Geschichte
Die Gemeinde Wölmsdorf umfaßte die Orte Wölmsdorf, gegründet vor 1410, und Franzthal, gegründet 1715. Der Volksmund „Winsdorf“ genannte Ort liegt längs eines von einem wasserreichen Bach durchflossenem Tale nördlich von Nieder-Nixdorf und westlich von Nieder-Schönau an den Ausläufern des Tanzplanberges; ein Ort mit 1433 Einwohnern und 185 entlang der durchziehenden Straße gelegenen Häuser, gegründet 1332 als Wolframsdorf, ein Lehen der böhmischen Krone an den Bischof von Meißen. Der kleine am Sebnitzbach gelegene Ort wurde zuerst dadurch bekannt, dass schon im Jahre 1720 auf den weiteren Wiesenflächen die ersten Rasenbleichen für die damalige Leinwanderzeugung angelegt wurde. Betrachtet man Wölmsdorf von dem nahen Gerstenberge aus, so bot sich dem Beschauer ein romantisches Bild. Dieser Ort mit seinen reichen Bauerngütern hatte sich frühzeitig von den benachbarten Orten abgehoben. Franzthal war von jeher mit der Wölmsdorfer Gemeinde vereint. Es hieß „Hofeleiten“ und war ein Vorwerk. Wölmsdorf wurde für das ganze Niederland durch seinen „Heilbrunnen“ bekannt, der im Jahre 1646 entdeckt wurde. Wegen der gerühmten Heilkräfte dieser Quelle ließ Graf Joachim von Slawata 1713 über dem Brunnen eine steinerne Kapelle erbauen, die er mit einem Bild der schmerzhaften Muttergottes verschönerte. Graf Leopold zu Salm-Reifferscheidt, der durch seine eheliche Verbindung mit einer Slawata in den Besitz der Herrschaft Hainspach gekommen war, ließ 1731 auf dem Hügel neben dem Heilbrunnen ein Kirchlein in Hochbarock zu Ehren „Maria Himmelfahrt„ errichten, dem Baldwin steinerne Brücke über den Wölmsbach und eine steinerne Stiege zur Kapelle mit Seitenmauern folgten. Unter der Kapelle befindet sich die Gruft der herrschaftlichen Familie Salm-Reifferscheidt mit zahlreichen Beisetzungen bis zum Jahre 1889.
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1892 kam Wölmsdorf mit der Herrschaft Hainspach nach dem Tode der letzten Salm-Reiffenscheid an die Familie Thun in Klösterle. Rings um die Kapelle und Friedhof standen Kreuzwegstationen, mächtige Linden umsäumten das Ganze. Besonderes Leben herrschte hier an den Wallfahrtsfesten, wenn zahlreiche Prozession von auswärts einzogen und viele Verkaufsstände an den Zugangswegen zur Kapelle Wallfahrtsartikel oder „Mitbringsel „ anboten. Bemerkenswert ist vor allem, das nach der Vertreibung die Heimatvertriebenen Wölmsdorfer in Deutschland das Wölmsdorfer Wallfahrtskichlein mit Hilfe von Spenden und Beiträgen 1970 restaurieren ließen, so dass es vor dem bereits drohenden Verfall bewahren werden konnte und in seiner Schönheit heute auch einen Besuch der alten Heimat lohnt. Die Bevölkerung von Wölmsdorf war außer in der Landwirtschaft vor allem in der Industrie am Ort und in der nächsten Umgebung beschäftigt. In Wölmsdorf gab es zwei Bandfabriken, sechs Kunstblumenerzeugungen, eine Blumenbestandsfabrik, zwei Kartonagenfabriken, eine Maschinenfabrik, eine Pappenfabrik, ein Sägewerk, eine Spinnerei und eine Teigwarenfabrik, sowie alle für die Versorgung der Bevölkerung ausreichenden Handwerks- und Dienstleistungsunternehmen. Auch dieses bescheidene Dorf war ein Spiegelbild der nordböhmische Industrielandschaft, einer wahren und ausgewogenen Mischung aus pulsierender Wirtschaft und gesegneten Naturschönheit. Von den Firmen können wir namentlich aufführen die Blumenfabrik Johann Herschel mit 300 Beschäftigten, die Bandwarenfabrik Petters & Kumpf, die Baumwollspinnerei Franz Xaver Richter und die Maschinenfabrik Franz Ritter.
Kirche
Obwohl Wölmsdorf ein rege besuchter Wallfahrtsort mit seelsorgerischer Betreuung der Wallfahrer zu Festeszeiten war, gehörte es kirchlich zur Pfarrei Groß-Schönau. Es hatte aber einen eigenen Friedhof.
Wölmsdorf erhielt schon 1836 eine Schule, die 1882 zweitklassig wurde. 1889 wurde eine dreiklassige Schule eingeweiht. Ab 1906 besuchten die Klassen sechs bis acht die Bürgerschule in Groß-Schönau.
Die Schüler des Ortes Franzthal, der mit Wölmsdorf zu einer Gemeinde vereinigt wurde, besuchten immer die Schule in Wölmsdorf.
Eisenbahnviadukt
Wohlwollend werden sie heute Gastarbeiter genannt, vor 1945 sprach man abwertend von Fremdarbeitern, aber schon vor der Jahrhundertwende gab es sie auch in Nordböhmen, ohne daß sie mit einem besonderen Gattungsnamen belegt worden wären. Für uns und unsere Vorfahren waren es einfach Italiener, Kroaten, Polen oder andere. Sie waren nicht etwa Opfer unausgeglichener sozialer und wirtschaftlicher Verhältnisse, sondern meist Spezialisten, die innerhalb der großen k.u.k. Monarchie dorthin zur Arbeit fuhren, wo ihre besonderen Fertigkeiten gefragt waren Insbesondere die italienischen Bauarbeiter waren überall gesuchte Kräfte, meist beim Bau von Straßen und Viadukten, beim Gießen von Kunststeinfußböden und ähnlichen Arbeiten. Mit dem Ende des 2. Weltkrieges sind freilich aus der alten Heimat auch die letzten Nachfahren jener Gastarbeiterfamilien verschwunden, welche schon um die Jahrhundertwende nach Nordböhmen und ins angrenzende Sachsen gekommen waren, um insbesondere beim Bau der Bahnstrecke Nixdorf – Niedereinsiedel – Sebnitz mitzuarbeiten. Aber auch schon vorher waren italienische Facharbeiter beim Bau der zahlreichen Tunnel auf der Strecke Bad Schandau – Sebnitz zwischen 1873 und 1877 beteiligt. Die erste Versammlung der nordböhmischen Eisenbahninteressenten fand erst 1891 in Hainspach statt, wo sich Sebnitz und Neustadt um den Anschluss nach Böhmen bewarben und wo auch Schluckenau eine Verbindung nach Sohland Spree/Sachsen wünschte.
Der erste Spatenstich für den Bau der Strecke Nixdorf – Niedereinsiedel wurde am 15. Juni 1903 vollzogen und von diesem Zeitpunkt an arbeiteten die italienischen Facharbeiter mit an der schwierigen Strecke. Vergeben wurde der Bau von der damaligen Böhmischen Nordbahn an die Firma Franz Schön & Söhne in Prag. Gebaut wurde in zwei Sektoren, der erste erstreckte sich vom Bahnhof Niedernixdorf mit Viadukt in Wölmsdorf bis Obereinsiedel, der zweite von hier bis zur Landesgrenze hinter dem Niedereinsiedler Bahnhof auf der Strecke nach Sebnitz in Sachsen. Die Strecke hatte nicht weniger als 24 Feldwege und Straßen zu kreuzen. An den Einschnitten mussten mehr als 110 000 Kubikmeter Erde bewegt werden.
Die Hilfe der italienischen Bauarbeiter war besonders beim Bau des Wölmsdorfer Viaduktes erforderlich, der das Wölmsdorfer Tal in einer Länge von 190 Metern überspannt. Die vier mächtigen Steinpfeiler haben eine Höhe von 12 bis 20 Meter. Dieser Viadukt war seinerzeit der zweitlängste Böhmens. Er beginnt 1000 Meter hinter der Station Nieder-Nixdorf. Nach weiteren 600 Metern folgt dann die Personalhaltestelle Wölmsdorf, 1600 Meter weiter folgt die Station Obereinsiedel und schließlich in 2000 Meter Entfernung der Grenz- und Zollbahnhof Niedereinsiedel, in dem früher je ein sächsisches, später reichsdeutsches und ein österreichisches, bzw. später tschechoslowakisches Zollamt untergebracht waren.
Die italienischen Gastarbeiter beim Streckenbau begingen damals mit großem Stolz den Tag der behördlichen Belastungsprobe des Wölmsdorfer Viaduktes, an dem sie mitgebaut hatten. Es war am 14. Oktober 1904. Vielen Italienern gefiel unsere nordböhmische Heimat und auch manch hübsches Mädchen so gut, daß sie sich hier niederließen und auch in andere Berufe überwechselten. Allein in der Gemeinde Niedereinsiedel erinnerten bis Kriegsende Familiennamen wie Girardi, Redi, Taborelli, Bolzano, Marcuzzi und Marzellini an Mitbürger italienischer Herkunft. Viele dieser Familien hielten mit ihren Verwandten in der italienischen Heimat rege Verbindung. Noch in den ersten zwanziger Jahren z.B. fuhr Vater Max Girardi mit seinen beiden Söhnen in den großen Ferien nach Italien.
Die Familie Carabello in Thomasdorf unterhalb des Tanzplanes allerdings kam nicht durch die Brücken- und Bahnbauten nach Nordböhmen. Der Zolleinnehmer Carabello wurde aus dem Süden plötzlich an eines der nördlichsten und kleinsten Zollhäuser der k.u.k. Monarchie versetzt und fand sich eines Tages im Straßenzollamt Thomasdorf an der Straße zwischen Nixdorf und Sebnitz OT Hertigswalde wieder. Neben dem nicht sehr anstrengenden Zolldienst blieb ihm genügend Zeit, gelegentlich ein Auge auf eine der Töchter des angrenzenden Gasthofs Herzig zu werfen, die er später auch ehelichte, ehe er ans Zollamt Grulich am Schneeberg weiterversetzt wurde.[1]
Heute
Vilémov (deutsch Wölmsdorf) ist eine Gemeinde in der nordböhmischen Region Ústecký kraj, Bezirk Děčín in Tschechien.
Das Gemeindegebiet von Vilémov grenzt im Nordwesten an die Gemeinde Dolní Poustevna (Niedereinsiedel), im Norden an Lipová u Šluknova (Hainspach), im Osten an Velký Šenov (Groß-Schönau), im Süden an Mikulášovice (Nixdorf) und im Südwesten an das bundesdeutsche Sebnitz. Die Gemeinde liegt zwischen den Ausläufern des Ječny vrch (deutsch Gerstenberg) und des Tanečnice (deutsch Tanzplan) in einem Tal am Vilémovský potok (Wölmsdorfer Bach). Der Bach fließt nach Westen und bildet dabei die Staatsgrenze zwischen Tschechien und Deutschland. Ab der Stadt Sebnitz fließt er als namengebender Fluss Sebnitz auf deutschem Gebiet zur Elbe hin.
Die Gemeinde Vilémov hat zusammen mit dem Ortsteil Dolina (deutsch Franzthal) 926 Einwohner. Innerhalb der Gemeinde sind die Häuser (ortsüblich) durchnummeriert, so daß die Adresse nicht nach Straßen, sondern lediglich mit der Hausnummer angegeben wird. Im benachbarten Dolní Poustevna gibt es einen Grenzübergang für Kraftfahrzeuge, Radfahrer und Fußgänger nach Sebnitz/Sachsen.
Geologisch-naturräumlich gehört das Böhmische Niederland, auch der Schluckenauer Zipfel genannt, in dem Vilémov liegt, zum Lausitzer Bergland.
2021 Nationalparkbahn fährt wieder nach Rumburk
Es ist nicht die erste. Genau genommen kommt die ganze Sanierung zu spät. „Die Brücke wurde 1904 gebaut. Normalerweise halten solche Bauwerke 100 Jahre“, erzählt Urválek. Vor 1989 wurde aus Geldmangel nur notdürftig repariert. Geldmangel herrschte auch nach 1989. „2009 wurde der Rostschutzanstrich erneuert“, erinnert Urválek. Eine Aktion, die wie man heute noch sehen kann, in der Mitte abgebrochen wurde. „Die Rostschäden waren doch zu stark.“ Über zehn Jahre zuckelten die Triebwagen der ČD und später die roten Desiro-Züge noch vorsichtig über die Brücke, bis im letzten Jahr endlich die Stahlteile ausgetauscht werden sollten. „Die alte Brücke war noch genietet. Außerdem ist die Tragfähigkeit der neuen Teile deutlich höher“, begründet Urválek den Neubau. Doch die COVID-Pandemie mit ihrem Lieferschwierigkeiten sorgte für die nächste Verspätung. „Immerhin haben wir letztes Jahr die Brückenpfeiler sanieren und verstärken können“, sagt Urválek.
Das Viadukt bei Vilémov ist fertiggestellt. Jetzt rollen die Züge wieder von Sebnitz über die Grenze nach Tschechien. Auf deutscher Seite hakt es noch. Auf den Gleisen der Nationalparkbahn U28 zwischen Sebnitz und dem tschechischen Rumburk fahren nach viermonatigen Bauarbeiten wieder Züge. Seit Mitte April wurde auf dem rund 16 Kilometer langen Abschnitt zwischen Velký Šenov (deutsch Groß-Schönau) und Rumburk im Schluckenauer Zipfel für rund 308 Millionen Kronen (12 Millionen Euro) umfassend gebaut. Hauptziel der Bauarbeiten war es, die Strecken-Geschwindigkeit von Zügen auf bis zu 90 km/h anzuheben, informiert das staatliche Eisenbahninfrastrukturunternehmen in Tschechien, Správa železnic (SŽDC). So wurden in engen Gleisbögen andere Schwellen installiert, die ein höheres Fahrtempo abhalten. Während der Vollsperrung der Strecke wurde außerdem die Sanierung des 1904 erbauten Eisenbahnviadukts über das Karolin-Tal nahe Vilémov (deutsch Wölmsdorf) fertiggestellt. Die Arbeiten dort waren eigentlich für 2020 geplant gewesen, hatten sich jedoch wegen Lieferschwierigkeiten und der Corona-Situation verzögert. An der 190 Meter langen und etwa 34 Meter hohen Überführung über das Tal des Wölmsdorfer Bachs (Vilémovský potok) wurden für etwa 220 Millionen Kronen (8,5 Millionen Euro) die in die Jahre gekommene stählerne Überbauten ausgetauscht und gemauerte Pfeiler instandgesetzt. Am vergangenen Dienstag war das eiserne Brückenbauwerk erfolgreich einer Belastungsprobe unterzogen worden. Dabei hielt das Vilémovsky-Viadukt einer mehr als 20 Tonnen schweren Lokomotive sowie mehreren Wagen mit rund 180 Tonnen Gesamtgewicht stand. Wenige Tage später wurde jetzt die regionale Eisenbahnverbindung zwischen Sachsen und Tschechien für den Zugverkehr freigegeben.Auf deutscher Seite müssen Fahrgäste allerdings weiterhin mit dem Schienenersatzverkehr Vorlieb nehmen. Zwischen Sebnitz und Bad Schandau ist die Eisenbahnstrecke nach Flutschäden im Sebnitztal noch immer nicht befahrbar. @SZ-Online Daniel Förster
„Niederlandhefte -Schriftenreihe des Bundes der Niederländer“ Wilhelm Pfeifer S.64/65 – HEFT 9 – 1977
„Geschichte des Niederlandes“ Karl Richter 1960
„Heimatkunde des politischen Bezirkes Rumburg“ Anton Hockauf 1885
„Die deutschen Heimatführer“ Band 17/18 Sudetenland – Druck 1939
„Unser Niederland“ Folge 415 – Juni 1984 – S.129 – Vor 80 Jahren: Gastarbeiter in Nordböhmen / Erhard Herzig [1]
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