Gemeindebereich
Die Gemeinde Herrnskretschen – Gerichtsbezirk Tetschen – bestand aus der Ortschaft Herrnskretschen und den Einschichten Dürrkamnitz und Prebischtor. „Niederkretschen“ war die innerörtliche Bezeichnung der sich an der Elbe bis an die sächsische Grenze erstreckenden Häusergruppe.
Ortsgeschichte
Die Geschichte von Herrnskretschen reicht in die Blütezeit der Deutschen Siedlungstätigkeiten des früheren 14. Jahrhunderts zurück. Da es selbst keine landwirtschaftliche Rodungssiedlung ist, steht es mit dieser doch in engem Zusammenhang. Wie Neder nachweist, sind das an Stelle des späteren Hotels „Herrnhaus“ gestandene Wirtshaus und eine Mehl- und Sägemühle (später Nr.42), die ersten, um 1310 gegründeten Ansiedlungen in Herrnskretschen gewesen. Die um die gleiche Zeit angelegten benachbarten deutschen Dörfer Jonsdorf und Stimmersdorf waren von Anfang an zur Benutzung dieser herrschaftlichen Mühle verpflichtet. Dadurch sowie durch den Flößerverkehr vom Kamnitzbach in die Elbe ergab sich die Notwendigkeit, ein Wirtshaus zu errichten, dessen Inhaber auch die Überfahrt über den Elbestrom vorzunehmen hatte.
Das einstige Zentrum des Ortes befand sich am Elbufer unterhalb der Kamnitzmündung, um die untere Schenke, den „Hornskratschn“. Das Wirtshaus, das wahrscheinlich zu Beginn des 14. Jahrhunderts an einem Lagerplatz der Flößerei entstanden ist, läßt sich seit 1445 schriftlich nachweisen. Nachdem 1786 an der Kamnitz die Kirche erbaut worden war, verlagerte sich der Mittelpunkt des Ortes in das Seitental.
Der Name Herrnskretschen galt ursprünglich nur dem schon genannten Wirtshaus („Kretscham“, wie es im Deutsch- slawischen Berührungsgebiet Sachsen, Schlesiens und auch Nordböhmens allgemein hieß), welches an einem scharf vorspringendem Felsen (einem Horn oder Gehörn) lag. Die Bedeutung ist somit mit aller Wahrscheinlichkeit „Felswirtschaftshaus“ und nicht, wie vielfach in Reiseführern erwähnte „Grenzwirtschaftshaus“. Die alte einheimische Schreibweise, die eindeutig „Hornskratschen“ lautet, beweist dies. Erst durch Mißverstehen der Wortbedeutung und Verballhornung, kam es zu verschiedenen sehr aufgeweichter Formen, die schließlich im Deutschen über Hornißkretschen und Hörnskretschen zum Herrnskretschen wurden (wodurch seit 1758 auch der Name „Herrnhaus“ aufkam), und in der tschechischen Form über Horschensko zu Hřensko führten.
Seit der Zeit der ersten Ansiedlungen gehörte Herrnskretschen zur älteren Herrschaft Scharfenstein, zuerst unter den Michelsbergern, später unter den Berka, den Wartenbergern und den Salhausen (seit 1515). Bei der im Jahre 1562 erfolgten Teilung bekam die jüngere Linie (Friedrich der I), deren Erbe den Grundstock der späteren Herrschaft Bensen bildete, unter anderen den größten Teil von Herrnskretschen mit 8 Häusern. Der ältere Bruder Johann von Salhausen erhielt große Teile der später zur Herrschaft Binsdorf gefallenen Gebiete sowie, wegen der Wichtigkeit des Ortes an Kamnitzbach und Elbe für die Holzflößerei aus dem ganzen Kamnitzer Raum sowie für Getreideexporte mit Zolleinhebung, auch Grundstücke zur Lagerung und für Bauzwecke in Herrnskretschen. Nach dem Tode Friedrichs im Jahre 1576 trat eine weitere Teilung des Ortes ein, indem seine Tochter Magdalena (verehelicht mit Adolf von Hagen) die Mahlmühle, die Brettsäge und das obere neue Wirtshaus und die andere Tochter Maria (verehelicht mit Haubold von Starschedel), das untere Wirtshaus sowie 5 Häusler erhielt. Nutzungsrechte am Kamnitz- und am Bielebach wurden ebenfalls geteilt. Bereits bis 1597 war es durch Erbgang und Rückkauf von Herrschaftsteilen zur Vereinigung des Ortes Herrnskretschen unter Anton von Salhausen gekommen. Nach mehrfachem Besitzwechsel ab 1612 (Wartenberg, Kinsky) gelangte Herrnskretschen (20 Häuser) mit der gesamten Herrschaft Binsdorf 1635 in die Hand Johanns von Aldringen und ab 1636 an seine Schwester Anna, verehelicht mit Hieronymus von Clary. Im Rahmen der 1653 erfolgten Teilung der Herrschaft wurde auch das inzwischen sowohl an Größe als auch an Bedeutung gewachsene Herrnskretschen vier- bzw. dreigeteilt. Die Steuerrolle von 1654 nennt: Bensner Teil – Hohenleipaer und Reifener Teil; des Paul von Aldringen – oberes Wirtshaus und 9 Häusler; Binsdorfer Teil der Anna von Aldringen verehelichte Clary: 5 Häuser und die vordere Brettsäge; Rosendorfer Teil der Maria Elisabeth verehelichte von Attems; unteres Wirtshaus (1 Herrnhaus), die hintere Brettsäge; die Mühlen, 3 Häusler und die Bielebach. Durch gemeinsamen Besitz an den Stallungen sowie gemeinsames Recht zum Flößen auf der Kamnitz und zur Holzniederlage, wurde allen drei Teilen der Zugang zu dem Verkehrsmäßig wichtigen Ort gewährleistet. Nach der Vereinigung des Bensner und des Binsdorfer-Teils (1676) blieb eine Zweitteilung noch bis Ende des 17. Jahrhunderts erhalten. Sodann gehörte das endgültige wiedervereinigte Herrnskretschen zur Clary-Aldringenschen Herrschaft Binsdorf und kam 1850 zum Gerichtsbezirk Tetschen.
Die älteste bekannte urkundliche Nennung von Herrnskretschen erfolgte 1445, als Bartel Lühne, „Kretscham an der Kamnitzbach“, einen Kaufvertrag mit dem Tetschner Bürger Haußen abschloß. 1475 kommt „Hornseßkretczschin“, 1488 „Horniß Kretzmar“, 1530 „Hörnsen Kreczmer“, 1540 „ Hornysch Kraczmer“, 1568 „Hornßkretschmer“, 1596 „Herniß Kretzscham“, 1614 „Herrnskreczem“, 1619 „Herns Kreczem“ und 1635 „Herrmens Krätzmen“ vor. Die tschechische Form des Ortsnamens “Hrzensko“ scheint erstmals 1619 neben der oben genannten deutschen Form vorzukommen. Auf der Öderschen Karte von 1592 ist „Kretschmars Wiese“ beim großen Winterberg verzeichnet.
Nach der Steuerrolle von 1654 wies das gesamte „ Hernskraczen“ außer den Wirtshäusern und Mühlen 17 Häusler stellen auf, von denen 7 wüst waren. Die Familiennamen der Häusler einschließlich der 5 wegen Rekatholisierung entlaufenen Familien waren: Kürschner, Purschberg, Richter und Ullrich, Ehrlich oder Ettrich, Guth, Hansel, Hübl oder Hebel, Jäger, Kalb, Kühnel, Linhart und Wirsam. Ein Einwohner ist als Fischer bezeichnet.
Zur Zeit des Theresianischer Kataster (TK) von1713 hatte „Herrns Kratschen“ 27 Wirte mit insgesamt nur etwa 1 Strich Feld. Infolge des Fehlens von landwirtschaftlichen Flächen waren die Bewohner von alters her zu gewerblichen Erwerbstätigkeiten gezwungen. So gab es 1714 in Herrnskretschen außer den Wirten und 2 Mühlen auch 2 Holzhändler, von denen einer bis Dresden und Magdeburg fuhr, 2 Schiffsbauer, 7 Schiffer, 10 Tagelöhner und 1 Spinnerin. Der Bestand an Familiennamen zeigt wesentliche Veränderungen gegenüber der Steuerrolle, wahrscheinlich wegen religionsbedingter Abwanderung und infolge Zuwanderung über die nahe Grenze. Die Namen lauteten: Seidel, Guth, Neise, Jäger, Reinert und Wirsam, Dittrich, Ettrich, Hebel, Peche, Richter, Stelzig, Uhmann, Weber und Wurm. In der Müllerischen Karte von 1720 ist der Ort in der Schreibung „Hörnskratschen“ und in der Josefinischen Karte von 1781(82 als „Herrnskrätschen“ verzeichnet. Im Dominikalkataster 1756 sind 1 herrschaftliche Mühle und 4 herrschaftliche Sägen aufgeführt, die zu Binsdorf gehören.
Im Jahre 1740 wurden 42 Häuser mit 220 Bewohnern gezählt, 1787 in Herrnskrätschen 63 Häuser mit etwa 380 Einwohnern und ein kaiserliches Königliches Zoll- und Mautamt, 1833 in Herrnskretschen 74 Häuser mit 422 Einwohnern, wovon 9 Häuser elbabwärts „Niederkretschen“ genannt werden. An öffentlichen und herrschaftlichen Gelände werden das kaiserliches Königliches Grenzzollamt, das Herrnhaus oder die Herrnschänke, der 4 Stock hohe Schüttboden, das Flossamt, das Jägerhaus, 4 Brett- und 2 Mahlmühlen genannt. Mehrere Einwohner waren Schiffsleute, Flößer und Holzhändler, die Bau- Brennholz und Bretter z.T. bis Hamburg verschifften. Zu nennen ist insbesondere die 1798 gegründete, später bedeutende Holzexportfirma Franz und Ignaz Clars Söhne. Infolge der Grenzlage spielte in Herrnskretschen die Pascherei (Schmuggel) seit jeher eine Rolle.
In den Fabrikgebäuden in Niederkretschen, in denen vor 1850 Franz Richter eine Orseille-Erzeugung betrieben hatte, ließ sich 1884 eine Dresdner Nähmaschinenzwirn Fabrik nieder.
Dominante des Ortsbildes war das aus der unteren Schenke hervorgegangene Herrenhaus, das als Gasthof und Hotel diente. 1932 verkaufte die Familie von Clary-Aldringen das große Gebäude für 688.000 Kronen an den tschechischen Staatsforst, da sie sich nach Enteignungen und der Errichtung eines Jagdschlößchens in Hohenleipa nicht zur Durchführung notwendiger Baumaßnahmen in der Lage sah. Als 1938 am rechten Elbufer die neue Straße von Tetschen nach Dresden errichtet wurde, stand das Herrenhaus im Wege und wurde abgerissen.
Das zweite bedeutende Wirtshaus war die Obere Schenke im Kamnitztal, die um 1550 von Friedrich von Salhausen begründet worden war. Die Wirtschaft an der Brücke nach Jonsdorf unweit der Kirche wurde später als Hotel „Deutsches Haus“ bekannt. Nach 1945 ist es als Hotel „Český Lev“ weiter betrieben worden. Nach einem Brand wurde es abgerissen.
Bei der Volkszählung von 1869 und 1890 hatten Herrnskretschen 658 bzw. 698 deutsche Einwohner. Infolge seiner verkehrsmäßig wichtigen Lage am Elbstrome, an der Einmündung des Kamnitzbaches und der Abzweigung der Verbindungsstraße zur Böhmerstraße und ins nordböhmische Niederland hatte Herrnskretschen in Kriegszeiten mehrfach Truppendurchzüge und Brandschatzungen zu erleiden, so im Dreißigjährigen Kriege (besonders 1634/35), in den Preußenkiegen (1756 und 1758) und in den napoleonischen Kriegen (1813). Auch die Eisgänge und Überschwemmungen auf Elbe und Kamnitzbach (z.B. 1784, 1799,1830, 1845, 1897, 1907) sowie mehrfache Felsstürze fügten dem Ort oft Schaden zu. Der größte soll der Einsturz des Marienfelsens oberhalb des späteren Herrenhauses gewesen sein, jedoch besteht zu diesem Ereignis keine schriftliche Überlieferung.
Niederkretschen
Dieser Ortsteil zwischen Kamnitzbachmündung und Landesgrenze hat-wie die in der Josefinischen Landkarte eingezeichnete, allerdings nicht benannte Häuser erkennen lassen-bereits im 18.Jahrhundert bestanden. Im Jahre 1835 umfaßte Niederkretschen 10 Häuser.
Dürrkamnitz
Die zu Herrnskretschen gehörende Einschicht Dürrkamnitz entstand 1793 durch Errichtung einer Mahlmühle, die 1882 abbrannte. Zeitweise waren dort auch eine Brettmühle und eine Lohnstampfe sowie 3 Wirtshäuser, von denen das im Dürrkamnitzgrunde bis 1945 bestand.
Prebischtor
Die Herrnskretschner Einschicht Prebischtor wurde 1826 als einfache Schenke gegründet, 1881 ließ Fürst Edmund von Clary-Aldringen an dessen Stelle das Hotel „Falkennest“ mit 50 Betten erbauen.
Die Geländebezeichnung Prebischtor, Prebischkegel und Prebischgrund wurden bereits in den Grenzbeschreibungen von 1583, 1618, 1634 und 1647 sowie in den Teilungsverträgen der Herrschaft Bensen und in der böhmischen Landtafel 1653 erwähnt.
Teilweise lautet die Namensform in den Urkunden Pribsch-; Briebs- und Priebschtor und es ist anzunehmen, dass sie von dem in der weiteren Umgebung ehedem verbreiteten Familiennamen Prebis oder Prebischkegel abzuleiten sind. Der Zeitpunkt der Namensgebung ist allerdings nicht zu ermitteln.
Lage
Die Ortschaft Herrnskretschen liegt rechtselbisch 12 km nördlich von Tetschen in etwa 120 m Meereshöhe an der tiefsten Stelle Böhmens (Elbpegel bei Normalwasser 113 m). Die West- und Nordgrenze der Gemeinde ist gleichzeitig Landesgrenze Böhmen und Sachsen.
Der größte Teil der Ortschaft Herrnskretschen erstreckt sich von der Elbe etwa 3 km weit in das tief eingeschnittene Tal des Kamnitzbaches bzw. Des von ihm aufgenommenen Baches Lange Biele. Nur einige Häuser bei der Kamnitzbachmündung sowie der Ortsteil Niederkretschen und die Einschicht Dürrkamnitz liegen unmittelbar an der Elbe, und zwar 1 km nördlich bzw. 2 km südlich der Kamnitzbachmündung. Die Einschicht Prebischtor liegt etwa 4 km östlich der Ortschaft in 420 m Meereshöhe.
Bodengestalt
Das Gemeindegebiet von Herrnskretschen ist fast durchwegs bergig und felsig. Es reicht von 113 m Meereshöhe am Elbspiegel bis etwa 490 m an den Hängen des Großen Winterbergs. Durch das tiefeingeschnittene Kamnitzbachtal, in dem das Ortszentrum von Herrnskretschen liegt, wird die Gemeinde in einen größeren nördlichen und kleineren südlichen Teil gegliedert.
Oberhalb der Ortschaft verengt sich das Kamnitztal zum 1,5 km langen Edmundsgrund mit mehreren Schleusen, mit der Marienbrücke und dem seit 1870 bestehenden Lachsfang. Beim sogenannten „Ende der Welt“ geht die Schlucht in die 1 km lange Edmundsklamm über. Sie ist seit 1877 näher erforscht und seit 1889/90 auf Veranlassung des Fürsten Edmund Clary-Aldringen für die Touristik erschlossen worden. Näheres über die Edmundsklamm und die anschließende Wilde Klamm ist bei der Gemeinde Stimmersdorf ausgeführt. Die Klammen sind Naturschutzgebiet; sie wurden vor dem Zweiten Weltkrieg jährlich von weit über 1 Million Touristen besucht.
Der Norden und Nordosten des Gemeindegebietes sind von ausgedehnten malerischen Sandsteinfelsbildungen erfüllt (Böhmische Schweiz), welche meist die Bezeichnungen Wand, Horn, Stein oder Turm tragen. Der bedeutendste Fels ist das Prebischtor (441 m Meereshöhe); als ausgehöhlte, frei stehende Felsbrücke mit 20 m Höhe, 30 m Länge und 3 bis 4 m Dicke des Torbogens ist es eine europäische Berühmtheit. Dieses Felstor wurde bereits in einer Urkunde des 15. Jahrhunderts als „Hohes Tor“ genannt. Der Name geht auf einen Familienamen „Prebis“ zurück. Von den in der Nähe befindlichen Felsen Kreuzstein, Edmundstein, Prebischkegel, Prebischhorn, Prebischwand, Potzenhorn, gestatten einige eine vorzügliche Aussicht auf das Prebischtor. Vom Prebischtor führt der bekannte Gabrielensteig nach Rainwiese.
Weitere bekannte Felsen der Umgebung sind: Silberwand (423 m), Taubenhorn, Pfützenhorn oder Hochhorn (293 m), Auerhahnwände (440 m), Matzseidelwände (461 m), Langgrundwände, Anschußhörner und Bielhorn. Die dazwischenliegenden bekanntesten Täler tragen die Namen: Husche, Finsteres Gründel, Langer Grund oder Hirschgrund, Harzgrund, Vorderes Gründel, Himbeergründel, Mordgrund, Hübelsgrund, Silberloch, Goldloch, Kretschmersloch, Torgrund.
Zahlreiche Wege erschließen das Gebiet für den Wanderer, z.B. Fremdenlegion, Promenadenweg, Pelagiesteig. Der von Herrnskretschen aus gern besuchte Große Winterberg (553 m, Basalt, großartige Rundsicht, Schutzhütte) liegt außerhalb der Gemeinde und schon in Sachsen. Er war 1492 von der damaligen Herrschaft Scharfenstein an die Herrschaft Wildenstein des Kurfürsten von Sachsen abgetreten worden. Am Südabhang des Winterberges erinnern die Geländenamen Gold- und Silberloch sowie Silberwand an die vergeblichen Versuche eines Edelmetallbergbaues um 1550, die etwa gleichzeitig mit den Versuchsgrabungen beim Scharfenstein und bei Bensen (Hermersdorf) stattfanden.
Südlich der Kamnitzbachmündung, direkt gegenüber dem Hotel Herrnhaus, befindet sich der Aussichtspunkt „Elisalex-Felsen“ (237 m), auf dem der Bau eines Clarysch Schlößchens in gotischem Stil geplant war, dessen Errichtung jedoch wegen des brüchigen Felsens unterblieb. Der Felsen ist nach der Fürstin Elisabeth Alexandra (Elisalex) Clary-Aldringen geb. Gräfin Ficquelmont benannt (Gemahlin von Edmund Clary-Aldringen), deren Taufpaten die Königin Elisabeth von Nepal und der Kaiser Alexander I von Russland waren.
Der Südteil des Gemeindegebietes geht über in das Jonsdorfer Hügelland, das seinerseits ein Teil des Zappenlandes ist. In dieser ist der 2 km von Herrnskretschen ins Elbtal ausmündende Dürrkamnitzgrund eingeschnitten, in welchem ein Gletschertopf mit Strudellöchern und zahlreiche romantische Felsbildungen zu besichtigen sind. Die im obersten Dürrkamnitztal befindlichen Krümmerwände befinden sich in der Gemarkung von Arnsdorf.
Von der Herrnskretschener Gemeindefläche entfallen 84 % auf Waldboden, 12 % auf felsiges Gelände und nur 4 % auf landwirtschaftlichem Kulturland. Das Forstrevier Herrnskretschen gehörte zur Clary-Aldringenschen Domäne Binsdorf und wurde 1924 größtenteils verstaatlicht. In Herrnskretschen befanden sich dann die staatliche Försterei und das Clarysche Forstamt (vorher Binsdorf), zu dem u.a. die Edmundsklamm und die Wilde Klamm gehörten.
Herrnskretschen war eine beliebte Sommerfrische und Ausgangspunkt zahlreicher Touren in die Böhmische Schweiz, entwickelte sich nach 1860 zu einem beliebten Erholungs- und Wanderort.
Gewässer und Trinkwasserversorgung
Das wichtigste Gewässer Herrnskretschen ist die Elbe, welche auf 3 km Länge die Westgrenze der Gemeinde bildet und seit jeher die Wirtschaftsstruktur des Ortes bestimmt. (zahlreiche Schiffer, Flößer).
Der bei Herrnskretschen in die Elbe mündende Kamnitzbach war etwa 1 km für Boote schiffbar und bildete einen natürlichen Hafen für kleine Elbkähne, der mindestens seit dem 16. Jahrhundert als Umladeplatz benutzt wurde. Über den Bach führten im Ortsbereich zwei Brücken und mehrere Stege. In den Kamnitzbach mündet im Oberort der Bach Lange Biele, der bis Anfang des 20. Jahrhunderts 5 Brettsägen trieb und seinerseits das Bächlein Dürre Biele aufnimmt.
Der die südliche Gemeindegrenze bildende und direkt in die Elbe fließende Dürrkamnitzbach wurde vor 2 bis 3 Jahrhunderten „Törpsbach“ genannt; er wird durch den von Jonsdorf kommenden Erbischbach verstärkt. An der Landesgrenze zwischen Niederkretschen und Schmilka mündet der Diebsbach in die Elbe.
Trinkwasserversorgung: Herrnskretschen hat seit 1901 eine Hochquellwasserleitung. Bemerkenswert sind außerdem die starken Quellen „Dreikönigsquellen“ und „Jungfernquelle“ oberhalb des Ortes im Tal der Langen Biele.
Flurnamen
Am Kreuzweg, Diebsteig, Die Husche, Hirschpfützen, Streckwald, Klötzerbloßwiese, Fremdenweg, Heusteig, Schweinsgarten, Auf der Laute, Hundskirche, Brandberg, Heilige Hallen, Kretschner Rieschen, Schirmerbusch, Blöße
Bevölkerung und Erwerb
Die Gemeinde Herrnskretschen hatte im Jahre 1939 657 Einwohner gegenüber 575 im Jahre 1930. Diese Zunahme, wie sie nur wenige Gemeinden des Kreises aufzuweisen hatten, dürfte in diesem grenznahen Ort mit dem Wegfall der Staatsgrenze im Jahre 1938 zusammenhängen. Damals kehrten zahlreiche, im Alt Reich berufstätig gewesene Herrnskretschener Einwohner zurück, aber trat auch eine echte Zuwanderung ein.
Von den Wirtschaftsbereichen dominierte in Herrnskretschen mit Abstand der Handel (Holzhandel) und der Verkehr (Bahn, Schifffahrt, Flößerei, Gaststätten und Beherbergungsgewerbe), die zusammen über die Hälfte der Wohnbevölkerung Erwerb boten. Völlig unbedeutend war dagegen der Anteil der Landwirtschaft mit nur 4 kleinsten Nebenerwerbsbetrieben. Die beiden nachgewiesenen Betriebe mit 20 bis 100 ha sowie mit 100 ha und mehr (staatliches Forstrevier) gehörten dem Bereich der Forstwirtschaft an; dies gilt ebenso für die meisten der 16 Personen in Land- und Forstwirtschaft.
Der Prozentsatz von Industrie und Handwerk lag mit 21,6 % weit unter dem Kreisdurchschnitt. Mit Ausnahme der Dresdner Nähmaschinen-Zwirnfabrik (ab 1910 Franz bzw. Wilhelm Eiselt GmbH, Zwirnerei), eine Färberei und Bleicherei, mehrere Brettsägen, der Mahlmühle, eines Steinbruchs, zweier Likör- und Früchtesirup-Fabrikationen, und – von 1905 bis 1922 – das Acetylen-Erzeugungsbetriebes Böhmer & Kühling, später Paul Nitschke (sog. Gaswerk, Verarbeitung von bosnischem Karbid für Beleuchtungszwecke) hatten in Herrnskretschen keine Produktionsbetriebe ihren Standort. Bedeutendste Holzgroßhandelsfirmen: Franz und Ignaz Clars Söhne, Wenzel und Ignaz Clar, Oschmann, Richter; einige der letzteren bestanden bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts.
Charakteristisch für die berufliche und wirtschaftliche Struktur Herrnskretschen war unter anderen das Vorhandensein von 20 Flößern und 13 Schiffern, von 19 Reiseandenken- und Ansichtskarten-Verkaufsstellen, von 15 Obst- und Zuckerwarenhandlungen sowie einer Gastwirte Genossenschaft. Vor dem Ersten Weltkrieg waren auch 10 Lohnfuhrwerker.
Heilberufe: Schon in den 70er Jahren des 10. Jahrhunderts hatte sich in Herrnskretschen ein Arzt niedergelassen, nämlich Friedrich Effenberger aus Niedergrund, der zuvor als Regimentsarzt 1859 die Schlacht bei Solferino/Lombardai mitgemacht hat. In den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg gab es einen Gemeindearzt mit Hausapotheke, der nach dem Kriege die Funktion eines Distrikarztes bekam. Von etwa 1910 bis 1945 war MUDr. Johannes Müller tätig. Seit dem 20er Jahren hatte Herrnskretschen eine Dentistin Frau Dr. M. Engelhard.
Verkehr, Gastgewerbe, Sport
Nächste Eisenbahnstation: Schöna-Herrnskretschen der sächsische Staatseisenbahn, direkt gegenüber am linken Elbufer aus Sächsischen Boden. Die Verbindung stellte ein Fährdampfer her. Autobusverbindungen: über Jonsdorf, Arnsdorf und Binsdorf nach Tetschen, ferner nach Dittersbach und Kreibitz-Teichstatt. Die direkte Fahrstraße von Herrnskretschen nach Tetschen sowie die Brücke über den Kamnitzbach wurden seit 1938 ausgebaut. Postamt (auch für Jonsdorf) seit 1872, Telegrafenamt seit 1876. Stationen der Sächsischen-Böhmischen Dampfschifffahrtsgesellschaft. Bis hierher verkehrten von Dresden aus die großen Luxusdampfer „Dresden“ und „Leipzig“. Der Linienverkehr Dresden-Herrnskretschen wies in den Sommermonaten (außer Sonderfahrten) täglich je 10 Ankünfte und Abfahrten von Personendampfern auf; zwischen Herrnskretschen und Tetschen gab es acht fahrplanmäßige Schiffspaare täglich. – Vom Postamt Herrnskretschen wurden Ende September bis Anfang Oktober 1938 tschechische Briefmarken mit dem Überdruck „Wir sind frei“ ausgegeben (sog.“Rumburger Ausgabe“).
Gastgewerbe: 16 Hotels und Gasthäuser, und zwar: „Deutsches Haus“ seit 1553 als „Oberer Kretscham“ bestehend – J. Clar, Nr.23, „Fischerhäusel“ – E. Ernst, Nr.79, „Grüner Baum“ seit 1862, mit Privatpension – M. Keilitz, Nr.68 und 28, „Hetschel“ – J. Kreibich, Nr. 13/98, „Herrnhaus“ seit dem 14. Jahrhundert als „Kretscham an der Kamnitzbach„ bestehend- K. Kreibich, Nr.11, „Zum Weißen Rössel“-G. Richter, Nr.128), „Weidmannsheil“- J. Richter, Nr.129, „Schweizerhaus“ seit 1892 – F. Schabestiel, Nr.116, „Zur Gemütlichkeit“- A. Seidel, Nr.20, „Felsenkeller“ seit1882 – H. Tittel, Nr.35, „Krone“, früher „Dampfschiff“ seit 1867 – L. Wirsam, Nr.16, „Mühle“ seit 1878 – K. Wischolit, Nr.42, E. Grützner, Nr.4, W. Günther, Nr.37 sowie Bergasthof „Prebischtor“, K. Kreibisch, Nr.83 und „Dürrkamnitz“, F. Wotipka, Nr.76. Außerdem 3 Kaffeehäuser und 1 Konditorei. Die Hotels und Gasthäuser hatten zusammen 650 bis 700 Betten, zu denen etwa 300 Privatbetten und mehrere Touristenlager kamen.
Sport: Elbeflußbad bis in die 30er Jahre.
Pfarrei, Matriken, Kirche
Bis 1786 gehörte Herrnskretschen zum Kirchensprengel Arnsdorf, eine Alt-Pfarrei des Dekanats Böhmisch-Leipa, die schon 1240 gegründet worden und von Mitte des 16. bis Anfang des 17. Jahrhunderts lutherisch war. Das Luthertum hielt sich in Herrnskretschen gut 100 Jahre. Etwa die Hälfte der Bewohner verließ um das protestantischen Glaubens Willen die Heimat. Die zuständige Pfarrei Arnsdorf erhielt erst 1647 wieder einen katholischen Seelsorger. Seit 1786 war Herrnskretschen eine Lokalie von Arnsdorf und seit 1853 Pfarrei und gehörte seit dem 20. Jahrhundert zum Vikariat Tetschen. Letzt er Pfarrer von etwa 1920 bis 1945: Dechant Paul Gabrisch. Sämtliche Arten von Matriken für Herrnskretschen sind seit 1785 erhalten, und zwar die Bände der Lokalie Herrnskretschen wie auch die Pfarrei Arnsdorf.
Die Pfarrkirche ist dem heiligen Johannes von Nepomuk geweiht. Sie ist barock, rechteckig, einschiffig mit halbkreisförmigem gewölbtem Altarraum. Altar barock. Statue des heiligen Johannes von Nepomuk aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Von der geplanten neuen Pfarrkirche sind nur die Grundmauern vorhanden.
Schule
Ursprünglich gehörte Herrnskretschen zum Schulsprengel Arnsdorf. 1782 wurde die erste eigene Schule eingerichtet und 1789 ein Schulhaus erbaut, das 1834 vergrößert wurde. Im Jahre 1833 unterrichtete der Lehrer Bernhard Voitel. 1880 wurde ein umgebautes, größeres Gebäude bezogen. Herrnskretschen besaß etwa seit der Jahrhundertwende eine zweitklassige Volksschule und vor dem Ersten Weltkrieg eine Flößerschule (seit 1878).
Verwaltung
Die ehemalige Dorfrichterei befand sich im Haus Nr. 38 (StR: 1654 Paul Richter). Schon 1653 führte die Gemeinde eine Art Wappen, enthaltend den heiligen Adalbert von Prokopium und Jonas mit dem Walfisch. Herrnskretschen hatte bis 1938 ein Nebenzollamt, eine Finanzwachabteilung und ein Finanzwachinspektorat mit zusammen 9 Beamten.
Der Gemeindevorsteher bzw. Bürgermeister seit 1918 waren: Franz Schaberstiel, Kurt Kreibich und Friedrich Reinert.
Gemeindepersonal: Gemeindesekretär und 1 Wachmann.
1905 wurde die Straßenbeleuchtung mittels Acetylengas (3,5km mit 40 Straßenlaternen) und 1922 mittels elektrischen Stroms eingeführt.
Kulturpflege und Vereinsleben
Vereine: Kameradschaftsverein gedienter Soldaten seit 1893, Freiwillige Feuerwehr seit 1882, Gesangsverein „ Liedertafel“ seit 1897, Ortsgruppe des Deutschen Kulturverbandes gegründet vor 1879, des Gebirgsvereins für die Böhmische Schweiz seit 1879, des Bundes der Deutschen, Zweigverein „Hubertus“, Arbeiter-Turn- und Gesangsverein „Freiheit“, Theater-Dilettantenverein.
Brauchtum: Tod austreiben vor Ostern; Vorziehen bei Hochzeiten; Hahn schlagen zur Kirmes; Schifferfastnacht (Kahn tragen) im Monat Januar (schon seit dem 16. Jahrhundert).
Sonstiges: Gemeindebücherei vorhanden
Sehenswertes
Hotel Herrenhaus, dreistöckig, eng an die Felsklippen angebaut, Kriegerdenkmal von 1925, zahlreiche schmucke Fachwerk- und Umgebinde Häuser. Prebischtor, Edmundsklamm, Elisalexfelsen, Zigeunerfichte an der Straße nach Stimmersdorf (23 m hoch, 300 Jahre alt).
Kriegerdenkmal
Ausklang
Die Kriegsverluste Herrnskretschen betrugen 36 Gefallene und Vermißte (11,6 % männliche Bevölkerung). Im Jahre 1959 waren die ehemaligen Einwohner etwa je zur Hälfte in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR.
Die tschechische Gemeinde Hřensko hatte 1961 -bei gleichen Gebietsstand wie das frühere Herrnskretschen- eine Einwohnerzahl von 186 gegenüber 673 im Jahre 1939. Die Zahl der bewohnten Häuser ging von 135 auf 48 zurück.
Heute
Hřensko (deutsch Herrnskretschen) ist eine Gemeinde in Tschechien. Sie liegt im Norden des Landes direkt an der Grenze zu Deutschland, wo die Kamenice (deutsch Kamnitz) in die Elbe mündet.
Sie ist der am tiefsten gelegene Ort in Böhmen und ganz Tschechien (112,5 m.u.m.).
Die Gemeinde Hřensko besteht aus den Ortsteilen Hřensko (deutsch Herrnskretschen) und Mezná (deutsch Stimmersdorf), die zugleich auch Katastralbezirke bilden.
Grundsiedlungseinheiten sind Hřensko, Mezná und Mezní Louka (deutsch Rainwiese).
Wegen der starken Erosion durch den Besucherverkehr darf die Felsenbrücke Prebischtor seit 1982 nicht mehr betreten werden.
2022 – Feuer in der Böhmischen Schweiz
Fast alle Bewohner der Gemeinde Hřensko, die als Tor zum Nationalpark gilt, mussten am Dienstag ihre Häuser verlassen. Der Waldbrand breitete sich dort bis auf eine Fläche von rund 30 Hektar aus. Das Feuer ist derzeit unter Kontrolle und scheint sich nicht weiter auszubreiten. In dem Ort Hřensko nahe der Grenze zur Bundesrepublik wurden Drehleitern eingesetzt, um Glutnester in den Felsen oberhalb der Stadt zu löschen. Bisher mussten rund 450 Menschen ihre Häuser und Wohnungen verlassen.
27.Juli: Der am Sonntag ausgebrochene Brand in der Böhmischen Schweiz ist noch immer nicht unter Kontrolle. Das Feuer breitete sich immer wieder durch aufkommenden und drehenden Wind aus, inzwischen hat es bereits 1.000 Hektar getroffen.
Löscharbeiten konzentrieren sich auf Herrnskretschen
Die lokale Feuerwehr meldete, dass die Brände in Hřensko unter Kontrolle seien. Auf diese konzentrierten sich am Mittwoch die Hauptlöscharbeiten, mehrere Häuser brannten. „Es ist ein unzugänglicher Ort und sechs Hubschrauber arbeiten hier, vier aus der Tschechischen Republik, einer aus Polen und einer aus der Slowakei“, erklärte der Sprecher der Kreisfeuerwehr Lukáš Marvan. Dazu kam am Mittwoch noch ein weiterer Hubschrauber einer tschechischen Privatfirma.
Auch in Stimmersdorf (Mezná), Rainwiese (Mezní Louka) und Hohenleipa (Vysoká Lípa) sollen die Brände eingedämmt worden sein. Um das berühmte Prebischtor (Pravčická brána) wüteten ebenfalls die Flammen. Laut Feuerwehr befindet es sich noch in einem guten Zustand, Schäden können allerdings nicht ausgeschlossen werden. Über dem Gebiet wurde inzwischen eine Flugverbotszone für Zivilmaschinen ausgerufen.
Seznam Zpravy hat authentische Fotos aus dem Dorf Mezná in Hřensko, das Feuerwehrleute vor einem riesigen Feuer schützen. Die verwüsteten Gärten und Wälder sind zu sehen. Die Eigentümer der Häuser und Hütten konnten noch nicht auf das Gelände zurückkehren.
3. August: Die evakuierten Bewohner der Dörfer Hřensko, Mezná und Mezná Louka dürfen weiterhin nicht in ihre Häuser im Waldbrandgebiet der Böhmischen Schweiz zurückkehren.
„Tetschen-Bodenbach – Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach“ (Hrsg.) Heimatkreis Tetschen-Bodenbach. Ein Buch der Erinnerung“ – 1969
„Alfred Herr – Heimatkreis Tetschen-Bodenbach: Städte und Gemeinden“ – Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach e.V.“ 1977 – S.398-405
„Die deutschen Heimatführer“ Band 17/18 Sudetenland – Druck 1939
„Trei da Hejmt!“ Heimatzeitung für den Landkreis Tetschen-Bodenbach
Wie hat dir der Beitrag gefallen?