Leitmeritz

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  • Beitrag zuletzt geändert am:22. Dezember 2024
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Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Um 1225 wurde die Stadt formell gegründet und planmäßig um einen Marktplatz auf einem Hügel gegenüber dem Burgberg angelegt. Die ersten Bürger – dem Namen nach wahrscheinlich Deutsche – erhielten Autonomie und Freiheiten nach Magdeburger Recht, für das Leitmeritz zeitweise die Funktion eines Vororts in Böhmen innehatte. Anschließend begann die Erschließung der Umgebung, indem Siedler aus dem Rheinland und von der Unterelbe angeworben wurden.

Die Stadt entwickelte sich vor allem aufgrund des florierenden Getreidehandels und der günstigen klimatischen Bedingungen, die ertragreichen Obst- und Weinbau ermöglichten, außerordentlich rasch: Neben den Stadtkirchen Allerheiligen (1235 erwähnt) und St. Laurentius (1297) entstanden klösterliche Niederlassungen der Minoriten (1233 St.-Jakobs-Kirche), der Dominikaner (1236 St.-Michaels-Kirche) und der Kreuzherren (1257 Marienkirche). Letztere unterhielten im 14. Jahrhundert auch ein Spital in Leitmeritz. Nachdem um die Mitte des 13. Jahrhunderts die Bebauung auch den Burgberg erfasst hatte, warf ein verheerender Brand 1296 die Stadt in ihrer Entwicklung zurück. Die böhmischen Könige unterstützten in den folgenden Jahren den Wiederaufbau unter anderem durch Steuererleichterungen und die Verleihung von Stapel- und Meilenrechten.

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Eine städtische Schule wurde bereits 1298 erwähnt, eine Kapitelschule gab es Mitte des 14. Jahrhunderts. Ebenfalls Mitte des 14. Jahrhunderts wurde die Stadtbefestigung erweitert, wobei eine im 13. Jahrhundert erbaute königliche Burg als der Teil dieser Befestigung integriert wird. 1348 errichtete die Bürgerschaft einen Stadtturm an der Allerheiligenkirche, 1397 wurde ein neues Rathaus erbaut. Wirtschaftliche Einbußen brachte in dieser Zeit der Verlust des Stapelrechts im Getreidehandel infolgedessen Freigabe auf der Elbe durch König Wenzel IV.

Dennoch zeugen zahlreiche Bauten aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts (Schwarzer Adler [ca. 1560], Kelchhaus [1570 bis 80]) sowie die Gründung einer Lateinschule und Verbindungen zum Wittenberger Reformationszentrum von Reichtum und Kultur der Stadt.

Die revolutionären Ereignisse von 1848/49 schürten einerseits die großdeutsche Stimmung der deutsch-böhmischen Einwohnerschaft, was sich in der Gründung zahlreicher deutscher Vereine und Zeitungen widerspiegelte; Leitmeritz stellte einen Abgeordneten in der Frankfurter Paulskirche. Andererseits gewannen auch die tschechisch-national gesinnten Bewohner Einfluss auf das kulturelle Leben der Stadt: 1860 traf man sich an Máchas Grab, 1848 und 1868 richtete man nationalen Feiern auf dem Říp aus (Der Berg Říp mit seinen 460,8 m über dem Meeresspiegel ist bereits von weitem sichtbar und ein markanter Hügel 4 Kilometer südlich von Raudnitz an der Elbe. Die zuvor angegebene Höhe von 455 m über dem Meeresspiegel ist die Höhe des geodätischen Punktes, nicht der höchste Punkt. Seine Spitze befindet sich im Katasterbereich von Mnettsch.), denen 1862 ein deutsches Turnfest zu Ehren von Joseph Emanuel Hilscher gegenüberstand. Diese Ausdrucksformen eines zunehmenden gegeneinander Wirkens von Deutschen und Tschechen wiederholten sich 1898 anlässlich des Jubiläums der genannten Ereignisse. Die deutsche Seite wandte sich 1880 sowohl gegen die Eröffnung einer tschechischen Schule als auch 1912 gegen deren öffentliche Anerkennung.

Von der stürmischen industriellen Entwicklung Böhmens blieb Leitmeritz weitgehend unberührt und verharrte als Standort von Handwerk, Verwaltung, Schulen und Garnisonen (Stab des k.u.k. IX. Armeekorps sowie Stab, I. u.II. Bataillon des k.u.k. Landwehr Infanterie Regiments Nr. 9). 1858/59 wurde eine hochwassersichere eiserne Brücke über die Elbe errichtet, 1874 erhielt die Stadt durch die österreichische Nordwestbahn (ÖNWB) Anschluss an das entstehende Eisenbahnnetz.

Zu Zeiten der Habsburgermonarchie galt die Stadt als beliebtes Pensionisten-Paradies, da das Klima der Gegend das mildeste Böhmens ist. Dieses ermöglicht auch den Weinbau an den Elbhängen sowie die ertragreiche Landwirtschaft (u. a. Obstbau) der Umgebung. Um 1900 gab es in Leitmeritz neben anderen Lehranstalten eine Ackerbau-, Obst- und Weinbauschule sowie diverse mittelständische Produktionsbetriebe.

Nach dem Münchner Abkommen 1938 wurde Leitmeritz ins Deutsche Reich eingegliedert. Mehr als 5.000 Tschechen und tschechoslowakische Einrichtungen verließen die Stadt. Leitmeritz war von 1939 bis 1945 Sitz des Landkreises Leitmeritz, Regierungsbezirk Aussig, im Reichsgau Sudetenland und Sitz des Oberlandesgerichtes Leitmeritz. Leitmeritz hatte 1939 15.472 Einwohner.
Den Krieg überstand der Gebäudebestand der Stadt fast unbeschädigt.
Aufgrund der Beneš-Dekrete wurden die meisten deutsch böhmischen Einwohner der Stadt 1945 und in den Folgejahren enteignet und vertrieben.

Heute

Die sozialistische Verwaltung setzte in der traditionell bürgerlichen Stadt auf kleinere und mittelgroße staatliche Betriebe, die auf den landwirtschaftlichen Charakter der Umgebung ausgerichtet waren. Während einerseits moderne Siedlungsblöcke am Stadtrand entstanden, bewahrte man andererseits den denkmalgeschützten Stadtkern und renovierte dort auf vorbildliche Art und Weise zahlreiche Gebäude.

Litoměřice (deutsch Leitmeritz) ist eine Stadt in Tschechien und Sitz des Bistums am Zusammenfluss von Elbe und Ohře in Nordböhmen am westlichen Rand der Elbeniederung im Bezirk Litoměřice in der Region Ústí nad Labem. Litoměřice ist wegen seiner fruchtbaren Lage auch als Garten Böhmens bekannt. Die Gesamtfläche der Stadt beträgt insgesamt 17,99 km², die Stadt hat ungefähr 23 Tausend Einwohner, aber zusammen mit den Nachbarstädten Terezín, Bohušovice nad Ohří und Lovosice, die fast an Litoměřice angrenzen, bildet sie eine Agglomeration mit fast 40 Tausend Einwohnern.

Kurze Geschichte der Stadt Leitmeritz“ – Heinrich Ankert – Band II 1923
Leitmeritz und das Böhmische Mittelgebirge“ – Heimatkreis Leitmeritz- Ausgabe I 1970 / Ausgabe II 1994
Die deutschen Heimatführer“ Band 17/18 Sudetenland – Druck 1939

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