Gemeindebereich
Die Gemeinde Nieder-Preschkau – Gerichtsbezirk Böhmisch-Kamnitz – bestand aus der Ortschaft Nieder-Preschkau mit den Einschichten „Herdsteinbaude“, Kinsky’sches Hegerhaus und Waldschänke „Wüste Schloß“, Hegerhaus bei Hillemühl sowie der Ortschaft Füllerdörfel. Innerhalb Nieder-Preschkaus wurde das Oberdorf (bestehend aus: Hölle, Ickertbergel, Gassel und Pauschkeweg) und das Niederdorf (Sandweg, Auf dem Buks) unterschieden.
Mundartliche Aussprache des Ortsnamens: “Neda Preschke“ und „Fillerdarfl“.
Gesamtfläche der Gemeinde: 562 ha
Ortsgeschichte
Nieder-Preschkau und Füllerdörfel
Aussagen über den mutmaßlichen Gründerzeitpunkt Preschkaus (Ober- und Nieder-) sind besonders schwierig, weil einerseits die rein kleinbäuerliche Ortsstruktur auf einen späten Zeitpunkt schließen ließe, anderseits aber Vermutungen bestehen (Ortschronik von F. Meixner), dass es sich um eine Siedlung handelt, deren Anfänge bereits im 11. Jahrhundert durch eine Gruppe aus der Oberlausitz geflohener Wenden (Sorben) entstanden ist.
Den ersten sicheren Nachweis für die Existenz der Orte bietet eine Eintragung im Kamnitzer Stadtbuch, in welchem es 1382 heißt „in der nidirsten Preisschavv“. Diese Nachricht, zusammen mit der Erwähnung eines Peter Mylein „von Neder Preyske“ im Jahre 1457 im gleichen Stadtbuch bestätigt hinreichend, dass in dieser Zeit Nieder-Preschkau als deutsche Ortschaft bereits existierte. Ob in dieser Ortschaft eine ältere, verdeutsche Kleinsiedlung aufgegangen ist, läßt sich nicht mehr feststellen.
Für den Ortsnamen gibt es nur eine einzige einleuchtende Erklärung, nämlich die Ableitung von einem altslawischen Worte „Prysk“ oder „Preisklasse“, was dem deutschen Worte „Quelle“ entspricht. Preschkau bedeutet demnach so viel wie „Quellenau“, und tatsächlich handelt es sich um ein so wasserreiches Gebiet, dass fast jedes Haus einen eigenen Born (Quelle) besitzt. Die Frage ist lediglich die, ob der Ortsname aus einem älteren Geländenamen entstanden ist (dies ist wahrscheinlich) oder ob er von den Siedlern primär gegeben wurde. Alles anderen Ableitungen, wie z. B. Von „preschen“ = jagen, eilen oder mundartlichen „Preisen“ = böse sind volkstümlich und für die Forschung ohne wirklichen Wert. In diesem Zusammenhang nicht bedeutungslos ist der Flurname „Pauschke“ = wüste Stelle, der allerdings der einzige slawisch unter sonst durchwegs deutschen Flurnamen Nieder-Preschkaus ist.
Womöglich lag dort die älteste verdeutsche Siedlerstelle, die den Namen gab.
Bereits seit 1283 war der Raum um Preschkau Bestandteil der älteren Herrschaft Scharfenstein unter wechselnden Besitzern (Herren von Michelsberg, Berka, Wartenberg und Salhausen). Durch Güterteilung in der Familie Salhausen kamen Ober- und Nieder-Preschkau 1535 als Heiratsgut der Anna von Salhausen, verehelicht mit Prokop von Wartenberg, zu der neu eingerichteten Herrschaft Kamnitz. Bei dieser Herrschaft verblieben beide Orte. – auch nach dem 1614 erfolgten Besitzübergang von den Wartenbergern an die Familie Kinsky – bis 1850, als sie dem GB Böhmisch-Kamnitz eingegliedert wurden. Die ältesten Ortsnamensnachweisungen – außer den schon genannten von 1382 und 1457 – sind: Im Kamnitzer Stadtbuch 1395 „Prescha“, 1409 „von Pryska, zu Pryske“, 1411 „von der Prisk“ und 1451 „von Preysske“. In den in der Hoflehentafel und Landtafel teils in lateinischer und teils in tschechischer Sprache eingetragenen Urkunden kommt vor: 1457 und 1460 „Preyssk“bzw. „Preysk inferior“, 1543 (für 1515) „w Preysscze“, 1547 „Prassko Dolnieyssy“, 1614 und 1635 „Doleni Pressku bzw. Presska“.
Die StR von 1654 verzeichnet in „Presska Dolnj“ 11 Gärtner und 16 Häusler, zusammen also 27 Häuser. Die Gärtner besaßen – mit Ausnahme des Schenks Simon Thomaß, der 8 Strich bewirtschaftete – lediglich 3 bis 6 Strich Acker. Ihre Familiennamen waren: Koch, Weidlich, Engel, Krahl, Küttl, Thomaß, Wentzl und Zinke. Zwei Gärtner waren auch Glaser; die Häusler arbeiteten als Tagelöhner, zwei erzeugten Holzgeschirr.
Gemäß der TK von 1713 gab es in „Nieder-Preschkau“ 12 Wirte und 21 Häusler, also insgesamt 33 Häuser. An Handwerkern waren tätig: 1 Fenstermacher, 1 Bleizieher, 2 Schleifer und 1 Glasschneider. In der Müller’schen Karte von 1720 heißt der Ort „Nider Preskau“, in der Josefinischen Karte von 1781/82 „Preskau“.
In der Topographie von Schaller (1787) sind für „Nieder-Preschkau“ 39 Nummern und in der Topographie von Sommer (1833) 50 Häuser mit 322 Einwohnern angegeben. Der Ort wies ähnlich wie Ober-Preschkau Schleifmühlen und andere Glasverarbeitungsbetriebe, Baumwollwebereien und Bleichen auf. In früherer Zeit wurde bedeutender Glashandel nach Polen betrieben. Um 1783 wurde in Nieder-Preschkau der nachmalige Direktor der Tabakfabrik in Ratibor/Oberschlesien, Franz Doms, geboren; er starb 1853. Sein Sohn war Großindustrieller und Kommerzienrat. Von ihm stammt der Maler, Zeichner und Graphiker Wilhelm Doms ab (* Ratibor 1668; † Berlin 1957).
Ortsteile Gemeinde
Füllerdörfel
Im Jahre 1832 war auf den Gründen des ehemaligen Oberkamnitzer Füllergutes die Anlage des neuen Ortes „Füllerdörfel“ begonnen worden; bei Sommer war er noch nicht aufgeführt und erst 1891 erhielt er seine eigene Hausnummerierung. Im Jahre 1869 hatte Füllerdörfel 139 Einwohner in 17 Häusern, 1890 147 Einwohner und 1910 214 Einwohner in 23 Häusern. Um die Jahrhundertwende wurde Füllerdörfel nach Nieder-Preschkau eingemeindet.
Nieder-Preschkau
Bei der Volkszählung von 1869, 1890 und 1910 umfasste Nieder-Preschkau einschließlich Füllerdörfel 655 bzw. 769 Einwohner; seit diesem Höchststand, der vor allem durch das starke Aufblühen der Glasindustrie bedingt war, verlief die Entwicklung wieder leicht rückläufig. Im Jahre 1875 hatte es in Nieder-Preschkau 11 Glasschleifmühlen mit insgesamt 112 Gehilfen gegeben.
Die häufigsten Familiennamen waren in Nieder-Preschkau: Ky, Görner, Hache, Schiffner, Seidl, Duschek, Riese, Vetter, Wenzel, Christof, Führich, Hegenbarth, Hermann, Hoffmann, Hospodar, Ickert, Jelinek, Kaiser und Kittel; in Füllerdörfel: David, Weber, Schubert, Wenzel und Michel.
Zusätzliche biografische Angaben: Franz Meixner, Oberlehrer in Nieder-Preschkau, Verfasser der „Ortskunde von Preschkau“ 1914 (*Greifendorf bei Zwittau/Mähren, ♰ Nieder-Preschkau nach 1919).
Ehrenbürger: Josef Schams, Oberlehrer; Fürst Karl Kinsky; Robert Fuchs, Großindustrieller, kaiserlicher Rat; Dr. Karl Stein, Distriktarzt; Heinrich Hofmann, Oberlehrer; Johann Peche und Anton Eschler, Glasschleifer.
Ruine Frede- oder Fridewald (Wüstes Schloß)
Diese einst befestigte Anlage auf einem etwa 80 m hohen Felsen über dem Kamnitzbach war eine Schutz- und Geleitsburg am sogenannten Sachsensteig. Da sie wahrscheinlich weitgehend aus Holz erbaut war, hat sich außer einer halbkreisförm Wallmauer wenig erhalten. Bodenfunde wurden gemacht. Der aus Phonolith bestehende Felsen und besonders die vier- bis fünfeckigen Säulen, die auf dem Plateau wie ein riesiger Scheiterhaufen liegen, sind geologisch interessant.
Die Burg, deren Name gemäß einer örtlichen Sage ursprünglich „Kukla“ hieß und von 1406 als „Fridewald“ und von 1457 als „Fredewald“ überliefert ist, wurde 1444 und 1457 vom Lausitzer Sechsstädebund zerstört. Davon mag der mit dem anschließenden Gelände verbunden Name „Brandheide“ stammen. Nachdem die Burg unbewohnbar geworden war, wurden die auf ihr ruhenden Verwaltungsaufgaben eine Zeitlang von Ober-Preschkau aus ausgeübt.
Von dem dortigen alten Amtsgebäude, das später in den Gasthof Nr. 41 umgebaut wurde, sind alte Mauern noch erhalten.
Der Name der Burg bewahrte sich durch Jahrhunderte.
Beispielsweise musste 1570 ein Bartel Büttner seinen Michaelizins vom Wiesenfleckl beim „Fridewald“ zahlen, ebenso 1572 und 1574 ein gewisser Bartel Zeisske. Die Burgruine liegt eindeutig in der Gemarkung von Nieder-Preschkau.
Lage
Nieder-Preschkau und Füllerdörfel liegen in 300 bis 400 m Meereshöhe an einer von der Kamnitz-Steinschönauer Staatsstraße in östlicher Richtung abzweigenden 1833 bis 1884 ausgebauten Bezirksstraße, die weiter nach Ober-Preschkau führt und dort nach Blottendorf und nach Parchen-Schelten gabelt. In Nieder-Preschkau zweigt in südlicher Richtung eine direkte Straße nach Steinschönau ab.
Die Entfernung nach Böhmisch-Kamnitz beträgt 3 bis 4 km, nach Tetschen 19 km.
Bodengestalt
Das Gemeindegebiet ist ein Bergland. In dem sich die Ausläufer des Elbsandsteingebirges und des Böhmischen Mittelgebirges berühren. Die von Ost nach West verlaufende Preschkauer Talmulde liegt im südlichen Teil der Gemeinde. Dieses Tal teilt die Gemeinde in die südliche davon gelegene „Winterseite“ und die nördliche davon gelegene „Sommerseite“. Letztere wird durch den Kamnitzbach nochmals unterteilt in die „Zweite Sommerseite“, die jenseits des Baches beim Wüsten Schloß (424 m) beginnt und von den gegen Hasel sich erstreckenden Hochflächen „Folgen“ und „Heiden“ eingenommen wird, sowie die eigentliche Sommerseite, welche den Raum zwischen dem Kamnitzbach und dem Preschkauer Tal einnimmt. Dieser mittlere Teil der Gemeinde wurde gern das „Preschkauer Gebirge „genannt. Hier erheben sich der Mittenberg (591 m) mit einer dem Matterhorn ähnelnden Form und stehende Basaltsäulen in einem Felstrümmerfeld, der aus Phonolith bestehenden Schieferberg (505 m) und der Herdstein, früher Hausstein, mundartlich „Hadstejn“ (471 m).
Alle drei, besonders aber der 1896 durch einen Weg des Gebirgsvereins erschlossene Mittenberg, bieten gute Ausblicke. Auf der „Winterseite“ südlich der Ortschaft Nieder-Preschkauer beherrschen der Hutberg 448 m), der von Steinschönau aus auch Mühlberg genannt wurde, sowie die Abhängigkeit des Steinschönauer Berges das Gelände.
Markante Felsbildungen im Gemeindegebiet sind der Rabenstein, der Jungfernstein, der Freierstein, der Wackelstein, der Tanzplan und das Goldene Stühlchen.
Beachtenswerte Flora: z. B. seltene Farne und Laubmoose am Mittenberg, feuchte Wiesen mit dem seltenen Fettkraut bei Füllerdörfel.
Das Gemeindegebiet ist zu 74 % bewaldet und 23 % werden landwirtschaftlich genutzt. Die bis 1945 überwiegend zur Kinsky’schen Domäne Kamnitz gehörende Forsten (Revier A) wurden von den Hegerhäusern Wüstes Schloß (seit 1870, Bierausschank seit 1890) und bei Hillemühl beaufsichtigt.
Gewässer und Trinkwasserversorgung
Nieder-Preschkau wird von dem im Hokenborn an der Blottenlehen bei Ober-Preschkau entspringenden Preschkauer Bach durchflossen, der bereits 1543 und 1547 als „Preysker Bach“ genannt wurde. Er nimmt bei Füllerdörfel den Steinschönauer Bach auf und mündet bei Ober-Kamnitz in den Kamnitzbach. Letzterer bildet streckenweise die nördliche Gemeindegrenze und durchquert das Gemeindegebiet beim Wüsten Schloß. Die Ostgrenze der Gemeinde wird teilweise vom Schwarzwasser gebildet.
Teiche: Kittels Teich (10 a) diente seit 1870 als Wasserbehälter für die nahe Schleifmühle, Füllerdörfel Teich (20 a) mit Kahnfahrt (bis in die 20er Jahre Gaststätte) und Teich im Kühnelloch, gespeist durch Moorwasser.
Trinkwasserversorgung: Borne und Pumpen bei vielen Häusern, z. B. Kitelborn, Wernerborn, Grabenborn in der Hölle, sowie im Gelände der Kuhborn am Mittenberghang und der Gute Born gegen Hillemühl. In der Nähe der Kirche seit 1905 ein 14 m tiefer Brunnen mit Pumpwerk.
Flurnamen
Sommerseite nördlich des Kamnitzbaches: Teichgründe, Folgen (anschließend an die Hasler Folgen), Schwarzer Graben, Nasser Graben, Wiesenwasser, Holzplan. Sommerseite südlich des Kamnitzbaches im „Preschkauer Gebirge“ (am Schiefer-, Herd- und Mittenberg): Frühlingstal, Platte, Knechtsgraben, Scheibe, Große Wiese, Eichwiese, Knybuks (volkstümlich Knybux geschrieben), Rübengründel, Herdstein (einst Hausstein), Krahls-Loch, Grund, Kuhborn, Schenkens Bischl (Büschl), Mittberglehne, Kittels Bergl, Kittels Buche, Lange Brache, Ruhestein (Basaltfindlinge) auf Görners Brache am Schulfuhrwege, Brächel, ferner nördlich der genannten Berge: Zahlgrund, Rolle, Fiedlersloch, Herdsteinlehne, Böse Mühle.
Winterseite (vom Füllerdörfel bis Steinschönauer Berg): Bachflur unterm Hutberg, Paudlerberg, Mühlwiese, Kittelbuks, Kellerbergl, Knoblichs-Kippe, Mühlloch, Hölle.
Waldflurnamen im Kinsky’schen Preschkauer Revier A: BreitenHeide, Kühmaul, Johannes- oder Gehangenengraben, Lichter Plan, Schwarzer Graben, Heidel- oder Brandfurcje, Eichwald, Ortenheide, Teichgründe, Knechtelsgraben, Mosigloch, Zahlgrund, Herdsteinlehne, Nasser Graben, Schieferberg und -busch, Schützenelisens Folge, Röhrgründel, Koppen, Gaubens Räumicht, Dachsenbau, Faule Brücken, Guter Born, Auf‘n Heidl, Bei der hl. Dreifaltigkeit, Brandheide, Wüstes Schloß, Mühlschlüchtze, Quergelsgraben, Floß, Holzplan.
Bevölkerung und Erwerb
Nieder-Preschkau war niemals ein typisches Bauerndorf, denn es hatte nach den ältesten verfügbaren Unterlagen immer nur Kleinbauern, die als Gärtner bezeichnet wurden. Neben Waldarbeit bei der Herrschaft wurden daher bald auch andere Erwerbsquellen. Schon im 17. Jahrhundert hielten glasverarbeitenden Handwerke Einzug in das Preschkauer Tal. Durch den Aufschwung der Glasindustrie und andere Industrien seit dem 19. Jahrhundert lebten im Jahre 1939 74,5 % der Nieder-Preschkauer Einwohner von industriellen und handwerklichen Berufen (höchster Prozentsatz im Kreis Tetschen, entsprechend dazu gab es 72,3 % Arbeiter), während nur 5,9 % dem Bereich Land- und Forstwirtschaft angehörten. Es waren dies im Wesentlichen die Familien der 12 Landwirte mit 5 und mehr ha Fläche; die übrigen 27 Kleinst-Landwirtschaften dienten dem Nebenerwerb. Von den rund 500 Erwerbstätigen Nieder-Preschkaus waren 110 in der örtlichen Glasindustrie und 160 in der Oberkamnitzer Papierfabrik beschäftigt, während von den übrigen 230 der größte Teil in anderen Oberkamnitzer und in Böhmisch-Kamnitzer Fabriken und der kleinere Teil in der Steinschönauer Glasindustrie. Die Glasindustrie hatte Zuzug von billigen tschechischen Arbeitskräften, was sich im Jahre 1930 in einem Bevölkerungsanteil von 12,2 % Tschechen niederschlug.
Produktionsbetriebe: Böhmisch-Kamnitzer Papierfabrik, teils auf Nieder-Preschkauer Grund (Füllerdörfel), gegr. 1834 von Johann Asten, ab 1860 Inhaber Ignaz Fuchs, sein Nachfolger geadelt als Fuchs von Robettin, 163 Beschäftigte.
Glasfabrik: gegr. 1907 von J. Fickel & Co., dann umfirmiert in Glasfabrik „Karlshütte“, R. Seidl & Co., schließlich Bangle und Corp. Maler & Co.; Holzwolle Erzeugung und Holzhandel Franz Görner; Kühnel-Mühle; Feilenhauerei Josef Hickisch; Emaillefarben-Erzeugung Finke; Sandsteinbruch Ernst Riedel.
Heimwerkstätten: 7 Glasschleifer sowie Gürtlerei Wenzel und Kreibich. Althergebrachtes Handwerk: Besenbinderei Josef Richter.
Weiteres bestanden der Arbeiter-Konsumverein „Einigkeit“ seit 1901, der tschechische Konsum „Marx“ im Ortsteil Füllerdörfel seit den 20er Jahren, die Zahlstelle der Reichenberger Krankenkasse, die Jagdgenossenschaft.
Verkehr, Gastgewerbe, Sport
Nächste Bahnstationen: Haltestelle Ober Kamnitz; Bahnhöfe Böhmisch-Kamnitz (seit 1869) und Steinschönau (seit 1903); Post: Ober-Preschkau seit 1906. Autobusverbindungen: Ab Füllerdörfel nach Böhmisch-Kamnitz, Haida und Tetschen-Bodenbach.
Gastgewerbe: 8 Gasthäuser, und zwar „Zum Schieferberg“ (M. Huber, Nr. 4), Kreuzer mit Saal (Nr. 17), „Zum Dragoner“ (E. Richter, Nr. 27), „Zur Krone“ (A. Michel, Nr. 59), „Herdsteinbaude“ (A. Görner, Nr. 74), Kinsky’sche „Waldschenke zum Wüsten Schloß“ (E. Jäger, Nr. 82), H. Tschinkel (Nr. 79) und in Füllerdörfel „Zum Egerländer“ (J. Mörtel, Nr. 10). Die alten Gasthäuser „Schenke“ (Nr. 15), „Zum Hutberg“ (Nr. 92) und „Morgensonne“ (Nr. 98) bestanden nicht mehr.
Sportanlagen: 1 Sportplatz, Teich mit Kahnfahrt in Füllerdörfel.
Pfarrei, Matriken, Kirche
Nieder-Preschkau war stets zur Kirche St. Peter und Paul in Ober-Preschkau zuständig, die 1411 im Kamnitzer Stadtbuch (Preschkauer Kirchweih) und 1564 sowie 1654 als Filialkirche bezeugt ist. Mit dieser Kirche gehörte es ursprünglich zur Pfarrei von Steinschönau. Von 1565 bis 1630 war der Zeil-Sprengel Preschkau lutherisch und wurde damals ebenso wie später im Zuge der Gegenreformation stärker an Kamnitz gebunden. Erst 1852 wurde Ober-Preschkau eine selbständige Pfarrei.
Die Matriken für Ober- und Nieder-Preschkau sind seit 1671 erhalten und außerdem 147 Begräbniseintragungen von 1580 bis 1612 auf losen Blättern. Daten zurück bis 1630 könnten in den Kamnitzer Matriken zu finden sein.
Kirchenfest am St. Peter- und Paulstage ((29. Juni). Gelöbnistag 21. November.
Gedenkkreuze: Gemeindekreuze zwischen Nr. 44 und 103 seit 1720, erneuert 1859; Schenkenkreuz bei Nr. 15, errichtet 1820, erneuert 1862; Johanneskreuz zwischen Nr. 35 und 62, errichtet 1862; Marienstatue bei Nr. 18 am Ickertbergl, errichtet 1782, erneuert 1913; Marienbild am Sandweg in Felsennische bei Nr. 68 Mühle; Antonienbild oberhalb Füllerdörfel Kahnfahrt; Gedenkstein für den 1833 ermordeten Handelsmann Joh. Gottfried Blumberg (Weg vom Wüsten Schloß nach Hasel).Friedhof seit 1904.
Schule
Nieder-Preschkau war ursprünglich nach Steinschönau (belegt 1564) und später nach Ober-Preschkau eingeschult (dortiges Schulhaus von 1702), erhielt aber nach dem Entstehen von Füllerdörfel eine Winterschule, die 1872 in eine selbständige Schule umgewandelt und zunächst in einem gepachteten Hause untergebracht wurde. 1895/96 entstanden das neue Schulgebäude, welches 1913 erweitert wurde. Seit 1886 war die Schule zweitklassig, etwa seit der Jahrhundertwende bis in die 20er Jahre und von 1938 bis 1945 wieder dreiklassig. Nach dem Ersten Weltkrieg war eine einklassige tschechische Minderheitenschulklasse zusätzlich eingerichtet worden.
Verwaltung
Vor 1849 bestand in Nieder-Preschkau eine Dorfrichterei, die mit der Dorfschenke verbunden war (früher Gasthaus Doms). Folgende Richter sind namentlich bekannt: Simon Thomas (um 1644 bis 1654), Johann Georg Fiedler (um 1751), Josef Storch (1785 bis 1820), Franz Kny Nr. 2 (um 1833), Josef Kittel Nr. 23 (bis 1849). Seit 1750 war ein Gemeindebuch geführt worden. Von 1832 bis 1849 gehörte die neue Ortschaft Füllerdörfel zu Nieder-Preschkau. Von 1849 an waren Nieder- und Ober-Preschkau zu einer einzigen Gemeinde Ober-Preschkau vereinigt; 1887 erfolgte die Verselbständigung, jedoch kam es erst um die Jahrhundertwende zur Eingemeindung von Füllerdörfel, das von 1849 bis dahin zur Gemeinde Ober-Kamnitz gehört hatte.
Gemeindevorsteher bzw. Bürgermeister von Nieder-Preschkau waren seit 1918: August Kühnel, Josef Ickert, Julius Hegenbarth, Hermann Tschinkel und Ernst Riedel.
Gemeindepersonal: Gemeindesekretär und 1 Gemeindediener.
Elektrifizierung: Füllerdörfel ab 1904, Nieder-Preschkau anfangs der 20er Jahre.
Kulturpflege und Vereinsleben
Vereine: Arbeiter-Turnverein seit 1911, Beerdigungsverein seit 1938, Freiwillige Feuerwehr seit 1871, Landw. Kasino seit 1906, Ortsgruppe der Naturfreunde, der proletarischen Freidenker, des Zentralverbandes der Glasarbeiter und Verwande Gewerbe, Sektion des deutschen bienenwirtschaftlichen Zentralvereines, Gesangsverein „Frohsinn“ seit 1897, Musikverein seit 1896.
Brauchtum: Osterreiten zusammen mit Ober-Preschkau nach Steinschönau und zurück. Blottendorfer Prozession (30./31. Mai) durch Ober- und Nieder-Preschkau nach Böhmisch-Kamnitz. Höhenfeuer am 1. Mai. Früher: Grenzbegehung durch Dorfrichter und Backenstreiche an Jungbauern zwecks Einprägung des Grenzverlaufes.
Sonstiges: Gemeindebücherei; Theaterbühne und -requisiten des Gesangs- und Musikvereins.
Sehenswertes
Burgruine Fredewald (Fridewald) oder Wüste Schloß; nur halbkreisförmige Wallmauer erhalten. Ehemalige Mahlmühle. Ehemalige Schenke (größter Bauernhof). Gasthaus „Zum Dragoner“. Kriegerdenkmal für die 27 Opfer des Ersten Weltkrieges (bei der Schule). Bauernhäuser in Fachwerkbauweise. Teilweise Scheuern mit Strohdächern.
Nachwort (Ausklang)
Die Kriegsverluste von Nieder-Preschkau – soweit feststellbar – betrugen 46 Gefallene und Vermißte, das sind 10,8 % der männlichen Bevölkerung von 1939. im Jahre 1959 befanden sich 45 % der ehemaligen Einwohner in der Bundesrepublik Deutschland, 36 % in der Deutschen Demokratischen Republik. 15 % noch in der CSSR (meist Nieder-Preschkau zurückgebliebene Glasfacharbeiter) und 4 % im übrigen Ausland (Österreich, Schweden, Frankreich, Kanada, USA).
Nach dem neuen tschechischen Gemeindeverzeichnis gibt es eine Gemeinde Prysk (deutsch Preschkau, bestehend aus Ober- und Nieder-Preschkau sowie Füllerdörfel) mit 1961 insgesamt 151 Bewohnte Häuser (1939: etwa 130) und 674 Einwohnern (1939: 1835). Die Ortschaft Nieder-Preschkau und Füllerdörfel allein hatten 285 bzw. 153 Bewohner (1939 zusammen: 886); sie gehören heute zum Kreis Böhmisch-Leipa.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam Nieder-Preschkau zur Tschechoslowakei zurück. Die deutschen Bewohner wurden bis 1946 vertrieben und der Ort erhielt den Namen Prysk (deutsch Preschkau).
Heute
Prysk (deutsch Preschkau) ist eine Gemeinde des Okres Česká Lípa in der Region Liberec im Norden der Tschechischen Republik am Südhang des Lausitzer Gebirges. Die Gemeinde besteht aus den Ortsteilen Dolní Prysk (deutsch Nieder Preschkau, auch Niederpreschkau), Horní Prysk (deutsch Ober Preschkau, auch Oberpreschkau) und Vesnička (deutsch Füllerdörfel, auch Füllerdorfel). Grundsiedlungseinheiten sind Dolní Prysk und Horní Prysk
„Tetschen-Bodenbach – Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach“ (Hrsg.) „Heimatkreis Tetschen-Bodenbach. Ein Buch der Erinnerung“ – 1969
„Alfred Herr „Heimatkreis Tetschen-Bodenbach: Städte und Gemeinden„. Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach e.V.“ 1977 – S.570-576