Daubitz

  • Beitrags-Kategorie:Landkreis Rumburg
  • Beitrag zuletzt geändert am:17. August 2022
  • Lesedauer:13 min Lesezeit

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die aus den Orten Altdaubitz, Neudaubitz und Hinterdaubitz bestehende Gemeinde Daubitz war ein von Wald umgebenes verträumtes Dörfchen an der Grenze des Granitgebirges und der Böhmischen Schweiz am nördlichen Fuße des Irichtberg (oder Ihricht, 533 m, mit Schutzhütte), der den Ort „beschattete“. Der Ort lag am sogenannten Draubitzer Wasser oder Daubitzbach inmitten ausgedehnten Wäldern. Auf dem Irichthügel wuchs Waldmeister in rauen Mengen, auch andere Heilkräuter hatten hier ihre Heimat. Nur nach Süden öffnete sich der Talkessel in eine Wiesenschneise in Richtung Kreibitz. An den Irischt schließt sich nach Osten das Steingeschütte, der Kalkberg und der Marschkenberg mit Himmelsstiege an. Der in 458 m ü. M. gelegene Ort Daubitz ist vor 1457 gegründet, vermutlich schon zum Ende des 14. Jahrhunderts, da in der folgenden Hussitenzeit (1418-1437) keine deutschen Gründungen erfolgten. Die Siedlung geschah in Form von neun Siedlungsstellen, die noch in der 1654 angelegten „Steuerrolle“ (Verzeichnis) als Großfeldgärtner im Gegensatz zu den übrigen Häuslern aufgeführt wurden. 1475 wird hier eine Glashütte genannt, die die erste Glashütte Böhmens sein dürfte und Anregung und Wurzel für die Kreibitzer Glasindustrie war. Der Name Daubitz kommt von dem slawischen dubice = Eichenplatz und dürfte bei der Ansiedlung in Erinnerung an eine Windisch Raststätte an dem uralten Saumpfad der ältesten Eichenwälder gewählt worden sein.

Schon im 15. Jahrhundert war am Daubitzbach im „Räumicht“ eine Mühle in Betrieb. Bald erfolgte hier Flachsbau, der zur Gewinnung von Öl, aber auch zur Herstellung von Leinen aus Flachsfasern diente. Ab 1660 wurde weiterer Boden der Herrschaft Kamnitz hier zur Besiedlung freigegeben und auf dem Gebiete des ehemaligen Meierhofs entstanden 1704 Neudaubitz und Hinterdaubitz. Jede Siedlung erhielt eine Fläche von etwa 1,3ha. Seit dieser Zeit wurde das Gründungsdorf Altdaubitz genannt und die Dreierbezeichnung Alt-, Neu- und Hinterdaubitz geführt (bis 1945). Neudaubitz wuchs jedoch rascher als der alte Ort und bildete das Lebenszentrum der Gemeinde. Die für Daubitz zuständige Herrschaft Kamnitz gehörte übrigens von 1283 bis 1402 den Herren Michelsberg auf Scharfenstein, dann bis 1464 einer Linie der Berka von Duba, die abwechselnd auf dem Tollenstein, in Kreibitz oder auf dem Falkenstein in Dittersbach saßen, ab 1604 dem Grafen und später Fürsten Kinsky auf Kamnitz.

Daubitz, Foto Archiv NL-Verlag 2.2009

Die Gemeinde hatte insgesamt 789 Einwohner (Altdaubitz 195, Neudaubitz 581, Hinterdaubitz 13), im Jahre 1910 waren es noch 877 und 199 Häuser (Altdaubitz 54, Neudaubitz 139, Hinterdaubitz 6). Hinterdaubitz lag mit seinen sechs (zeitweilig 7) Häusern 6 km von Neudaubitz entfernt mitten im Wald ganz an der Grenze nach Sachsen am Eingang in das Khaatal am linken Ufer des Kirnitzschbaches, wo dieser von rechts den Zeidlerbach und den Weißbach aufnimmt und auf der langen Strecke die Landesgrenze Böhmen-Sachsen Bilder.

Das Flächenausmaß der Gemeinde Daubitz betrug 1928 ha, davon gehörten bis 1945 alleine 1630 ha zum herrschaftlichen Besitz und nur 298 ha entfielen auf den eigentlichen Gemeindeanteil. Daubitz hatte als Eingangspforte in die Böhmische-Sächsische Schweiz in erster Linie touristische Bedeutung als Sommerfrische, denn es war Bestandteil einer paradiesischen Landschaft. So wurden z.B. schon im 19. Jahrhundert erholungsbedürftig Kinder aus den Städten hier untergebracht. Der Ort hatte jedoch als Gemeinde wirtschaftlich und gesellschaftlich ein reges Eigenleben. Die älteste Post- und Autobusverbindung bestand nach Schönlinde. 1890 erhielt der Ort ein eigenes Postamt. Die nächste Eisenbahnstation war KreibitzTeichstatt (4 km). Die um 1800 gebaute Bezirksstraße, die Daubitz mit den umliegenden Orten Verbänden, gehen in südöstlicher Richtung nach Kreibitz-Neudörfel, Teichstatt, nach Schönlinde über den Kalkberg, nach nordöstlich nach Khaa, westlich nach Niederkreibitz.

Im Kataster von 1785 war Daubitz erstmalig als zum Bezirk Rumburg gehörend aufgeführt und unter den 9 Katastralgemeinden dieses Bezirkes als Nr.8 genannt. 1731 hatte der Ort 2 Garnbleichen, 50 Jahre später 4. 1756 kaufte der Garnhändler Salomon aus Altehrenberg ein Haus in Neudaubitz, das zum Stammhaus der Zwirnfabrik Salomon wurde. Es gab schon zahlreiche Weber im Ort, die nunmehr auch die eingeführte Baumwolle verarbeiteten. Seit 1865 betrieb hier Anton Schuh einen großen Zwirnhandel. Nach seinem Tode haben seine Söhne 1895 eine eigene Zwirnerzeugung gegründet und im Jahre 1900 ein Fabrikgebäude mit späteren Zubauten erbaut. Unter dem Namen „Anton Schu‘s Söhne„ wurde diese Firma mit der Erzeugung von Hand- und Maschinenzwirn, Stopf- und Handarbeitsgarnen geführt und bekam 1926 einen Cotton-Strumpf-Wirkerei. 1938 wurden in der Zwirnfabrik 90 Fabrikarbeiter und 40 Heimarbeiter, in der Strumpffabrik 60 Fabrikarbeiter und 20 Heimarbeiter beschäftigt. Die Zwirnerei Johann Hentschel in Altdaubitz wurde 1913 vom Schwiegersohn Robert Grohmann übernommen (zeitweilig „Zwirnfabrik Hentschel und Grohmann“). Er errichtet 1919 eine Fabrik, die bis 1945 35 Arbeiter beschäftigte. Von 1880 bis 1910 bestand eine Sparterieerzeugung und Zwirnerei Borgstedt, die 1910 Heinrich Pfeifer übernahm (1925 aufgelöst). Es gab auch eine kleinere Bandwarenerzeugung, eine Mahlmühle und ein Sägewerk in Altdaubitz. So zählte Neudaubitz 25, Altdaubitz 16 Gewerbebetriebe.

Viele Arbeiter gingen in die Strumpffabriken von Schönbüchel und Schönlinde, manche auch bis in die Eisenwerke von Warnsdorf zur Arbeit. Mit zahlreichen Handwerksbetrieben und 8 Gaststätten war die Versorgung der Bevölkerung ausgeglichen. Eine Schule bestand zuerst in Altdaubitz schon im 18.JahrhErstenundert, der eine Schule in Neudaubitz neben der Försterei 1879 folgte. Diese wiederum wurde durch einen 1890 mit Unterstützung der Frau Elisabeth Hille, Tochter des Industriellen Carl Dittrich, der 1849 die Firma Hille und Dittrich, Groß-Garn- und Leinenhandlung, in Schönlinde gegründet hatte, errichteten modernen Neubau ersetzt. Die Schule war dreiklassig, nach dem Ersten Weltkrieg bis 1945 nur zweitklassig. Die Kinder von Hinterdaubitz besuchten wegen zu weiter Entfernung von Neudaubitz bis ins 20. Jahrhundert die Schule in Hinterhermsdorf in Sachsen.

Daubitz hatte eine katholische Pfarrei und eine in den Jahren 1811-1814 erbaute Kirche Maria Himmelfahrt mit eigenem Pfarrhaus und Friedhof. Die Pfarrei wurde 1817 errichtet, vorher war der Ort nach Kreibitz eingepfarrt. Zur Pfarrei Daubitz gehörten auch Khaa und Niederkreibitz. Taufmatriken wurden seit 1796, Traumatriken seit 1784 und Sterbematriken seit 1785 geführt. Alljährlich am 26. Juli fand in Daubitz aus eine feierliche Bittprozession nach St. Georgental statt (10 km), an der sich nahezu die ganze Bevölkerung beteiligte. Ab 1890 hatte Daubitz auch eine Finanzwachabteilung, die 1928 nach Zeidler verlegt wurde. Die herrschaftliche Forstverwaltung war durch einen Oberförster oder Forstmeister vertreten (Forstamt in Neudaubitz, Forsthaus in Hinterdaubitz mit Gaststätte). Die Gemeinde hatte zwar eine einheitliche Gemeindevertretung, doch besaß der Ortsteil Altdaubitz eine besondere Ortsvertretung in Form eines Ausschusses, der das getrennte Vermögen dieser Ortschaft zu verwalten hatte.

Von Daubitz aus gab es herrliche Ausflüge, z.b. zu den Khaatalfelsen und zur „Böhmischen Mühle“. Eine Wegstunde westlich von Daubitz stand in einem Waldeinschnitt das alte Jagdhaus des Fürsten Kinsky, die „Balzhütte“., eines der berühmtesten Ausflugsobjekte Nordböhmens. Ein Herrenhaus mit Nebengebäude war flankiert von einem als Gaststätte eingerichteten Hegerhaus, das im Sommer fleißig besucht war.

Balzhütte bei Dittersbach – 2020 abgebrand*

Von Daubitz auf dem Wege zur Balzhütte traf man auf die „Budersdorfer Säule“, ein sehenswertes Felsengebilde mit Waldwirtschaft. Beim Straßenbau um 1800 war man auf reiche Kalksteinvorkommen gestoßen. Dies führte zur Aufnahme eines Kalksteinbruchs durch die Herrschaft Kinsky mit „Kalkofen“ als Verarbeitungsstätte. Das hier ebenfalls errichtete Hegerhaus war auch Gaststätte und Rastplatz, sodass sich der „Kalkofen“ über 100 Jahre als Wanderziel entwickelte. Nach 1918 wurde der Steinbruch verpachtet und nach der Verstaatlichung 1929 stillgelegt. Im 18. Jahrhundert wurden übrigens im Gebiet von Daubitz bergbauliche Versuche zur Gewinnung von Silber und sogar von Kohle unternommen.

Die „Böhmische Mühle“ war eine uralte Touristenstation. Von Hinterdaubitz führte in 45 Minuten ein Weg nach Hinterhermsdorf/Sachsen oder zur „Sächsischen Mühle“, oberhalb derselben ansteigenden zur „Wolfstafel“, wo nach einer alten Inschrift im Jahre 1611 zwei Wölfe erlegt worden waren. Von da gelangte man über das Natterhorn durch die Teufelslöcher in den Hengstgrund und in diesem weiter zur Schönlinder Brücke beim Schwarzen Tor. Im Tale weiter schreitend kam man nach 40 Minuten zur Oberen Schleuse, einem der schönsten Punkte der Böhmischen-Sächsischen Schweiz. In stiller Einsamkeit war hier eine Bootsstation, für Fahrten auf dem angestauten Wasser durch die Schleuse und die Felslandschaft eingerichtet. Talabwärts kam man von der Oberen Schleuse zu dem 1866 zugänglich gemachten Hermannseck, einem schroffen Felsen mit Schutzhütte. Aus Daubitz ging Heinrich Lumpe (* 1859, ♰ 1936 Aussig) hervor, Ehrenbürger von Daubitz, Industrieller und Großhändler, der 1908 in Aussig einen Naturschutzpark, ein in ganz Nordböhmen bekanntes Vogelparadies, Stiftete und unterhielt.

Zum Ende des Zweiten Weltkriegs hatte Altdaubitz 56 Häuser mit 294 Einwohnern, Neudaubitz 132 Häuser mit 539 Einwohnern und Hinterdaubitz 7 Häuser mit 32 Einwohnern. Im Juli 1945 begann die Vertreibung der ausschließlich deutschen Bewohner und die Enteignung der gräflich Kinskyschen Besitzes. Vor allem aus Dymokury (deutsch Dimokur) und Prag-Královice wurden zunächst 200 Tschechen angesiedelt, später kamen noch Slowaken und Sinti und Roma hinzu.

Wilhelm Pfeifer „Niederlandhefte -Schriftenreihe des Bundes der Niederländer“ S.15/17 – HEFT 9 – 1977
Karl Richter „Geschichte des Niederlandes“ 1960

Heute

Doubice (deutsch Daubitz) ist eine Gemeinde der Stadt Krásná Lípa (deutsch Schönlinde) in Tschechien. Die Streusiedlung liegt in 390 m ü. M. am Ostrand der Böhmischen Schweiz in einem vom Daubitzbach (Doubický potok) durchflossenen Talkessel.

Doubice besteht aus den Ortslagen Nová Doubice (Neudaubitz) und Stará Doubice (Altdaubitz). Im Tal der Kirnitzsch, wo diese auf deutsches Gebiet fließt, befindet sich die Wüstung des nach dem Zweiten Weltkrieg aufgelassenen Ortsteils Zadní Doubice (Hinterdaubitz).

Das Gemeindemuseum wurde im Jahr 2014 mit vielen interessanten Exponaten und Dokumenten aus der Daubitzer Geschichte eröffnet.
Es befindet sich in historischen Räumen des k. k. Postamtes, im Gebäude des „Gasthofs zur Post“ in der Mitte der Gemeinde.
Geöffnet ist vom vom 15. Juni bis 15. September, jeden Samstag von 13.00 bis 15.00 Uhr.
Nach vorheriger Absprache auch an anderen Tag, mit der Möglichkeit einer Führung in deutscher oder englischer Sprache.

Altdaubitzer Ortsdurchfahrt

Mai 2020

Die historische Balzhütte bei Dittersbach (zugehörig zur Gemeinde Rennersdorf) in der Böhmischen Schweiz ist abgebrannt:
Radio Prag „Brand vernichtet zwei wertvolle Blockhütten in Böhmischer Schweiz“

Im Nationalpark Böhmische Schweiz sind bei Rynartice am Freitag zwei historische Blockhütten abgebrannt, die zu den Kulturdenkmälern des Landes zählen. Die Feuerwehr ist am Vormittag mit starken Kräften weiterhin im Einsatz, um den Brand zu löschen. Die Flammen haben Angestellte des Nationalparks am Morgen entdeckt. Das Feuer hat die historischen Holzhäuser eines privaten Eigentümers vollständig vernichtet. Es waren Gebäude, die in den 1930er Jahren errichtet wurden.

Der Ort des Geschehens, bekannt als Lichtung Na Tokáni, ist ein beliebtes Touristenziel. Das ehemalige Forsthaus und eine Gruppe angrenzender Blockhäuser wurden im alpinen Stil erbaut.“

Internetauftritt der Gemeinde Daubitz

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