Hillemühl

  • Beitrags-Kategorie:Landkreis Tetschen-Bodenbach
  • Beitrag zuletzt geändert am:16. Mai 2024
  • Lesedauer:19 min Lesezeit

Gemeindebereich

Die Gemeinde Hillemühl – GB Böhmisch-Kamnitz- bestand aus der Ortschaft Hillemühl und dem einschichtigen Forst- und Gasthaus „Kreuzbuche„. Innerhalb der Ortschaft wurden im örtlichen Sprachgebrauch folgende Ortsteile unterschieden. Oberdorf, Niederdorf (auch Zapfendörfel), Ochsenhübel, Fiedler- oder Friedhofsberg, Hinterwinkel sowie „Neu Tschaslau“ (eine Ansiedlung tschechischer Arbeiter der Glasfabrik Knöspel).
Mundartliche Aussprache des Ortsnamens: „Hillemühle“.
Gesamtfläche der Gemeinde: 887 ha

Ortsgeschichte

Das Gebiet der späteren Ortschaft Hillemühl hatte seit 1283 der Herrschaft Scharfenstein zugehört und kam ab 1535 zur Herrschaft Kamnitz, die damals im Zuge einer Erteilung in der Familie Salhausen abgetrennt und selbständig geworden war. Bei dieser Herrschaft, die sich bis 1614 in Wartenberger Besitz und ab 1614 in Kinsky’schen Besitz befand, verblieb das Gebiet bis1850, als es dem GB Böhmisch-Kamnitz zugeordnet wurde.
Im Jahre 1525 gegründet der Grundherr Friedrich von Salhausen im Waldtal des Kamnitzbaches (Wallbaches) eine Brettsäge. Nachdem auf dieser Säge 90 Jahre lang eine Familie Hille als Brettschneider tätig war, bildete sich für die dortige Örtlichkeit die Bezeichnung Hillemühl heraus.
Im Dominikalkataster 1756 ist diese herrschaftliche Mühle mit einer Säge erwähnt. Ab 1665 entstanden in der Nachbarschaft der „Hillen-Brettmühle“ weitere Häuser; 1689 waren es bereits 7 und 1698 9 Häuser, die von den Familien Vatter, Bienert, Brix, Ickert, Kny, Michel, Schöne und Thoms (Thomas) bewohnt waren. Christoph Ickert hatte die Dorfschenke inne. Im Jahre 1713 wurde von Tobias Bienert die Mahlmühle gegründet, die später zeitweise namensgebenden für die ganze Ortschaft war („Lienertsmühle“ bei Sommer 1833). Gemäß dem TK von 1713 hatte das Dominikaldorf Hillemühl-Falkenau der Herrschaft Kamnitz 17 Häuser, von denen jedoch nicht angegeben ist, wie viele davon auf Hillemühl entfielen. Von den Einwohnern betätigten sich u. a. 5 als Landgänger (Glaswarenhandel), 1 als Glaskugler und 1 als Glaspolierer. In der Müller’schen Landkarte von 1720 ist der Ort als „Hüllmühle“ verzeichnet. Für 1725 ist die Ortsgrößen von „Hillemühl“ (ohne Niederfalkenau) mit 17 Häusern eindeutig feststellbar, die folgenden Besitzer aufwiesen: Ickert, Kny, Thomas, Bienert, Brix, Günter, John, Kaiser, Kittel, Michel, Schöne, Vatter, Vierhase und Weidlich. Zusammen mit den „Hausleuten“ (Mieter) betrug die Einwohnerzahl damals 148.
Im Verlauf des 18. Jahrhunderts, besonders bis 1750, bekam die Ortschaft beträchtlichen Zuzug, da die Glasindustrie im benachbarten Falkenau-Kittlitz sowie der Glashandel gute Erwerbsmöglichkeiten boten. Es ist überliefert, dass Leute aus Hillemühl mit ihren Glaskarren bis Prag, Wien, Ungarm, Siebenbürgen, Krakau, Warschau, Königsberg, Kurland und Dänemark zogen und dass manche von ihnen in der Fremde sesshaft wurden (Bendel, Bricks, Steinitz, Vatter).
Im Jahre 1757 fand bei Hillemühl ein Gefecht zwischen Österreichern und Preußen statt, woran später ein Denkmal erinnerte.
Zur Zeit des Topografen Schaller (1787) hatte „Hillemühl, sonst auch Brett oder Leinertsmühle“ genannt, 46 Nummern, von denen allerdings einige (südlich des Kamnitzbaches gelegene) zur Herrschaft Bürgstein gehörten.
In der Ortsbeschreibung ist angegeben, dass sich „beinahe alle Einwohner von Glasarbeiten nährten und dass viele Glas-Schleifmühlen anzutreffen waren“. Im Jahre 1833 hatte das Dominikaldorf „Hillemühl, auch Lienertsmühle“ (wie schon 1787 fälschliche Schreibung von Bienertsmühle) – soweit es zur Herrschaft Kamnitz gehörte – 59 Häuser mit 458 Einwohnern; im Bürgsteiner Teil standen 11 Häuser mit 76 Einwohnern. Es gab viele vom Kamnitzbach getriebene Glasschleifereien, ferner je eine Kattunbleiche, Brettsäge und Mühle. Im Jahre 1875 waren es 3 Glaskugler, 12 Glasschleifermühlen, 33 Glasmaler und 6 Einbohrerwerkstätten mit insgesamt 184 Gehilfen bzw. Hilfsarbeitern.
Die Bevölkerungszahl Hillemühls wuchs zunächst auf 555 Einwohner im Jahre 1869, sank dann auf 486 im Jahre 1890 und erreichte 1910 mit 611 Einwohnern den Höchststand, wovon 603 Deutsche und 8 zugewanderte tschechische Arbeiter waren.
Im Jahre 1893 wurde in Hillemühl – gegenüber dem Bahnhof, schon im Kreis Böhmisch-Leipa gelegen – die Glasfabrik „Rudolfshütte“ Gustav A. Loschek gegründet. Im Kamnitzer Teil des Ortes entstanden ebenfalls lange vor dem Ersten Weltkrieg die Glasraffinerie Richard Klinger, die Sandgebläse- und Polierscheibenerzeugung Karl Richter und eine Emailreiberei (Emaille). Im Jahre 1914 waren außerdem 5 Glasschleifereien, 3 Brettsägen mit Kistenerzeugung und Holzhandel sowie 3 Glasmaler, 1 Glaskugler und 2 Mühlenbauer ansässig. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Rohglasfabrik „Theresienhütte“ Raimund Knöspel und Söhne im Leipaer Teil von Hillemühl gegründet, aber schon 1928 wieder aufgelassen. Im Jahre 1925 gab es das erste Radio in der Gemeinde.
Die häufigsten Familiennamen in Hillemühl waren 1934: Marschner, Pörner, Jäger, Böhm, Deutschmann, Görtler, Hantschel, Horn, Hubatschek, Kleinpeter und Puhr.

Einschicht Kreuzbuche

Der Name dieser Örtlichkeit auf dem Sattel zwischen dem großen und dem kleinen Ahrenberg, wo sich an der Grenze des böhmischen Niederlandes die Straßen von Hillemühl, Böhmisch-Kamnitz, Kreibitz und Schönlinde treffen, hängt mit dem Gefecht bei Hasel am 19. Juli 1757 zusammen. Zum Gedächtnis für die dort beerdigten Gefallenen war bald nachher ein Kreuz an einer Buche angebracht worden. Später entstand nahe der Kreuzbuche das bekannte Forsthaus, das zugleich Gasthaus war.
Als man im Jahre 1820 den Bau der neuen Straße aus Böhmisch-Kamnitz nach Kreibitz beendete, wurde im Sattel an ihr ein herrschaftliches Hegerhaus mit einer Gaststätte errichtet, das man mit dem gleichen Namen wie den Sattel zu bezeichnen anfing. Die Gaststätte wurde bis in den Zweiten Weltkrieg betrieben, nach 1945 wurde sie aber nicht mehr geöffnet und das Haus verfiel allmählich.

Am 19. Juli 1921 wurde der Gedenkstein aufgestellt, gewidmet dem Andenken der fünf Forstbeamten der Herrschaft Böhmisch-Kamnitz, die im Ersten Weltkriege am russischen und italienischen Kriegsschauplatz gefallen sind. Um seine Aufstellung haben sich die Freunde und Mitarbeiter der Gefallenen und der Inhaber der Herrschaft, Graf Ulrich Ferdinand Kinsky verdient gemacht. [1]
Das Denkmal besteht aus einem auf einem breiten, aus Bruchsteinen bestehendem Sockel ruhendem Quarzitblock. Nach 1945 verschwand die bronzene Denktafel und das Denkmal verfiel allmählich.

Lage

Die Ortschaft liegt in 380 bis 420 m Meereshöhe im oberen Kamnitzbachtal am rechten Ufer des Baches und wird von der Bezirksstraße durchzogen, die Böhmisch-Kamnitz mit der Reichstrasse Rumburg-Haida verbindet. Die Entfernung nach Böhmisch-Kamnitz beträgt etwa 6 km. Im westlichen Ortsteil zweigt die über die Kreuzbuche nach Kreibitz führende Bezirksstraße ab. Die am südlichen Ufer des Baches gelegene Ortschaft mit etwa 25 Häusern trägt ebenfalls die Bezeichnung Hillemühl, gehört aber zur Gemeinde Falkenau-Kittlitz im Kreis Böhmisch-Leipa. Die Grenze bildet der Kamnitzbach und der einmündende Schwarzbach.

Bodengestalt

Das Gemeindegebiet Hillemühl ist fast ausschließlich bergig. Die wichtigste Erhebung sind: Der Große Ahrenberg (705 m), der Schindelhengstberg (650 m), der Aschenstein (605 m), der Kleine Eibenberg (598 m), die Goldhaube oder Silberhübel (563 m) und der Bornberg (513 m). Es handelt sich durchwegs um Basalt- und Phonolithstöcke, welche die Sandsteindecke durchbrochen haben. Am Nordhang des Großen Ahrensberges sind Reste eines alten Eisenbergbaues zu sehen.
Etwa 93 % der Gemeindefläche ist mit Wald bedeckt; der Rest entfällt auf die Ortschaft sowie auf kleinere landwirtschaftliche Flächen. Die Forsten gehörten bis 1945 zur Fürstlichen Kinsky’schen Domäne in Böhmisch-Kamnitz (Revier Hillemühl, früher Revier Hinterhasel) und wurden von einem Förster in Kreibitz-Schönfeld und zwei Waldhegern in Hillemühl beaufsichtigt.
Vor dem Ersten Weltkrieg wurden in den Wäldern der Kinsky’schen Domäne am Großen Ahrensberg Gemsen angesiedelt, die sich gut akklimatisierten und sich zeitweise bis zu einem Bestand von 100 Stück vermehrten.
Hillemühl wurde wegen seiner waldreichen Umgebung, in welcher der Gebiergsverein zahlreiche Wege ausgebaut hatte, gern als Sommerfrische benutzt.

Gewässer und Trinkwasserversorgung

Das bedeutendste fließende Gewässer ist der Kamnitzbach, mundartlich „Bretboch“ genannt, der im Waldteich, östlich von Falkenau-Kittlitz entspringt. Auf einer Länge von 2,5 km durchfließt er den Ort und bildet die südliche Gemeindegrenze. Er nimmt rechtsseitig beim Erreichen des Gemeindegebietes den Bielsbach (auch Pilzbach) mit Wasserfall am Kleinen Eibenberg und kurz vor Verlassen des Gebietes den Wiesenbach auf, in dessen südlichem Quellgebiet am großen Ahrensberg sich ein beachtlicher Wasserfall befindet.
Anstehenden Gewässer sind der künstliche Biels- oder Pilzteich und der Pörnerteich in der Mitte des Ortes zu erwähnen.
Trinkwasserversorgung: Das Trinkwasser wurde bis zu Ende des Ersten Weltkrieges aus Brunnen und fließenden Bächlein besorgt. Gleich nach dem Krieg wurde für den Ort eine Hochquellwasserleitung am südlichen Hang des Großen Ahrensberges erbaut, die von einem Wassermeister betreut wurde.

Flurnamen

Flurnamen (beginnend an der Niederfalkenauer Gemeindegrenze): Beckengründl, Marschnerheide, Ochsenhübel, Beim Neubau, Gelche Leite, Schulwiesen, Sauermanns Berg, Schlichze, Buchenlehne, Brandweg, Im Brande, Kasper- oder Füllerberg, In der Hummel, Die Telle, Bei der Kapelle, In der Rolle und Stein-Nazens Keller, Beim Pilzteich, Teichhau, Sumpfhau, Beim Gefrorenen, Görner-Seffs-Höhle, Im Zaune, Beim Steinbruch, Schindelhengst, Rehgründellehne, Mäuselöcher, Steinhübel, Der Plan, Beim Viereck, Kriegsfeld, Der Bierweh, Beim Wasserfall, Büchelhau, Johanngraben, Beim Guten Born, Böse Mühle, Beim Bilde, Ackermanns Katze, Krippel, Beim Dreieck.

Bevölkerung und Erwerb

Aufgrund seiner Entstehung als Siedlung von Waldarbeitern und Flößern, zu denen sehr bald zahlreiche Glasarbeiter und schließlich auch glasveredelnden Betriebe kamen, hat Hillemühl eine ausgesprochene gewerbliche Berufsstruktur gehabt. Die Landwirtschaft hatte niemals eine Bedeutung. Es gab eine einzige Haupterwerbslandwirtschaft, die übrigen landwirtschaftlichen Flächen wurden meist als Nebenerwerb genutzt.
Im Jahre 1939 gehörten 58,5 % der Bevölkerung den Wirtschaftsbereichen Industrie und Handwerk an und entsprechend dazu war die Quote der Arbeiter sehr hoch (63,7 %). Jedoch fand nur ein Teil der Arbeitnehmer in ortsansässigen Betrieben Beschäftigung, die Mehrzahl musste nach Böhmisch-Kamnitz, Falkenau-Kittlitz, Blottendorf und Haida zur Arbeit fahren.
Im Adressbuch von 1934 sind für Hillemühl 42 selbständige Einwohner (Haushaltsvorstände) als hauptberufliche in der Glasveredlung angegeben (Glasschleifer, -kugler und -Maler). Die Zahl der in Glasberufen tatsächlich Beschädigten war jedoch zwei- bis dreimal so groß. Außerdem gab es 7 Holzarbeiterfamilien.
An Betrieben bestanden: 4 Glasschleifereien und Glaskeglerwerkstätten, 2 Glasraffenerien, 2 Glasmalereien, 1 Emailerzeugung, 3 Sägewerke, davon 1 mit Möbel- und Kistenerzeugung. Im Jahre 1927 – also vor der Wirtschaftskrise – hatte es in Hillemühl 15 glasveredelnde Werkstätten gegeben, in denen 78 Arbeitsplätze besetzt waren.
Ein alteingesessenes Handwerk war der Mühlenbau. Dieser wurde vor dem Ersten Weltkrieg von Josef Friedrich und von Franz Purkert ausgeübt, in den 30er Jahren nur noch vom Letzteren.
Schon vor dem Ersten Weltkrieg war der Spar- und Darlehnskasseverein für Hillemühl und Umgebung und 1874 der Spar- und Konsumverein Hillemühl gegründet worden. Nach dem Ersten Weltkrieg kam ein tschechischer Konsum dazu.

Verkehr, Gastgewerbe, Sport

Bahnstation: Hillemühl (Böhmische Nordbahn); bedeutender Versand von Schnittholz und Langholz sowie Glaswaren. Anlieferung von Kohle und Sand für die Glasfabriken in Hillemühl und Falkenau-Kittlitz. Post: Hillemühl seit 1909.
Gastgewerbe: 6 Gasthäuser, und zwar: „Marschner Heide“ mit Waldtheater (Marschner, Nr. 96), Gasthaus Rudolf (Nr. 69), „Die Schenke“ mit Saal (Pappert, Nr. 33), „Zur Böhm. Nordbahn“, später „Blauer Stern“ (Sauermann, später Krause), „Hanels Gasthaus“ (Nr. 7, Jonasch, später Paul) sowie das 3 km nördlich vom Ort gelegene Gasthaus „Zur Kreuzbuche“ (Tschunkel, später Geißler). Südlich des Kamnitzbaches im Leipaer Teil von Hillemühl war außerdem das Gasthaus Lazek.
Sportanlagen: Der Sportplatz hinter dem Steinhübel wurde 1931 durch Eigenleistung der Mitglieder des Arbeiter-Turn- und Sportvereins Hillemühl erstellt. Eine weitere kleine Übungsstätte befand sich neben dem Saalbau des Gasthauses Pappert.

Pfarrei, Matriken, Kirche

Hillemühl gehörte seit seinem Ausbau im 17. Jahrhundert zunächst zu der in Oberpreschkau bestehenden Expositurkirche der Pfarrei Steinschönau. Als 1786 in Falkenau (Herrschaft Bürgstein) eine Filialkirche von Ober-Preschkau erbaut wurde, kam Hillemühl in deren Zuständigkeitsbereich und machte deren weitere Entwicklung mit: Umgliederung zur Pfarrei Blottendorf (Herschafft Bürgstein) und 1849 Verselbständigung der Pfarrei innerhalb des Vikariats Böhmisch-Kamnitz. Die Einschicht Kreuzbuche ist nach Kreibitz eingepfarrt.
Hillemühl nahm am Kirchenfest von Falkenau teil (Antonius von Padua, 13. Juni) und hatte seine eigene Kirchweih am Sonntag nach Martini. Wallfahrten fanden statt zur Marienkapelle in Böhmisch-Kamnitz, nach Politz-Samdau und nach Zwickau/Kreis Deutsch-Gabel.
Die Matriken für Hillemühl sind – wie alle Falkenauer Kirchenbücher- durchweg seit 1782 erhalten. Wahrscheinlich sind auch in den seit 1671 vorhandene Kirchenbüchern von Ober-Preschkau Eintragungen für Hillemühl enthalten.
Die Beerdigungen von Hillemühl fanden ursprünglich auf dem Friedhof in Ober-Preschkau, später Falkenau-Kittlitz statt. Um 1890 erhielt Hillemühl seinen eigenen Friedhof mit Aufbahrungshalle und Glockentürmchen.

Schule

Ursprünglich gehörte Hillemühl schulmäßig zu Falkenau, aber bereits 1756 soll es im Ort eine „Winkelschule“ gegeben haben, an der Johann Müller unterrichtete. Im Jahre 1790 kam es zur Eröffnung einer ordentlichen Schule. Im Jahre 1833 bestand eine Filialschule von Falkenau auf dem Gelände des jetzigen Lagerschuppens des Bahnhofs Hillemühle; Lehrer war damals August Glogler. Die Schule wurde 1869 selbständig, erhielt 1900 ein neues Gebäude, war 1914 dreiklassig und seit den 20er Jahren bis 1945 zweitklassig. Zum Schulsprengel gehörte außer der Gemeinde Hillemühl auch der Falkenauer-Kittlitz Ortsteil Hillemühl.
Seit dem Zuzug tschechischer Arbeiter in den 20er Jahren bestand in Hillemühl eine einklassige tschechische Minderheitenvolksschule und später auch ein tschechischer Kindergarten.

Verwaltung

Zu der im 18. Jahrhundert bestandenen Ortsrichterei Hillemühl gehörte auch Niederfalkenau. Sie befand sich während der letzten Jahre ihres Bestehens im Haus Nr. 102. Ebenso umfasste die im Jahre 1849 eingereichte politische Gemeinde Hillemühl außer der Ortschaft Hillemühl auch die Ortschaft Niederfalkenau. Erst am 4. Juli 1914 erfolgte die Ausgliederung und Verselbständigung Niederfalkenaus, wobei von dem 1786 ha großen Gemeindegebiet etwa die Hälfte bei Hillemühl verblieb.
Gemeindevorsteher bzw. Bürgermeister von Hillemühl waren seit 1918: Heinrich Puhr, August Pilz, Anton Weipert und Josef Eschler. Gemeindepersonal: Gemeindesekretär (bis 1914) und 1 Gemeindediener (bis in die 20er Jahre).
Kurz nach dem Ersten Weltkrieg wurde zunächst mit einer Lichtmaschine, die im Sägewerk Josef Eschler durch eine Wasserturbine angetrieben war, Strom direkt ins Ortsnetz geliefert. Dadurch unterlag die Lichtstärke dauernd erheblichen Schwankungen. Dies wurde drei Jahre später mit der Übernahme der Stromversorgung durch die Nordböhmischen Elektrizitätswerk endgültig behoben.

Kulturpflege und Vereinsleben

Vereine: Bienenzuchtverein, Bogenschützenverein, Frauenbeerdigungsverein, Freiwillige Feuerwehr, Gesangsverein, Schulkreuzverein, Ortsgruppen. d. Kulturverbandes, Arbeiter-Turn- und Sportverein seit 1920. Ein Glasarbeiterverein hatte von 1873 bis nach dem Ersten Weltkrieg bestanden.
Brauchtum: Jährliches Schützenfest des Bogenschützenvereins (Armbrustschießen auf einen auf einer 20 m hohen Stange befindlichen Holzadler sowie Scheibenschießen). Böllerschießen am Oster- und Pfingstsamstag auf Sauermanns‘Berge; das selbige Aufstellen eines beleuchteten Kreuzes am Karfreitag, Umzug der Falkenau-Kittlitzer Blaskapelle am Ostersonntag, Osterreiten und Hexenaustreibern.
Sonstiges: Gemeinde- und öffentlich zugängliche Schulbücherei sowie Waldtheater seit 1928.

Sehenswertes

Denkmal für einen Bewohner Hillemühls, der in den Preußenkrieg 1757 eine verirrte österreichische Einheit auf den richtigen Weg führte, vor dem Gemeindehaus (=Im Brande=). Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges in der Gelchen Leite; Örtlichkeit Kreuzbuche mit Forsthaus; in der Nähe Vorkommen der „Mondviole“ (Blütezeit: Ende Mai). Romantisches „Hillemühltal“ zwischen Hillemühl und Böhmisch-Kamnitz mit „Wüstem Schloss“.
Das 1928 erbaute Waldtheater mit Naturbühne und 2000 Plätzen zwischen Sandsteinfelsen wurde zeitweise vom Stadttheater Bodenbach bespielt. Im Wald bei Hillemühl befindet sich 400 m nördlich der Dorfstraße in Richtung Kittlitz eine Felsengruppe, wo Theater gespielt wird. Auf der Naturbühne unter der Felswand waren zwei Blockhäuser, jeweils links und rechts, aufgebaut. Beide Häuschen waren über einen Weg in der Felsenwand und über einen Durchstich durch den Felsen miteinander verbunden. Die Eröffnung des Spielbetriebes fand am Pfingstsonntag 1931 unter großem Besucherandrang mit einer eindrucksvollen Operettenaufführung statt. Die Aufführungen im Waldtheater dauerten bis 1939/40.
Zahlreiche Holzhäuser, meist im Umgebinde-Baustil.

Nachwort (Ausklang)

Die Kriegsverluste Hillemühls betrugen 22 Tode und Gefallene, das sind 12,7 % der männlichen Bevölkerung von 1939. Ende des Krieges fielen russische Bomben in den Garten des Anton Weipert, auf das Kriegsfeld und auf die Buchenlehne; sie richteten Sachschaden an den Häusern Weiperts und Pavlas an. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam Hillemühl zur Tschechoslowakei zurück. Die deutschen Bewohner wurden bis 1946 vertrieben und der Ort erhielt den Namen Hillův Mlyn (deutsch Hillemühl). Im Jahre 1959 lebten 35 % der ehemaligen Einwohner Hillemühls in der Bundesrepublik Deutschland, 56 % in der Deutschen Demokratischen Republik und 9 % noch in der CSSR, letztere wohl überwiegend tschechische Glasarbeiterfamilien, die meist nach 1918 nach Hillemühl gezogen waren.

Heute

Gemäß der neuen tschechischen Verwaltungseinteilung bildete Hillův Mlyn (deutsch Hillemühl) keine selbständige Gemeinde; sondern ist zusammen mit Dolní Falknov (deutsch Niederfalkenau) der Gemeinde Kytlice (deutsch Falkenau-Kittlitz) eingegliedert. Die Ortschaft Hillův Mlyn hatte 1961 177 Bewohner gegenüber 377 Einwohnern im Jahre 1939.
Der tschechische Ort Hillův Mlyn (deutsch Hillemühl) gehört heute zusammen mit Dolny Falknov (deutsch Niederfalkenau) zur politischen Gemeinde Kytlice (deutsch Falkenau-Kittlitz).
In der Gemeinde Kytlice leben im Jahr 2007 insgesamt 385 Einwohner.

Kreuzbuche

Das Forsthaus wurde im Jahre 2000 vom Herr Hamák gekauft, er begann es zu restaurieren. Im Jahr 2002 eröffnete er hier ein Sommerbufett und gründete ein privates, den Kleinkampfbunkern der Schöberlinie aus den Jahren um 1938 gewidmetes Museum. Das Denkmal zur Erinnerung an die gefallenen Forstleute aus dem 1.Weltkrieg ist zum 6. Mai 1994 übergeben und durch eine neue Marmortafel ergänzt in Deutscher und Tschechischer Sprache.

Obelisk

Das Kreuz, das das Andenken an die Gräber der im Siebenjährigen Krieg gefallenen Soldaten aufrechterhält, war immer an einem der großen Bäume am Hegerhaus befestigt und wird auch heute immer wieder erneuert. Nach 1995 wurde auf der Wiese an der Strasse ein neues Kreuz aus Holzbalken errichtet.

Waldtheater Hillemühl

Das Waldtheater wurde 1992 mit einer Komödie wieder neu belebt und 2003 wurde ein Musik- und Theaterverein gegründet.

[wp-svg-icons icon=“book“ wrap=“i“] „Tetschen-Bodenbach – Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach“ (Hrsg.) „Heimatkreis Tetschen-Bodenbach. Ein Buch der Erinnerung“ – 1969
[wp-svg-icons icon=“book“ wrap=“i“] „Alfred Herr – Heimatkreis Tetschen-Bodenbach: Städte und Gemeinden“ – Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach e.V.“ 1977 – S.405-410
Die deutschen Heimatführer“ Band 17/18 Sudetenland – Druck 1939

Trei da Hejmt!“ Heimatzeitung für den Landkreis Tetschen-Bodenbach
Unser Niederland“ S.43 – Ausgabe Februar 1993 [1]

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