Gemeindebereich
Die Gemeinde Hohenleipa – Gerichtsbezirk Böhmisch-Kamnitz – bestand aus der Ortschaft Hohenleipa mit dem einschichtig gelegenen fürstlich Clary-Aldringen`schen Jagdschloss und dem Weiler Kirnisch, der – direkt an der sächsischen Grenze befindlich – zusammen mit dem zur Gemeinde Dittersbach gehörenden Weiler Hinter-Dittersbach eine Siedlungseinheit bildete.
Mundartliche Aussprache der Ortsnamen: „Hohenleipe“, „Kirnscht“.
Gesamtfläche der Gemeinde: 1499 ha.
Ortsgeschichte
Ortschaft Hohenleipa
Hohenleipa ist eine deutsche Rodungssiedlung mit fast nur einreihigen Waldhufenanlage, d. h. die Wirtschaftsstreifen ziehen sich überwiegend nach der Ostseite, während nach Westen wegen des steilen Geländeabfalles zur Kamnitzbachschlucht lediglich eine geringe Ausdehnungsmöglichkeit bestand. Die Gründung dürfte spätestens in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erfolgt sein, doch ist die Einbeziehung einer früheren kleinen verdeutschen Siedlung in den deutschen Ausbau nicht auszuschließen, wenn man einige Flurnamen berücksichtigt. Wahrscheinlich kam es zu einem späteren Zeitpunkt zu einer Erweiterung des Ortes durch Zurodung, wodurch der nordöstliche Teil des Ortes, die Hofbrache, entstand.
Der Ortsname Hohenleipa ist offenbar aus einer Gelände- und Waldbezeichnung übernommen worden, deren zweier Bestandteil „Leipa“ möglicherweise auf Lipa (slaw.) = Linde zurückgeht. Die in der Arnsdorfer Matrik Ende des 16. Jahrhunderts vorübergehend verwendete Schreibung „Hohenleite“ dürfte durch ein Missverständnis entstanden sein, vielleicht in Analogie zu den Namen der benachbarten Orte Kamnitzleiten und Elbleiten.
Hohenleipa war zur Zeit seiner Gründung ein Teil der den Herren von Michelsberg, dann den Familien Berka und Wartenberg gehörenden älteren Herrschaft Scharfenstein. Innerhalb derselben bildete es zurzeit der Berka auf Hohenstein und Wildenstein in Sachsen um die Mitte des 15. Jahrhunderts (wahrscheinlich 1406 bis 1464) das Gut Hohenleipa-Schauenstein, zu dem Stimmersdorf und möglicherweise auch Jonsdorf und Kamnitzleiten (s. Z. „Neudorff“) gehörten. Während der Zeit der Herren von Salhausen kam Hohenleipa 1562 durch Erbteilung an die neu entstandene Herrschaft Binsdorf, die Anfang des 17. Jahrhunderts nochmals kurzzeitig an die Wartenberger und Kinsky sowie schließlich ab 1634 an die Familie Aldringen bzw. Clary-Aldringen überging. Bei der bald darauf vorgenommenen Gütervierteilung innerhalb dieser Familie entstand vorübergehend neuerdings ein eigenes Gut Hohenleipa, dem u. a. ein Viertel der Stadt Bensen und Stimmersdorf zugehörte, das aber schon 1653 mit dem Teilgut Reifen als Hohenleipa-Reifen zusammengeschlossen war. Seit der Wiedervereinigung der gesamten Herrschaft Binsdorf im Jahre 1709 blieb Hohenleipa bei dieser bis zum Jahre 1850, als der ganze Komplex in den Gerichtsbezirk Böhmische-Kamnitz eingegliedert wurde.
Die ältesten bekannten Nennungen von Hohenleipa erfolgten 1387 und 1401 im Kamnitzer Stadtbuch: „Hoeleipe“, „Ho Lipe“ und „ho Lypa“, wobei ein Richter namens „Hanyl“ oder „Hänyl“ erwähnt wurde.
In einer Dresdner Urkunde von 1446 lautete die Schreibweise „Höhe Leype“. In der tschechisch geführten Landtafel kamen 1543 (für 1515), 1614 und 1619 die Schreibungen „Holepie“, „Hohenleype“ und „Hohenleype“ vor.
Auch in den folgenden 200 Jahren bis zur Einführung der amtlichen Schreibweise (1854) kamen ähnliche kleine Schwankungen in der Namensform vor. Die zwischen 1576 und 1598 in der Arnsdorfer Matrik vorkommende Schreibung „Hohenleite“ und „Hohenleita“ dürfte wohl auf der örtlichen Unkenntnis der neuen Pastoren beruhen.
In den Aufzeichnungen der StR von 1654 hatte die Ortschaft „Hohenleype“ 8 Bauern, 3 Gärtner und 13 Häusler, was auf insgesamt 24 Häuser schließen lässt, von denen eines das Schankrecht hatte. Die Familiennamen der Bauern lauteten damals: Dinnebier, Guth, Richter, Gabriel und Rasche. Die drei erstgenannten Namen sind schon seit dem 16. Jahrhundert nachgewiesen.
Im TK von 1713 ist die „Hohe Leipe“ mit 9 Wirten und 16 Häuslern nachgewiesen, von denen die letzteren sich überwiegend vom Spinnen ernährten. Die Zahl der Häuser lässt sich auf 25 beziffern, von denen eines die Schenke war. Die Einwohner beklagten sich damals über Wildschäden. Schon 1700 soll wie in Jonsdorf eine „Holzcompanie“ vorhanden gewesen sein. Auf der Müller’schen Karte von 17120 ist der Ort als „Hohe Leipe“ verzeichnet, in der Josefinischen Karte von 1781/82 als „Hohe Leipe“ mit dem Lusthaus und der Schafferei.
Die Clary`sche Herrschaft, unter der zuerst ein Jagdschlösschen am Fuße des Schlossberges (an der Stelle des späteren Forsthauses) und 1760 auf dem Schlossberg oder Hohenleipaer Stein ein Lusthaus errichtet wurde, brachte Belebung für den Ort. So ist es zu erklären, dass Schaller (1787) von 47 Nummern in „Hoheleipe“ berichten konnte.
Einige Jahre zuvor war 1778 das preußische Möllendorfsche Korps auf der Böhmerstraße durch die sog. „Heide“ nach Böhmen eingebrochen. Der Topograph Sommer (1813) verzeichnet in „Hoheleipe“ 1 Schule, 1 obrigkeitlicher Jagdschloss und 1 Jägerhaus; es wurde Faßpech erzeugt.
Bei der Volkszählung von 1869 und 1890 wies Hohenleipa 538 bzw. 511 Einwohner auf. Der infolge der industriefernen Lage seit damals eingetretene allmähliche Bevölkerungsrückgang wurde auch durch den Ende des 19. Jahrhunderts sich verstärkenden Touristenverkehr nicht aufgehalten, sodass die Gemeinde 1910 nur 481 und 1930 nur noch 415 Einwohner hatte.
Die häufigsten Familiennamen in Hohenleipa waren 1934: Keßler, Richter, Fiedler, Grasse, Bayer, Dinnebier, Hegenberger, Kleinpeter, Guth, Günther, Hackel, Jäger, Parsche, Wenzel. – Aus Hohenleipa stammt der akademische Maler Emil Hille (*1910), vornehmlich Landschaften und Stillebenmaler, nach 1945 in Parchim/Mecklenburg.
Ortsteile Gemeinde
Meierhof
Dass in Hohenleipa früher ein kleiner Meierhof bestand, ist erwiesen, jedoch ist kaum etwas über ihn erforscht. Wahrscheinlich waren bei seiner schon vor 1654 erfolgten Einrichtung bäuerliche Hofstellen durch Aufkauf in ihm einbezogen worden, sodass die ursprüngliche Zahl der Bauern größer als 8 gewesen war. Gemäß dem Dominikalkataster 1756 umfasste der Meierhof 83 Strich, wovon auf Äcker 43 und auf Weide 40 Strich entfielen. Auf diesen herrschaftlichen Wirtschaftshof wies bis in die neueste Zeit der Flurnamen „Hofbrache“ und die Bezeichnung „Hofberg“ für den Schlossberg hin.
Raubschloss Hohenleipa oder Schauenstein
Der knapp 1 km nördlich von Hohenleipa gelegene mächtige, zerklüftete Felsblock war bis Ende des 19. Jahrhunderts als „Raubschloss“ bekannt, da allgemein die Annahme galt, dass dort einst ein Schlupfwinkel für Wegelagerer war, welche die vorbeiführende Böhmerstraße unsicher machten. Unabhängig davon, ob dies zeitweise zugetroffen haben mag, ist seit 1893 durch Auswertung Dresdener Urkunden mit nahezu völliger Sicherheit festgestellt, dass auf dem Raubschloßfelsen die vermutlich durch die Herren von Berka auf Wildenstein gegründete Burg Schauenstein stand. Diese wurde in der Zeit von 1431 bis 1451 wiederholt urkundlich genannt, nachdem sie damals in der Kriegsgeschichte des nordböhmisch-sächsische Grenzgebietes keine unbedeutende Rolle spielte.
Der Name der Burg, welcher den weiten Fernblick charakterisiert, wurde 1431 „Schauwensteyn“, 1446 „Schawenstein“ und 1490 „Schawsteyn“ geschrieben. Zeitweise mögen die Burggebäude lediglich als Wohnung für einen herrschaftlichen Verwalter gedient haben, im 16. Jahrhundert waren sie bereits verwüstet.
Von der einstigen Burg sind keine Mauerreste mehr vorhanden, jedoch deuten verschiedene Aushöhlungen im Sandstein, verschiedene Funde (Scherben, Pfeilspitzen), eine zisternenähnliche Vertiefung an der Oberfläche und eine Aushöhlung am Fuße des Felsens (Stall) auf eine einstiege Bewohnung hin.
Weiler Kirnischt
Diese Bezeichnung tragen 2 zur Gemeinde Hohenleipa gehörende Häuser, die nahe bei der Häusergruppe „Hinterdittersbach“ der Gemeinde Dittersbach am Kirnitzschbach standen, der dort die sächsisch-böhmische Grenze bildet. Von Fremden wurde bisweilen für beide aus 7 Häusern bestehenden Weiler die Ortsbezeichnung „Hinter-Dittersbach“ gebraucht. Als ständige Siedlung entstand Kirnischt oder Kirnischtbrücke erst Anfang des 19. Jahrhunderts. Sicher befanden sich dort aber schon früher zeitweilig Unterkünfte für Forstpersonal, woraus sich dann das Hegerhaus mit der Kirnischtschenke entwickelte. Der Ortsname und Bachname, der „Kirnisch“, „Kirnitzsch“, „Körns“ oder ähnlich geschrieben wurde, kann entweder auf einer serbischen Wurzel „krnica“ = verkümmertes Wasser beruhen oder aber aus einer Verballhornung von „Gehörn“ = Felsen entstanden sein (1608 und 1612 „Gehörnbach“) analog dem Ortsnamen Herrnskretschen.
Kirnischt-Hinter-Dittersbach war ein Knotenpunkt für Touren durch die Sächsisch-Böhmische Schweiz, insbesondere seit dem 1887/88 erfolgten Ausbau des ehemaligen mittelalterlichen Handelsweges „Böhmerstraße“ als Bezirksstraße. Es bestand eine Autobusverbindung mit dem nur 3 km entfernten Dorf Hinterhermsdorf/Sachsen. Die Kinder gingen dorthin und nach Bad Schandau/Sachsen zur Schule.
Lage
Die Ortschaft Hohenleipa – in etwa 315 m Meereshöhe – wird von der Bezirksstraße Herrnskretschen-Dittersbach durchzogen. Zum Jagdschloss führt vom Ort aus ein Fahrweg. Der Weiler Kirnischt (250 m) ist mit Hohenleipa durch eine 6 km lange Bezirksstraße verbunden, die dem Verlauf der mittelalterlichen „Böhmerstraße“ (Tetschen-Bautzen) folgt und ab 1887 ausgebaut wurde. Von Tetschen ist der Ort Hohenleipa 18 Straßenkilometer entfernt, von Böhmisch-Kamnitz 13 km und von Herrnskretschen 9 km.
Bodengestalt
Hohenleipa liegt inmitten der Böhmischen Schweiz und ist wie sein Nachbarort wegen der schönen Lage und der ausgedehnten Wälder ein beliebtes Ausflugsziel. Der nördliche Teil des Gemeindegebietes nahe der sächsischen Grenze ist erfüllt von einem Hügelland mit zahlreichen Höhen und Felsbildungen, wie Eulenhübel (476 m), Karlshaus Höhe (438 m), Mühlenberg (472 m), Donnersberg (455 m), Tannicht (383 m), Eichberg, Rauschenberg (447 m), Raubschloss (351 m), Schlossberg (390 m) und Vogelstein (322 m), von denen die letzteren durch ihre Aussicht berühmt sind. Beachtenswert sind weiters die Felsen: Hohle Teufe oder Hohle Wand in der Kamnitztalschlucht, Kleines Prebischtor, Luchsstein (Letzter Luchs 1743 erlegt), Zauckenhorn, Kirnischthorn und Käsestein. Von den zahllosen Talgründen sind am bekanntesten: Ziegen-, Schieß-, Müller-, Siegels-, Langer-, Treppen-, Soor-, Eichels-, Wenzels-, Tonels- und Eichgrund sowie „Die bösen Löcher“, „Triefbortel“ und Balzgraben.
An die Hügel schließt sich südlich davon ein kleines Plateau an. Hier liegt Hohenleipa am Rande der Kamnitzerschlucht. Das Gemeindegebiet ist zu 86 % von Wald bedeckt (Clary-Aldringen`sche Forstrevier, Kirnischt und Hohenleipa) und wurde zu 12 % landwirtschaftlich genutzt. Im Ort befanden sich 2 Hegerhäuser und beim Jagdschloss außerdem eine Försterei.
Gewässer und Trinkwasserversorgung
Die Grenze des Gemeindegebietes wird im Süden vom Bielebach (Große Biele), im Südwesten vom Kamnitzbaches und im Westen teilweise vom Soorgrundbache gebildet; im Norden berührt der Kirnitzschbach die Gemeindegrenze auf einer kurzen Strecke. Dem Soorgrund fließt aus dem Balzgraben und dem Kamnitzbach aus dem Kirchengrund ein kleines Rinnsal zu. Ansonsten besitzt die Gemeinde Hohenleipa keine fließenden Gewässer. Im Südteil des Dorfes und beim Jagdschloss liegt je ein kleiner Teich.
Brunnen und Pumpen für Trinkwasser sowie sogenannte „Pfützen“ als Viehtränke sind fast bei jedem Haus.
Flurnamen
Im Ort: Hofbrache, Folge (Folche), Finkenhübel, Fibicht (Fiebsch), Hofberg, Mererzorn, Bete, Pulke, Hemleite, Plan, Schlake, Trasche, Kirchgrund, Vogelstelche, Weinberg. In der Gemarkung: Galgenstein, Soorgrund, Balzgraben, Langer Grund, Bärenwald („Bahwald“), Leichenweg, Lusthaus, Singstein, Hausmannstein, Großer und Kleiner Wolfsgrund, Im Brande, Luderhübel, Ziegeunerstein, Säulager, Birkelwiese.
Bevölkerung und Erwerb
Hohenleipa hatte infolge des Fehlens jeglicher Industrie seinen ländlichen Charakter vollkommen bewahrt. Der Anteil der hauptberuflich von Land- und Forstwirtschaft lebenden Einwohner betrug zuletzt 39,4 %, wovon zwei Drittel auf die eigentliche Landwirtschaft und ein Drittel auf forstwirtschaftliche Berufe entfielen (Forstpersonal und Waldarbeiter). Von den 77 landwirtschaftlichen Betrieben nach der Zählung von 1939 hatten 16 eine Fläche von 5 und mehr ha; dies entspricht der Zahl der Landwirte im Adressbuch von 1934.
Auffallend ist die im Anbetracht des kleinen Ortes große Zahl von Kleinstlandwirtschaften (56). Die meisten Eigentümer dieser landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetriebe waren Arbeitnehmer, die ihre Arbeitsplätze außerhalb des Ortes hatten, insbesondere in Böhmisch-Kamnitz, Tetschen-Bodenbach und Jonsbach sowie bei der Elbschifffahrt.
Gegliedert nach der Stellung im Beruf entfielen von der gesamten Bevölkerung 44,8 % auf Arbeiter; unter diesem waren die Maurer stark vertreten.
1939 – 409 Einwohner in 112 Häusern; 1930 – 415 Einwohner in 107 Häusern. Davon im Ortsteil Kirnischt: 2 Häuser mit 9 Einwohnern.
In den 30er Jahren waren in bzw. bei Hohenleipa noch zwei Holzkohlenerzeuger (Köhler) tätig, von denen einer (Anton Richter) seinen Betrieb mit Meilern bei der Jungferntanne im Lagergrund, Michelsgrund und Schießgrund sowie im Hühnerloch bis 1945 führte. Ein alter noch ausgeübter Handwerkszweig war die Wiedendreherei (E. Knobloch) für die Flößerei. Seit den 20er Jahren befanden sich in Hohenleipa zwei Mietautounternehmen und eine Verkaufsstelle des Konsumvereins „Einigkeit“ aus Böhmisch- Kamnitz.
Verkehr, Gastgewerbe, Sport
Nächste Bahnstationen: Böhmisch-Kamnitz, Rabstein und Schöna-Herrnskretschen. Post: Dittersbach. Autobusverbindungen: Von Dittersbach nach Tetschen, Böhmisch-Kamnitz und Kreibitz.
Gastgewerbe: 5 Gasthäuser, und zwar Knoblochs Gasthof (früher „Zur schönen Aussicht‚ mit Schülerherberge, schon 1883 bestehend), Hotel „Glücksburg‘, Richters Gasthof, Gasthaus Frießlich, Gasthof „Waldesruh“, Kirnischtschänke, sowie Sommerrestauration im Soorgrund. Außerdem zahlreiche private Zimmervermieter.
Sportanlagen: Badeteich des Hotels Glücksburg.
Pfarrei, Matriken, Kirche
Hohenleipa gehörte schon im 14. Jahrhundert zur Pfarrei St. Wenzel in Windisch-Kamnitz und war mit dieser von 1570 bis 1630 lutherisch. Von Beginn der Rekatholisierung an wurde Hohenleipa wie der ganze Windisch-Kamnitzer Pfarrsprengel durch die Stadtpfarrei St. Jakob in Böhmisch-Kamnitz betreut. Seit der Errichtung der selbständigen Pfarrei St. Johann von Nepomuk im Nachbarorte Dittersbach ist Hohenleipa dorthin eingepfarrt.
Die Matriken für Hohenleipa sind im Rahmen der Dittersbacher Kirchenbücher seit 1752 erhalten. Für die vorherige Zeit befinden sich die Eintragung in den 1630 beginnenden Matriken von Böhmisch-Kamnitz.
Kreuze: Großes Holzkreuz am Plateau des Schlossberges, je ein Steinkreuz oberhalb der Fleischerei Frießlich „Honken-Kreuz“, beim Hotel Glücksburg, in der Schlake „Leuners-Kreuz“ und im Niederdorf bei der Linde „Bauers-Kreuz“.
Kirchenfeste: Außer dem Patronatsfest Johannes von Nepomuk (16. Mai) der Pfarrei Dittersbach wurde das das Annafest am 26. Juli mit einer Prozession nach Dittersbach begangen.
Friedhof: Bevor Hohenleipa einen eigenen Friedhof bekam, erfolgte die Beisetzung in Dittersbach.
Schule
Über die Schule von Hohenleipa liegen erst seit 1833 Nachrichten vor, als diese eine Filialschule von Dittersbach war (Lehrer Franz Hieke), jedoch dürfte sie schon im 18. Jahrhundert gegründet worden sein. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde sie zweitklassig.
Verwaltung
Die alte Erbrichterei wurde 1387 bis 1401 im Kamnitzer Stadtbuche erwähnt. In der letzten Zeit vor der Einführung der modernen Verwaltung (1850) befand sich die Dorfrichterei in dem Haus, an dessen Stelle seit Ende des 19. Jahrhunderts die Schule stand (Nr. 45).
Die letzten Gemeindevorsteher bzw. Bürgermeister seit 1918 waren: Franz Kessler, Josef Richter, Josef Dinnebier und Franz Josef Richter. Gemeindepersonal: Gemeindesekretär (bis in die 20er Jahre), dann an dessen Stelle 1 Wachmann.
Elektrifizierung: etwa 1925/26.
Kulturpflege und Vereinsleben
Vereine: Freiwillige Feuerwehr, Kameradschaftsverein gedienter Soldaten, Land- und forstwirtschaftlicher Verein, Männergesangverein, Ortsgruppe des Gebirgsvereins für die Böhmische Schweiz seit 1880, Ortsgruppe des Holzbearbeitungsverbandes, Musikkapelle.
Brauchtum: Oster- und St. Anna-Schießen beim Lusthaus am Schlossberg. Besonders wurde das Scheibenschießen auf dem Scheibenstand mit Musik und Belustigungen gepflegt.
Die ausgelassenste Zeit im Dorfgeschehen war die Fastnachtzeit. Osterreiten war wegen des geringen Pferdebestandes nicht üblich. – In den Gasthäusern „Zur schönen Aussicht“ und „Waldesruh“ wurden mehrmals im Jahr Theaterstücke aufgeführt.
Sonstiges: Gemeindebücherei
Sehenswertes
Fürstlich Clary-Aldring`sches Jagdschloss (1 km westlich des Ortes), daneben Forsthaus für das Revier Hohenleipa, dazugehörige Hegerhäuser im Ort. Forst- und Hegerhaus in Kirnischt für das Revier Kirnischt. Glockentürmchen auf dem Schulgebäude. Kriegerdenkmal, nahe beim Hotel Glücksburg.
Nachwort (Ausklang)
Die Kriegsverluste von Hohenleipa betrugen – soweit feststellbar- 21 Gefallene und Vermisste, das sind 10,7% der männlichen Bevölkerung von 1939. Im Jahre 1959 waren 14% der ehemaligen Bewohner in der Bundesrepublik Deutschland, 82% in der DDR und 4% in der ČSSR.
Das neue tschechische Gemeindeverzeichnis kennt keine Gemeinde, sondern nur mehr eine Ortschaft Vysoká Lípa (deutsch Hohenleipa), die zusammen mit Jetřichovice (deutsch Dittersbach), Rynartice (deutsch Rennersdorf) und Všemily (deutsch Schemmel) die Gemeinde Jetřichovice bildet, welche 1961 485 Einwohner in 127 Häusern hatte. Die Ortschaft Vysoká Lípa allein wies in jenem Jahr 125 Bewohner und 35 bewohnte Häuser auf gegenüber 409 Einwohnern und 112 Häusern im Jahre 1939.
Tetschen-Bodenbach – Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach (Hrsg.) „Heimatkreis Tetschen-Bodenbach. Ein Buch der Erinnerung“ – 1969
Alfred Herr „Heimatkreis Tetschen-Bodenbach: Städte und Gemeinden“ Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach e.V.“ 1977 – S.416-421
Heute
Vysoká Lípa (deutsch Hohenleipa) ist ein Ortsteil von Jetřichovice (deutsch Dittersbach) in Tschechien. Zu Hohenleipa gehörten zwei einzel stehende Gehöfte. Das waren der Weiler Kirnischt, westlicher Teil von Hinterdittersbach, heute die Wüstung Zadní Jetřichovice (deutsch Hinterdittersbach, auch Kirnischtschänke), und das am Westfuß des Zámecký vrch gelegene Zámeček, ein Jagdschlösschen mit Forsthaus, das sich der Fürst von Clary-Aldringen Anfang des 19. Jahrhunderts erbauen ließ.
Heute ist die Gemeinde ein Erholungsort mit Gaststätten, Pensionen und einem Intercamp. Sie ist ein Ausgangspunkt zu touristischen Zielen wie der nahegelegenen Felsenburg Šaunštejn („Schauenstein“, auch „Hohenleipaer Raubschloss“) und dem ehemaligen Dolský mlýn („Grundmühle“). 1991 hatte der Ort 74 Einwohner. Im Jahr 2001 bestand das Dorf aus 69 Wohnhäusern, in denen 88 Menschen lebten.
2019 – Hotel Kortus
Das Hotel befindet sich an der Stelle eines ehemaligen Gasthauses WALDESRUH, das bereits 1868 in der lokalen Chronik erwähnt wurde. 2019 wird die ehemalige Gaststätte wieder zum Leben erweckt und im April 2020 eröffnet. Homepage
2022 – Feuer in der Böhmischen Schweiz
27. Juli – Dorf Vysoká Lípa (deutsch Hohenleipa) wird evakuiert
Die Feuerwehrkräfte auf böhmischer Seite des Nationalparks „greifen auf einer Fläche von 5 x 2 Kilometern ein“. Das Feuer werde durch starke Winde in den inneren Teil des Nationalparks getragen, twitterte die Feuerwehr. Die Evakuierung des Dorfes Vysoká Lípa sei angeordnet worden. Dutzende Menschen würden in der Sporthalle in Děčín untergebracht.
Raubschloß
Das einstige Raubschloß Šaunštejn bei Vysoká Lípa wurde saniert. Ein erster Besuch zeigt: Nicht alle können sie erklimmen.
Dass sich an der steilen Leiter die Spreu vom Weizen trennt, kann auch Tomáš Salov bestätigen. Er ist Sprecher des Nationalparks Böhmische Schweiz, in dessen Regie das einstige Räuberversteck in den letzten Monaten saniert wurde. „An dieser Stelle muss man einige Regeln beachten, vor allem, Abstand zu halten und auf den Gegenverkehr zu achten“, sagt Salov. Beachtet man das nicht, gibt es Stau und man behindert sich gegenseitig. Eine Begegnung auf der rund acht Meter langen Leiter ist nicht möglich. Dafür sorgt auch der Fels, der außerdem nur eher schlankere Personen durchlässt. Wer den Šaunštejn kennt, dürfte aber honorieren, dass diese Leiter nach der Sanierung besser zu begehen ist. Handelte es sich vorher um eine einfache Leiter mit Sprossen und Holmen aus schlichten Röhren, bestehen die Sprossen jetzt ausbreiten und griffigen Trittbrettern und an den Holmen zieht sich sogar ein Geländer nach oben.
Dabei stand der Komfort zunächst nicht im Vordergrund. Ein Teil der Aussichtsplattform ließ der Nationalpark wegen Baufälligkeit bereits vor drei Jahren sperren. „Einige Träger hatten bereits Rost angesetzt“, sagt Salov. Damals befanden sich auf der Plattform noch Brücken mit Blechplatten, gesichert durch ein Röhrengeländer. Kurz vor dem Gipfel kamen Besucher zudem nur mit einem großen Schritt nach oben und war der Fels schon stark durch Tritterosion ausgehöhlt. Für die Sanierung war es also höchste Zeit.
Weniger Metall, mehr Holz
Im letzten Frühjahr begannen die Arbeiten, die wie so häufig heute wegen Lieferschwierigkeiten länger dauerten. Eigentlich hatte die Felsenburg bereits zur neuen Saison geöffnet werden sollen. Inzwischen sind die Arbeiten abgeschlossen und es fehlt nur noch die offizielle Abnahme. „Die Besteigung ist aber nicht mehr verboten, alle Wege sind nun frei“, versichert Salov.Speziell die Wege machen einen weit stabileren Eindruck als früher. Gleich die Einstiegsleiter ist mit einem Geländer mit Holzgriff versehen. Die Plattform ist mit einem höheren Geländer versehen, das mit Maschendraht gefüllt ist, was das Sicherheitsgefühl immens erhöht. Zugleich bewegt man sich auf Stegen, die mit geriffelten Holzschwellen besetzt sind, was die Trittsicherheit verbessert.
Auf der Plattform erinnert vieles an die Felsenburg Falkenštejn (Falkenstein) bei Jetřichovice (Dittersbach). Um den Felsen zu schützen, wurden dort die Wege quasi aufgebockt, um den Kontakt mit dem Felsen möglichst zu minimieren. Allerdings hatte es der Nationalpark dort in Augen vieler übertrieben. Jedes Stück Fels auf der Plattform wurde mit Metall eingedeckt. Das sollte sich auf dem Šaunštejn nicht wiederholen. „Wir haben Konsequenzen gezogen und sind anders vorgegangen“, sagt Salov.
Vor allem erhörte der Nationalpark den Wunsch der Besucher zum direkten Kontakt mit dem Felsen, der auf dem Šaunštejn nun noch möglich ist. Auf einer Plattform wurden Trittschwellen nur an den Rändern verlegt, in der Mitte liegt der Fels frei und kann betreten werden. Außerdem nahm man von verzinktem Metall als Material Abstand. „Das sieht zumindest am Anfang nicht schön aus“, weiß Salov. Jetzt dominiert Leichtstahl und Eichenholz. Die Geländer sind in einem unauffälligeren Schwarz gehalten.
Die Aussicht entschädigt
Der Schutz des Felsens hat auch dazu geführt, dass eine Gipfelgruppe dauerhaft für Touristen gesperrt wurde. Die Stege und Geländer, die einst dahin führten, wurden einfach nicht ersetzt.Jetzt ist nur noch zu sehen, wo sie einst im Fels verankert waren. „Wir sind doch Nationalpark“, antwortet Tomáš Salov auf die Frage nach dem Warum. „Die Aussicht von diesen Gipfeln ist nicht anders als von der noch bestehenden Plattform“, fügt er hinzu.
[wp-svg-icons icon=“newspaper“ wrap=“i“] Hompage-SZ-Artikel Juli 2022 Steffen Neumann
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