Thomasdorf

  • Beitrags-Kategorie:Landkreis Schluckenau
  • Beitrag zuletzt geändert am:10. Mai 2024
  • Lesedauer:11 min Lesezeit

Geschichte

Thomasdorf wurde Anfang des 18. Jahrhunderts, 1717, aus einem ehemaligen herrschaftlichen Gemeinwesen gegründet und schließlich 1850 mit dem Ort Nixdorf vereinigt.
Der kleine Ort Thomasdorf hat seine besondere Geschichte, die beinahe eine Kuriosität ist. Einst war es ein Dorf mit nur 13 Häusern, 50 Einwohnern war es ursprünglich nicht nur die kleinste Gemeinde im Bezirk Schluckenau, sondern danach auch kleinster Ortsteil von Nixdorf, aber mit zwei Zollämtern, zwei Gaststätten und einem Forsthaus. Die Zollämter waren die nördlichsten in der ehemaligen k.u.k. Donaumonarchie und ab 1918 der späteren ČSR auf der böhmischen Seite bzw. des königlich-sächsichen Landes auf der deutschen Seite bis 1938.
Beide Zollämter waren in einem Gebäude untergebracht. Über den ehemaligen Grenzübergang führte die Straße direkt von Nixdorf /Böhmen nach Hertigswalde und Sebnitz in Sachsen.

Der Name des Ortes ist vom Thomaswald, einem Granitsteinmassiv mit dem Tanzplan als Kuppe abgeleitet, zu dessen Hege und Pflege die Ansiedlung einst entstand und an dessen Fuße sie liegt. Infrastrukturell ist Thomasdorf mit dem Verwaltungszentrum Nixdorf durch die Straße von Nixdorf-Mitte (Bahnhof) nach Sebnitz in Sachsen über Hertigswalde verbunden. Die Verbindung konnte jedoch nur zu Fuß, per Fahrrad oder Gespann hergestellt werden. Eine Bahn-, Bus-, Post- und Telefonverbindung gab es in den 30er Jahren nicht. Die Gemarkung des Ortes reicht bis an die Grenze zu Sachsen, zu der es noch knapp 2 km sind. Bis auf die Zeit nach dem 2. Weltkrieg war die Straße auch Grenzübergang für den Personenverkehr und für Fuhrwerke. Thomasdorf war daher auch zugleich westlichster und grenznahester bewohnter Ortsteil von Nixdorf.

Die Ansiedlung Thomasdorf ist malerisch gelegen. An der Süd- und Ostseite flankiert von saftigen Wiesen und Auen und eingebettet in starke, gesunde Fichtenwälder, die hier und da von Laubbäumen, Eichen, Buchen oder Ahorn durchsetzt sind, stellt es gleichsam in harmonischer Einheit mit der Natur eine Idylle der Ruhe und Friedens dar. Es liegt auf dem Höhenrücken, der sich vom Hantschberg bis zum Thomaswald entlang der Grenze zu Sachsen zieht und auf dem die sagenumwobene Diebstraße entlang führt, die im Ort endet, auf einer geographischen Höhe von 486 Metern.

Neben den bescheidenen Wohnhäusern der Einwohner gehörten zur Bausubstanz des Ortes 3 Gasthöfe, 3 Kleinbauernhöfe. 1 Zollamt, ein Forsthaus mit Baumschule und ein Gesindehaus.

Kapelle

Am westlichen Ortsausgang, südlich der Straße lud eine Kapelle zur Einkehr und Besinnung ein, welche 1925 erbaut wurde. Früher wurden dort jährlich jeden Sonntag im Mai Andachten durch einen Priester aus Nixdorf zelebriert.

Das größte Anwesen der Gemeinde war „Herzigs Gasthof“ zu dem als Nebenbetrieb auch eine kleine Landwirtschaft gehörte. In den 30er Jahren wurde er von der Familie Müller bewirtschaftet. Er stellte zugleich das gesellschaftliche Zentrum dar und nahm gemeinschaftliche Funktionen wie die Postsammlung oder die Feuer- und Katastrophenalarmierung war.

Auf der Wiese westlich des Gasthofes, die sich nach Westen zu neigte, floss ein Bächlein mit glasklarem Quellwasser in einen Teich, in dem sich Forellen tummelten. Die anschließende Aue, durch die sich der Teichabfluß wand, würde man heute ein Biotop nennen. Frühaufsteher konnten das Erwachen der Natur genießen und sich daran ergötzen. Nach dem großen Brand im Jahre 1936, bei dem das Bauergehöft Seidel und die Thomasschänke bis auf die Grundmauern niederbrannten und 2 Frauen auf tragischerweise ihr Leben verloren, weil unter anderen nicht genügend Löschwasser zur Verfügung stand, musste der Teich auf behördlicher Anordnung ausgebaut und zum Feuerlöschteich erweitert werden.

Das reichhaltige Angebot an Waldfrüchten wie Pilzen, Heidel-, Him- und Brombeere verführten dazu sich zu betätigen und zu bedienen. Wanderwege mit Bänken zum Verschnaufen zu den nahen und weiteren Ausflugszielen, wie Tanzplan, Waldfrieden, Antonienthal, Wachberg, Hantschberg, den Bergdörfern Hertigswalde, Saupsdorf und Hinterhermsdorf in Sachsen oder das angrenzende Kirnitzschtal und die böhmisch-sächsiche Schweiz luden zu fröhlichen und beschwingten Ausflügen und Wanderungen ein. Es ist daher nicht verwunderlich, dass in den 30er Jahren auch immer mehr Urlauber und Sommerfrischler, wie man damals sagte, das erholsame Thomasdorf aufsuchte. Herzigs Gasthof und die Thomasschänke hielten für einen erholsamen Aufenthalt 10 Übernachtungen in sauberen, wenn auch rustikalen Zimmern, mit freundlichen, zuvorkommenden und warmherzigen Bedienung bereit.

Die Arbeitsmöglichkeit am Wohnort waren äußerst begrenzt. Die Gaststätten und Bauernhöfe waren reine Familienbetriebe und in den 30er Jahren noch sehr saisonabhängig, so daß nur noch in der Wald- und Forstwirtschaft zeitweilig, zum Beispiel beim Holzeinschlag und der Aufforstung, eine Verdienstmöglichkeit bestand.

In Thomasdorf gab es keinerlei Dienstleistungen, weder Bäcker, Fleischer, Lebensmittel- und Industriewarengeschäfte. Alle benötigten Produkte für das tägliche Leben, die nicht aus der Selbstversorgung bereitgestellt werden konnten, mussten aus Nixdorf zu Fuß auf dem Rücken oder mit dem Fahrrad, wenn es gut ging, mit einem Bauernfuhrwerk bei Wind und Regen herangeholt.

Tanzplan

Der Turm wurde vom Nixdorfer Baumeister Josef Scholze im Jahre 1904 erbaut. Das Gasthaus am Tanzplan führte den Namen „Onkel-Thomas-Hütte“, so steht es über der Eingangstür. Gegenüber dem Turm an einer Steingrotte war das Bild des seit 1890 auf dem Berg tätigen Wirtes, vom böhmischen Gebirgsverein gestiftet und mit Widmung versehen Wenzel Pilz, der letzte Bergwirt war der jüngste Sohn Guido Pilz.

Heute

Innerhalb von 50 Jahren hat sich das Dorfbild gewandelt. Tomášov (deutsch Thomasdorf) besitzt heute nur noch 3 Häuser und die kleine Dorfkapelle mit der Glocke, die früher dreimal am Tag geläutet wurde.

Auf dem Gelände des ehedem größten Anwesen, Herzigs Gasthof wurde eine Reihe von Bungalows mit einem Versorgungstrakt errichtet.

Neu hinzugekommen ist das „Waldhotel“. Von der Kapelle etwa 100 Meter weiter stößt man auf die Landesgrenze. Sie ist unverändert an der gleichen Stelle, jedoch ohne Zollstraße. Der Grenzübergang für Fußgänger und Radfahrer, von Hertigswalde nach Tomášov und vom Sebnitzer Wald zum Tanzplan ist eine Verbesserung für grenznahen Tourismus.

2016-Mutter Gottes Kapelle

Die Kapelle ist die einzige Kapelle in der Region Mikulášovice, die noch von Menschen gepflegt wird. Es hat einen rechteckigen Grundriss, ein mit Kupferblech bedecktes Dach und einen kleinen sechseckigen Turm. In der Kapelle befinden sich alte Originalbänke in zwei Reihen, auf denen 12 Gläubige einen Platz und einen Holzaltar finden, auf dem früher ein gemaltes Bild der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind im Arm in einem wunderschönen, geschnitzten, vergoldeten Rahmen stand, Gemälde verschwand nach 1996. … 2020 findet man diese Kapelle in einem gepflegten Zustand am Rande der Gemeinde wieder.

Niederlandhefte -Schriftenreihe des Bundes der Niederländer“ Wilhelm Pfeifer S.57/60 – HEFT 9 – 1977
Geschichte des Niederlandes“ Karl Richter 1960
Heimatkunde des politischen Bezirkes Rumburg“ Anton Hockauf 1885
Die deutschen Heimatführer“ Band 17/18 Sudetenland – Druck 1939

„Unser Niederland“ – Ausgabe Juni 1996 – S.172
„Unser Niederland“ – Ausgabe Februar 2007 – S.37/38

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