Jonsdorf

  • Beitrags-Kategorie:Landkreis Tetschen-Bodenbach
  • Beitrag zuletzt geändert am:20. August 2022
  • Lesedauer:19 min Lesezeit

Gemeindebereich

Die Gemeinde Jonsdorf- Gerichtsbezirk Tetschen – bestand aus der Ortschaft Jonsdorf und der Einschicht Kuttelburg 2 km östlich. Im innerörtlichen Sprachgebrauch wurden außerdem das Hinderdorf (Richtung Herrnskretschen) und das Niederdorf (Richtung Arnsdorf) unterschieden.
Mundartliche Aussprache des Ortsnamens: Jounsdoff
Gesamtfläche der Gemeinde: 466 ha

Ortsgeschichte

Jonsdorf ist eine deutsche Rodungssiedlung (zweireihiges Waldhufendorf). Es liegen Anhaltspunkte dafür vor, dass es um 1304 unter Benedikt von Michelsberg gegründet, wie auch einige andere Dörfer des Zappenlandes.  Auf diesen Zeitpunkt weist die im Vergleich zu den Nachbarort Rosendorf und Arnsdorf geringere Ausdehnung infolge damals schon knapper gewordenen Siedlungsraums hin. Der Name Jonsdorf (Johnsdorf) ist zweifellos mit dem Taufnamen Johann, in der Teschner Gegend verkürzt zu John, in Verbindung zu setzen. Vielleicht war dies der Name des Lokators. Nicht auszuschließen ist jedoch, dass Benedikt von Michelsberg den neuen Ort nach seinem Vater Johann benannte oder dass Johann von Michelsberg selbst der Gründer war. In diesem Fall wäre der Zeitpunkt, der schon Mitte bis Ende des 13. Jahrhunderts zu setzen. Ursprünglich gehörte Jonsdorf, wie das ganze Zappenland, zur älteren Herrschaft Scharfen und war innerhalb dieser von 1410 bis 1470 dem Lehnsgut Schauenstein-Hohenleipa zugeteilt. Bei der Salhauseńschen  Güterteilung kam es 1562 an die Herrschaft Binsdorf, und mit dieser 1612 an die Herrschaft Kamnitz (Wartenberger und ab 1614 Kinsky ´scher Besitz). Als Binsdorf 1634/35 beschlagnahmt und dem Feldmarschall von Aldringen zugesprochen wurde, wäre Jonsdorf -lagebedingt- ebenfalls an diesen gefallen. Aufgrund des Ansuchens des Besitzers der Kamnitzer Herschafft, Johann Oktavian Kinsky (eines Neffen des in Eger ermordeten Wilhelm Kinsky), durfte dieser mit kaiserlicher Genehmigung das Dorf Jonsdorf behalten, das seitdem eine Enklave im Binsdorfer Territorium bildet. 1850 kam Jonsdorf zum Gerichtsbezirk Tetschen.

Die erste bekannte urkundliche Nennung von Jonsdorf stammt von 1410 (Kamnitzer Stadtbuch). Im Jahre 1446 ist die Schreibung „Jonsdorff“; 1543 kommt „Janstorff“; 1596,1614 und 1635 „Jonsdorff“ und 1639 „Yanstorff“ vor. Im Jahre 1583 waren in Jonsdorf 16 Häuser. Die ältesten Namen von Jonsdorfer Einwohnern bietet das Kamnitzer Stadtbuch: Nickel von der Leiten und Schuler (1451) sowie Kral (1488). Aus dem 16. Jahrhundert sind an Namen überliefert: Richter, Hanke, Jäger, Uhmann, Große, Guth, Kühnel, Krüger, Pöhlig, Ohnesorge und Porsche. 1583 gab es 11 Bauern und 5 Häusler.

Gemäß der StR von 1654 hatte „Jonasderffl“ 11 Bauern, 2 Gärtner und 24 Häusler auf Gemeindegrund, zusammen also 37 Häuser. Der Zustand des Ortes war laut dem damaligen Visitationsbefund gut, es war eine Schenke vorhanden; einige Bewohner stellten Dachschindeln und Faßdauben her. Die Bauern des Ortes trugen damals die Familiennamen Richter, Ansorge, Erbisch, Große, Hanke, Jäger, Pöhlig, Porsche und Worm.

Im Jahre 1669 flohen aus Jonsdorf 11 Familien mit 50 Personen, die nicht rekatholisiert werden wollten, über die Elbe, die in der Nähe die Grenze nach Sachsen bildet. Trotz dieser Abwanderung rund eines Viertels der Bevölkerung sind im TK von 1713 für „Jonßdörffel“ wieder 13 Wirte nachgewiesen (davon 3 bis 15 Strich und 10 mit mehr als 15 Strich) sowie 41 Häuser, zusammen also 54 Häuser. An gewerblichen Berufen sind 2 Holzhändler, 1 Schmied, 3 Schleifer und 2 Hausierer erwähnt. Aus anderen Quellen ist bekannt, dass um 1700 die Jonsdorfer „Holzcompanie Jäger“ einen schwunghaften Handel betrieb. Die im TK aufgeführten Jonsdorfer Bauern waren: Richter, Erbisch, Große, Hanke, Porsche und Renkl; außerdem trugen zwei Gärtner den Namen Richter.

In der Müller’schen Karte von 1720 und in der Josefinischen Karte von 1781/82 ist Jonsdorf aufgeführt. In letzterer ist das Tal des Erbischbaches als „Jonsdorfer Grund“ eingetragen.

Zur Zeit von Schaller (1787) bestanden in dem am „Belegberg“ – Pölichsberg – gelegene Jonsdorf 97 Hausnummern und zur Zeit von Sommer (1883) in Jonsdorf, am Pölichsberg (später Clarsberg) gelegen, 139 Häuser mit 852 Bewohnern, die zum Teil Holzhandel, Flößerei und Schifffahrtsberufe ausübten. Ab 1856 bestand in Jonsdorf vorübergehend die Farbenfabrik Gebr. Richter und um 1867 die sogenannte Preidelfabrik.

Im Gemeindegebiet von Jonsdorf entstanden 1938 etwa 17 Betonbunker der tschechischen Verteidigungslinie (I. Abschnitt der Schöberlinie).

Kuttelburg: Um 1850 wurde 2 km ostwärts von Jonsdorf die Einschicht Kuttelburg gegründet, die sich später zu einem Weiler mit 5 Häusern entwickelte. Das Gasthaus „Zur Kuttelburg“ war ein beliebtes Ausflugsziel für die Bewohner der umliegenden Dörfer. Der Ortsname entstand dadurch, weil das erste Haus aus herumliegenden Sandsteinen (Kutteln) erbaut worden war.

Bei der Volkszählung von 1869 und 1910 hatte Jonsdorf 1124 bzw. 1213 deutsche Einwohner; in der Folgezeit ging die Einwohnerzahl etwas zurück.

Die häufigsten Familiennamen in Jonsdorf waren 1934: Richter, Dittrich, Jäger, Bienert, Dinnebier, Stelzig, Guth und Kleinpeter, Hanke, Hiecke und Uhmann, Büchse, Beutel, Fischer, Grießel und Schubert, Flegl und Keßler.

Zusätzliche biografische Angaben (Jo=Jonsdorf): Maximilian Clar (*Jo 1810, ♰ 1958 in München), Zeichner und Grafiker; Franz Grasse (*Jo 1886, ♰ 1959 in Babenhausen/Hessen), Bundesturnwart des Arbeiterturn- und Sportvereins ATUS; Ignaz Hanke (*Jo 1876, ♰ 1960 in Schmilka), Gemeindechronist, schuf das Ortsmuseum; Alexander Richter (*Jo 1833, ♰ 1901 in Dresden), königlicher sächsischer Kammermusiker am Hoftheater in Dresden; Ignaz Richter (*Jo 1794, ♰ nach 1860), Violinen virtuose und Musikpädagoge, 1840 bis 1860 in Dresden, zeitweise in St. Petersburg, 1842 bis 1850 mehrere Gastspiele in Bodenbach; Karl Hieke (*Jo 1895, ♰ 1973) Lehrer und Heimatkundler ; Franz Kessler (* 22. September 1888 in Jonsdorf; ♰ 9. Januar 1971 in Buchau), Ingenieur und Gründer des Kessler-Motoren-Werks.

Ortsteile Gemeinde

Für die Gemeinde Jonsdorf sind keine Ortsteile ausgewiesen. Zu Jonsdorf gehört die Einschicht Kuttelburg.

Lage

Die Ortschaft Jonsdorf liegt zum Teil auf einer Hochebene westlich des Clasberges und zum Teil auf einer südlich anschließenden zweiten Terrasse, die weiter südlich gegen den Jonsdorfer oder Erbischbach abfällt. Auch in dieses Tal hinein, sowie in die Talfurche nordwestlich der Hochfläche, erstreckt sich das Dorf. Die Meereshöhe beträgt etwa 260 bis 340 m. Das Dorf ist gute 2 km lang und wird von der Bezirksstraße Tetschen-Herrnskretschen durchzogen. Jonsdorf ist von Tetschen 10 km und von Herrnskretschen 2 bis 3 km entfernt.

Bodengestalt

Die Hochfläche von Jonsdorf (ein Teil des Zappenlandes), welche nach Norden zum Kamnitzbachtal (Edmundsklamm) und nach Süden zum Erbischbachtal steil abfällt, wird vom Clarsberg mit 346 m Meereshöhe überragt (weite Rundsicht). Im Osten wird sie vom Stimmersberg (346 m) und im Westen vom Porschenhübel (318 m) begrenzt. Im Nordteil des Gemeindegebietes herrscht Sandboden, im Südteil ein schwerer Lößboden vor; der Clarsberg besteht aus Basalt, ist jedoch von einer Sandsteinschicht überlagert. Südwestlich von Jonsdorf, schon im Dürrkamnitzgebiet liegen die Freundschafts– und die Dittrichhöhle.

Das Gemeindegebiet von Jonsdorf besteht je etwa zur Hälfte aus landwirtschaftlichen Flächen und aus Waldboden. Seine Lage und die reine Waldluft machten Jonsdorf zu einer gern besuchten Sommerfrische. Die Wälder gehörten bis 1924 zur fürstlichen Clary-Aldringen‘schen Domäne Binsdorf, Forstrevier Herrnskretschen (in Jonsdorf befand sich ein Hegerhaus) und wurde dann verstaatlicht. Etwa 78 ha Wald gehörten dem Jonsdorfer Holzhändler Max Clar. Auch die Bauern Guth, Groß und Dittrich hatten beachtlichen Waldbesitzer.

Gewässer und Trinkwasserversorgung 

Am südlichen Ortsrand fließt der Jonsdorfer oder Erbischbach (Arbschbuche) vorbei, der sich 2 km westlich mit der Dürrkamnitz vereinigt. Im Ort befindet sich der Dorfteich sowie mehrere kleine Teiche, sogenannte „Pfützen„ (z.B. Guthbauers und Großbauers Pfütze), deren Wasser von den Bauernwirtschaften verbraucht wurde. Der Trinkwasserversorgung dienten Brunnen und Pumpen (Dorfbrunnen, Andreasborn, Lochborn, Büchelborn usw.); daneben gab es einige Privatwasserleitungen.

Flurnamen

Sommerzeiten, Winterseite, Morgenseite, Abendseite, Ei da Gmeene (In der Gemeinde), Gmeenleite (Gemeindeleite), Heedhübel (Heidehübel), Drägsteen (Tränkstein), Pfadplon (Pferdeplan), Katzen- und Wolfsteeg, Gensschlichte (Gänseschlucht), Quiere (Quere), Vorder- und Hintergrindl (Gründel), Streckwaag (Steckweg), Treebe (Vietreibe), Off´n Viebsche (Aufdem Fiebich), Scheibrand (Rand der Scheibe), Off da Vougelstellche (Auf dem Vorgelstellplatz), Finkenflug (Vogelstellplatz, wo Finken einfliegen), Off´n Waache (Auf dem Wege), Bielleite (Abhang am Bielbach), Weidengründel, Buschrand, Vorder und Hinter Gründel, Tschurra, Fünf Linden, Zwei Linden, Triangel, Stimmersleite, Rußstein, Ziegenhimmel, Hörnel, Schinderhorn, Heidhübel, Wolfsteig, Clars-, Gutbauers-, Großens-, Richter-, Arbschens-, Porschens-, Janzens-, Gietels-, Lotterweg, Pfaffsngrund usw.

Bevölkerung und Erwerb

Obwohl in Jonsdorf keinerlei Industriebetriebe ansässig war, hatten nur 14,7 % der Wohnbevölkerung in Land- und Forstwirtschaft ihre hauptsächliche Existenzgrundlage. Es gab nur 2 große und 8 mittlere Anwesen, wie auch die landwirtschaftliche Betriebsgrößenstruktur gemäß der letzten Landwirtschaftszählung vom Jahre 1939 dies wiederspiegelt (10 Betriebe mit 5 ha und mehr). Als eigentliche Bauern galten jedoch nur 6 Landwirte. Wenn dagegen im Adressbuch von 1934 38 Landwirte verzeichnet waren, so dienten s.Zt. offenbar auch zahlreiche kleinere landwirtschaftliche Betriebe dem Haupterwerb. Außerdem existierten zahlreiche Kleinstlandwirtschaften (76 Betriebe mit 0,5 bis 3 1/2 ha), die von Arbeitnehmern als Nebenerwerb betrieben wurden. Diese verbreitete kleinbetriebliche Struktur geht auf die Parzellierung mehrerer Bauernhöfe seit dem 19. Jahrhundert zurück, denn Jonsdorf hatte bis dahin 11 Bauern- und Gärtnerwirtschaften. Der von industriellen und handwerklichen Berufen sowie von Handels- und Verkehrsberufen lebenden Teil der Bevölkerung war relativ groß (47,8 % bzw. 18,7 %). Entsprechend dazu gab es 57,1 % Arbeiter. Der Großteil der Arbeitnehmer musste seinen Verdienst außerhalb von Jonsdorf suchen, so in Herrnskretschen (Holzhandel und Zwirnfabrik), in der sächsischen Holzindustrie sowie in vielen Brettsägen und Steinbrüchen an der Elbe (Sachsengänger) oder in den Industrie- und Gewerbebetrieben von Tetschen-Bodenbach, während die Kleinlandwirtschaft zu Hause von den Familienangehörigen versorgt wurden. Als typischer Beruf wären insbesondere zu nennen: Flößer, Schiffer, Steuerleute, Kapitäne, Bootsmaschinisten und Elblotsen für Frachtkähne. Kleingewerbetreibende bzw. Heimarbeit war mit Wiedendreherei, Besenmacherei, Korbflechterei und Kunstblumenerzeugung vertreten; in früherer Zeit gab es auch Rechenmacher. Seit den 20er Jahren gab es in Jonsdorf einen Konsum.

Verkehr, Gastgewerbe, Sport

Nächste Eisenbahnstation: Schöna-Herrnskretschen 3 km, Tetschen 10 km. Autobusverbindungen: nach Tetschen-Bodenbach und Herrnskretschen. Postnebenstelle des Postamtes Herrnskretschen.

Gastgewerbe: 6 Gasthäuser, und zwar: „Stadt Dresden“ mit Fremdenzimmer (E. Hieke, Nr. 206), „Zur Gemütlichkeit“ oder „Gietl“ mit Theatersaal (E. Itze, Nr.58), „Grüner Baum“ mit Theatersaal (M. Richter, Nr.5), „Zur Eiche“ (J. Uhmann, Nr.19), Max Clar, Nr. 31, „Auf der Kuttelburg“ (G. Kleinpeter, Nr.201); Pension: E. Stelzig, Nr.131 und J. Schmidt, Nr.225.
Sportanlage: Sportplatz und Turnplatz des Deutschen Turnvereins.

Pfarrei, Matriken, Kirche

Jonsdorf war stets nach dem benachbarten Arnsdorf eingepfarrt, wurde mit diesem Mitte des 16. Jahrhunderts für fast 100 Jahre evangelisch. Der protestantische Glaube hielt sich in Jonsdorf besonders lang. Die Tauf-, Trauungs- und Sterbematriken für Jonsdorf sind, wie sämtliche Matriken von Arnsdorf, seit 1785 erhalten.

Jonsdorf besaß eine Kapelle (St. Johannes der Täufer) von etwa 1750 jedoch ohne Gottesdienstberechtigung. Darin befand sich eine 1 m Mutter-Gottes-Statue, die 1937 ins Heimatmuseum kam. Am Tage des Ortsfestes (24. Juni) fand eine Bittprozession statt, die auch zur Pfarrkirche Arnsdorf führte. Außerdem nahm Jonsdorf am Kirchenfest in Arnsdorf teil (Maria Himmelfahrt). Geläute der Kappellenglocke zu Mittag, zum Feierabend und zu besonderen Anlässen. Zahlreiche Einwohner wallfahrenden zu Maria Geburt (8. September) nach Böhmisch-Kamnitz. Ein Wegkreuzung (Davids Kreuz) im Walde an der Straße nach Arnsdorf, der Denkstein von 1705 zwischen den Häusern Nr.53 (Hutbauer) und Nr.57 (Villa Jäger). Der Jonsdorfer Friedhof bestand seit 1890; vorher erfolgten die Beisetzungen in Arnsdorf.

Schule

Eine Schule gab es in Jonsdorf mindestens schon seit 1748, den für dieses Jahr ist der Lehrer Anton Grießel genannt. Im Jahre 1833 war eine zu Arnsdorf gehörende Filialschule vorhanden (Lehrer Franz Dominka). Am 1. Mai 1871 wurde der gesetzliche Volksschulunterricht in einem neuen Schulgebäude aufgenommen, zuerst zweitklassig und seit etwa 1900 bis 1945 in drei Klassen.

Verwaltung

Die ehemalige Dorfrichterei befand sich im Haus Nr.1, Hausname „bei Hiekn“ und „beín Aalen Richter“ (beim alten Richter). Die Richterei hatte als Privilegien eine Freihufe sowie freies Schlacht- und Backrecht.
Gemeindevorsteher bzw. Bürgermeister seit 1918: Edmund Mischerling, Franz Richter, Wilhelm Jäger, Franz Richter, Max Griehsel und Gustav Richter. – Eine eigene Gemeindekanzel bestand seit 1920.
Gemeindepersonal: 1 Wachmann bis 1914
Die Elektrifizierung erfolgte 1923 bis 1925.

Kulturpflege und Vereinsleben

Vereine: Freiwillige Feuerwehr, Ortsgruppe des Gebirgsverein für die Böhmische Schweiz (1928), Erster Theater-Dilettantenverein seit 1838 (Bühne im Gasthaus „Grüner Baum“ ), Zweiter Theaterverein seit etwa 1920 (Bühne im Gasthaus „Zur Gemütlichkeit„), Deutscher Turnverein seit 1912, Arbeiter- Turn- und Gesangsverein „Freiheit“, Gesangsverein „Liedertafel“, Ortsgruppe des Bundes der Deutschen, des Deutschen Kulturverbandes, Zweigverein „Hubertus“, 2 Musikkapellen.

Brauchtum: Osterreiten, Osterschießen, Armbrustschießen, Hexenprellen, Todbegraben, Theater- und Musikdarbietungen in den beiden Sälen. Passionsspiele mit gut 100 Mitwirkenden in einem Freilichttheater um die Jahrhundertwende bis vor den Ersten Weltkrieg (eingeführt von einem Bewohner namens Unger).

Sonstiges: Gemeindebücherei mit etwa 1000 Bänden. Heimatmuseum im Haus Nr.1 seit 1937, gegründet von Ignaz Hanke „ Büschelnaz“.

Sehenswertes

Windmühle, erbaut 1844 vom Müller Florian Grasse; Mahlbetrieb bis 1905.
Kriegerdenkmal für die 43 Opfer des Ersten Weltkrieges, errichtet 1929.
Aussichtspavillon seit 1881 zeitweise auf dem Clarsberg.
Mehrere alte Umgebindehäuser (Nr.1,2,31,44,53,57,60 und 71).

Nachwort (Ausklang)

Die Kriegsverluste Jonsdorfs betrugen – soweit feststellbar – 38 Gefallene und Vermisste (8,6 % der männlichen Bevölkerung von 1939). Im Jahre 1959 waren ein Viertel der ehemaligen Einwohner in der Bundesrepublik Deutschland und die übrigen drei Viertel überwiegend in der DDR, wohin seinerzeit die gesamte Aussiedlung aus Jonsdorf geleitet wurde.

[wp-svg-icons icon=“book“ wrap=“i“] „Tetschen-Bodenbach – Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach (Hrsg.)“ Heimatkreis Tetschen-Bodenbach. Ein Buch der Erinnerung“ – 1969
[wp-svg-icons icon=“book“ wrap=“i“] Alfred Herr „Heimatkreis Tetschen-Bodenbach: Städte und Gemeinden. Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach e.V.“ 1977 – S.434-439

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam Jonsdorf zur Tschechoslowakei zurück. Die deutschen Bewohner wurden bis 1946 vertrieben und der Ort erhielt den Namen Janov.

Das jetzige tschechische Gemeindeverzeichnis kennt keine selbstständige Gemeinde, sondern nur eine Ortschaft Janov (deutsch Jonsdorf), die zusammen mit den Ortschaften Růžová (deutsch Rosendorf) und Kamenická Stráň (deutsch Kamnitzleiten, auch Kamnitz-Leiten) die Gemeinde Růžová bildet, die 1960:678 Einwohner hatte, davon in Janov 295 (1939:921). Die vergleichbare Bevölkerungsstärke dieser 3 Ortschaften hatte für 1939: 2327 betragen, die Zahl der bewohnten Häuser ging von etwa 551 auf 190 im Jahre 1960 zurück.

Heute

Janov (deutsch Jonsdorf) ist eine Gemeinde in Tschechien. Sie liegt zehn Kilometer nordöstlich des Stadtzentrums von Děčín im rechtselbischen Teil der Böhmischen Schweiz und gehört zum Okres Děčín. Diese zählte am 28.08.2006 noch 263 Einwohner, am 01.01.2018 waren es 368. Der Ort besteht aus 226 Häusern.

Direkte Nachbarorte sind Mezná (deutsch Stimmersdorf) im Nordosten, Einschicht Hájenky (deutsch Kuttelburg) im Osten, Růžová (deutsch Rosendorf) im Südosten, Arnoltice (deutsch Arnsdorf) im Süden, Labská Stráň (deutsch Elbleiten) im Südwesten sowie Hřensko (deutsch Herrnskretschen) im Nordwesten.

2013

Medien- und Aussichtsturm (Rozhledna Janov) auf dem Janovsky vrch errichtet (Clarsberg, benannt nach dem Jonsdorfer Holzhändler Franz Clar /1844 – 1917; 348 m üNN, Turmhöhe 33 m, 162 Stufen). Von der Aussichtsplattform bietet sich eine vollkommene Rundsicht über die gesamte Sächsische und Böhmische Schweiz und das westliche Lausitzer Gebirge.

Kuttelburg 2020 Jirka Kliner

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