Die etappenweise Besetzung des vorwiegend deutschen Gebietes durch deutsche Truppen beginnt am 1. Oktober.
Die vier Gebietsabschnitte mit ihren Kommandos in Wien, Bayreuth, Dresden und Breslau mit je vier Bataillonen, werden in folgender Reihenfolge durch deutsche Truppen besetzt:

Der mit I bezeichnete Gebietsabschnitt am 1. und 2. Oktober – Die Grenze dieses Gebiets verläuft von Untersteindlberg an der bayrischen-tschechischen Grenze über Unter-Bergreichenstein – Zubice – nach Unterhaid.

Der mit II bezeichnete Gebietsabschnitt am 2. und 3. Oktober – Die Grenze dieses Gebietes verläuft von Schönwald (Ostsachsen) an der sächsischen-böhmischen Grenze in gerader Linie bis OberPolaun (Niederschlesien) an der schlesischen-böhmischen Grenze.

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Folgende Einheiten nahmen am Einmarsch in das Sudetenland teil:
8.Armee mit Hauptquartier in Freiburg / Schlesien mit den Generalkommandos III. und XI. Armeekorps, dazu die 3., 4. und 18. Infanterie-Division.[1]

Der mit III bezeichnete Gebietsabschnitt am 3., 4. und 5. Oktober – Die grenze dieses Gebietes verläuft in gerader Linie von Waldmünchen an der bayrischen Grenze bis Katharinaberg an der tschechischen-sächsischen Grenze.

Der mit IV bezeichnete Gebietsabschnitt am 6. und 7. Oktober – Die grenze dieses Gebietes verläuft von Grulich an der schlesischen-mährischen Grenze über Friedland nach Burg-Pranitz unterhalb Jägerndorf an der schlesischen-mährischen Grenze.

Das restliche Gebiet vorwiegend deutschen Charakters wird unverzüglich von dem oben erwähnten internationalen Ausschuß festgestellt und bis zum 10. Oktober durch deutsche Truppen besetzt werden.

Klaus MICHAELIS „1938 – Krieg gegen die Tschechoslowakei – Der Fall ´Grün´“ 2004 S.166 [1]

Polizei rückt als Befreier ins Sudetenland. Von Hauptmann der Schutzpolizei Gewehr, Hans-Georg, 1 Schutzpolizei-Hundertschaft West, Berlin-Spandau,
In folgendem Artikel wird noch einmal von dem Einmarsch ins Sudetenland berichtet, diesmal von einem Offizier der Schutzpolizei, der an der Spitze seiner Kompanie den triumphalen Befreiungsmarsch miterlebte und von diesem hier erzählt…“

„… In den Tagen der Spannung vor dem 1.Oktober 1938 wurde in Spandau aus Kräften des Gruppenkommandos West die 5.Kompanie des 1.Polizei-Regiments aufgestellt und eingeübt. Die Kompanie bestand aus drei Zügen zu je 30 Mann, und zu jedem Zug gehörte ein Halbzug MG.

Aufs Beste ausgerüstet, erwarteten Offiziere und Mannschaften ungeduldig den Befehl zum Abmarsch. Durch Fernspruch vom 1.Oktober 1938, 15.40 Uhr und 20.50 Uhr, wurde die Kompanie für den 2.Oktober 1938, 8 Uhr, abmarschbereit befohlen. Ein buntes Bild war es am Morgen des 2.Oktober 1938, einem Sonntag, als sich der Bataillonsstab und die 5.Kompanie mit ihren zahlreichen Fahrzeugen auf dem Hofe der Unterkunft Berlin-Spandau sammelten Frohe Zurufe flogen hin und her, ungeduldig wartete alles aus den Abmarsch, und allen Männern merkte man den Stolz an, in dieser historischen Stunde mitwirken zu können.

Um 10.45 Uhr traf die 5.Kompanie in der Unterkunft Süd ein, wo sich das Bataillon mit seinem Stab und der 5., 6. und 7.Kompanie sammelte. Von hier aus ging es um 13.30 Uhr im geschlossenen Bataillonsverband zunächst nach Cottbus, wo das Bataillon um 17 Uhr verpflegt wurde. Generalmajor von Kamptz hatte uns bis Cottbus das Geleit gegeben und entließ uns nun in Richtung Görlitz.

Gleichmäßig rollte der fast endlose Heerwurm der Wagen über die Straße 115 nach Süden… In einem kurz vorher von guten Freunden geschenkten Kofferradio hörten ich während der Fahrt und wir alle in den Pausen die Nachrichten, die uns… den ungeheuren Jubel der vom Führer befreiten Sudetendeutschen aus dem Gebietsabschnitt I, in die die Wehrmacht einrückte, übermittelten.

In Görlitz, das wir um 20.15 Uhr erreichten, war Haltepunkt. Jeder von uns wäre gern weitergefahren. Aber unser Abschnitt gehörte zum Gebietsabschnitt II, und in diese durfte erst am 3.Oktober 1938 eingerückt werden.

Geruht hat das Bataillon in der Courbiere-Kaserne. Die Kompaniechefs hatten um 22 Uhr einen Befehlsempfang beim Bataillonskommandeur, Major der Schutzpolizei Florian. Hier erhielten wir unsere Befehle für den Einmarsch am nächsten Tage.

Die Vollziehungsgewalt in dem zu besetzenden Gebiet (Operationsgebiet des Heeres) übte der Oberbefehlshaber des Heeresgruppenkommandos III, Generaloberst von Bock, aus.

Das Bataillon war dem Heeresgruppenkommando III in Dresden unterstellt und erhielt seine Weisungen durch den Oberbefehlshaber der Ordnungspolizei beim Heeresgruppenkommando III, Gen.-Maj. Pfeffer-Wildenbruch. Auf Anordnung des Heeresgruppenkommandos III waren die ordnungspolizeilichen Aufgaben im Räumungsabschnitt II zunächst vom II. Bataillon, Polizei-Regiment 1 wahrzunehmen. Die Fahrtstrecke wurde festgelegt, die zuerst bis Zittau führen sollte, und die 5.Kompanie erhielt weiter den Marschbefehl, nach Loslösung vom Bataillon in Warnsdorf bis 18 Uhr Tetschen an der Elbe zu erreichen…“

Hauptmann der Schutzpolizei Hans-Georg Gewehr, Chef der 5.Kompanie Polizei-Regiment 1:

„… Am 3.Oktober 1938 wurde um 6 Uhr geweckt und um 10 Uhr fuhr das Bataillon von Görlitz nach Zittau und rastete um 12 Uhr auf dem Marktplatz. Nachdem die 5.Kompanie verpflegt war, mußten wir ungeduldig warten, da jeder Kompanie noch ein Zug des Sudetendeutschen Freikorps in Stärke von 50 Mann unterstellt wurde. Es mußten erst Omnibusse beschafft werden, und um 14 Uhr konnte sich das Bataillon in Richtung auf die Grenze in Bewegung setzen.

Um in meinem Bestimmungsort, Tetschen-Elbe, freie Hand zum Handeln zu haben und mich nicht erst im Quartier kümmern zu müssen, schickte ich den Führer des 3.Zuges, Lt. Oerke, um 12.45 Uhr als Quartiermacher nach Tetschen voraus. (Paul Oerke, 1944 PV Berlin, beim SS-Pol.Rgt 1 (neu), vorher Pol.St.F. Budapest)

Um 15.20 Uhr überschritt das Bataillon zwischen Großschönau und Warnsdorf die alte Reichsgrenze und wurde hier von der Bevölkerung jubelnd begrüßt. … In Warnsdorf wurde die 5.Kompanie vom Bataillonskommandeur entlassen und trat nun ihre abenteuerliche Fahrt durch ein unbekanntes Gebiet an, das noch zum Teil vorher von keinem deutschen Soldaten betreten wurde.

Bei Schönbrunn, Ortsteil von Warnsdorf erreichten wir die Schöberstraße. Eine ausgezeichnete Straße, die von Rumburg über Heida, Böhmisch-Leipa, Dauba, Melnik durch die mittlerweile bekanntgewordene stark befestigte Schöberlinie, die ihr den Namen gegeben hat, direkt nach Prag führt.

Bei Niedergrund kam das erste Hindernis. Dir dortige Brücke, die über ein tiefes Bachbett führte, war völlig gesprengt… daß auch die umliegenden Häuser mit zerstört wurden.

Mit Hilfe der Bevölkerung gelangten wir über Feldwege wieder auf die Straße jenseits der Brücke, ein Unternehmen, das an die Fahrkunst unserer Kraftfahrer größte Anforderungen stellte. Vorsichtig ging es weiter, denn nun kam die berüchtigte Schöberstellung, deren Bunkerlinie, Baumsperren und minenverseuchte Vorfelder quer über die Straßen liefen. …näherten wir uns langsam dieser Linie. Die Maschinengewehre standen auf den Wagen mit Fliegeraufsatzstück, so daß wir jederzeit vom Wagen aus eingreifen konnten.

Die Bunkerlinie war von den Tschechen noch nicht übergeben worden, die Brücken noch nicht alle untersucht und entladen, jedoch waren die Bausperren bereits durch die Wehrmacht und Bevölkerung beseitigt worden und lagen nun als große Holzhaufen rechts und links der Straße…

Die eigentliche Straße nach Tetschen führte über Heida, Steinschönau und Böhmisch-Kamnitz nach Tetschen. In der Annahme, daß eine weniger bedeutende Nebenstraße weniger befestigt sein würde, entschloß ich mich, bei Neuhütte, kurz hinter der Schöberlinie, die gute Straße zu verlassen und fuhr nach Kradschützenaufklärung eine schmale Waldstraße, die den Windungen des Kamnitzbaches folgte, über Hillemühl nach Böhmisch-Kamnitz.

Unterwegs standen die Bewohner der kleinen Fleckenorte auf der Straße und bewarfen uns mit Blumen… Jedoch das waren wir schon von unserem Marsch zur Ostmark gewöhnt. Wir fuhren in flottem Tempo weiter und gelangten wieder auf die große Straße, die über Böhmisch-Kamnitz nach Tetschen führt.

Als wir mit unserer Kolonne in Böhmisch-Kamnitz ankamen, stand die Straße voller Menschen, und als wir den großen Marktplatz überquerten, blieb uns doch die Luftweg. So etwas hatten wir noch nicht erlebt! Der Marktplatz war schwarz von Menschen, nur in der Mitte war eine schmale Durchfahrt von Ordnern der SdP freigehalten…

Da es schon spät war und ich bis 18 Uhr Tetschen erreichen sollte, mußten wir weiterfahren und die vor Begeisterung tobende Menge zurücklassen.

Auf der offenen Straße hinter Böhmisch-Kamnitz hielten wir doch erst einmal an, um uns zu verpusten, denn das war allerhand, nur gut, daß wir Stahlhelme aufhatten, sonst hätten wir von den oft großen Blumensträußen manche Beule erhalten. Wir fuhren weiter in der Meinung, daß sich die Begeisterung noch kaum steigern könnte. Wir sollten uns aber schwer getäuscht haben. Als wir um 17.40 Uhr in langsamer Fahrt in geschlossener Kolonne in Tetschen einfuhren, dessen Altstadt noch von den Tschechen besetzt war, war die Hölle los.

Tausende von Einwohnern umsäumten die Straße und Tausende standen auf dem riesengroßen Marktplatz von Tetschen. Unsere Wagen rollten durch ein Regen von Blumensträußen…

Auf dem Marktplatz stellte ich die Kompanie auf, ließ die Männer absitzen und antreten. Mit den Freikorpsmännern waren es 220 Mann, die dort in Linie zu drei Gliedern standen.

Ich war kaum aus meinem Wagen geklettert, da wurde ich schon vom Bürgermeister, Bezirksleiter und Ortsleiter der SdP auf einen großen Balkon geführt, von dem ich nun erst den richtigen Überblick über diese Kundgebung der Treue und Dankbarkeit hatte. Nach einer kurzen Begrüßungsansprache des Bezirksleiters der SdP, der uns unter nicht enden wollendem Jubel der Bevölkerung als erste deutsche Waffenträger und Befreier begrüßte, wurde ich gebeten, einige Worte zu sprechen.

Oft vom Jubel unterbrochen, sagte ich, daß es mir schon einmal im Jahre vergönnt gewesen sei, gemeinsam mit der deutschen Wehrmacht in die Ostmark einzuziehen und daß ich dem Schicksal dankbar wäre, das zweite Mal einen unter Fremdherrschaft leidenden Teil des deutschen Volkes Hilfe zu bringen. Unter großen Beifall erwähnte ich, daß auch die Männer meiner Kompanie für die Lage der Sudetendeutschen größtes Verständnis hätten, da sie zur Hälfte aus Ostmärkern beständen, die erst im Anfang des Jahres durch die entschlossene Tag des Führers heimkehren durften.

Wir begannen unsere Tätigkeit noch in der Nacht unserer Ankunft mit einer großzügigen Durchsuchung der gesamten Stadt Tetschen an der Elbe nach unsicheren Elementen, um so der Bevölkerung das Gefühl der Sicherheit und Ruhe zu geben. Bei der Vorarbeit hierfür wurden wir in hervorragender Weise von dem Bürgermeister John, dem Bezirksleiter der SdP, Hausmann, und von Angehörigen des Freiwilligen Schutzkorps (FS) unterstützt. Fragen der Zuständigkeit und Unterschiede der Dienstgrade und Dienststellungen hab es nicht…

Bürgermeister und Bezirksleiter setzten sich, wenn es galt, einen Befehl zu schreiben und keiner da war, der Maschine schreiben konnte, selbst an diesen Apparat, und schrieben die schnell diktierten Durchsuchungs- und Fahndungsbefehle.

Schon in den nächsten Tagen gab es keinen roten Wehrmann oder sonstigen Verbrecher mehr, der nicht im sicheren Gewahrsam befunden hätte…

Als vom Bataillon die Anfrage kam, welche Wachtmeister sich freiwillig zur weiteren Verwendung im Sudetengau melden wollen, stellte sich über die Hälfte der Kompanie. Und wäre die Wiederverwendung der sich freiwillig gemeldeten Wachtmeister nicht für spätere Zeit vorgesehen gewesen, so hätte ich mit meinen Offizieren, und den in Berlin verheirateten Unterführern allein nach Hause fahren können, genauso, wie ich bei meiner Ankunft beinahe ohne Kompanie gewesen wäre, da sich die Einwohner von Tetschen am liebsten gleichen einen Wachtmeister vom Fleck weg mitgenommen hätten…“

„… Am 3.10.1938, 17.45 Uhr, rückte die 5.Kompanie des 1. Polizei-Regiments als erster deutscher Waffenträger unter dem Jubel der Bevölkerung in das vom Führer befreite Tetschen-Elbe ein..“

So lautete die Eintragung auf dem ersten Blatt des mit diesem historischen Ereignis neu begonnen „Goldenen Buches“ der Stadt Tetschen…“

Dr. Erwin Schmiedl „Der ‚Anschluß‘ Österreichs. Der Deutsche Einmarsch im März 1938“ – Bernard & Graefe Verlag, 1994 – 336 Seiten
MICHAELIS, Klaus, „1938 – Krieg gegen die Tschechoslowakei – Der Fall ´Grün`“
Deutsche Polizei im Sudetenland, 1938, in „Der Gendarm“ – Heft 36 (1938), S. 363 – 364
Gewehr, Hans-Georg, Polizei rückt als Befreier ins Sudetenland, 1939, in „Die deutsche Polizei“ – 7.Jahrgang, Nr. 2 15.1.1939, S. 37–41

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