Neuhütte

  • Beitrags-Kategorie:Landkreis Deutsch Gabel
  • Beitrag zuletzt geändert am:8. Mai 2024
  • Lesedauer:8 min Lesezeit

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Neuhütte befindet sich auf einem Wiesensattel im Lausitzer Gebirge zwischen den Quellgebieten der Kamnitz und des Friedrichsbach, der heute als der Oberlauf des Boberbach angesehen wird. Nördlich erheben sich die  Hirschen, 658 m und der Schöber, 665 m, im Nordosten der Finkenkoppe, 792 m, östlich der Friedrichsberg, 703 m, im Südosten die Hengstberg, 627 m, südlich der Großer Buchberg, 736 m, im Südwesten die Aschberg, 652 m, westlich der Hackelsberg, 668 m und die Mittelberg, 657 m sowie im Nordwesten der Hanfkuchen, 676 m und die Tannenberg, 774 m. Durch Neuhütte führt die E 10 / Staatsstraße I/9, die einen Kilometer nordöstlich das Schöbersattel überwindet. Am westlichen und südlichen Ortsrand verläuft die Bahnstrecke Backofen an der Iser – Böhmisch LeipaRumburg – Ebersbach/Sachsen, in Neuhütte befindet sich der Haltepunkt Neuhütte-Lichtenwald. Gegen Westen liegt der Waldsteinteich. Die südöstlich gelegene Wüstung Alte Mühlen ist einer der ältesten Glashüttenstandorte in Böhmen.

Die Glashütte Neuhütte wurde nach der Betriebseinstellung der Falkenauer Hütte im Jahr 1750 durch den Glasmacher Johann Christoph Müller aus Schaiba an der Alten Prager Straße, die von Görlitz/Sachsen über Rumburg und Sankt Georgenthal kommend über den Pass westlich des Hanfkuchens und südlich des Hirschens durch das Gebirge und weiter durch das Tal des Friedrichsbaches nach Zwickau und Böhmisch Leipa führte, errichtet. Die neue Hütte hatte jedoch Absatzschwierigkeiten und ihr mangelte es an Holz. 1768 übernahm seine Witwe Marie Elisabeth Müller den Betrieb, vier Jahre später verpachtete sie die Neuhütte an den Glashändler Johann Anton Jancke († 1782) aus Haida. Jancke suchte 1775 beim Besitzer der Herrschaft Reichstadt Großherzog Peter Leopold erfolglos um die Konzession zur Errichtung einer Ausspanne, die ihm wegen der Nachteile für die Schankrechte von Röhrsdorf und St. Georgenthal verwehrt wurde.

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Zwischen 1794 und 1797 wurde die Alte Prager Straße zur Kaiserstraße ausgebaut und dabei östlich des Schöber über den Schöbersattel neu trassiert. Die ideale Lage des Neuhütter Sattels über der neuen steilen Schöberauffahrt, veranlasste den Haidaer Bürgermeister Anton Trauschke, der die Glashütte seit den 1790er Jahren verwaltete, das Projekt einer Ausspanne wieder aufzugreifen. Im Jahre 1799 wurde die Neuhütte an Anton Kittel aus Falkenau verkauft, die Glashütte wurde danach nach ihrem neuen Besitzer als Antonienhütte bzw. Antonihütte bezeichnet. Kittel erhielt schließlich die Erlaubnis zur Errichtung einer Ausspannwirtschaft, die er 1805 unter dem Namen Antonienhöhe eröffnete.

Der zu dieser Zeit in Folge der Napoleonischen Kriege einsetzende Niedergang des Glashandels führte dazu, dass die Produkte der Antonienhütte nur noch auf den lokalen Glasmärkten in Steinschönau, Falkenau, Böhmisch Kamnitz und Parchen abgesetzt werden konnten. Im November 1819 ließ Anton Kittel, der am 8. Oktober 1820 verstarb, die Glashütte stilllegen. Zu dieser Zeit beschränkte sich die Wirtschaft in Antonienhütte auf die Ausspanne sowie die Köhlerei. Neuer Besitzer des Anwesens wurde Anton Kittels Sohn Nikolaus, der von 1820 bis 1822 seinem Cousin Friedrich Egermann die Verwaltung der wieder aufgenommenen Glashütte übertrug.

Im Jahre 1832 bestand die zu Röhrsdorf inskribierte an der Rumburger Hauptstraße inmitten der Wälder zwischen dem Buchberg, dem Friedrichsberg und dem Schöber gelegene Siedlung Antonihöhe aus der Glashütte Neuhütte oder Röhrsdorfer Hütte mit einem Wirtshaus und einigen Wohnhäusern. Betreiber der Hütte waren Josef Kittels Erben in Kreibitz. Pfarrort war Zwickau i.Böhmen, der Schulunterricht fand in Röhrsdorf statt. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts blieb Antonihöhe der Allodialherrschaft Reichstadt untertänig.

Nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaften bildete Antonihöhe ab 1850 einen Ortsteil der Gemeinde Röhrsdorf im Bunzlauer Kreis und Gerichtsbezirk Zwickau. Nach dem Tode von Nikolaus Kittel erbten dessen Schwäger den Betrieb. Der Glashüttenbetrieb blieb unrentabel, sodass sie die Glashütte mit allem Zubehör im Jahre 1857 an den Verwalter der Herrschaft Reichstadt, Ferdinand den Gütigen verkauften. Die fortan wieder als Neuhütte bezeichnete Siedlung gehörte ab 1868 zum Bezirk Gabel. Der 1867 von der k.k. priv. Böhmischen Nordbahn-Gesellschaft begonnene Bau einer Bahnverbindung zwischen Rumburg und Böhmisch Leipa wurde nach anderthalb Jahren vollendet. Ihr Verlauf um den Schöberkamm orientierte sich an der Alten Prager Straße. Westlich des Hanfkuchens entstand inmitten des Waldgebietes im Quellgebiet der Kamnitz der Bahnhof Tanneberg. Im Januar 1869 wurde der Verkehr auf der neuen Bahnstrecke, deren Scheitelpunkt bei Neuhütte lag, aufgenommen. Da der Betrieb der Glashütte für Ferdinand weiterhin ein Verlustgeschäft geblieben war, ließ er den Glashüttenbetrieb 1870 für immer einstellen. In den Jahren 1877 bis 1881 erfolgte der Abriss der Glashütte sowie der Wohnhäuser für die Beschäftigten. Danach bestand Neuhütte nur noch aus der Ausspanne mit Trafik, einem Hegerhaus sowie Wirtschaftsgebäuden. Ab 1884 wurde rechts der Bahnstrecke ein Anschlussgleis zur Holzabfuhr betrieben. Zum Ausgang des 19. Jahrhunderts wurde Neuhütte zunehmend von Ausflüglern frequentiert, die die Gastwirtschaft zum Ausgangspunkt für Ausflüge auf die umliegenden Berge nutzten. Im September 1896 vernichtete ein Großfeuer das hölzerne Gasthaus Neuhütte und sämtliche umliegenden Gebäude. Das Gasthaus, das Hegerhaus und der Wirtschaftshof wurden danach in ihrer heutigen Gestalt in steinerner Bauweise wiederaufgebaut. Im Jahre 1914 wurde an der Bahnstrecke Böhmisch Leipa-Rumburg in Neuhütte der Haltepunkt Neuhütte-Lichtenwald eröffnet. In den Jahren 1937 bis 1938 wurden am Schöberkamm nördlich von Neuhütte die aus zwei parallelen Reihen von Betonbunkern bestehende Schöberlinie des Tschechoslowakischen Walls errichtet. 1937 wurde nördlich des Friedrichsberges die Schöberlinie der tschechoslowakischen Landesbefestigung angelegt. Im Jahr darauf wurde an der Straße nach Oberlichtenwalde eine Kaserne für Grenzsoldaten errichtet. Nach dem Münchner Abkommen erfolgte 1938 die Angliederung an das Deutsche Reich; bis 1945 gehörte Neuhütte als Teil von Röhrsdorf zum Landkreis Deutsch Gabel.


Heute

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam Neuhütte zur Tschechoslowakei zurück und wurde in Nová Huť umbenannt. In den Jahren 1946 und 1947 wurden die meisten deutschböhmischen Bewohner vertrieben und die Grenzen nach Deutschland geschlossen. Der Schöberpass bildete als Transitstraße auch weiterhin eine wesentliche Zufahrtsstraße in die Tschechoslowakei, jedoch verlor das Gasthaus durch den Wegfall der Ausflügler seine Existenzgrundlage und wurde geschlossen. 1960 kam Nová Huť zum Okres Česká Lípa. Im Jahre 1961 erhielt der Haltepunkt Nová Huť-Světlá den neuen Namen Jedlová zastávka, der zu Verwechslungen mit dem Bahnhof Jedlová führt. Zu Beginn der 2000er Jahre wurden die verfallenen Gebäude in Nová Huť saniert und darin 2002 die Ausflugsgaststätte U trempa eröffnet, die inzwischen aber wieder geschlossen ist.

Heimatbuch – Deutsch Gabel und Zwickau in Böhmen“ –  Heimatkreis Verlag  – Kindler Druck 1975 – S.298
Die deutschen Heimatführer“ Band 17/18 Sudetenland – Druck 1939

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