Historisches
Das bei Khaa beginnende Khaatal hat in den letzten Jahren einige Veränderungen erfahren, welche wir der heimatinteressierten und wanderlustigen öffentlich bekannt geben möchten.
Gleich hinterm Eingang in das Tal steht links ein Kletterfelsen, Khaatalwächter genannt, wo eine „enge Stiege“ zur Fürst-Kinsky-Höhe und zur Schmiedeheide führt. Über die Straße ragt hier ein tschechisches Informationsschild hervor, welches 1990 an der Stelle einer Tafel aus der Vorkriegszeit installiert wurde. An der Grünen Blechtafel sieht man auf einer Seite das Zeichen des Gebirgsvereines für das nördliche Böhmen und liest folgenden Text “ Das Khaatal entstand durch Erosionstätigkeit, an welcher der Kirnischtbach maßgeblich beteiligt war. Die Schönheiten des Tales machte der Gebirgsverein für das Khaatal (gegründet 1884) zugänglich, welcher unter anderem diese Straße gebaut hat. Hier fuhr ein Bus entlang bis zur Böhmischen Mühle und weiter konnte man entlang der Kirnischt, vorbei an der Oberen Schleuse, bis zur Elbe wandern.
Das Tal wurde schon früher von Holzschlägern, Forstleuten und Wilddieben aufgesucht. Die Holzflößerei wird ab dem 16.Jahrhundert erwähnt, als man hier zu diesem Zwecke Mühlen und Teiche angelegt hat. Der Ort Khaa entstand nach 1650 und hatte im 19. und 20. Jahrhundert schon an die 500 Einwohner. Sie ernährten sich durch Waldarbeit und waren in kleinen Betrieben in Schönbüchel, Schönlinde und in der Zwirnglanzfabrik in Khaa beschäfftigt. Andere verdienten ihren Unterhalt als Heimarbeiter. „
Dixmühle
Die zweite Seite der Informationstafel wird durch ein kleines Ölgemälde eines Umgebindehäuschens mit Mühlenrad geziert und trägt nachstehenden Text “ Die Mühlen an der Kirnischt dienten anfänglich zum Zersägen von stärkeren Holzstämmen und später auch zum Getreide mahlen. Am Oberlauf bis zur Landesgrenze trieb das Wasser sieben Mühlen an. Sie wurden im Laufe der Zeit aufgelöst, in Gasthäuser umgewandelt oder aufgegeben. Die sagenreiche Dixmühle am Anfang des Tales, welche schon 1571 erwähnt wird, wurde 1945 abgerissen. Über dem Haustor dieser Mühle befand sich eine Zeichnung, das Auge Gottes darstellend, und folgende Worte: “ Das Haus ist mein und auch nicht mein, der vor mir war, dachte auch es wäre seins; Er zog raus und ich zog hinein, Nach meinem Tode wird es auch so sein„
Schulmeisterstein
Nun überschreitet unsere Straße, welche der Kirnischt durch das Tal folgt, eine Brücke, wo das Käsewasser in die Kirnischt einmündet. Unter dem links befindlichen überhängenden Felsen kann man mit einiger Mühe noch die alten Inschriften: „Willkommen“ und „Grüß Gott“ entziffern. Hier stand früher „Peschken Adolfs Bude“, auch „Schindlers-Bude“ genannt, wo dieser unternehmungslustige Mann einen bescheidenen Ausschank innehatte. Nach wenigen Minuten Wanderung machen wir Rast bei einem links drohend über die Straße hängenden mächtigen Felsblock, den Schulmeisterstein. Er ist eine schöne Erinnerung an den zur Zeit des Straßenbaues in der Khaa angestellt gewesenen Oberlehrer Anton Richter, der seine Abtragung verhinderte. Die Bezeichnung „Läusestein“, welche für diesen Überhang auch geführt wurde, ist schwieriger zu deuten.
An der anderen Straßenseite befindet sich am Kirnischtbach der Eingang zum sogenannten Weinkeller. Es handelt sich um eine kleine Klufthöhle, worin sich im Winter ganz eigenwillige Eisbildungen entwickeln, welche an Flaschen erinnern. Auch soll der Sage nach ein geheimer Gang vom Wüsten Schlosse (Oberkarlstein) hier eingemündet haben. Vielen Heimatfreunden bleibt dieser Ort in Gedanken an Herrn Ingenieur Franz Bienert in Erinnerung, welcher bei seinen Wanderungen von hier aus die Sehenswürdigkeiten der wanderlustigen Jugend erläuterte.
Dem Andenken an die Brüder Bienert* Heimatforscher aus Schluckenau (Šluknov) wurde hier neben dem Schulmeisterstein eine Gedenktafel errichtet, welche am 11.April 1992 eingeweiht wurde. Die oberen Eichenblätter der Gedenktafel sollen symbolisieren, das die beiden Schluckenauer Brüder Deutsche waren, die Lindenblätter unten veranschaulichen den böhmischen Boden, dessen Kinder sie waren. Die zwei abgebildeten Engel schlagen auf die Glocken, damit die Brüder nicht vergessen werden und einer trägt ein Kreuz als Zeichen ihres Glaubens. Der Tod mit der Sense im oberen Teil soll die Wetterfahne vom Glockenturm der Totenkammer beim Schnauhübler Kirchlein darstellen, auf welche Franz Bienert gerne hingewiesen hat. Er liebte diesen einsamen Wallfahrtsort besonders und vermochte dort während der Messe inmitten einer kleinen Schar von Gläubigen wundervoll zu singen. In der Mitte der Tafel sieht man unten die Mordwerkzeuge, durch die sie den Tod erlitten. Seit ihrem tragischen Tod im September 1990 sind mehrere Jahre vergangen. Das Vermächtnis der beiden heimatverbundenen Brüder wird durch folgenden Vers (tschechisch und deutsch) auf der Tafel ausgedrückt: “ Wer Heimatliebe nicht weiß zu fassen, wen keine Macht zur Höhe zwingt und wem sie nicht zu Herzen dringt, der scheint mir gottverlassen„.
Unsere Wanderung zu den Sehenswürdigkeiten des Khaatales können wir durch einen Abzweig in eine Nebenschlucht – das Frische Floß – fortsetzen. Sie beginnt gleich links hinter der Gedenktafel. Die gelbe Markierung führt hier steil bergauf zum Fahnelstein, einem Felsendurchschlupf und zum Wüsten Schloss.
Der steile Felsweg wurde im letzten Jahrhundert vom Gebirgsverein errichtet und in den letzten Jahren in mühevoller Arbeit von den Schönlinder Touristen wieder in Ordnung gebracht. Das Frische Floß führt weiter zur sogenannten Schatzkammer. Es handelt sich hierbei um einen Felsenkessel, welcher von großen überhängenden Felsblöcken eingeschlossen wird und in Kriegszeiten der Bevölkerung als Zufluchtsort diente. Darauf weist eine, im Jahre 1883 geschaffene und heuer im Juni erneuerte Inschrift hin: „Behaupte das Deine, gib jedem das Seine, doch Unrecht verneinen.„
Kehren wir aber in das Khaatal zurück um auf der bequemen Straße noch tiefer in die Felsenwelt der böhmischen Schweiz vorzudringen. Die Khaatalstraße wurde leider 1991 asphaltiert, was zwar die schweren Lastwägen der Holztransporte vom Vorteil ist, den Füßen der Wanderer aber weniger behagt und außerdem so gar nicht in unsere Sandsteinwelt hineinpassen will.
Kirnischtbrücke
Wir kommen zur Touristenbrücke. Auch sie wurde auf ähnlicher massivere Weise Anfang 1992 erneuert, Hier war schon vor hundert Jahren ein Knotenpunkt der Wanderwege. Ein zierlicher Holzsteg, Kirnischtbrücke genannt, überbrückte damals den Bach. Er wurde von der Abteilung Zeidler und Wolfsberg des Gebirgsvereines im Juni 1886 vollendet und im Jahre 1908 erneuert. Schon Anfang der zwanziger Jahre wurde dieser Steg, auch Drehbrücke genannt, durch eine breite für Holzabfuhr geeignete Brücke ersetzt. Nach weiteren 2 km Wandern macht die Khaatalstraße zwei scharfe Biegungen, um sich der Krümmung des Tales anzupassen. Links unter den imposanten Adlertürmen mündet der Rotkehlegrund in das Khaatal. Bei dieser Abzweigung sieht man oben an der Felswand eine große leere Nische, wo sich eine drei Zentner schwere Gedenktafel aus Metall befand, welche 1945 von der hier vorbeiziehenden polnischen Armee beschossen und vernichtet worden ist. Sie wurde am 12.Juni 1925 enthüllt und trug in der Mitte ein Portrait des Obmannes des Gebirgsvereines für das nördlichste Böhmen. Darunter befand sich folgender Text: “ Herrn MUDr. Johann Hille (Schönlinde) und seinem treuesten Mitarbeiter Herrn Anton Richter (Khaa-Rumburg) im Dienste für die Heimat.“ Dr. Hille hat sich sehr für die Verwirklichung des Straßenbaues im Khaatal verdient gemacht, welche von nun an als „Dr.-Hille-Straße“ oder „Neue Straße“ bezeichnet wurde. Vom Tage der feierlichen Eröffnung, dem 8.Dezember 1906, wurde bis unlängst ein Bild im Gasthaus Khaa (früher Gasthaus „Zur Böhmischen Schweiz“ bzw. Leder-Schindler) aufbewahrt. Es stelle die erste Durchfahrt eines Fuhrwerkes auf der Khaatalstraße dar, welche von dem Holzhändler August Hieke durchgeführt wurde. Leider lag das erwähnte Bild viele Jahre beschädigt am Dachboden und ist jetzt verschollen.
Nach 1 km endet die Khaatalstraße bei einem Schlagbaum an der Staatsgrenze. Links befanden sich hier bis zur Vertreibung der deutschen Einwohner die wenigen Häuser von Hinterdaubitz. Einst konnte man hier die Straße bequem auf sächsischer Seite bis zur böhmischen Mühle weiterwandern. Durch die geplante Eröffnung des Grenzüberganges an dieser Stelle wird es nach einem halben Jahrhundert wieder zu einer Belebung und Vereinfachung des Touristenverkehrs im Khaatal kommen. Um die Böhmische Mühle heute zu erreichen, muss man am steilen böhmischen Kirnischtufer der blauen Markierung folgen und dann nach 1 km wieder zum Bach hinabsteigen. Von dem im Jahre 1936 renovierten Gebäude ist nur eine Ruine übriggeblieben und die ehemalige Wiese ist von Brennnesseln überwuchert. Der urwaldähnliche Zustand läßt kaum vermuten, daß hier einstmals ein Vielbesuchtes, gepflegtes Ausflugsgasthaus befand.
Böhmische Mühle
Unfern der Abzweigung zur böhmischen Mühle befindet sich an der blauen Markierung sie sogenannte Wolfstafel, wo im Jahre 1640 der Forstmeister Hans Grohmann zwei Wölfe erschossen hat. In einem Felsblock wurde hier in gotischer Schrift ein Epitaph errichtet, welches über dieses Ereignis berichtete. Das Kleindenkmal hatte ein seltsames Schicksal. Anfang des 19. Jahrhunderts war es in Vergessenheit geraten und unter einer Schicht Waldboden verschwunden. Erst beim großen Windbruch im Jahre 1833 als eine alte Tanne zusammenbrach und eine große Bodendecke mit sich herabriss, kam unter ihr die Wolfstafel wieder zum Vorschein. Der Förster Rudolf Hermanosky ließ die Inschrift dann wieder ausbessern. Bei der Verbreiterung des Weges in den sechziger Jahren unseres Jahrhunderts wurde der Stein mit Inschrift gesprengt. Zum Glück hat der Heimatforscher Hermann Lemme im Jahre 1934 von der Wolfstafel eine Aufnahme gemacht. Sie diente als Vorlage für die Kopie, welche hier 1986 angebracht wurde und als stummer Zeuge an den in unserer Gegend ausgerotteten Wolf erinnert.
„Die deutschen Heimatführer“ Band 17/18 Sudetenland – Druck 1939
„Unser Niederland„ – Neues aus dem Khaatal – Ausgabe September 1992- S.290-292
Mord in Schluckenau*
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