Geschichte
Diese in einer Höhe von 365 m.ü. M. gelegene Grenzgemeinde nach Sachsen hing siedlungsmäßig mit Rumburg zusammen. Die Trennlinie zwischen beiden Orten bildete der aus dem Neuteiche kommende Goldbach, den die Straße unmittelbar bei der Mündung in die Mandau überbrückte. Nach Osten stieß der großräumig Ort an das sächsische Seifhennersdorf. Das vor 1475 gegründete Oberhennersdorf mit einer Markierungsfläche von 720,76 ha hatte 1939 2714 Einwohner und 446 Häuser mit ca. 900 Wohnparteien (1885 2059 → 1899 2995 Einwohner, mit 326 Häusern → 1910 3190 → 1930 2803 Einwohner, davon 2652 Deutsche, 73 Tschechen, 78 Ausländer).
Bis ins 15. Jahrhundert bildete Oberhennersdorf mit Seifhennersdorf in Sachsen ein Ganzes. 1566 wurde unter der Familie Schleinitz die Herrschaft Rumburg geteilt und u.a. die Herrschaftsteile Niederhennersdorf-Niederleukersdorf abgeteilt. Oberhennersdorf wird von da an ab als selbständiges Dorf unter dem Namen Heinrichsdorf oder Hennrichsdorf in Urkunden genannt und hatte die gleiche Geschichte wie die Stadt Rumburg. Im Jahre 1587 wurde Dr.Mehl von Strehlitz Grundeigentümer.
Schulwesen
Die erste Schule erhielt der Ort 1784. im Jahre 1877 wurde eine neue vierklassige Schule erbaut, die 1934 sechs Klassen mit 290 Kindern umfaßte.
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Im 19. Jahrhundert war die Hauptbeschäftigung der Einwohner die Weberei. Weiter war damals eine große Kunstbleiche (an der oberen Straße unterhalb des Gemeindeamts) in Gebrauch sowie eine Ziegelbrennerei, Zementsteinfabrik, eine Jaloudien-Erzeugung und zwei Mahlmühlen (Schlosser- und Grenzmühle). Die Grenzmühle wurde 1909 von der Firma Gebr. Müller zu einer modernen Deckenweberei umgebaut, die sich zum größten Industriebetrieb des Ortes entwickelte.
Carl Adam Jahn (geb. 1874) gründete 1901 eine Färberei in Oberhennersdorf 383. Es war eine große Dampffärberei, die auch einen sehr großen Schornstein hatte. Sein Firmensitz war in der Alten Straße 9 in Rumburg.
Sein Sohn Johann Karl führte die Fabrik bis zu seinem Tod. Er war Offizier im 1. Weltkrieg, Rennfahrer und Fabrikbesitzer.
In den dreißiger Jahren waren im Ort zwei Betonwarenfabriken, eine Betonwerksteinfabrik, eine moderne Mühle, eine Jalousienerzeugung, ein Schotterwerk, 6 Webwarenerzeugungen (Baumwoll- und Zellwollweberei, Möbelstoffweberei, Deckenweberei, Spinnerei), Tischlerei Sturm und desgleichen 14 Gaststättenbetriebe, u.a. „Zum Bad“, „Zum Baumgarten“, „Zum Böhmerwald“, „Zum Eisenhammer“, „Kaffee Gürtler“, „Kaiserstraße“, „Zur Mandau“, „Scheufels Gasthaus“, „Zur Sonne“, „Stadt Rumburg“, „Stadt Zittau“, „Zum Stern“, „Zur Turnhalle“, „Insel Helgoland“ (1927 Abgebrannt) und alle für die Versorgung der Bevölkerung notwendigen Geschäfte und Handwerksbetriebe vorhanden.
Gemeindewesen
Gemeinde-Vorsteher seit den 70er Jahren bis 1898 Anton Christoph, 1898 bis 1903 Daniel Pohl, 1903 bis 1915 Anton Vogel, 1915 bis 1917 Heinrich Otto, 1917 bis 1919 Karl Schäfer, 1919 bis ? Franz Reinisch.
Oberhennersdorf hatte keinen eigenen Eisenbahnanschluß, zum Bahnhof Rumburg waren es dreißig Minuten, zur Station Seifhennersdorf auf der Strecke Reichenberg-Zittau-Eibau i. Sachsen 35 Minuten. Autobuslinien bestanden von Rumburg bis zur Reichsgrenze mit Anschluss nach Seifhennersdorf und Warnsdorf. So war Oberhennersdorf verkehrsmäßig genauso an Rumburg verpflichtet, wie durch die Stadt befindlichen Ämter und Behörden. Auch eingepfarrt war der Ort nach Rumburg. Eine eigene Kirche besaß es nicht. Es war eben ein typischer Trabantenort dieser Stadt, allerdings durchaus mit Eigenleben z.B. in Vereinen (Feuerwehr 1871, Turnverein 1883, Gesangsverein 1882, Veteranenverein 1884, Landwirtschaftsverein 1884).
So regte die Industrie in dieser Gemeinde war, hatte die Landwirtschaft doch noch erhebliche Bedeutung.
Seit 1828 einen eigenen Friedhof, seit 1911 elektrischen Anschluß an das Werk Hirschfelden/Sachsen und seit 1913 ein eigenes Postamt.
Grenzzollamt
Oberhennersdorf selbst hatte ein Grenzzollamt II. Klasse, dieses befand sich im Haus mit der Nr. 27, an der Straße von Rumburg nach Seifhennersdorf, der Hauptstraße, wurde früher das Finanzerhaus genannt. Bevor es im Jahre 1911 verkauft wurde, war es lange Jahre an Finanzer (Grenzbeamte, die beim Zollamt und an der Grenze zu Sachsen Dienst taten) vermietet.
1949 wurden Oberhennersdorf und Niederehrenberg mit Rumburg zusammengeschlossen. Damals zählte die Gemeinde 1462 Einwohner, Rumburg 6759.
Das benachbarte Seifhennersdorf liegt in einer sächsischen Einbuchtung in böhmisches Gebiet und erstreckte sich nach Südosten bis nach Warnsdorf. Dort ist auch heute der einzige Grenzübergang zwischen DDR und CSSR. Seit 1960 ist Horní Jindřichov (deutsch Oberhennersdorf) mit Rumburg vereinigt und trägt heute die Bezeichnung Rumburg II.
1970
Der alten Friedhofs in Horní Jindrichov (deutsch Oberhennersdorf / Rumburg II), der hier 1881 gegründet wurde, wurde am 1. September das erste Grab gegraben. Die Überreste der Grab-, Grabstein- und Friedhofsgebäude dieses Friedhofs wurden in den 1970er Jahren entfernt, als dieser Platz für Bauzwecke freigegeben werden musste. Nur die Ecke der Opernmauer in der Zadní-Straße vom ursprünglichen Friedhof ist erhalten geblieben.
Heute
1991
Im Jahre 1991 wurden in Horní Jindřichov (deutsch Oberhennersdorf) 1078 sesshafte Einwohner registriert, in Rumburg 8907 Personen. In den letzten Jahren wurde der im Jahre 1882* angelegte Friedhof geschleift. Verschwunden ist die 1913 eröffnete Postfiliale, verschwunden ist das Gebäude des Gemeindeamtes und der Gemeindebücherei, verschwunden sind auch die Gaststätten „Mandau“ und „Turnhalle“ und alle Bauernhöfe.
1995
Oberhennersdorfer wollen wieder selbständig sein. Gründung eines Vereins, Kontakt über: horni-jindrichov.cz (Webseite ist nicht mehr erreichbar 8.2020)
„Niederlandhefte -Schriftenreihe des Bundes der Niederländer“ Wilhelm Pfeifer S.19/20 – HEFT 9 – 1977
„Geschichte des Niederlandes“ Karl Richter 1960
„Heimatkunde des politischen Bezirkes Rumburg“ Anton Hockauf 1885
„Die deutschen Heimatführer“ Band 17/18 Sudetenland – Druck 1939
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