Gemeinde Elbleiten
Die Gemeinde Elbleiten – Gerichtsbezirk Tetschen– bestand aus der Ortschaft Elbleiten und dem gut einen halben Kilometer westlich gelegene einschichtigen Gasthaus „Belvedere“. Gesamtfläche der Gemeinde 288 ha.
Lage
Elbleiten liegt im nordwestlichen Teil der Hochebene des Zappenlandes in einer Meereshöhe von 280 bis 300 m. Straßenverbindungen hat es nur nach dem 2,5 km südöstlich gelegene Arnsdorf. Von Tetschen ist es 10 km und von Herrnskretchen 7 km entfernt.
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Bodengestalt
Die Hochfläche des Zappenlandes reicht bei Elbleiten weit nach Nordwesten und hat infolge des Steilabfalles zur Elbe und zur Dürrkamnitzschlucht nur nach Südosten eine Verkehrsverbindung. Eine reizende, aber beschränkte Aussicht gewährt das nahe Belvedere ins Elbtal, auf die Schrammsteine, die Kaiserkrone und den Zirkelstein. Eine bessere Fernsicht, besonders ins Böhmische Mittelgebirge und in die Sächsische-Böhmische Schweiz bietet der erhöht liegende östliche Ortsrand (355 m).
Vom Gemeindegebiet entfallen knapp 50 % auf landwirtschaftliche Fläche und 45 % auf Waldboden, die zum größten Teil das Revier Elbleiten der Thuńschen Dömane Tetschen bildeten. Fast 5 % sind Felsengebiete, so das Belvedere sowie die romantischen Felsblöcke Kapuziner oder Mönch, Höhlentürme, Rosenturm, Rabenstein und Wachtel oder Wächter, ferner Wildschützen- oder Räuberhöhle, Davids Kammer, Butterlöcher und Bienwand. Sehenswert ist auch der Felssturz im Dorfbachgrunde und die verlassene (1849 erbaut gewesene) Grimmermühle mit Mühlteich (Strachenmühle) im Wüsten Grunde, wo später die Krümmerbaude errichtet wurde. Letztere gehört zur Gemeinde Arnsdorf. Bleibt ist die Wanderung von der Dürrkamnitzschlucht auf den Robert-Manzer-Weg über die Krümmerbaude nach Arnsdorf. Elbleiten war eine bekannte Fremdenverkehrsgemeinde.
Gewässer und Trinkwasserversorgung
Das Gemeindegebiet hat keine fließenden Gewässer, abgesehen vom Dürrkamnitzbach, der die nordöstliche Gemeindegrenze bildet, dieser und der 1786 erbaute Dorfbrunn sind fast die einzigen Trinkwasserspender. Am nördlichen Dorfrand ist ein Dorfteich, der schon 1756 erwähnt wurde. Ein Born in Ortsnähe spendete sehr gutes Wasser.
Flurnamen
Am Bloß, Neuland, Fiedels Eck, Alten Brand und Gänsstein
Bevölkerung und Erwerb
Ein Viertel der Bevölkerung Elbleitens hatte in der Landwirtschaft und Forstwirtschaft ihre hauptsächliche Existenzgrundlage, während Industrie und Handel wegen der nicht gerade günstigen Zufahrtsmöglichkeiten zu gewerblichen Arbeitsplätzen mit 30 % einen verhältnismäßig geringen Anteil hatte. Industrielle Betriebe bestanden in Elbleiten überhaupt nicht, nur zeitweilig war ein Steinbruch nahe der Elbe in Betrieb. Hingegen spielte der Sektor Handel und Verkehr im Vergleich zu anderen Dörfern eine relativ sehr große Rolle (31 %), denn viele Männer waren in der Elbschifffahrt und früher in der Flößerei tätig.
Die Struktur der Landwirtschaft war einerseits durch das Weiterbestehen der alten Bauernwirtschaften charakterisiert (9 Betriebe mit 5 bis 20 ha, 3 Betriebe mit 20 bis unter 100 ha). Anderseits waren 54 Kleinwirtschaften mit weniger als 5 ha vorhanden, von denen 43 weniger als 2 ha als Nebenerwerb bewirtschafteten. Die besonders früher von zahlreichen Männern ausgeübten gefährlichen Berufe der Schifffahrt, der Flößerei, des Steinbruchs u.a. hatten eine verhältnismäßig hohe Unfallquote zur Folge, weshalb Elbleiten im Volksmund früher auch „Wittweiberdorf“ genannt wurde. Mit 459 Bewohnern in 109 Häusern im Jahre 1930; waren es 1939 481 Bewohner in 115 Häusern.
Verkehr, Gastgewerbe, Freizeit
Nächste Eisenbahnstation: Niedergrund a.d. Elbe 1 km – Überfahrt Fähre
für Güter: Tetschen 10 km
Post: Arnsdorf bei Tetschen
Gastgewerbe: 6 Gasthäuser, und zwar „Belvedere„ mit Fremdenzimmer, – K. Beutel, Nr.105, „Bei Aliesn“- F. Hegenberger, Nr.111 „Schmiede“ – A. Seidel, Nr.80, „Bei Strachn“- F. Strache, Nr.10, „Bei Birkenschusters“ – F. Keßler, Nr.60. Außerdem gab es zahlreiche private Zimmervermieter.
Sportanlagen: Sportplatz und Zeltplatz
Pfarrei, Matriken, Kirche
Elbleiten war stets nach Arnsdorf eingepfarrt und war mit diesem seit Mitte des 16. Jahrhunderts für rund 100 Jahre evangelisch. Die Taufe-, Trauungs- und Sterbematriken für Elbleiten sind, wie sämtliche Matriken von Arnsdorf, seit 1785 erhalten.
Bevor der Friedhof in Elbleiten angelegt wurde, erfolgten die Beisetzungen in Arnsdorf.
Schule
Bereits 1771 wurde Elbleiten Nr.42 eine Filial-Schulklasse von Arnsdorf aus unterhalten (Ignaz Stelzig, Schulgehilfe). Auch 1833 ist die Klasse erwähnt. Das neue Schulhaus entstand 1884. Schon vor 1900 wurde die Schule zweitklassig und blieb es bis 1945, mit Ausnahme der Zeit der Zugehörigkeit zur ČSR (Erstklassigkeit mit 1 provisorischen aufsteigenden Klasse). Der Weiler Arnsheide/Gemeinde Arnsdorf gehörte zum Schulsprengel Elbleiten.
Verwaltung
Im Jahre 1643 wurde das älteste Grundbuch für Elbleiten angelegt. Mindestens seit dem 17. Jahrhundert hatte der Ort einen Dorfrichter, jedoch ist nicht überliefert, in welchem Haus sich dieser befand.
Gemeindevorsteher bzw. Bürgermeister seit 1918: Friedrich Keßler, Johann Keßler, Edmund Beutel und Franz Dittrich.
Gemeindepersonal: 1 Wachmann
Kulturpflege und Vereinsleben
Vereine: Gebirgsvereins-Sektion, (seit 1894, neu 1927), Freiwillige Feuerwehr, Gesangs- und Musikverein, Landw. Verein.
Brauchtum: Waldhornblasen und Böllerschießen am Belvedere mit Echowirkung im Elbtal.
Sehenswerte
Das Belvedere, ein Aussichtspunkt nahe von Elbleiten, wurde 1702 bis 1711 von Matthias Dittrich aus Elbleiten im Auftrag des Grafen Franz Karl von Clary-Aldringen ausgebaut. Es war durch eine 4 km lange völlig gerade sogenannte “Alle“ (früher Lindenallee), die am südlichen Ortsrand von Elbleiten vorbeiführte und alle 60 m mit großen Steinen geziert war, mit dem Herrschaftssitz Binsdorf verbunden.
Ortsgeschichte
Elbleiten ist eine deutsche Rodungssiedlung (Waldhufendorf) aus der Zeit um 1400 und damit eines der jüngsten Dörfer des Zappenlandes. Es ist deswegen wahrscheinlich, weil es noch im 17. und 18. Jahrhundert den Beinamen „Neudorf“ hatte. Der Ortsname sagt aus, dass das neue Dorf an der Elbleite, das heißt am Abhang zum Elbtal angelegt worden ist, analog dem Ort Kamnitzleiten. Als Flurname kommt Elbleiten auch nahe beim benachbarten sächsischen Schmilka vor. Elbleiten gehörte ursprünglich mit dem ganzen Zappenlandes zur Herrschaft Scharfenstein. Bei der Salhausen‘schen Güterteilung kam es 1562 an die Herrschaft Binsdorf und mit dieser 1612 an die Herrschaft Kamnitz (Wartenberger und ab 1614 Kinsky‘scher Besitz). Nach der Ermordung Wilhelm Graf Kinskys in der Mordnacht von Eger wurde dessen Besitz 1634 konfisziert, und im Jahre 1635 dem Feldmarschall Grafen Johann von Aldringen zugesprochen. Im Besitz der Familie Clary-Aldringen blieb Elbleiten bis zur Auflösung der Grundherrschaft. 1850 kam es zum Gerichtsbezirk Tetschen.
Die älteste bekannte Nennung von Elbleiten erfolgte 1467 unter der Bezeichnung „Hinters Neudorf„ , und drei Jahrhunderte lang war es das „Neue Dorf an der Elbleite“, bis sich im 18.Jahrhundert zuerst die Schreibform „Elbleuten“ und dann Elbleiten durchsetzte.
Gemäß der Steuerrolle von 1654 hatte „Neydorf elbleyte„ 9 Bauern und 8 Häusler auf Gemeindegrund, zusammen 17 Häuser. Die Bauern trugen die Namen Beutel, Dittrich und Hanke, Seidel, Stelzig und Ulrich. Die Mehrzahl besaß 14 und 18 Strich Acker, außer zwei, die 7 Strich, und einem, der 26 Strich hatte. Die Häusler, die Hanke, Beutler, Dittrich und Weber hießen, waren Schiffsknechte, die bis Hamburg unterwegs waren.
Im Theresianischer Kataster von 1771 waren in „Neundorff Elbleuten“ 9 Wirte und 10 Häusler auf Gemeindegrund, zusammen 19 Häuser. Der Anteil der Weiden von insgesamt 300 Strich Wirtschaftsfläche war verhältnismäßig hoch. Es gab ein Wirtshaus, und die Häusler lebten überwiegend vom Spinnen. Hoch- und Schwarzwild richtete damals großen Schaden an. In der Müller’schen Karte von 1720 ist der Ortsname „Elbleiten“, in der Josefinischen Karte von 1781/82 jedoch „Elbleuten“ geschrieben.
Zurzeit von Schaller (1787) hatte Elbleiten 39 Nummern, war von „Harzwald umzingelt, daraus viel Pech gesotten wird“. Gemäß Sommer (1833) hatte Elbleiten 59 Häuser mit 455 Einwohnern. Es bestand ein Wirtshaus. Von mehreren Einwohnern wurde Faßpech erzeugt.
Belvedere: Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde nahe bei Elbleiten, 158 m über der Elbe, der Aussichtspunkt „Belvedere“ begründet und bald nach 1700 erweitert. Die geplante Einrichtung eines Gebäudes unterblieb jedoch, weil sich der Felsen als nicht genug tragfähig erwies. Nach dem Brand des Schlosses Binsdorf im Jahre 1790 verlegten die Clary-Aldringen ihren Sitz in das aufstrebende Kurbad Töplitz. Auf dem Belvedere wurden nun Volksfeste veranstaltet und nach der Palmsonntagsprozession erfolgte der feierliche Sensenwurf ins Elbtal.
In der Josefinischen Karte (1781/82) ist dieser Aussichtspunkt des Elbsandsteingebirges als „Belvedeur“ verzeichnet. Laut Schaller (1787) konnte man auf das Belvedere „kleine Kanonen und Feuermörser pflanzen„. Gemäß Sommer (1833) wurden zwei Teile unterschieden: einer wie eine Zitadelle, mit Schießscharten zum Abfeuern von „Böllern“, der andere wie eine Grotte („Tempel“) gehauen, fälschlicherweise „Schwedenkirche“ genannt, mit dem fürstlichen Clary-Aldringen‘schen Wappen. Unterhalb des Belvederes sind die Felsen Mittagswand und Hundskirche.
1841 entstand am Belvedere ein hölzernes Gasthaus, das bis 1857 bestand. 1889 wurde das Belvedere neu erschlossen und in der Nähe eine Gastwirtschaft mit Fremdenzimmer errichtet. Baumeister war Eduard Hegenbarth aus Elbleiten, ein Bruder des Malers Josef Maria Hegenbarth.
Bei der Volkszählung von 1869 und 1890 zählte Elbleiten 572 deutsche Bewohner in 110 Häusern. Die häufigsten Familiennamen von Elbleiten waren 1934: Dittrich, Hanke, Beutel, Keßler, Kleinpeter und Weigel, Fietel, Heindörfer und Walter.
Aus Elbleiten stammen der Kunstmaler Josef Maria Hegenbart (* 1850 – ♰ 1925) sowie der Kapellenmeister Edmund Beutel.
Nachwort (Ausklang)
Die Kriegsverluste Elbleitens betrugen, soweit ermittelt werden konnte, 20 Gefallene und Vermißte. Im Jahre 1959 waren gut 40 % der ehemaligen Einwohner in der Bundesrepublik Deutschland, knapp 50 % in der DDR und die übrigen 10 % sind Unbekannt.
Das derzeitige tschechische Gemeindeverzeichnis kennt keine selbständige Gemeinde, sondern nur eine Ortschaft Labská Stráň (deutsch Elbleiten), die zusammen mit den Ortschaften Arnoltice (deutsch Arnsdorf) und Bynovec (deutsch Binsdorf) die Gemeinde Arnoltice bildet, die 1960 898 Einwohner hatte, davon in Labská Stráň 272 Einwohner(1939: 481). Die vergleichbare Bevölkerungsstärke dieser drei Ortschaften hatte 1939 1679 Einwohner betragen, die Zahl ihrer Häuser ging von 384 auf 216 im Jahre 1960 zurück.
Heute
Labská Stráň (deutsch Elbleiten) ist eine Gemeinde in Tschechien. Sie liegt sieben Kilometer nördlich des Stadtzentrums von Děčín in der Böhmischen Schweiz und gehört zum Okres Děčín.
Belvedere
Weniger als einen Kilometer vom Zentrum des Dorfes entfernt befindet sich eine Sandstein-Aussichtsplattform Belvedere mit Blick auf die Schlucht der Elbe, in deren Nähe sich ein Hotel namens Belvedere befindet. Die zum Fluss abfallenden Böschungen sind seit 2010 als nationales Naturschutzgebiet Canyon Elbe geschützt.
Ab März 2019 wurden die Öffnungszeiten geändert:
Restaurant ist nur am Wochenende geöffnet, Selbstbedienungsrestaurant. Montag bis Freitag ist Restaurant nur für Hotelgäste mit Halbpension geöffnet.
„Tetschen-Bodenbach – Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach“ (Hrsg.) „Heimatkreis Tetschen-Bodenbach. Ein Buch der Erinnerung“ – 1969
„Alfred Herr – Heimatkreis Tetschen-Bodenbach: Städte und Gemeinden“ – Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach e.V.“ 1977 – S.331-334
„Die deutschen Heimatführer“ Band 17/18 Sudetenland – Druck 1939
„Trei da Hejmt!“ Heimatzeitung für den Landkreis Tetschen-Bodenbach
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