Altstadt

Gemeindebereich

Die Gemeinde Altstadt – Gerichtsbezirk Tetschen – bestand aus der Ortschaft Altstadt mit dem nach Osten zu etwas abgesetzten Ortsteil Theresienau. Im örtlichen Sprachgebrauch wurden innerhalb der Ortschaft die Teile Ober- und Niederaltstadt unterschieden.
Mundartliche Aussprache des Ortsnamens:“Alscht“.
Gesamtfläche der Gemeinde: 283 ha

Ortsgeschichte

Die Ortschaft Altstadt dürfte im 13. Jahrhundert als deutsches Dorf mit einreihiger Waldhufenanlage gegründet worden sein. Die Höfe wurden am Hochwasserdeich Ufer des Polzenfluß erbaut und die dazugehörigen Wirtschaftsstreifen erstreckten sich in südlicher Richtung bis an die Ausläufer der Berge bei Kolmen und Krischwitz. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Rodung des kleinen Dorfes (6 Bauern) von Bürgern der Stadt Tetschen ausgegangen ist, und möglicherweise steht die Gründung des neuen Ortes sogar in einem gewissen Zusammenhang mit dem Untergang der alten Burgsiedlung (Suburbium) Tetschen durch eine Hochwasserflut (1187 oder aber um 1250*). Die lange verbreitete gewesene Auffassung, dass Altstadt direkt aus Resten des zerstörten Alt-Tetschen entstand, ist jedoch nicht haltbar. Zutreffend ist offenbar eine gewisse Identität des Siedlungsgebietes, indem ein Teil der Gründe des alten Tetschen bei der Anlegung von Altstadt mit einbezogen wurde. Dies geht daraus hervor, dass noch um 1500 mehrere Tetschner Bürger Gründe in Altstadt besaßen. Der enge Zusammenhang mit der Stadt Tetschen zeigt sich auch in der Zugehörigkeit Altstadts zur Erbrichterei und zum Pfarrsprengel von Tetschen.

Danke, dass Sie diesen Beitrag gelesen haben, und vergessen Sie nicht, ihn zu abonnieren!

Als der Ort gegründet wurde war zweifellos die Erinnerung an die frühere Lage Tetschens südlich der Burg bis an den Polzenfluß in der Bevölkerung so gut erhalten, dass man bei der Namensgebung darauf Bezug nahm: Altstadt. Dabei braucht aber nicht eine Stadt im eigentlichen Sinne gemeint gewesen sein, denn die alte Burgsiedliedlung Tetschen hatte allenfalls Marktfunktion und erhielt erst gegen Mitte des 13. Jahrhunderts Stadtrecht. Es ist daher wahrscheinlich, dass der Name des neugegründeten Ortes dessen Lage in der Nähe der „alten Stätte“, d. h. beim alten Siedlungsplatz kennzeichnen soll.

Zur Zeit der Gründung des Ortes gehörte das Altstädter Gebiet zum Bereich der Gaugrafschaft Tetschen und kam 1305 zur neu errichteten Herrschaft Tetschen. Bei dieser verblieb Altstadt unter allen wechselnden Besitzern (Wartenberger, Salhausen, Bühnauer, Thun) fast 550 Jahr; selbst während der vorübergehenden Aufteilung des Herrschaftsgebietes Ende des 16. Jahrhunderts und Mitte des 17. Jahrhunderts war der Ort beim „Tetschner Teil“. Wirtschaftlich war Altstadt stets von der Stadt Tetschen abhängig, zu deren Bannmeile es bis 1785 gehörte. Im Jahre 1850 wurde Altstadt dem Gerichtsbezirk Tetschen eingegliedert.

Als ältesten Hinweis auf den Ortsnamen gibt Neder eine Urkunde von 1389 an. Damals war eine Kaplanstelle für die wiedererrichtete Marienkirche auf dem Gelände des alten Suburbiums (in der alten Stadt) errichtet worden. Obwohl sich die Kirche eindeutig nicht im Dorf Altstadt befand, sondern im Gebiet der Stadt Tetschen (später „Schlosspark“ Frauenwiese), ist darin doch ein Zusammenhang mit dem Ortsnamen Altstadt zu erblicken. Die früheste tatsächliche Nennung des Ortes beinhaltet eine halb lateinische und halb tschechische Eintragung in der Hoflehentafel: 1454 „Staré Město“ (Altstadt); ein Landtafeleintrag von 1543 (1515) weist die gleiche Schreibung auf. Die nach der derzeitigen Quellenlage älteste deutschsprachige Urkunde, die „Aldenstadt“ nachweist, ist ein Kaufvertrag von 1520. In einem Schriftstück der Bünauer von 1554 folgt „Altstatt“ und in der Schätzung der Herrschaft Tetschen von 1581 erstmals die moderne Schreibung „Altstadt“, die sich – nach einigen Schreibvarianten – endgültig im 18. Jahrhundert durchsetzte.

Über die in Altstadt im 16. Jahrhundert ansässigen Familien geben zahlreiche in Tetschner Stadtbüchern eingetragene Verträge Auskunft. Auf dieser Weise sind folgende Familiennamen mit Erstnennungsjahr belegt: Philipp und Wunderlich 1510, Preidel, Rehnelt’s und Weigel 1520, Fraise 1527, Domst, Heyma, Goldammer und Prautsch 1529, Nitsche 1531, Brettschneider und Kluge 1535, Parsche und Veit 1537, John 1538, Ficker, Focke und Knorre 1540, Böhm 1541, Kamtzer, Lux und Ritschel 1542, Michel und Möller 1547, Laube 1554, Grimmer 1560 sowie Hofmann, Melzer und Ringelhan in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts (ohne genaue Jahresangabe).

Anfang des 16. Jahrhunderts bestand Altstadt nur aus 14 Häusern, nämlich 6 Bauern, 1 Gärtner, 2 Brettmühlen und 5 Häusler. Gemäß Neder war bis 1567 eine Verdoppelung der Zahl der Häuser auf 30 eingetreten, wogegen in der Schätzung der Herrschaft Tetschen vom Jahre 1581 nur 25 Wirte und in den Urbaren von 1620 und 1624 für „Altt Stadt“ sogar nur 21 Häuser angegeben sind. Diese zahlenmäßigen Schwankungen lassen sich – sofern nicht ein Auszählfehler vorliegt – nur so erklären, dass im 16. Jahrhundert an Altstadt angrenzende Teil andere Ortschaften hinzugerechnet wurden (z. B. Slavik, Ufergut) oder dass in Altstadt befindliche Grundstücke, die Tetschner Bürgern gehörten, als eigene Anwesen galten.

Die gemäß dem Urbar von 1620 ansässigen Bauern trugen die Namen Philipp, Goldammer, Hegenbart, Kemnitzer und Lorenz, die Gärtner die Namen Gärtner, John und Schäfer; die beiden herrschaftlichen Brettmühlen wurden von der Familie Möller und Werner betrieben. Außerdem gab es 10 Häusler, zusammen somit die schon genannten 21 Häuser.

Im Zeitpunkt der StR von 1654 hatte „Aldt Stadt“ 37 Häuser, davon 6 Bauern, 1 Gärtner und 30 Häusler sowie außerdem 2 Mühlen. Bei den Bauern gab es die Familiennamen Philipp, Goldammer, Lorenz, Parsche, Welke und Werner; der einzige Gärtner hieß Vogel. Von den Häuslern betätigten sich einige als Elbfischer.

In den folgenden 60 Jahren bis zum TK von 1713 hatte sich „Altstadt„  auf 47 Häuser vergrößert, von denen 6 auf Bauern, 8 auf Gärtner, 27 auf kleine Gärtner mit weniger als 1 Strich Ackerfläche (die 1654 noch als Häusler gezählt wurden) und schließlich 6 Häusler ohne Grund entfielen. Bei den Bauern erschienen statt der alten Familien Goldammer, Wilke und Werner die Namen John, Knorre und Lorenz. Die kleinen Gärtner und Häusler ernährten sich durch Taglohnarbeit, durch Flachsspinnerei und als „Schiffszieher auf der Elbe zwischen Magdeburg und Aussig“. An Handwerkern gab es 1 Maurer, 2 Maurergesellen, 2 Glaser, 1 Zimmermann und 1 Schuster. Von den beiden Mühlen – nicht in obiger Häuserzahl enthalten – hatte die eine 2 Stampfen und 1 Säge, die andere 8 Räder und 2 Graupenstampfen; eine weitere Säge war in herrschaftlichem Besitz (Dominikalkataster 1756). Die Gemeinde besaß 70 Strich Gemeindewald; nach anderen Quellen waren es 145 Joch, was etwa 100 ha entspricht.

Überraschend ist die Erwähnung eines Brauhauses mit 35 ⅔ Fass Jahresausstoß (=85 hl) sowie eines herrschaftlichen Bräuers (1 Altgeselle, 1 Junggeselle und 1 Hilfskraft) in Altstadt gemäß der tabellarischen Publikation des TK von 1713. (Sofern es sich nicht um einen Bearbeitungsfehler in der genannten Publikation handelt – Tereziánský katastr český, Prag 1970) In der Müller’schen Karte von 1720 ist der Ort in der Schreibung „Altstat“ eingetragen, während die Josefinische Karte von 1781/82 bereits auf „Altstadt“ berichtigt ist.

Der Topograph Schaller (1787) beziffert Altstadt mit 60 Nummern ohne weitere Einzelheiten. In den Jahren 1804 bis 1807 hatte eine kleine Glashütte bestanden. Im Jahre 1808 und später nochmals die Jahrhundertmitte war beim Klinzborn an der Gemarkung gegen Kolmen der Kohlenbergbau versucht worden. Sommer berichtet in seiner Topographie (1833) von 62 Häusern mit 331 Einwohnern, 1 Schule, 1 Mühle und 2 Brettsägen. Entgegen der spätere Gemeindeabgrenzung gehörten damals die Meierhofe Mirabell (siehe Krischwitz) und Liebwerder (siehe Birkigt) zu Altstadt. Im 19. Jahrhundert wurde an der Kolmer Scheibe nach Kohle gegraben.

Im Jahre 1828 gründeten die in Schönlinde, Kreis Rumburg, geborenen Brüder Johann und Josef Münzberg auf Altstädter Grundstücken nahe bei Birkigt eine Baumwollspinnerei, der dann Tochterbetriebe in Bensen-Eleonorenhöhe, Bodenbach, Eulau und Höflitz-Elisenthal folgten. Der beim Altstädter Betrieb entstandene Ortsteil erhielt nach der ersten Frau von Johann Münzberg (Theresia Pfeiffer) den Namen Theresienau. Im Jahre 1885 liefen in der gesamten Firma, die über Wasserkraft von 750 PS und Dampfkraft von 500 PS verfügte, 60 000Spindeln, davon 27 000 im Werk Theresienau. Bereits damals lautete der Firmenname „Johann Münzberg & Co., Baumwollspinnerei und Zwirnerei „; es wurde auch schon ein Sägewerk betrieben. Der Firmengründer, welcher 1862 das 540 ha große Gut und die Brauerei Libotschan bei Saaz erworben hatte, war bekannt wegen seiner sozialen Einstellung und fortschrittlichen Ideen. Der Bau der Tetschner Kettenbrücke 1853 bis 1855 geht großteils auf seine Initiative zurück. Nach dem in der Wirtschaftskrise um 1930 das Unternehmen nur noch zur Hälfte ausgelastet war, kam es 1931 zur Stilllegung aller Betriebe. Ende 1934 pachtete die tschechische Textilfirma Sochor das Altstädter Werk und nach 1938 wurde es an die sächsische Firma August Hofmann AG verkauft, die die Baumwollspinnerei betrieb.

Als weitere bedeutende Firma entstanden in Altstadt: um die Mitte des 19. Jahrhunderts bis um 1880 eine Schiffswerft, vornehmlich zur Reparatur von Obstzillen, 1892 die Frachtschifffahrts- und Elbkies-Baggerfirma Anton Wesselsky, 1903 die Metallwarenfabrik (Spinnereimaschienenteile, zahnärztliche Geräte, Angelgeräte usw.) Wenzel Thöner, 1914 die Fabrik für Gewächshaus- und Wintergartenanlagen Höntsch & Co., gegründet von Ingenieur Georg Höntsch aus Niedersedlitz bei Dresden, sowie 1930 die Fabrik für Landmaschinen Hermann Raußendorf (Strohpressen, Mähdrescher, Schrottmühlen usw.), deren Stammhaus seit 1885 in Singwitz bei Bautzen bestand.

Der um die Jahrhundertwende aufgekommene Plan der Aussiger Schichtwerke, einen Zweigbetrieb in Altstadt zu errichten, war an Grundstücksschwierigkeiten gescheitert.

Im Zuge dieser Entwicklung war Altstadt zu einem Industrialort bzw. Wohnort für Industriearbeiterschaft geworden. Gemäß den Volkszählungen von 1869 und 1890 wies der Ort 838 bzw. 1852 Einwohner auf. Im Jahre 1910 betrug die Einwohnerzahl 2908 und 1921 wurde der Höchststand mit 3109 Einwohnern, darunter 123 Tschechen, erreicht. Im Frühjahr 1938 kam beim Bau der tschechischen Befestigungslinie auch auf Altstädter Gebiet an der Elbe ein Bunker zu stehen.

Die häufigsten Familiennamen in Altstadt waren 1934: John, Richter, Lorenz, Walter, Heller, Hieke, Müller, Böhm, Fritsche, Philipp, Wagner, Kunert, Zahn, Bendel, Dörre, Knorre, Nowotny, Parsch, Rehnelts, Ahne, Hawel, Hegenbarth, Kliemannel, Laube, Riedel, Wanke, Wenzel, Windrichtung, Winkler, Zaschke, Cristofolini, Ditrich, Hortig, Neumann, Seidel, Schandra, Sluschny und Stelzig.

Lage

Die Ortschaft Altstadt liegt unweit der Einmündung des Polzenfluß in der Elbe in 125 bis 140 m Meereshöhe, direkt an das Stadtgebiet von Tetschen im Süden angrenzend. Es wird von der Bezirksstraße von Tetschen nach Leitmeritz durchzogen. Vom Ortsplatz aus führt eine Gemeindestraße, an der die alten Bauernwirtschaften lagen, durch den Ortsteil Theresienau nach Bachelsdorf.
Am Südende der Gemeinde zweigt eine Bezirksstraße nach dem hochgelegenen Dorf Kolmen ab.

Bodengestalt

Das Gemeindegebiet ist in seinem Nord- und Westteil, besonders in der Nähe der Flüsse Polzen und Elbe eben. Hier liegt die Ortschaft mit allen Ortsteilen und Fabrikanlagen. Im Südteil der Gemeinde ist das Gelände bergig und steigt die Abhänge der Kolmer Scheibe bis zu deren Gipfel hinan (441 m). In den ebenen Teilen herrschen Schotter- und mittlere Lößböden vor, das Bergland besteht aus Euruptivgestein. In letzterem befinden sich die Pechkohlevorkommen, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeitweise abgebaut wurden. Die Spuren des „Ritterschachtes“ knapp nördlich der Kolmer Scheibe in ca. 315 m Höhe waren bis 1945 erkennbar. Weiteres gab es die „Isodorgrube“ und die „Augustingrube“. Von den Höhen südlich von Altstadt bietet sich ein herrlicher Ausblick auf den Tetschen-Bodenbacher Talkessel und die ihn nach Westen und Norden begrenzende Gebirgslandschaft. Dies gilt besonders für die in der nur 20 Minuten vom Ort aus zu erreichende „Huberstushöhe“ oder früher „Antonienhöhe“ sowie für die Kolmer Scheibe.
Dort war 1879 – allerdings bereits auf Kolmer Gemeindegebiet – ein Aussichtspunkt „Kaiserin-Elisabeth-Höhe“ errichtet worden, auf dem von 1898 bis 1915 ein 14 m hoher Aussichtsturm und seit 1892 eine Schutzhütte standen. Dieses Gelände war eines der ersten Betreuungsgebietes des Tetschner Gebirgsvereins für die Böhmische Schweiz.
Die Gemeindefläche ist zu 37 % mit Wald bedeckt und dient zu rund 50 % der landwirtschaftlichen Nutzung.

Gewässer und Trinkwasserversorgung

Die Elbe bildet auf 1 ½ km Länge die westliche Begrenzung des Gemeindegebietes und ist daher wirtschaftlich stets für Altstadt von Bedeutung gewesen (zahlreiche Angehörige von Schifferberufen, zeitweise Schiffbauplatz).

Inmitten des Fluss befand sich die Altstädter Elbinsel, Die beim Bau des auf der gegenüberliegenden Flußseite befindlichen Rosawitzer Hafens (seit 1856/60) teils abgegraben, aber großteils in den Hafendamm mit einbezogen wurde.

Zwecks Verbindung mit dem westlichen Ufer der Elbe besteht seit alter Zeit eine Überfuhr (Fähre). Sie liegt im Verlaufe der mittelalterlichen Handelsstraße von Nürnberg in die Lausitz, diente aber auch zum Übersetzen des Verkehrs zwischen dem Polzen- und Eulautal. Diese derart wichtige Fähre war von Anfang an Eigentum der Stadt Tetschen, die bis zur Ablösung im Jahre 1850 den Fährzins einhob. Bedient wurde die Fähre von einer Gärtnerwirtschaft aus (Haus Nr. 18), deren Besitzergeschichte seit 1560 bekannt ist. Fast 250 Jahre lang stellte eine Familie Werner den Fährmann; ihr folgte die Familie Philipp, Peißig und – seit 1884 – Kretschmer. Ab 1887 trat an Stelle des Fährkahns ein Dampfboot mit einem Fassungsraum für 28 Personen, das bis 1945 in Betrieb stand.

Das zweite bedeutende fließende Gewässer ist dar Polzenfluß, der an zwei Stellen mit insgesamt fast 1 km Länge die Nordostgrenze des Gemeindegebietes bildet und nur wenig unterhalb Altstadts in die Elbe mündet. Die Laufwasserkraft des Polzen wurde vom Kraftwerk der Spinnerei Theresienau genutzt, ebenso die Wasserkraft des – eine große Polzenwindung anschneidendes – Altstädter Mühlgrabens von 2 Brettsägen.

Die Verbindung von Altstadt nach Tetschen stellte die 1913 bis 1915 errichtete Stahlbetonbrücke über den Polzen her, neben der sich noch die alte 1564 bis 1567 aus Sandstein erbaute alte Brücke befindet (siehe Sehenswertes).

Weitere Straßenbrücken: In Theresienau über den Polzen und in Altstadt über den Mühlgraben. Unweit Theresienau überqueren die Brücken der Nordwestbahn und der Böhmischen Nordbahn den Polzen.

Trinkwasserversorgung: Seit 1906 hat Altstadt eine Wasserleitung, deren Hochbehälter sich bei Kolmen befindet. In den 20er Jahren erfolgte eine Erweiterung durch eine Quelle in Liebwald. Außerdem besaßen mehrere Häuser bis 1945 Brunnen mit Pumpen.

Flurnamen

Bretthübel, Schwebereck, Baxdorf Grenze, Ringels, Philipps und Kamtzers Treibe, Goldammers Hübel, Münzbergs Wiese, Lorenzens Bwrg, Hundsbüschl, Hubertushöhe, Klinzborn oder Glinzborn, Glinzbornwand, Kleine Kippe, Große Ebenheit, Stufen, Kolmer Scheibe, Großer und Kleiner Kessel, Kesselwand, Kolmer Grenze, Kolmsleiten, Scharfe Drehe, Frühgrundlehne, Vinz‘ Schaftreibe, Gallens Leite, Elbweg, Böhmscher Born, Wassergraben, Hüttlhäuser, Mehlwiesen, Bachheibls Wiese, Langer Weg, Butterfass‘l, Vogelschlichte, Rutschung, Am Geschwommenen, Kuttelburg, Pflanzgartl, Promenadenweg, Kreuzbirnl, Haingraben, Leisebirnel, Wildpfützen, Oberhalb Hetschens, Drescherweg und -steg, Winklers Berg, Wurzelberg, Rittmeisters Achacht, Vorder- und Hinterfrühgrund, Neuland, Habe, Brathübel, Schiffbauplatz, Gründel, Fichtelberg.

Bevölkerung und Erwerb

Altstadt hat sich seit dem 19. Jahrhundert vom kleinen Bauerndorf zum Großen Arbeitnehmerwohnort entwickelt. Dieser Aufschwung wurde vor allem von der Industrialisierung in Bodenbach und Tetschen, aber nicht zuletzt im Ort selbst, getragen. Auch die günstige Verkehrslage Altstadts trug dazu bei. Mit seinen 2838 Einwohnern im Jahre 1939 war Altstadt die größte Dorfgemeinde des Kreises Tetschen. Der Wirtschaftsbereich Land- und Forstwirtschaft hatte damals nur mehr 1,8 % Anteil, obwohl gemäß dem Adressbuch von 1934 noch 9 hauptberufliche Landwirte vorhanden waren, darunter allerdings nur mehr ein einziger, der mehr als 20 ha bewirtschaftet. Recht bedeutend war der Obstbau. Rund 46 % der Bevölkerung lebten von Berufen in Industrie und Handwerk und auch der Anteil der in Handel und Verkehr Tätigen war mit 25,2 % beachtlich hoch. Entsprechend dazu nahmen nach der Stellung im Beruf die Arbeiter den ersten Platz ein (44,4 %) gefolgt von Beamten und Angestellten (24,3 %). Ein großer Teil der Arbeitnehmer hatte ihre Arbeitsplätze in Bodenbach, ein Teil in Tetschen und ein Teil im Ort selbst. Manche von ihnen führten einen landwirtschaftlichen Kleinbetrieb als Nebenerwerb; und viele hatten Schrebergärten.
Industrielle Betriebe: Baumwollspinnerei August Hoffmann AG (früher Johann Münzberg & Co.) in Theresienau; Fabrik für Kleinmetallwaren und Angelgeräte W. Thöner; Spezialfabrik für Gewächshausbau, Wintergärten, Zentralheizungsanlagen usw. Höntsch & Co.; Fabrik für landwirtschaftliche Maschinen Hermann Raußendorf; Säge Werk W. Peschke; Brettmühle F. Hackel (früher Bachheibelmühle); Elbkiesbaggerei und Frachtschifffahrt Anton Weselsky & Co.
Weitere Produktionsbetriebe: Asphalt- und Wurftontaubenerzeugung F. Krätschmer; Büchsenmacher A.Weigel; Bürsten- und Pinselerzeugung J. Hofmann; Holzwolleerzeugung F. Füller und A. Kühnel; Likör-, Limonade- und Sodawassererzeugung F. Tschakert; Zementwarenerzeugung J. Löffler; 4 Gärtner: F. Fiedler, F. Preidel, A. Rödl und R. Worm. Vor dem Ersten Weltkrieg waren in Altstadt ein Schiffshaupter (selbständiger Elblotse) und 4 Schiffseigner ansässig.
Seit den 20er Jahren bestanden: der Konsumverein für Eisenbahnbedienstete, die Filiale des Arbeiterkonsumvereins Bodenbach und der tschechische Arbeiterkonsum.
Heilberufe: Distriktarzt MUDr. Heinrich Went (vorher seit 1928 MUDr. Maximilian Went), Dentist Robert Simm seit 1928, Heilpraktiker Artur Keßler und Drogerie Franz Hermann seit 1932.

Verkehr, Gastgewerbe, Sport

Bahnhaltestelle: Altstadt, nächste Bahnstationen: Tetschen und – jenseits der Elbe – Bodenbach. Post: Tetschen. Autobusverbindungen: Nach Tetschen und Politz. Überfahrt: Dampffähre nach Bodenbach-Rosawitz. Gastgewerbe: 9 Gasthäuser, u. zw.: „Arbeiterheim“ mit Saal (Beer, Nr. 77), „Zur Überfuhr“ mit kleinem Saal (Fiedler Josef, Nr. 18), „Zur Eisenbahn„ (Busek, Nr. 83), „Paradies“ (Lässig, Nr. 96), Gasthaus Kusebauch (Nr. 122), Gasthaus Müller (Nr. 136), Gasthaus Fiedler Julius (Nr. 101), Gasthaus Richter (Nr. 71), Gasthaus John (Nr. 127). Mehrere Gasthäuser hatten Restaurantsgärten.
Sportanlagen: Turnplatz, Sport- und Fußballplatz, Turnhalle der Schule. Der Deutsche Turnverein unterhielt seit 1931/32 eine Sprungschanze auf dem Tannbusch (527 m) bei Großwöhlen und eine Schihütte in Blankersdorf. Boots- und Vereinshaus des Tetschner Ruder- und Eislaufvereines „Carolus“ und Bootshaus der Paddler Vereins Tetschen-Bodenbach.

Pfarrei, Matriken, Kirche

Altstadt gehörte seit seiner Gründung zur Stadtpfarrei Tetschen und zwar mit dieser von 1559 bis 1625 lutherisch. Die Matriken für Altstadt sind – wie sämtliche Tetschner Kirchenbücher- seit 1596 erhalten. Gemeindekapelle: Altstadt hatte gemäß der örtlichen Überlieferung seit etwa 1500 eine Gemeindekapelle. Sie stand ursprünglich zwischen den späteren Häusern Nr. 33 und 46, also unweit östlich des Kriegerdenkmals und zwar dem hl. Bartholomäus geweiht. Beim Schwedeneinfall 1639/40 soll dieses Gotteshaus zerstört worden sein. Als Ersatz stellte man 1650 einen hölzernen Glockenturm auf, dessen Erdgeschoss ein Kapellchen barg, in der die Hl. Dreifaltigkeit verehrt wurde. Nach entsprechenden Spenden der Ortsbewohner konnte 1710 bis 1719 ein neuer Kapellenbau errichtet werden, dessen Einweihung mit dem Patrozinium Hl. Dreifaltigkeit 1728 erfolgte. Die Glocke wurde 1740 von Georg Ullmann in Prag geliefert. Diese bis in die Gegenwart erhaltene Kapelle ist ein Steinbau mit 3 mal 6 m Grundfläche, in der vier Bankreihen Platz finden. Das hölzerne Glockentürmchen mit hochgewölbtem Dach ist fast in der Mitte des Baues aufgesetzt. Etwa jeden zweiten Sonntag wurde hier eine Messe gelesen. – Kapelle zu Ehren von Jesus, Maria, Joseph, Anna und Joachim: Steinbau, gestiftet von Josef Lorenz aus Nr. 53, später in das Grundstück Nr. 128 einbezogen. – Standbild der Muttergottes von Mariaschein: Dieses wurde 1756 von der Gemeinde errichtet. Es steht an der Wegabzweigung von der Gemeindestraße beim Haus Nr. 118. Kirchenfest: Zusammen mit der Stadtpfarrei Tetschen am 19. September („Kreuzerhöhung“). Viele Altstädter nahmen auch an den volksfestartigen Kirchenfesten der Nachbarpfarreien teil, z. B. zu Georgi in Güntersdorf oder zu Peter und Paul in Rosendorf.
Friedhof: Solange die alte Gemeindekapelle bestand (zerstört 1639/40), soll Altstadt bei dieser Kapelle seinen eigenen Friedhof gehabt haben. In den folgenden 3 ½ Jahrhunderten fanden die Beerdigungen auf dem Tetschner Bauernfriedhof unweit der Wenzelskirche statt. Im Jahre 1897 kaufte die Gemeinde ein Grundstück unterhalb der Hubertushöhe und eröffnete dort ein Gemeindefriedhof; 1932 wurde dieser wesentlich erweitert.

Schule

Gemäß Focke bestand die Schule in Altstadt bereits zur Zeit der Bünauer; unter anderem führte er 1610 einen Lehrer an. Im Jahre 1704 soll es im Kirchsprengel Tetschen nur 2 Schulen gegeben haben, in Tetschen und in Altstadt. Demgegenüber meint Neder, dass die Altstädter Schule erst 1748 entstand. Bis ins 19. Jahrhundert waren alle Ortschaft der späteren Gemeinde Birkigt, Kolmen und Krischwitz nach Altstadt eingeschult.
Im Jahre 1833 unterrichtete Ignaz Weiß an der Schule, die als Filiale zu Tetschen gehörte. Bis in die 70er Jahre war die Schule zweiklassig, 1879 schon dreiklassig und bereits 1903 sechsklassig, nach dem Ersten Weltkrieg jedoch wieder fünfklassig. Vor dem Ausbau der öffentlichen Volksschule hatte die Fam. Münzberg für die Kinder Ihrer Arbeiter eine Fabrikschule unterhalten.
Im Jahre 1878 bekam Altstadt ein neues Schulgebäude, neben welchem 1906 ein zweites Gebäude errichtet wurde. Nach dem Anschluss war darin auch ein gut ausgestatteter Kindergarten eröffnet worden. Das alte Schulgebäude übernahm die Kreisberufsschule. Im Frühjahr 1945 diente die Schule zeitweise als Flüchtlingsunterkunft und in den letzten Wochen vor Kriegsende als Munitionslager.

Verwaltung

Altstadt war von seiner Gründung an bis mindestens ins 16. Jahrhundert der Richterei der Stadt Tetschen unterstellt. Im Jahre 1538 wurde eine Dorfruge kodifiziert. Mitte des 17. Jahrhunderts besaß Altstadt bereits eine eigene Ortsrichterei. Im Jahre 1719 war Georg Lorenz Richter von Altstadt. Als 1840 die moderne politische Verwaltungseinteilung gebildet wurde, kam es zum Zusammenschluss von 8 Ortschaften zur Gemeinde Altstadt. Im Jahre 1872 verselbstständigte sich die Gemeinde Birkigt samt den Ortschaften Bachelsdorf und Liebwerd, im Jahre 1891 die Gemeinde Krischwitz samt der Ortschaft Mariannaberg und 1924 die Gemeinde Kolmen mit den Ortschaften Stabigt und Steinbach, so dass die Gemeinde schließlich nur aus der Ortschaft Altstadt mit dem Ortsteil Theresienau bestand. Ein eigenes Gemeindehaus erhielt Altstadt 1901.
Gemeindevorsteher bzw. Bürgermeister seit 1918 waren: Wenzel Parsche, Adolf Renelt, Adolf Windrichtung, August Scholz, Wilhelm Wokaun, Josef Kammer, Franz Heller und Hugo W. Wagner (bis 1942). Personal: Gemeindesekretär, 2 Beamte, 1 Unterbeamter und 1 Oberwachmann.
Elektrischer Strom (Gleichstrom) bezog Altstadt seit 1908 von Tetschen. Im Jahre 1911 erfolgte der Anschluss an die Nordböhmische Elektrizitätswerke NEW und 1925 der Umbau auf Wechselstrom. Die 35 000 Volt-Doppelleitung von Türmitz bei Aussig endete in Altstadt, wo im Umspannwerk mit 3 Transformatoren die Energie auf 10 000Volt umgeformt und weitergeleitet wurde.
Ab 1. Oktober 1942 erfolgte die Einbeziehung von Altstadt in die zusammengelegte Stadt Tetschen-Bodenbach. Am 1. April 1943 wurde Josef John, bis dahin Bürgermeister von Tetschen, erster Bürgermeister der neu gebildeten Stadtgemeinde mit rund 36 000 Einwohnern.

Kulturpflege und Vereinsleben

Vereine: Arbeiter-Gesang- und Musikverein seit 1907, Arbeiter-Turnverein „Fortschritt“ seit 1907, Billardklub, Deutscher Anpflanzungs- und Naturschutzverein, Deutscher Gesangs- und Musikverein seit 1887, Deutscher Turnverein seit 1898, Freiwillige Feuerwehr seit 1867, Geflügel- und Kleintierzuchtverein, Hausbesitzerverein, Kegelklub der Fünfzehner, Kranken- Unterstützungsverein der Freiwilligen Feuerwehr, Landw. und gewerbliches Kasino seit vor 1883, Ortsgruppe der Union der Textilarbeiter, Ortsgruppe des Bundes der Deutschen seit 1894, Ortsgruppe des Deutschen Kulturverbandes seit 1919, Radfahrverein „Pfeil“, St. Hubertus“ Zweigverein Altstadt, Theater- und Dilettantenverein, Verein „Arbeiterheim“ seit 1910, Musikkapelle Leopold Schmidt, die häufig in Tetschner Veranstaltungen spielte.
Brauchtum: Beim Osterreiten zogen die Altstädter mit den Tetschner Reitern über Birkigt und Falkendorf nach Losdorf und von dort vereinigt mit den anderen Reitergruppen nach Tetschen, wo am Marktplatz eine Feier und vor der Kreuzkirche eine Segnung stattfand.
Sonstiges: Gemeindebibliothek mit etwa 500 Büchern.

Sehenswertes

Steinerne Polzenbrücke mit Schießschartigen Randmauern und vier Bögen über zwei Arme des Polzenflusses, erbaut 1564 bis 1567 von der Stadt Tetschen mit Unterstützung der Herren von Bünau. Auf dem höchsten Bogen eine Gedenksäule mit zwei Reliefs – Günther und Magdalena von Bünau darstellend – sowie dem Tetschner Stadtwappen und den Buchstaben DRVT (Der Rat von Tetschen). Auf einem anderen Bogen die Gruppe der Landespatrone Johannes von Nepomuk, Veit und Wenzel, geschaffen 1714 von Johann Brokoff (* 1652 Georgenberg/Ungarn, ♰ 1718 Prag). Die gesamte Brückenanlage, zu der ursprünglich zwei weitere Bögen über einen dritten Polzenarm gehörten (abgerissen 1914 wegen des Brückenneubaues zwischen Tetschen und Altstadt, besteht aus Sandstein. Sie steht unter Denkmalschutz. – In der Nähe der Brücke ein Standbild der Immaculata von 1724. – Am Ortsplatz von Altstadt das Kriegerdenkmal für die Toten des Ersten Weltkrieges, geschaffen vom Bodenbacher Bildhauer Friedrich Tampe, errichtet 1926. – Einige Bauernhäuser in Blockbauweise.

Nachwort (Ausklang)

Die Kriegsverluste der Gemeinde Altstadt betrugen – soweit feststellbar – 116 Gefallene und Vermisste, das sind 8,8 % der männlichen Bevölkerung von 1939. Im Jahre 1959 lebten 56 % der ehemaligen Einwohner in der Bundesrepublik Deutschland, 39 % in der DDR, 3 % in der CSSR und 1,5 % im übrigen Ausland.
Im Gelände des Industriebetriebes Höntsch & Co. Befand sich 1945/46 ein Aussiedlerlager.

Die 1942 vollzogene Eingliederung Altstadts in die Stadt Tetschen-Bodenbach ist von den Tschechen 1945 beibehalten worden, und so bildete Altstadt heute als „Děčín III“ einen Stadtteil von Děčín. Als solcher hatte es 1961 2660 Bewohner gegenüber 2838 Einwohnern im Jahre 1939.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam Altstadt zur Tschechoslowakei zurück. Die deutschen Bewohner wurden bis 1946 vertrieben und der Ort erhielt den Namen … (deutsch Altstadt)

Heute

Děčín III – Staré Město (deutsch Altstadt) ist eine Gemeinde in Tschechien. Sie liegt zehn Kilometer südlich des Stadtzentrums von Děčín und gehört zum Okres Děčín.

Tetschen-Bodenbach – Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach (Hrsg.) „Heimatkreis Tetschen-Bodenbach. Ein Buch der Erinnerung“ – 1969
Alfred Herr „Heimatkreis Tetschen-Bodenbach: Städte und Gemeinden. Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach e. V.“ 1977 – S.263-271

Kommentar verfassen