Markersdorf

  • Beitrags-Kategorie:Landkreis Tetschen-Bodenbach
  • Beitrag zuletzt geändert am:15. Mai 2024
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Gemeindebereich

Die Gemeinde Markersdorf – Gerichtsbezirk Böhmisch-Kamnitz – bestand aus der Ortschaft Markersdorf und einem Haus in der zur Gemeinde Freudenberg gehörenden Ortschaft Freudenheim. Im innerörtlichen Sprachgebrauch hieß der Unterste, an die Gemeinde Oberebersdorf angrenzende Teil von Markersdorf, rechts des Baches „Voitsdörfel“ (Häuser Nr. 2 bis 16), weil sich dort einst das Gut des herrschaftlichen Vogtes befunden hatte, nämlich unmittelbar anschließend an den alten Herrschaftssitz und Meierhof „Rotenhof“. Der frühere Ortsteil Obermarkersdorf und mit diesem auch die Häusergruppe „Sorge“ (mundartlich „Sarge) wurden 1890/91 zur Nachbargemeinde Freudenberg umgegliedert.
Mundartliche Aussprache des Ortsnamens: „Markschdruff“ oder „Markschdroff“.
Gesamtfläche der Gemeinde: 855 ha

Ortsgeschichte

Ortschaft Markersdorf

Die Gründung von Markersdorf erfolgte wahrscheinlich schon in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts als deutsche Rodungssiedlung mit zweireihiger Waldhufenanlage. Der Ort ist daher einer der ältesten der Rodungsperiode.
Als Indizien dafür können hauptsächlich gelten: Die frühe Erstnennungen (1281), die großbäuerliche Dorfanlage sowie der erste Teil des Ortsnamens, demzufolge die Gründung durch den langjährigen Burggrafen Markward auf Tetschen (1197 bis 1230) erfolgte oder – weniger wahrscheinlich – durch Burggraf Markward II. (1249 bis 1262).
Markersdorf kam 1283 an die ältere Herrschaft Scharfenstein, wurde aber bereits gut 100 Jahre später (sicher vor 1405) von Johann von Michelsberg zum größten Teil den in seinen Diensten stehenden Rittern Blekta von Audishorn übereignet, die als Sitz eine Veste in Unter-Markersdorf erbauten, den späteren Rotenhof. Ein zweiter kleinerer Teil von Markersdorf blieb zunächst weiter bei der älteren Herrschaft Scharfenstein (belegt 1457) und wurde – nachdem er ab 1528 zeitweise an Hans Knobloch von Warnsdorf übergegangen war – um 1540 mit dem Sitz Rotenhof vereinigt. Der dritte Teil, nämlich Ober-Markersdorf, gehörte seit Ende des 14. Jahrhunderts der Familie von Luttitz, die gleichzeitig die benachbarte Ortschaft Freudenberg besaß (siehe Ortsgeschichte Freudenberg)

Nach den Blekta hatten folgende Besitzer das Gut Rotenhof-Markersdorf inne: Ab 1490 die vorher auf Ober-Ebersdorf gesessenen Schönfeld von Schönfeld, ab 1576 Leutold Köbl von Geysing, ab 1580 Wolf von Salhausen, ab 1618 Johann Friedrich von Oppersdorf (unter den beiden letzteren erstmals Vereinigung mit der Herrschaft Bensen), ab 1623 Otto Heinrich von Wartenberg, ab 1626 Sigmund von Wolkenstein-Rodenegg und ab 1631 die Freiherren bzw. später Grafen Thun auf Tetschen. Unter den Thun wurde das Gut, das ab 1667/68 infolge der Vereinigung mit den ehemals Luttitz‘schen Ober-Markersdorfer Teilgüter „unterer Favoritenhof“ oder „Rechenberghof“ und „Hirschhof“ die Bezeichnung „Groß-Markersdorf“ erhielt, der Herrschaft Bensen zugeschlagen und blieb bei dieser, bis 1850 die Eingliederung in den Gerichtsbezirk Böhmisch-Kamnitz erfolgte. In der ältesten auf Markersdorf bezugnehmenden Urkunde aus dem Jahre 1281 ist ein Johann de „Marquartic“ genannt (Dresdner Archiv). In den Papstzehentregister von 1352 bis 1405 ist der Ort als „Marquardi Villa“ und „Marqwardi Villa“ verzeichnet. Im Kamnitzer Stadtbuch wird er 1471 „Markerssdorff“ und „Markwrsszdorf“ geschrieben. Tschechischsprachige Urkunden (Landtafel und Hoflehentafel) gebrauchen teils die Form „Markwarticze“ (1412, 1513, 1580, 1619) und teils die Form „Marquarczdorff“ (1457, 1460) oder „Marquersdorff“ (1460).

Die ältesten überlieferten Familiennamen aus Markersdorf sind: 1471 Bolcze, Knothe, Acker, Knechtel, Ölschlagwr, Weygmann und Eberhard, 1562 Füger, 1565 Hauptmann, Lerche und Pompe, 1571 Bittner, 1615 Ungar und 1637 Preidel.
Gemäß der StR von 1654 hatte Markersdorf, das auf vier verschiedenen Gutsherrschaften aufgeteilt war, 29 Bauern, 16 Gärtner und 68 Häusler, zusammen also 113 Häuser. Der größte Teil befand sich beim Gut Rotenhof mit 58 Häuser (davon 14 Bauern); es folgten das Gut „Unterer Favoritenhof“ mit 29 Häusern (10 Bauern), das Gut „Hirschhof“ mit 18 Häusern (5 Bauern) und der Anteil des Freudenberger „Oberer Favoritenhofes“ in Markersdorf mit 8 Häusern.
Die Bauern in Markersdorf trugen 1654 folgende Namen:
im Bereich Rotenhof: Gautsch, Bendel, Burkhard, Firbiger, Füger, Hauptmann, Jahnel, Kreibich, Preidel, Ullrich, Vogel und Werner; Unterer Favoritenhof: Bendel, Bittner, Grasse, Hedl, Knechtel, Michel, Pompe, Schiefner und Süßig; Hirschhof: Füger, Hübner, Rößler und Werner.

Den Nachweisungen der Steuerrolle zufolge war Markersdorf eine der größten ländlichen Siedlung des Tetschner Raumes. Da im 15. und 16. Jahrhundert einige Bauerngüter eingezogen worden waren, kann die ursprüngliche Zahl der Bauern in Markersdorf mit 36 angenommen werden. Wie das Recht zur Abhaltung von zwei Jahrmärkten (bis 1680) und zur Ausübung der Halsgerichtsbarkeit (bis gegen 1747) zeigen, hatte der Ort eine zentrale Funktion unter den Dörfern zwischen Bensen und Böhmisch-Kamnitz.
Nachdem die Güter Unterer Favoritenhof und Hirschhof 1667 bzw. 1668 mit dem Rotenhof vereinigt und die Herrschaft Groß-Markersdorf gebildet worden war, setze ein sichtliches Anwachsen der Ortschaft Markersdorf ein. Gemäß dem TK von 1713 war die Zahl der Häuser zuzüglich des zum Gut Freudenberg (Harrach) gehörigen Teiles von Ober-Markersdorf samt 3 Häuseln in Ober-Ebersdorf auf 181 gestiegen, wovon 78 auf Wirte (davon 28 Bauern) und 153 auf Häusler entfielen. An Gewerbetreibenden in Unter-Markersdorf waren vorhanden: 3 Mühlen, davon 1 herrschaftliche, und 1 Schmiede; die Herrschaft beschäftigte 1 Bauern mit 1 Gesellen und 1 Fassbinder. In Ober-Markersdorf gab es 2 Mühlen, davon 1 herrschaftliche mit Säge, 1 Wagner, 1 Schäfer und 68 Tagelöhner, die als Holzfäller und als Spinner arbeiteten; im Harrach‘schen Teil von Ober-Markersdorf waren ebenfalls 2 Mühlen, davon 1. Herrschaftliche, weiteres ein Schäfer (der 428 Stück Vieh betreute) und 9 Tagelöhner. Von Ende des 17. bis Mitte des 18. Jahrhunderts waren 3 Schnitzer und Bildhauer der altansässigen Familie Füger (Vater, Sohn und Enkel) in Markersdorf künstlerisch tätig (Siehe Gemeinde Höflitz und Böhmisch-Kamnitz).

Markersdorf, Blick vom Kirchhofsweg 1968

Die Familiennamen der Bauern lauteten 1713 in Unter-Markersdorf: Gautsch, Fieber, Füger, Grohmann, Hauptmann, Jahnel, Knechtel, Kühnel, Michel, Preidel, Schicht und Ullrich; in Ober-Markersdorf: Pompe, Bittner, Ahne, Bendel, Böhme, Füger, Hocke, Keßler, Rettig, Rößler, Sehackel und Süßig.
Der Topograph Schaller (1787) gab für Markersdorf 168 Nummern an, zu denen weitere 34 beim Gut Klein-Markersdorf befindliche Nummern zu zählen waren. In jener Zeit war das Spinnen und Strumpfwirken verbreitet und es gab einige Garnbleichen. Der erste Wirkstuhl war bereits 1730 durch Laurenz Maser aufgestellt worden.
Der Topograph Schaller (1833) bezifferte Markersdorf mit 299 Häusern und 1816 Einwohnern, zu denen weitere 41 Häuser kamen, die dem Gut Klein-Markersdorf unterstanden. Die Herrschaft unterhielt ein Bräuhaus auf 25 Fass. Und eine Branntweinbrennerei. Es waren 2 Mühlen vorhanden.

Auch die Strumpfwirkerei blühte. Im Jahre 1805 waren 32 und 1821 noch 23 Strumpfwirker tätig. Als solche sind für 1825 Josef Hackel, Josef Paudler und Florian Schöba überliefert. Seit etwa 1818 bestand die Baumwollspinnerei Josef Kittel, die 1841 als Trenklers Söhne firmierte, 12 Mules-Spinnmaschinen (Die Spinning Mule (englisch) ist eine Spinnmaschine zum Ausspinnen von Baumwolle und wurde zum Ende des 18. Jahrhunderts von dem Weber Samuel Crompton erfunden.) mit 2244 Spindeln hatte und 58 Spinner beschäftigte. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts dürfte der Betrieb eingestellt worden sein. Schon vorher war von einigen Einwohnern die Glasveredlung ausgeübt worden; 1875 gab es in Markersdorf 7 Glaskugler und einige Glasgraveure.
Um die Jahre 1852 bis 1858 wurde östlich des Ortes auf dem Wirtschaftsstreifen Nr. 242 (Schicht) nach Kohle gegraben. Der Stollen ging in den „Gipsberg“, auf dessen Anhöhe noch heute die Spuren der Luftschächte zu sehen sind. Um den außer der Kohle in großen Mengen geförderten Schwarzen Brandschiefer verwerten zu können, errichtete man bei der Halde (Fobelgut) einen Betrieb, der durch Destillierung Paraffin zur Kerzenerzeugung und Kohlenwasserstoff („Gas“ genannt) für Leuchtzwecke herstellte. Vom Gibsberg bis zur „Gasfabrik“ auf der Halde führte eine Feldbahn. Die gewonnene Kohle und der Brandschiefer enthielten zahlreiche Abdrucke von Pflanzen und Insekten (siehe auch Freudenberg).
Bei der Volkszählung von 1857 erreichte Markersdorf mit 2126 Einwohnern seinen Bevölkerungshöchststand. 1869 waren es 1976 und 1890 noch 1700 Einwohner (durchwegs Deutsche) in 336 Häusern. Im Jahre 1890/91 mussten 80 Häuser an die Nachbargemeinde Freudenberg abgegeben werden, sodass 1900 Markersdorfer nur noch 252 Häuser mit 1263 Einwohnern gezählt wurden. Ab 1904 wurde in dem Rotenhof-Gebäude eine Dampfziegelei betrieben.

Die häufigsten Familiennamen in Markersdorf waren 1934: Jahnel, Füger, Knothe, Schicht, Hauptmann, Michel, Thöner, Ritschel, Schmied, Bendel, Fritsch und Starch / Storch, Störch, Eschrich, Fürtig, Hegenbarth, Neumann, Paudler, Richter, Schiffner / Schiefner.
Im 18. und 19. Jahrhundert waren aus Markersdorf mehrere Personen hervorgegangen, u.a. Georg Gautsch (1753-1806), Organist und Baßsänger; Anton Grams (geb. 1752), Magister der Philosophie, Sänger und Violinspieler in Salzburg, Strahow, Wien und Breslau; Johann Wenzel Füger (Mitte 18. Jahrhundert), als Bildhauer im weiteren Umkreis tätig; Franz Knothe (1847 bis 1909), Direktor der Lehrerausbildung Budweis, Autor des Wörterbuches „Die Markersdorfer Mundart“ (Prag 1895, Reprint 1971); Paul Freiherr Gautsch von Frankenthurn (1851-1918), österreichischer Unterrichtsminister und Ministerpräsident, Vertrauter Kaiser Franz Josephs I., war der Urenkel des aus Markersdorf gebürtigen und in Bensen (?) wirkend gewesenen Wundarztes Gautsch (18. Jahrhundert); den Adelsstand hatte bereits der Sohn des Wundarztes als k. k. Artillerie Hauptmann erhalten; Hans Füger, Bildhauer (Anfang des 18. Jahrhunderts).

Die Teilgüter und Meierhöfe in Markersdorf

Rotenhof: Dieser im untersten Teile von Markersdorf gelegene Gutssitz mit Meierhof ist etwa ebenso als wie der Favoritenhof (Unterer Favoritenhof) im Ober Orte. In der StR von 1654 ist der Rotenhof als Gut Markersdorf, 1. Teil verzeichnet.
Außer dem Gutshof bestand schon seit dem 15. Jahrhundert ein Herrenhaus. Dieses wurde 1568 neu und größer erbaut. Seit dieser Zeit kam der Name „Roter Hof“ in Gebrauch, wahrscheinlich zur Kennzeichnung des Unterschieds (Rotes Ziegelgemäuer) gegenüber dem „Weißen Hof“ im benachbarten Ober-Ebersdorf. 1625 wurde auf dem Rotenhof der letzte aus dem Geschlecht der Wartenberger, Otto Heinrich, zusammen mit seiner Frau von Bauern erschlagen.
Nach der Übernahme durch die Familie Thun seit 1631, wurden die Wohngebäude nur noch für Verwaltungszwecke und vom Personal benutzt, nachdem hier der Mittelpunkt des Gutes Groß-Markersdorf war (Sitz eines „Burggrafen“). Das seit dem 16. Jahrhundert bestehende Bräuhaus brannte 1788 teils ab, war aber nach dem bald darauf erfolgten Wiederaufbau dann noch bis nach 1875 in Betrieb. In der Josefinischen Landkarte von 1781/82 sind Markersdorf und der Rothe Mayerhof eigens verzeichnet. Im Dominikalkataster 1756 hatte letzterer 407 Strich Gesamtfläche, davon 212 Strich Acker, 100 Strich Trischfelder und 95 Strich Weide. Die Brauerei Rotenhof hatte damals eine Kapazität von 504 Fass Bier jährlich, was 1230 hl entspricht. Im Jahre 1876 waren es 2700 hl. Von 1833 an wurden die Meierhofsfelder an Kleinlandwirte verpachtet und nach dem Ersten Weltkrieg an die Pächter verkauft. Gleichzeitig wurde die bis dahin in den Gebäuden untergebrachte Försterei nach Franzberg (Güntersdorf) verlegt.

Unterer Favoritenhof oder Rechenberghof: Dies war der älteste Rittersitz und Meierhof der Familie Luttitz im ursprünglichen ungeteilten Gut Freudenberg-Ober-Markersdorf. Bei der Teilung von 1518 übernahm ihn Hans von Luttitz. Der Hof lag an Stelle des späteren Gasthauses „Wegschmiede“ (Markersdorf Nr. 123). Die Bezeichnung „Favoriten“ lässt vermuten, dass es sich zu Anfang um den Sitz eines „Günstlings“ handelte. 1637 kam das Teilgut mit dem „Faberyttenhof“ (etwa 117 ha) im Erbwegen von den Luttitz an die Familie von Rechenberg, die es bereits 1667 an die Grafen Thun verkaufte. In der StR von 1654 ist dieser Besitz als „Gut Markersdorf, 2. Teil bezeichnet.
Im Dominikalkataster 1756 hatte der Favoritenhof 457 Strich Gesamtfläche, davon 272 Strich Acker, 114 Strich Trischfelder, 71 Strich Weide und 7 Strich Weinberge.

Hirschhof: Dieser Rittersitz war 1518 für Siegmund von Luttitz vom Hauptsitz abgespalten worden. Der Meierhof stand an Stelle des späteren Gasthauses „Neuschenke“ (Markersdorf Nr. 122), schräg unterhalb vom Rechenberghof. Im Jahre 1597 kam das Teilgut im Erbwege an die Familie Hofer von Lobenstein und 1661 an Gottfried Leopold Hirsch von Pomischel, der es 1668 an die Grafen Thun verkaufte. In der StR von 1654 ist dieser Besitz als „Gut Markersdorf, 4. Teil bezeichnet. (Als „Markersdorf, 3.Teil“ wurde 1654 das Freudenhöfel bezeichnet, das bei der Gemeinde Freudenberg erwähnt ist.)

Lage

Die Ortschaft Markersdorf liegt in 250 bis 270 m Meereshöhe an der Bezirksstraße von Bensen nach Böhmisch-Kamnitz, die im Oberort – etwa gegenüber dem Kirchhügel – in die Staatsstraße von Tetschen nach Böhmisch-Kamnitz einmündet. Nach Freudenberg führt ein Fahrweg.
Die Entfernung von Markersdorf nach Tetschen beträgt 11 km, nach Böhmisch-Kamnitz 4 km.

Bodengestalt

Das Gemeindegebiet dehnt sich beiderseits des Absbaches aus, dessen Talmulde von Nordosten nach Südwesten verläuft. Linksseitig vom Bach steigt der aus Tephrit bestehende Hohnbusch bis 462 m und der Steinberg als Hausberge der Ortschaft Markersdorf bis 308 m an; hier sind die Böden vorwiegend sandig. Rechts des Baches erreichen die Abhänge des Rilkenberges fast 400 m und der Rechenberg oder Hofberg (Basalttufgestein) 353 m; die Böden dieser Seite bestehen hauptsächlich aus Löß.
Die Gesamtfläche der Gemeinde wird größtenteils landwirtschaftlich genutzt (gut 80 %). Auf Wald, der im Wesentlichen auf den Hohnbusch und die Rilkenberghänge beschränkt ist, entfallen etwa 12 %. Bis um 1920 war im Herrschaftsgebäude des Rotenhofes eine Försterei, die dann nach Franzberg (Gemeinde Güntersdorf) verlegt wurde.

Gewässer und Trinkwasserversorgung 

Das wichtigste fließende Gewässer der Gemeinde ist der Absbach (mundartlich „Abschbach“). Er nimmt auf seinem Wege durch die Ortschaft rechtsseitig auf: den Schenkergraben bei der Mengmühle (Nr. 117) und den Parloserbach, auch Seifenfloß genannt, der aus mehreren Rinnsalen entsteht, unter anderem dem Floßgraben. Linksseitig mündet das Schenkeraugustinfloß (Flußgraben) und der Graben vom Süßigteich in den Bach. Der Absbach wurde 1931 im Mittelort teilweise begradigt und reguliert; im Oberort und im Mittelort zweigten zwei Wassergräben vom Bach ab, welche die beiden Mühlen antrieben. Der Bach und die Gräben werden von insgesamt 35 Brücken und Stegen überquert.
Teiche: Pfarrteich bei Nr. 118, sowie beim Rotenhof der zur Eisgewinnung dienende Brauhausteich und der Hofteich (zugeschüttet).
Trinkwasserversorgung: Als eine der ersten Wasserleitungen wurde um 1900 die Schösserbrunnleitung für die Häuser Nr. 243 bis 255 gebaut. Ein Teil der Häuser beim Rotenhof war an die Oberebersdorfer Leitung angeschlossen, im Oberort wurden einige Häuser von der Harrachhofwasserleitung versorgt. Der größte Teil des Ortes erhielt das Trinkwasser durch eine Genossenschaftsleitung, die um 1930 angelegt wurde.

Flurnamen

Hirschenbüchel, Auf dem Hirschen, Dorfwiesen, Aschlerteich,Hofberg, Hirsfeld, Letten, Drei Rutten, Brandkiefern, Rilkwiesen, Grosswiese, Diestelstück, Wustnichtwiese, Ziegel Schlag, Bei Hauptmann, Schenkerteich, Schafgrund, Fiebers Grund, Langer Grund, Dürrer Grund, Brautwiesen, Totenbronn, Stolpen.

Bevölkerung und Erwerb

Markersdorf war ein großes Bauerndorf, in welchem jedoch auch zahlreiche gewerbliche Arbeitnehmer ihren Wohnsitz hatten. Die Ergebnisse der Berufszählung von 1939 weisen nach, dass fast ein Viertel (24,5 &) der Bevölkerung dem Wirtschaftsbereich Land- und Forstwirtschaft zugehörte. Gemäß dem Adressbuch von 1934 gab es 80 hauptberufliche Landwirte. Von diesem waren rund 25 größere und mittlere Bauern (vgl. die 30 landwirtschaftlichen Betriebe mit über 5 ha Betriebsfläche) und rund 55 Kleinlandwirte (vgl. 83 Betriebe mit 2 bis unter 5 ha Fläche). Ein großer Teil der letzteren war bis zur Bodenreform der 20er Jahre Pächter der Ländereien des Meierhofes Rotenhof gewesen und hatte die Wirtschaftsflächen erst damals käuflich erworben.
Auch der Anteil der von Industriellen und landwirtschaftlichen Berufen lebenden Bevölkerung war mit 40 % beträchtlich, besonders wenn berücksichtigt wird, dass in Markersdorf nur produzierendes Kleingewerbe, aber keine Industrie vorhanden war. Die Arbeitnehmer (Arbeiter, 46,3 % der Berufstätigen) fuhren großteils nach Rabstein, Böhmisch-Kamnitz und Bensen zur Arbeit. Ein Teil war auch bei der Bahn und als Maurer auswärtig beschäftigt. Produktionsbetriebe: Glasur- und Tondachziegelerzeugung Michel & Lorenz am ehemaligen Rotenhof, Obere oder Mengmannmühle (Inh. Hiekel), Untere Mühle (Inh. Dreßler), Strumpfwirkerei Lönert, Obstweinerzeugung Winter, Brauntöpferei Böhm. Vor dem Ersten Weltkrieg waren ein zweiter Obstweinerzeuger, zwei Strick- und Schafwollwarenerzeuger, ein Webwarenerzeuger, ein Schuhoberteilerzeuger und der Glanzweißerzeugungsbetrieb W. Eckold‘s Erben vorhanden.
Bereits um 1900 wurden der Spar- und Dahrlehnskassenverein und der Wechselseitige Markersdorfer Brandschadenversicherungsverein gegründet. Letzterer hatte seinen Kundenkreis in den Gerichtsbezirken Böhmisch-Kamnitz, Bensen, Tetschen, Böhmisch-Leipa, Auscha, Dauba, Kreibitz und Rumburg; von 1938 bis 1945 firmierte er als „Öffentliche-rechtliche Versicherungsanstalt Sudetenland, Zweigstelle Markersdorf“. Von dem Ersten Weltkrieg hatte Markersdorf bereits eine Verkaufsstelle des Konsumvereins „Einigkeit“ (Böhmisch-Kamnitz). In den 30er Jahren wurde eine Drogerie gegründet und 1926 ein Kino eröffnet; auch ein Dentist hatte sich niedergelassen.

Verkehr, Gastgewerbe, Sport

Bahnstation: Oberebersdorf-Markersdorf für den Mittel- und Niederort, Rabstein für den Oberort. Post: Markersdorf seit 1869.
Autobusverbindungen nach Bensen und Böhmisch-Kamnitz
Gastgewerbe: 10 Gasthäuser, und zwar „Zur Post“ (Puhr, Nr. 332), „Neuschenke“ („Roter Hirsch“) mit Saal und Theaterbühne (Süßig, Nr. 122), „Sommerfrische“ (Keßler, Nr. 280) mit Saal und Kinovorführung, „Zur Eiche“ (Riedel, Nr. 17), „Zum Absbachtal“ (John, Nr. 237), Gasthaus Piesche (Nr. 336), Gasthaus Wurm (Nr. 340), Gasthaus Winter (Nr. 60), „Weinhaus Wegschmiede“ (Lissner, Nr. 122) mit Fremdenzimmer und Café Jahnel (Nr.369).
Das Gasthaus „Zur Tanne“ mit Obstweinerzeugung bestand bis 1912, ein zweites Gasthaus Wurm (Nr. 64) war 1940 auf aufgelöst worden und diente als Kindergarten.
Sportanlagen: Sportplatz des Arbeiterturnsvereines, ab 1938 des Deutschen Turnvereins; Geräteturnen in den Sälen der Gasthäuser „Sommerfrische“ und „Neuschenke“.

Pfarrei, Matriken, Kirche

Die Pfarrei Markersdorf ist wahrscheinlich gleichzeitig mit der Gründung des Dorfes im 13. Jahrhundert eingerichtet worden. Urkundlich wurde sie durch die Erwähnung in den ältesten Papstzehentregister. Dort ist die zum Dekanat Leipa gehörige Pfarrei in „Marquardi villa“oder „Margwardi Villa“ 1352 und 1369 zur Zahlung von 6 Groschen halbjährlich verpflichtet, während für die anderen fünf, zwischen 1384 und 1405 nachgewiesenen Zeitpunkte der Zehent nur 3 Groschen betrug. Rund ein Jahrhundert lang war die Pfarrei lutherisch, und zwar möglicherweise schon seit 1530, sicher aber von 1565 (Übernahme durch Pastor Thomas Maurer) ununterbrochen bis 1628. die Rekatholisierung soll in Markersdorf auf große Widerstände gestoßen sein, weshalb die Pfarrei zeitweise von Bensen aus administriert wurde. Die Pfarrwidume umfasste gemäß dem Dominikalkataster 1756 25 Strich, wovon 18 Strich Acker und 6 Strich Trischfelder waren.
Der Pfarrsprengel, der im 19. Jahrhundert ein Teil des Vikariats Böhmisch-Kamnitz wurde, umfasste außer Markersdorf die Ortschaften Freudenberg, Freudenheim, Kamnitz-Neudörfel und Walddörfel. Von 1788 bis 1853 gehörte auch die Expositurkirche der Ortschaft Gersdorf samt den anteiligen Häusern von Lerchenthal dazu. Pfarrer von etwa 1910 bis 1945 war Dechant Johann Josef Moser.

Die Taufmatriken sind seit 1628, die Trauungs- und Sterbematriken seit 1647 erhalten.
Die Pfarrkirche St. Martin – auf einer Anhöhe im Oberort gelegen (Die Kirche sollte1974 zerstört werden*). – ist 1701 bis 1703 unter Pfarrer Tobias Richter an Stelle eines alten Kirchengebäudes im Barockstil mit Renaissanceelementen erbaut und vom Salzburger Erzbischof Johann Ernst Thun 1704 eingeweiht worden. Sie hat einen einschiffigen Langraum mit Tonnengewölbe und halbkreisförmigen Chorabschluß und ein Turm über dem westseitig gelegenen Eingang. Einrichtung von Anfang des 18. Jahrhunderts. An der Brüstung der Empore befinden sich Heiligenbilder. Aus der älteren Kirche übernommen und recht beachtlich sind: Die Kanzel und der steinerne Taufstein mit Luttitzwappen, beide mit Jahreszahl 1579, die kunstvoll geschnitzte Statue der Mutter Gottes mit Doppelgesicht, eingerahmt von einem allopathischer Rosenkranz, ein Messinglüster aus dem 17. Jahrhundert und ein Grabstein des Gottfried Leopold Hirsch von Pomischl von 1672.
Das Kirchenfest von Markersdorf fand zu Martini (11. November) oder am darauffolgenden Sonntag statt. Der sog. Gelöbnistag am Fest Kreuzerhöhung (14. September) geht angeblich auf die Pestepidemie von 1680, wahrscheinlich aber auf die Cholera um 1830 zurück. Am Vorabend des Gelöbnistages wurden im ganzen Kirchensprengel vier 10 m hohe beleuchtete Kreuze aufgestellt, und zwar in Markersdorf selbst am Steinberg.

Von den über 10 Gedenkkreuzen und Statuen in Markersdorf sind hervorzuheben: das bei Nr. 116 (Hauptmann) stehende Gedenkkreuz, das an einen dort stattgefundenen Zweikampf erinnern soll, sowie die Statue des hl. Antonius von Padua am oberen Kirchsteig auf Nr. 218, die 1750 von Johann Wenzel Füger aus Markersdorf geschaffen wurde.
Der Friedhof befindet sich seit alters direkt bei der Kirche und hatte eine Kapelle HL. Kreuz mit einem Kreuzgang. Um 1900 war unter Pfarrer Wenzel Kettner eine wesentliche Erweiterung erfolgt.

Schule

Die Schule von Markersdorf hat sicherlich schon im 16. Jahrhundert in Verbindung mit der Pfarrei bestanden. Den derzeit ältesten Nachweis für das Vorhandensein einer Schule bietet die Fassion zum TK von 1713, in der ein Lehrer erwähnt ist. Im Jahre 1833 unterrichtete an der Markersdorfer Schule der Lehrer Anton Anton, 1883 war die Schule dreiklassig und unterhielt eine Expositur in Gersdorf, 1903 bereits fünfklassig und behielt diese Klassenzahl bis 1945. Der Schulsprengel schloß die Ortschaft Freudenberg ein mit Ausnahme einiger Häuser im dortigen Oberort. Die Kinder aus den Häusern unterhalb des Rotenhofes gingen nach Oberebersdorf zur Schule.

Schulfest 1913

Verwaltung

Die älteste Nachricht über die Verwaltung des Ortes bietet das Kamnitzer Stadtbuch mit einer Eintragung von 1471.
Die damals bestehende Erbrichterei war gemeinsam für die Dörfer Markersdorf und Freudenberg. Dem Richter Michel Bolcz standen – wie üblich bei deutschrechtlicher Verfassung – Schöppen bei (ihre Namen siehe Punkt Ortsgeschichte).
Später hatte das zur Thun‘schen Herrschaft Groß-Markersdorf gehörende Dorf Markersdorf seinen eigenen Richter (1723 Johann Georg Gautsch, 1762 Johann Josef Paudler). Die Dorfrichterei war zuletzt bis 1849 im Hause Nr. 64 (später Gasthaus Wurm).
Mindestens seit dem 16. Jahrhundert besaß Markersdorf den Status eines Marktes. Aus der Dorfruge von 1565 geht hervor, dass der Ort das Recht zur Abhaltung von zwei Jahrmärkten besaß. Belegt seit 1570 ist das Recht der Halsgerichtsbarkeit. Das Marktrecht ging zur Zeit der Bauernunruhen um 1689 verloren, die letzte Hinrichtung erfolgte 1747.

Aus dem Jahre 1588 ist das Gemeindewappen überliefert. Es war charakterisiert durch ein Rad mit Stab (Gerichtsbarkeit), zwei Speere, zwei Eberklauen und einen Eberkopf (Jagdsymbole mit Bezug auf den Ebersbach = Absbach) und war mit Eichenlaub geziert. Im Jahre 1849 wurde Markersdorfer, Freudenberg, Freudenheim und Walddörfel eine politische Gemeinde gebildet, welche die Bezeichnung „Freudenberg“ trug. Knapp vierzig Jahre später (1888) kam es zur Loslösung und Verselbständigung Freudenbergs als selbständige Gemeinde (einschließlich Freudenheim und Walddörfel) und 1890/91 mussten dieser neuen Gemeinde 62 Ober-Markersdorfer Häuser abgetreten werden. Tatsächlich waren bis 1945 in Markersdorf die Hausnummern 127 bis 190 nicht vorhanden.
Gemeindevorsteher bzw. Bürgermeister waren seit 1918: Josef Winter (Nr. 60), Eduard Wania (Nr. 97) und – von 1923 bis 1945 – Franz Schicht (Nr. 242).
Gemeindepersonal: Gemeindesekretär (bis 1914) und 1 Wachmann.
Elektrisches Licht wurde am 1. Jänner 1912 eingeführt.
Den Strom lieferten die Nordböhmischen Elektrizitätswerke (NEW) Bodenbach, das Stromverteilerhaus wurde von der Elektrizitätsgenossenschaft erbaut.

Kulturpflege und Vereinsleben

Vereine: Arbeiter-Turnverein, Deutscher Turnverein, Freiwillige Feuerwehr, Landw. Kasino, Theater- Dilettantenverein, Ortsgruppe des Deutschen Kulturverbandes, Musikkapelle.
Brauchtum: Osterreiten belegt seit 1696, an dem der ganze Kirchsprengel mit etwa 60 Reitern teilnahm. Versammlung zwischen der Neuschenke und Puhr, Ritt bis zur Obergrenze von Freudenberg, dann talabwärts durch Markersdorf bis zur Ober-Ebersdorfer Kirche, dort Ansprache und Segnung, schließlich zurück zur Markersdorfer Kirche, wo eine zweite Ansprache und die Abschluss Segnung erfolgt. Sog. „Masanzenfest“ (mundartlich „Mousanz‘nfest“), benannt nach einem flachen, scharfgebackenen, mit Salz und Mohn bestreutes Gebäck, das zum Bier sehr schmackhaft ist.
Sonstiges: Gemeindebücherei mit 600 bis 700 Büchern.

Kriegerdenkmal

Sehenswertes 

Kriegerdenkmal von 1917 aus schwarzem Marmor. Einige ansehnliche Fachwerk- und Umgebinde Häuser. Baureste des Schlössels und des Meierhofes Rotenhof, u. a. das Bräuhaus.

Nachwort (Ausklang)

Die Kriegsverluste von Markersdorf betrugen 69 Gefallene und Vermisste, das sind 10,5 % der männlichen Bevölkerung von 1939. Im Jahre 1959 lebten 43 % der ehemaligen Einwohner in der Bundesrepublik Deutschland und 54 % in der DDR.
Bei der Volkszählung von 1961 hatte die Gemeinde Markvartice (deutsch Markersdorf) 147 bewohnte Häuser und 632 Einwohner gegenüber 260 Häuser und 1268 Einwohner im Jahre 1939.

Heute

Markvartice (deutsch Markersdorf) ist eine Gemeinde in Tschechien. Sie liegt fünf Kilometer südwestlich von Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz) im Nordosten des Böhmischen Mittelgebirges.

2017 – Die feierliche Neuweihung der Kirche in Markersdorf

Diese Kirche ist ein Symbol für alle zerstörten Kirchen im Kreis Tetschen-Bodenbach. Nur durch ein Wunder ist sie der vollständigen Zerstörung in den 1970er und 1980er Jahren entgangen und hat die Zeit als Ruine auf dem Hügel des Ortes überlebt.
Die St.-Martinskirche in Markvartice (deutsch Markersdorf) bei Děčín ist – im wahrsten Sinne des Wortes – „aus Trümmern auferstanden“. Noch im Jahr 1989 zum Abriss bestimmt, wurde sie am 23. September 2017 nach 15 Jahren intensiver Sanierungsarbeiten feierlich wieder geweiht. An der Weihe nahmen 19 Priester, einschließlich des Bischofs und Erzbischofs, teil. Weihbischof war der emeritierte Salzburger Erzbischof Mons. Alois Kothgasser SDB.

Tetschen-Bodenbach – Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach“ (Hrsg.) „Heimatkreis Tetschen-Bodenbach. Ein Buch der Erinnerung“ – 1969
Alfred Herr -Heimatkreis Tetschen-Bodenbach: Städte und Gemeinden“ – Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach e.V.“ 1977 – S. 510-517