanlagen (zwei Bahnhöfe mit großzügigen Güterbahnhof), die Industrieanlagen, aber auch die Wohngebiete, vollzogen. Seit Ende des vergangenen Jahrhunderts sind auch die östliche der Stadt ansteigende Hänge bebaut, welche Ausläufer des Quaderberges sind (Villenviertel, Letten, Kamnitzer Straße, Am Sand).
Infolge seiner Lage gilt Tetschen als das südliche Tor zum Elbesandsteingebirge, dessen Teil zwischen Tetschen und der Landesgrenze gegen Sachsen auch Böhmische Schweiz genannt wird, an die sich weiter nach Norden die Sächsische Schweiz anschließt. Somit ist Tetschen der Ausgang- bzw. Endpunkt zahlreicher Wanderrouten durch diese reizvolle Gebirgs- und Felsenlandschaft. Auch nach Süden, Westen und Osten bietet das Gebiet um Tetschen viele touristische Möglichkeiten in das Böhmische Mittelgebirge. Wegen seiner malerischen Lage in dem von Bergen umrahmten Elbtalkessel gilt Tetschen als die „Perle des Elbetales“.

Ortsteile Gemeinde

Laube mit Rassel

Das nördlich an Tetschen angrenzende Gebiet von Laube wird 1511 erstmals erwähnt. Damals wurde der „Laubengrund” mit der Gärtnerwirtschaft „Laubenbauer” an die Stadt Tetschen verkauft, um deren Mangel an Weideflächen abzuhelfen. 1683 erfolgte die Erbauung eines zweiten Hauses durch Christof Stolz, dessen drei Söhne sich auch in Laube als Häusler ansiedelten, so dass um 1750 fünf Häuser standen. 1787 zählte man acht und 1833 schon 21 Häuser mit 119 Einwohnern – einschließlich des Ortsteiles Rasseln.

Völlig verändert des Dörfchen Laube trat ab 1878 ein, als von diesem Jahr an die Österreichische Nordwestbahn hier den Umschlagplatz für ihre Tochtergesellschaft, die Österreichische Nordwest-Dampfschifffahrtsgesellschaft (ÖNWD) errichtete. Laube war ausersehen worden als Umladestelle zwischen den Elbeschifffahrtstransporten Hamburg – Laube einerseits und den Gütertransporten auf dem österreichischen-ungarischen Eisenbahnnetz.
Zunächst waren Kaianlagen von 1400 m Länge angelegt worden, die 1892 auf 2 km verlängert wurden, was 25 Schiffslängen entspricht. Die zwei durchgehenden Schienenstränge mit 8 Rangiergleisen hatten 14 km Länge. Um 1930 standen für die Umladungen von Schiffs- auf Bahnfracht 25 Dampfkräne und ein elektrischer Groß-Elevator für Getreide zur Verfügung. Die Verladekapazität betrug 500 Waggons je Tag. Im Jahre 1928 wurden Güter im Gewicht von 447.000 t umgeschlagen (Einfuhr 330.000, Ausfuhr 117.000 t).
Im Zuge dieses Aufschwunges war die Häuserzahl von Laube (einschl. Rasseln) bis zum Jahre 1900 auf 53 und die Einwohnerzahl auf fast 500 gestiegen. Da ein Großteil dieses Zuwachses auf den direkt an die Stadt Tetschen angrenzenden Teil des Ortes entfiel – Laube reichte damals bis zum Tetschner Schützenhaus – wurde 1908/09 eine Gebietsumgliederung vorgenommen. Durch diese kam fast die Hälfte der bis dahin zu Laube gehörenden Häuser, nämlich das Viertel zwischen Schützenhaus und Bohemia sowie die Verwaltungsgebäude der ÖNWD und einige bahneigene Häuser, aber auch ein großes Waldgebiet am Quaderberg zum Katastralbereich von Tetschen. Die Grenze zwischen Laube und Tetschen bildete fortan der Laubenbach.
Die häufigsten Familiennamen von Laube und Rasseln waren 1934 Saase, Bortsch bzw. Bortscht, Gretschl bzw. Grötschel, Köhler, Lorenz, Pfitzner und Stolz bzw. Stolze.

Quaderberg

Im Jahre 1870 wurde auf dem der Stadt zugewandten Teil des Quaderberges (unweit des Steilabfalls nach Westen und Süden) eine Schutzhütte errichtet und 1879 anläßlich der Silberhochzeit des Kaiserpaares Franz Joseph I. und Elisabeth auf dem äußersten Felsvorsprung eine Aussichtsplattform ausgebaut. Diese sogenannte „Kaiseraussicht“ (282 m) – seitdem durch einen weißen Obelisken weithin sichtbar – ist wegen des malerischen Blickes auf den Tetschen-Bodenbacher Talkessels mit der Elbe sowie auf die zahlreichen Berggipfel des Böhmischen Mittelgebirges und auf das Elbsandsteingebirges berühmt.

Tetschen, Quaderberg, Landkreis Tetschen-(Bodenbach), Sudetengau

Im Jahre 1902 erfolgte der Umbau der Quaderberghütte in ein stabiles Blockhaus mit Gaststätte. Gleichzeitig wurde das damals beim Neubau des Marktplatzhauses 59 abgebrochene Renaissanceportal mit zwei Steinsitzen an das Quaderberghaus angebaut.
Der Quaderberg besitzt drei weitere markante Punkte: Die Elbwarte, ein 1890 errichteter Steinpavillon mit idyllischer Aussicht auf das canyonartige Elbtal nördlich von Tetschen bei den Ortschaften Mittelgrund und Laube; bei letzterer die ausgedehnten Gleis- und Kaianlagen des Elbumschlagplatzes Tetschen-Laube (seit 1880). Eine ähnliche Aussicht bietet der 1900 zugängliche Karolinfelsen (Gedenken an Frau Münzberg-Seitler). Die 1864 ausgebaute Leopoldshütte höchster Punkt des Quaderbergplateaus (292 m), benannt nach dem im Tetschen tätig gewesenen Bezirksvorsteher Leopold Strnad; die Aussicht von dort erstreckt sich hauptsächlich auf das nahe Felsmassiv der „Rosenkämme“, auf die anderen Fuß gelegene Ortschaft Laube und auf die Laubeschlucht.

Von der Leopoldshöhe führt der „Kaiserweg“ durch das sogenannte Bäckenloch nach Laube. Die vom Laubenbach durchflossene wildromantische Laubenschlucht mit Nixenteich, Wasserfall und Gelbes Wasser ist geziert mit Erinnerungen an Carl Maria von Weber „Freischütz“. Auf dem Samielsteig gelangt man von dort nach Losdorf.

Am Westhang des Quaderberges etwa in halber Höhe befand sich seit 1925 auf einer Geländestufe die Gaststätte „Schützenhöhe“ der Fam. Zappe seit 1870 mit Schießständen des Schützenvereins. In den 1930er Jahren brannte das Restaurant „Schützenhöhe“ ab, das Gebäude wurde jedoch wiederhergestellt: Gastgeber Ignaz Zappe führte die Kneipe bis 1941 (bis zum Alter von 82 Jahren) und übergab sie an seine Tochter mit ihrem Ehemann.

Die unterste Geländestufe des Quaderberges tritt nahe an die Elbe heran und fällt zum Fluss steil ab. Dieser Felsen (138 m) trägt den Namen „Bohemia“, seit im Jahre1866 auf seiner Anhöhe ein Steinpavillon mit einem Bohemia-Standbild steht. Von hier genießt man einen schönen Blick auf die Stadtsilhouette von Tetschen. In früheren Zeiten war auf dem Felsen die Richtstätte der Stadt, der Galgenberg oder die Galgenleiter (errichtet 1576). Das gesamte Quaderberggebiet ist seit etwa 1880 durch zahlreiche Spazierwege erschlossen. Die drei am meisten benutzen Aufstiege gehen vom Stadtpark aus.

Der direkte und steilste Weg führt (westseitig) an der Bohemia und an der „Schützenhöhe“ vorbei, teils auf Stiegen, die zwischen Felswänden eingehauen sind, zur Kaiseraussicht. Von den anderen Aufstiegen, die beide im obersten Teil des Stadtparkes ihren Ausgangspunkt haben, führt der eine in Serpentinen zügig bergan, vorbei am Hochbehälter der Köllbornwasserleitung, fast direkt zur Kaiseraussicht. Hingegen zieht sich der dritte, der sogenannte „Ecce-Homo-Weg“, allmählich am Berghang hinan und erreicht in einem großen Bogen die Aussicht von hinten her durch den Wald. Der Name des Weges ist von der dort befindlichen alten Andachtsstätte Ecce Homo oder Herrgottsruhe übernommen, zu der früher in der Karwoche täglich Prozessionen zogen. Es handelt sich um zwei, in ausgehauenen Felsenhöhlen angebrachte Heiligenbildnisse, von denen das den Heiland darstellende obere Bild eine Kopie nach Guido Reni (ital. Maler 17.Jahrhundert) war. Der Ecce-Home-Weg wurde 1865 auf Veranlassung des Tetschner Bürgers Josef Focke neu angelegt.

Der Quaderberg ist mehrfach durchtunnelt. Im Jahre 1874 wurde der 400 m lange Tunnel der Österreichischen Nordwestbahn als Verbindung zur Elbbrücke bzw. Station Mittelgrund der Sächsischen Staatsbahn am linken Elbufer sowie zum Umschlagplatz Laube erbaut. Dieser Tunnel liegt unter dem Bohemia. Plateau. Sechs Jahre danach entstanden der 213 m lange Tunnel der städtischen Laubequelle-Wasserleitung und später die beiden Tunnel der Köllborn- und Tschirten-Wasserleitung.

Parkanlagen

In Tetschen befanden sich rund 20 ha Parkanlagen, wovon 11 ha auf den ursprünglich zur Domäne Thun gehörende Schlosspark samt Schlossgärtnerei und 9 ha auf ständische Parks entfielen. Der Thun`sche Anteil hatte vor der in Jahre 1933 erfolgten Bebauung des nördlichen Schlossparkes an der Brückengasse insgesamt fast 13 ha umfasst. Die Tetschner Schlossgärten gehörten zu den ältesten in der ehemaligen Österreichischen Monarchie. In dem nach 1666 angelegten Nordteil stand an der Elbseite ein Aussichtspavillon, worin es „dereinst dem Freiheitssänger Theodor Körner besonders behagte“ , sowie ein Tiroler Häuschen und eine Brunnenschale mit 9 Meter Durchmesser, in die ein künstlicher Wasserfall aus dem Adlergraben stürzte. Der bis 1945 weitgehend ungeschmälert erhalten gebliebene südliche Teil, die sogenannte „Frauenwiese“, wurde erst 1830 in die Schloss Parkanlagen einbezogen. Die hier stehenden Prachtexemplare von Sumpfzypressen, Tulpenbäumen, Magnolien, Bluteichen und farnblättrigen Buchen sind weithin bekannt; ferner eine Rieseneibe. Die am südlichen Abhang des Schlossfelsens in Terrassen angelegte Schloss Gärtnerei hatte bereits 1725 ein Glashaus und besaß heizbare Gewächshäuser. Es wurden 600 Kamelienarten, 500 Azaleenarten, 250 Rhododendronarten und 2000 Rosenarten gezüchtet. Die sogenannte „Rosenschule“ befand sich bis um die Jahrhundertwende an der Gomplitzer Straße gegenüber dem dortigen Meierhof. Die Stadtgärtnerei hatte ihre Pflanzgärten und Treibhäuser ursprünglich in der Flur „Alte Plümpe“ zwischen der Garten- und der Stadtlerstraße nahe der Schäffnervilla, seit den 30er Jahren außerdem auch im Garten der ehemaligen Franzvilla (letzte: Stadtgärtner: Robert Weinkrämer und Ernst Hanke). Seitens der Stadt waren vornehmlich mit Hilfe des Anpflanzungs- und Verschönerungsvereines folgende Parkanlagen geschaffen worden: Seit 1866 die Bohemia-Anlagen (0,5 ha), 1893 der Garten bei der Wenzelskirche, seit 1896 der Stadtpark mit dem Alpengarten, zwei Zierteiche und dem Aussichtspunkt „Loreto-Blick“, 1903 die Gebirgsvereinsanlage in der Bahnhofstraße, 1905 der Elisabeth-Park mit Kaiser-Franz-Joseph und Elisabeth-Denkmal, nach 1918 umgestaltet in Heldenpark mit Heldendenkmal, 1914 der Kronprinz-Rudolf-Park, nach 1918 unbenannt in Schillerpark bzw. der nördliche Teil 1944 in Alexander-Kassian-Park nach dem langjährigen Vorsitzenden des Anpflanzungs- und Verschönerungsvereins Alexander Kassian (1861-1944). Ende der 20er Jahre die Schlossteichanlagen und seit 1925 allmähliche Umgestaltung des alten Friedhofs „Weinbrunn“ in eine parkartige Gedenkstätte. Hinzu kam noch der Park in der Schützenstraße, Anlagen am Schulplatz und der Schützenhausgarten mit schönen, alten Linden. Eine große Schrebergartenanlage gab es in Tetschen in dem weiten Gelände zwischen der Gomplitzer Straße und den Bahnhöfen.

Gewässer und Trinkwasserversorgung

Elbe: Die Lage am Elbestrom hat die Entwicklung der Stadt zu allen Zeiten entscheidend beeinflusst. So wäre der vor dem Dreißigjährigen Krieg von Tetschen aus betriebene Fern-Großhandel ohne die bis an die Nordsee reichende Wasserstraße nicht denkbar gewesen. Auch der Wirtschaftliche Aufschwung und das schnelle Wachstum der Stadt seit Mitte des 18. Jahrhunderts beruhen weitgehend auf dem Vorhandensein des schiffbaren Flusses. Die Elbe bildet auf 8 km Länge die Westgrenze der Stadtgemeinde; davon entfallen auf 3 km auf den Bereich der Katastralgemeinde Tetschen und 5 km auf die nördlich anschließende Katastralgemeinde Laube. Eine Besonderheit ist, dass die Gemeindegrenze streckenweise auf das linke Elbufer bei Obergrund überspringt, so das dort einige Häuser Tetschner Hausnummern tragen.

Die Verbindung zum linken Ufer der Elbe wird durch eine Brücke für den Straßenverkehr (Kaiserin-Elisabeth-Kettenbrücke seit 1855, ersetzt 1933 durch eine Stahl-Trägerbrücke), durch zwei Brücken für den Eisenbahnverkehr (Nordbahn seit 1867, Nordwestbahn seit 1874) sowie durch die mit einem kleinen Dampfer betriebenen städtische „Fockfähre“ hergestellt. Die zweite alte „Überfuhr“, wie sie ortsüblich genannt wurde, befand sich in der Nähe des Elbtores und wurde durch den Bau der Brücke überflüssig. Die dritte, für Tetschen bedeutende Überfuhr ist die zwischen Altstadt und Bodenbach-Rosawitz.
Bei Tetschen ist das Flussbett durch die Berge des Elbsandsteingebirges eingeengt (Links: Schäferwand und Spitzberg; rechts: Schlossfelsen). Dies bewirkte zusammen mit der starken Rechtsdrehung des Flusses (Richtungsänderung um mehr als 90 %) eine starke Strömung, insbesondere beim Stromkilometer 96, wo sich linker Hand der Schnellhübel und rechter Hand der Tetschner Heger einengend bemerkbar machen.
Da die Elbe das an Gebirgen reiche Böhmische Massiv entwässert (rund 50.000 qkm), entstehen bisweilen, besonders im Frühjahr, erhebliche Überschwemmungen mit Treibeis. Am Schlossfelsen sind die extremen Hochwasserstände aus mehreren Jahrhunderten eingemeißelt.
Polzenfluß: Dieser am Jeschkengebirge bei Reichenberg entspringende Nebenfluss der Elbe bildet auf etwa 2 km Länge im Wesentlichen die Südgrenze der Stadtgemeinde.
Nur an zwei Stellen springt sie ein Stück nach Süden vor: beim Altstädter Mühlbach und kurz vor der Einmündung in die Elbe; letztere Abweichung hängt wahrscheinlich mit der im Jahre 1860 vorgenommenen Polenzregulierung zusammen. Bei der Flur Aue ist seit alters vom Polzen rechtsseitig der Mühlengraben abgeleitet, der die herrschaftliche Mühle antrieb und seit 1803 bzw. 1903 die Laufwasserkraft für die Bachheibel`sche Spinnerei und das städtische Elektrizitätswerk lieferte. Unweit der Mühlgrabenabzweigung mündet der von Falkendorf kommende Gompitzbach in den Polzen.
Laubenbach: Dieser oberhalb von Losdorf entspringende kleine Bach durchfließt die Laubenschlucht mit einem ursprünglich natürlichen Teich, trieb in früherer Zeit die Laubenmühle und mündete beim Stationsgebäude des Umschlagplatzes Tetschen-Laube in die Elbe. Auch dieses kleine Gewässer kann gefährliches Hochwasser führen.
Teiche: Tetschen hat nur einen größeren Teich: den ursprünglich zur Fischhaltung, später aber nur als Badeteich und zum Rudersport benutzen Schlossteich. Ein zweiter Teich, der sogenannte Dechanteich wurde im 19.Jahrhundert im Zuge der Stadterweiterung zugeschüttet. Ein Zierteichbefand sich auf der Frauenwiese, zwei kleine Teiche im Stadtpark.
Trinkwasserversorgung: Tetschen ist eine der ersten Städte Böhmens, die eine moderne Hochquellwasserleitung bauten. Bis zum Jahre 1881 musste das Trinkwasser mehreren öffentlichen Brunnen entnommen werden, die durch Holzrohrleitungen vom Südabgang des Quaderberges aus versorgt wurden. Solche Brunnen bestanden beispielsweise am Marktplatz (sog. „Röhrbütte“ seit 1509), bei der Wenzelskirche, in der Bensner Gasse, Rathausgasse, Kreuzgasse sowie drei Brunnen in der Fleischgasse (bei den Häusern Seidelbäcker, Hockeschneider und Althammer). Der einzige Tiefbrunnen in der Stadt war der sogenannte „Badbrunnen“ in der Badergasse. Außerdem gab es mehrere öffentliche Pumpen, so zb. beim Elbtor, in der Oberen Fischergasse und beim Gasthof Roß in der Kirchgasse, sowie in zahlreichen Häusern Privatpumpen. In den Jahren 1879 bis 1881 wurde als erste moderne Wasserleitung durch Fassung der „Laubenquelle“ mit einer durchschnittlichen Ergiebigkeit von 8,1 Sekundenlitern oder 700 cbm je Tag die Kaiser-Franz-Joseph-Wasserleitung geschaffen. Der Hochbehälter mit 500 cbm steht auf der Försterhöhe in der Kamnitzer Straße.
Nach dem sich die Einwohnerzahl Tetschens von 1880 bis 1900 fast verdoppelt hatte, musste ein zweites Wasserwerk geschaffen werden. Von 1898 bis 1900 entstand durch Fassung der Köllbornquellen (Ergiebigkeit 10 Sekundenliter oder 860 cbm je Tag) oberhalb von Mittelgrund, also am linken Elbeufer, die Köllbornwasserleitung , die zu vier Fünftel von der Stadt Tetschen einschließlich Versorgung des Schlosses und zu einem Fünftel von der Gemeinde Mittelgrund genutzt wurde. Die Rohrleitung wurde über die Nordwestbahnbrücke bei Mittelgrund bis zum Köllbornhochbehälter unweit der Quaderbergaussicht geführt. Der Behälter hat einen Inhalt von 1000 cbm.
Bereits zehn Jahre später begann der Bau der dritten Tetschner Wasserleitung bei der kleinen Mittelgrunder Ortschaft Tschirte. Dort wurden 6 Quellen mit zusammen durchschnittlich 18,4 Sekundenliter oder 1578 cbm je Tag gefasst und ebenfalls über die Nordwestbahnbrücke geführt. Der Hochbehälter der 1913 vollendeten Tschirtenwasserleitung liegt am Südhang des Quaderberges unweit vom Stadtpark und fasst 1130 cbm. Insgesamt standen der Stadt Tetschen somit acht Quellen mit einer Gesamtleistungsergiebigkeit von 36,5 Sekundenlitern oder 3127 cbm je Tag zur Verfügung. Der Fassungsraum der drei Hochbehälter betrug 2639 cbm. Die weiteren Überlegungen der Stadtverwaltung zur Sicherstellung des Wasserbedarfes liefen darauf hinaus, das Quellengebiet bei Herrnskretschen zu erschließen.

Flurnamen

Tetschen: Zwiebelgarten, Gottesacker (alter Pestfriedhof), Viehweide, Plümpe, Herrenhopfengarten, Weinbrunnen, Striemen, Letten (Lattenberg), Beutlische Höhe, Steinernes Kreuz, Aue, Walke, Beim Fischhalter (Frauenwiese), Bachstelze, Schloßbezirk, Neusorge, Hügelland, Focksche Höhe, Am Sand, Ziegelscheune, Beim Schießhaus. – Alte Flurnamen: Werd, Halgen, Heger, Lase, Luhwiese, Mühlgraben, Brettplan, Hallige, Langer Graben.
Laube mit Rasseln: Buschgartel, Alte Wiese, Brache, Nasser Grund, Gretschels Graben, Försterwändl, Kokisch, Laubenheger, Königsbusch und Königswiese.
Gomplitz: Fiebig, Hofgraben, Quirre.

Bevölkerung und Erwerb

Gemäß der Volkszählung vom 17. Mai 1939 hatte die Stadt Tetschen eine Wohnbevölkerung von 12.647 Personen, von denen 11.926 als ständige Bevölkerung galten; die Differenz von 721 Personen entfiel auf das Militär und andere nur vorübergehend anwesende Personen. Nachdem im Jahre 1930 die Einwohnerzahl 12.855 betragen hatte, ist erkennbar, das die 1938 erfolgte Abwanderung vieler Tschechen großenteils wieder ausgeglichen war.
Als Bezirk- bzw. Kreisstadt ist Tetschen ein ausgesprochenes Verwaltungs- und Schulzentrum. Dies zeigt sich darin, dass es 1939 unter allen 92 Gemeinden des Kreises mit Abstand den höchsten Anteil der Wirtschaftsbereiche „Öffentlicher Dienst und Dienstleistungen „hatte (17,4%). Da Tetschen auch ein Verkehrsknotenpunkt (Umschlagplatz Laube, Großhandel, Spedition) und ein touristischer Mittelpunkt ist, besaß es unter den sechs Städten des Kreises den höchsten Anteil der Wirtschaftsbereiche „Handel und Verkehr (27,3%). Hingegen entfielen trotz Ansässigkeit einiger bedeutender Industriebetriebe auf die Bereiche „Industrie und Handwerk „nur 33,0% der Bevölkerung; das ist der niedrigste Prozentsatz unter den sechs Städten. – Die bedeutendsten Industriebetriebe sind bei „Stadtgeschichte „, Abschnitt Industrialisierung, aufgeführt. – Land- und Forstwirtschaft (0,8%) hatten in Tetschen niemals Bedeutung, da Tetschen von Anfang an ein rein bürgerliches Gemeinwesen war.
Nach den Ergebnissen der gewerblichen Betriebszählung von 1939 erwiesen sich folgende Wirtschaftszweige in Tetschen am stärksten vertreten: Eisen-, Stahl- und Metallwarenfabriken (11,1%) der gewerblichen Beschäftigten), Maschinen-, Stahl- und Fahrzeugbau (5,8%), Elektrotechnik (4,6%), Druck- und Vervielfältigungsindustrie (2,9%), Nahrungs- und Genussmittel Gewerbe (3,9%), Bekleidungsgewerbe (6,6%), Groß-, Ein- und Ausfuhrhandel (3,5%), Spedition und Lager (4,3%), Gaststättengewerbe (3,3%), Verwaltung einschließlich Partei (9,4%), Kultur, Bildung, Unterricht, Erziehung (2,0%), Wohlfahrtspflege, Gesundheitswesen und hygienische Gewerbe (4,2%). Die vorgenannten Industrien und andere Wirtschaftszweige umfassen zusammen gut 60% aller Beschäftigten.
Bei Aufgliederungen nach der beruflichen Stellung war die Struktur 1939 folgendermaßen: 13,1% der Bevölkerung bildete die Gruppe der Selbständigen, zu denen noch 1,9% mithelfende Familienangehörige kamen. Weit stärker als in allen übrigen Gemeinden des Kreises zeigte sich die Gruppe der Beamten und Angestellten mit 33,1%, worin sich die Funktion Tetschens als Verwaltungs-, Schul- und Verkehrsstadt zeigt. Nur weniger größer war der Prozentsatz der Arbeiter (33,5%), welcher im Vergleich zu den anderen Städten des Kreises in Tetschen am niedrigsten lag. Tetschen war auch ein von Ruheständlern gern gewählter Wohnort, was in dem relativ hohen Bevölkerungsanteil der Selbständigen Berufslosen zum Ausdruck kommt (18,4%).
Von den wenigen landwirtschaftlichen Betrieben in Tetschen hatten nur 1 eine Fläche von über 20 ha (Hochschule Liebwerd) und 2 eine Fläche von 5 bis unter 20 ha. Alle übrigen waren landwirtschaftliche Nebenerwerbsbetriebe in Arbeitnehmerhand, die größtenteils weniger als 2 ha und nur zum kleineren Teil bis unter 5 ha bewirtschafteten. In diesem Zusammenhang ist die große Baumschule H. Naeve zu erwähnen, deren Spezialität beste und seltene Koniferen waren. An freien Berufen verzeichnet das Adressbuch von 1942 in Tetschen: 10 Rechtsanwälte, 1 Notar, 19 Ärzte (davon 8 Allgemeinmediziner, je 2 Frauenärzte, HNO-Ärzte, Internisten und Kinderärzte sowie je 1 Chirurg, Augenarzt und Hautarzt), 3 Zahnärzte, 8 Dentisten, 2 Tierärzte und 3 Apotheken (Schloss-, Stadt- und Hubertusapotheke). Außerdem bestanden 6 Drogerien.
Die Genossenschaften waren 1934 mit 11 Berufsgenossenschaften und dem Handelsgremium Tetschen vertreten, die ausnahmslos deutsche Einrichtungen waren.
Konsumverein: In Tetschen waren der Arbeiter Konsumverein und der Konsumverein der Eisenbahner schon vor dem Ersten Weltkrieg vertreten. Im Jahre 1934 hatte der erstere 3 Verkaufsstellen, der letztere 1 Verkaufsstelle. Nach dem Ersten Weltkrieg waren 2 Verkaufsstellen eines tschechischen Konsumvereines eröffnet worden.

Vorläufer der Industrialisierung

Schon zur Zeit der Wartenberger hatte in Tetschen eine Braupfanne bestanden, die von der Herrschaft in eigener Regie betrieben wurde. Die 52 (später 53) brauberechtigten Bürger, die sog. Biereigen, Bier- oder Brauhöfer mussten damals in kleineren privaten Braustätten einzeln oder zu mehreren gemeinsam mälzen oder brauen.
Im Jahre 1511 übernahm die Gemeinschaft der Biereigen, genannt Braukommune, die herrschaftliche Braupfanne (Bräuhaus) gegen Zahlung eines Jahrezinses von 6 Schock Groschen. Gleichzeitig damit dürfte die Einrichtung eines neuen kleinen Malz- und Brauhauses auf dem Schloss für den Eigenbedarf der Herrschaft und ihrer Bediensteten erfolgt sein.
Fast drei Jahrhunderte später wurde 1792 dem Bräuhaus auch eine Mälzerei angeschlossen. Ab 1816 verpachtete die Braukommune die gesamte Anlage an sieben brauberechtigte Bürger, welche einen echten ständigen Wirtschaftsbetrieb daraus machten. Wegen der starken Konkurrenz seitens der 1706 entstandenen und florierenden herrschaftlichen Brauerei in Bodenbach überließ die Braukommune seit 1867 ihre Anlage der Thun‘schen Domänen(Güter-)verwaltung. Diese stellte ab 1886 den Betrieb ein und benutzte die Gebäude lediglich zur Lagerung. Die Erben der ehemals brauberechtigten Tetschner Bürger konnten noch nach der Vertreibung seit 1950 ihre Anteile an der Kommune bzw. an der Brauerei Bodenbach im Lastenausgleich geltend machen.
Der Überlieferung nach soll die älteste Mühle Tetschens in der Au (Aue-Flur) am Polzenfluß in der Nähe der nochmaligen Altstädter Philipp‘schen Mahlmühle gestanden sein. Anfang des 16.Jahrhunderts scheint sie als eine Gegenleistung für gewährte Privilegien an die Grundherrschaft überlassen worden zu sein, die sie nach Anlegung des Mühlgrabens am Südfuße des Schloßfelsens neu errichtete (Schloßmühle, Herrenmühle). Dort bestanden gemäß dem Dominikalkataster 1756 1 Mühle mit 3 Stampfen, 1 Säge und 1 Walke. Bald nachher wursteln von der Herrschaft dem Müller Christian Richter verkauft, im Jahre 1854 aber zurückerworben und modernisiert.
Die zweite alte Mühle Tetschens stand östlich des Schlossmühlenteich, wo später die Bachheibel‘sche Fabrik gebaut wurde. Sie ist für 1567 und 1605 unter der Bezeichnung „Szögen-Mühle“ überliefert und war offenbar eine Mahl- und Sägemühle. Die letzte bekannte Nennung datiert von 1679.
Weitere schon vor Jahrhunderten in Tetschen vorhandene größere Betriebsstätten waren die Dörrkammer zur Obstverwertung und die „Ziegelscheune“, die beide 1532 in städtischen Besitz gelangten. Im 16. Jahrhundert muss auch eine Papiererzeugung bestanden haben, wie das Wasserzeichen „TETSCHEN“ in einigen urkundlichen Papieren nachweist, jedoch ist über diesen Betrieb nichts überliefert. Aus dem Jahre 1782 wird von einer Färberei und Kattunfabrik des Dominik Sänger in Tetschen berichtet, doch scheint dieser Betrieb, welcher der erste Versuch einer Industrialisierung war, bald wieder eingegangen zu sein.

Industrialisierung seit 1802

Der erste industrielle Betrieb Tetschens, der länger bestand hatte, war die 1802 von Mattausch und Richter gegründete Baumwoll-Garnspinnerei. Beide Gründer waren zuvor in England ausgebildet worden und in der Leitenbergerschen Kattunfabrik in Wernstadt tätig gewesen. Der Betrieb, welcher 1828 12 Mules-Spinnmaschinen mit 1600 Spindeln hatte und 8000 q Garn im Jahr erzeugte, wurde nach dem Austritt von F. Mattausch (1825 Gründung einer eigenen Firma in Bensen) zunächst von Richter und seit 1827 von dessen Schwiegersohn Johann Bachheibel bzw. seiner Witwe Theresia Bachheibel weitergeführt. Im Jahre 1843 waren 82 Spinner an 15 Maschinen mit 3136 Spindeln beschäftigt und erzeugten 107.000 Wiener Pfund Garn. Die bis gegen die Jahrhundertwende weiter vergrößerte Firma (1887: 12.000 Spindeln) wurde um 1912 von der Vereinigten Österreichischen Textilindustrie AG vormals Isaac Mautner, übernommen und bis in die 20er Jahre weitergeführt.
Bald nach der Gründung von Mattausch und Richter zeigten sich weitere ähnliche gerichtete Initiative, jedoch ohne Erfolg. So wurde beispielsweise das von dem Tetschner handwerklichen Tuchmacher Gabriel Czakert 1806 eingereichte Gesuch, in Laube eine Fabrik errichten zu dürfen, von der Stadt abgelehnt.
Zu den nächsten erfolgreichen Industriegründungen in Tetschen kam es – wenn von der 1829/29 in Theresienau bei Altstadt eröffnete Münzberg‘schen Baumwollspinnerei abgesehen wird – erst Ende der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts: 1838 Rosogliofabrik (Erzeugung von Likören aus Orangenblüten und -früchten sowie Gewürzen) Helene Schreyer; ebenfalls 1838 Schiller und Gerbing, Siderolithwaren (zugleich Bodenbach); 1840 Jordan und Barber, Papierfabrik, die 1841 schon 105 Beschäftigte aufwies und Waren im Wert von 88.000 fl jährlich produzierte; 1845 Weberei Hertsch; 1847 Kunstmühle des Grafen Thun sowie Orseilfabrik der Gebr. Karl und Josef Heinzen, die damals die einzigen in Österreich-Ungarn war. Orrseille ist eine Art Kolumbinfarbe (rot, violett und braun), die aus bestimmten Meeresflechten gewonnen wurde; die Anilinfarben verdrängten sie schließlich. Nach dem Tod der Gründer wurde die Fabrik um 1880 aufgegeben; das Fabrikgebäude wurde zeitweise von der Knopffabrik Dinklage & Franze benutzt und brannte 1898/99 ab.
Nach der Jahrhundertmitte erfolgte bald eine ganze Reihe weiterer Fabriksgründungen: 1852 Julius Kurzhalß & Co (schon vor 1909 Nachf. Ernst Ebert), Fabrik ätherische Öle, Essenzen, Saftfabrik usw.; im gleichen Jahre Schafwoll- und Baumwollwarenerzeugung G. Löbel, Jul. Kühn und Jos. Walter, die aber sämtlich nur kurzen Bestand hatten; 1854 Friedrich Wilhelm Stopp, Druckerei; 1856 Zeitungsverlagsbetrieb Tetschner Anzeiger (1879 Tetschen-Bodenbacher Zeitung, 1912 Nordböhmisches Tagblatt, 1938 Sudetendeutsche Tageszeitung); 1854 Ausbau der Thunschen Schloßmühle mit Holzschleiferei (ab 1883 Papierfabrik und nach dem Brand ab 1903 städtisches Elektrizitätswerk); 1865 Josefa Christine Parma, Spirituosen-Essenzen- und Sodawassererzeugung; 1871 Dinklage & Franze (zeitweise auch Meier); Knopffabrik, zuerst in den Heinzenˋschen Fabrikgebäuden, seit 1929 Knopf AG; 1872 Gasanstalt (ab 1886 städtisch); 1877 Schomburg & Stegemann, ätherische Öle, Essenzen, Farbstoffe und Fruchtsäfte; 1881 August Hempel, Buch- und Steindruckerei; 1882 A. M. Erker, Fischkonserven (ab 1911 Erkers Nfg. Rudolf Preisler); vor 1883 Lackfabriken Rudolf Beher und Paul Medo, Fischkonservenfabrik Wahlhoff und städtische Ziegelei Laube, Pächter Anton Kunert, von denen die drei letzteren nur zeitweise bestanden; 1886 Bergmann & Co., Seifenfabrik; 1895 Paul Liebe, pharmazeutische Fabrik; 1898 Paul Zuber, Baubeschläge, Metall- und Papierwarenhandlung; 1900 Gustav Feigling, Dampfziegelei; 1903 Elektrizitätswerk für Tetschen und Altstadt; Ernst Rappe & Hecht, Dekorationsblumen (1910 nach Bodenbach verlegt); Josef Peh, pharmazeutische Fabrik. Vor dem Ersten Weltkrieg entstanden: Johann Walter, Schaf- und Baumwollwaren-,Holzrollofabrik; Anton Graf, mechanische Seilerei; Sperl & Traub, Luxuskartenfabrik; Wenzel Thiele Erben, Dampfsägewerk (später Peschke); Gebr. Hiller (später R. Watty), pharmazeutische Fabrik; G. Meurer, Eisenwerk und Galvanisieranstalt; Johann Leiß, Sidawerke Nährmittel (später Bodenbach); drei Betriebe der chemischen, der pharmazeutischen Industrie sowie 10 weitere Betriebe verschiedener Industriezweige, die aber alle im oder nach dem Ersten Weltkrieg wieder aufgegeben wurden; 1914 Höntsch & Co., Gewächshäuser, Wintergärten und Heizungsanlagen (später Altstadt).
In der Zeit von 1920 bis 1934 kamen als Industrielle Firmen weiter dazu: Gustav Hermann Schwarz, Buch- und Kunstdruckerei; Adolf Doll, Metallwaren; Städtische Kühlwerke und Eisenerzeugung; seit 1924 Schmidt & Co. (Daimon), elektronische Fabrik; M. Knorre, Inh. E. Kasper, Kartonagenerzeugung usw. Der 1875 gegründete Metallwarenbetrieb E. Luft war 1922 industriell ausgebaut worden und übernahm 1938 außerdem das Eisenwerk Sandau.
Nach 1938 eröffneten noch folgende Industriebetriebe:
Deutsche Hartmetall-Werkzeug-Gesellschaft. Agte & Becher, Zweigwerk Tetschen, in den Gebäuden der ehemaligen Knopf AG; Walter Fuhrmann, Erzeugung von Metallsieben und Gittern.

Sparkassen und Banken

Das erste Kreditinstitut in Tetschen war die Tetschner Sparkasse, die hauptsächlich unter Mitwirkung von JUDr. Franz Klier 1860 als vierte in Böhmen gegründet wurde. Nach wechselnder Unterbringung, u.a. seit 1870 im Gebäude des späteren Stadthauses, zog das Institut 1907 in sein eigenes Gebäude am Schulplatz Nr. 641 ein. Der Einlagestand betrug 1928 118 Millionen KC. Im Jahre 1943 erfolgte der Zusammenschluss mit der Bodenbacher Sparkasse zur „Sparkasse in Tetschen-Bodenbach“, deren Hauptstelle in Tetschen und deren Hauptzweigstelle in Bodenbach war. Nach der Reichenberger Sparkasse war sie die zweitgrößte im Sudetenland (1.Januar 1943: 67 Milliarden RM Einlagen).
Das erste auf genossenschaftlicher Basis nach Schultze-Delitzsch in Leben gerufene Kreditinstitute im Kreis Tetschen war der Vorschuss- und Kreditverein von 1872. Er errichtete 1906 in der Kirchgasse 333/ Ecke Pestalozzistraße ein eigenes Kassen- und Wohngebäude. 1942 wurde diese Genossenschaft von der Kreditanstalt der Deutschen (KdD) übernommen. Offenbar das drittälteste Tetschner Kreditinstitut war die Geldwechselstube J.J. Gründelnd, die vor 1883 eröffnet, bis in die ersten Jahre des 19. Jahrhunderts bestand.
Im Jahre 1886 ging aus dem Land- und forstwirtschaftlichen Verein in Tetschen die „Landwirtschaftliche Spar- und Vorschusskasse r.G.m.b.H.“ (Reifeisenkasse) hervor. Zuerst im Hause Bensner Gasse 72 untergebracht, erwarb sie 1916 ein Haus am Sternplatz. Ebenfalls im Jahr 1886 wurde Tetschen Bankplatz, indem die Städtische Sparkasse eine Nebenstelle der Österreich-Ungarischen Bank übernahm. Da die Geschäfte dieser Nebenstelle einen ungeahnten Umfang annahmen, eröffnete die Österreich-Ungarische Bank mit 1. November 1892 eine eigene Filiale in Tetschen, die im ersten Stock des Textilhauses Heller am Marktplatz 192 untergebracht war. Genau 20 Jahre später zog die Notenbank in ihr eigenes, neu errichtete Bankgebäude in Bodenbach, Zeughausstraße 7, um. Als erste große Commerzbank ließ sich 1892 die Böhmische-Eskompte-Bank mit einer Filiale in Tetschen nieder (Marktplatz 59), die nach dem Ersten Weltkrieg in Böhmische Eskompte-Bank und Kreditanstalt (Bebca) umfirmierte. Sie wurde 1938 von der Dresdner Bank übernommen, deren Filiale 1943 aus kriegsbedingten Gründen geschlossen wurde.

Vor dem Ersten Weltkrieg eröffneten in Tetschen folgende weiteren Bankinstitute: Kurz nach 1905 Filiale der Anglo-Österreichischen Bank, zuerst Bensner Gasse 80, dann Marktplatz 247 und schließlich nach der Umwandlung in Anglo-Tschechoslowakische und Prager Kreditbank in der Brückengasse 1091. Im Jahre 1938 wurde das Institut vom Aussiger Bankhaus Wolfrum & CO. übernommen. – Im Jahre 1885 errichtete das Spar- und Vorschuss Konsortium des I. Allgemeinen Beamtenvereins in Wien eine „Gruppe Tetschen“. Mit dem Zusammenschluss im Jahre 1918 hörte ihr Bestehen auf. – Vor 1914 hatte der zuvor schon in Bodenbach bankgeschäftlich tätig gewesene David Taußig in Tetschen, Bensner Gasse 80, ein Bank- und Wechselgeschäft eröffnet, das 1916 mit seinem Tode endete. – Im Jahre 1914 hatte sich auch der Wiener Bankverein in Tetschen niedergelassen. Seine Filiale wurde 1919 zunächst in den Allgemeinen Böhmischen Bankverein und schließlich in die Böhmische Unionbank in Bodenbach übergeführt.
Im Jahre 1920 entstand auf Initiative des nach adligen Bürgermeisters Friedrich Leinweber die genossenschaftliche organisierte Tetschner Volksbank. Sie befand sich zuerst in der Villa Klier, dann in der Villa Jordan am Sternplatz und wurde 1934 von der Kreditanstalt der Deutschen (KdD) als Zweigstelle übernommen; ihre Schließung erfolgte 1943 wegen des totalen Krieges.
Als Gründung des Bundes der Landwirte entstand 1923 die genossenschaftliche Deutsche Landbank. Ihre Geschäftsräume befanden sich – abgesehen von der Anfangszeit – in der Bensner Gasse 73. Sie errichtete Zweigstelle in Bensen, Herrnskretschen und in 13 anderen nordböhmischen Orten. Ihre Liquidität erfolgte 1936 und ihre Aktiven wurden an die Böhmische Hypothekenbank in Prag übergeführt. Nach 1922 bestand in Tetschen, Marktplatz 247, eine Expositur der Deutschen Agra- und Industriebank, Filiale Bodenbach. Sie wurde mit der Übernahme dieses Institutes durch die Deutsche Bank im Jahre 1938 aufgegeben.
Die in den 20er oder anfangs der 30er Jahre in Tetschen gegründete Zweigstelle des Zentralverbandes deutscher Genossenschaften in Böhmen wurde 1938 bis 1945 als Raiffeisenzentralkasse weitergeführt (Bergstraße 578).
In den 30er Jahren gab es in Tetschen als genossenschaftliche Kreditinstitute außerdem noch die Emag-Kreditgenossenschaft (Brückengasse 1093) sowie die Mittelständische Kleinbauern- und Gewerbevorschußkasse (Kreuzgasse 435).

Verkehr und Gastgewerbe, Sport

Eisenbahn

Die Stadt Tetschen erhielt ihren Anschluss an das Eisenbahnnetz im Jahre 1869, als die Böhmische Nordbahn den Betrieb von Bodenbach über Tetschen, Bensen und Böhmisch-Kamnitz nach Warnsdorfer aufnahm, der 1872 durch die Strecke von Bensen nach Böhmisch-Leipa ergänzt wurde. Im Jahre 1869 wurde auch das Zubringergleis gebaut, das bei der Nordbahn-Elbebrücke zum Tetschner Umschlagplatz abzweigte. Kaum fünf Jahre später erhielt Tetschen einen zweiten Bahnanschluss durch die rechtsseitige Elbtallinie. Sie ist ein Teil der in den Jahren 1872/73 von der privilegierten Österreichischen Nordwestbahn gebauten direkten Strecke von Wien nach Tetschen, die über Znaim, Iglau, Deutsch-Brod, Kuttenberg, Kolon, Nimburg, Lissa, Všetaty – Přívory, Melnik, Leitmeritz und Schreckenstein gelegt wurde. Der Nordwestbahnhof oder unteren Bahnhof, erbaut 1873, befindet sich parallel zu dem kleineren Nordbahnhof oder oberen Bahnhof. Seine rund 30 Gleise werden durch eine gut 200 m lange Fußgängerbrücke überspannt, der sog. „Schwarze Steg“. Schon 1874 wurde die 3 km lange Anschlussstrecke durch den Quaderbergtunnel und über die Elbebrücke zum Bahnhof Mittelgrund der kgl. sächsischen Staatsbahn geschaffen. 1880 erfolgte der Bau des ersten Schleppgleises durch denselben Tunnel zum Umschlagplatz Tetschen-Laube, den die Nordwestbahngesellschaft als Nachfolger der Prager Dampfschifffahrtsgesellschaft damals anlegte; 1892 wurde das zweite Schleppgleis am Bohemiafelsen entlang gelegt. Im Jahre 1943 verzeichneten die Tetschner Bahnhöfe täglich 48 ankommende und abfahrende Personenzüge einschließlich Schnellzüge.

Elbeschifffahrt

Die Schifffahrt auf der Elbe hatte für die Stadt Tetschen seit jeher große Bedeutung, wie u. a. die Nennung der Schifferberufe in den Steuerkatastern von 1654 und 1713 zeigte. Im Jahre 1763 gab es in den Elbeorten der Herrschaft Tetschen 29 größter und 28 kleinere, zusammen also 57 Kähne. Im Jahre des Abschlusses der Elbeakte (1822) waren 33 Kähne registriert. Die Schiffer der Stadt Tetschen waren an diesem Schiffsbestand zweifellos stark beteiligt. Es gab eine eigene Vorstadt der Schiffer und Fischer, doch lassen sich keine genauen Zahlen über den Anteil der Stadt am Schiffsverkehr nachweisen. Am 14.Juni 1838 erreichte das erste Personendampfschiff, die „Königin Marie“ – von Dresden kommend – Tetschen. Im Jahre 1842 begannen die planmäßigen Personenschifffahrten zwischen Dresden und Tetschen, die sich in den folgenden 100 Jahren zu einem bekannten Verkehrsmittel und Wirtschaftsfaktor entwickelten. Vor dem zweiten Weltkrieg verkehrten in den Sommermonaten 7 bis 8 Schiffskurse von Tetschen stromauf und stromab. Nach dem von der Prager Dampf- und Segelschifffahrtsgesellschaft der Schleppdampferverkehr zwischen Prag und Hamburg aufgenommen worden war, dauerte es noch lange, bis Tetschen einen eigenen Güterumschlagplatz erhielt.

Er wurde von der Gesellschaft, die schon seit 1822 durch ein Kontor in Tetschen vertreten war, im Jahre 1869 in Verbindung mit dem Bau der Böhmischen Nordbahn vor dem ehemaligen Elbtor bis herauf zum Schlossfelsen angelegt (450 m Kailänge, Güterumschlag 1928: 71.000 t). Nachdem Tetschen 1874 auch Anschluss an die Österreichische Nordwestbahn bekommen hatte, ließ diese Gesellschaft durch die Schwesterfirma Österreichische Nordwestdampfschifffahrt 1879/80 einen zweiten, größeren Umschlagplatz in Tetschen-Laube anlegen. Damit ist Tetschen-Laube seit vielen Jahrzehnten der größte Importplatz im Schiffsverkehr auf dem böhmischen Abschnitt der Elbe. Trotz dieser Spitzenstellung trifft die bisweilen geäußerte Meinung, der Güterumschlag in Tetschen-Laube habe quantitativ den Güterumschlag des österreichischen Seehafens Triest überstieg, nicht zu. Beim vorstehenden Vergleich liegt ein begriffliches Missverständnis vor. Laut Jubiläumsbericht zum 25jährigen Bestehen des Elbvereins, Aussig 1901, war der bei Herrnskretschen die böhmische Landesgrenze tal- und bergwärts überschreitende Güterverkehr größer als die Ein- und Ausfuhr des Hafens Triers. Die Quantitäten des grenzüberschreitenden Elbeverkehrs gelten verständlicherweise für den gesamten Elbeverkehr bei dem nur 10 km von der Grenze entfernten Laube (Güterumschlag und vorbeiströmender Verkehr), weshalb auch der dortige Elbeverkehr größer war als der Güterumschlag in Triest.

Diese zutreffende Aussage wurde versehentlich auf den Güterumschlag in Laube selbst übertragen und ist dann allerdings nicht mehr haltbar. Das analoge Missverständnis ist auch in Darstellungen über die Umschlagplätze in Aussig zu finden. Die Haupteinfuhrgüter in Tetschen-Laube waren Kopra (für die Margarinen Herstellung in den Centra-Werken in Krischwitz), Kolonialwaren (insbesondere durch die Importfirma Nosofsky & Fieber), Chilesalpeter, Düngemittel, Schwefelkies, Maschinen und Maschinenteile usw.; die Ausfuhrgüter waren insbesondere Holz, Zellulose Papier, Getreide, Hülsenfrüchte, Zucker, Obst, Porzellan, Glas und anderes mehr.

Spedition

Die Funktion Tetschens als bedeutende Verkehrsdrehscheibe zwischen Fluss und Schiene sowie als wichtiger Güterstabelplatz mit Verzollungs- und Transportaufgaben führte frühzeitig zur Niederlassung zahlreicher Speditionsfirmen. Die ältesten waren: Schenker & CO., Niederlassung Tetschen seit 1872, Heinrich Dörre sowie A. Thiel seit 1876. im Jahre 1883 bestanden in Tetschen außerdem folgende Speditionsgeschäfte: Lagerhausgesellschaft der Anglo-Österreichischen Bank (für die Österreichischen Nordwestbahn), Eschler & Müller (später Dinkelberg), Lüder & Tischer, A. L. Mende, Nitzschner & Sohn sowie S. A. Wasservogel. Im Jahre 1893 bestanden 14, im Jahre 1914 16, im Jahre 1921. 23 und im Jahre 1934 bereits 30 Speditionsfirmen. Infolge des Anschlusses an das Deutsche Reich und wegen der Kriegsverhältnisse Warndienste Zahl der Speditionen im Jahre 1941 auf 20 gesunken. Außer den schon genannten Firmen (Lagerhausgesellschaft Anglobank, Schenker & CO. Und A. L. Mende) waren folgende Speditionsfirmen langjährigste in Tetschen tätig: A. Blum & Popper, Brasch & Rothenstein (beide vor 1893 gegründet und bis 1938 bestanden), Tetschner Lagerhausgesellschaft gegr. 1894, Franz Behmel, Franz Kunert, Wilhelm Reinhart, Franz Ungermann (sämtliche vor 1914 gegründet und bis 1945 bestanden), Franz Buxbaum und Otto Spitz (beide vor 1914 bis 1938). Namhafte Speditionsfirmen, die nach dem Ersten Weltkrieg hinzukamen, waren beispielsweise: Ahne & Hasemann, Hermann & Teilnehmer, „Nieten“-Gesellschaft, Inh. Albert Kretschmer, Francesco Parisi (Triester Firma), Leo Schellmann sowie Füger & Purkert.

Autobusverbindungen

Für den Stadt-Autobusverkehr in Tetschen-Bodenbach sorgte seit 1910 das Elbestädische Verkehrsunternehmen Friedrich Leinweber (EVU), das den Pendelverkehr vom Marktplatz in Tetschen zum Bahnhof in Bodenbach im 5-Minuten Abstand durchführte. Außerdem wurden weitere innerstädtische Strecken in Bodenbach (siehe Bodenbach), ferner die Strecke von Tetschen über Altstadt und Krischwitz nach Politz sowie Gebirgsstrecke von Tetschen über Kalmswiese, Maxdorf nach Schneeberg-Eiland-Tyssa befahren. In den Jahren 1940/41 wurde die Umstellung der innerstädtischen EVU-Autobuslinien in Tetschen und Bodenbach auf elektrischen Obus-Verkehr projektiert, doch verhinderten die Kriegsereignisse die Ausführung des Planes. Außer den EVU-Linien bestanden von Tetschen aus folgende private Autobusverbindungen: Über Birkigt nach Hochdobern (Dobrankatal-Linie) sowie über die Zappenlanddörfer nach Herrnskretschen und über Windisch-Kamnitz nach Dittersbach (Keßler, später Stebich). Ab 1938 wurden Postautobusverbindungen nach Böhmisch-Kamnitz, Steinschönau und Haida und nach anderen Orten eröffnet.

Grenz- und Zollbehörden (Stand 1934)

Zollamt Bodenbach-Tetschen (Zentrale: Tetschen, Elbestraße 267) mit 6 Exposituren auf den beiden Bahnhöfen, auf den Umschlagplätzen Tetschen und Laube sowie am Postamt (Oberfinanzrat mit 29 Mitarbeitern); Reichsdeutsches Zollamt am Nordwestbahnhof (Oberzollinspektor mit 14 Mitarbeitern); Inspektorat der Grenzfinanzwache (Elbestraße 267, Oberinspektor mit 19 Mitarbeitern); Grenzpolizeiamt am Nordwestbahnhof; Expositur der reichsdeutschen Grenzgendarmerie am Nordwestbahnhof; Grenztierarzt.

Postamt

Die Stadt Tetschen hat seit 1835 ein Postamt. Es befand sich ursprünglich am Marktplatz im Haus des nochmaligen Hotels Post. Gemäß Adressbuch von 1883 war das Post- und Telegraphenamt in der Kirchgasse 360 (später Pilsner Bierstube) untergebracht. Im Jahre 1905 wurde das große Postamtsgebäude am Sternplatz errichtet.

Gastgewerbe

Entsprechend der überregionalen Bedeutung Tetschens als Verkehrs- und Touristenzentrum gab es 1942 in der Stadt samt der kleinen Ortschaft Laube 9 Hotels und 5 Gasthäuser mit insgesamt 325 Fremdenbetten, weitere 31 Restaurants und Speisehäuser, 5 Kaffeehäuser, 7 Kaffeestuben sowie 13 Konditoreien und schließlich eine Studenten- und Schülerherberge im Schützenhaus und später in der Mädchenschule mit 24 Betten und 20 Matratzenlagerplätzen.
Von den Hotels hatten 4 eine bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgbare Geschichte: „Stadt Prag“ mit kleinem Saal und Festsaal, in welchem bis Ende der 20er Jahre zahlreiche Bälle und Aufführungen stattfanden (Theater- und Musikbühne), Marktplatz 162/Ecke Kirchtorgasse, ist bereits 1511 als Schankhaus belegt, wurde 1840 Hotel, seit 1920 Vereinslokal der Gemeinde „Alttätschen“, 1928 bis 1938 im Besitz der tschechischen Sokoln, dann DTV (Pächter seit 1939: E. Denk). – Die „Krone“, früher auch „Goldene Krone“, Marktplatz 61, ist erstmals 1515 erwähnt, letzter Besitzer A. Stowasser. – Der „Silberne Stern“, früher auch „Beutliches Haus“, Marktplatz 4, ist seit 1518 urkundlich, wurde 1850 Hotel und als solches 1909/10 vierstöckig neu erbaut; es war eine Pflegestätte guter Konzert- und Tanzmusik; letzter Besitzer A. Faigl. – Das „Roß“, 1914 noch „Schwarzes Roß“ genannt, Kirchgasse 53, war seit 1540 ein vor den Stadtmauern gelegener Gasthof mit Stallungen.
Um 1840 kam das „Dampfschiffhotel“ dazu, Brückengasse 147, direkt an der Elbbrücke, bis 1879 ein Stück flussabwärts, nach 1928 Vereinslokal der Gemeinde Alttätschen; letzter Besitzer H. Rahnsch. – Vor 1883 entstanden ferner Rehnelt’s „Touristenheim“ und „Touristenhotel“, Brückengasse 260, letzter Besitzer R. Nowotny; „Zur goldenen Traube, anfangs lediglich Speisehaus, Bensner Gasse 65, letzter Besitzer F. Hurtig; „Grüner Baum“, anfangs Weinstube, Marktplatz 247, letzter Besitzer H. Nowotny und „Zur Post“, anfangs Café und Weinstube, Marktplatz 82, letzter Besitzer K. Schneider. Um 1933 wurde das Hotel „Lamm“, Schützenstrasse 979 gebaut, Besitzer S. Burgemeister.
Außerdem hatten zeitweise folgende Hotels bestand: Von etwa 1875 bis um 1910 „Hotel Ullrich“ oder „Hotel National“, Hansastraße 384 an der Elbe, sowie von vor 1883 bis kurz nach 1900 das „Hotel Ring“, Brückengasse 255 und Hotel „Zum goldenen Engel“, Bensner Gasse 63.
Von den Gasthäusern und Gaststätten konnten vier auf besonders langen Bestand zurückblicken, nämlich: „Zum Hirschen“, schon 1606 erwähnt, Fleischgasse 195 (J. Lorenz); „Zu drei Linden“, als Gestütschenke mit kleinem Saal, beim Meierhof Gomplitz 1750 erwähnt, ursprünglich nicht zu Tetschen gehörig, Gomplitzer Straße 581 (R. Werner); „Schützenhaus“, seit 1790 fast ständig von Pächtern bewirtschaftet, auch Fremdenzimmer, 1905 durch Anbau des zweiten, großen Saales mit Bühne und Galerie erweitert, wo zahlreiche Bälle, Konzerte, Gesang- und Vortragsveranstaltung des Tetschner Schützenvereins (letzter Pächter bis um 1938: Karl F. Münzen); „Zur guten Hoffnung „, auch Großpriesner Bierhalle genannt, Gasthaus seit 1819, Fleischergasse 237 (M. Thume).
Neben den schon genannten Hotels und ältesten Gasthäusern bestanden 1883 bereits folgende Gasthäuser: „Zur Eisenbahn“ oder „Zur Nordbahn“, mit Garten, seit 1870, Nordbahnstraße 48 (K. Schulz); „Restaurant Nordwestbahnhof“ mit Saal, in dem vor 1905 (Bau des Schützenhaussaales) Bälle, Musik- und andere Veranstaltung ein stattfanden, Bahnhofstraße 362-365 (E. Denn); „Bergwirtschaft“ am Quaderberg 724: seit 1870, ersetzt 1902 durch Blockhaus mit Veranda und Zimmern (langjähriger Wirt „Zappe Naz“, ein Teschner Original; Wirt 1942: M. Rott);

„Leitmeritzer Bierhalle“ mit Saal, Bühne und Zimmern

„Leitmeritzer Bierhalle“ mit Saal, Bühne und Zimmern, ursprünglich „Saazer Bierhalle“, Kamnitzer Straße 468 (R. May); „Goldenes Kreuz“ mit Zimmern, Kreuzgasse 31, seit 1867 (K. Jodel); „Hopfenblüte“ mit Zimmern, 1897 bis 1920 Vereinslokal der Gemeinde Alttätschen, Schiffgasse 177 (M. Wunsch); „Schwarzer Adler“, Kreuzgasse 31 (E. Schlögel); „Zum Flugrad“, ursprünglich „In der Laube“, Badegasse 58 (R. Ullrich); „Zum Schlachthof“, Nordbahnstrasse 49 (R. Kumpf); „Schlossparkrestaurant“ oder „Zum Häusl“, ursprünglich „Altdeutsche Weinstube“, Mühlgasse 43 (F. Tschirnstein); „Gambrinus“ oder „Zum König Gambrinus“, bis um 1939, Bensner Gasse 72 (J. König); „Leitmeritzer Bierhalle zum Elbschloss“, Schiffsgasse 181 und 218 (A. Süßmilch); „Deutsches Eck“, ursprünglich „Pilsner Bierstube“, Kirchgasse 360 (H. Walter); „Deutsches Haus“ 1920 bis 1938 „Český Dům“ oder „Národní dům“, Lange Gasse 124; „Hochquelle“, ursprünglich „Schenkquelle“, Kamnitzer Straße 321 (A. Humpe); „Annahof“, ursprünglich „Zum Kaiser Josef“, Annagasse 337 (L. Michel); „Neustädter Bierhalle“, ursprünglich Gasthaus Tattermusch, Spitzname „Totenschenke“, Kamnitzer Straße 389 (J. Zügele); Gasthaus Köhler, ursprünglich Dörre, Laube 9; „Waldesruh“, Rasseln 15 (J. Fritsche).
Weitere alte, vor 1883 gegründete Gaststätten stellten im Laufe der Zeit ihren Betrieb ein: „Zum goldenen Anker“, Marktplatz 190/Ecke Schiffsgasse; „Zur Wilhelmshöhe“, Goethestrasse 391 (beide nicht mehr 1909); „Libotschaner Bierhalle“, Nordbahnstrasse 441; „Zur Tanne“, Gartenstrasse 426; Bierausschank L. Zack, Bensner Gasse 63 (nicht mehr 1934); Bürgerstübl“, Bensner Gasse 332, Bezeichnung um 1930 übertragen auf die Gaststätte „Hölle“, Fleischgasse 234; „Laubenmühle“, Laube 1; „Zur Ziegelscheune“, Laube 21; „Zum Napoleon“, Marktplatz 194; „Drei Kugeln“; „Drei Karpfen“.
Vor 1909 bzw. kurz danach entstanden die Gaststätten „Zur Försterhöhe“ mit Saal und Bühne, Kamnitzer Straße 599 (M. Köhler); „Zur Alm“, ursprünglich „Zur Hochquelle“ mit Saal, Turnerstraße 397 Am Letten (J. Keßler); „Brüxer Bierstube“, Kamnitzer Straße 475 (A. Reiß); „Ratskeller“, Anton-Kern-Straße 510 (F. Porsche); „Zur Stadtgrenze“, Kamnitzer Straße 692 (Böhm Seff, bekannt durch seine Kartenkunststücke); „Zur Eiche“, Kamnitzer Straße 322 (A. Michel).
Zugänge nach dem Ersten Weltkrieg: Berggaststätte „Schützenhöhe“ seit 1925, Quaderbergweg 854 (E. Jäger) In den 1930er Jahren brannte das Restaurant „Schützenhöhe“ ab, das Gebäude wurde jedoch wiederhergestellt: Gastgeber Ignaz Zappe führte die Kneipe bis 1941 (bis zum Alter von 82 Jahren) und übergab sie mit ihrem Ehemann an seine Tochter. ; „Falkenhöhe“, Falkendorfer Straße 1032/Ecke Friedhofstraße (Wirt: Europa-Max); „Zum Sportplatz“, Auezeile 959 (K. Wendler); Selbstbedienungs-Automaten-Restaurant in den Kammerlichtspielen (Leinweberkino), Bahnhofstraße 765; Kino-Büffet im Invalidenkino, Brückengasse; „Ratskeller“ ursprünglich „Zum Schlosspark“, Kreuzgasse 24 (F. Götze).
Nachtlokale/Bars: Die überwiegend von Schiffern besuchten Nachtlokale in Tetschen waren: „Astoria“, ursprünglich „Zum Matrosen“, Elbestraße 268 (K. Blasche); „Rheingolddiele“, ursprünglich Gasthaus Illing, Obere Fischgasse 136 (E. Wegricht); „Lustige Klause“, ursprünglich „Gartenlaube“ und zeitweise „Nachtfalter“, Lange Gasse 151 (J. Wiedner); „Zur Börse“, ursprünglich am Marktplatz 194, dann Brückengasse 264 (K. Woblick); „Elbtor“, scherzhaft früher „Quarkschänke“, Elbestraße 228 (J. Milde) und „Alhambra“, ursprünglich „Zum Weinbrunn“, Kamnitzer Straße 512.
Mit Ausnahme der letztgenannten Bar waren alle bereits vor 1883 als einfache Gaststätten entstanden.
Weinstuben: „Lindenhof“, Kreuzgasse 28; „Schlossweinschenke“, Schlossbezirk 21 (beide vor 1883 gegründet); „Hölle“, 1874 gegründet, um 1930 umbenannt in „Bürgerstübl“, Fleischgasse 234; „Hein“, um 1900 gegründet, Brückengasse 254.
Kaffeehäuser: Die bestrenommierten alten Kaffeehäuser Tetschens waren: „Café Zentral“, Bahnhofstraße 402 (langjährig Deutschmann, dann J. Herzig); „Café Columbus“, scherzhaft wegen des schmalen Gebäudes „Café Handtüchl“ genannt, Kirchgasse 69; „Café Hein“, Brückengasse 254; „Ringkaffee“, ursprünglich Café „Grüner Baum“, Marktplatz 247, und „Café Pohl“, Bahnhofstraße 402. Mit Ausnahme des letztgenannten bestanden sämtliche Kaffeehäuser schon 1883.
Von den Konditoreien oder Zuckerbäckereien galten als führend F. Hein, J. Herzig, M. Netahlik, K. Pohl und R. Überall. Seit den Enddreißiger Jahren waren bei der Jugend u. a. die Konditoreien mit Eisdielen A. Nemec und F. Kurnoth beliebt.

Sportanlagen

Turnhalle und Turnplatz des Deutschen Turnvereins DTV Tetschen; Turnplatz des Arbeiter-Turnvereins auf der Försterhöhe, im Winter dort auch Eislaufplatz („Schleifplatz“); tschechischer Sportplatz „Slovanka“ (seit den 30er Jahren); städtischer Turn- und Sportplatz „Auekampfbahn“ mit Tribüne; städtischer „Jugendspielplatz“ bzw. im Winter Eislaufplatz („Schleifplatz mit Konzertschleifen“); Fußballplatz des DFK Tetschen; mehrere private Tennisplätze der Tennisgesellschaft Kaiser in der Lausitzer Straße; Turnhalle des Gymnasiums und der Mädchenschule sowie – seit etwa 1935 – auch der tschechischen Schule;

Elbebadeanstalt unterhalb des Tetschner Umschlagplatzes (1858 bis in die 30er Jahre); Badeanstalt am Schlossteich (seit den 20er Jahren); städtische Hallenbad seit 1908; Schießstand des Schützenvereins seit 1925 auf der Schützenhöhe. Kurz vor der Jahrhundertwende ist eine Tetschen-Bodenbacher Gruppe bei der bergsteigerischen Erschließung der Sächsischen Schweiz tätig gewesen. Es handelt sich um die Erstbesteigungen des Bloßstockes im Affensteingebiet am 28. Mai 1899, der Brosinnadel und der Rohnspitze. Der Bloßstock hat Schwierigkeitsgrad V und gehörte zu den markantesten und schwierigsten Elbsandsteingebirgsrouten des 19. Jahrhunderts. Beteiligt waren in erster Linie Heinrich Wenzel und Robert Püschner, Tetschen, sowie Fritz Gerbing jun., Bodenbach. Nach Heinrich Wenzel sind die „Alte Wenzelwand“ beim Prebischtor und die „Neue Wenzelwand“ im Heringsgrund benannt.

Pfarrei, Matriken, Kirchen

Römisch-katholische Gemeinde

Die Pfarrei Tetschen ist die älteste des Tetschner Gebietes. Bereits in der alten Marktsiedlung südlich des Burgfelsens bestand wahrscheinlich schon im 10. Jahrhundert eine Marienkirche („Zu unserer lieben Frau“). Sie wurde durch die Hochwasserkatastrophen, welche die Verlegung der Siedlung veranlasste (1187 oder um 1250), zweifellos stark in Mitleidenschaft gezogen, scheint aber trotzdem wieder instand gesetzt worden zu sein. Dafür spricht, dass sie im Jahre 1389 von Johann (II.) von Wartenberg bestiftet und dass ein eigener Geistlicher (Benefiziat) eingesetzt wurde, dessen Gehalt zu einem Fünftel vom Gut Slawik und zu vier Fünftel vom Dorf Deutsch-Kahn aufgebracht werden musste. Erst aus dem Jahre 1568 wurde berichtet, dass das Kirchengebäude profanisiert wurde (Verwendung als Getreidestadel), und bald nach 1572 scheint es weggerissen worden zu sein. In der Schätzung der Herrschaft Tetschen von 1581 ist „Unser lieben Frauen Wiese“ als Nutzung aufgeführt. Vom 17. bis ins 20. Jahrhundert erinnert eine Marienstatue an der Mauer des Schlossparkes („Frauenwiese“) an das ehemalige Gotteshaus.
Bald nach der Anlegung der deutschrechtlichen Stadt Tetschen (um 1250) dürfte der Grundstein zur neuen Kirche St. Wenzel als Pfarrkirche gelegt worden sein. Sie blieb bei der Stadtplanung und später stets außerhalb des Stadtmauerrings. Auf diese neue Kirche bezog sich aller Wahrscheinlichkeit nach die 1372 erwähnte Stiftung eines zweiten Altares mit einem deutschen Prediger, der ursprünglich vom Paulushof in Obereulau, ab 1406 von Königswald und später von den Erträgen der Dechanteiwiesen in Tetschen zu erhalten war. Der Name Wenzelskirche erscheint allerdings erstmalig im Jahre 1413. Die Höhe des Papstzehents der zum Dekanat Böhmisch-Leipa gehörenden Pfarrei Tetschen, der 1352 und in den folgenden Jahren 30 Groschen halbjährlich betrug, lässt auf das Bestehen eines vollausgebauten städtischen Pfarrsprengel schließen. Das Pfarrwidum wirkt mit seinen 17 Strich Acker (gemäß dem Dominikalkataster 1756) dagegen allerdings klein, jedoch ist dies bei städtischen Pfarrgründungen nichts Ungewöhnliches. Im Jahre 1449 war Johannes von Luttitz Pfarrer in Tetschen (Verwandter des seinerzeitigen Besitzers des Gutes Markersdorf). Etwa Mitte des 15. Jahrhunderts bis vor 1480 soll ein Kloster gegenüber der Wenzelskirche bestanden haben. Im Jahre 1492 wurde die Kirche vergrößert, neu geweiht und gleichzeitig das zweite Patrozinium St. Blasius verliehen.
Mit dem Jahre 1559 trat der bis dahin letzte katholische Pfarrer Tetschens, Martin Laurentius, ab und es folgten bis 1625 lutherische Pastoren, von denen Andreas Seyfert, Gabriel Stange, Fabian Starck, Martin Boreck, Thomas Crusio und Urban Killer namentlich überliefert sind. Nach einer zehnjährigen Periode ohne geregelte Seelsorge wurde 1615 erstmals wieder ein katholischer Pfarrer in Tetschen eingesetzt, womit die Rekatholisierung ihren Anfang nahm. Es war der Benediktiner Johannes Reckma, ein gebürtiger Niederländer, der – mit einigen Unterbrechungen während der Schwedenkriege – bis 1652 Pfarrer in Tetschen war. In der Folgezeit wirkten bis 1685 zwecks Durchsetzung der Gegenreformation mehrfach Komotauer Jesuiten in der Pfarrei Tetschen. Von dieser aus wurden zeitweise auch die Sprengel mehrerer Nachbarpfarreien mitbetreut, die seinerzeit vakant waren, insbesondere Rosawitz mit Schönborn, Neschwitz mit Tichlowitz, Eulau und Königswald.
1702 wurde die damals mildem Pfarrer Michael Koch besetzte Stadtpfarrei Tetschen zum Dekanat erhoben. (Die Reihe der Dechante seit dieser Zeit ist lückenlos bekannt). Bedeutende Dechante waren u. a.: Georg Friedrich Josef Freiherr Wilczek von Gutland und Hulzin (1741-1771). Wenzel Leopold Chlumczansky von Prestawlk (1779), welcher 1802 Bischof von Leitmeritz und später Erzbischof von Prag wurde (ver.1830), die gebürtigen Tetschner Karl Pompe (1778-1809) und Konrad Pohl (1864-1883) sowie der um die 200-Jahr-Feier der Kreuzkirche verdient gewordene Kropsbauer (1883-1909). – Die letzten deutschen Dechante in Tetschen waren Josef Usler (ab 1910) und Theodor Trompeter (bis 1945).
Im Verlauf des 18. Jahrhunderts – als die den Dekanaten übergeordneten Vikariate eingerichtet wurden – war Tetschen zunächst beim Leipaer, dann beim Böhmisch-Kamnitzer bzw. Aussiger Vikariat, bis 1912 in Tetschen ein eigenes Vikariat eingerichtet wurde. Dieses umfasste das Gebiet des Gerichtsbezirk Tetschen zuzüglich der Pfarreien Güntersdorf und Höflitz vom Gerichtsbezirk Bensen. Bezirksvikar war der jeweilige Tetschner Dechant bzw. Erzdechant.
Der Sprengel der Pfarrei Tetschen umfasst die Stadt Tetschen mit Laube, Altstadt, Bachelsdorf, Birkigt, Falkendorf, Kolmen, Krischwitz, Liebwerd, Losdorf, Mariannaburg und Stabigt. Bis 1702 gehörte auch Niedergrund dazu und in der Zeit der Gegenreformation vorübergehend selbst die großen damaligen Pfarrsprengel von Eulau, Königswald, Neschwitz und Rosawitz.
Die Tauf-, Trau- und Sterbematriken der Seelsorge Tetschen sind durchwegs seit 1596 erhalten und gehören damit zu den ältesten des gesamten Kreisgebietes.
Marienkirche: Über das Aussehen dieser ältesten Pfarrkirche „Zur unserer lieben Frau“ ist nichts Näheres überliefert, doch muss es sich um einen zumindest teilweise stabilen Steinbau gehandelt haben, denn das Gebäude bestand trotz der Hochwasserkatastrophen weiter bis um 1572. Die Mauersteine sollen damals teilweise beim Umbau des Schlosses verwendet worden sein.
Kirche St. Wenzel und Blasius: Auch über das Aussehen des ältesten Kirchenbaues, der 1310 vollendet wurde, ist nichts überliefert. Durch den Um- und Erweiterungsbau von 1492 erhielt die Kirche sicherlich gotische Formen und ein recht beträchtliches Ausmaß. Aus der Zeit der Bünauer ist überliefert, dass sich in der Wenzelskirche eine herrschaftliche Gruft befand und dass sich dort Grabsteine der beigesetzten Herren von Wartenberg und von Bünau befanden. Aus Abschriften der Grabtafeln ist ersichtlich, dass die älteste die der 1502 verstorbenen Anna von Wartenberg war. Im Jahre 1642 wurde die Kirche von den Schweden ausgebrannt, aber bereits um 1650 wiederinstandgesetzt. Dabei scheint die Inneneinrichtung im Barockstil neu gestaltet worden zu sein, wie aus Beschreibungen der Kirche von 1711 und 1741 hervorging. Unter anderem gab es ein herrschaftliches Oratorium, doppelte Chöre mit eigener Platzordnung für Männer, Frauen und Jugendlichen. Gegenüber dem Oratorium befand sich eine kunstvolle Darstellung der gräflichen Thun`schen Genealogie, und die Sakristei war mit bedeutenden Bildhauer- und Stuckarbeiten geschmückt, die das letzte Gericht und die Auferstehung darstellten; dazwischen waren Bünauer Wappen angebracht. Beim Stadtbrand von 1749 wurde die Wenzelskirche mit allen Kunstschätzen vernichtet. Zwar kam es schon 1754 bis 1787 zum Wiederaufbau, doch erfolgte keine Neuweihe, sodass das Gebäude bis 1826 leer stand und dann bis 1873 von der Prager Dampfschifffahrtsgesellschaft als Magazin benutzt wurde. Erst 1878 – nachdem das beschädigte Bauwerk mit großen Opfern seitens der Bürgerschaft saniert worden war (20.000 fl) – erfolgte die Neukonsekrierung. Eine nochmalige Renovierung wurde 1931 vorgenommen und dabei die Orgel der damals aufgelaufenen Schlosskapelle sowie eine Zentralheizung eingebaut. Von 1933 bis 1938 wurde die Kirche von dem daneben neu errichteten Jesuitenkloster betreut.


Die Wenzelskirche weist einen dem 18. Jahrhundert entsprechenden Stil auf. Das Innere ist in drei verhältnismäßig schmale Schiffe geteilt, von denen die Seitenschiffe verkürzt sind und Tribünen im Obergeschoss haben. Seitenkapellen, u. a. Judas Thaddäus mit Hl. Grab sind vorhanden, der Chorabschluß ist halbkreisförmig, das Tonnengewölbe mit Simsen verziert. Über dem Westsektoren Haupteingang erhebt sich der Vierkantturm mit birnenförmiger Kuppel. Die ornamentalen Fenster weisen Erinnerungsembleme in schönen Farben auf. Eine über dem Hauptportal angebrachte marmorne Chronogramm-Tafel gibt über die Entstehung und Restaurierung der Kirche Auskunft. Der in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts angekaufte hölzerne Hochaltar entstammt der 1872 abgetragenen, alten Weißgerberkirche St. Othmar in Wien, III. Bezirk (Nähe Radetzky-Platz). Das Altarbild – von dem aus Tetschen gebürtigen Dresdner Hofmaler Anton Kern – zeigt Maria mit Kind, St. Wenzel und St. Blasius und darunter Schloss und Stadt Tetschen; es nimmt somit eindeutig Bezug auf die Stadtgeschichte. Ein weiteres Pietabild ist von J.P. Monitor. Eine schwarze Muttergottesstatue stammt aus der Zeit von 1749.

Kreuzkirche

Nach der Sage wurde das erste Kreuzkirchlein um 1400 von Johann von Wartenberg zum Dank für die Errettung aus Todesgefahr errichtet. Die älteste urkundlichen Erwähnungen des Kirchleins „außen vor der Stadtmauer neben dem Kreuztor“ stammen von 1478, 1530 und 1587. Der Bau der jetzigen Kirche „zum hl. Kreuz“ oder richtiger „Kreuzerhöhung“ stammt aus den Jahren 1685 bis 1691 und wurde vom Salzburger Erzbischof Johann Ernst von Thun, dem Bruder des damaligen Tetschner Herrschaftsbesitzers Maximilian Graf von Thun, geweiht.
Das Spätrenaissance-Bauwerk, dessen Typ sich in stark verjüngtem Maßstab an den Salzburger Dom St. Rupert und St. Virgin bzw. an dessen italienische Vorbilder anlehnt, wurde von Johann Santin Aichel (G. Santini) erbaut. Als Fundament dienten die Ausläufer des Schlossfelsens, wie eine lateinische Inschrift auf der hinteren Außenwand der Kirche besagt „Hunc lapidem ab ipso naturae authore ita collocatum in primarium huius ecclesiae solenni ritu benedixit Johannes Ernestus ex comitibus de Thun. Archiepiscopus et Princeps Salisburgensis Sanctae Sedis Apostolicae Legatus & c. XV. Augusto MDCXCI“ (Freie Übersetzung: Die Natur hat diesen Felsen hierhergestellt. Johann Ernst Graf von Thun, Fürsterzbischof von Salzburg, Gesandter des Hl. Stuhles, hat diese Kirche am 15.August 1691 feierlich eingesegnet). Die Kirche hat drei, durch mächtige Pfeiler getrennte Längsschiffe und ein Querschiff, über deren Kreuzung sich die Kuppel wölbt. Die Schiffe sind Tonnengewölbe, haben Simse und Tribünen. Ein durch Glasfenster abgetrennter Teil der Empore war für den Patronatsherrn bestimmt und ist mit dem Schloss durch einen gedeckten Gang verbunden. Die nach Westen schauende Hauptfront ist durch sechs hohe Pilaster untergliedert. Links vom Portal ist die Statue der hl. Veronika mit dem Schweißtuch und rechts die der hl. Magdalena, auf der Attika über dem Sims das Standbild der hl. Helena mit dem Kreuz, zu beiden Seiten Engel mit den Leidenssymbolen. Zwei achteckige Türmchen ergänzen die Fassade. Über dem Portal die Wappen der drei Gemahlinnen des Grafen Maximilian Thun; in der Mitte das fürstliche Lichtenstein`sche, links das gräflich Londron`sche und rechts das gräfliche Preysing`sche Wappen. Darüber das Thun`sche Wappen und weiter oben das des Erzbischofs Johann Ernst mit sechs Feldern, davon die vier unteren Thunisch, die zwei oberen Salzburgisch. Darunter die Inschrift: „Johannes Ernestus D. G. Archiepiscopus et Princeps Salisburgensis Sedis Apostolicae Legatus natus hanc ecclesiam consecravit MDCXXI“ (Johann Ernst durch Gottes Gnade Erzbischof und Fürst zu Salzburg, des Apostolischen Stuhles geborener Legat, hat diese Kirche geweiht 1691).
Die kunstvolle Wand- und Deckenfresken im Kircheninneren schuf Josef Cramolin um 1790. Sie stellen durchwegs Kreuzlegenden dar. Das Gemälde der Abschlusswand des rechtwinkligen Presbyteriums zeigt Jerusalem und die das Kreuz umgebende Wache, darüber schwebende Engel mit den Leidenswerkzeugen und ganz oben Gott Vater mit der Weltkugel. Es wird irrtümlich meist als „Sauls Berufung“ bezeichnet, wozu der römische Wachhauptmann zu Pferd Anlass gibt. Die Szene im Kirchenschiff stehen in Beziehung zum Titularfest Kreuzerhöhung.
Der Hauptaltar hat einen Unterbau in Stuckmarmor von Johann Peter Palliari ( ver. Prag 1742) und ein 8 m hohes Marmorkreuz von 1689, in welches das Holzkreuz der alten Kirche eingefügt ist. Zur Seite des Kreuzes stehen in grauen Marmor die Statuen der hl. Maria und des Apostels Johannes. Ursprünglich war auf dem Altar der Evangelienseite das Bild „Die Verkündung des Erzengels Gabriel „, umrahmt von den bildlichen Darstellungen der fünfzehn Geheimnisse des Rosenkranzes. Der Epistelseitenaltar trug das Bild „Die schmerzhafte Mutter Gottes“ von Karel Škréta, das beim Stadtbrand 1749 vernichtet und durch ein analoges Werk von Benedikt Kern ersetzt wurde. Auf diesem Altar sind die Reliquien des hl. Severin aufbewahrt, die 1688 von vier Tetschner Bürgern aus Rom nach Tetschen verbracht wurde. Die Kanzel (1729) stammt von Josef Fischer, Leitmeritz, die erste Orgel (1787) aus der Jesuitenkirche in Leitmeritz. Sie wurde 1891 durch eine neue ersetzt mit 26 Registern der Fa. Gebr. Rieger aus Jägersdorf.
In der Kirchengruft befinden sich seit dem Abbruch der Loreto-Kapelle auf dem Marktplatz (1885) mehrere Särge Thunscher Familienmitglieder. Nachdem sie ursprünglich als reine repräsentative Schlosskirche gedacht war und seit dem Stadtbrand von 1749 die Pfarrgottesdienste hierher verlegt werden mussten, wurde die Kreuzkirche ab 1826 endgültig Pfarrkirche von Tetschen.
Das Pfarreigebäude wurde 1883 gebaut; es befindet sich in der Kreuzgasse 25 / Schlossbezirk 12.

Kapellen

Maria-Schnee-Kapelle: Sie ist direkt an die Kreuzkirche und an die Mauer der Schlossauffahrt angebaut. Die Kapelle mit trapezförmigem Grundriss soll sich einst am Friedhof beider Wenzelskirche befunden haben und nach dem Stadtbrand von 1749 aufgenommen bekannten Platz verlegt worden sein. Diese Kapelle erlangte erst in den Jahren 1751/52 ihre Bedeutung als Gnadenstätte, nachdem das von Papst Benedikt XIV. gesegnete Marienbild Tetschens gekommen war. Das Tabernakel entstammt der ehemaligen Loreto-Kapelle. Anlässlich des Maria-Schnee-Festes konnte vom 8. bis 15. August gewallfahrt werden. Es wird von zahlreichen seither erfolgten Heilungen und Genesungen berichtet. Die Kapelle wurde 1810 restauriert. Eine holzgeschnitzte Figur „Christus am Kreuze“ soll aus gotischer Zeit stammen.
Mariahilfkapelle: Diese – möglicherweise auf eine Stiftung von 1425 zurückgehende – Kapelle wurde 1728 neben dem sogenannten Bauernfriedhof erbaut und gehörte zum Hause Nr. 60 am Marktplatz. Sie diente bis 1864 als Friedhofskapelle für die nach Tetschen eingepfarrten Landgemeinden und war stets die dritte Station bei den Fronleichnamsprozessionen. Im Jahre 1927 wurde sie neben die Wenzelskirche versetzt. Sie besitzt eine Kuppelwölbung, schöne Stuckateuren und eine Nachbildung des Prager Jesuleins auf einer Konsole über dem Eingang.
Anna-Kapelle: Diese Barockkapelle wurde von Georg Petran erbaut. Sie befand sich ursprünglich seit 1730 nahe der Stadt im Osten (später Ecke Anngasse/Ecke Turnerstraße). Im 20. Jahrhundert wurde sie an die Nordseite der Wenzelskirche übertragen.
Fockens Kapelle: Diese 1750 im Niedertempel errichtete, zu Haus Nr. 61 am Marktplatz gehörende Kapelle steht am alten Weg nach Losdorf. Lorettas-Kapelle in Laube: Seit 1833 bezeugt. Hauskapellen befanden sich im Töchterpensionat und im Krankenhaus (beide betreut seit 1900 von den Schwestern der christlichen Lieb), in der Kinderkrippe am Theodor-Körner-Platz (Barmherzige Schwestern seit 1886, in der ehemaligen Thunschen Armenversorgungsanstalt „Spittel“ (seit 1646), im Haus Kreuzgasse 13 (Schwestern der Congregation hl. Kreuz) und im Haus Theodor-Körner-Platz 9, an dessen Stelle sich möglicherweise das alte Pfarrhaus der Wenzelskirche befunden hatte (Kapelle im Garten an der ehemaligen Stadtmauer).
Ehemalige Loreto-Kapelle: Unter dieser Bezeichnung befand sich von 1668 bis 1885 freistehend auf dem Marktplatz, von einem Kranze von Pappeln umgeben, die Grabkapelle der Grafen Thun. Sie war eine Nachbildung der Kapelle Santa Casa Der hl. Maria zu Loreto. Nach ihrer Abtragung befinden sich Teile davon seit 1903 als „Loretoblick“ im Stadtpark und die schöne Supraporte an einem Nebengebäude des Schlosses in Eulau (siehe Eulau).
Ehemalige Schlosskapelle St. Georg: Das Bestehen dieser Kapelle ist seit der Wartenberger Zeit bezeugt; wahrscheinlich entstand sie beim Schlossumbau 1370. Im Jahre 1790 wurde sie innerhalb des Schlosses verlegt und 1930 aufgelassen. Sie enthielt ein Altargemälde „St. Georg“ von Bergler und zeitweise das Gemälde „Der Tetschner Altar“ oder „Das Kreuz im Gebirge“ von Caspar David Friedrich. Ehemalige Kleinsche Kapelle: Diese war 1740 östlich der Stadt erbaut worden und verschwand 1873 bei der Abgrabung der Flur „Beutliche Höhe“, als dort die Gleisanlagen der Österreichischen Nordwestbahn angelegt wurden. Niederlassung der Gesellschaft Jesu (Jesuitenorden): Neubau 1933 mit Kolleg für Ordensnachwuchs (Noviziat) und mit Wohnheim (Konvikt) für annähernd 20 Schüler. Dadurch wurde die Wenzelskirche mit 3.September 1933 zur Klosterkirche. Nach dem Anschluss im Jahre 1938 wurde die Ordensniederlassung aufgehoben.
Kirchenfeste: St. Wenzel (28. September), St. Blasius (3. Februar), Kreuzerhöhung (14. September), Maria Schnee (8. August). Gelöbnistag: St. Abdon (31. Juli) zur Erinnerung an den Stadtbrand im Jahre 1749.

Friedhöfe

Seit Bestehen der Wenzelskirche befand sich der Friedhof stets in unmittelbarer Nähe der Kirche. Von 1595 ist überliefert, dass ein neuer „Gottesacker“ seitlich des alten hergerichtet und mit einer Mauer umgeben wurde. Erwartet der gleiche, welcher 1748 mit einem Kreuzweg versehen und 1781 erweitert worden war. Die Beerdigungen aus den eingepfarrten Dörfern erfolgten ab 1778 auf einem nordwestlich davon gelegenen sogenannten Bauernfriedhof (später Schützenstraße). Ein Pestfriedhof aus der Zeit der Wartenberger befand sich östlich der Wenzelskirche jenseits der Flur „Alte Plümpe“ (später Gartenstraße). Im Jahre 1856 erhielt die Pfarrgemeinde auf der Flur Weinbrunn östlich oberhalb der Stadt an der Turnerstraße einen neuen Friedhof in schöner Lage. Dieser wurde 1925 abgelöst von einer großzügigen Friedhofsanlage mit moderner Einsegnungshalle 3 km östlich der Stadt an der Grenze zur Ortschaft Falkendorf, daher sogenannt „Falkendorfer Friedhof“. Der Plan, die alte Beerdigungsstätte mit ihren vielen kunstvollen Grabsteinen und Grüften zu einer parkartigen Ehrenstätte umzugestalten, wurde durch die Ereignisse des Jahres 1945 zunichtegemacht. Im Ortsteil Tetschen-Laube war nach dem Ersten Weltkrieg ein eigener Friedhof angelegt worden. Auch die eingepfarrten Dörfer hatten z.T. seit der Jahrhundertwende ihre eigenen Friedhöfe.

Statuen, Wegekreuze u. a.

Hervorzuheben sind: die Statute Maria Empfängnis an der Außenmauer des Schlossparkes Frauenwiese zur Erinnerung an das älteste Siedlungsgebiet von Tetschen; Statue des hl. Donatius von etwa Mitte des 17. Jahrhunderts am Schlossplatz und unmittelbar gegenüber kleiner Wegekapelle an der Stadtmauer zwischen Schlosstor und Tor der Lange Fahrt; sogenannte „Habenkreuz“, ursprünglich an der Elbe und seit etwa 1880 in der Ecke zwischen der Kreuzkirche und der Langen Fahrt; je 1 Pestsäule von 1672 am Quaderbergabhang nahe der Tschirtenhochbehälter und (seit 1911) in der Schillerstraße; gotische Marienfigur im ersten Stock der Ecke des Hotels „Stadt Prag“; ehedem eine Statue Maria Himmelfahrt am Hause Marktplatz 60; Ecce-Home-Heiligtum am Quaderberghang; sogenannte Langecker-Kreuz am Quaderberg nahe dem Steinbruch zum Gedenken an den 1701 dort zu Tode gekommenen Thunschen Forstmeister Franz Langecker; Franz-Xaver-Statue, ursprünglich in der Kamnitzer Straße, dann im Garten des Töchterpensionat an Stelle einer früheren Jeremiasstatue.

Altkatholische Gemeinde

Obwohl sich bereits 1901/02 eine eigene altkatholisch Seelsorge in Tetschen und Bodenbach konstituiert hatte, erhielt diese erst 1910/11 die staatliche Anerkennung als Filiale der Pfarrei Schönlinde. Im Jahre 1921 wurde die selbständige Pfarrei Tetschen-Bodenbach errichtet, zu der bis 1927 die Filialgemeinde Schwaz bei Brüx sowie Orte der Komotau-Kaadener Gebietes gehörten. Als altkatholische Geistliche waren in der Pfarrei Tetschen-Bodenbach tätig: Anton Maschek 1914 bis Anfang 1919, Josef Johne Frühjahr 1919, Alois Paschek Sommer 1919bis 1922 (später Bischof), Eduard Gnendinger kurzzeitig 1922; Franz Billich Mai 1927 bis Juni 1931 und Eduard Jech 1934 bis 1945. Das Büro der altkatholischen Pfarrei befand sich in der Fleischgasse 209; sie betreute zuletzt rund 700 Gläubige. Der Gottesdienst der Altkatholiken fand durch Jahre abwechselnd in Tetschen (Hotel Stadt Prag) und in Bodenbach (Hohes Haus oder evangelisch-lutherische Kirche) statt. Um 1929 fand auf Tetschner Seite die Verlegung in den Festsaal der Bürgerschule statt, wo durch Bischof Paschek die erste altkatholische Firmung in Tetschen stattfand.

Altkatholische Christus-Kirche

Im Jahre 1934 wurde eine eigene altkatholische Kirche erfunden, damit ein schon 1911 entstandener Plan verwirklicht; die Entwürfe und die Ausführung oblagen dem Bodenbacher Baumeister Rudolf Kleinpeter. Die Weihe dieser in den Bohemia-Anlagen schön gelegenen Christus-Kirche nahm am 24. Juni 1936 der Bischof Paschek vor. Die Spenden für den Kirchenbau stammten nicht nur von heimischen Stiftern, sondern kamen u. a. aus Bern (Frauenverein), Zürich, Allschwil, Möhlin, Rheinfeldern, Egmond an Zee usw., wie die Messingblättchen an den Bänken bezeugen. Infolge seiner hellen Mauern wirkt das inmitten hoher Bäume stehende Kirchlein in seinem modernen Baustil recht stattlich. Der Tetschner Bildhauer Ernst Finke schuf und spendete die Christus-Statue für den Hochaltar; ihr Vorbild ist die Warnsdorfer Christus-Statue. Die Bänke im Kirchenschiff bieten 200, die Emporen weiteren 40 Personen Platz. Im Kirchturm befanden sich zwei Glocken.

Schulwesen

Älteste Zeit – Die früheste Nachricht über eine Schule in Tetschen stammt von 1422. Gemäß der Jaksch Schneider `schen Stiftungsurkunde erhielt der Schulmeister eine Bezahlung von 20 böhmischen Groschen jährlich. Im Jahre 1560 waren zwei Lehrer in der in Willmauers Haus befindlichen Schule tätig. Sie wurde 1605 in der Vorstadt gegenüber der Wenzelskirche verlegt, und ein Jahr danach wurde eine eigene Mädchenschule eröffnet.
Schulmeister waren damals u. a.: 1560 Valten Richter, 1591 Johann Glaubitius, 1605 Urban Killer. Ende des 17. Jahrhunderts wird vom Schul- und Chor-Rektor Valentine Fleck berichtet, dem 1704 Ignaz Hoffmann folgte. Im Jahre 1756 waren an der Tetschner Schule ein Rektor und ein Kantor tätig.
Bis Anfang des 19. Jahrhunderts war die Tetschner Schule unverändert zweitklassig, ab 1824 wurde sie dreiklassig, dann vierklassig mit der Bezeichnung Hauptschule (ab 1856), die außerdem eine Mädchenklasse umfasste. Dieser Ausbau war möglich, da Tetschen 1846 an Stelle des Vorstadthauses ein neues Schulgebäude in der Rathausgasse / Ecke Kreuzgasse erhalten hatte (ab 1871 als Stadthaus verwendet). Schon 1836 war der damalige Rektor Anton Hicke zum „Musterlehrer“ ernannt und die Anstalt zur „Musterschule“ erklärt worden. Mitte des 19. Jahrhunderts setzten in Tetschen die Planungen zur Gründung einer höheren Realschule ein. Als erste hatten 1848 der Kaufmann Johann Pompe und dessen Ehefrau Theresia 14.000 fl (Gulden) gestiftet, denen Graf Franz Anton Thun mit ebenfalls 12.000 fl und zahlreichen weiteren Wohltätern folgten.

Schulwesen Entwicklung 1871 bis 1918

Im Jahre 1871 war das für die Realschule vorgesehene Gebäude auf dem Schulplatz fertiggestellt, jedoch dort zunächst die neu gegründete Knabenbürgerschule und die bisher verlegte Knaben- und Mädchenvolksschule sowie ab 1871 die Mädchenbürgerschule untergebracht worden. In die gleiche Zeit fiel die Einrichtung folgender weiterer Schulen, 1871 Fachschule für Handelslehrlinge, 1872 gewerbliche Fortbildungsschule des Tetschner Gewerbevereins, 1873 Bachheibelsche Fabrikschule, 1872 kunstgewerbliche Fortbildungsschule, besonders für die Siderolitbranche (1892 aufgelassen und teils in die Glasfachschule Steinschönau übergeführt), 1876 Privat-Kindergarten, 1879 Schifferschule des Aussiger Elbvereines, 1893 Handwerkerschule. Fast alle diese Institutionen hatten in dem vorgezeichneten geräumigen Gebäude mit seinen etwa 20 Unterrichtsräumen Platz gefunden. Mit steigender Bevölkerungs- und Schülerzahl erwies sich seit den 90er Jahren der Bau weiterer Schulhäuser als notwendig.
So entstanden ebenfalls am Schulplatz 1893 ein zweites Gebäude für die Knaben-Volks- und Bürgerschule samt Fortbildungsschulen und 1900 ein drittes Gebäude für die Mädchen-Volks- und Bürgerschule sowie in der seinerzeitigen Kaiser-Franz-Joseph-Straße und späteren Richard-Wagner-Straße 1906 ein Neubau für die Handwerkerschule.
An der Mädchenbürgerschule wirkte viele Jahre der Fachlehrer Friedrich Laube (* Altstadt 1877, † Tetschen 1938), der durch sein Lehrbuch der Naturlehre, durch die Idee der Arbeitsschule und durch Musikaufführungen weithin bekannt war.
Noch vor dem Ersten Weltkrieg waren an neuen Schuleinrichtungen zu verzeichnen: 1899 das Gymnasium, 1900 die achtklassige Privat-Mädchenvolksschule und fünfklassige Mädchen-Fortbildungsschule der Schwestern der Christlichen Liebe (Töchterpensionat); nach 1900 Umwandlung der Fachschule für Handlungslehrlinge in die kommerzielle (Kaufmännische) Fortbildungsschule, 1914/15 Umbenennung der schon seit 1893 bestandenen Familien- und Mädchenfortbildungsschule in allgemeine und fachliche Fortbildungsschule für Frauen und Mädchen sowie Umwandlung des privaten in einen städtischen Kindergarten.

Schulwesen Entwicklung 1918 bis 1945

Nach dem Ersten Weltkrieg kam es zum weiteren Ausbau des Schulwesens: Die Schwestern der christlichen Liebe erweiterten im Töchterpensionat die Unterrichtstätigkeit.
Die Staatsgewerbeschule wurde in eine „Höhere Staatsgewerbeschule“ umgewandelt.
Die kaufmännische Fortbildungsschule für Lehrlinge wurde 1932 zweitklassig. Die zweitklassige Schifferschule (Winterschule) – inzwischen vom staatlichen Schifffahrtsamt übernommen – wurde durch eine einklassige Schiffsführerschule ergänzt.
Die zwei- bis dreiklassige gewerbliche Fortbildungsschule für Lehrlinge erfuhr 1924 eine Gliederung in vier Fachabteilungen: Bekleidungs-, Nahrungs- und Genussmittel-, holz- und metallverarbeitende Gewerbe mit entsprechenden Fachgruppen und Lehrwerkstätten. Für Lehrmädchen des Bekleidungsgewerbes bestand seit 1922 eine eigene dreiklassige Fortbildungsschule.
Die allgemeine und fachliche Fortbildungsschule für Frauen und Mädchen wurde 1921 in eine vierklassige Familienschule und einen Handelskurs getrennt, um 1928 aber zu einer dreiklassigen Familien- und Fachschule für Frauenberufe umgestaltet (Museumsgebäude Pestalozzistraße) zu werden.
Ihr waren eine einjährige Lehrwerkstätte für Kleidernähen und Abendkurse für Kochen, Kleider- und Weißnähen angegliedert. Nach dem Anschluss des Sudetenlandes an das Deutsche Reich kamen zusätzlich nach Tetschen: Die Landwirtschaftsschule mit der 1940 von Friedland (Isergebirge) verlegten milchwirtschaftlichen Abteilung und der neu gegründeten hauswirtschaftlichen Abteilung (beide Lausitzer Straße 805) und die Heeresunteroffiziersschule der Infanterie [Nr.19] im Schloss Tetschen. Mehrere schon länger bestehende Schulen erhielten andere Bezeichnungen, z. B. Berufsschulen statt Fortbildungsschulen, Hauptschulen statt Bürgerschulen. Die Hauptschule für Knaben wurde vom Schulplatz in das Gebäude des ehemaligen tschechischen Gymnasiums in der Kamnitzer Straße verlegt, wo auch eine dritte Volksschule (für Knaben und Mädchen) eingerichtet wurde.
Die vorgenannte Einrichtung der milchwirtschaftlichen Abteilung an der Landwirtschaftsschule in Tetschen war so zum Beispiel als Interimslösung betrachtet worden. Das bereits vor 1938 entstandene Vorhaben, die Molkereischule Friedland i. Böhmen nach Tetschen zu verlegen, um sie in den Zusammenhang mit der landwirtschaftlichen Hochschule zu stellen, wurde schon bald nach dem Abschluss durch Grundstücksankauf an der Gomplitzer Straße kurz vor Liebwerd und durch Erstellung der Baupläne konkretisiert.
Bei Kriegsbeginn musste der Bau dieser für Sudetenland und Sachsen vorgesehene Schule zurückgestellt werden und es kam lediglich zur Bildung der milchwirtschaftlichen Abteilung.

Höhere Staatsgewerbeschule

Die 1893 gegründete Staatshandwerkerschule war bereits 1906 in eine Bau- und Kunsthandwerkerschule und 1914 in eine Staatsgewerbeschule mit getrennten Lehrwerkstätten umgewandelt worden. Nachdem 1925 die höhere Staatsgewerbeschule für das Baufach von Pilsen nach Tetschen verlegt worden, kam es zum vollen Ausbau der vierklassigen höheren Staatsgewerbeschule samt einer zweitklassigen Meisterschule für das Baugewerbe, einem offenen Zeichensaal und Sonderkursen. Der letzte Direktor der Anstalt war Dipl.-Ing. Jakob Müller. Fast die Hälfte der Staatsgewerbeschüler kam aus Orten außerhalb des Kreises Tetschen (1930: insgesamt 335 Schüler und 277 Kursbesucher).

Töchterpensionat

Im Jahre 1900 war das bis dahin in Mühlhausen a. D. Moldau bestehende und von Schwestern der Christlichen Liebe geleitete Töchterpensionat nach Tetschen in einen Neubau in der Schmeykalstraße verlegt worden. Der ursprüngliche Sitz des Pensionates war Dresden gewesen, doch wichen die Schwestern in der Zeit des Kulturkampfes 1874 nach Mühlhausen aus, wo sie ein Schloss des Fürsten Lobkowitz zu günstigen Bedingungen mieteten, das sich aber bald als zu klein erwies. Das Stammhaus dieser Schwestern, die in Böhmen auch die Pensionate in Weltrus a. d. Moldau (seit 1875) und in Schlackenwerth a. d. Eger (seit 1897) führten, ist in Paderborn. Es handelt sich um private Unterrichtsanstalten für Mädchen, die in Tetschen anfangs aus einer achtklassigen Volksschule und einer fünfklassigen Fortbildungsschule mit Sprachkurs bestanden. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde eine Bürgerschule hinzugenommen, die Fortbildungsschule dreijährig eingerichtet, für alle Schularten das Öffentlichkeitsrecht erworben und schließlich das Sprachstudium (englisch, französisch und später auch tschechisch) intensiviert. Als Abschluss konnten in der jeweiligen Sprache entweder die Dekanat Prüfung an der Deutschen Universität in Prag oder die Staatsprüfung mit den zusätzlichen Fächern Pädagogik und Propädeutik abgelegt werden, wobei im letzteren Fall die Lehrbefähigung erworben wurde. Mitte der 30er Jahre war auch ein tschechischsprachiger Kindergarten eröffnet worden.
Außerdem lag das Gewicht auf dem Gebiet der Literatur und auf musischen Fächern, insbesondere Malen und Instrumentalmusik. Unterricht erteilten durchschnittlich 13 Lehrschwestern; hinzu kamen weitere Lehrkräfte sowie Ausländerinnen zwecks Konversation. Das Töchterpensionat hatte ein weites Einzugsgebiet. Die im Internat mit annähernd 90 Plätzen wohnenden Schülerinnen – viele aus hochgestellten Familien stammend – kamen nicht nur aus allen Teilen des Inlandes, sondern aus Österreich, Deutschland und anderen Staaten. Die Schule konnte aber ebenso von Mädchen aus ortsansässigen Familien besucht werden. Die Zahl der Schwestern betrug 40 bis 50, den nicht im Lehrfach tätigen oblag die Verwaltung von Schule und Internat samt eigener Krankenstation sowie die Betreuung des großen Obst- und Gemüsegartens.
Als das Töchterpensionat 1939/40 aufgelöst und binnen 48 Stunden geräumt werden musste, zog sich ein Teil der Schwestern in die angrenzende Villa Pohl und in die Villa Waldstein in Obergrund zurück, andere führten noch 10 Monate lang ein kleines Internat mit Sprachkursen in der Villa Bergfrieden in Birkigt, bis schließlich alle Schwestern nach Schlackenwerth Zwangs-übersiedelt wurden.

Oberrealgymnasium – Tetschner Mittelschule

Etwa gleichzeitig mit dem Freiwerden des ursprünglich für die Realschule vorgesehene Gebäude auf dem Schulplatz wurde der 90er der Plan zur Errichtung einer höheren Schule (damals Mittelschule genannt) wieder aufgegriffen. Bis dahin musste die Tetschner Jugend zur Erlangung der Hochschulreife (Matura, Abitur) das Gymnasium oder die Realschule in Böhmisch-Leipa, das Realgymnasium in Aussig oder das Gymnasium in Leitmeritz besuchen.
Im Jahre 1899 nahm das Gymnasium in Tetschen den Lehrbetrieb auf, zunächst in städtischer Regie, dann ab 1909 als staatliche Anstalt. Mit dem Schuljahr 1903/04 wurde der Tetschner Mittelschultypus begründet, indem die Schüler von einer bestimmten Klasse an wählen konnten, ob sie die vollhumanistische oder die realistische Studienrichtung (ohne Altsprachen, mit Schwerpunkt in naturwissenschaftlichen Fächern) abschließen. Ab 1910 erfolgte durch die Einführung der realgymnasialen Studienrichtung (Abschluss mit Latein als einziger Altsprache) eine Dreiteilung unter der Bezeichnung „Deutsches Staatsoberrealgymnasium“. Initiator dieses modernen „Tetschner Mittelschultypus“, welcher Vorbild für zwei weitere sudetendeutschen Gymnasien wurde (Brüx und Böhmisch-Budweiser), war der Generaldirektor Dr. Anton Schlosser, welcher von 1899 bis 1920 die Tetschner Anstalt leitete. Die Entscheidung über die einzuschlagende Richtung war ursprünglich in der dritten Klasse, ab 1927 erst in der fünften Klasse zu treffen. Im Jahre 1931 wurde der Beginn des Lateinunterrichtes von der ersten auf die dritte Klasse verlegt, vom Schuljahr 1937/38 an musste die realistische Richtung auf Weisung des tschechischen Unterrichtsministeriums entfallen.
In der Sommerferien 1937 erhielt das Gymnasialgebäude ein drittes Stockwerk; die Schülerzahl betrug damals 686, davon 479 Jungen und 207 Mädchen. Von der Schülerschaft stammten 366 aus Tetschen und Bodenbach, 246 aus anderen Orten des Kreises, 56 waren von weiter her und 5 studierten als Privatisten; 683 waren deutscher und 3 tschechischer Nationalität. Gymnasialdirektor von 1929 bis 1938 war Dr. Ernst Steinitz, Oberstudiendirektor von 1939 bis 1945 Dr. Max Klinger. Nach dem Anschluss wurde das Gymnasium in eine Oberschule für Jungen umgewandelt. Bald darauf war im Gebäude des aufgehobenen Töchterpensionats die verselbstständigte Oberschule für Mädchen mit hauswirtschaftlicher Form und Latein als Freigegenstand (Wahlfach) eröffnet worden, die im Schuljahr 1939/40 von 199 Schülerinnen (1. bis 6.Klasse) und 1941/42 von 270 Schülerinnen (1. bis 8.Klasse) besucht wurde. Davon stammen 70% aus Tetschen-Bodenbach-Altstadt.
Oberstudiendirektor von 1940 bis 1945 war Heinrich Schmerhowsky.

Schülerheim

Für die Gymnasiasten, die nicht täglich zu ihren Eltern heimfahren konnten, bestanden in Tetschen bis 1938 zwei Wohnheime. Das Schülerpensionat Herzum in der Stadtlerstraße hatte 12 Plätze, das unter der Leitung des Jesuitenordens stehende Studentenkonvikt konnte annähernd 20 Jungen aufnehmen. Einige Gymnasiastinnen wohnten im Töchterpensionat, etwa 20 Schüler als Kostzöglinge bei privaten Zimmervermietern.

Landwirtschaftliche Hochschule Tetschen-Liebwerd

Die Planung einer landwirtschaftlichen Lehranstalt in Liebwerd geht auf das Jahr 1844 zurück, als der Thun‘sche Wirtschaftsrat E. Kommers den Auftrag erhielt, ein entsprechendes Projekt auszuarbeiten. Am 12. November 1850 wurde in den Verwaltungsgebäuden des Thun‘schen Meierhofes Liebwerd (Gemeinde Birkigt) die Ackerbauschule Liebwerd eröffnet. Ihr war ein Internat für 24 Schüler, später 66 Schüler angeschlossen. Die Schulwirtschaft umfasste 149 ha, später nur mehr 83 ha.
Ab 1856/57 erfolgte im gleichen Gebäudekomplex die Eröffnung der von der Ackerbauschule unabhängigen Höheren landwirtschaftlichen Lehranstalt Liebwerd, welche 1866 vom Staat übernommen wurde und viele Jahre unter der Leitung des Direktors Franz Karl Dörre stand (1879 wurde die niedere Ackerbauschule nach Böhmisch-Leipa verlegt).
Das Jahr 1900 brachte die Hebung zur Königlich böhmischen Landwirtschaftlichen Landes-Akademie, für deren Besuch die Reifeprüfung einer höheren Schule Voraussetzung war und die nach zunächst viersemestrigem bzw. ab 1909 sechssemestrigem Studium zur Führung des Titels „Diplomierter Landwirt“ berechtigte.
Im Jahre 1920 gelang es, die Akademie als Abteilung für Landwirtschaft in Tetschen-Liebwerd der Deutschen Technischen Hochschule Prag anzugliedern, mit einem Dekan an der Spitze. Die Absolventen erhielten nunmehr nach achtsemestrigem Studium und zwei Staatsprüfungen den akademischen Grad eines Diplom-Ingenieurs. Außerdem konnte im Fall der Promotion der Dr. techn. erreicht werden. Die Vorlesungen wurden von 9 Professoren, mehreren Dozenten und Lehrbeauftragten gehalten. In den Jahren 1931 bis 1933 erhielt die Hochschule einen modernen Erweiterungsbau (Foto, siehe Birkigt).
Die Hochschule war nach dem Stand von 1934 mit den nachstehend genannten 14 Lehrkanzeln (Lehrstühlen) ausgestattet: Allg. analytische Chemie, chem. Technologie der Kohlenhydrate und des Wassers. Anatomie und Physiologie der Haustiere. Botanik und Pflanzenschutz. Mineralogie, Geologie und Bodenkunde. Kulturtechnik, Landw. Betriebslehre, Landw. Maschinenkunde und Gerätekunde. Landw. Zoologie, Fischzucht und Teichwirtschaft. Pflanzennahrung, Gemüse- und Obstbau. Pflanzenernährung und Düngung, sowie chem. Technologie der Gärungsgewerbe. Pflanzenzüchtung, Wiesen-, Weiden- und Hopfenbau. Rechtswissenschaft, Tierzucht (Zootechnik), Milchwirtschaft und Geflügelzucht. Volkswirtschaftslehre. Außerdem bestanden der landw. Schulbetrieb mit Versuchsfeldern für Pflanzenbau, für Pflanzenzüchtung, für Pflanzenernährung und Düngung, sowie folgende Versuchsanstalten: Agrikulturchemische Versuchsanstalt, Station für Pflanzenschutz, Versuchs- und Prüfungsanstalt für landw. Maschinen und. Geräte. Versuchsanstalt für Pflanzenzüchtung und Meteorologische Beobachtungsstation.
Nach Anschluss des Sudetenlandes kam es 1939 zur Verselbständigung der Landwirtschaftlichen Hochschule Tetschen-Liebwerd, deren erster Rektor Prof. Dr. Anton Jakowatz wurde. Die erfolgreichen Absolventen erhielten den Titel Diplom Landwirt. Die Hochschule war von 1920 bis 1945 laufend von etwa 100 bis 110 Hörern besucht, von denen ein beträchtlicher Teil Ausländer aus Südost und Osteuropa waren.

Von 1900 bis 1945 lehrten an der Landwirtschaftlichen Akademie bzw. Hochschule folgende Professoren:
Anton Arland, E. Blanco, Johann Blaschke, Karl Boresch, Alfred Eckert, Eligius Freudl, Emanuel Groß, Josef Emanuel Hibsch (*Hummel 1852, ♰ Wien 1940, Erforscher des geol. und petrograph. Gefüges von Nordböhmen), Anton Emil Jakowatz, H. Kappen, Viktor Langhans, Andreas Meisner, Robert Müller, Max Nitsche, Hermann Oppitz, Karl Preclik, J. Porsche, Paul Roscher, Waltraut Schreiter, Karl Schweigl, Friedrich Seemann, Alois Arthur Seidl, Josef Seißel, Nathanael Westermeier und Heinrich Wirth. – Weiter waren als Dozenten tätig (Privat-, Honorar- und andere Dozenten): Felix Baßler, Heinrich Götzl, Erich Grünwald , Josef Hampel (nach 1945 Hochschulprofessor in Ilmenau/DDR), Emil Hanke, Anton Heger (nach 1945 TH Prof. in Dresden), Roland Jordan, Friedrich Knotek, Daniel Koch, Heinrich Metlitzky, Anna Elise Niethammer (später TH-Prof. in Prag und Stuttgart), Josef Ott, Kurt von Regnier-Hellenkow, Josef Rösch, Johannes Sigmond, Rudolf Slawitschek, Josef Tischer (nach 1945 Univ. Prof. in Halle), Friedrich Zimmermann (nach 1945 Univ. Prof. in Ost-Berlin) und Ernst Zuhr.
Zur Gruppe der Supplenten, Lehrbeauftragten und Lektoren gehörten: Ignaz Gürtler, Viktor Kerbler, R. Koniferen, Oskar Kreibich, Lambert Nagel, Raimund Neseni (nach 1945 Univ. Prof. in Rostock), Josef Prosche, Franz Raulf, Adolf Schilling, Rudolf Ullrich und Erich Wanietschek.
Die vorstehende Aufzählung sind nach den Verfügbaren Unterlagen erstellten erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Aus dem gleichen Grunde musste die Spezifizierung nach Lehrkanzeln (Lehrstühlen), Rängen und akademischen Graden unterbleiben.

Tschechische Schulen in Tetschen

Gleich nach dem Ersten Weltkrieg war für die Kinder der nach Tetschen zugewanderten Tschechen eine Minderheiten-Volksschule eingerichtet worden, zunächst provisorisch in der Staatsgewerbeschule. In der Kamnitzer Straße, knapp unterhalb der Försterhöhe. In diesem wurden sowohl die tschechische Volks- und Bürgerschule als auch das 1934 eröffnete tschechische Gymnasium (Vereinsgymnasium, ab 1936 Staatlich) untergebracht, das im Schuljahr 1935/36 zwei Klassen mit 79 Schülern und 1937/38 vier Klassen hatte.
Nach dem Anschluss des Sudetenlandes wurden die tschechischen Schulen geschlossen, da ein Großteil der nicht bodenständigen tschechischen Bevölkerung Tetschens wieder abwanderte.

Verwaltung, Behörden

Stadtprivilegien und – verfassung

Die Stadt Tetschen hatte infolge ihrer Gründung um 1250 auf landesherrlichen Territorium den Charakter einer königlichen Stadt. Dafür sprechen vor allem zwei Umstände, nämlich das die volle Anzahl von 12 in königlichen Städten üblichen Schöppen vorhanden war (belegt 1387 und 1407) und das im städtischen Siegel bzw. Später im Wappen der mit der Königskrone bekrönte böhmische Löwe als Symbol königlicher Macht verwendet wurde. Selbst nach Übergang des Tetschner Gebietes im Jahre 1305 an die Wartenberger, wodurch Tetschen eine untertänige Stadt wurde, bewahrte sie sich wahrscheinlich die meisten ihrer alten Rechte. Über die ersten 100 Jahre nach der Erhebung Tetschens zur Stadt sind zwar keine direkten Nachrichten über deren Privilegien und den verwaltungsmäßigen Aufbau erhalten. Jedoch erhellen einige aus dem 13. und 14. Jahrhundert bekannte Tatbestände indirekt, dass das städtische Gemeinwesen sein muss.
So ist die Errichtung der Stadtwallung – wie sie allen königlichen Städten innerhalb 4 Jahren grundsätzlich Pflicht war – auf Grund der ersten Nennung Tetschens als „civitas“ (1283) und auf Grund eines Münzenfundes *) aus der Zeit Wenzels II. (1278-1305) für die Zeit um 1280 als gesichert anzunehmen. Als bedeutsam für die Funktion der Stadt ist auch ihre Nennung im Jahre 1325 als Schifffahrtsplatz und 1352 als Sitz einer bereits bestehenden Zollstätte.
Eine wichtige Aussage ergibt sich aus dem Papstzehentregister von 1352. demnach hatte die Pfarrei Tetschen mit 30 Groschen halbjährlich neben der Dekanatspfarrei Böhmisch-Leipa den höchsten Papstzehenten im ganzen Dekanatsbereich zu entrichten. Für 1371 ist die Stiftung eines zweiten Altars in der Pfarrkirche bezeugt und 1387 die Bestiftung der früheren Marien-Pfarrkirche auf dem Gelände der untergegangenen Stadt. Einen weiteren wichtigen Anhaltspunkt bietet auch die Urkunde von 1384, betreffend das Bestehen einer Schusterzeche. In dieser Zeit beginnen die ersten direkten Kenntnisse über den Aufbau der städtischen Verfassung. Als im Jahre 1387 Johann III. von Wartenberg der Stadt Tetschen das Dorf Deutsch-Kahn (später Kreis Aussig) Verkaufte, wurden in dieser Urkunde auch einige Organe der Stadtverwaltung erwähnt. Ausführlicheren Einblick in die Stadtorganisation vermitteln die wenige Jahre nachher gegebenen Bestätigungen der Stadtprivilegien von 1407 und besonders von 1412, die beide zeigen, dass die städtischen Einrichtungen- zumindest in ähnlicher Art – schon vorher bestanden hatten. So z. B. Heißt es in der von Johann III. von Wartenberg 1407 ausgestellten Urkunde (betreffend das Erbrecht bis ins vierte Glied) in einer Zusatzklausel: “Auch haben wir den Bürgern gegeben und geben weiterhin das volle Stadtrecht zur Benutzung in allen Stücken und Artikeln, wie es eben ist.“ Unter dem schon im nächsten Jahr auf Johann nachgefolgten Siegmund von Wartenberg wurde in einer ausführlicheren Urkunde nicht nur das herkömmlich verwendete volle Magdeburger Stadtrecht, unter Bezug auf das Leitmeritzer Vorbild, anerkannt, sondern es wurden auch alle bisherigen Rechte und Artikel aufgeführt.
*) Ausgrabungen um 1860 unter den Fundamenten des Kirchentores (Kaisertores)

Die 1412 bestätigten Privilegien Tetschens umfassten folgende Punkte:
1. Magdeburger Recht, d. h. alle Rechte, welche die Stadt Leitmeritz hatte, z. B. hinsichtlich der Maße und Gewichte,
2. Tuchmacherrechte,
3. Brauberechtigung und -zinse, Biermeile,
4. Einrichtung handwerklicher Zechen (Zünfte) sowie Strafbestimmung (Schusterzeche bestand bereits1384),
5. Handwerksbannmeile,
6. Rechtskraft des Stadtbuches unter Hinweis auf das Stadtbuch unter Johann von Wartenberg,
7. Einführung städtischer Abgaben(Stadtzins),
8. Einrichtung städtischer Weide- und Jagdgebiete,
9. Schoß-Verpflichtung der in der Vorstadt liegenden Felder sowie Zinspflichtigkeot der Gärtnerwirtschaften an die Stadt,
10. Steuerfreiheit der Häuser, die aus der vernichteten Altstadt umgesetzt waren, aber nach wie vor Schoß-verpflichtung hatten,
11. Zinsverpflichtung der Stadt in Höhe von jährlich 50 Schock böhmische Groschen an die Obrigkeit,
12. Jährliche Neueinsetzung der Schöppen durch die obrigkeitlichen Hauptleute,
13. Verpflichtung der Schöppen, Endscheidungen nur auf den Bänken des tagenden Gerichtes zu treffen.

Städtische Verwaltung bis Anfang des 17. Jahrhunderts

Auf Grund der Privilegien von 1412 und weitere Urkunden des 15. und 16. Jahrhundert ergibt sich folgendes Bild des Aufbaues und der Entwicklung der städtischen Gerichtsbarkeit und Verwaltung:
Tetschen besaß wahrscheinlich vom Zeitpunkt seiner Stadteinrichtung an eine Erbrichterei, welche nach dem Magdeburger Stadtrecht die gesamte niedere Gerichtsbarkeit und Polizeigewalt ausübte. Das deutschrechtliche erbliche Richteramt war ausgestattet mit dem freien Richtergut, welches ständiges Gerichtshaus war, mit dem Schankrecht und einem Teich mit Fischkästen. An Einnahmen flossen ihm Gebühren, Strafgeld und gelegentlich Ehrengeschenke zu.
Dem Erbrichter standen zu seiner Unterstützung und zur Urteilsfindung die (geschworenen) Schöppen zur Seite (Ernennung 1384), sozusagen als Gemeindevertretung. Tetschen hatte – wie alle königlichen Städte des Magdeburger Rechtes – 12 Schöppen, zum Unterschied von minderberechteten Städten und von Dörfern. Richterei und Schöppen unterstanden der Aufsicht des Burg- bzw. Herrschaftshauptmannes. Anderseits waren die Richter des Dorfes Birkigt, Krischwitz, Losdorf, Schönborn und Wilschdorf der Tetschner Erbrichterei unterstellt. Die anfangs hauptsächlich für die Gerichtsbarkeit und Stadtordnung tätige Schöppenversammlung übernahm bald in zunehmendem Maße auch Aufgaben der Verwaltung und Wirtschaft (z. B. Aufsicht über Zünfte, Märkte usw.) und wählte aus ihrer Mitte bereits ab Ende des 14. Jahrhunderts jeweils für die Dauer eines Jahres den Bürgermeister. Die Schöppen fungierten somit nicht nur als Gerichtsbeisitzer, sondern auch als Rat der Stadt, doch setzte sich diese Bezeichnung erst allmählich durch.
Seit dem 15. Jahrhundert bestand ein weiteres Organ: das der vier Gemeindeältesten, von denen zwei von der Obrigkeit und zwei vom Rat bestimmt wurden. Sie hatten keine Endscheidungsbefugnis, aber ihre beratende Stimme fiel ins Gewicht. Dieser „äußere Rat“, war Mittler zwischen Gemeinde und der städtischen Selbstverwaltung, machte Vorschläge und kontrollierte die Schöppen.
Die Institution des Erbgerichtes verschwand in Tetschen zwischen 1478 und 1488 mit dem Kauf des Gerichtshauses samt damit verbundenen Rechten durch die Stadt. Wo sich das Gebäude befand, ist nicht überliefert, doch spricht einiges dafür, dass es an der Stelle des Marktplatzhaus Nr.16 (Stadt Prag) stand und dass sich die Stadtrichterei später neben dem Rathaus (Marktplatzhaus Nr.1). Letzte Erbrichter waren Nickel Prebis und Wenzel Guteler.

Der von dieser Zeit an von der Stadt jährlich neu eingesetzte Stadtrichter war gewissermaßen Angestellter (Beamter) und unterstand – wie die vorhergegangenen Erbrichter – der Aufsicht seitens des Herrschaftshauptmannes. Er behielt einige von seinem Vorläufer herrührende Vergünstigungen (z. B. freie Benutzung des Fischkastens, sog. („Kerzschken „), hatte aber andere Kompetenzen. So oblagen ihm die privatrechtlichen Streitfälle und die Polizeigerichtsbarkeit, während die kleineren Strafsachen (im heutigen Sinne); durch die Schöppen in ihrer Funktion als „Ratsmänner“ und durch den aus ihrer Mitte gewählten Bürgermeister übernommen wurden, wobei letzterem auch die höchste Verantwortung für die Verwaltung der Stadt oblag. Von diesem um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert erreichten Stand der Strafverfassung wurden die Grundzüge für den im Laufe der folgenden hundertfünfzig Jahre eingetretenen Ausbau der gemeindlichen Organisation gesetzt.
Als Marktsteine in der Entwicklung der Stadtverwaltung sind anzusehen: ab 1515 kontinuierlich Führung von Gerichtsbüchern durch einen ständigen Stadtschreiber bzw. später Führung von speziellen Verwaltungsbüchern; 1509 Bau der ersten Wasserleitung anstelle von Brunnen (1535 und 1554 zweite und dritte Wasserleitung); 1532 Ankauf eines Gebäudes von der Herrschaft für Zwecke des Rathauses (neben dem vorhandenen Stadtgerichtshaus); 1550 Neubau der Stadtmauer; 1555 Nennung eines Ratsdieners; 1560 Bestehen einer Feuerwache; 1567 Bau der steinernen Polzenbrücke zwischen Tetschen und Altstadt; ab 1567 Führung eines Ratsbuches und einer Stadttruge (Grenzbeschreibungen, Grundstücksrechte usw.); im gleichen Jahr Erstnennung eines Arztes; weitere Nennungen: 1570 zwei Kirchpfleger und mehrere Tor- und Nachtwächter, 1582 ein Vorstadtrichter, 1583 eine Hebamme, 1587 ein Spitalmeister, 1589 ein Rohrmeister für das Wasserleitungsnetz, 1590 Feuerordnung, 1591 ein Bader, ferner ohne genaue Datierung in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts: ein Steuereinnehmer.
Stadtbücher wurden in Tetschen seit Ende des 14. Jahrhunderts geführt, was die 1412 bestätigten Stadtrechtprivilegien nachweisen. Das älteste Stadtbuch ist leider verloren gegangene. Man muss es sich etwa so vorstellen wie das älteste Kamnitzer Stadtbuch (1380 bis 1515), das ursprünglich eine doppelte Funktion hatte, nämlich Eintragung der Verhandlungen vor eröffneten Gerichten und etwa ab 1435 auch der Verhandlungen vor dem Rate, zuerst vereinzelt, dann überwiegend (Ratsbuch).
Im Gegensatz zu Böhmisch-Kamnitz sind die Tetschner Stadtbücher erst seit 1515 erhalten, und zwar 4 Gerichtsbücher von 1515 bis 1548, von 1568 bis 1620, ferner ein Ratsgedenkbuch von 1567 bis 1627sowie ein Kaufbuch des Rates von 1596 bis 1644. Diese sechs Bände – durchwegs in deutscher Sprache, mit Ausnahme einer einzigen tschechischen Eintragung von 1539- stellen etwa ein Drittel aller Bücher dar, die seinerzeit geführt wurden. Abhandengekommen sind das Gerichtsbuch von 1549 bis 1567 sowie sämtliche Ratsmanuale, die als gewöhnlich oder laufende Stadtbücher bezeichnet wurden.
Die 1412 bestätigen Privilegien erfuhren im Verlaufe des 15. Und 16. Jahrhundert einige Verbesserungen:
Um 1450 Einrichtung des Schützenvereines; 1478 zusätzlich zu den bestehenden Wochenmärkten das Recht auf einen Jahrmarkt zur Kreuzauffindung (4. bis 8. Mai), 1509 auf einen zweiten zu Laurentius (11. bis 18. August) und 1595 auf einen dritten am Montag nach Neujahr oder am zweiten Tage des Monats Januar (der vierte Jahrmarkt wurde erst 1828 genehmigt); 1507 das Recht auf vollkommene Freizügigkeit (freie Übersiedelung); 1509 das Recht zum Bau der ersten Wasserleitung, welcher im gleichen Jahrhundert zwei weitere sowie ein Rohrbrunnen folgten; 1511 Verkauf des herrschaftlichen Weidegutes Laube an die Stadt, der herrschaftlichen Braupfanne an die brauberichtigten Bürger sowie von Grundstücken des Liebwerder Hofes an 10 vorrangige Bürger; 1528 Bestätigung der Schneiderzunftprivilegien; 1532 Verkauf eines herrschaftlichen Hauses am Markt für Zwecke eines Rathauses, Abtretung der Ziegelscheune (Ziegelei) an der Stadtgrenze gegen Losdorf am Quaderberghang und des Polzenflußes zwischen der Schloßmühle und Liebwerd samt Fischrecht aus Herrschaftsbesitz an die Stadt; ab 1538 bzw. 1557 alleiniges Salzkaufsrecht; 1554 zollfreie Lebensmittel- und Holzeinfuhr (jedoch keine zollfreie Wegbringung dieser Waren), Aus- und Einschiffen und Niederlage von Waren; im gleichen Jahr Einräumung der freien Gemeinde- und Vermögensgebaren; 1567 Verleihung des Elbezolles im Zusammenhang mit dem Bau und der Finanzierung der steinernen Brücke über den Polzenfluß; 1584 Privilegien der Fischzunft.
Insgesamt bestanden in Tetschen Ende des 16. Jahrhunderts 9 Handwerkszechen. Mit all den genannten Rechtsverbesserungen hatte Tetschen den beachtlichen Status einer Untertanenstadt mit fortgeschrittener Verwaltung erreicht. Angespornt durch den steigenden Wohlstand infolge blühender Handelsgeschäfte sucht die Stadt 1602 die grundherrliche Untertänigkeit völlig abzuschütteln und auf die Ebene königlicher Städte aufzusteigen, als welche Tetschen ja gegründet worden war. Der Versuch scheiterte an der entschlossenen Haltung der Herren von Bünau, sodass die Stadt schließlich froh sein musste, im Jahre 1605 wenigstens ihre schon bestandene Rechtsposition mit geringen Schmälerungen wieder bestätigt zu bekommen.
Von den Patrizierfamilien, deren Geschäftstüchtigkeit den Aufschwung Tetschens vom 16. Jahrhundert bis zum Dreißigjährigen Krieg herbeigeführt hatte, sind hauptsächlich zu nennen:
Kohlstrunck von Kohlfeld, Werner von Wernsdorf, Beutel von Lattenburg und Beutel von Glücksburg, Ditrich von Freydeberg, Lindner von Freudenbusch, Heidenreich von Reichenau, von Kuhfeld, von Liesen, von Krebs, Töpfer von Lettenberg, Philipp von Streitberg, von Steinbach, von der Dober, Haubold von Dorschde, Hosche, Jüstel, Geißler, Aschenbach und Focke.
Die von diesen Familien bewohnten repräsentativen Häuser – eine Zier der Stadt – sind teils schon im Dreißigjährigen Krieg, endgültig, aber beim Stadtbrand 1749 vernichtet worden.

Stadtverwaltung bis zum 19. Jahrhundert

Im Jahre 1610 wurde durch Beschluss des böhmischen Landtages die Anwendung des Magdeburger Rechts sowie anderer Stadtrechte aufgehoben und für Böhmen ein einheitliches Stadtrecht erlassen. Damit waren die Voraussetzungen für einen erheblichen Wandel in der Stadtverfassung gegeben. Die Stellung des 12köpfigen Schöppenkollegiums wandelt sich in ein Ratskollegium, das sich aus dem Bürgermeister, dem Stadtrichter und den 10 Ratsverwandten im engeren Sinn – von denen einige als Geschworene bezeichnet- zusammensetzte. Etwa seit 1755 hatte die Stadt auch einen ständigen rechtskundigen, approbierten Stadtsekretär, genannt Syndikus, der 1793 ein Jahresgehalt von 110 fl und 1797 eines von 300 fl (Gulden) bezog.
Anknüpfend an die alte Tradition, fand auch im 17. und 18. Jahrhundert jeweils im Jänner die Ratserneuerung statt. Die eine Art „äußeren Rat“ bildenden Gemeinde-Eltisten, denen als Kontrollorgan auch die Rechnungsprüfung oblag, schlugen Bürgermeister und Ratsmitglieder vor, deren Bestätigung der Herrschaft oblag. Bis 1793 waren die Ratsmitglieder ehrenamtlich und erhielten nur ihre Barauslagen vergütet; mit Ausnahme des Bürgermeisters hatten sie aber die Nutzung von Wiesenanteilen in Laube, die jährlich verlost wurden. Die Magistratspersonen mussten stets der führenden Schicht der 52 brauberechtigten Bürger (Biereigen) entnommenen, womit sichergestellt sein sollte, daß nur würdige Männer die Stadt verwalten. Im Jahre 1758 erlangte erstmals ein Nichtbrauberechtigter an die Spitze der Stadt. Er war mit Rücksicht auf seine Qualifikation von der Herrschaft eingesetzt worden und erhielt nach anfänglicher Schwierigkeiten schließlich wegen seiner Unadligkeit und Tüchtigkeit die Zustimmung der Stadt.
Ob der Bürgermeister sein Amt ganzjährig ausübte oder ob sich mehrere Ratsmitglieder innerhalb eines Jahres im Bürgermeisteramt abwechselten, ist bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts nicht bekannt. Vor 1782 standen den vier Bürgermeistern, die sich vierteljährlich ablösten, acht Ratsverwandte gegenüber. 1782 wurde die Zahl der Magistratualen auf zehn verringert. Sie setzten sich nun zusammen aus einem Bürgermeister und sechs Ratsverwanden, einem Stadtrichter und zwei Gerichtsbeisitzern. Daneben gab es auch weiterhin die vier Gemein-Eltisten. In Anbetracht dieser Aufgliederung in den Funktionen der Stadtverwaltung war es naheliegend, dass die Stadt Tetschen nach einem weiteren Ausbau ihrer Selbstverwaltung strebte. Ein entsprechendes Gesuch vom 23. April 1790 wurde zunächst abgelehnt, mit der Begründung, dass die Stadt nicht genügend Einkünfte habe und verschuldet sei. Erst nachdem die Stadtschulden in Höhe von 7719 fl von der Braukommune, dem Schützenkorps und anderen Bürgern gemeinschaftlich in Form von Hypotheken übernommen wurde und somit abgedeckt waren, kam die entsprechende Genehmigung. Laut kaiserlicher Entschließung vom 3. Februar 1791 wurde die Stadt Tetschen in die Gruppe der Städte mit einem gewählten Magistrat eingereiht, ebenso wie schon Bensen, Böhmisch-Kamnitz und Wernstadt. An der Spitze der Stadt standen der Bürgermeister, ein geprüfter Magistratsrat und zwei weitere Räte. Daneben traten ein Gemeindeausschuß sowie Person mit Spezialfunktionen.
In den Jahren 1785 und 1794 erhielt die Stadt Tetschen nochmals eine Bestätigung ihrer alten Privilegien, allerdings nur insoweit, als diese mit der damaligen Landesverfassung noch vereinbar waren. Anerkannt wurden vor allem die Rechte zur Abhaltung der Jahrmärkte, das Recht Geburtsbriefe auszustellen, die Brau- und Schankgerechtigkeit bestimmter Häuser, die Roboterfreiheit, die Fährmietzahlung der umliegenden Dörfer, die Einhebung der Holzniederlagsgebühren beiderseits der Elbe und das Recht auf kostenloses Holz für den Wasserleitungsbau aus den herrschaftlichen Wäldern – Letzter Bürgermeister vor Einführung der neuzeitlichen Gemeindeverfassung war von 1838 bis 1848 Ignaz Gaudernack.

Stadtwappen und Stadtfarben

Tetschen erhielt sein Wappen wahrscheinlich schon zur Zeit der Stadterhebung im 13. Jahrhundert als königliche Gründung. Den ältesten Nachweis für das Aussehen des Wappens bietet der Abdruck des Stadtsiegels auf einer Urkunde von 1407. Dort ist der – vom Wappen aus gesehen – von rechts nach links schreitende, zweischwänzige bekrönte böhmische Löwe dargestellt, der mit der linken Vordertatze einen Hecht hält, der in die rechte Vordertatze des Löwen beißt. Gemäß E. Neder soll sich der betreffende Siegelstock im Stadtmuseum befunden haben. Ein etwas abweichendes Wappen kommt auf einem Siegelabdruck von 1568 vor: Der Löwe hält den Fisch – nun mehr eine sich nicht wehrende, den Kopf nach oben streckend Barbe – mit beiden vorderen und mit der rechten hinteren Tatze. Diese Darstellungsart findet sich auch in den beiden 1574 auf der alten Polzenbrücke und 1594 am Elbtorturm angebrachten Wappen und wurde so zum offiziellen Stadtwappen.
Im 19. Jahrhundert wurde das fast 300 Jahre alte Wappen vom Elbtor im Original am Stadthause in der Rathausgasse angebracht. Seit 1910 wurde vom Bürgermeisteramt wieder die ältere Siegelform mit dem Hecht verwendet. Die Stadt führte durch Jahrhunderte bis 1945 die Farben blau-weiß. Das Stadtwappen hatte dementsprechend einen blauen Grund, auf dem der Löwe mit dem Fisch silbern oder weiß dargestellt war. Seit 1945 gebrauchten die Tschechen die Farben rot-weiß. Diese Änderungen beruht darauf, dass rot-weiß tatsächlich die älteren Farben der anfangs königlichen Stadt waren, die auch schon der Heraldiker Robert Widimsky 1864 in seinem Werk über die Städtewappen Böhmens erwähnte. Auch das Wappen der königlichen Stadt Aussig hat einen silbernen Löwen auf rotem Hintergrund. Wahrscheinlich wurde blau-weiß nach 1628 in Anlehnung an die Hausfarben der Familie Thun-Hohenstein eingeführt, die blau-gold (gelb) sind.
Nach der Vereinigung der Stadtgemeinden Tetschen und Bodenbach sowie der Gemeinde Altstadt zur Stadt Tetschen-Bodenbach wurde ab 23. April 1943 das Tetschner Stadtwappen als neues gemeinsames Stadtwappen festgelegt.
Interessant ist ein erhaltener Tetschner Gerichts-Siegelstock von etwa 1525, welcher unter der Gestalt des Richters mit dem Schwert ein Wappen zeigt, das einen Fisch im Felde führt.

Moderne Stadtverwaltung seit 1850

Aufgrund des österreichischen Gemeindegesetzes vom 17. März 1849 bzw. dessen Novellierung von 1862 sowie durch die österreichische Gemeindeverordnung vom 16. April 1864 wurde die Tetschner Stadtvertretung neu geregelt.
Die Stadt bekam einen Bürgermeister und sechs Stadträte. Diese sieben Personen wurden aus der Mitte des 24- und zeitweise 30-köpfigen Gemeindeausschusses (Stadtvertretung) dass gewählt, welcher seinerseits durch die wahlberechtigten Bürger der Stadt – je nach Steuerkraft gruppiert in drei Wahl-Körper – gewählt worden war. Die erste derartige Gemeindewahl fand im September 1850 statt. Der Stadtvertretung oblag die beschließende und überwachende Funktion, dem Bürgermeister mit den Stadträten die ausführende Funktion.
Nachdem durch das tschechoslowakische Gemeindegesetz vom 31. Jänner 1919 das erweiterte (gleiche) Wahlrecht eingeführt worden war, kamen bei den im selben Jahr stattgefundenen Gemeindewahlen in Tetschen erstmals fünf politische Parteien in die Gemeindevertretung. Von den damals abgegebenen 5304 gültigen Stimmen entfielen 66,3 % auf die Deutschen bürgerlichen Parteien (Deutschnationale, Nationalsozialisten, Christlich Soziale und Bund der Landwirte), 28,2% auf die deutschen Sozialdemokraten und 5,5 % auf Tschechen.
Von der Gesamtzahl der 36 gewählten Stadtvertreter konnte die DNSAP 13, die Sozialdemokratische Partei 11, die Deutsche Nationalpartei 7, die Christlich Soziale Partei 3 und die Tschechen 2 Vertreter stellen. Zum Bürgermeister wurde der Sozialdemokrat Bruno Grund, Bezirksrichter, gewählt, zum 1. Stellvertreter Mag.pharm. Franz Luft (DNSAP) und zum 2. Stellvertreter Friedrich Leinweber, Kaufmann (DNP). Die Zahl der Stadträte war auf 9 erhöht worden; sie verteilten sich wie folgt: 4 gehörten der DNSAP an, 2 der Sozialdemokratischen Partei, 2 der DNP und 1 der Christlich Sozialen Partei. Die sachliche kommunalpolitische Tätigkeit des Bürgermeisters Bruno Grund fand auch seitens seiner politischen Gegner eine gerechte Anerkennung.
Auf Grund der zweiten Gemeindewahl von Ende 1923 wurde Mag.pharm. Franz Luft (DNSAP) Bürgermeister; er hatte als 1. Stellvertreter Friedrich Leinweber (DNP) und als 2. Stellvertreter Max Rühr. Franz Lift wurde wegen seiner Verdienste um die Stadt später zum Ehrenbürger ernannt. Bei der dritten und der vierten Gemeindewahl in den Jahren 1927 und 1931 wurde Friedrich Leinweber (DNP) zum Bürgermeister gewählt. Er amtierte umsichtig und weitblickend.
Als im Jahre 1933 infolge der Auflösung der DNSAP und des Verbotes der deutschen Nationalpartei der Bürgermeister Friedrich Leinweber durch die tschechische Regierung abgesetzt worden war, fungierte vorübergehend dessen gewählter Stellvertreter Franz Marschner (Sozialdemokraten), bis noch im gleichen Jahre Wilhelm Stingl (Christlich Soziale) von der Regierung zum Bürgermeister ernannt wurde und dieses Amt bis Mai 1938 innehatte. Seine Stellvertreter waren: Franz Marschner (Sozialdemokrat) und Franz Ungermann. Die Plätze der wegen ihrer Parteizugehörigkeit ausgefallenen Stadträte und Stadtvertretungsmitglieder mussten gemäß ebenfalls aufgefüllt werden.
Die Gemeindewahl vom Mai 1938 verstärkten das Übergewicht der Sudetendeutschen Partei (SdP), welche in Tetschen rund drei Viertel der Stimmen auf sich vereinigen konnte und daher 27 von insgesamt 36 Stadtverordneten stellte. Mit dieser Stimmenmehrheit wurden Josef John zum Bürgermeister, Artur Zeisler zum 1. Stellvertreter und MUDr. Walter Prade zum 2. Stellvertreter gewählt (alle SdP). Bei der Verteilung der Stadtratssitze erhielt die SdP 6 von insgesamt 9. je ein Stadtrat stellten die deutschen Sozialdemokraten, die tschechischen Sozialdemokraten und die Tschechischen Nationalsozialisten.
Nach dem Anschluss des Sudetenlandes, ab Oktober 1938, bestand die Spitze der Stadtverwaltung Tetschens aus dem Bürgermeister mit seinen zwei Stellvertretern, fünf Beigeordnete und 18 Ratsherren, die durchweg nicht gewählt, sondern unter Mitwirkung der NSDAP ernannt wurden. Im Zuge dieses Verfahrens erhielt der im Mai 1938 gewählte Bürgermeister Josef John die Bestätigung in seinem Amt.
Nach langjährigen Bemühungen, die bereits auf die 20er Jahre zurückgehen, erfolgte durch „Beschluss des Reichsstatthalters“ vom 16. September 1942 und mit der Wirkung vom 1. Oktober 1942 die Vereinigung der Stadt Tetschen und der Stadt Bodenbach und der Gemeinde Altstadt zur Stadt Tetschen-Bodenbach (Verordnungsblatt für den Reichsgau Sudetenland 1942, Nr. 40, S. 353). Der Amtssitz des Bürgermeisters der vereinigten Elbestädte war das neue Amtsgebäude in Bodenbach. Nur einige Teile der Verwaltung, wie z.B. das Bauamt, verblieben in Tetschen.
Hingegen behielt Tetschen sämtliche über den städtischen Bereich hinausgehende Dienststellen.

Dienststellen der Tetschner Stadtverwaltung

Zur Ausführung Ihrer Aufgaben standen dem Bürgermeister und den Stadträten Tetschens im Jahre 1934 folgende Dienststellen zur Verfügung:
Stadtautobahn (Amtsdirektor mit sieben Kräften)
Bauamt (Baurat mit sechs Kräften)
Rentamt (Sekretär mit sechs Kräften)
Polizeiaktion (Polizeirat mit 24 Kräften)
Meldeamt
Arbeitslosen-Fürsorgeamt (Sekretär und 1 Kraft)
Armenfürsorgestelle (1Schwester)
Marktamt
Stadtarzt
Stadttierarzt
Krankenhaus (je 1 Primararzt für die chirurgische und für die interne Abteilung, 1 Verwalter und 28 Schwestern)
Licht- und Kraftwerk (Direktor mit 15 Kräften)
Stadtbad
Schlachthof (5 Kräfte)
Friedhof
Stadtgärtnerei
städt. Überfuhr
Bibliothek und Lesesaal
Somit beschäftigte die Stadt damals 110 Beamte und Angestellte; die Zahl der außerdem in städtischen Betrieben tätigen Arbeiter ist nicht mehr genau feststellbar.
An humanitären Einrichtungen gab es außer den genannten städtischen Stellen folgende:
Rettungsstation, Volksküche, Kleinkinderbewahranstalt, Krippe (6 Schwestern), Caritas socialis (5 Schwestern), Mütterberatungsstelle sowie Heilanstalt Dr. Hellebrand (private Frauenklinik).

Das neue und das alte Krankenhaus

Bürgermeister der Stadt Tetschen seit Einrichtungen der modernen Gemeindeverwaltung waren:
1850 bis 1854 Graf Franz Anton von Thun-Hohenstein
1854 bis 1873 Karl Johann Heinrich Leitenberger (Verwalter Braukommune)
1873 bis 1881 MUDr. Josef Steinhauser (Gerichts- Stadt- und Bahnarzt)
1881 bis 1883 Franz Pohl (Kaufmann)
1883 bis 1907 Karl John (Kaufmann)
1907 bis 1912 Mag.pharm. Franz Luft (Apotheker)
1912 bis 1919 Adolf Brim (Kaufmann)
1919 bis 1923 Bruno Grund (Bezirksrichter/Sozialdemokrat)
1923 bis 1927 Mag.pharm. Franz Luft (Apotheker/DNSAP)
1927 bis 1933 Friedrich Leinweber (Kaufmann/DNP)
1933 bis 1938 Wilhelm Stingl (Kaufmann/Christlich Soziale)
1938 bis 30. September 1942 Josef John (Speditionsbeamter/SdP)

Nach der Vereinigung von Tetschen, Bodenbach und Altstadt war zunächst vom 1. Oktober 1942 bis 30. März 1943 Dr. Erich Heger als Staatskommissar für die Durchführung der Zusammenlegung und vom 1. April 1943 bis 1945 Josef John als Bürgermeister von Tetschen-Bodenbach tätig.

Behörden, Ämter und Anstalten – Stand 1934

Bezirksbehörde, früher Bezirkshauptmannschaft (Bezirkshauptmann mit 6 Konzeptsbeamten, Kommissären und Konzipisten sowie 13 weiteren Kräften), Staatsstraßenverwaltung ( techn. Oberrat und techn. Rat mit 4 Kräften), Bezirksstraßenverwaltung ( techn. Oberrat mit 8 Kräften), Rechnungsabteilung und Kasse der Bezirksbehörde (Sekretär mit 5 Kräften), Amtsarzt der Bezirksbehörde, Amtstierarzt der Bezirksbehörde, Bezirksschulausschuß (2 Referenten mit 1 Kraft und 10 Ausschußmitgliedern, davon 4 Lehrer und 6 Vertreter der Bevölkerung), Deutsche Bezirksjugendfürsorge (Bezirksschulinspektor, Sekr, Berufsvormund und Fürsorgeschwestern), Bezirksvertretung (Selbstverwaltung des politischen Bezirkes) bestehend aus 30 gewählten Mitgliedern, von denen 6 den Bezirksausschuß bildeten, Bezirks-Gendarmeriekommando (Kommandant: Gendarmerieleutnant) mit Gendarmerie-Postenkommando (Kommandant: Oberwachtmeister), Gendarmerie-Bereitschaftsabteilungen (Kommandant: Gendarmerie-Kapitän), Steueradministration (Finanzberater, 5 Konzeptionsbeamte mit 25 Kräften), Gewerbeinspektorat (Gewerbeinspektionsrat, 2 Kommissare und 1 Kraft), Katastralvermessungsamt (Vermessungsoberkommisariat und Kommissar mit 3 Kräften), staatliche Stromaufsicht (Strommeister), Rettungsstation Tetschen-Bodenbach im Krankenhaus Tetschen, getragen von den Städten Tetschen und Bodenbach, vom Bezirk Tetschen und vom Roten Kreuz (1934: 2 Krankentransportautos), Garnisonskommando.

Behörden, Ämter und Anstalten für den Gerichtsbezirk Tetschen – Stand 1934

Bezirksgericht (Gerichtsrat als Vorstand, 9 Bezirksrichter und 31 Kräfte), Notariat, Steueramt (Steuerdirektor mit 20 Kräften), Eichamt.
Andere Anstalten für den Bezirk
Bezirkskrankenversicherungsanstalt (Direktor und 53 Kräfte), Bezirksausschuss des Heilfonds der öffentlichen Angestellten, Selbsthilfe Krankenkasse für Handel- und Gewerbetreibende, Landwirte sowie alle Selbständigen des Bezirkes Tetschen

Staatsämter in Tetschen – Stand 1942

Für den ganzen Kreis Tetschen-Bodenbach zuständige Stellen:
Landratsamt mit 5 staatlichen und 4 kommunalen Abteilungen Arbeitsamt mit einer Zweigstelle
Finanzamt
Zollamt Tetschen mit Zweigstelle auf den Bahnhöfen und Hafenanlagen
Staatliches Straßenbauamt
Staatliche Forsteinrichtung
Wehrmacht:
Heeres-Standortverwaltung
Wehrmeldeamt
Heeres-Bauamt
An Stelle der gewählten Bezirksvertretung mit dem Bezirksausschuss trat 1939 der Kreisausschuss mit 8 eingesetzten Mitgliedern.
Für den Bereich des ehemaligen Gerichtsbezirkes Tetschen zuständige Stellen: Amtsgericht mit Anerben- und Arbeitsgericht, Eichamt, Katasteramt.

Kulturpflege und Vereinsleben

Vereine

Im Jahre 1934 bestanden in Tetschen 131 Vereine, davon entfielen 127 auf die deutschen und 4 auf die tschechischen Vereine; die letzteren sind erst nach 1918 gegründet worden. Die deutschen Vereine gliederten sich wie folgt: 22 gemeinnützige und Wohlfahrtsverbände, 15 wissenschaftliche, Kunst- und Bildungsvereine, 7 nationale Schutzvereine, 8 studentische Körperschaften und Akademikerverbände, 7 Vereine zur Förderung der Interessen der Industrie, von Handel und Gewerbe, 33 Vereine zur Unterstützung und Vertretung von Berufsinteressen (davon 17 Arbeitnehmervertretung), 6 Geselligkeitsvereine, 4 religiöse Vereine, 16 Turn- und Sportvereine sowie 6 Tierzuchtvereine.

Stadt Tetschner Schützengesellschaft

Die längste Vereinsgeschichte hatte die Stadt Teschner Schützengesellschaft (bis 1918 k. k. privilegierte Tetschner Schützengesellschaft), die aus der Tetschner Bogenschützenbruderschaft hervorgegangen war. Zwar liegen die Privilegien derselben erst vom Jahre 1589 vor, doch hat E. Neder nachgewiesen, dass die Tetschner „Vogelstange“ und somit auch die Schützengesellschaft bereits 1467 existierte. Seit 1549 besaßen die Schützen ein „Festzelt“, seit 1611 eine Bretterbude, seit 1676 das erste, seit 1789 das zweite und seit 1871 das dritte Schützenhaus, dem 1905 vom Wiener Architekten Paul Brang ein Saalbau angefügt wurde. Nachdem die alte Schießstätte beim Schützenhaus dem Bau der Nordwestbahn weichen musste, wurde sie 1876 an den Quaderberg, um 1896 in die Nähe des Ecce-Homo-Weges und 1925 an den Westhang des Quaderberges verlegt, wo der Verein ein Heim mit Gastwirtschaft in Landhausart, die „Schützenhöhe“, errichtete.

Schützenhaus

Vereinsgründung

Die ersten Vereinsgründungen im 19. Jahrhundert waren:
1851/52 Casino-Verein, 1860 Tetschner Gesangsverein (Vorläufer: Gesangsverein des Lehrers Kreusel von 1846),1862 landwirtschaftliche Bezirksverein und Deutscher Turnverein (ab 1863 Frauenturnen, ab 1892 Jugendspieler),1863 Freiwillige Feuerwehr und Militär -Veteranen-Verein (später I. Tetschner Kameradschaftsverein), 1866 Gesellschaft „Eiche“ zur Pflege der völkischen Kunst, 1869 Ortsgruppe des Bundes der Kriegsverletzten, 1870 Freier Lehrerverein, 1871 Deutscher Gewerbeverein, 1872 Schiffer-Kranken-Unterstützungsverein, 1873 Fortbildungsverein und Ruder- und Eislaufverein „Carolus“, 1875 Anpflanzungs- und Verschönerungsverein (maßgeblicher Gründer der Schloßgärtnerei Franz Jost) und Arbeiter-Bildungsempfehlung- und Unterstützungsverein, 1878 Gebirgsverein für die Böhmische Schweiz mit rund 20 Ortsgruppen, 1881 Deutscher Schulverein (später Deutscher Kulturverband) und Ruderclub „Elbehort“ (später im „Carolus“ aufgegangen), 1883 Frauenverein für die Krippe im Krankenpflege sowie 1886 Ortsgruppe des Deutschen Böhmerwaldbundes und Nationalverein, 1888 Eghalanda Gmoi, 1890 Damengesangsverein, 1898 Verein zur Wahrung alter Sitten und Gebräuche „Gemeinde Alt-Tätschen“ (auch Niedertempler genannt) sowie Deutscher Volksbildungsverein.
Um die Jahrhundertwende bis 1914 kamen u. a. folgende Vereine hinzu: Bezirksorganisation für Kinderschutz und Jugendfürsorge, Nordböhmischer Samariter-Landesverband, Volksküchenverein, Gabelsberger Sprachvereins, Bezirksverband und Ortsgruppe des Bundes der Deutschen, Deutscher Hausbesitzerverein, Musikerverband für den politischen Bezirk Tetschen, Geselligkeitsklub der Lokomotivführer, Geselligkeitsverein „Freundschaft“, Geselligkeit Klub „Germania“ gegründet 1906, Liedertafel „Eiche“, Verein „Arbeiterheim„, Arbeiter-Turnverein „Gleichheit“, Fußballklub „Viktoria“ 1903 (ab 1923 Deutscher Fußballklub Tetschen), Ortsgruppe Tetschen-Bodenbach des Nordböhmischen Kraftfahrerbundes, Radfahrerklub „Tetschen“ 1902 usw.
Unter den nach dem Ersten Weltkrieg erfolgten Vereinsgründungen sind insbesondere zu nennen: Bezirksgruppe der Deutschen Lebensmittelgesellschaft in der CSR, Ortsgruppe des Vereines „Deutsche Blindenfürsorge“, „Esperanto-Grupo“, Logo der Masdasnan-Tempelgemeinschaft, Ortsgruppe des Metzner Bundes (Bund freischaffender Künstler), Verein der Kunstfreunde, Gemütlichkeitsklub „Am Letten“, Ortsgruppe des Arbeitervereins „Kinderfreunde“ und des christlich deutschen Jugendbundes, Deutscher Schwimmverein “Hellas“ und Deutscher Wintersportverein (beide gegründet 1924), Sektion Tetschen des Alpenvereins, Ortsgruppe des Touristenvereins „Naturfreunde“, Paddler Verein gegründet 1925, Ortsgruppe des Verbandes deutscher Flieger (Segelflieger), Deutscher Volkshochschulverein, mehrere Tierzuchtvereine usw.

Bootshaus „Carolus“

Deutscher Schwimmverein – Hellas –

Vorläufer war die im Rahmen der Sportvereinigung Tetschen-Bodenbach 1921 eingerichtete Schwimmsektion, aus der 1924 der Deutsche Schwimmverein „Hellas“ hervorging. Weit über Tetschen hinaus gewann „Hellas“ an Bedeutung, als er 1936 zwei 50-m Kampfbahnen im Schlossteich und im Waldbad Maxdorf einrichtete. 1930 gewann Liesel Hanka bei den Kampfspielen in Breslau das 400 m Brustschwimmen in Rekordzeit und war bis 1934 in dieser Disziplin CSR-Staatsmeisterin. Else Krikawa, Helene Kaltofen, Gretl Fritsch und Liesl Hanka errangen 1934 in sämtlichen Staffeln die CSR-Damenmeisterschaft. Hubert Wrba gewann 1936 bis 1938 den Pokal „Quer durch die Elbe“ und war 1939 Verbandsmeister im 100 m Kraul.

Mit Hans Leikert stellte „Hellas“ 1937 im Kunst- und im Turmspringen den CSR-Meister. Gleichzeitig schufen Erb, Mader, Klassen und Wrba in der 4 x 100 m Bruststaffel eine neue Staatsbestzeit. Als erster Rückenschwimmer wurde Herbert Erb 1938 in internationaler Bestzeit Verbandsmeister. Beim Olympia-Fackellauf 1936 war „Hellas“ mit einer 6 Mann Staffel vertreten, deren Schlussmann Herman Jeswick das Olympische Feuer bei Peterswald an den ersten reichsdeutschen Läufer übergab.

Studentische Korporation

Als Hochschule- und Schulstadt besaß Tetschen mehrere studentische farbenprangendem Körperschaft, und zwar vor allem die Liebwerder Verbindungen: Burschenschaft „Demetria“ gegründet 1903 (Vereinslokal Hotel „Stern“), Böhmerländische Freischar „Arndt“ gegründet 1919, Burschenschaft „Germania“ gegründet 1919 (Weinhaus Hein), Verein deutscher Studenten „Sudeten“ gegründet 1921 (zuletzt Gasthaus „Hölle“), katholisch-deutsche Studentenverbindung „Elbmark“ CV gegründet 1922 (Gasthaus May), Verband alter Burschenschaft „Wartburg“. Außerdem bestanden die akademisch-technische Ferialverbindung „Cheruskia“ zu Tetschen gegründet 1893 sowie der „Verband ehemaliger Liebwerder“.
Als Vereinigung ehemaliger Mittelschüler (Gymnasiasten, Handelsakademiker, Staatsgewerbeschüler) gab es die „Walhalla“ gegründet 1891, die „Borussia „gegründet 1912, die „Teutonia“ gegründet 1915 (vornehmlich Staatsgewerbeschüler), die „ Cimbria“ gegründet 1925 und die „Markomannia“ gegründet 1927. Sie waren seit 1919/20 im „Allg. Burschenverband“ zusammengeschlossen (Nordböhmisches Tageblatt, 1.Jänner 1939).

Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretung

Die in der Gesamtzahl der Vereine enthaltenen Arbeitnehmervereinigung (Gewerkschaft) waren 1934: Deutsche Arbeitnehmergewerkschaft, Christliche Gewerkschaft sowie Ortsgruppen folgender Verbände bzw. Vereine: der deutschen Staatsangestellten, der öffentlichen Angestellten, der Bank- und Sparkassenbeamten, der Arbeiter der chemischen Industrie, der Drechsler und verwandter Gewerbe, der angestellten Drogisten, der Eisenbahner, der Postler, der graphischen Union, der Werkmeister und Industriebeamten, der Handel- Transport- und Industriearbeiter, der Gast- und Kaffeehausangestellten, der Mittelschullehrer sowie der deutschen Speditions- und Schifffahrtsbeamten.
Auf der Arbeitgeberseite waren beispielsweise vorhanden: Arbeitgeberbund für das Baugewerbe, Lokalverband der Industrie, Verein der Tetschen-Bodenbacher Spediteure.

Verein der Kunstfreunde bzw., Kunst- und Museumsverein

Der Verein der Kunstfreunde in Tetschen-Bodenbach (gegründet 1933 Obmann JUDr. Karl Dittrich) trat insbesondere in den Jahren 1934 bis 1936 mit dreigrößeren Ausstellungen an die Öffentlichkeit. Sie fanden im Gerbinghaus in Bodenbach in der Teplitzer Straße statt.

In der ersten Ausstellung – eröffnet am 8. September 1934 – wurde das Schaffen von Künstlern aus dem Kreise Tetschen auf den Gebieten von „Wohnhaus-, Wochenendhaus- und Gartenarchitektur sowie Malerei und Graphik“ gezeigt. Es stellten sich die Architekten Ernst Koch, Robert Tschakert, Hilde Hellebrand (Gartenarchitektin), J. Benesch, Ernst Wutschke und Heinz Schindler mit ihren Entwürfen vor. Gemälde, Holzschnitte, Zeichnungen usw. stammen von den Künstlern Olaf Jordan, Friedrich Ritschel, Alfons Heinrich, Willy Lang, Oswald Pillhatsch, Franz Heide-Paudler (der den Katalog und das Plakat geschaffen hatte), Rudolf Bendel und Karl Ramisch.

Die zweite Ausstellung mit dem Titel „300 nordböhmische Bildnisse von einst und jetzt“ im Jahre 1935 ging weit über das Kreisgebiet hinaus und wurde von 3000 Interessenten besucht. Sehr beachtet wurden die Gemälde des Bodenbacher Franz Hochelber (erste Hälfte des 19. Jahrhundert).

Die dritte und letzte Ausstellung – in der Zeit vom 26. September bis 2. November 1936 – zeigte das Kunstschaffen sudetendeutscher Künstler des In- und Auslandes und führte den Untertitel „Graphik, Plastik, Handzeichnungen und Aquarelle „. Es wurden 250 Arbeiten von 32 Künstlern gezeigt. Vertreten waren beispielsweise: Josef Hegenbarth, Walter Klemm, August Brömse, Alfred Kubin, Franz Gruß, Wilhelm Srb-Schloßbauer, F. Heide-Paudler, Rudolf Karsch, W. Lang, A. Heinrich, O. Pillhatsch, K. Ramisch, F. Ritschel, Johann Alster, Hans Kühnel, Fritz Tampe u. a. Die Besucherzahl dieser Ausstellung betrug 4000.

Nach Auflösung des Vereins im Jahre 1938 wurde 1942 als Nachfolgeinstitution der Kunst- Museumsverein Tetschen-Bodenbach zugelassen (Geschäftsführer Rudolf Dinnebier). Dieser Verein konnte sich allerdings wegen des Krieges kaum entwickeln und führte lediglich 1942 die Gedächtnisausstellung für den akad. Maler Hans Lorenz durch.

Unabhängig vom Verein Veranstaltete das Kulturamt der vereinigten Stadt Tetschen-Bodenbach vom 10. bis 21. März 1943 eine Ausstellung „Künstler des Elbetales“, auf der u. a. R. Bendel, Felix Bibus, F. Heide-Paudller, Hans Jäg, O. Jordan, W. Lang, Wilhelm Lehnert, Hans Lorenz, Anton Ohme, O. Pillhatsch, K. Ramisch, Josef Stegel, F. Tampe vertreten waren und die ein großes Echo fand.
Schon vor der Gründung des Vereines der Kunstfreunde bestand als Vereinigung schaffender Künstler in Tetschen seit den 20er Jahren ein Zweigverein des Metznerbundes (Hauptsitz Aussig), der beispielsweise eine Kunstausstellung präsentiert hatte.

Landschaftsverein – Elbetal – (1939-1945)

Der Anschluss des Sudetenlandes hatte auf Kulturellem Gebiet dazu geführt, dass der größte Teil der traditionsreichen Vereine entweder aufgelöst oder in NS-Organisation übergeführt wurde. In Tetschen blieben lediglich bestehen: der Gebirgsverein und der Haus- und Grundbesitzerverein. Einen Sonderfall gab es auf dem Gebiet der Heimatforschung. Zwar hörte der Verein „Alt-Tätschen“ ebenfalls auf zu bestehen, jedoch wurde ein neuer Zusammenschluss mit der Bezeichnung „Landschaftsverein Elbetal“ gegründet, in welchem sich die Heimatforscher, Heimatpfleger, Familienforscher usw. der Landkreise Aussig, Leitmeritz und Tetschen (ohne Gerichtsbezirk Böhmisch-Kamnitz) sammelten. Die Dachorganisation war der „Deutsche Heimatbund“, Sitz des Vereins: Aussig; Geschäftsführung: Prof. Dr. Franz Josef Umlauft; Schriftleitung: Stadtarchivar Dr. Franz Josef Wünsch, Aussig; ab 1940 traten personelle Veränderungen ein. Der Verein übernahm u. a. die Nachfolge des Vereins für Heimatforschung des Aussig-Karbitzer Bezirk, der Gemeinde Alt-Tätschen, und von Teilen des Nordböhmischen Vereines für Heimatforschung und Wanderpflege in Böhmisch-Leipa (ehem. Nordböhmische Exkursionsklub) Für das Tetschner Gebiet bestand der Kreisverband Tetschen mit der Geschäftsstelle im Gebäude der Sudetendeutschen Tageszeitung, Geschäftsführer: Rudolf Dinnebier. Als Untergliederung gab es die Arbeitsgemeinschaft Tetschen-Bodenbach, Lehrer Rudolf Dörre, und die Arbeitsgemeinschaft Eulau, Mag.pharm. Wenzel Fischer. Das Veröffentlichungsorgan waren die „Beiträge zur Heimatkunde des Elbetales“, Mitteilungsblatt des Landschaftsvereins „Elbetal“. Die Zeitschrift erschien in vierteljährlichen Abständen mit den Jahrgängen 1 (1939 bis 6 (1944); Zitierweise: BHE.

Volksbildung

Volksbildungsveranstaltungen, wie Schulungen, Vorträge, Kurse usw., in der Art des heutigen Volkshochschulwesens fanden auch in Tetschen regelmäßig statt und zwar vielfach im Zeichensaal des Gymnasiums oder – wie an anderer Stelle erwähnt- im kleinen Saal des Hotels „Stadt Prag“.

Brauchtum und Veranstaltungen

Ostereiern: Der Brauch des Tetschner Osterreitens ist seit 1626 belegt. Offenbar einem alten Herkommen zufolge begaben sich die Tetschner Reiter (da keine Bauern vorhanden waren, meist pferdehaltende Transportunternehmen und Kaufleute) am Ostersonntag zeitig früh nach Altstadt und Birkigt und zogen mit den dortigen Reitern über Falkendorf nach Losdorf zur Kudlichschänke, wo sie bereits von den Reitern aus Losdorf und Heidenstein (bis 1935 auch Binsdorf) erwartet wurden. Nach einer Feier beim Kudlichdenkmal setzte sich die Kavalkade nach Tetschen in Bewegung und wurde an der Stadtgrenze mit Böllerschießen begrüßt. Gleichzeitig schlossen sich mehrere Vereine an (Schützen, Veteranen, Krieger und Turner, “Alt-Tätschen“, Feuerwehr, Gehilfenverein). Am Marktplatz fand abschließend eine Feier mit Ansprache statt. Vor dem Ersten Weltkrieg wurde das Osterreiten vom sog. Osterweiterung-Komitee durchgeführt und hatte einen kirchlichen Charakter. Nach der Feier am Marktplatz begaben sich die Teilnehmer zur Ostermesse in die Kreuzkirche, währenddessen die Reiter vor dem Portal anhielten und dort den Segen empfinden. Die mitgeführten Fähnchen waren entsprechend den Kirchenfarben gelb-weiß. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Brauch vom Bund der Deutschen wiederaufgenommen, jedoch entfielen die kirchlichen Zeremonien, also auch der offizielle Osterreitersegen vor der Kreuzkirche. Die Fähnchen waren nun in den Stadtfarben Blau-Weiß. Die Zahl der Osterreiter betrug beispielsweise 74 im Jahre 1928 und 82 im Jahre 1930. Langjähriger Vorreiter war der Spediteur Alfred Ungermann.

Theater: Tetschen hatte zwar kein eigenes Theater, doch bestand jederzeit die Möglichkeit, Bühnenstücke mit qualifizierten Kräften im nahe gelegenen Bodenbach zu sehen. Das dortige Stadttheater mit 512 Sitzplätzen bestand seit 1918 und gehörte zu den vereinigten Bühnen Aussig, Tetschen-Bodenbach und Marienbad. Das Aussiger Ensemble bespielte mit Oper, Operette und Schauspiel auch die Bodenbacher Bühne und außerdem fanden hier Gastspiele des Dresdner Staatstheaters statt. Die günstigsten Zugverbindungen nach Dresden gestattete es, dort Abendvorstellungen zu Besuchen („Opernzug“).

Laienspielgruppe: Ein beachtliches Niveau hatte in Tetschen das Laien-Theaterspiel, das hauptsächlich von der Gesellschaft „Eiche“ zu Pflege völkischer Kunst, vom Geselligkeitsklub „Germania“ und seit den 30er Jahren von der Laienspielgruppe des Gymnasiums getragen wurde. Die Aufführungen fanden größtenteils im Hotel „Stadt Prag“ (bis 1929) und im Schützenhaus statt, teils aber auch im Invalidenkino, in den Kammerlichtspielen sowie in letzter Zeit auch im Theater in Bodenbach.

Die Theatergruppe des Vereins „Eiche“ wurde durch viele Jahre von den Gymnasialprofessoren Paul Harmuth und Viktor Kerbler beraten. Das Repertoire hatte ein beachtliches Niveau; so wurde im Laufe der Zeit Stücke von F. Raimund, H. Bahr, G. Hauptmann aufgeführt. Ein Höhepunkt war das Stück „Der Biberpelz“ Mitte der 30er Jahre, zusammen mit den Laienschauspielern der Gruppe „Germania“. Im Allgemeinen gab die Theatergruppe des Vereins „Germania“ jedoch Volksstücke und Volksdramen, vornehmlich von Anzengruber, beispielsweise „Der Pfarrer von Kirchfeld“. Seit etwa 1935 bestand die Laienspielgruppe des Gymnasiums, aufgebaut von Prof. Alfons Heinrich. Ihr Repertoire umfasste hauptsächlich klassische Stücke, wie z. B. „Die geliebte Dornrose“ (A. Gryphius), „Das Opfer der Notburga“, „Egmont“ und „Die Räuber „. Nach dem Anschluss wurde dieser Gruppe die Kreislaienspielschar KdF („Kraft durch Freude“), auf deren Spielplan mehr volkstümliche Stücke und Komödien standen. Besondere Erfolge hatte das Stück „Der verkaufte Großvater „mit 40 Aufführungen, die teils auch als Gastspiele in anderen Orten des Kreises und darüber hinaus stattfanden.

Vortragskunst: Auf diesem Gebiet nahm durch viele Jahre der Gym. Prof. Paul Harmuth mit Vortragsabenden und Dichterlesungen eine dominierende Stellung ein. Er gab auch Schauspielunterricht, aus dem die Schauspielerinnen Maria Paudler und die jung verstorbene Doris Krüger-Gebühr (beide in Altstadt gebürtig) hervorgingen. Maria Paudler nahm seit Mitte der 20er Jahren ihren Weg über das Stadttheater Aussig zuerst zum Berliner Staatstheater. Sie spielte dann in Wien, Hamburg, in Frankreich und in der Schweiz. Ihr Repertoire reichte von Gretchen im „Faust“ und der Jokaste in „König Odipus“ bis zu modernen Rollen, zur Operette und zum Kabarett. Sie wirkte in mehr als 50 Filmen mit.

Konzert- und Gesangsveranstaltungen: Im kulturellen Leben Tetschens spielten die Gesangsvereine eine tragende Rolle, und zwar der Männergesangsverein 1860, der Damengesangsverein 1890 und die 1935 fusionierte Liedertafel „Eiche“. In den Chören der beiden Gesangsvereine wirkten rund 80 Sänger und 45 Sängermit. Außerdem bestanden Gesangsquartette und -quintette, u. a. das Endler-Quartett. Das Männerorchester hatte rund 45 Mitglieder, daneben gab es ein Kammerquartett. Auch qualifizierte Gesangs- und Klaviersolisten waren vorhanden. In eigenen Orchesteraufführungen wurden beispielsweise Werke wie der Waffenschmied, Die schöne Galatee, Geisha, Iphigenie in Aulis, Freischütz und Oberon sowie in Konzerten mit Symphonie und Chören z. B. Egmont, Coriolan, h-Moll-Symphonie von Schubert, Die vier Jahreszeiten und die Schöpfung von Haydn, Das deutsche Requiem von Brahms, Meistersinger, Tannhäuser und Der fliegende Holländer aufgeführt. Außerdem waren die Gesangsvereine bei Wohltätigkeitsveranstaltungen, Gedenkstunden, Jubiläumsfeiern, Einweihung und anderen öffentlichen Veranstaltungen vertreten. Die meisten Aufführungen fanden im Hotel „Stadt Prag“ statt, später im Schützenhaus.
Singabende wurden im Sommer oft im Freien abgehalten. Alljährlich beteiligten sich die Vereine an auswärtigen Sängerfesten. Ein besonderes Ereignis war der Besuch des Wiener-Schubert-Bundes im Jahre 1930 in Tetschen gelegentlich dessen Sängerfahrt ins Elbetal (Festkonzert im Schützenhaus und Gedenkstunde am Schubertdenkmal).
Als Vereinslokal beider Gesangsvereine diente durch mindestens vier Jahrzehnte die Gaststätte „Ratskeller“, wo auch geprobt wurde. Bedeutende Chormeister und Dirigenten waren Sigmund Glanz, Ferry Paul, Fritz Werner und seit 1935 Musikdirektor Franz Stroch, welcher auch Chorleiter des Bodenbacher Gesangsvereines war.
Erinnert sei in diesem Zusammenhang an den hochqualifizierten Tetschner Kirchenchor, dem jahrelang der Chorleiter und Organist Oberlehrer Engelbert Reck vorstand, sowie an die von der Pianistin Lotte Liebe gegebenen Klavierkonzerte.

Musikkapellen: Schon vor Mitte des 19. Jahrhunderts hatte in Tetschen die Musikkapelle Josef Kopitsch bestanden, deren Kapellmeister gleichzeitig auch die Schützen- und Veteranenmusik leitete. Nach dem Tode von Kopitsch (1875) übernahm die schon 1867 gegründete Kapelle des Karl Josef Schieche die Funktion als Stadt-, Schützen- und Veteranenkapelle sowie als Osterreitermusik. Ihre größte Zeit hatte sie bis zum Ersten Weltkrieg. Schieche veranstaltete zahlreiche Konzerte, gastierte auch außerhalb und setze seine Kapelle als Konzertorchester bei Operettenaufführungen der in Tetschen gastierenden Theatergruppen ein. Außerdem komponierte er Märsche, Walzer und Polkas, die jedoch nur teilweise gedruckt wurden. Seit 1919 wurde die Kapelle von Karl Rudolf Schieche im Sinne seines Vaters weitergeführt und hatte daher ihre Stärke unverändert bei den Streichinstrumenten.
Seit der Jahrhundertwende bis in die 20er Jahre bestand außerdem die Kapelle Josef Storch und nach dem Ersten Weltkrieg in Altstadt die Kapelle Leo Schmidt. Letztere erfreute sich insbesondere bei Faschingsbällen großer Beliebtheit. Sämtliche Musikkapellen gaben neben Konzertabenden auch Platzkonzerte und spielten bei allen festlichen Veranstaltungen auf. Seit 1936 stellte die Jungturnerschaft des Deutschen Turnvereins einen Spielmannszug und einen Fanfarenzug.

Schüleraufführungen des Gymnasiums und des Töchterpensionates: Alljährlich – entweder in der Vorweihnachtszeit oder im Frühjahr – fanden im Schützenhaussaal die öffentlichen Schüleraufführungen des Gymnasiums statt. Das stets vielseitige Programm umfasste Chorgesang, Orchestervorträge, Soloinstrumente, Rezitationen, Tänze, dramatische Spiele, Märchenspiele und bisweilen auch turnerische Darbietungen. In manchen Jahren wurden Höhepunkte durch Mitwirkung von namhaften Künstlern erzielt, beispielsweise 1934 durch die Konzertsängerin Wally Horner. Gelegentlich standen die Aufführungen unter einem bestimmten Motto, wie Schiller-, Rembrandt- oder Mozartfeier. Die Einstudierung der Sprechstücke oblag durch viele Jahre den Gymnasialprofessor Paul Hartmuth und Alfons Heinrich, die musikalische Leitung hatten die jeweiligen Musiklehrer (u. a. Professor Franz Hilmer und Josef Ganzmüller) und zeitweise auch der Chordirektor Oberlehrer Engelbert Reck. Vom Schülerorchester wurden außerdem Hauskonzerte, von anderen Schülergruppen Bunte Abende veranstaltet.
Auch auf der Bühne in der Aula des Töchterpensionates gab es regelmäßig Aufführungen. Mitwirkenden waren stets ausschließlich die Schülerinnen der Anstalt. Sehr großen Erfolg hatte Mitte der 30er Jahre das Stück „Weh dem der lügt“. Auch musikalische Darbietungen wurden gegeben.

Wandertheater: In regelmäßigen Abständen, aber alljährlich, gastierten Wandertheater in Tetschen, welche Stücke für Kinder aufführten. Zu nennen sind die Märchenspiele im Gasthaus May und die Aufführungen auf der Bühne des Gasthauses „Försterhöhe“ (beide Kamnitzer Straße), zu denen in jüngster Zeit sogar Wunschkonzerte gehörten.

Ballveranstaltungen: Zahlreiche Tetschner Vereine veranstalteten in der Faschingszeit ihre Bälle. Hervorzuheben sind insbesondere: Ball des Ruderclubs „Carolus“ (meist als Auftakt der Saison), Liebwerder Hochschulball, Kulturverbandsball (mit Einlagen zu Wohltätigkeitszwecken, z. B. Handarbeitsbasar, Tänze), Ball des Bundes der Deutschen, Wintersportvereinsball, Schützenball und „ Schützenrummel“ (ausgesprochenes Kostümfest), Kasinoball (in geschlossener Gesellschaft am Faschingsdienstag), Ball des Kameradschaftsvereines (ehemaliger Kriegsverein), Veteranenvereinsball, Ball der Gemeinde „Alt-Tätschen“ (auch Niedertemplerball genannt), Feuerwehrball, Polizeiball, Gehilfenvereinsball (mit Gastmusikkapelle aus Königstein/Sachsen).
Ein Teil dieser Veranstaltungen fand seit jeher im Schützenhaussaal, die anderen im großen Saal des Hotels „Stadt Prag“ bzw. – nach 1929 – größtenteils auch im Schützenhaus, einige aber im Dampfschiffhotel statt. Dorthin wich ebenfalls die Gymnasialtanzstunde aus (Abschlussbälle aber im „Deutschen Haus“ in Bodenbach), bis schließlich die ganze Tanzstunde in das Grandhotel Töpfer nach Bodenbach verlegt wurde. Der Ball des Deutschen Turnvereines fand stets in der Turnhalle statt, der Schifferball und der Ball der Dampfschifffahrtsgesellschaft stets im Dampfschiffhotel, der Arbeiterturnerball im Gasthaus „Zur Försterhöhe“, der Lokomotivführer- und Eisenbahnerball im Gasthaus May, der Bäckergehilfenball im Gesellenklubhaus in Altstadt usw.
Neben den großen, mehr oder weniger offiziellen Bällen gab es in der Faschingszeit auch kleinere Veranstaltungen, meist als Hausbälle bezeichnet. Im Inneren der Stadt waren dafür beispielsweise bekannt: Der „Grüne Baum“, das „Häusel“ und das „Dampfschiffhotel „. In der Kamnitzer Straße waren es insbesondere die Gasthäuser „Zur Försterhöhe“ und „Leitmeritzer Bierhalle“ (May), in der Turnerstraße am Letten das Gasthaus „Zur Alm“ (ursprünglich „Zur Hochquelle“) und in der Gomplitzer Straße das Gasthaus „Zu drei Linden“.

Maskenumzüge: Die Tetschner Maskenumzüge in der Faschingszeit lassen sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen. Auf Grund der Ausführung von Focke ist anzunehmen, dass die Umzüge aus alten Faschingsspielen und aus Faschingstreiben entstanden sind. Ende der 90er Jahre des 18. Jahrhunderts nahm sich der Verein „Alt-Tätschen“, unterstützt von anderen Vereinen, des Brauches an und veranstaltete einige Male am Faschingssonntag Maskenumzüge. Im Jahre 1907 waren 22 Wagengruppen, 7 Fußgruppen und 1 Reitergruppe beteiligt. Im Jahre 1913 stand er unter dem Motto Balkankrieg (Marktbrunnen als Festung Konstantinopel überbaut). Der Zug bewegte sich vom Fabrikhof Bachheibl durch die Bensner Gasse zum Markt und dann durch die Schiffgasse, Fleisch- und Kirchgasse. Die Darstellungen waren überwiegend folkloristisch (Alte Trachten, Wochenmarkt) und zeigten einige Stadtoriginale; eine Gruppe zeigte ein kommunalpolitisches Problem „Tetschen ohne Licht“. Ein „Prinz Karneval“ war dabei. Nach dem Ersten Weltkrieg fanden Maskenumzüge nur noch vereinzelt statt.

Königsschießen und Vogelschießen: Das althergebrachte Fest des Tetschner Schützenvereines war das Königsschießen. Obwohl ausgehend von einem Vogelschießen (Attrappe eines Vogels auf einer hohen Stange) hatte es sich schon seit dem 19. Jahrhundert zu einem Scheibenschießen mit Kleinkalibergewehren entwickelt. Dieses Fest fand in der Regel zu Pfingsten in den vereinseigenen Schießständen statt, und zwar seit 1925 auf der Schützenhöhe mit vorherigen Schützenumzug, voran die Schützenkapelle, die prächtige Schützenfahne, die neue Scheibe und der Königspokal. Letzter langjähriger Schützenkönig war Wilhelm Pfeifer. Vor 1925 wurde das Schützenfest im Schützenhaus abgehalten.
Die Tradition des vom Schützenverein nicht mehr gepflegten Vogelschießens hatten der Krieger- und Veteranenvereins weitergeführt. Es fand in Laube bei der städtischen Restauration „Laubenmühle“ statt und war mehr ein Volksfest mit Verkaufsbuden, Kinderbelustigung, Verlosungen usw. – geschossen wurde mit der Armbrust auf buntbemalte Vogelattrappen, die auf hohen Stangen angebracht waren. Der ermittelte Schützenkönig wurde mit Musik zu seiner Wohnung geleitet.

Turnfeste: Alljährlich gaben der Deutsche Turnverein und der Arbeiter-Turnverein in der Sommerzeit ihre Turnfeste. Dabei wurden meist an einem Samstagnachmittag Wettkämpfe abgehalten und am Sonntag nach vorangegangenem Umzug durch die Stadt Schauturnen durchgeführt, wobei Gruppenfreiübungen, Volkstänze, Ordnungsübungen und Geräteturnen zur Aufführung kamen. Besonders das Geräteturnen war eine Spezialität des DTV Tetschen mit seinen Turnlehrern Otto, Voigt, Ernst Schmalberg und Otto Hafenrichter. Bei besonderen Anlässen (Bezirksturnfest, Jubiläen) fanden die Darbietungen am Jugendspielplatz und in der Aue-Kampfbahn statt.
In Erinnerung ist auch das vom Deutschen Turnverein Mitte der 30er Jahre veranstaltete „Schwimmen quer durch die Elbe“, sowie die Segelfliegergruppe, die in den Jahren 1914 und 1938 mit dem selbst konstruierten „Grunewald-Baby“ Flugübungen in Kolmen und Ohren durchführte.

Bibliotheken

Die Tetschner Stadtbücherei entstand 1898 auf Anregung von Prof. Dr. Emanuel Hibsch (Tetschen-Liebwerd) als Bücherei des Deutschen Volksbildungsvereines. Im Jahre 1911 wurde die „Volksbücherei“ und der neu eröffnete Lesesaal zusammen mit dem Stadtmuseum in dem eigens eingerichteten Gebäude Pestalozzistraße 757 untergebracht.
Im Sinne des Buchereigesetzes von 1919 erfolgte in den Jahren bis 1925 die Umwandlung in „Städtische Bücherei und Lesehalle“, deren Leitung fortan einem staatlich geprüften Buchwart oblag. Zu Anfang des Jahres 1930 umfasste die Bibliothek 6581 Bände, von denen 2746 zum schöngeistigen und 1324 zum belehrenden Schrifttum gehörten, während 2256 auf Zeitschriften, 191 auf Jugendzeitschriften, 26 auf Musikalien und 38 auf Bild- und Kartenwerke entfielen. Bis Anfang 1936 war der Gesamtbestand auf 7911 Bände und bis 1938 auf etwa 9000 Bände gewachsen. Im Jahre 1929 waren rund 1000 regelmäßige Ausleihungen, 20.000 entlehnte Bände und 15.600 Lesesaalbesucher gezählt worden.
Die Bibliotheksbestände des Staatsoberrealgymnasiums betrugen 1938 4559 Bände, die sich aus 2889 Bänden der Lehrbücherei und 1670 Bänden der Schulbücherei zusammensetzten.
Die Fachbibliothek der Landwirtschaftlichen Hochschule in Tetschen-Liebwerd hatte im Jahre 1937 rund 3000 Bände aufzuweisen. Mit der 1940 eingerichteten milchwirtschaftlichen Abteilung der Landwirtschaftsschule kam die umfangreiche Fachbibliothek der Molkereischule Friedland i. Böhmen nach Tetschen.
Über die Buchbestände der Staatsgewerbeschule, des Töchterpensionates und der anderen Schulen liegen keine Daten vor. Die 1732 begründete Schlossbibliothek ist im Rahmen der Geschichte des Schlosses besprochen.

Stadtmuseum

Über Anregung des Apothekers Franz Luft wurde 1908 das Stadtmuseum gegründet. Die Sammlungen waren anfangs im Rathaus und ab 1909 in der Mädchenschule aufbewahrt. Im Jahre 1911 erfolgte die Übersiedelung in das für Museum und Stadtbücherei eigens geschaffene Haus Nr.757 in der Pestalozzistraße. Da dieses seit 1914 aber weitgehend für Schulzwecke verwendet wurde, musste das Museum räumlich immer mehr eingeschränkt werden, bis schließlich von 1929 an eine vollständige Verpackung und Lagerung der Sammlung (bestehend aus 2000 nummerierten Gegenständen) erfolgte; erst 1944 wurden in einer kleinen Schau einige Exponate gezeigt.
Zu den bedeutendsten Beständen des Museums gehörten: Die Urkundensammlung mit dem ältesten deutschen Schuhmacher-Zechbrief Böhmens, ausgestellt von der Stadt Tetschen 1384; Gegenstände der alten Handwerkszechen (Zünfte) mit Zunftladen usw.; Sammlung von Musikinstrumenten; kunstkeramische Sammlung der ehemaligen Siderolithfirma Schiller u. Sohn, Obergrund, aus den Jahren 1829 bis 1909; Sammlung aus der Geschichte der Schützengilde (kunstvolle, gemalte Schießscheiben, Armbrüste, Schützenkönigsketten und – Becher usw.); altes Tetschner Zinngeschirr (nahezu 300 Stück); Altteschner Bürgerstübl mit Trachtengruppe; alte Stadtansichten (Aquarelle, Zeichnungen, Stiche usw.); Gemäldesammlung heimischer Künstler ( u.a. „Die Beschneidung Christi“ von Anton Kern sowie Gemälde von Georg Preiß d. Ä. und d. J., Anton und Kajetan Peschke, Franz und Jakob Peschke, Franz Hochelber); alte Waffen, u. a. vom Schlachtfeld Kulm 1813; zahlreiche Erinnerungsstücke an das frühere städtische und ländliche Leben (z. B. Kleider, Schmuck, Uhren, Glas, Fayence- und Porzellangeschirr); wertvolle Münzensammlung (Geschenk des aus Tetschen gebürtigen Wiener Apothekers Anton Focke); technologische Abteilung (die ab 1892 zeitweise ein eigenes Museum in der Schiffsgasse gebildet hatte); Schifffahrtsabteilung mit 1 bis 2MdI langen Holzmodellen verschiedener Kähne, Zillen und Dampfer der Elbschifffahrten; archäologische Funde aus dem Elbetal (Brand- und Skelettgräber, Gefäße, Werkzeuge und Schmuckgegenstände, Waffen aus der Stein- und Bronzezeit).

Tyrš-Museums für Körpererziehung und Sport

Nachdem das Schloss Tetschen 1931 in den Besitz des Tschechoslowakischen Staates gekommen war, wurde im Juni 1934 in einem Nebengebäude des Schlosses das Tyrs-Museum eröffnet. Es handelt sich um das Haus, in dem 1832 Miroslav Tyrs (ursprünglich Friedrich Emanuel Tirsch) geboren wurde, der Begründer des tschechischen Sokol Vereines. Der Vater desselbigen Johann Vinzenz Tirsch (geboren 1801 in Körbitz bei Komotau), war seinerzeit Arzt des Grafen Thun und Badearzt im Josefsbad in Obergrund.

Stadtarchiv

Trotz der mehrfachen Verheerung der Stadt im Dreißigjährigen Krieg sowie durch Stadtbrände von 1714 und 1749 haben sich nicht wenige Bestände der alten „Gemeindelade“ und der Stadtrichterei erhalten. Hervorzuheben sind insbesondere die vier ältesten Stadt- und Gerichtsbücher (1515-1534, 1534-1548, 1568-1586 und 1586-1620), das Kaufbuch des Rates (1596-1644), das Ratsgedenkbuch mit der Bezeichnung „Memorial und Handlung“ (1567-1627), die Stadtruge von 1567, die Ratsprotokolle seit 1751, zahlreiche Los- oder Weglaßbriefe, Testamente, Ehe-, Kauf- und Pachtverträge und andere Urkunden sowie Übergabeinventare und Verzeichnisse, z.B. von 1604, 1470 und 1886, an Hand derer sich feststellen lässt, welche Archivalien im Laufe der Zeit abhandenkamen. (siehe Verwaltung Behörden)

Kino und Weltpanorama

Die ersten Filmaufführungen in Tetschen fanden 1909 statt. Im Jahre 1910 wurden die „Kammerlichtspiele“ in der Bahnhofstraße 765 in einem eigens dazu errichteten Gebäude eröffnet; sie wurden nach ihrem Gründer volkstümlich „Leinweberkino“ genannt. Als zweites Kino kam 1922 das „Invalidenkino“ in der Brückengasse 809 hinzu, dessen Träger anfangs die Invalidenbank war, bis es schließlich in privates Eigentum überging.
Das sogenannte „Weltpanorama“ bestand ebenfalls schon vor dem Ersten Weltkrieg; es befand sich ursprünglich im Hotel „Stadt Prag“, in den 30er Jahren zeitweise in der Schiffgasse und später in der Bünauergasse.

Hochschulbuchhandlung Otto Henckel

Bereits Mitte des 19.Jahrhunderts wurde vom Buchhändler Wenzel Heß, Inhaber der bekannten Buchdruckerei Mercy in Prag, eine Filiale in Tetschen gegründet. Diese wurde 1862 von dem Merseburger stammenden Otto Henckel übernommen, 1905 bis 1932 von dessen Sohn Hermann Henckel und 1932 bis 1945 von dessen Erben weitergeführt. Sie trug seit 1900 bzw. 1920 – entsprechend der Höherstufung der landwirtschaftlichen Lehranstalt Tetschen-Liebwerd – durch Beschluss des Professorenkollegiums bzw. des Dekanats die Bezeichnung „Akadamiebuchhandlung“ bzw. „Hochschulbuchhandlung“. Seit Übernahme durch Otto Henckel, dem langjährigen Förderer und Obmann des Gebirgsvereines, gewann die Buchhandlung weiter an Ansehen und wurde ein geistig-kulturelle Mittelpunkt der Stadt. Im angegliederten Heimatverlag erschienen 1911 und 1929 ausgezeichnete Stadtpläne von Tetschen, ferner ein Stadtführer, mehrere Landkarten vom Kreis und vom Böhmischen Mittelgebirge, eine umfangreiche Serie von Kupfertiefdruck-Karten von Tetschen und Umgebung sowie ein genealogisches Werk der fürstlichen Familie Thun-Hohenstein.

Zeitung und Zeitschriften

Tetschen war Verlagsort der Tageszeitung „Nordböhmisches Tagblatt“ sowie der Zeitschriften „Blätter für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung“ (Schriftleitungen: Hochschulprofessor Dr.-Ing. E. Zehr), „Deutsche Landbauzeitung“ sowie „Landwirtschaftliche Fachpresse für die Tschechoslowakei“ (Schriftleiter der beiden letzteren: Dipl.-Ing. F. A. Pleyer).

Nordböhmisches Tagblatt: Die Anfänge der Zeitung liegen im Jahre 1856. Damals wurde von Friedrich W. Stopp das Wochenblatt „Tetschner Anzeiger“ gegründet, das ab 1879 den Namen in „Tetschen Bodenbacher Anzeiger“ und bald darauf – zugleich mit der Einstellung des ersten Redakteurs (O. Püschl aus Neschwitz) – in „Tetschen-Bodenbacher Zeitung“ änderte, die zweimal wöchentlich erschien. Seit 1884 gehörte der Schriftsteller und Mundartdichter Josef Schwaab durch mehrere Jahrzehnte zu den Mitarbeitern der Redaktion. Ab 1912 wurde das Blatt als Tageszeitung herausgebracht und trug von diesem Zeitpunkt an die Bezeichnung „Nordböhmisches Tagblatt“.

Im Jahre 1921 verkauften die beiden Söhne des Verlagsgründers Paul und Friedrich Stopp, den Betrieb an die Nordböhmische Druck- und Verlagsanstalt J.Koschler KG, deren geschäftsführender Komplementär Josef Koschler aus Tepl war. Nach seinem frühen Tode im September 1922 übernahmen der Fabrikant Rudolf Preisler und der Primarius MUDr. Rudolf Pils ehrenamtlich die Geschäftsführung. An ihre Stelle trat von 1937 bis 1945 als alleinig geschäftsführender Komplementär Rudolf Dinnebier.

Die Schriftleitung lag nach dem Tode von Püschl (um 1851) zuerst in den Händen von Siegmund Bergmann, dann folgten in den nächsten zwanzig Jahren Wenzel Zosel, kurzfristig Lehrer Rotsch und schließlich Fedor Rohn (später Horrat, gest. Innsbruck 1929). Von etwa 1905 bis 1921 gab es einen mehrfachen Wechsel in der Hauptschriftleitung. Der zunächst berufene Wiener Journalist Emil Tullinger wurde abgelöst durch den Wiener Alfred Werre, dieser wieder 1910 durch den ebenfalls aus Wien stammenden Albert Wesselski (ab 1914 Chefredakteur der „Bohemia“ in Prag), und während der Kriegszeit durch die beiden Grazer Gerschak und Petrou, denen bis 1923 erneut Tullinger folgte.

Anschließend wurde Max Horner aus Böhmisch-Leipa zum Hauptschriftleiter bestellt (bis etwa 1940), neben dem einige Zeit lang auch F. A. Pleyer und Hugo Schicht der Redaktion angehörten. Im Jahre 1926 trat Dankwart Heisler als Volontär ein und war schließe letzten Jahre vor seiner Einberufung zur Wehrmacht im Jahre 1940 stellvertretender Hauptschriftleiter. Die letzten fünf Jahre wechselten die Redakteure aus kriegsbedingten Gründen mehrfach; u.a. waren zeitweise Erwin Heine und zuletzt der Berliner Dr. Tschinkel tätig.

Das Blatt hat in den 90 Jahren seines Bestehens stets die nationale Richtung vertreten. Die Auflage betrug in neuerer Zeit im Durchschnitt 13.000. Der Jahrgang 1941 beinhaltete 18.641 Anzeigen (Annoncen), d.h. im Schnitt 60 Anzeigen pro Tag. Zum 75. Bestandsjubiläum war die Ausgabe vom 1. Januar 1930 mit einem Umfang von 50 Seiten zuzüglich Anzeigenteil erschienen; es sind darin zahlreiche historische Artikel und Rückblicke enthalten. Die letzte Ausgabe der Zeitung vom 8. Mai 1945 (90. Jahrgang, Folge 107) umfasste nur zwei Seiten und trug die Schlagzeile „Verdunklung 21:00 bis 5:30“.

Ab 1923 wurde außer dem „Nordböhmischen Tageblatt“ als Überlandsausgabe die „Sudetendeutsche Tageszeitung“ herausgegeben, die sich rasch in Böhmen, Mähren und Schlesien durchsetzte (Auflage 15. 000). Für sie war der Redakteur Anton Hausmann aus Schönbach bei Graslitz verantwortlich. Die Prager Geschäftsstelle dieses Blattes war mit Otto Kohlert aus Graslitz und dem Redakteur Erwin Heine aus Schrittenz bei Iglau besetzt. Nach dem Anschluss des Sudetenlandes musste dieses überregionale Blatt aufgegeben werden und gleichzeitig wurde das „Nordböhmische Tagblatt“ in „Sudetendeutsche Tageszeitung“ umbenannt.
Im Jahre 1939 wurden von der Druck- und Verlagsanstalt Koschler die Tetschner Buch- und Steindruckerei (vormals August Hempel), die Buch- und Steindruckerei Gärtner & CO. in Bodenbach sowie die Buchdruckerei Josef Fleck in Böhmisch-Kamnitz mit dem Verlag des „Kamnitzer Wochenblattes“ Auflage (3000) übernommen, das von diesem Zeitpunkt an eingestellt wurde.
Vor dem Ersten Weltkrieg hatte auch die Tageszeitung „Deutsches Volksblatt“ eine Geschäftsstelle in Tetschen.
Ferner erschienen: Amtsblatt der k. k. Bezirkshauptmannschaft und des Bezirksschulrates für den politischen Bezirk Tetschen sowie das Amtsblatt der Stadt Tetschen.

Alt-Tätschner Gemeindebote: In den Jahren 1922 bis 1932 gab der Verein „Alt-Tätschen“ die Zeitschrift „Alt-Tätschner Gemeindebote – Bote aus dem Elbtal, mit dem Motto „Trei da Hejmt“ (Treu der Heimat) heraus. Sie erschien die ersten sechs Jahre jeden dritten, die weiteren sechs Jahre jeden zweiten Monat. Insgesamt liegen 56 Hefte vor, die vornehmlich Historisches teils mit Abbildungen über die Stadt Tetschen und einige Orte der Umgebung enthalten. Außerdem bieten die unter der Schriftleitung von Moritz Kunert gestalteten Hefte viel Gedichte und Lesestücke in Tetschner Mundart. Mit Beginn 1933 wurde der „Alt-Tätschner Gemeindebote“ mit der in Bensen erschienenen Zeitschrift „Aus heimatlichen Bergen“ vereinigt und bildete innerhalb derselben in den Jahrgängen 38 (1933) und 39 (1934) eine eigens bezeichnete Beilage. Die weitere Fortsetzung des „Alt-Tätschner Gemeindeboten“ bildete die Zeitschrift „Die Raatschgapse“, erstmals erschien Dezember 1934, trotz ihres Namens (der so viel wie Ratschliesel bedeutet) neben dem in Tetschner Mundart verfassten Unterhaltungsteil viel Historisches sowie Volks- und Familienkundliches enthielt.

Beiträge zur Heimatkunde des Elbetales: Unter dieser Bezeichnung erschien in sechs Jahrgängen von 1939 bis 1944 das vierteljährliche Mitteilungsblatt des Landschaftsvereins Elbetal (siehe auch Vereine).

Sehenswertes

Gebäude des älteren Stadtbereiches

Infolge der Brandkatastrophe von 1749 ist in Tetschen von den bedeutenden Bürgerbauten des 16. und 17. Jahrhunderts relativ wenig erhalten. Eine gute Vorstellung von der alten Bausubstanz vermittelt der Kupferstich von 1711 in dem Buch „Das jetzt lebende Königsreich Böhmen“, Frankfurt 1741. Beim Wiederaufbau entstanden wesentliche einfache, schmucklose Gebäude, was nicht zuletzt auf die damaligen Kriegszeiten und die daraus entstandene wirtschaftliche Notlage zurückzuführen ist. Repräsentativere Gebäude wurden erst wieder seit Anfang des 19. Jahrhunderts gebaut, wie die 26 Marktplatzhäuser dies deutlich erkennen lassen. Von ihnen hat ein Haus echten Renaissancestil (Nr.81) und stammt somit von Ende des 16. Jahrhunderts, 4 Häuser mit hohem Steildach dürften aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammen, 3 scheinen Anfang des 19. Jahrhunderts einfach, aber mächtig neu gebaut worden zu sein, 1 ist neugotisch, 13 haben frühe bis späte Gründerzeit-Bauweise, 3 sind durch Jugendstilelemente charakterisiert und 1 hat den Bankentyp von Anfang des 20. Jahrhunderts.

Im Einzelnen sind von den Marktplatzhäusern beachtenswert: Haus Nr.81 an der Ostseite/Ecke Bensner Gasse (Kreyslerhaus) mit schönem zweisitzigem Renaissanceportal und Renaissancegiebel; im Gang links ein Relief des Tetschner Stadtwappens und rechts das Relief eines Mannes mit hohem Kragen und der Inschrift „All mein Trost und Hoffnung ist – auf mein Herrn Jesu Christ – Babara, meiniglich Weib ist“. Neder vermutet, dass es sich um Laurenz Jerschel handelt, der 1593 und 1596 Bürgermeister war; andere Autoren meinen, es sei ein Ritter von Heidenstein (eine Babara dieses Namens ist belegt) oder ein Bünauer.

Haus Nr.162, „Stadt Prag“ – 1967 Gesprengt und abgerissen – Dieser alte, aber im 19. Jahrhundert zweistöckig mit einfacher Fassade neu erbaute Gasthof, später Hotel, fiel durch sein schönes altes Renaissanceportal mit zwei steinernen Sitzen und zwei kunstvollen Wappenreliefs von 1594 auf, auf die dem Besitzer Werner von Wernersdorf und dessen Frau zugeschrieben werden. An dieses Gebäude an der Nordseite des Marktplatzes schloss sich – weit in die Kirchtorgasse hineinreichend – der um 1880 errichtete Saalbau im Gründerzeitstil an. Das geräumige Haus „Stadt Prag“ hatte außer dem Hotelbetrieb viele andere Funktionen; wie wir wissen fanden dort Theater-, Konzert- und Vortragsveranstaltungen, Dichterlesungen, Faschingsbälle, Tanzstunden und Kränzchen, Kino- und Panoramaaufführungen sowie verschiedene Ausstellungen (z.B. Gartenbau-, Kleintier-, Heimatkundeausstellung), Versteigerungen, Wählerversammlungen und Rekrutenmusterungen statt. In der Stallung standen einst die Post- und Kutschenpferde.

Von den 4 alten einstöckigen Häusern am Marktplatz, die wahrscheinlich alle der Wiederaufbauperiode nach 1749 entstammen, besaß das an der Südseite gelegene Haus Nr.5 (Schlögel- bzw. Ronghaus) ein ähnliches Portal wie Nr.81 und Stadt Prag, jedoch ohne Wappen. Weitere derartige Renaissanceportale hatten ursprünglich die Häuser Nr. 4, 60 und 59 (Hotel Stern, Haus John, später Eskompte Bank, und Haus Grams) an der Süd- bzw. Ostseite des Marktes, doch wurden diese bereits vor bzw. um die Jahrhundertwende durch neuere Bauten ersetzt. Das Portal von Nr. 59 ist am Quaderberg an die dortige Berghütte angebaut worden. Somit waren bis ins 19. Jahrhundert 6 Renaissanceportale erhalten.

Ein weiteres altes Haus, Nr. 163 (Bailbäcker) an der Nordseite hatte ein schönes Rokokoportal mit Gott-Vater-Relief und der Inschrift „Sit nomen domini et benedictum „. Unweit davon am Eingang zur Schiffgasse fiel das alte Haus Nr. 165 (Buchhandlung Henckel) durch seine Mächtigen Einfahrtstor, eine etwas oberhalb eingemauerte Kanonenkugel und die Mansarden, in dem hohen Giebel auf. Im Garten dieses Gebäudes, der an der Stadtmauer angrenzte, war die Folterstube und ein Pförtchen in der Mauer erhalten (bis 1965), vielleicht befand sich in Nr. 165 vor Jahrhunderten zeitweise das Stadtgericht.

Von den übrigen 18 Häusern am Marktplatz sind erwähnenswert: Das Haus der Stadtapotheke und das Hotel Krone, die wahrscheinlich ebenso wie Hotel Stadt Prag Anfang des 19. Jahrhunderts in der damals üblichen, einfachen, aber mächtigen Bauweise neu errichtet wurden; das sogenannte Rat (seit 1871 Bezirkshauptmannschaft und Bezirksgericht), welches 1842 nach den Plänen des Münchner Architekten Gutensohn in einem Mischstil von Neugotik und Renaissance neu entstand; die drei Jugendstilhäuser Nr. 3 (s. Z. Tabakhauptverlag und Julius Meinl), Nr. 4 (Hotel Stern) und Nr.18 an der Westseite, von denen das erste- und das letztgenannte beachtlich sind. Aus der Gruppe der 13 Häuser der Gründerzeitbauweise sind das Haus Nr. 247 (Grüner Baum), Nr. 97 (Nordböhmische Tagblatt) und Nr. 195 (Zum Hirschen) die charakteristischen. Die Zier des letzteren, das Standbild eines Hirsches mit einem Kreuz zwischen dem Geweih, befindet sich am Dachsims, war aber ursprünglich über der Haustür. Es geht zurück auf zwischen 1719 und 1718 dort wohnenden Forstmeister, obwohl die Sage eine Verbindung mit dem Stadtbrand von 1749 herstellen will. Ähnlich wie auf dem Marktplatz kommen auch im Übrigen älteren Stadtbereich Häuser verschiedener Bauepochen vor, allerdings sind dort unter den Wohnhäusern der Gründerzeit- und Jugendstilbauten gegenüber den alten Bauten schwächer vertreten – Ein sehr schönes klassizistisches Bürgerhaus befindet sich in der Kreuzgasse Nr. 14 (Liebsch-Haus) an der Engstelle bei der Kreuzkirche. Es trägt in einem Stockwerk die Jahreszahl 1819, im anderen Stockwerk drei goldene Sterne nebeneinander.

Vorstadt „Niedertempl“

Dieser ehedem zwischen der westlichen Stadtmauer und der Elbe gelegene Stadtteil ist die älteste Vorstadt Tetschens und war das Wohngebiet der Schiffer und Fischer. Die ausschließlich kleinen und zum Teil ausgesprochen niedlichen Häuser standen in der Oberen und in der Unteren Fischergasse und hatten teils eine malerische Fachwerkbauweise, zumindest im Obergeschoss. Der Name „Niedertempel“ scheint „scheint „niederer Tümpel“ zu bedeuten, weil es sich um ein tief gelegenes, vielleicht ursprünglich feuchtes Gelände handelt. Auch in der Kreuzgasse, in der Fleischgasse, beim Elbtor, im Schlossbezirk und in anderen Gassen standen bis ins 20. Jahrhundert mehrere Häuser mit Fachwerk und teils mit Holzumgebinde. Daß diese bis Ende des 19. Jahrhunderts noch wesentlich zahlreicher waren, zeigen die Aquarelle von Linser.

Verwaltungs- und andere Nicht-Wohngebäude

Verwaltungs- und andere Nicht-Wohngebäude Diese Gebäude befinden sich teils im alten Stadtbereich und teils in den seit dem 19. Jahrhundert neu entstandenen Stadtteilen. Die auffallendsten bzw. bedeutendsten waren: Der ehemalige Meierhof (Gestüthof) an der Gomplitzer Straße, wohl aus dem 18. Jahrhundert. Das ehemalige Bräuhaus mit der Mälzerei der bürgerlichen Braukommune Tetschen in der Bräuhausgasse, aus dem 17. bis 18. Jahrhundert. Das ehemalige Spital „Zu den 12 Aposteln“ (sogenannte „Spittel“) in der Kreuzgasse, von 1673 mit Thunˋschem Wappen. Die großen Bachheiblˋschen Fabriksgebäude beim Nordbahnhof am Polzenfluß, erbaut in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Stadthaus in der Rathausgasse, byzantinisch-gotischer Stil, 1844 bis 1846 nach den Plänen von Prof. Bernhard Grüber, ursprünglich Schule, über dem Eingang das vom abgetragenen Elbtor stammende Stadtwappen. Das sogenannte Rathaus von 1842, neugotisch, am Marktplatz/Ecke Rathausgasse, im Inneren eine große Wendeltreppe, in der Rathausgasse ein Stadtwappenrelief. Das Gymnasium am Schulplatz mit klassizistischen Bauelementen (1871). Der Nordwestbahnhof im Neurenaissancestil, prächtige Empfangshalle mit Allegorien der Donau und der Elbe als Ausgangs- bzw. Endpunkt der Österreichischen Nordwestbahn (1873/74). Das ehemalige Hotel Ulrich am Elbeufer (um 1875). Das Stationsgebäude der Österreichischen Elbedampfschifffahrtsgesellschaft am Kai (um 1850 bis 1860). Das Feuerwehrspritzenhaus gegenüber der Wenzelskirche am Theodor-Körner-Platz in ausgeprägtem Gründerzeitstil mit Turm und schönen Stadtwappen (1880). Die Knaben-Volks- und Bürgerschule (1893). Das alte Krankenhaus (1898-1900). Das Töchterpensionat sowie die Mädchen-Volks- und Bürgerschule, erbaut 1900(sämtliche Schulgebäude in Gründerzeitbauweise). Die Sparkasse (Barock) erbaut 1902. Das Haus der Bezirksvertretung in der Bahnhofsstraße (Barock, nach dem Wiener Architekten R. Neumann) erbaut 1900. Das Postgebäude (Mischstil Renaissance und Gründerstil) und der Saalbau zu dem bereits 1870 errichteten Schützenhaus (deutsche Frührenaissance) mit Elbeterrassen, beide erbaut 1905. Staatsgewerbeschule (Jugendstil) erbaut um 1906. Alte Krankenhaus in der Kreuzgasse, erbaut 1907, und Museumsgebäude, erbaut 1908 (beide Jugendstil).
Die großen Bauten seit den 20er Jahren weisen durchwegs eine einfache, moderne Bauweise auf: Neues Krankenhaus, Bezirksbehörde (Landratsamt), neue Krankenkasse usw.

Villen und ähnliche Bauten

Außerhalb des Stadtinneren mit geschlossener Bauweise hat Tetschen seit Mitte des 19. Jahrhunderts mehrere Stadtviertel in aufgelockerter Bauweise mit allseits freistehenden Häusern, meist sogenannte Villen. Das erste derartige Gebiet war das Schützenhausviertel, wo schon 1852 die spätklassizistische Villa Heinzen (später Schäffnervilla) entstand. Infolge des Aufblühens der Stadt kamen bald weitere, teils mit Türmchen gezierte Villen hinzu: „Bohemia“ (1869), Henckel (1871), Franze und Maria (1872), Clar (1873); auch die Villen Klier (um 1870) und Mayer (1875) sowie die Villa Jordan auf dem Sternplatz entstammen jener Zeit. Beispiel für etwas jüngere derartige Bauten sind die Villen Dießl, Hempel und Printzen (1885-1890) sowie das allerdings nicht freistehende, sehr schöne Barockhaus Kassian im Dresdner Zwingerstil (1892), sämtliche in der Gartenstraße.
Auch östlich der Stadt auf der untersten Stufe des vom Quaderbergmassiv abfallenden Gelände entstanden in den Fluren Hopfengarten und Viehweide bereits vor der Jahrhundertwende einzelne Villen, beispielsweise Hieke, Spalek, John, Hiebsch in der Schillerstrasse sowie oberhalb die Villen Pohl und Wetzel. Um 1900 setzte dann die Verbauung des gesamten dortigen Geländes ein, woraus sich das eigentliche Villenviertel bildet. Nachdem dort im Laufe der Zeit die Grundstücke knapper wurden und daher die Bodenpreise stiegen, wurde seit Anfang der 20er Jahre auch das Gebiet zwischen der Kamnitzer und der alten Falkendorfer Straße sowie Ende der 20er Jahre die Flur Aue für freistehende Ein- und Zweifamilienhäuser erschlossen.

Denkmäler, Gedenksteine und Gedenktafeln

Das älteste Denkmal in Tetschen scheint der 1878 bei der Turnhalle errichtete Gedenkstein für den Turnvater Friedrich Ludwig Jahn gewesen zu sein (Bronzeplatte von Prof. Schiffer). Im Jahre 1879 entstanden der Quaderbergobelisk (siehe Bodengestaltung) sowie das in Stein gehauene, vergoldete Medaillon des Kaisers Josef II. in der Kirchtor-(Kaisertor-) Gasse Nr.100, das an den Besuch des Kaisers 1779 erinnert. Im Jahre 1883 wurde am Haus Nr. 243 in der Fleischgasse die Gedenktafel für den Arzt und Menschenfreund MUDr. Spielmann (1820-1882) angebracht. Derselbe wurde auch durch Aufstellung eines monumentalen Sandsteinblockes mit einem bronzenen Porträtmedaillon (Entwurf vom Kunstakademieprof. Düll, Ausführung von Tourbin, beide Wien) auf dem Friedhof geehrt.
An die Toten von 1866 und 1878 (Okkupation Bosnien) erinnert das Kriegerdenkmal im Park bei der Wenzelskirche (15 m hoher Syenit-Obelisk, ursprünglich mit einem Doppeladler auf der Spitze), im Gedenken und zur Ehre der 228 (oder 242) Gefallenen und Vermissten der Stadt Tetschen im Ersten Weltkrieg war 1925 das Heldendenkmal eingeweiht worden. Es nahm den Platz des 1905 zum 25. Kaisergeburtstag errichteten Denkmal für Franz Josef I. und Elisabeth ein (Bronzerelief von Prof. Schiffer), dessen aus Algersdorfer Trachyt bestehendes Fundament wiederverwendet wurde. Hauptteil des Heldendenkmals war eine steinerne, kniende Kriegerfigur vor einer steinernen Pyramide vom Tetschner Bildhauer Hans Jäger.

Ebenso wie das Franz-Joseph- und Elisabeth-Denkmal wurde nach Beendigung des Ersten Weltkrieges das Denkmal des Kaisers Josef II. auf dem Schulplatz beseitigt. Diese 1885 aufgestellte, 2,3 m hohe, vom Bildhauer Oskar Rassau entworfene und von C. Albert Bierling (beide aus Dresden) gegossene Bronzefigur des Kaisers, der das Toleranzedikt von 1781 in der Hand hielt, wurde schon Ende 1918 von den Tschechen gestürzt. Der Diabas-Sockel mit den Stufen aus Algersdorfer Trachyt wurde als Unterbau für das 1925 entstandene Jugenddenkmal (Jünglingsfigur von Prof. J. Pachmann entworfen) wiederverwendet.
Im Jahre 1913 ließ der Gebirgsverein für die Böhmische Schweiz anlässlich seines 25jährigen Bestehens in der Bahnhofstraße ein Denkmal in Form einer Spitzsäule mit entsprechender Inschrift setzen. Jede Sektion (Ortsgruppe) des Vereins hatte mindestens einen Baustein aus ihrem Bereich geliefert. Im Jahre 1924 stellte der Anpflanzungs- und Verschönerungsverein in den von der Bezeichnung „Kronprinz-Rudolf-Park“ in „Schillerpark“ umbenannten Anlagen unterhalb des Villenviertels eine bronzene, überlebensgroße Schillerbüste auf, welche als Vorbild eine Büste in Stuttgart zugrunde lag.
Im Stadtpark, oberhalb des Alpinums, entstand 1927 unter teilweiser Verwendung des weißen Gesteins des Franz-Josef- und Elisabeth-Denkmals das Schubertdenkmal mit einem Bronzemedaillon des Komponisten. Zwischen dem Denkmal und den unweit oberhalb befindlichen Loretoblick (mit Gedenkplatte für den bedeutenden Thun‘schen Obergärtner Franz Jost, enthüllt 1908) waren die Schiller-Eiche und der 1905 errichtete Schillergedenkstein.

Zierbrunnen und Teiche

In Tetschen gab es sieben Zierbrunnen: Marktbrunnen, Brunnen bei der Wenzelskirche, Springbrunnen in den Anlagen der Bahnhofstraße, Heldenparkspringbrunnen, und Springbrunnen im Schlosshof. Die Zierteiche waren: zwei im Stadtpark und der Teich im Schlosspark/Frauenwiese.

Zierbauten

Hier sind hauptsächlich zu nennen: Der Marktbrunnen mit der Darstellung der Laubequellensage, errichtet 1907 nach Entwürfen von Prof. Weyr in Wien (die Bronzefiguren mussten im Zweiten Weltkrieg zur Metallsammlung abgeliefert werden). Fünf Bauwerke im ehemaligen Schlossgarten; Das Tiroler Häuschen, der zum Gedenken an die Gräfin Therese Thun, geb. Gräfin Brühl (ver. 1844), errichtete Rundtempel mit acht dorischen Säulen und verschiedenen allegorischen Bildnissen und Aufschriften, der Aussichtspavillon von 1790 am Elbufer (bekannt durch den Aufenthalt Theodor Körner), die Brunnenschalen mit 9 m Durchmesser, gefertigt Ende des 17. Jahrhunderts aus einem einzigen Block Niedergrunder Sandsteins sowie die kleine Kettenbrücke über den Polzen-Mühlgraben als Verbindung zwischen dem nördlichen Schlosspark und der Frauenwiese, erste Konstruktion 1830, Neubau etwa 1881.
Die Brücke und der Aussichtspavillon sind bis zur heutigen Zeit vorhanden (1977), der Rundtempel steht seit den 30er Jahren im Park des Schlosses Eulau, wogegen das Tiroler Häuschen und die Brunnenschale der Verbauung des Schlosspark 1931/32 zum Opfer fielen.
(Über die Aussichtspavillone „Bohemia“ (seit 1866) und „Elbwarte“ (seit 1890) ist beim Punkt 3.Bodengestalt, über den „Loretoblick“ bei den Denkmälern berichtet.)

Stadtmauer und Stadttore

Von der im Spätmittelalter entstandenen und bis ins 17. Jahrhundert immer wieder verstärkten Tetschner Stadtumwallung hat sich nur wenig bis in die neueste Zeit erhalten. Drei Stadttore sind in den Jahren 1830 bis 1835 abgebrochen worden, und zwar das architektonisch beachtliche Elbtor mit dem hohen Torturm von 1594, das Kirch oder Kaisertor und das Bensner Tor, in welchem im 17. Jahrhundert die Fronfeste (Gefängnis) untergebracht war. Erhalten geblieben ist nur das Schlosstor sowie das daneben angebaute Tor zur Langen Fahrt (beide 17. Jahrhundert). Letztere hat auf der Höhe der Kreuzkirche auf der Seite der Dechanei eine torartige Öffnung, die aber jüngeren Datums sein dürfte.
Von den Stadtmauern selbst hatten sich hauptsächlich an drei Stellen Teile erhalten: In den Gärten zwischen der Schiff- und der Lange Gasse (hier war eine kleine Bastei vorhanden), ferner zwischen der Bräuhaus- und Kirchgasse sowie zwischen der Spielmannsgasse und dem Elbekai.

Kettenbrücke und neue Brücke

Im Jahre 1855 wurde nach langen Bemühungen besonders seitens des Fabrikanten Johann Münzberg und des Grafen Thun die „Kaiserin-Elisabeth-Brücke“ über die Elbe dem Verkehr übergeben (Baukosten 1/2 Mill. Gulden). Sie war die einzige Kettenbrücke unter sämtlichen 31 Brücken des Elbestromes und galt infolge ihrer geschmackvollen Pfeiler und Gesimstürmchen und ihrer Zierlichkeit wegen als eine der schönsten Brücken ihrer Art.

(Das einzige Wahrzeichen Tetschens: die Kettenbrücke über die Elbe (1855-1934), eine der schönsten Brücken ihrer Art)
Ausmaße: Länge der Doppelketten 235 m, Länge der Brücke 183 m, Breite 8 m, davon Fahrbahn 6 m, Höhe über Normalwasserstand 14 m. Da die Kettenbrücke dem schnell wachsenden Autoverkehr nicht gewachsen war (sie schwankte bei Belastung) wurde sie 1933/35 durch eine Stahl-Trägerbrücke ersetzt, die seitens der Tschechen als „Tyrs-Brücke“ bezeichnet wurde und heute noch besteht (2021).

Alte steinerne Polenzbrücke

Diese knapp 150 m lange, steinerne Brücke mit den bekannten Schießschartenartigen Randmauern führt mit vier Bogen (ursprünglich sechs) in leicht gewundenem Verlauf über die zwei Arme des Polzenflußes. Sie wurde 1564 bis 1567 erbaut, trägt das Tetschner Stadtwappen mit Inschriften von damals und ist durch die Gruppe der hl. Nepomuk, Veit und Wenzel geziert, die 1714 Michel Johann Josef Brokoff geschaffen hat.

Foto: Fitzthum

Die Brücke ist ein Kulturdenkmal ersten Ranges und steht unter Denkmalschutz. Weitere Einzelheiten über das Bauwerk sind unter Gemeinde Altstadt zu finden, da die Brücke direkt an der Gemeindegrenze zwischen Tetschen und Altstadt steht.

Burg bzw. Schloss Tetschen

Schloss Tetschen

Das Schloss auf dem langgestreckten Schlossfelsen hat einen Grundriss von 140 x 55 m an der Außenseite bzw. 114 x 30 m im Innenhof, 80 Säle und Räume mit 400 Fenstern. Es ist von außen gesehen zweistöckig, im Hof aber nur einstöckig. Überragt wird es an der Westseite von einem 50 m hohen viereckigen Turm mit Uhr, Barockhelm und Wetterfahne (Pfau). Auf dem Schloss fasziniert nicht etwa architektonische Schönheit, sondern seine Gewaltigkeit und die majestätische Lage. Die einzige Zufahrt bildet die 292 m lange, 10 m breite und von 7,5 m hohen Mauern eingesäumte „Lange Fahrt“, die 1667/68 an Stelle von Vorburg und Verteidigungsanlagen ausgebaut wurde. Von der Langen Fahrt gelangt man zuerst in den Vorhof und dann auf der Brücke über den Bärengraben in den schon genannten, unregelmäßig viereckigen Schlosshof.
Bis zum Verkauf im Jahre 1931 hatte das Schloss folgende Sehenswürdigkeiten: Den Bibliothekssaal im Südtrakt; das Archiv und die Waffensammlung mit 800 Stück (beide im Untergeschoss); das naturgeschichtliche Museum; den Gemäldesaal mit einer ganzen Reihe guter bis wertvoller Bilder, an der Spitze je ein Werk von Velasquez und Hans Maler von Ulm (15.Jahrhunderte); dazugehörig die wegen der altertümlichen Frauenkleidung „Nonnenboden“ genannte Ahnengalerie (über der Toreinfahrt), der Treppensaal mit den Wappen aller Besitzer des Schlosses; das mit Spiegeln ausgekleidete Terrassenzimmer, aus dem man durch das Logengärtchen in den Schlosspark gelangte; das Haustheater im Erdgeschoss; das durch die Monarchenkongresse historisch gewordene Turmkabinett im ersten Stock; das seit den Vermessungen von Prof. Hallaschka im Jahre 1824 so bezeichnete „Kanonengärtchen“, in welchem ein durch den Zenitstand der Sonne auflösbarer Böller stand; der unterirdische Hungerturm; der 47 m tiefe Brunnen; die Schlosskapelle St. Georg mit dem Bergler‘schen Altargemälde des hl. Georg und dem 1809 entstandenen berühmten Gemälde „Der Tetschner Altar“ oder „Das Kreuz im Gebirge“ von C. D. Friedrich (seit 1921 in der Staatlichen Gemäldegalerie in Dresden); die Geweihsammlung (500 Stück) in den Gängen entlang des Hofes.

Schlossrosengarten und Gloriette

Außerhalb des eigentlichen Schlosses befindet sich nördlich der Langen Fahrt der Schlossrosengarten, der im Westen begrenzt ist vom „Gartensaal Sala Terrena“ mit Fresken an Decke und Wänden von G. Bragaglio (1678) und über dem sich im Osten die kunstgeschichtliche bedeutende Gloriette (auch Belvedere) erhebt. An deren höchster Stelle stehen die Sandsteinfiguren zweier Fechter und sieben allegorische Frauengestalten von Ignaz F. Platzer (geb. Pilsen 1717, ver. 1787). Die auf der Steinmauer am Nordrand des Rosengartens, auch „Rosarium“ oder „Logengärtchen“ genannt, stehenden Figuren stellen Gestalten der griechischen Mythologie dar, beispielsweise Pallas, Arhene, Hephaistos, Kronos u. a.; sie wurden von dem in Tetschen geboren Abraham Felix Kitzinger geschaffen.

Wirtschaftsgebäude des Schlosses

Diese Gebäude befinden sich an der Südseite der Langen Fahrt. Dazu gehören der sogenannte Schüttboden mit der Schlosskellerei (vor 1914: Schlossweinschenke), welcher am Giebel mit zwei von Brokoff stammenden Sandsteinfiguren geziert ist (Edelmann und Bauer), die Gärtnereigebäude und -anlagen sowie die Wohngebäude der Schlossbediensteten. Eines der letzteren ist das Geburtshaus des Sokolgründers Tyrs und beherbergt das Tyrs-Museum. (Kirchliche Bauten, Wegekreuze, Statuen usw. sind unter Punkt 11 Pfarrei, Matriken, Kirchen aufgeführt)

Stadtgeschichte

Vorgeschichte

Die in Laube zum Vorscheingekommen jungsteinzeitlichen Steingeräte haben für die Besiedlungsgeschichte des Tetschner Gebietes keine Bedeutung, wohl aber die auf der Höhe des Quaderberges oberflächlich gefundenen stichbrandkeramischen Gefäßreste, die wahrscheinlich einer Ansiedlung entstammen. Die beim „Bäckenloch“, bei der „Hirschtränke“ und in der Nähe des Ecc-Home- Weges aufgesammelten Tonscherben, Bronzegegenstände und Steinsachen gehören der spätbronzezeitlichen Lausitzer Kultur an, die hier durch kleine Ansiedlungen vertreten gewesen sein dürfte. Von einer spätbronzezeitlichen Befestigungsanlage, wie immer wieder nach unhaltbaren Angaben behauptet wird, kann indessen keine Rede sein.
Zwei Jahrtausende jünger ist die slawische Ansiedlung in der Flur „Weinborn“, die eine mächtige Kulturschicht mit Gefäßresten, Tierknochen und Holzkohle hinterlassen hat. Nach erhaltenen Randstücken stammen die Funde aus der Zeit um nach 1000 n. Chr. Ins 11. Jahrhundert gehören die Körpergräber, die vor Jahren in der Ungermann-Sandgruppe nahe der Försterhöhe zerstört wurden.
Der Burgwall, der der „Provincia Dechinensis“ den Namen verlieh, dürfte auf dem Schlossfelsen angelegt gewesen und beim Bau des späteren Schlosses zerstört worden sein. (Quelle: H. Preidel)

Gaugrafschaft 10. Jahrhundert bis 1306

Über das Gebiet der Stadt Tetschen einschließlich der Burg bzw. des späteren Schlosses gibt es bis zum 10. Jahrhundert keine geschichtlichen Nachrichten. Offenbar ist der Tetschen-Bodenbacher Talkesseln nach Abzug der bis ins 4.Jahrhundert nach Chr. archäologisch nachweisbar germanische Besiedlung (vgl. Funde „Bodenbacher Gruppe“ des 2. Jahrhunderts vor Christus und elbgermanischen Stämmen vom 1. bis 3. Jahrhundert nach Christus) größtenteils unbesiedelt geblieben. Dies muss zwar in Anbetracht der geländemäßigen und klimatisch günstigen Voraussetzungen, die das Tetschner Gebiet für menschliche Ansiedlungen bietet sehr überraschen. Es ist daher nicht unwahrscheinlich das Reste der germanischen Stämme oder anderer, einst von den Germanen beherrscht gewesenen Bevölkerungsteil im Elbtalkessel von Tetschen zurückgeblieben waren. Sicherlich handelte es sich daher aber nur um Splittergruppen, die weder anzahlmäßig von Bedeutung waren noch geschichtlich hervorgetreten sind. Nur so ist erklärlich, dass es aus der Zeit vom 4.- bis 10. Jahrhundert- also für einen Zeitraum von 600 Jahren – für das Gebiet keinen einzigen archäologischen Fund gibt. Wahrscheinlich hat das Vorhandensein dichter Waldgebiete im Elbsandsteingebiet und in den östlichen und westlichen angrenzenden unwegsamen Gebirgslandschaften erheblich dazu beigetragen das keine weiteren Volksstämme in das nordböhmische Elbegebiet nachrückten. Auch das enge und zu jener Zeit unwegsame Elbtal zwischen Tetschen und Pirna sowie eine Reihe gefährlicher Stromschnellen in der Elbe dürften die Zuwanderung auf diesem Wege behindert haben.

Es kann daher nicht wundern, daß nach der ein halbes Jahrtausend dauernden geschichtslosen Periode das Tetschner Gebiet seit dem 10. Jahrhundert im Verband des altböhmischen Staates erscheint. Und zwar war hier am Eingang zum Durchbruchstal der Elbe durch das waldreiche Elbsandsteingebirge eine landesherrliche Burg entstanden Sie hatte eindeutig die Funktion einer beherrschenden Landmarke gegenüber den weiter nördlich angrenzenden Gebieten beherrschte aber gleichzeitig auch die West-Ostverbindung vom Eulautal zum Polenztal. Mit der Befestigung des Tetschner Burg- bzw. später Schloßfelsens, welches durch seine Lage an der Engstelle der Elbe gegenüber dem Felsen der späteren Schäferwand eine sichere Kontrolle des Elbhafens samt der Elbfurt zuließ, war die Möglichkeit zur Errichtung einer Zollstätte gegeben. Im weiteren Verlauf hatte sich direkt südlich der Burg in deren Schutz ein Burgflecken entwickelt. Zur Versorgung der Burgmannschaft und andere Bediensteter sowie ihrer Familie wurden sicherlich bereits im 10.Jahrhundert sowohl im breiten Elbtalkessel um Tetschen als auch im Bereich des südlich angrenzenden Elbetales mehrere Wirtschaftshöfe gegründet. Man dürfte kaum fehlgehen, hierzu die Vorläufer der Meierhöfe von Liebwerd, Slawik, Bodenbach, Seldnitz, Köglitz, Tichlowitz u. a. zu zählen. Im 11. und 12. Jahrhundert kam es darüber hinaus im Bereich der Burggrafschaft Tetschen zu einem gewissen bäuerlichen Landesausbau, dem die Siedlungsanfänge der Orte Altbohmen, Babutin, Barken, Falkendorf, Gleimen, Kartitz, Krischwitz, Krochwitz, Losdorf, Malschwitz, Neschwitz, Ohren, Politz, Prosseln, Pschüra, Skritin (Reichberg), Seldnitz, Scheras, Tichlowitz und Topkowitz zuzuschreiben sind und vielleicht auch die Orte Ober- und Nieder Wellhotten, Kleinwöhlen, Hostitz, Rittersdorf (Libez) und Zautig.

Burgmannen, Bedienstete sowie die Siedler der frühprzemyslidischen Zeit dürften wohl überwiegend einem altslawischen Volkstum angehört haben. Nicht beweisbar ist jedoch der Standpunkt der tschechischen Geschichtsschreibung, daß es sich bei den „Daczanen“ um einen eigenen kleinen Volksstamm handelte, welcher dem Gebiet den Namen gegeben haben soll. Mehr Wahrscheinlichkeit kommt der Auffassung zu, daß das Ursprüngliche der Burgnamen war, welcher – entstanden aus einem alten Personennamen (etwa „Deka“ oder „Daka“) – Dacin oder ähnlich lautete und dann auf die zugehörige Bevölkerung übertragen wurde. Das Gebiet um Tetschen wird erstmals in einer 1086 in Regensburg ausgestellten Urkunde genannt, in welcher die Prager Bistumsgrenzen von 973 beschrieben sind (u.a. “…provinicia Decensis…“).

Rund 350 Jahre lang, vom 10. Jahrhundert bis gegen Ende des 13. Jahrhunderts, war die Burg Tetschen ein landesherrlicher Verwaltungssitz, dessen Bereich im Verlaufe fast des genannten Zeitraumes weit über das Gebiet des späteren Kreises Tetschen-Bodenbach hinausging. So dehnte sich die Gaugrafschaft Tetschen im Osten aus bis gegen Kreibitz, im Süden bis Schönpriesen und im Westen bis Peterswald und Nollendorf; im Norden gehörte seit etwa 1120 das heute sächsische Gebiet bis Rathen, Hohenstein und Sebnitz dazu. Von den Tetschner Gaugrafen sind folgende mit ihren Namen überliefert: Bogussa oder Bogusca (Burggraf Ende des 12. Jahrhunderts), Jakob Berka (sagenhaft), Markwart von Jablona (Burggraf 1197 bis 1230), Hermicus (um 1238), Heinrich Berka von Dauba und – nun mehr als Burgkastellan – ein zweiter Markwart (1249 bis 1262). Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bahnten sich – offenbar in Folge der verstärkten Adelsmacht (des Herrenstandes) – wesentliche Veränderungen an:

1. Verlegung des Gaugrafensitzes um 1250 von Tetschen nach Leipa, so daß in Tetschen nur die wirtschaftliche Verwaltung des königlichen Gutes und die Führung der Zollstätte verblieben.
2. Zeitweise Verpfändung dieses Krongutes, z.B. 1250 an Hermann von Cimburg (Schönburg?), und gewaltsame Entfremdung des Gutes nach dem Tode Przemysl Ottokars II. ,zuerst durch Johann von Michelsberg (1278 bis 1283) und dann durch Otto von Brande(1282/83).
3. Abspaltung des östlichen Teiles des ehemaligen Tetschner Gaugrafenschaftsgebietes im Jahre 1283 als (ältere) Herrschaft Scharfenstein mit Bensen und Kamnitz samt dem nördlichen angrenzenden später sächsischen Gebiet und Schenkung an die Herren von Michelsberg.
4. Schenkung des westlichen Teiles des ehemaligen Gaugrafenschaftsgebietes im Jahre 1305 als Herrschaft Tetschen an die Herren von Wartenberg.

Burgsiedlung Tetschen bis um 1250

Die bald nach Gründung der befestigten Anlage im 10. Jahrhundert entstandene älteste Tetschner Ansiedlung befand sich auf den südöstlichen Ausläufern des Burgberges und dem südlichen anschließenden, bis an den Unterlauf des Polzenflusses reichenden ebenen Gelände. Es muss ein nicht unbedeutender Ort gewesen sein, denn er besaß mit seiner Marienkirche (beliebtes Patrozinium von landesherrlichen Burgkirchen um die Jahrtausendwende) wohl das älteste Gotteshaus des Gaugebietes und soll – nach einigen Ausgrabungen zu schließen – Steinbauten, eine Umwallung und eine teilweise Wegepflasterung gehabt haben. Als Suburbium (Unterburg) und wegen seiner günstigen Verkehrslage dürfte der Ort Marktfunktionen mit den entsprechenden Rechten besessen haben.

Diese seit Ende des 12. Jahrhunderts auch schon Deutsche beherbergende Burg- und Marktsiedlung wurde durch eine Hochwasserkatastrophe so gut wie vollständig zerstört. Über den Zeitpunkt dieses Ereignisses, das die Hauptursache für die Verlegung des Ortes an einen hochwassergeschützen Platz war, gehen die Meinungen auseinander.

Nach den im 16. Jahrhundert angelegten Leipaer Kirchenbüchern soll die mehrere Tage andauernde vernichtende Überschwemmung im September 1059 erfolgt sein. Schon Emil Neder erkannte diesen Zeitpunkt als viel zu früh und hielt das Jahr 1187, für welches ein gewaltiges Elbehochwasser überliefert ist, für wahrscheinlich.

Dem steht die von M. Kost‘al nach 1945 vertretene Auffassung gegenüber, daß die Zerstörung des Suburbiums und die anschließende Umsiedelung erst Mitte des 13. Jahrhunderts erfolgt sei, nämlich um das Jahr 1249/50. .

Dazu wird ausgeführt:
1. Auch 1249/50 war bewiesenermaßen ein Hochwasserjahr.
2. Verwaltet wurde Tetschen damals tatsächlich von einem Gaugrafen Berka (Heinrich), so wie es in den Leipaer Kirchen verzeichnet ist.
3. Die nördlich des Burgfelsens auf einem erhöht gelegenen Plateau gegründete neue Siedlung Tetschen sei – wie der Grundriss derselbe zeige – planmäßig städtisch aufgebaut und die Verwaltung nach deutschen Magdeburger Stadtrecht eingerichtet worden. Solche deutschrechtlichen Stadtgründungen wurden in Böhmen erst seit Beginn des 13. Jahrhundert üblich (z.B. Leitmeritz 1227, Leipaer 1237, Aussig 1272).

Diese durchaus schlüssigen Bestimmungen des Zeitpunktes der Erhebung Tetschens zur Stadt (1249/50) ist nach dem derzeitigen Forschungsstand kaum etwas entgegenzuhalten. Trotzdem könnte der von Neder vermutete Zeitpunkt 1187 insofern Beachtung verdienen, als vielleicht damals schon ein Teil der Altsiedlung aus der hochwassergefärdeten Polzenniederung an der Nordseite des Burgfelsens verlegt worden war. Auf diese Version scheinen Teile des Stadtgrundrisses hinzuweisen.

Nur der 75×125 m große Marktplatz und die von diesem in westlicher, nördlicher und östlicher Richtung hinausführende Gassen weisen ein nahezu regelmäßiges Bild auf und deuten somit auf eine planmäßige Anlage hin (Fleisch-, Schiff-, Kirchtor-, Bräuhaus-, Bensner und Badergasse). Hingegen lässt sich in dem Stadtviertel südlich des Marktplatzes ein vom rechtwinkligen Straßenverlauf abweichender, deutlich der Form des Schloßfelsens angepasster gebogener Straßenverlauf erkennen. Dies galt – wenn man einen neuzeitlichen Stadtplan betrachtet – zwar nur für die relativ kurze Kreuzgasse. Wenn man aber berücksichtigt, daß diese im 17. Jahrhundert (Bau der „Langen Fahrt“ und der neuen Kreuzkirche) länger war und direkt in die Mühlgasse im Schloßbezirk überging und dass sich vor Anlegung des Schloss Parks (um 1665) in der späteren Brückengasse nach Westen zu entlang des Schloßfelsens ebenfalls weitere Häuser anschlossen, wird deutlich, daß der Bereich des unregelmäßigen Gassenverlaufes mit verwinkelten Grundstücksverhältnissen ursprünglich großer gewesen sein muss. Beachtung verdient auch, daß die Kreuzgasse durch Jahrhunderte stets „Hintergasse“ genannt wurde, die – offenbar vom Marktplatz aus gesehen – „hinten“ lag, also außerhalb der neuangelegten Stadt. Trotz ihrer etwas abwertend klingenden Bezeichnung war die Hintergasse aber nicht bedeutungslos, denn sie bildete bis ins 16. Jahrhundert den einzigen Zu- und Ausgangsweg der Stadt für den gesamten Verkehr mit dem Polzen-, Elbe- und Eulautal, der durch das am östliche Ende der Hintergasse liegende Stadttor (später Kreuztor) hindurchmusste. Durch die alte Gasse verlief wahrscheinlich die Nürnberger-Lausitzer und die Prager-Dresdner Handelsstraße. Die erstere führte weiter über den Tetschner Marktplatz und zum Kirchtor hinaus, die andere zur Furt an der Elbe. Alle diese Umstände weisen auf das Gleiche hin, nämlich daß hier im Hinter- oder Kreuzgassenviertel schon Häuser standen, bevor es zur planmäßigen Ortserweiterung und zur Stadterhebung kam. Eine zusätzliche Bestätigung dieses Entwicklungsganges ist auch darin zu sehen, daß noch bis ins 17.Jahrhundert ein Großteil der 22 oder 32 Stadtbürger, welche Grundbesitz im Gebiet der alten Stadt besaßen, gerade in diesem Straßenzug entlang der Nordseite des Schloßfelsens wohnte.

Die älteste Erwähnungen Tetschens stammen aus Urkunden des 12. und 13. Jahrhunderts, die durchwegs lateinisch geschrieben sind. Die Fortsetzer des Cosmas nennen das „castellum Daczin“ 1128; im Codex diplomatisches ist 1130 „Dacsin“, 1146 „Dacin“, um 1183 und 1198/99 „Decin“ sowie 1220 „Dechin“ erwähnt. Im erstgenannten Jahr handelt es sich um die Nennung der Anwesenheit des Prinzen Bretislav („Bracislaus“) in der Burg Tetschen, die zweite Nennung beinhaltet die Bestätigung der Zinspflichtigkeit Tetschens an die Wyschehrader Kirche, in den beiden letztgenannten Jahren sind „Bogusca“ und „Marcuardus“ als Burggrafen in Tetschen erwähnt.

Von der Stadterhebung (um 1250) bis 1628

Ursprüngliches Außmaß der Stadt

Die Einrichtung Tetschens als deutsche Stadt ist also – wie dargelegt – trotz des Fehlens von Urkunden aus der Gründungszeit recht genau datierbar, nämlich auf etwa 1250. Die gelegentliche genannte Jahreszahl 1238 könnte den Zeitpunkt einer vorangegangenen Verbesserung der Marktrechte des alten Tetschen darstellen. Die von den Tschechen 1956 veranstaltete 700-Jahr-Feier geht auf 1256 zurück, ohne daß jedoch hierfür präzise Gründe erkennbar sind.

Von den Bewohnern des zerstörten Alttetschens war der Überlieferung nach ein großer Teil in die neue Stadt aufgenommen. Nach alten Urkunden zu schließen, müssen dies 22 oder 32 Wirte (Haus- und Grundbesitzer) gewesen sein, wie schon im Zusammenhang mit der Umsiedlung nach der Hochwasserkatastrophe erwähnt wurde. Einige Wirte (6 bis 7) siedelten sich später weiter südlich jenseits des Polzenflusses auf ebenfalls hochwassersicherem Gelände an und nannten wegen der Lage der Fluren diese andere neue Siedlung „alte Stätte“, aus der sich schließlich „Altstadt“, die Nachbargemeinde Tetschens entwickelte.

Zu den aus Alttetschen in das neue Tetschen umgesiedelten Bewohnern traten im Zuge der Stadtgründung zahlreiche neue Bürger, von denen anzunehmen ist, daß sie zum Teil aus den seit Beginn des 13. Jahrhunderts im Tetschner Raum gegründeten deutschen Rodungsdörfern stammt, zum Teil aber auch als bereits bürgerliche Handwerker und Handelsleute aus anderen deutschen Städten, vornehmlich aus dem sächsischen und übrigen Mitteldeutschen Raum zugezogen waren.

Im Anfangsstadium dürfte die Stadt Tetschen noch nicht ganz den Umfang gehabt haben, der später durch den bis in die Neuzeit erkennbaren Stadtmauerverlauf markiert war. Zwar waren die in den Marktplatz einmündenden Gassen *) die gleichen wie in der Neuzeit, doch dürften die Elbgasse (Fleischgasse) und die Schiffgasse bei der späteren Mittelgasse geendet haben und. Auch die Töpfergasse (Bräuhausgasse), Bensner Gasse und Badegasse waren etwas kürzer als bekannt. In dieser Begrenzung dürfte die wahrscheinlich um 1280 angelegte älteste Stadtumwallung etwa 130 Häuser umfasst haben, was auf eine Zahl von 800 bis 1000 Einwohner schließen lässt. Bereits um 1350 wurde der Mauerring erweitert unter Einbeziehung der verlängerten Elbgasse (Fleischgasse) und Schiffgasse, wobei das Elbtor und das Kirchtor ihre endgültige Lage bekamen, während das Schloßtor (Kreuztor) beim Bau der Kreuzkirche nochmals verlegt wurde.

Familiennamen vom 14. bis ins 16. Jahrhundert

Die frühesten Kenntnisse über die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung der Stadt Tetschen stammen vom Ende des 14. Jahrhunderts. Es ist aus den ältesten Urkunden bekannt, das 1384 von den 15 Familiennamen der Ratsmitglieder und anderen Bürger 12 deutsche Namen und nur 3 Mitglieder einen unbestimmbaren Namen trugen. Im Jahre 1401 hatten sämtliche der überlieferten Ratsmitglieder (Schöppen) deutsche Familiennamen und von 5 bekannten anderen Bürgern 4 deutsche Namen.

Die Bürgernamen von 1384 waren: Hensel Vogel, Petir Czegenrock, Nicz Rüdel, Nicz von dem Compolcz, Peschko Sneyder, Niclas Vogel, Herman Thömerich, Pesche Heral, Pessake Schneider, Frycze Bleschin, Horenan, Nicz Eylaw, Piesche Hertil, Herman Hüttener und Heyne Gugel. Weiters sind bekannt: 1401 Petir Lange, Peter Lotter, Hanuss Sconenbrun (= Schönborn), Fredman, Hermann Frieczko bzw. Friesel und Peter Vonke (Funke); 1411 Hans Tonzel, Niclas Großmerten, Niclas Zimmermann, Niclas Kerber und Niclas Gutmann; 1422 Jakach Schneider; 1481 Hemmerlin; 1478 Guteler und Prebis.

Die Namen der Bürger von Tetschen lauteten von 1511 bis 1525: Abender, Baurat, Benesch, Bogener, Bottner, Domesch, Freisen, Fromelt, Gipfel, Hensel, Hemmerlin, Hirt, Jergen, Knechtel, Krumbholz, Lerche, Lünwenzel, Mach, Mauer, Meinhart, Nötel, Reichel, Reinholt, Schön, Schuster, Seber, Steinauge, Stöcker, Teufel, Tschirnstein, Wagner, Weigel und Wullin.

Von 1526 bis 1549 hießen die Bürger Arlet, Arnold, Bartisch, Bauerrot, Beckel (Böckel), Berger, Beuer, Beutel, Bittner, Böttner, Büttner, Borek, Burhart, Czirngibe (vielleicht Zirngiebel), Dormigk, Doubig, Drechsler, Ehrlich, Eisner, Fiehwigk, Fischer, Forster, Fritsche, Fromelt (Frummalt), Frosch, Gansauge, Geiseler, Gensfleisch, Grams, Gub, Hawel, Hasche (Hosche), Hanike (Heinicke), Heintschel, Hertel, Hödel, Hora, Hutter, Huttener, Jaschel, John, Jost (Just), Jüstel, Katschner, Khubl, Kitziger, Klettitz, Knie (Kny), Knorre, Königstein, Kraut, Kuchler, Küll, Kürschner, Laube, Lauterbach, Lindner, Lose, Luprich, Mel(t)zer, Mentschel, Merbitz (Merwitz), Michel, Möller (Müller), Myher, Nack, Nierig, Nikolai, Petran, Prisker, Philip, Pischel, Pincks, Putzsche, Richter, Sauertal, Schade, Schenhensel, Schneider, Schoda, Schuster, Schweinchen, Simichen, Sporer, Stanek (Danek), Stöcker, Stolz, Summerthal, Thorandt, Titler, Töpfer (Töpper), Tredel, Tschirnstein, Ullmann, Ulme, Vogel, Voit, Walter, Werner, Winkler, Wort, Wynke, Zappe und Zaunseil.

Die Bürgernamen von 1550 bis 1569 waren Angermann, Eiser, Forster, Frank, Gansauge, Hanel, Heintschel, Hesse, Hödel, Hosche, Huttig, Jarschel (Jerschel), Katschner, Kemtzer, Knor, Kohlstrunck, Koler, Kreutziger, Krompholz, Lebal, Leblein, Laube, Mende, Moller, Petran, Pischel, Richter, Romian, Seifert, Stark, Ullmann, Vetter (Wetter), Virdig und Zompe.

Herrschaftszugehörigkeit

Von der Stadterhebung an (1249/50) war Tetschen – wenn von kurzen Unterbrechungen um 1280 abgesehen wird – noch rund 50 Jahre in direktem landesherrlichem Besitz. Das Jahr 1305 brachte dann die endgültige Wendung, in dem König Wenzel III. die Stadt Tetschen samt Umgebung als Herrschaft den Herren von Wartenberg für geleistete Dienste schenkte. Im Eigentum dieser mächtigen Familie, deren Angehörige fast ausnahmslos der Stadt wohl gesinnt waren und ihre Entwicklung durch Bestätigung bzw. Verbesserung der Privilegien sowie durch Verkauf des Dorfes Deutsch Kahn und des Weidegutes Laube an die Stadt sehr förderten, blieb Tetschen von Anfang des 14. bis Anfang des 16. Jahrhunderts. Selbst aus der in dieser Zeit fallenden Hussitenkriegen (tschechische Adelsgeschlechter) war Tetschen durch die Wartenberger zunächst herausgehalten worden, doch kam es unter dem in mehrere Fehden verstrickten Heinrich von Wartenberg zur Eroberung und Niederbrennung von Stadt und Burg Tetschen durch Jakaubek von Wrschesowitz (1444).

Nachdem die Wartenberger schon Ende des 15. Jahrhunderts Teile ihres Besitzes veräußern mussten, kam es 1511 auch zum Verkauf der Stadt und Herrschaft Tetschen. Der Erwerber Nikolaus Trczka von Lipa trennte sich aber schon vier Jahre später von dem Besitz. Aber selbst in dieser kurzen Zeit bestätige er die Tetschner Stadtrechte und erweiterte sie.

Besitzer Tetschens waren sodann ab 1515 die Brüder Hans, Wolf und Friedrich aus der Familie von Salhausen, einem alten sächsischen Adelsgeschlecht, das sich durch seine Aufgeschlossenheit und seinen Kunstsinn auszeichnete. Unter der Herrschaft der Salhausen wurde die Führung der städtischen Gerichtsbücher verbessert, einige Privilegien ausgebaut und ein Spital errichtet. Doch bereits 1534 verkaufte der zu diesem Zeitalleinige Herrschaftsbesitzer Hans von Salhausen die Stadt und die Herrschaft Tetschen an Rudolf von Bünau, den Bruder seiner Frau.

Die ebenfalls zu den ältesten meißnischen Geschlechtern zählenden Ritter von Bünau hatten Tetschen von 1534 bis 1638 in Besitz. Ihre Tatkraft in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht war für Tetschen von großem Nutzen. Wiederum wurden die Privilegien der Stadt bestätigt und durch neue erweitert, allerdings kam es auch zu einer Zurechtweisung der Bürger (1602 bis 1604), als diese die Untertänigkeit vollständig abschütteln wollten.

Der in diesem Zeitabschnitt erfolgte Ausbau der städtischen Gerichtsbarkeit und Verwaltung geht sicher auf Initiativen der damaligen Grundherren zurück, welche nachweislich auch das Schulwesen verbesserten. Anfangs noch katholisch, wandten sich die Bünauer bald der Reformation zu und beriefen Protestantische Pastoren, so das Tetschen seit 1559 weitgehend evangelisch war. In wirtschaftlicher Hinsicht blühte Tetschen damals hauptsächlich infolge des von seinen Bürgern betriebenen Handelns und Elbschiffsverkehr auf.

Um 1600 waren in Tetschen 25 hauptsächlich als Großhändler zu Reichtum gekommene Familien mit Adelsdiplom ansässig. Einzelne beachtliche Hausportale erinnern noch heute an diese Zeit, die mit Beginn des Dreißigjährigen Krieges ihren Abschluss fand und das Ende der Zeit der Bünauer brachte. Die strenge lutherische gewordene Familie musste 1628 Tetschen des Glaubens wegen verlassen. Sie verkaufte in jenem Jahr die Stadt mit dem Schloss sowie den ganzen Herrschaftsbesitz an den Freiherrn Siegmund von Thun. Diese Familie (ab 1628 Grafen Thun-Hohenstein) blieb im Besitz Tetschens bis 1850, als die ganze Herrschaft in den Gerichtsbezirk (GB) Tetschen eingegliedert wurde.

Älteste Nennung Tetschens seit der Stadterhebung

Den Nachweis, das Tetschen schon im 13. Jahrhundert Stadt wurde, erbringt eine lateinische Urkunde von 1283 in den Regesta diplomatica, in der es heißt … „… in civitate Gechin…“ (sprich: Jetschin). In einer im gleichen Jahre in Dreiburg ausgestellten Urkunde wurde „Deczein“ geschrieben, offenbar, weil die deutsche Aussprache „Detschejn“ oder ähnlich lautete.

In weiteren ebenfalls lateinischen Urkunden des 14. Jahrhunderts kommen folgende Nennungen mit wechselnden Schreibungen vor, je nachdem, ob die deutsche oder die tschechische Aussprache zugrunde lag: 1348 Dieczin; 1352 bis 1405 Theczin oder Teczin; 1371 Dyeczin; 1383 Taczn, Taczen und Geczin; 1384 Gyeczin und Geczin; 1390 Teczin; 1391 Teczin und Dieczin.

Auch im 15. Jahrhundert wechseln die Schreibung in den teils lateinischen und teils tschechisch ausgefertigten Urkunden der Zentralarchive. In den fast ausnahmslos deutsch geschriebenen Urkunden und Stadtbüchern festigte sich seit dem 15. Jahrhundert nach vorübergehendem „Thetschin“ die Form „Tetzschen“ (1411, 1449, 1581), die in der Folgezeit nur geringe Abweichungen erfuhr, so z.B. Schlegelsche Chronik von Bensen 1571 „Detzschen“, Schuhmacherzinnkrug von 1599 „Tetschen“, Herrschaftsurbar von 1620 „Tetschenn“, örtliche Kirchenmatrik von 1596 „Teczschenn“.

Nachdem die Stadt in der tschechischen Steuerrolle von 1654 als „Tatschyn, Taczno“ und in Theresianischen Grundkataster von 1713 als „Tätschen“ eingetragen war, bildete sich im 18. Jahrhundert die endgültige Schreibform „Tetschen“ heraus (Müller’sche Karte von 1720, Josefinische Karte von 1781/82, Schaller 1787, Sommer 1833), neben der die von Schaller außerdem angeführten Schreibungsvarianten nur als historisch gelten können.

Stadtausbau im 16.Jahrhundert

Nachdem die Ausdehnung der Stadt seit der Erweiterung des Mauerrings (1350) im Wesentlichen unverändert geblieben war, kam es in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu einem inneren Ausbau der Stadt, so insbesondere in der Rosengasse (Brückengasse), in der Hintergasse (Kreuzgasse), im Krötengäßchen und einige anderen Neben- und Quergäßchen. Die Zahl der Häuser innerhalb der Mauern stieg dadurch auf annähernd 180 und die Einwohnerzahl auf 1100 bis 1200.

Spätestens seit Beginn des 16. Jahrhunderts begann auch die Vorstadt zu wachsen. Sie bestand Ende des Jahrhunderts aus den Teilen: Unter dem Schloss, An der Elbe (spätere Schiffer- und Fischervorstadt „Niedertempel“), Lange Gasse, vor dem Kirchtor und Vor dem Kreuztor (späteres Schlossviertel). Im Ganzen umfasste die Vorstadt etwa 120 Häuser, so dass die Gesamtzahl der Häuser der Stadt Tetschen damals mit rund 300 und die Zahl der Einwohner mit 1800 bis 2000 anzunehmen ist. Mit dem genannten Häuserbestand – und wahrscheinlich auch mit seiner Einwohnerzahl – lag Tetschen unter den nordböhmischen Städten damals an vierter Stelle nach Saaz mit 554, Brüx mit 392 und Leitmeritz mit 385 Häusern, aber weit vor Aussig mit nur 223 Häusern. Zählt man die in der näheren Umgebung liegenden, aber der Stadt unterstehenden etwa 40 Häuser z.B. in Gomplitz, Weiher, Rotberg, Niederweiher und Obergrund dazu, dann ist der damalige Gesamthäuserbestand Tetschens mit rund 340 zu beziffern.

Über die in dem stark gewachsenen Tetschen vor dem Dreißigjährigen Krieg vorkommende Familiennamen geben zwei Artikel Auskunft, so dass sich eine Aufzählung hier erübrigt. Die Aufzählung der einzelnen Namen für ein Stichjahr brachte Rudolf Dörre in „Die Einwohner von Tetschen 1604“, ZSFF (1933/34). Einen Überblick über die Namenshäufigkeit sowie die Namenszu- und -abgänge um die Wende vom 16. zum 17.Jahrhundert brachte Emil Neder im Artikel „Tetschner Namens- und Familienkunde vor 356 Jahren“, ATG Nr. 24, 1927.

Entwicklung der Stadt 1628 bis 1849

Wie bereits dargelegt, gehörten zur Stadt Tetschen zu Beginn des 17. Jahrhunderts ohne die verstreut liegenden Häuser der näheren Umgebung rund 300 Häuser. Von Focke wurden für jene Zeit 315 Häuser angegeben, zwar ohne Quellennennung, doch immerhin geeignet, die vor genannte Zahl in ihrer Größenordnung zu bestätigen.

Nach den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges wurden im Jahre 1654 bei den Aufnahmen zur Steuerrolle in „Tatschyn“ oder „Taczno“ nur mehr 244 Anwesen registriert, von denen 30 noch wüst lagen, so daß der eigentliche Bestand an Häusern mit 214 zu beziffern ist. Auf die eigentliche Stadt entfielen davon 155 Anwesen (davon 30 wüst) und auf die Vorstadt zwei Gärtneranwesen und 87 Häusler. Die damalige Einwohnerzahl dürfte sich zwischen 1000 und 1200 bewegt haben.

Der Wiederaufbau scheint sehr langsam vonstattengegangen zu sein, denn auch 1663 ist nur von 209 Häusern die Rede, davon 126 in der Inneren und 83 in der Vorstadt. Die Namen der Hausbesitzer von 1663 sind im „Alttätschner Gemeindebote „Nr. 49 vom Jahre 1931 abgedruckt. Genau 50 Jahre später, bei der Aufnahme des TK von 1713 scheinen in „Tätschen“ nur mehr 184 Häuser auf, und zwar 127 in der Stadt und 57 in der Vorstadt bzw. – nach anderer Einteilung – 82 Wirte (davon 1 mit 5 bis 15 Strich Acker, 33 mit 1 bis 5 Strich, die übrigen mit weniger als 1 Strich) und 102 Häusler. Tetschen hatte somit keine sogenannte „Stadtbauern“ wie beispielsweise Bensen. Der Rückgang des Häuserbestandes beruht hauptsächlich darauf, daß 36 Häuser bzw. wüste Baustellen, davon 22 in der Stadt (spätere Brückengasse) und 14 der Vorstadt (unterm Schloss und beim Kreuztor), zwischen 1665 und 1685 vom Schlossherrn zur Anlage des nördlichen Schlossparkes und des Baues der Kreuzkirche aufgekauft worden sind.

Außerdem war der Stadtausbau durch den Großbrand von 1682 behindert worden (108 Häuser), dem 1714 ein weiterer Großbrand folgte (53 Häuser). Die Einwohnerzahl Tetschens von 1713 wird kirchlicherseits mit 1250 angegeben.

Die Familiennamen der damaligen Hausbesitzer und gewerbetreibenden Einwohner (Mieter) sowie deren Berufe sind im „Alttäschner Gemeindeboten“ Nr.6 vom Winter 1943 vollständig aufgeführt.

Die Hausbesitzer von 1713 hatten die Namen – in der inneren Stadt: Laube, Hieke, Just (Jüstel), Petran, Wort, Werner, Kohlstrunk, Lerche, Lohre, Neumann, Pöhlich, Pätzold bzw. Patzelt, Arnold, Beutel, Dittrich, Garbl, Götz, Grünzner, Hietel, Klein, Kühnel, Pehe, Peschke, Pfeiffer, Schieche, Schröter, Trödl, Vogel, Walter, Adam, Büchler, Dehmel, Dellhopf, Endler, Fiedler, Fildner, Focke, Franz(e), Fuchs, Grimmer, Hantschke, Heymann, Hofmann, Hrdlitschka, Hübner, Illig, Jäger, Jarschel, John, Kauth, Kern, Klein, Knorre, Koch, Köhler, Krebs, Kretschmer, Lachner, Langecker, Lehmann, Lindner, Lipisus, Nickel, Nitsche, Philipp, Proksch, Schmied, Schuhmann, Seidel, Stolze, Tausch, Tille, Töpfer, Voigt, Windrich und Zeischke. In der Vorstadt hießen die Hausbesitzer: Beckel, Behe, Schieche, Arnold, Königstein, Lohre, Schuhmann, Hantschke, Pattich (Pättlich), Töpfer, Walter, Brettschneider, Ditze, Focke, Frey, Fritsch, Grünzner, Hesse, Hieke, Hoffmann, Jäger, Jarschel, John, Kohlstrunk, Kreutziger, Laube, Maukisch, Nitsche, Orland, Pompe, Prinz, Proksch, Schimpke, Schrötter, Stolze, Trödel, Vogel, Weiß und Zeitz..

Unter den Inwohnern gab es zu gleicher Zeit folgende Namen: Arnold, Dietze, Hesse, Jarschel, Kohlstrunk, Nitsche, Pattich, Pehe, Pompe, Proksch, Schieche, Töpfer und Walter. Bei der Zusammenfassung der drei Einwohnergruppen konzentrierte sich auf folgende 11 Familiennamen knapp ein Drittel sämtlicher genannter Namen: Laube und Pehe (je 9), Beckel (je 8), Hiecke, Kohlstrunk und Schieche (je 5), Arnold, Just bzw. Jüstel, Petran, Werner und Wort (je 4).

Es existierten damals in der inneren Stadt an selbständigen Gewerbetreibenden bzw. freien Berufen: 10 Getreidehändler, 9 Branntweinhersteller und -händler, 8 Fleischer, 6 Tuchmacher (auch Zeug- und Muselanmacher), je 5 Bäcker, Höckler (Höcker) und Schneider, je 4 Schmiede, Schuhmacher und Krämer, je 3 Schneider, Seifensieder und Strumpfstricker, je 2 Schiffseigner, Weißgerber, Tischler und Kürschner sowie ein Barbier, Binder, Fischer, Küchler, Maurer, Kupferschmied, Maler, Nadler, Schlosser, Seiler, Schwarzfärber, Strumpfwirker, Töpfer und Musiker und je eine Kindswärterin, Hebamme und Botin.

An Arbeitnehmerberufen gab es 10 Schiffsknechte, je 2 Herrschaftsbedienstete, Bierbrauer und Tagelöhner, je einen Stadtsyndikus, Schulrektor, Schulkantor, kaiserlichen Grenzzolleinnehmer und ehemaligen Kanzleischreiber. 7 Frauen ernährten sich durch Spinnen oder Klöppeln; bei vier von diesen leisteten die Männer Soldatendienst. Mehrere alte Leute lebten von den Einnahmen ihrer Kinder. Vier Häuser waren unbewohnt. Die Braukommune erzeugte s.Z. 600 Fass Bier jährlich, was 1460 hl entspricht.

Bei den Hausbesitzern der Vorstadt und den „Hausgenossen“ (Mieter), die teils in der Stadt und teils in der Vorstadt wohnten, war eine ganz andere berufliche Struktur festzustellen. Zwar gab es auch hier einige selbständige Gewerbetreibende: 6 Bäcker, 3 Schneider, je 2 Schuhmacher, Zeugmacher und Spielmänner, je 1 Fleischer, Seiler, Töpfer, Bader, Schiffbauer, Strumpfwirker, Samenhöckler, Hutmacher, Fuhrmann, Spinner, Schmied, Röhrbohrer und Boten. Fast ebenso groß war jedoch die Anzahl der in abhängiger Stellung Tätigen: 9 Schifferknechte, 4 Taglöhner, je 2 Steuermänner und Kuhhirten sowie 1 Nachtwächter.

Aufblühen der Stadt 1850 bis 1918

Der wirtschaftliche Aufschwung infolge mehrerer Industriegründungen und der Entwicklung Tetschens zu einem Verkehrsknotenpunkt führte von Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges zu einem außergewöhnlichen Wachstum der Stadt (siehe auch Industrieentwicklung).
Im ersten Stadium kam es – nachdem bis 1835 drei Stadttore beseitigt worden waren – zum Ausbau im engeren Vorstadtbereich, besonders in der zur Elbe führenden Langengasse, in der Kirchgasse sowie in der in Kettenbrückengasse umbenannten Rosengasse etwa gleichzeitig mit der Errichtung der Kaiserin-Elisabeth-Kettenbrücke (1853 bis 1855). Der ebenfalls in diesen Zeitabschnitt fallende Krieg von 1866, brachte für Tetschen zwar Truppendurchzüge und gewisse Schäden, beeinträchtigte jedoch den wirtschaftlichen Aufschwung auf lange Sicht nicht.
Nach der Trassierung der beiden, die Stadt Tetschen im Süden und Osten berührenden Eisenbahnlinien (Böhmische Nordbahn 1869, österreichische Nordwestbahn 1874) folgte insbesondere der Ausbau der Straßenzüge in Richtung der östlichen Stadt nebeneinanderliegenden Bahnhöfe. Der Sternplatz, der Theodor-Körner-Platz und der Schulplatz entstanden dabei als neue Mittelpunkte, wie der Lageplan von 1874 ausweist. In diesem Zeitabschnitt kam es zum Bau der Elbumschlagplätze Tetschen (1869) und Tetschen-Laube (1880).
Weitere Stadien der Stadterweiterung waren in den 80er Jahren der Beginn der Bebauung entlang der Kamnitzer Straße, der Gartenstraße und im Schützenhausviertel, in den 90er Jahren die Bautätigkeit südlich der Nordbahnstrecke und in dem letzten Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg die Entstehung des Villenviertels Hopfengarten und der Neustadt.
In den Jahren 1898/99 und 1908/09 hatte die Stadt durch Zukauf von etwa 145 ha von der Gemeinde Birkigt bzw. Eingliederung eines Teils von Laube ihr Gebiet auf 459 ha vergrößert (neue Industrie- und Wohngebiete). In dieser Gründerzeit amtierte fast 25 Jahre Land der Bürgermeister Karl John.
Die Einwohner- und Häuserstatistik spiegel diese moderne Entwicklung deutlich wider. Umfasste Tetschen 1848 erst 297 Häuser mit 1670 Einwohnern, so wurden 1869 389 Häuser mit 3822 Einwohnern und 1880 bereits 482 Häuser mit 5612 Einwohnern und 1914 schon 802 Häuser mit 11500 Einwohnern gezählt.
Auch der Ausbau der erforderlichen öffentlichen Einrichtungen und Diensthielt mit der Stadtentwicklung Schritt, wie aus der nachstehenden chronologischen Zusammenstellung wichtiger Gründungen und Eröffnungen hervorgeht; angeführt sind auch Ereignisse von weitreichender Bedeutung:
1842 neues Rathaus (1871 von der Bezirkshauptmannschaft und dem Bezirksgericht bezogen, 1844 bis 1846 neues Schulgebäude (1871 von der Stadtverwaltung bezogen), 1853 bis 1855 Kettenbrückenbau, ab 1856 „Tetschner Anzeiger“ als Wochenblatt herausgegeben, in den 60er Jahren ein Großteil der inneren Stadt kanalisiert, 1860 Sparkasse gegründet, 1863 Dienstmanninstitut eröffnet, 1867 Verpachtung des Brauhauses an die Thun’sche Brauerei Bodenbach, 1868 Telegrafendienst aufgenommen, 1869 böhmische Nordbahn eröffnet, 1970 neues Schützenhaus, 1871 neues Schulgebäude (für späteres Gymnasium), 1873 Gaswerk gebaut damit Straßenbeleuchtung eingeführte, 1873/74 Nordwestbahn eröffnet, um 1875 Kanalisierung erweitert (Plümpekanal, der bei der Fockfähre in die Elbe mündet), 1880 Feuerwehrspritzenhaus erbaut, 1881 Laubewasserleitung eingerichtet, „Tetschen-Bodenbacher Zeitung“ auf zweimal wöchentlich umgestellt, 1883 Asche- und Müllabfuhr begonnen, Gaswerk von der Stadt übernommen, 1885 Polizei neu organisiert, Schlachthaus erbaut, 188 erste Gewerbeausstellung, 1890 Telefondienst nach Bodenbach eröffnet, 1893 Knabenvolks- und Bürgerschule erbaut, 1896 Volksküche begründet, Stadtpark mit Alpinum angelegt, 1897 Pferdeomnibusdienst nach Bodenbach eröffnet, 1899 Mädchenvolks- und Bürgerschule erbaut, Gymnasium gegründet, 1900 Töchterpensionat eröffnet, Köllbornwasserleitung eingerichtet, Elektrizitätswerk installiert, Krankenhaus erbaut, 1901 Isolierpavillon gebaut, 1902 zweite Industrie- und Gewerbeausstellung abgehalten, 1905 Schützenhaus mit Saal und Haus der Bezirksvertretung erbaut, 1907 neuer Marktbrunnen errichtet, 1908 Museumsgebäude gebaut, 1909 Stadtbad (Hallenbad) gebaut, 1910 Omnibusverbindung nach Bodenbach motorisiert (erster Autobus Marke „Horch“), ab 1912 umbenannte Zeitung „Nordböhmisches Tageblatt“ erscheint täglich, 1913 Tschirten-Wasserleitung eingerichtet, 1914 bis 1918 Schützenhaus ist Lazarett, 1915 Bau der neuen Brücke zwischen Tetschen und Altstadt und Brand eines großen Teiles der Kettenbrücke.

Zugehörigkeit zur ČSR 1918 bis 1938

Wenige Wochen nachdem der Waffenstillstand den Ersten Weltkrieg beendet hatte, besetzte am 13.Dezember 1918 tschechisches Militär Tetschen. Damit war die Eingliederung in die Tschechoslowakische Republik praktisch vollzogen. Wichtige Ereignisse jener Tage, die auch für Tetschen gelten (Bezirksnationalrat), sind in der Geschichte über die Stadt Bodenbach dargelegt.

Mit der Zugehörigkeit zur ČSR ändert sich hinsichtlich der Situation und Bedeutung Tetschens etwas Grundsätzliches. Während die Stadt in der österreichischen Zeit ein erwünschter vielseitiger Kontaktpunkt mit dem Deutschen Reiche war und die Staatsgrenze fast ausschließlich der Zollüberwachung diente, sollte Tetschen wie auch Bodenbach nach Auffassung der tschechoslowakischen Regierung eine ausgesprochene Grenzstadt sein. Daher wurde schon Anfang der 20er Jahre des 19. Jahrhunderts Militärstandort. Das Militär lag zuerst in der ehemaligen Makosafabrik in Bodenbach und dann im Schloßschüttboden in Tetschen. Der vollständige Ausbau zur Garnison konnte allerdings erst ab 1931 erfolgen, nachdem das Schloss als Kaserne zur Verfügung gestanden hatte.
Bedeutsam war auch die Abstufung der Nordwestbahn zu einer Nebenstrecke, wodurch die direkte Bahnverbindung nach Wien und von Tetschen nach Dresden eingeschränkt und der Hauptverkehr auf die Strecke Prag-Bodenbach-Dresden verlagert wurde. Im Zuge der gleichen Tendenzen ließ auch die Benutzung des Umschlagplatzes Tetschen-Laube durch die Tschechoslowakische Elbschifffahrtsgesellschaft (CPSL) nach, welche bei ihrem Warenumschlag zunehmend die innerböhmischen Elbehäfen bevorzugte. Infolge dieser Bestrebung kehrte eine derartige wirtschaftliche Blütezeit wie vor dem Ersten Weltkrieg nicht mehr auf.

Der innere Ausbau der Stadt machte hingegen in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen einige wesentliche Fortschritte. Gewissermaßen als Reaktion zu der vorangegangenen kriegsbedingten Stagnation kam es bald zu einer verstärkten Bautätigkeit, woran neben privaten Initiative auch der genossenschaftliche Wohnungsbau sowie der Bau von städtischen Wohnhäusern erheblichen Anteil hatten. Allein von 1919 bis 1929 entstanden 28 städtische Häuser mit 92 Wohnungen. Dazu gehörte auch der Wohnblock mit Kleinwohnungen in der Schützenstraße; zwei weitere Blocks mit Kleinwohnungen folgten 1930. Vollständig ausgebaut wurde in dieser Zeit das Villenviertel. Hinzu kamen die Siedlungen beiderseits der Kamnitzer Straße und auf der Aue-Flur nahe beim Polzenfluß. Im Schützenhausviertel und anderen Stadtteilen wurden zahlreiche Baulücken geschlossen. Ein Großobjekt nach Tetschner Maßstäben waren die von der Gemeinnützigen Bau- und Wohnungsgenossenschaft Teplitz mit staatlicher Subventionen in den Jahren 1931 und 1932 auf dem Schloßparkgelände errichteten dreistöckigen Wohnblöcke, die 23 Hausnummern und etwa 200 Wohnungen umfassten (wichtigstes beteiligte Bauunternehmen: Fa. Rella und Neffe).

An öffentlichen Einrichtungen und Dienstleistungen kamen in jener Zeit beispielsweise hinzu: 1922 das Invalidenkino, 1925 der neue Friedhof der Stadtgrenze gegen Falkendorf, 1927 die Zufahrtsbrücke zum neuen Stadtteil Aue, 1928 die Einführung neuer Hausnummern (Nummern innerhalb der Straßen neben den laufenden Konskriptionsnummern), 1929 die Motorisierung der Asche- und Müllabfuhr, 1931 das neue Krankenhaus, dazu zwei Isolierpavillons 1932, die sukzessive Umstellung der Stadtwerke von Gleichstrom auf Wechselstrom Anfang bis Mitte der 30er Jahre, 1933/34 die neue Elbbrücke anstelle der Kettenbrücke, in den Jahren 1934 bis 1937 der Ausbau des Jugendspielplatzes und der Aue-Kampfbahn durch den vom Bund der Deutschen organisierten freiwilligen Arbeitsdienst (FAD) – 20 bis 60 Mann. Im Jahre 1936 kam es zur Verstaatlichung der Tetschner Stadtpolizei.

Für die Entwicklung nach dem Ersten Weltkrieg sind die statistischen Ergebnisse sehr aufschlussreich. Zwar stieg der Häuserbestand durch den Bau zahlreicher Ein- und Zweifamilienhäuser sowie städtischer Wohnhäuser von 820 im Jahre 1921 auf 1037 im Jahre 1930 auf rund 1200 im Jahre 1942 an, die Bevölkerungszahl erhöhte sich aber nur mehr um rund 1300 auf 12.855 im Jahre 1939 bzw. sank dann sogar auf 12.660 im Jahre 1942.
Die bodenständige Bevölkerung Tetschens war bis 1918fast ausschließlich deutsch gewesen. Der Anteil der Mitbürger mit tschechischer Umgangssprache, die im Zuge der Industrialisierung und des Verkehrsausbaues zugewandert waren, betrug 1880 und 1890 6,5 bzw. 3,0 %, 1910 sogar nur 0,6 %. Nach der Eingliederung Tetschens in die Erste Republik (ČSR) stieg der Anteil der Personen mit tschechischer Nationalität durch Zuzüge schnell auf 10,3 % im Jahre 1921 und16,5 %% im Jahre 1930. Zu diesem raschen Anstieg trugen die in Tetschen befindlichen Staatsbehörden für den ganzen politischen Bezirk (Landkreis) nicht wenig bei, da ein Großteil der Stellen an Tetschen vergeben wurde.
Auf kulturellen Gebiet wurde während der 20er und 30er Jahre ebenso wie schon vor dem Ersten Weltkrieg Beachtliches geleistet. Erinnert sei besonders an die Theateraufführung von Laienspielgruppen und von gastierenden Theatergruppen, an Veranstaltungen der Vortragskunst, an Konzert- und Gesangsveranstaltungen, an Schüleraufführungen, an Ballsaisonen usw. Hierüber ist unter Punkt 16 Kulturpflege und Vereinsleben berichtet.
Bei der ersten Wahl der Tetschner Stadtvertretung nach den Grundsätzen des allgemeinen gleichen Wahlrechts im Jahre 1919 hatten die bürgerlichen Parteien etwa eine Zweidrittelmehrheit erzielt und konnten diese im Wesentlichen auch behalten. Bei der Parlamentswahl 1935 übernahm die Sudetendeutsche Partei mit einem Anteilsatz von 70 % die Spitze und erhöhte ihn bei den Gemeinderatswahlen von 1938 auf rund drei Viertel. Tatkräftige und zum Wohl der Stadt wirkende Bürgermeister waren von 1919 bis 1938 Bruno Grund, Franz Luft, Friedrich Leinweber und Wilhelm Stingl. Letzterem gelang es, die schwierige Zeit von 1934 bis 1938 zu überbrücken. Ihm folgte von Juni 1938 bis 8. Mai 1945 der allseits beliebte JUC Josef John. Näheres über die Wahlergebnisse, die Zusammensetzung des Stadtrates und die Bürgermeister ist in Punkt 15 Verwaltung und Behörden ausgeführt.

Im Zuge der politischen Spannungen und Vorgängen im Jahre 1938, über die im Kapitel über die Stadt Bodenbach berichtet ist, ergab sich auch in Tetschen eine prekäre Lage. Im Sommer dieses spannungs- endscheidungsreichen Jahres besuchte ein Mitglied des englischen Oberhauses, da16,5 %ss der Beobachtungsgruppe um Lord Walter Runciman angehörte, die Stadtverwaltung von Tetschen. Bereits Anfang jenes Jahres waren – als Bestandteil einer langen Befestigungslinie – zwei Betonbunker unmittelbar bei der Stadt, und zwar an der Elbe bei der Fockfähre und auf der Landzunge bei der Polzenmündung erbaut worden; ein Dritte befand sich etwas elbaufwärts in der Gemeinde Altstadt. Im Frühjahr 1938 (Teilmobilisierung der tschechoslowakischen Armee am 21. Mai) wurde die tschechische Militärbesatzung verstärkt und die Bunkerlinie (10 Stück von Tetschen-Altstadt bis Laube, entlang der Elbe – 02/61 bis 02/72 II. Abschnitt / Link: Schöberlinie) besetzt. Infolge der Annahme der britischen- französischen Note durch die tschechische Regierung am 21. September 1938 bzw. nach dem Münchner Abkommen zogen diese Truppen kampflos wieder ab. Kurz zuvor waren die auf Weisung des tschechischen Militärkommandos an der Elbbrücke angebrachten Sprengladungen von drei zur tschechischen Armee eingezogenen sudetendeutschen Soldaten entschärft worden. Analog dem friedlichen Ablauf der Ereignisse in anderen Orten ist allerdings anzunehmen, daß es auch ohne dieses anzuerkennende Bravourstück nicht zur Brückensprengung gekommen wäre.

Die mit Abstand häufigsten Familiennamen waren 1934 Richter, Müller, John, Böhm, Mich(e)l, Seid(e)l, Lorenz, Kunert, Winkler, Stolz, Weig(e)l, Schmid(t), Storch bzw. Starch, Hietel bzw. Hüttel, Dittrich bzw. Dietrich, Fritsch(e), Köhler, Ritschel, Schneider, Werner, Dörre, Heller, Ahne, Keßler, Kühnel, Weber, Ried(e)l, Schubert, Wenzel, Bendel, Hegenbart(h), Hieke, Fischer, Jahnel, Maier bzw. Mayer bzw. Meyer, Philipp, Hiebsch bzw. Hübsch, Re(h)nelt, Scholz(e), Vat(t)er, Vetter, Wagner, Dinnebier, Hönig, Hübner, Lösel, Schi(e)ch(e), Schiefner bzw. Schiffner, Svoboda bzw. Swoboda, Beutel, Günther, Hackel, Hille, Marschner, Neumann, Arnold, Benesch (Benes), Bittner, Fiedler, Hortig, Knobloch, Kreibich bzw. Kreibig, Mattau(s)ch, Nitsch(e), Novak bzw. Nowak, Pohl, Schwarz, Steiner(t), Stelzig, Ullrich, Baier bzw. Bayer, Cerny bzw. Czerny bzw. Tscherney, Eiselt, Friedrich, Grohmann, Gretschel bzw. Grötschel, Habel bzw. Havel, Hübel, Hofmann, Hocke bzw. Hoke, Jäger, Janich, Laube, Schindler, Schulz(e), Weiß, Blum(en)tritt, Graf, Gärtner, Heinrich, Hanke, Kammel, Kleinpeter, Langer, Parsch(e) bzw. Porsche, Paudler, Peschke bzw. Peschka, Preid(e)l, Strach(e), Vog(e)l, Wessely bzw. Vesely, Zenker, Althammer, Gaudernak, Günt(h)er, Guth, Her(r)mann, Kny bzw. Knie, Novotny bzw. Nowotny, Roth bzw. Rott, Schu(h)mann, Döner bzw. Thöner, Winter, Wolf und Zaschke.

Zugehörigkeit zum Deutschen Reich bis 1945

Der Einmarsch der deutschen Wehrmachtstruppen in Tetschen war von Nordosten her erfolgt. Sie hatten am 1. Oktober von Bad Schandau aus – über Herrnskretschen, Dittersbach, Schemmel, Windisch-Kamnitz, Neu-Ohlisch und Güntersdorf – Losdorf erreicht.

Durch das Münchner Abkommen wurden beide Städte 1938 zusammen mit dem Sudetenland ohne Beteiligung der tschechoslowakischen Regierung dem Deutschen Reich zugesprochen. Am 1. Oktober 1942 wurden die Städte Bodenbach und Tetschen mit der Gemeinde Altstadt zur neuen Stadt Tetschen-Bodenbach vereinigt. Im Jahr 1945 gehörten beide Städte zum Landkreis Tetschen-Bodenbach im Regierungsbezirk Aussig im Reichsgau Sudetenland. Die Synagoge der Stadt überstand als eine von wenigen in Nordböhmen den Zweiten Weltkrieg.

Der zweite Weltkrieg war für dieses Restaurant „Schützenhöhe“ eine schwierige Zeit. Alkoholkonsum verboten, Lebensmittel rationiert, die meisten Männer waren an der Front.

1939 hatte die Bezirks- bzw. Kreisstadt Tetschen 12.647 Einwohner. Der Bevölkerungsanteil im Wirtschaftsbereich Öffentlicher Dienst betrug knapp 20 %, im Bereich Handel und Verkehr knapp 30 % und im Bereich Industrie und Handwerk rund 33 %. Die Stadt hatte 1869 den Anschluß an die Eisenbahn erhalten. Auch die Elbeschifffahrt hatte für Tetschen immer eine hohe Bedeutung.
Seit 1942 sind beide Städte eine politische Gemeinde.

Tetschen-Bodenbach – Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach (Hrsg.) „Heimatkreis Tetschen-Bodenbach. Ein Buch der Erinnerung“ – 1969
Alfred Herr „Heimatkreis Tetschen-Bodenbach: Städte und Gemeinden. Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach e.V.“ 1977 – S.29-99

Nachtrag & Ausklang

Am 8. Mai 1945 Nachmittag, dem Tage des Waffenstillstandes, wurde die Stadt Tetschen ebenso wie am Vormittag die Stadt Bodenbach überraschend- da die Luftwarnung nicht mehr funktionierte – von russischen Kampfflugzeugen, die in mehreren Wellen anflogen, mit Bordwaffen angegriffen und bombardiert. Zur gleichen Zeit befanden sich der Bürgermeister Josef John und der Kreisleiter Rudolf Schramm beim Kampfkommandanten der Wehrmacht am Schloss, um sich dafür einzusetzen, dass die Stadt nicht verteidigt werde. Ziel des Luftangriffes war in erster Linie die Innenstadt, wo insbesondere in der Brückengasse, Dr.-Spielmann-Gasse, Bünauergasse, Fleischgasse, Schiffgasse, Obere Fischergasse, Rosengasse, Badergasse, Kreuzgasse, Langegasse, Kirchgasse und am Theodor-Körner-Platz Bomben fielen und großer Schaden angerichtet wurde. Aber auch die Gartenstraße, Schillerstraße, Schmeykalstraße, Kamnitzer Straße, Wiesenstraße, der Turnplatz, die Anton-Kern-Straße (Brettsäge Peschke) und die Falkendorfer Straße (bei Feigls Ziegelei) wurden schwer getroffen. Der Bahnhofsbereich, besonders dessen Lagerhäuser, war ein weiteres Angriffsziel.
In der folgenden Nacht, die von vielen Einwohner auf dem Quaderberg verbracht wurde, explodierte aus ungeklärten Gründen in der Bensner Gasse mehrere Wehrmachtsfahrzeuge mit Benzin- und Munitionsladung (angeblich zu einer SS-Einheit gehörend), die wegen Straßenverstopfung zum Stehen gekommen waren und verursachten einen Großbrand, der nahezu 10 Häuser dieser Straße vernichtete. Die Gesamtzahl der Opfer des Flugzeugangriffes auf Tetschen und der Explosion betrug 100 bis 150 Tote und noch viel mehr Verletzte. Am frühen Morgen des 9.Mai zogen polnische Panzer, von Losdorf herkommend, und russische Einheiten der Armee des Marschalls Rybalka von Schneeberg her in Tetschen ein.
Als Soldaten der Wehrmacht fanden im Zweiten Weltkrieg – soweit feststellbar – 533 Tetschner den Tod, das sind 9,3% der männlichen Bevölkerung der Stadt vom Jahre 1939; als gefallen wurden 315 und als vermisst 218 festgestellt. Insgesamt – Wehrmachtsangehörige und Zivilpersonen – sind 650 bis 700 Tetschner Einwohner ums Leben gekommen.
Die Vertreibung begann in Tetschen am 8. und 9.Juni 1945. Die Verwaltung der Stadt übernahm ein „antifaschistischer Ausschuss“ mit Albert Allert als Bürgermeister, der aber nach wenigen Tagen aufgrund seiner deutschen Nationalität abgesetzt und vom Tschechen František Eret ersetzt wurde. An diesen Tagen wurden die in Tetschen untergekommenen Bombengeschädigten samt evakuierten Kindern aus dem Altreichsgebiet und andere Altreichsdeutsche abgeschoben, und zwar überwiegend in Eisenbahntransporten. Die ersten großangelegten Vertreibungsaktionen, welche die alteingesessene Bevölkerung betraf, fanden vom 20. bis 25. Juni statt. Dabei wurden unter anderen das Villenviertel, das Schützenhausviertel und Teile der Innenstadt binnen weniger Stunden geräumt. Die berüchtigte Sammelstelle für die Betroffenen war der Schützenhausgarten, von wo aus der Fußmarsch nach Herrnskretschen und weiter ins Ungewisse angetreten werden musste. Die gewaltsamen Ausweisungen der angestammten deutschen Einwohner Tetschens wurden – ausgehend von der Sammelstelle Schützenhaus – in den folgenden Monaten laufend fortgesetzt, zunächst noch in Fußmärschen und auf Lastkraftwagen zur sächsischen Grenze bei Herrnskretschen/ Schmilka, später in zahlreichen Eisenbahntransporten mit Güterwagen, aber auch in Elbkähnen und -Zellen, wobei je Kahn im Allgemeinen 600 bis 800 Personen verladen wurden. Es gab jedoch auch Kahntransporte unter günstigeren Bedingungen für Antifaschisten. Der Transport zu Wasser wurde im ersten Halbjahr 1946 verstärkt. Die letzten Großtransporte aus der Stadt Tetschen gingen Mitte August 1946 ab. Seit Ende 1945 bestand auf dem Gelände des Fremdarbeiterlagers der Fa. Höntsch & Co. in Altstadt ein Sammellager für den ganzen südöstlichen, rechtselbischen Teil des Landkreises, durch welches auch zahlreiche Tetschner Einwohner geschleust wurden.

Nach 1945 wurde die Familie vertrieben, das Restaurant „Schützenhöhe“ blieb leer und dieser Ort verschwand allmählich, das Gebäude verfiel und die Einheimischen brachen es nach und nach (Baumaterial) bis Ende 1947 ab.

Heute

Tetschen-Bodenbach

Seit 1947 heißt die vormalige Doppelstadt Tetschen-Bodenbach bzw. Děčín-Podmokly nur noch Děčín. Mit Wirkung vom 5. Februar 1948 ist die Großgemeinde „Děčín (deutsch Tetschen, 1942–1945 Tetschen-Bodenbach, 1945 Děčín-​Podmokly)“ durch die Einbeziehung der Gemeindegebiete von Biela, Bünauburg und Mittelgrund erweitert wurden. Im Jahre 1959 befanden sich 69% der ehemaligen Einwohner Tetschens in der Bundesrepublik Deutschland, 28% in der Deutschen Demokratischen Republik, 2% noch in der ČSR und 1% im übrigen Ausland. Sie war im Jahre 1961 von 39.375 Personen bewohnt. Auf das Stadtgebiet von Tetschen allein, das die Stadtteile I und II bildet, entfielen zu diesem Zeitpunkt 12.203 Personen. 1939: 12.647 Einwohner. In der Nachkriegszeit hielt die bauliche Entwicklung der Stadt an. Vorhandene Anlagen wurden erweitert und weitere Industriebetriebe siedelten sich an. Viele Neubürger aus Mittelböhmen und -mähren, der Slowakei, sogenannte Repatrianten, und Roma wurden angesiedelt. Im Zuge der Stadtentwicklung wurden zahlreiche alte Gebäude abgerissen, darunter auch weite Teile des alten Tetschener Stadtkerns. Ab den 1960er Jahren wurde für die wachsende Bevölkerung zusätzlicher Wohnraum in Neu- und Plattenbauvierteln vorwiegend an den Stadträndern geschaffen.1961 lebten etwa 40.000 Menschen hier.
Nach Ende der kommunistischen Periode durch die „samtene Revolution” gehört der Kreis und die Stadt Tetschen seit 1990 zur Tschechoslowakischen Förderativen Republik und seit 1993 zur Tschechischen Republik.
Seit 1995 hat Děčín auch eine Universität. 2002 wurde in der Stadt die damals größte Geotherme Europas errichtet, die jährlich etwa 78 GWh erzeugt und einen Großteil der Kreisstadt mit Erdwärme versorgt. Das geothermale Wasser wird aus einer Quelle in 400 m Tiefe gewonnen. 2008 wohnten rund 52.000 Menschen in Děčín, das weiterhin Sitz eines Kreises (okres Děčín) ist, am 01.01.2018 waren es 49.226 Einwohner.

2021

Weiße Flotte macht nach 18 Jahren wieder Dampfertouren nach Decin (deutsch Tetschen) „Fahrt ins Böhmische“ (hin und zurück: 32 Euro) heißt die Tour mit dem Dampfer „Pillnitz“ (Salonschiff von 1886).
Start der Linienfahrt (2. bis 15. Mai und 27. September bis 3. Oktober) ist in Königstein (Abfahrt: 9.45 Uhr).
Über Bad Schandau und Hrensko (deutsch Herrnskretschen) geht es nach Decin (Ankunft: 14 Uhr). Nach zweistündigem Aufenthalt schippert die „Pillnitz“ flussabwärts zurück nach Königstein (Ankunft: 18.30 Uhr). Auch die beiden „Schleusenfahrten“ – von Bad Schandau, an Burg Schreckenstein vorbei, nach Usti nad Labem und zurück (79 Euro inkl. böhmischem Essen) – sind aus diesem Grund am 24. April und 18. September geplant.
An der Grenze wird bei dieser Fahrt ein Schnäpschen gereicht – ob es ein Becherovka (böhmischer Kräuterschnaps) sein wird, ist noch offen.
Regelmäßige Fahrten nach Böhmen haben bei dem 1836 gegründeten Flotten-Unternehmen, dessen erstes Dampfschiff „Königin Maria“ 1837 zur Jungfernfahrt aufbrach, Tradition: 1846 nahm eine Linie von Dresden nach Litomerice (deutsch Leitmeritz) in Böhmen Fahrt auf.
1849 wurde das Unternehmen nach der Vereinigung mit der böhmischen Konkurrenzlinie „K.K. private Dampfschifffahrt“ in „Vereinigte Sächsisch-Böhmische Dampfschifffahrt“ umbenannt und hielt bis 1947 „böhmisch“ in seinem Namen

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