Königswald

  • Beitrags-Kategorie:Landkreis Tetschen-Bodenbach
  • Beitrag zuletzt geändert am:12. September 2024
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Gemeindebereich

Die Gemeinde Königswald – Gerichtsbezirk Tetschen – bestand aus den Ortschaften Königswald und Oberwald. Zur Ortschaft Königswald, innerhalb der im örtlichen Sprachgebrauch das Ober- und das Unterdorf unterschieden wurden, gehörten die Ortsteile Neu-Königswald (auch Tyß-Loch oder Tyßbach-Häuser genannt, an der Straße nach Tyssa) und Holzgrund sowie die einschichtig gelegenen Ortsteile „ Rabenhaus“, „Unterm Rabenhaus“, „Bei der Gruft“, „Lackfabrik“ und Pfarrhäusel“.
Mundartliche Aussprache der Ortsnamen: “Kinschwalde“, „Owerwald„
Gesamtfläche der Gemeinde: 1740 ha.

Ortsteil Königswald

Die Gründung des zweireihigen Waldhufendorfes Königswald erfolgte im Zuge des deutschen Landausbaues, wahrscheinlich um die Mitte des 13. Jahrhunderts. Neder gab – ohne die Quelle zu nennen – das Jahr 1270 als Gründungszeit an. Eine Mitwirkung des im Aussiger Raum kolonisatorisch tätig gewesene Johanniterordens ist somit wie erwiesen, denn das Johannitergebiet muss sich bis in den Raum des späteren Königswald erstreckt haben, da in den Grenzbeschreibungen der Johanniterurkunde von 1169 der Bach „Lubuhce“ (Eulaubach)erwähnt ist. Im Übrigen wies bis 1945 die mundartliche Verwandtschaft Königswalds mit dem Aussiger Gebiet auf diese Siedlungsvorgänge hin. Die Flurnamen lassen erkennen, dass Königswald eine rein deutsche Gründung war. Dazu stehen weder der erwähnte Bach Amerika noch der merkwürdige Hofname „Tscheckental“ an der Grenze zur Gemeinde Kininitz im Widerspruch. Diese Bezeichnungen dürften einen Einfluss der schon früher besiedelt gewesenen südlichen Nachbargegend um Aussig darstellen.

Die beträchtliche Längenausdehnung der Ortschaft, die landwirtschaftliche Betriebsstruktur (ursprünglich über 60 Bauern, davon aber die Hälfte kleinere) und das Vorhandensein von 2 alten Freibauerngütern legen die Vermutung nahe, dass der Ausbau des Ortes sich in Stufen vollzog. Dies müsste allerdings schon in früherer Zeit geschehen sein, denn die Höhe des Papstzehents, den die Pfarrei Mitte des 14. Jahrhunderts zu zahlen hatte, setzt den vollen Ausbau des Ortes bereits voraus.

Der Ortsname Königswald erinnert daran, dass die Rodung des Ortes im Wald auf königlichen Besitz bzw. am Rande der ausgedehnten königlichen Wälder erfolgte, die das ganze Gebiet bis nach Königstein in Sachsen bedeckten. Zur Zeit seiner Gründung scheint Königswald innerhalb der Gaugrafschaft Aussig gelegen zu sein. Im Jahre 1305/06, als das Geschlecht der Wartenberger das Gebiet um Tetschen als Herrschaft übernahm, schloss diese die Ortschaft Königswald nicht mit ein. Vielmehr war letzteres zusammen mit Tyssa und wahrscheinlich auch mit Deutsch-Kahn und Schneeberg ein Bestandteil des Gutes (Pflege) Schönau mit Sitz auf Burg Schönstein im Gebiet der späteren Gemeinde Tyssa. Der ganze Gutsbereich gehörte 1322 zur Wartenbergischen Herrschaft Schreckenstein und kam mit dieser 1383 an die Wartenberger auf Tetschen. Bei Tetschen verblieb Königswald durch 5 1/2 Jahrhunderte mit Ausnahme der Zeit von 1554 bis 1628 und von 1653 bis 1671, als es nach Erbteilung in den Familien Bünau und Thun zu dem zeitweise selbständigen Rittergut Schönstein-Tyssa gehörte. Im Jahre 1850 wurde Königswald zuerst dem Gerichtsbezirk Karbitz und um 1868 dem Gerichtsbezirk Tetschen zugeteilt.

Die „Burg“ von Königswald, die an der Stelle des späteren Postgebäude stand und von der bis 1879 noch Mauerreste zu sehen waren, dürfte eine kleine aus dem 14. Jahrhundert stammende Wege-Veste an der alten Nürnberger-Lausitzer Handelsstraße gewesen sein. Das beim Meierhof befindliche sog. „schlössel“ hingegen entstammt der Bünauer Zeit Ende des 16. Jahrhunderts. Die ältesten bekannten urkundlichen Nennungen von Königswald sind die Papstzehentregister von 1352 bis 1405, in denen es in lateinischer Sprache „ Regis silva“ geschrieben wurde. Die erste deutsche Schreibung „Kynswald“ stammt von 1357. Ihr Folgen in mehreren deutschen und tschechischen Urkunden vom 14. bis Mitte des 17. Jahrhunderts weitere altertümliche Schreibungen wie 1360 „Kunigswalde“, 1376 „Küningswalde“, 1377 „Kunswalde“ und „Kuningswalde“, 1383 „Kunschwald“ und „Kynygxwald“, 1396 „Kunygswald“, 1426 „ Kenigswalde“, 1428 „Konygswald“, 1454 „Kynigswald“ und 1581 „Kunigswalde“. Lediglich in zwei tschechischen Landtafeleintragungen von 1543 und 1554 kommt eine tschechische Formvor „Libauchczy“, wahrscheinlich in Anlehnung an den alten Gewässernamen „Lubuhce“.

Aus dem Jahre 1552 sind folgende Königswalder Familiennamen überliefert: Schuster, Fleischer, Rotsch, Laube, Gentsch, Löbel, Krause, Rupricht, Weigend, Hentschel und Tischler. Hinzu kommen für 1589: Baumann, Lögl, Paust, Hamann, Hanichen und Kinzel (Quelle: Aussiger Stadtbuch).

Hinsichtlich der Größe der Ortschaft „Köniegsswaldt“ ist die Steuerrolle von 1654 die älteste erhaltene genaue Quelle. Es gab damals 53 Bauernhöfe, 24 Gärtnerstellen, hier „Fußzecher“ genannt und 37 Häusler, so daß die Zahl der Häuser mit etwa 114 zu beziffern ist. Die Familiennamen der Bauern waren: Walter, Löbel, Wagner und Weigend, Baumann, Fritsche, Hanichen, Rotsch, Schmied, Schmidt, Fischer und Weckend, Berger, Kahlhaupt, Krause, Künzel, Klement, Laube, Leupold, Teufel,Tietze, Viekl oder Hieke, Vogel und Werner. Hundert Jahre zuvor hatte die Zahl der Bauern noch 64 betragen, doch waren einige in den inzwischen erweiterten Meierhof einbezogen worden.

Gemäß der TK von 1713 wies „Königswald“ 80 Wirte und 59 Häusler auf, hatte somit 139 Häuser, zu denen noch die einschichtige etwa seit Mitte des 16. Jahrhunderts bestandene Gärtnerwirtschaft „Rabenhäusel“ kam. Der Anteil der Weidefläche war beträchtlich. An Gewerbetreibende waren vorhanden: 3 Nagelschmiede, 1 Schmied, 1 Wagner, 5 Flickschuster, 1 Dachdecker, 1 Zimmermann, 4 Mühlen, 1 Ölmühle, von denen eine mit einer Grießmühle verbunden war. In der Müller’schen Karte von 1720 ist die Ortschaft als “Königswalde„ samt der Einschicht „Rabenhäusel „verzeichnet. Um 1695 arbeiteten in Königswald die Schmiede und Schnallengießerei Georg Grimmer sen. und jun. sowie 1775 der Schnallengießer Christian Stolz, weshalb man Königswald die „Wiege der Metallknopfindustrie“ des Kreises Tetschen nennt. Anfang des 18. Jahrhunderts war der Zeug- und Leinwandmacher Hans Michael Löbel in Königswald tätig, er arbeitete ab 1725 in Bodenbach. In den Jahren 1785 bis 1787 wurde in Königswald „bestes und feinstes Webgarn“ hergestellt.

In der Josefinischen Karte von 1781/82 ist der Ort als als „Königswalde“ verzeichnet und etwas nordöstlich die Einschicht „Rabenhäusel „. Nach der Topografie von Schaller (1787) bestand Königswald einschließlich Rabenhäusel aus 185 Nummern und besaß ein „verfallenes Schlösschen“. Von Sommer (1833) wurde die Zahl der Häuser von „Königswalde„ einschließlich Rabenhäusel mit 22 und die Zahl der Einwohner mit 182 angegeben. Es bestanden 4 Mühlen, 3 Brettsägen, 1 Wirtshaus und der Meierhof sowie zeitweise um 1846 eine Spinnschule. Bei der Volkszählung von 1869, 1890 und 1910 hatte die Gemeinde Königswald, einschließlich der Ortschaft Oberwald 1510 bzw. 1818 bzw. 2019 Einwohner. Sie waren mit Ausnahme von wenigen fremden Arbeitern Deutsche.

Der starke Anstieg der Einwohnerzahl um ein Drittel binnen 40 Jahren beruht auf der Ansiedlung von Industriebetrieben seit Ende der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts. So war 1870 die Seidensamt- und Samtbänderfabrik von dem Rheinländer F. W. Botschen gegründet worden, bald darauf die der gleichen Branche angehörende Firma Anton Paul, ferner die 2 Putzsteinbetriebe Franz und Josef Hiebsch, weiteres in den 80er Jahren die Schuhoberledererzeugung Josef Zechel (vorher Tyssa), die Kartonagenerzeugung Karl Zehart, die Käseerzeugung Leopold Walter, die Gerberei Johann Weigt sowie 1879 die Landmaschinenfabrik Franz Karl Pehr, Wenzel Rotsch und Franz Wagner. Noch vor dem Ersten Weltkrieg traten weitere wichtige Betriebe hinzu, namentlich die Knopffabrik Franz und Ernst Weigend sowie die „Königs-Lack-, Farben- und chemische Werke Heinrich Zimmerhackel. Von 1817 bis 1893 bestand in Königswald der weithin angesehene Orgelbauer Franz Feller.

Der bedeutende Heimatforscher und Begründer der Sudetendeutschen Familienforschung Dr. Franz Josef Umlauft (1883-1960) stammte väterlicherseits aus Königswald. Der Heimatforscher Pater Franz Focke (Verfasser des dreibändigen Werkes „Aus dem ältesten Geschichtsgebietes Deutsch-Böhmens“, Königswald 1979-1889), geboren 1825 in Seesitz bei Aussig, ist 1896 in Königswald gestorben. In Königswald wurde 1882 Fritz Paudler geboren, Dozent für Völkerkunde und Vorgeschichtsforschung an der deutschen Universität Prag. Ehrenbürger der Gemeinde war u.a. der Dechant Josef Pilz.

Die häufigsten Familiennamen in Königswald waren 1934: Weigend, Löbel, Walter, Wagner, Püschner, Umlauf, Hiebsch, Dröschel, Fritsche, Klement, Müller, Krauspenhaar, Rotsch, Wolf, Kühnel, Ritschel, Hieke und Heidenreich. Es ist deutlich, dass durch den starken Zuzug infolge der Industrialisierung neben den altansässigen Namen eine Reihe von Namen aus der Umgebung häufig geworden waren.

Meierhof

Der Meierhof von Königswald, der wahrscheinlich schon im 15. Jahrhundert bestand und in den Jahren 1557 bis 1618 durch Aufkauf von 9 Bauernanwesen seitens der Bünauischen Herrschaft erweitert worden war, umfasste 1652 etwa 250 Strich Felder und erbrachte 45 Hofefuder Heu. Im Dominikalkataster 1756 ist der Hof mit 307 Strich angegeben; davon entfielen auf Äcker 138, auf Trischfelder 157 und auf Weiden 12 Strich. Während des 19. Jahrhunderts war er zeitweise verpachtet und wurde in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts unter dem Druck der Bodenreform von der Domäne Tetschen (Thun-Hohenstein) an die Gemeinde verkauft.

Ortschaft Oberwald

Diese Ortschaft ist eine Spätrodung aus dem Jahre 1545. In der Schätzung der Herrschaft Tetschen von 1581 ist in „Oberwaldtdorf“ ein Hammer aufgeführt. Damit steht wahrscheinlich der noch im 19. Jahrhundert gebräuchliche Hausname „Zechenschänke“ im Zusammenhang. Im Jahre 1595 wird ein gewisser Marks und 1602 ein Künzel erwähnt. Bei der Aufnahme zur Steuerrolle von 1654 wurden 6 Gärtner und 1 Häusler, im Rahmen der TK von 1713 2 Wirte und 5 Häusler verzeichnet, von denen einer ein Schuster war. Um 1654 erscheinen als Bewohner die Familien: Berger, Böhm, Hacker, Kriesche, Kühnel, Mitreiter, Neumann und Umlauf. Die Josefinische Karte von 1781/82 verzeichnet „Oberwald“. Gemäß Schaller (1787) bestanden 7 Hausnummern und gemäß Sommer (1833) 8 Häuser mit 53 Einwohnern. 1813 fand bei Oberwald ein Gefecht statt, durch das im Ort Schäden angerichtet wurden. Bis zum Jahre 1890 hatte sich die Zahl der Gebäude auf 10 erhöht und änderte sich weiterhin nicht mehr, die Zahl der Einwohner ging jedoch wegen der rauhen Gebirgslage und der Industrieferne allmählich auf 30 zurück. In Oberwald kamen 1934 nur zwei Familiennamen mehrfach vor, nämlich Krauspenhaar und Bernhart.

Lage

Die Ortschaft Königswald liegt 13 km westlich von Tetschen, großteils an der nach Teplitz führenden Staatsstraße (früher „Kaiserstraße“, im Mittelalter „Nürnberger-Lausitzer Straße“) beiderseits des Eulaubaches und hat eine Länge von fast 6 km. Der Ortsmittelpunkt an der Kirche hat eine Meereshöhe von 338 m, das Unterdorf an der Riegersdorfer Grenze 300 m, der Ortsteil Holzgrund 600 m. In der Ortsmitte zweigt die Bezirksstraße nach Tyssa und in Ober-Königswald beim Tscheckentalgute (alte Zollstätte) die alte „Salzstraße“ nach Dresden-Leipzig ab. Die Ortschaft Oberwald, fast oben auf der Passhöhe von Nollendorf, liegt 650m hoch.

Bodengestalt

Das Eulatal bei Königswald wird von den Höhen dreier verschiedener Gebirgsformationen begrenzt: Im Norden vom Elbsandsteingebirge (Auf der Wand 622 m, Hofeberg 588 m Grundberg 576 m und Wagnerberg 611 m), im Westen von den Ausläufern des Erzgebirges (Nollendorfer Berg 701 m mit der Karl-Weiß-Aussichtswarte und Keiblerberg 722 m) und im Süden von Basaltkegeln des Böhmischen Mittelgebirges (Kleiner und Großer Hutberg 531 m).

Das Gemeindegebiet von Königswald setzt sich zu fast 70 % aus landwirtschaftlichen Flächen und zu rund 25 % aus Wald zusammen; der Anteil der Weiden und unproduktiven Flächen (Felsen) beträgt 5 %. Ein Großteil des Waldes stand im Gemeindeeigentum (345 ha), nachdem bei der Bodenreform in den 20er Jahren große Teile des Hof- und Hutberges hinzugekauft werden konnte. In Oberwald bestand das Forstrevier des Gebrüder Jäger mit 147 ha.

Infolge seiner anmutigen Lage und den vielen Ausflugsmöglichkeiten wurde Königswald gern als Sommerfrische aufgesucht. Vom Hutberg, der als Hausberg gilt, genießt man eine umfassende Aussicht. Ein vielbegangner Wanderweg war der Robert-Manzer-Steig oder Promenadensteig von Königswald nach Dorf Schneeberg.

Gewässer und Trinkwasserversorgung 

Bäche: Der bei Nollendorf (Kreis Aussig) entspringende und die Ortschaft Königswald durchfließende Eulaubach hat in seinem Oberlauf, wo er auch Nollendorfer Bach genannt wird, ein starkes Gefälle. Als Zuflüsse nimmt er von Süden her den Weißbach und den Leukersdorfer Bach oder Fiebichgraben auf, von Norden her den Grundbach, den Hofebach, den Tyßbach, vereinigt mit dem Abfluss aus dem Tyssaer Zoegelteich, sowie den zweiten Fiebichgraben, vereinigt mit dem Schwarzgraben und schließlich das Müllergrabel. Innerhalb der Ortschaft überqueren 20 Brücken und nahezu 50 Stege den Bach.

Eine Besonderheit ist die schon 1487 im Holzgrund an der Kreisgrenze gegen Aussig (früher Grenze der Herrschaft Grauben) künstlich errichtete Wasserscheide, durch welche die Hälfte des Eulaubachwassers als „Katzbach“ über Pokau nach Aussig geleitet wurde, gewissermaßen als erste Hochquellwasserleitung Nordböhmens.

Teiche: Hofeteich beim Meierhof, Rotschteich, Klepschteich, Schulteich (Badeteich) und einige kleine Mühlteiche; früher gab es auch die Vogelteiche unter der Rabenhausflur.

Trinkwasserversorgung: Die 1929 errichtete Königswalder Gemeindewasserleitung wird von der Schwarzgrabenquelle in 550 m Meereshöhe unter der Königswalder Wand (9bis 11 Liter je Sekunde) gespeist. Ferner gibt es den die Riegersdorfer Wasserleitung versorgenden Schliefborn, den Tauchenborn am Toggenstein entspringend und die Josefsquelle im Hofebergwald (Hofebuch).

Flurnamen

Viebich (Viebicht), Viebichfleckel, Gänsehals, Laubensflur, Der Lauben, Königsstück, Königswiese, Schafzräben, Pferdekoppel, Hofebusch, Kriegsholz, Hutbergwald, Biersteig, Lotharsteig, Windgebräche, Tyßloch, Wolfsschlucht, Holzgrund, Leichengründel, Niederhofharten, Oberhofgarten, Krießgartel, Zaschkenstein, Kühnelberg, Kronhübel, Tog genstein, Rabenhaus, Hutberg, Königswand, Steinwändel, Weißer Weg, Folgen.

Bevölkerung und Erwerb

Das alte ausgedehnte Bauerndorf Königswald hatte durch zahlreiche Industriegründungen seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine gemischte agrarisch-gewerbliche Wirtschaftsstruktur bekommen. Trotz der großen Zahl von 64 Landwirten mit 5 ha Wirtschaftsfläche war der Anteil der über wiegend von Land- und Forstwirtschaft lebenden Einwohner auf 15 % gesunken. Wenn trotzdem 82 Haushaltungsvorstände als Hauptberuf „Landwirt“ angegeben hatten (1934), weist dies auf die noch immer bestandene Bedeutung dieser Wirtschaftszweiges hin.

Für ein Dorf überdurchschnittlich hoch war der Anteil von 50,1 % Berufsangehörigen in Industrie und Handwerk. Von ihnen fand ein großer Teil in ortsansässigen Betrieben Beschäftigung, jedoch fuhren auch zahlreiche Arbeitnehmer in andere Orte des Eulatales und nach TetschenBodenbach zur Arbeit. – Bemerkenswert ist, dass in Königswald, beginnend mit 1849, dreimal jährlich Jahrmärkte stattfanden, ohne dass die Gemeinde das Prädikat „Marktgemeinde„ aufwiese.

Industrielle Betriebe: Mechanische Samt-, Plüsch- und Samtbandweberei F.W. Botschen (1940 bis 1945 Weserflugzeugbau); Fabriken für landw. Maschinen Franz Karl Pehr und Rudolf Wagner; Blumenfabrikation Rudolf Zeisler; Fichtenpechraffinnerie und chem.-technische Erzeugung Brider Klepsch; Knopferzeugung Josef Paul; Lackfabrik Josef und Maria Krolop; Lederwarenerzeugung Josef Zechels Söhne; Likörfabriken Anton Beil und Josef Eduard Püschner; Maschinen-Schnitt und Stanzenbau Friedrich Feller; Lohnmühle Rudolf Zappe; Mühle Adelbert Rosenkranz; Ria-Senffabrik Beer & Schiewick; Steinnußknopffabrik Marie Donth; Walzenmühle Josef Brosche; Zementwarenerzeugung Rudolf Wilpert. Von den ursprünglich vorhandenen zahlreichen Mahl- und Brettmühlen (z.B. Schwarze Mühle, Zappmühle, Schiffner- oder Broschenmühle, Ober- oder Weiße Mühle, Mittel-, Niedermühle, Tober- oder Botschenmühle) waren nur noch 2 vorhanden.

Kreditinstitute: Königswalder Spar- und Vorschußverein gegr.1871, umgewandelt 1913 in Gemeindesparkasse Königswald, die am 1.Juli 1942 2,9 Mill. Reichsmarkt Einlagen hatte; Zahlstelle der Gewerbebank Bodenbach; Zahlstelle der Allgemeinen Volkskreditanstalt.

Ärztliche Versorgung: Gemeindearzt mit Hausapotheke seit etwa 1880 Josef Maret, gefolgt von MUDr. Adolf Heil und seit den 20er Jahren bis 1945 MUDr. Wilhelm Leitenberger; Dentist Josef Hiebsch seit den 30er Jahren.

Genossenschaft: Gewerbegenossenschaften und Genossenschaft des Gast- und Schankgewerbes für Königswald und Tyssa.
Gemeindekino

Altes Handwerk: Bis vor den Ersten Weltkrieg hatten die Königswalder Steinmetzen einen guten Ruf, die den Sandstein von der „Wand“ verarbeiteten. Im 19. Jahrhundert bestand die weithin bekannte Orgelbaufirma Franz Feller, später Gebrüder Feller in Königswald.

Verkehr, Gastgewerbe, Sport

Bahnstation: „Tyssa-Königswald“ (Doppelname der Station mit Rücksicht auf den benachbarten Industrieort Ryssa); für das Oberdorf näher: die Station Klein-Kahn (Kreis Aussig), für das Niederdorf der Haltepunkt Steinsdorf.
Postamt: Königswald seit 1856
Autobusverbindungen nach Tetschen-Bodenbach, Aussig, Tyssa, Peterswald und Dresden.

Gastgewerbe: 18 Gasthäuser (davon 5 mit Fremdenzimmern) und zwar: A. Belle (Nr. 349), „Zum Bahnhof“ (E. Dröschel, Nr. 271), „Bergerschänke“(F. Fritsche, Nr. 252), F. Guth (Nr. 281), Th. Heidenreich, früher „Goldner Stern“ (Nr. 249, Waldgasthaus „Rabenhäusel“ (R. Höhne, Nr. 160), M. Kötting (Nr. 248), Bahnhofsrestaurantion F. Luprich (Nr.99), „Zur Linde“ (M. Michel, Nr. 7), A. Putz (Nr.159), „Zum Lehngut“ mit großem Saal („Deutsches Vereinshaus“, P. Schmitz, Nr. 233), „Müllerhäusel“ (Schmidt), J. Tischer (Nr.254), E. Vogelsangs (Nr.246), E. Weigend (Nr. 283), L. Wolf (Nr. 384), W. Walter (Nr. 93, „Zum Tscheckental“ (W. Walter, Nr. 241). Vom Ende des 19. Jahrhunderts sind die Gasthausbezeichnungen „Zu Königswald„, „Weißer Löwe“, „Silberner Stern“, „Bodenbacher Bierhalle“, „Windsor“ und „Zur Post“ überliefert, die jedoch später nicht mehr üblich waren; Gasthaus Post war aufgegeben worden. – Außer den Gasthäusern gab es zahlreiche private Zimmervermieter sowie zwei Schüler- bzw. Studentenherbergen.

Sportanlagen: Turnhalle, Turnplatz, Sportplatz, Badeteich, Schießstand, Rodelbahn, Skigelände.

Pfarrei, Matriken, Kirche

Die Pfarrei Königswald ist – wie die Einplanung in die Ortsanlage zeigt – sicher gleichzeitig mit der Rodung des Dorfes im 13. Jahrhundert gegründet worden. Die Pfarrkirche ist den hl. Drei Königen geweiht. Dieses Patrozinium ist im deutschen Sprachraum außerstande selten. In Köln sind die hl. drei Könige die Schutzpatrone der Stadt, nachdem im Jahre 1164 ihre Reliquien von Mailand nach dort verbracht worden sind und in der Schatzkammer aufbewahrt werden. Im Dom befindet sich auch die Drei-Königen-Kapelle mit einer geschnitzten Darstellung der Heiligen. Ob – wie gelegentlich geäußert aufgrund des Patroziniums der Königswalder Pfarrkirche der Schluss gezogen werden kann, dass die erste Ansiedler aus dem Kölner Raum kamen und das Patrozinium mitbrachten, muss allerdings dahingestellt bleiben.

Als erster Pfarrer in Königswald werden genannt: Johann, Peter (aus Tetschen) 1357, Peter (aus Auscha) 1360, Georg 1363, Heinrich 1377, Niklas 1377, Hermann 1380, Jeschik (Choralist zu Leipa) 1396, Martin, Peter 1428.

Die Pfarrei ist in den Papstzehentregistern von 1352 bis 1405 mit je 6Groschen halbjährlich Abgabe verzeichnet und lag damals im Dekanat Aussig. Zum Pfarrwidum gehörten – gemäß dem Dominikalkataster 1756 – nur 13 Strich, zu denen noch 16 Strich Wald kamen. Diese Ausstattung spricht nicht für eine Altpfarrei. Ursprünglich gehörte außer Königswald nur Tyssa zum Pfarrsprengel, später auch das bald nach den Hussitenkriegen gegründete Raiza und das 1545 angelegte Oberwald. Von 1552 bis 1628 war die Pfarrei lutherisch, und nach der Rekatolisierung betreute es auch den Pfarrsprengel Eulau (einschließlich Ohren). Nachdem Tyssa 1787 und Eulau 1832 den Status von Lokalien erhalten hatte, wurden diese Kirchen 1848 bzw. 1849 selbständige Pfarreien erhoben.

Die Taufmatriken von Königswald sind ab 1695, die Trauungsmatriken ab 1637 und die Sterbematriken ab 1654 erhalten. Seit dem 20. Jahrhundert ist Königswald dem Vikariat Tetschen zugeteilt. Letzte deutsche Pfarrer waren: 1910 bis 1934 Bischöflicher Notar Dechant Franz Fischer und 1934 bis 1945 Pfarrer Franz Eiselt.

Die Pfarrkirche zu den hl. Drei Königen geht auf einen gotischen Bau zurück, der schon im 16. Jahrhundert und dann im 18. Jahrhundert stark verändert wurde (barockisiert). Sie hat einen einschiffigen Längsraum, einen Südturm mit barockem Doppelzwiebelhelm, fünfseitige Chorabschluß mit Strebepfeilen, Spitzbogenfenster mit Resten gotischen Maßwerk. Auch ein Sanktuar ist spätgotisch, ebenso der Taufstein und der Predigtstuhl, die sämtliche aus der Gutskirche Schönstein (Tyssa) stammen und dem Torgauer Bildhauer Andreas Buschwitz (Mitte 16. Jahrhundert) zuzuschreiben sind. Die Innenausstattung ist neugotisch.

Das Kirchenfest fand am Tage der Erscheinung des Herrn (Epiphanie) am 6. Januar statt. Am 20. Januar war das Gelöbnisfest (Perstgelöbnis), das auch „kleines Kaplanfest“ genannt wurde.

Kapellen standen bei den Bauernhöfen Nr.20 (Hübnerkapelle), Nr.39 und ehedem im Oberdorfe bei Nr. 86. Von den zahlreichen Gedenkkreuzen und Statuen sind besonders erwähnenswert: Kalvarienberg-Gruppe von 1728 (Nr. 317 bzw. früher Vogelhof Nr.5), Kreuz bei der Kirchauffahrt, Pestkreuz bei Nr. 308 und Rotschbauerkreuz bei Nr. 440.

Der alte sogenannte Patronatsfreidhof mit dem Grab des Heimatforschers Dechant Franz Focke lag um die Kirche, der neue Gemeindefriedhof schließt sich seit den 20er Jahren nördlich daran an.

Schule

Die älteste Nachricht über die Königswalder Schule stammen von 1552 (Lehrer Lazarus Quark). Das Schulhaus stand bei der Einmündung des Tyßbaches in den Eulaubach. In den Jahren 1769 und 1845 wurde das Gebäude jeweils neu gebaut, wobei im letzteren Jahr eine zweite Schulklasse eingerichtet wurde. Im Jahre 1833 unterrichtete Lehrer Florian Weigend. 1874 kam eine dritte und 1885 eine vierte Klasse hinzu. 1920/21 wurde nach einem Brande ein modernes Schulhaus mit Turnsaal errichtet. Die Gestellte seit dieser Zeit sämtliche Lehrmittel kostengünstig Verfügung. Die Ortschaft Oberwald war anfangs nach Königswald, später nach Nollendorf eingeschult.

Von 1846 bis 1848 hatte in Königswald eine Spinnschule bestanden und etwa von 1909 bis in die 20er Jahre eine gewerbliche Fortbildungsschule.

Verwaltung

Seit alter Zeit – wahrscheinlich schon seit der Gründung des Ortes- war Königswald Sitz eines Erbgerichtes (Schöppenstuhl), zu dem auch sämtliche Dörfer des ehemaligen Gutes Schönstein, nämlich Schönstein,Tyssa, Raiza, Oberwald, Schneeberg und Eisenhammer Eiland gehörten. Die seit Mitte des 17. Jahrhunderts bis 1849 bestehende Dorfrichterei befand sich im Haus Nr.1, Hausname „ Lehngut“.

Gemeindevorsteher bzw. Bürgermeister waren seit 1918: Ferdinand Ritschel, Ernst Grimmer, Wilhelm Löbel, Franz Löbel, Paul Philipp, Rudolf Zehart, Emil Framing, Franz Wagner, Paul Philipp (bis 1945). Gemeindepersonal: Gemeindesekretär, 1 Polizeiwachtmeistern und 1 Gemeinde Forstwart. Die Elektrifizierung erfolgte 1914.

Kulturpflege und Vereinsleben

Vereine: Arbeiter-Turn und Sportverein, Briefmarkensammler-Vereinigung, Deutscher Männergesangverein seit 1877, Deutscher Turnverein seit 1885, Freiwillige Feuerwehr seit 1878, Kleintierzuchtverein, Landwirtschaftlicher Verein, Osterreiter-Vereinigung, Ortsgruppe des Bundes der Deutschen, des Deutschen Kulturverbandes, des Deutschen Handels- und Industrieangestelltenverbandes, des Gebirgsvereines für die Böhmische Schweiz seit 1901, der Union der Textilarbeiter, des Volksbundes Deutscher Katholiken.

Brauchtum: Das Königswalder Osterreiten mit 40 bis 50 Teilnehmern, unter denen zeitweise auch die Riegersdorfer und Tyssaer Reiter vertreten waren, ist seit 1721 belegt. Der stets sehr gepflegte Faschingszug fand ursprünglich am Faschingsdienstag, später am Faschingssonntag statt. Sonstiges: Gemeindebücherei vorhanden

Sehenswertes

An die Gebäude des Meierhofes, der im 16. Jahrhundert unter den Bünauern errichtet worden war, wurde schon damals das sogenannte „Schlössel“ (zwei Bünauer Wappen zeugen davon), dessen Seitentrakt mit einem achteckigen Turm abschließt. Diese Bauten haben aber nichts mit der alten Wegveste zu tun, die einst an der Stelle des Postamtes stand. Auf dem Friedhof schöne Grabsteine, u.a. die Gruft der Familie Botschen. Denkmäler gibt es das Kriegerdenkmal, Turnvater-Jahn-Denkmal.

Zahlreiche schöne Bauernhäuser in Fachwerkbauweise.

Nachwort (Ausklang)

Die Kriegsverluste der Gemeinde Königswald betrugen – soweit feststellbar – 102 Gefallene und Vermisste, das sind 10,3 % der männlichen Bevölkerung von 1939. In der Nacht des Großangriffs auf Dresden durch amerikanische Bomber (14. Februar 1945) fiel eine einzelne Bombe bei Königswald. In den letzten Kriegstagen erfolgte ein leichter Tieffliegerangriff auf den Ort. – Im Jahre 1959 befanden sich von den ehemaligen Einwohnern 43 % in der Bundesrepublik Deutschland, 52 % in der Deutschen Demokratischen Republik und der Rest im Ausland.

Nach der tschechischen Volkszählung von 1963 hatte die Gemeinde Libouchec (deutsch Königswald) 1581 Bewohner gegenüber 2131 Einwohnern im Jahre 1939. Die Zahl der bewohnten Häuser war im gleichen Zeitraum von 407 (ohne Ortschaft Oberwald) auf 331 zurückgegangen. Die Ortschaft Oberwald ist völlig aufgelassen.

„Heimatkreis Tetschen-Bodenbach. Ein Buch der Erinnerung“ Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach (Hrsg.) – 1969
„Heimatkreis Tetschen-Bodenbach: Städte und Gemeinden“ Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach e.V. 1977 – S. 475-482

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam Königswald zur Tschechoslowakei zurück. Die deutschen Bewohner wurden bis 1946 vertrieben und der Ort erhielt den Namen Libouchec.

Heute

Libouchec (deutsch Königswald) ist eine Gemeinde im Ústecký kraj in Tschechien.

Die Gemeinde Libouchec besteht aus den Ortsteilen Čermná (deutsch Leukersdorf), Knínice (deutsch Kninitz), Libouchec (deutsch Königswald) und Žďárek (deutsch Zuckmantel).

Grundsiedlungseinheiten sind Čermná, Knínice, Libouchec, Nový Libouchec (deutsch Neu Königswald) und Žďárek. Zu Libouchec gehören außerdem die Ortslagen Horní Les (deutsch Oberwald) und Horní Libouchec (deutsch Holzgrund).

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