Alt-Ohlisch

  • Beitrags-Kategorie:Landkreis Tetschen-Bodenbach
  • Beitrag zuletzt geändert am:1. Dezember 2022
  • Lesedauer:20 min Lesezeit

Gemeindebereich

Die Gemeinde Alt-Ohlisch- GB Böhmisch Kamnitz – bestand aus der Ortschaft Alt-Ohlisch mit dem Abseits an der Gemeindegrenze gegen Windisch-Kamnitz gelegenen Ortsteil Hadergrund, der Ortschaft Philippenau und der Ortschaft Bauscheibe. In Philippenau oder Filippenau wurde der Obere und untere Ort unterschieden.
Mundartliche Aussprache der Ortsnamen: „Alt Oulscht“, „Bauscheiwe“, „Neidarf“ für Filippenau.
Gesamtfläche der Gemeinde: 462 ha

Ortsgeschichte

Die Dorfform von Alt-Ohlisch sowie die geringe Anzahl von Bauernstellen lässt erkennen, dass es sich nicht um eine großzügige Waldhufenanlage handelt. Dafür wäre schon allein die durch Felsen, Schluchten und feuchtes Bruchland gekennzeichnete Geländesituation nicht geeignet gewesen. Es scheint daher eher wahrscheinlich zu sein, dass (Alt-)Ohlisch durch nachträglichen Ausbau eines älteren kleinsten Siedlungsplatzes sich entwickelte. Dieser Kern könnte – wie die Ortstradition sagt – ein alter gaugräflicher oder herrschaftlicher Wirtschaftshof gewesen sein, der zutreffendenfalls schon vor Einsetzen der deutschen Siedlungstätigkeit bestanden haben müsste und vielleicht den im Kamnitzer Stadtbuch überlieferten Örtlichkeitsnamen „Borsnicze“ trug. Der Ausbau des eigentlichen Dorfes durch deutsche Bauern, bei gleichzeitiger Übernahme des alten verdeutschen Geländenamens, dürfte Anfang des 14. Jahrhunderts erfolgt sein.

Der Ortsname geht vermutlich auf einen verdeutschen Geländenamen zurück, der aus dem altsorbischen Worte für Erle hervorgegangen war. Diese Namensentstehung steht im Einklang mit dem Vorhandensein eines alten Sees sowie ausgedehnte feuchten Bruchlandes an der Stelle des späteren Großteiches, nachdem die Erle an derartigen Standorten meist häufig vorkommt. Die Bezeichnung „Alt“-Ohlisch deutet nicht etwa ein besonderes hohes Alter des Ortes an, vielmehr kam sie auf – als etwas später in der Nähe ein zweiter Ort angelegt worden war – zwecks Unterscheidung von dieser neuen Ortschaft Ohlisch.
Vom 13. bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts war das Gebiet um Ohlisch Bestandteil der älteren Herrschaft Scharfenstein, zuerst unter den Herrn von Michelsberg und dann den Herrn von Berka, Wartenberg und Salhausen. Nach vorübergehender Zugehörigkeit zum Gut Markersdorf (1496 bis um 1550) kam Alt-Ohlisch zunächst zurück an Scharfenstein und bei der Güterteilung von 1575/76 an Wolf von Salhausen, aus dessen Besitzteil sich die Herrschaft Bensen entwickelte. Nachdem letztere 1631 in Thun‘sche Besitz übergegangen war, wurde Alt-Ohlisch dem in den gleichen Händen befindlichen Gut Groß-Markersdorf (Roter Hof) einverleibt und blieb bei diesem, bis 1850 dem Gerichtsbezirk Böhmisch-Kamnitz zugeteilt wurde.

Das Bestehen von Alt-Ohlisch ist durch mehrere Erwähnungen im ältesten Kamnitzer Stadtbuch bezeugt, und zwar: 1380 „Olusch“, 1412 und 1451 „czur olysch“ und 1488 „von der Olisch“.
Seit 1467 (nach Neder gemäß dem Amtsbuch der Herrschaft Scharfenstein) bzw. Von 1543 (für 1515) an taucht die getrennte Nachweisung von Alt- und Neu-Ohlisch auf. In der tschechisch geschriebenen Landtafel heißt es in der letztgenannten Eintragung „Wolesscze Stare“, ferner 1545 „na Stare Olischt“, 1570 „Stare Oless“ und 1618 „Olessnicze Stara“. Im 16. Jahrhundert kam bisweilen die Bezeichnung „Groß-Ohlisch“ vor.
Die ältesten Einwohnernamen von „Ohlisch“ gemäß dem Kamnitzer Stadtbuch sind: Hempel Blahut (1380), Bendel (1412 und 1451), Stelzig (1488) sowie Schiemann oder Schimmel (1586).
Gemäß der StR von 1654 setzte sich „Stara Olyss“ aus 6 Bauern, 5 Gärtner und 15 Häuslern auf Gemeindegrund zusammen (26 Häuser). Die Familiennamen der Bauern waren: Bendel (3), Gautsch, Tietze und Hübel; jene der Gärtner: Füger, Großer, Knechtel, Mengemann und Schimmel. Die Dorfschänke hatte der Gärtner Simon Großer inne. In den Urbaren von 1671 und 1686 wurde die Schreibung „Alt Olisch“ gebraucht. Nach dem TK von 1713 gab es in „Alt Ohlisch“ 12 Wirte und 24 Häusler, zusammen also 36 Häuser. Das Verzeichnis führt den Gastwirt und den Müller mit angekaufter Mühle auf. Die Häusler ernährten sich durch Tageslohnarbeit und durch Spinnen. Im Dominikalkataster 1756 ist eine herrschaftliche einrädrige Mühle aufgeführt.

Die Landesbeschreibung von Schaller (1787) gab für „Alt Olisch“ ohne Philippenau, Bauscheibe und Hadergrund 45 Nummern an, während es einschließlich derselben 73 Häuser waren. In der Sommer‘schen Topographie (1833) steht „Alt-Ohlisch“ mit 66 Häusern und 343 Einwohnern. Es besaß 1 Schule und eine Mahlmühle mit Brettsäge. Einschließlich Philippenau, Bauscheibe und Hadergrund zählte es 93 Häuser und 493 Einwohner.
Seinen höchsten Bevölkerungstand erreichte Alt-Ohlisch 1857, und zwar als Ortschaft 420 und als Gemeinde 620 Einwohner. Bei den Zählungen von 1869 und 1890 wurden für die gesamte Gemeinde 551 bzw. 479 deutsche Einwohner festgestellt. Im Jahre 1868 wurde hier Wilhelm Georg Böhm geboren, der als Mundartdichter bekannt geworden ist.
Die häufigsten Familiennamen in Alt-Ohlisch waren 1934: Schimmel, Knothe, Bendel, Kühnel, Hein, Lorenz, Sturm, Ahne, Paudler, Stelzig; ferner Philippenau Bendel und Tröschel; in Baumscheibe gab es keinen Familiennamen mehrfach. Es waren dort 4 Häuser mit den jeweiligen Namen: Neumann, Zahn, Morche und Knothe.

Der Meierhof von Alt-Ohlisch ist 1496 von der älteren Herrschaft Scharfenstein eingerichtet worden und wurde später auch von der Herrschaft Bensen bzw. vom Gut Markersdorf (Roter Hof) bewirtschaftet. Anfang des 16. Jahrhunderts erfolgte eine Vergrößerung durch die Bauernstelle und nach dem 30-jährigen Krieg durch zwei Bauernstellen, alle vom ehemaligen „Audörfel“ (an der Stelle des späteren Philippenau). Bei der Gründung des Ortes Philippenau wurden diese Flächen ab 1708 wieder abgetrennt. Im Dominikalkataster 1756 ist der Alt-Ohlischer Meierhof mit 235 Strich Gesamtfläche, davon 130 Strich Acker, 71 Strich Trischfelder und 34 Strich Weide sowie 3 Strich Weinberg verzeichnet. Im Jahre 1833 war er bereits verpachtet,1895 brannten die Hofgebäude nieder und nachdem Ersten Weltkrieg kam es zur Parzellierung.
Nach dem Münchner Abkommen wurde die Gemeinde 1938 dem Deutschen Reich zugeschlagen und gehörte bis 1945 zum Landkreis Tetschen, ab 1943 Tetschen-Bodenbach. 1939 lebten in Alt-Ohlisch 439 Menschen in 87 Häusern.

Ortsteile Gemeinde

Hadergrund

Der Name Hadergrund dürfte von einem Streit herrühren, der einmal wegen der dortigen Besitzverhältnisse geführt worden war. Als Geländename ist er seit dem 16. Jahrhundert belegt, die Besiedlung erfolgte jedoch erst in der Zeit zwischen 1611 und 1635 mit 1 Haus, zu dem später ein zweites kam, die beide unweit des Ortsrandes von Windisch-Kamnitz standen. Mitte des 17. Jahrhunderts war dort die „Knothe-Schmiede“.

Bauscheibe

Bauscheibe wurde wahrscheinlich für einige Arbeiter des neu errichteten Meierhofes Alt-Ohlisch als Häuslersiedlung im Jahre 1530 angelegt. Da es sich um dominikale Gründe handelte, ist Bauscheibe weder in der StR von 1654 noch in TK von 1713 aufgeführt, und 1787 ist es in der Häuserzahl von Alt-Ohlisch mit enthalten.
Der Ortsname bedeutet: Hausbauten an einer Wegkrümmung oder Drehe („Scheibe“). Der Topograph Sommer gab für 1833 4 Häuser und 29 Einwohner an. Eine Zusiedlung fand auch später nicht statt, und die Einwohnerzahl ging über 26 Jahre im Jahre 1890 schließlich auf 12 im Jahre 1930 zurück. Viele Jahre hindurch wurde in Bauscheibe eine Hausweberei betrieben.

Philippenau

An der Stelle von Philippenau befanden sich ursprünglich drei Bauerngüter mit dem Namen „Audörfel“ einen Ortsteil von Alt-Ohlisch bildenden. Anfang des 16. Jahrhundert s kam unter den Salhausen eines dieser Güter zwecks Vergrößerung an den Alt-Ohlischer Meierhof und nach dem 30-jährigen Krieg auch die beiden anderen eingegangenen Höfe, deren Flurlage noch Dunkel durch die Bezeichnungen „Böhms Stück“ und „Scheibes Stück“ bis in die neueste Zeit erkennbar war.
Im Jahre 1708 begann Franz Graf von Thun auf dem ehemaligen „Audörfler“ Vorwerkfelder eine neue Ortschaft (gleichzeitig mit Franzenthal am Polzen) anzulegen, die er nach seiner Gattin Philippine benannte.
Im Feldverpachtungsprotokoll von 1709 sind als die 12 Siedler „im Neuen Dörfel im Augrunde“ verzeichnet: Dürr (als Förster), Dietze, Neumann, Walter, Palm, Bittner, Püsche, Mühle, Knote, Böhm, Michel und Zumpe.
Es waren durchwegs Häusler, von denen je einer als „Schneiderstümpfer“, als „Landreiser“ mit Glas und als „Landreiser“ mit Schleifmittel tätig war. Georg Knothe übte das Richteramt aus und führte die Schenke.
Im Rentbuch von 1748 ist der Ort als „Philippsbau“ bezeichnet, später bisweilen auch als „Philippinenau“. Im TK von 1713 ist der Dominikalort „Neu-Philipps-Bau“ ohne Detaillierung mit 12 Häuser verzeichnet. Im Jahre 1787 (Schaller Topographie) und 1833 (Sommer Topographie) standen 23 Häuser mit (1833) 130 Einwohnern. Es waren eine Schule und ein herrschaftliches Jägerhaus vorhanden. Zahlreiche Einwohner lebten von der Weberei.
Seine höchste Bevölkerungsanzahl hatte Philippenau 1857 lebten 154, 1869 und 1890 nur noch 133 bzw. 113 deutsche Einwohner im Ort. Die in Philippenau mehrfach vorkommenden Familiennamen waren 1934 Bendel, Tröschel, Knothe, Langer und Richter.

Lage

Die Ortschaften Alt-Ohlisch, Bauscheibe und Philippenau – sämtliche in 250 bis 300 m Meereshöhe – liegend an der von Güntersdorf nach Nordosten führenden Bezirksstraße, die 1904 ins Kamnitztal weitergeführt wurde und bei Johnsbach in die dortige Bezirksstraße mündet. Der Ortsteil Hadergrund liegt an der 1887 ausgebauten sog. Waldstraße von Losdorf nach Windisch-Kamnitz. Die Entfernung von Alt-Ohlisch Ortsmitte bis Tetschen beträgt 8 km und bis Böhmisch-Kamnitz 6 km.

Bodengestalt

Das Gemeindegebiet von Alt-Ohlisch ist ein Hügelland, das durch zahlreiche Sandstein Felsbildungen und Talgründe touristisch interessant ist. Die höchsten Punkte sind der Trommel- oder Häuselstein (304 m), der Tanzplan, der Kegelstein, die Marienruhe und der Kreuzstein (302 m); hingegen liegt der von Alt-Ohlisch aus wegen seiner Aussicht oft besuchte Rechenberg (353 m) auf Markersdorfer Gebiet. In den Kegelstein führten früher bis zu 100 m lange Höhlen, die durch Feinsandgewinnung entstanden und wegen Einsturzgefahr bereits nach dem Ersten Weltkrieg geschlossen werden mussten. Oberhalb des Ortes Alt-Ohlisch fließt der von Güntersdorf kommende Dorfbach durch die Wolfsschlucht („im Grunde“), in welcher durch Aufstauung von 1900 bis 1908 die „Austria Klamm“ mit Kahnfahrt und Restaurant bestand. Ihre Interessantesten Punkte waren: Dreikaiserstein, Bismarckfels, Triefbortel oder Tröppel (tropfender Stein), Heil- oder Heultränke, Engpass, Schneiderstübel und Göttergarten. Die ganze Anlage wurde infolge eines Hochwassers nach einem Wolkenbruch zerstört. Unterhalb des Ortes Floß der Bach durch den Großteich und nach Verlassen desselben als „Goldbach“ durch den schroffen Goldbachgrund. Am Ausfluß („Röhrloch“ oder „Schlucken“) des Teiches befanden sich zuerst das Flutenkreuz und die Flutenbrücke, dann die Schafbrücke, weiters der Ziegeunerstein, das Nebental „Kühloch oder Tiefen Grund“ sowie der „Goldborn“ oder das „Rinnbörnel“. Das ganze Goldbachtal ist durch dichten Bewuchs mit Farnen und Pestwurz erfüllt. Weitere „Gründe“ waren die „Bornschlichte“, der „Augrund“ und die „Konsumleite“, alle im näheren Bereich von Philippenau.
Alt-Ohlischer war wegen seines Waldreichtums eine beliebte Sommerfrische. Etwa 60 % der Gesamtfläche ist von Wald bedeckt (Philippenauer Revier mit Hegerhaus in Philippenau), und 35 % waren landwirtschaftlich genutzt.

Gewässer und Trinkwasserversorgung 

Die Ortschaft Alt-Ohlisch wird von Güntersdorfer oder Dorfbach durchflossen, der den Ohlischer Großteich speist und unterhalb desselben Goldbach genannt wurde. Im nördlichsten Teil des Gemeindegebietes hat Alt-Ohlisch bei den Hadergrundhäusern ein Stück Anteil am Fuchsbach oder Borstenbach (Borschnitz). Beide Gewässer münden in den Kamnitzbach. Der Ohlischer Großteich wurde durch den Herrschaftsbesitzer Hans von Salhausen um 1570 mittels eines Dammes aufgestaut, und zwar an einer Stelle, an der sich früher ein kleiner natürlicher See und Bruchland befunden hatten. Er wurde seitdem als Fischteich genutzt, bis 1801 von der Herrschaft selbst und dann bis 1846 von Pächtern. Das Alt-Ohlischer Haus Nr. 5 war das „Fischerhäusel“. Ab 1886 lag der Teich 20 Jahre trocken und ab 1906 wieder gespannt; seitdem nisten dort viele Wasservögel. Im Sommer wird er als Badeteich, zum Segeln und Rudern (sog. Kahnfahrt) benutzt. Seine Größe beträgt etwa 18 ha. Ganz in der Nähe war der viel kleinere Mühlteich gelegen. Die Trinkwasserversorgung im ganzen Gemeindegebiet erfolgte meist aus Pumpen und Brunnen. Viele Häuser, besonders in Philippenau besaßen sog. „Pfützen“, d. s. kleine Teiche, aus denen das Wasser für das Vieh entnommen wurde.

Flurnamen

Alt-Ohlisch: Hofhaus, Hofwiesen, Schulloch, Drescherweg, Pilzgraben, Fiebig, Hadergrunder Folgen (Richtung Nordosten) und Jägertisch, Rolle.
Philippenau: Auf der Scheibe, Folgen (Richtung Markersdorf), In Böhms Winkel, Zu den drei Beeten und Knöchel.

Bevölkerung und Erwerb

Alt-Ohlisch, Bauscheibe und Philippenau sind trotz des Fehlens von bedeutenden Industriebetrieben keine reinen Bauerndörfer gewesen, denn der größte Teil der Bevölkerung fand sein Auskommen in industriellen und handwerklichen Berufen außerhalb der Gemeinde. Auf Land- und Forstwirtschaft entfiel nur etwa ein Viertel der Einwohner. Im Adressbuch von 1934 waren in Alt-Ohlisch selbst 24 und in Philippenau 11 hauptberufliche Landwirte angegeben, zusammen 35. Da es aber nur 13 Bauernhöfe mit mehr als 5 ha Fläche gab, bewirtschafteten somit 22 hauptberufliche Landwirte weniger als 5 ha. Es waren dies wohl hauptsächlich jene Kleinlandwirte, die ihren Besitz im Zuge der Parzellierung des Meierhofes und von 4 Bauernhöfen gekauft hatten. Aber auch zahlreiche Arbeitnehmer, insbesondere 40 Arbeiterfamilien, die in den Fabriken von Johnsbach, Böhmisch-Kamnitz und Tetschen arbeiteten, Betrieben nebenher Landwirtschaft (insgesamt 62 Klein- und Kleinstbetriebstellen). Die Quote der auf Industrie und Handwerk entfallenden Bevölkerung (53,9 %) entsprach jener der Arbeiter (54,4 %).

Vor dem Ersten Weltkrieg befanden sich in Alt-Ohlischer die Wirkwarenfabrik Schwarzer, die Branntweinherstellung Schimmel und die Zementwarenerzeugung Palme, die jedoch alle nach und nach den Betrieb eingestellt hatten. Seit den 30er Jahren bis 1945 wurden zwei Sandsteinbrüche betrieben, Hein und Schimmel, ebenso zwei beachtliche Dachdeckereien. Der schon vor 1914 gegründete Spar- und Darlehenskassen Verein (Raiffeisenbank) für Alt- und Neu-Ohlisch bestand bis 1945. In den 20er Jahren war eine Verkauf des Konsumvereins „Einigkeit“ errichtet worden.

Verkehr, Gastgewerbe, Sport

Nächste Bahnstationen: Rabstein; Post: Markersdorf; Autobusverbindungen mit Tetschen. Gastgewerbe: Vor dem Ersten Weltkrieg bestanden die Gasthäuser: „Zur Kahnfahrt“, „Germania“, „Wolfschlucht“, „Ferdinandsklamm“ und „Lindenhof“.
Bis 1945 gab es die Gasthäuser Knobloch im Saal, Schimmel und Sturm in Alt-Ohlisch sowie das Gasthaus Knothe in Philippenau.
Sportanlagen: Sportplatz, Zeltplatz, Tennisplatz und Badeanstalt am Großteich. Letzterer bot die Gelegenheit zum Segeln und Rudern. In der Umgebung sind geeignete Ski- und Rodelhänge.

Pfarrei, Matriken, Kirche

Kirchlich gehörte Alt-Ohlisch mit seinen Ortschaften stets zum Sprengel der Pfarrei St. Georg in Güntersdorf und machte deren Geschicke mit, nämlich die Reformationszeit von 1541 bis 1645 und dann bis 1725 die vorübergehende Zugehörigkeit zur Pfarrei St. Martin in Markersdorf.
Von den Kirchenbüchern für Alt-Ohlisch sind die Taufmatriken ab 1616, die Trauungsmatriken ab 1602 und die Sterbematriken ab 1616 erhalten.
Gedenkkreuze und Standbilder: Dorfkreuz, 3 Statuen (im Volksmund „Heilige drei Könige“) an der Neu-Ohlischer Grenze, 2 Statuen beim Gasthaus Knothe, Marienbildnis am Wege nach Philippenau und Steinobelisk „Donels Kapelle“ von 1712.
Kirchenfeste: Zu St. Georg (24. April in Güntersdorf und am Dreifaltigkeitstag (Sonntag nach Pfingsten) in Neu-Ohlisch sowie Martini-Kirchweihe in Neu-Ohlischer („Olschta Kirmst“) Anfang November. Ein Gelöbnistag wurde mit Güntersdorf am 14. Februar gehalten, zum Gedenken an die Pestzeit von 1673 bis 1680.
Der Friedhof mit der Friedhofskapelle HL. Kreuz wurde 1918 angelegt. Vorher wurden die Verstorbenen in Güntersdorf beigesetzt.

Schule

Alt-Ohlisch mit Bauscheibe und Philippenau war bis 1784 nach Güntersdorf eingeschult, jedoch war 1747 in Alt-Ohlisch ein Schulstübel eingerichtet worden. Die erste eigene Schule mit ständigem Unterricht war zunächst provisorisch im „Bothenhäusel“ untergebracht, bis im Jahre 1877 ein Schulgebäude errichtet wurde- Im Jahre 1813 war sie noch immer eine Filialschule von Güntersdorf, es unterrichtete der Lehrer Anton Minks. Zeitweise ist damals auch in Philippenau Unterricht erteilt worden.
Ein neues Schulhaus wurden 1839 erbaut. Bis 1878 kamen auch die Neu-Olischer Kinder hierher zur Schule. Die Volksschule von Alt-Ohlisch war stets einklassig. Die Kinder aus Philippenau besuchten großteils die Schule des näher gelegenen Johnsbach, und lediglich die Kinder der oberen Häuser kamen nach Alt-Ohlisch. 1894 war das alte Schulhaus durch ein neues ersetzt worden.

Verwaltung

Das älteste Grundbuch beinhaltet die Zeit von 1561 bis 1620. Nachdem darin Schöppen verzeichnet sind, kann nachgewiesen werden, dass Alt-Ohlisch einst eine Erbrichterei hatte. Um 1610 bis 1612 war ein Thomas Bendel Ortsrichter, um 1712 ein Knothe. Die Richterei wurde im Jahre 1849 aufgelöst. Philippenau hatte einen eigenen Ortsrichter. Von 1850 bis 1875 war Neu-Ohlisch nach Alt-Ohlisch eingemeindet. Die Gemeindevorsteher bzw. Bürgermeister seit 1918 waren: Ambrosius Korn, Franz Schimmel, Leo Bendel, Eduard Ahne, Josef Knobloch, Heinrich Füller und Franz Kühnel. Gemeindepersonal: Wachmann
Die Elektrifizierung erfolgte in den 20er Jahren durch die Lichtgenossenschaft der Gemeinde.

Kulturpflege und Vereinsleben

Vereine: Freiwillige Feuerwehr Alt-Ohlisch, Freiwillige Feuerwehr Philippenau, Landwirtschaftliches Kasino, Deutscher Stierhaltungsverein, Theater- und Gesangsverein, Schulhellerverein, Ortsgruppe des Gebirgsvereins für die Böhmische Schweiz.
Brauchtum: Gründonnerstagklappern, Böllerschießen, einzelne Pferdebesitzer beteiligten sich am Osterreiten in Güntersdorf. Burschen- und Mädchenkränze mehrmals im Jahr. Bocksteifen zur Kirchweih.
Sonstiges: Gemeindebücherei und sozialdemokratische Jugendbücherei vorhanden.

Sehenswertes 

Kriegerdenkmal.
Die einstige Windmühle bestand nach der Jahrhundertwende nicht mehr.

Nachwort (Ausklang)

Die Kriegsverluste der Gemeinde Alt-Ohlisch betrugen – soweit feststellbar – 20 Gefallene und Vermisste, das sind 9,7 % der männlichen Bevölkerung von 1939. Im Jahre 1959 befanden sich gut ein Viertel der ehemaligen Dorfbewohner in der Bundesrepublik Deutschland, gut zwei Drittel in der Deutschen Demokratischen Republik und 7 % im Ausland, davon waren etwa die Hälfte noch in der ČSSR.
Im neuen tschechischen Gemeindeverzeichnis bildet Stará Oleška (deutsch Alt-Ohlisch), Nová Oleška (deutsch Neu-Ohlisch) und Huntířov (deutsch Güntersdorf) mit Františkův Vrch (deutsch Franzberg) die Gemeinde Huntířov, die 1961 705 Bewohner aufwies, wovon 137 auf Alt-Ohlisch mit etwa 40 ständig bewohnten Häusern entfiel (1939: 439 Einwohnern und 87 Häuser).
Bauscheibe und Hadergrund bestehen nicht mehr, Philippenau wird nicht mehr eigens erwähnt.

Tetschen-Bodenbach – Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach (Hrsg.) „Heimatkreis Tetschen-Bodenbach. Ein Buch der Erinnerung“ – 1969
Alfred Herr „Heimatkreis Tetschen-Bodenbach: Städte und Gemeinden. Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach e.V.“ 1977 – S.253-259

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam Alt-Ohlisch zur Tschechoslowakei zurück. Die deutschen Bewohner wurden bis 1946 vertrieben und der Ort erhielt den Namen Stará Oleška (deutsch Alt-Ohlisch). Von der Vertreibung der Deutschen hat sich die Siedlung bis heute nicht erholt. Im Jahre 1960 wurde es aufgrund der geringen Einwohnerzahl zusammen mit Nová Oleška mit der Gemeinde Huntířov verbunden. Zu Huntířov gehören außerdem die Ansiedlung Lužná (deutsch Philippenau) sowie die Wüstungen Popovičky (deutsch Poppendörfel) und Okrouhlík (deutsch Bauscheibe). 1961 lebten 137 Menschen in der mit Nová Oleška vereinten Gemeinde Stará Oleška. Mit Beginn des Jahres 1961 wurde die Gemeinde Oleška, bestehend aus Stará Oleška, Nová Oleška, Lužná und Okrouhlík eingemeindet. Nach dem Einsturz des Dachstuhls wurden 1969 die Kirche St. Georg in Huntířov sowie das Pfarrhaus abgerissen. 1976 wurde auch die Kirche der hl. Dreifaltigkeit in Nová Oleška niedergerissen und als Baumaterial für Ferienhäuser verwendet. Zwischen 1980 und 1990 waren Dobrná und Brložec eingemeindet.
In den folgenden 40 Jahren verschlechterte sich das gesellschaftliche Leben im Dorf infolge des Kommunismus.

Heute

Die Gemeinde Huntířov besteht aus den Ortsteilen Františkův Vrch (deutsch Franzberg), Huntířov (deutsch Güntersdorf), Nová Oleška (deutsch Neu Ohlisch) und Stará Oleška (deutsch Alt Ohlisch).

Am 28.08.2006 wurden in der Gesamtgemeinde 728 Einwohner registriert.

http://www.huntirov.cz/

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