Neugrafenwalde

  • Beitrags-Kategorie:Landkreis Schluckenau
  • Beitrag zuletzt geändert am:14. Mai 2024
  • Lesedauer:6 min Lesezeit

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Gemeinde Neugrafenwalde, im Volksmund „Heebusch“ genannt, schloss unmittelbar nordwestlich an die Stadt Schluckenau an, grenzte an Kaiserswalde, Rosenhain und Sohland/Spree in Sachsen. Das Gemeindegebiet umfasste ein undeutlich gebildetes Tal mit zahlreichen Bodenverwerfungen. Mehrere Quellen führten ihre Abflüsse in die vorhandenen schönen Teiche, deren letzter sein Wasser in den Rosenhainer Bach entließt. Vom umliegenden Höhen, dem Judenberg und dem Jockelsberg, bietet das Dorf einen freundlichen Anblick. Die 1471 Einwohner zählende Gemeinde lebte von der Landwirtschaft, Arbeiter gingen nach Schluckenau und Kaiserswalde, ein Teil war im Baugewerbe (Maurer, Zimmerleute, Steinarbeiter) beschäftigt. Die schwache Bodenschicht war nicht sehr fruchtbar. Deshalb wurden hauptsächlich Kartoffeln und Rogen gebaut. Als Futterpflanzen spielten Klee, Runkelrüben und Kohlkraut eine wichtige Rolle. Die Teiche und das sie umgebende Sumpfgebiet beherbergten eine eigene typische Pflanzenwelt; besonders erfreuten prächtige Teichrosen das Auge der Naturfreunde. In der Viehzucht wurden vor allem Rind, Schwein, Huhn, Gans und Taube gehalten. Auch die Bienenzucht war sehr stark vertreten. Ansässige Industrie und Gewerbe, außer einer kleinen Weberei, einer Leiternfabrik und einer Geflügelfarm mit Mästerei, gab es nicht. Als Gasthaus gab es im Ort „Sonntags Gasthaus“. Dieser 471 Einwohner zählende Ort wurde erst 1730 nach Auflassung des Meierhofes Kaiserswalde des Grafen Harrach gegründet. Daher der Name. Die Hofgründe wurden parzelliert und den Häuslern erlaubt, auf ihrem neu erworbenen Grundstücken Häuser zu bauen. Die alten riesigen Meierhofgebäude brannten erst 1893 ab. Der Ort hieß zuerst Grafenwalde, wurde aber seit 1847 zu Unterscheidung von Altgrafenwalde in Neugrafenwalde umbenannt. 1867 wurde in Neugrafenwalde eine kleine Kapelle erbaut, die Gemeindeglocke 1868 für das Türmchen der Kapelle angeschafft. 1890 wurde die Verbindungsstraße von Schluckenau nach Neugrafenwalde, der „Kühweg“, angelegt. Im Jahre 1909 wurde der auf Neugrafenwalder Gebiet liegende Ortsteil Judenberg mit der Stadt Schluckenau vereinigt, gegen Zahlung einer Entschädigung von 10000 Kronen durch die Stadt an das abgegebene Dorf. 1913 wurde im Ort das elektrische Licht eingeführt. Als 1918 die Glocken der Kapelle für Kriegszwecken eingezogen werden sollte, war sie plötzlich verschwunden und tauchte erst nach Kriegsende wieder auf. Ein Landwirt hatte sie im Heu seiner Scheune versteckt.

Für die Gefallenen des I.Weltkrieges wurde 1922 das Denkmal mit folgender Inschrift aufgestellt:

Zur Erinnerung an die im Weltkriege 1914 – 1918 Gefallenen Helden aus der Gemeinde Neugrafenwalde.

Johann Klinger, Adalbert, Schäfer, Johann Schäfer
Robert Schäfer, Josef Kumpf, Eduard Laske
August Mautsch, Johann Hänschel, Johann Zimmer
Wenzel Zimmer, Franz Sieber, Johann Strohbach

1897 wurde die alte Schule abgetragen und durch eine neue moderne Schule ersetzt, die 1898 eingeweiht und 1932 zu zwei Klassen ausgebaut wurde. Hier war schon 1883 und endgültig ab 1906 Josef Fiedler, der Verfasser der „Heimatkunde Schluckenau 1898“ tätig. Das Dorf gehörte zum Kirchsprengel von Schluckenau und die Toten wurden auf dem Friedhof von Schluckenau beigesetzt. Neugrafenwalde ist der Geburtsort des Weihbischof Adolf Kindermann, eines der größten Söhne des Sudetenlandes.

Im Juni 1945 kam ein kleiner Trupp des tschechischen Grenzschutzes von ca. 15 Mann zur Grenzsicherung in den Ort und bezog Quartier im Gasthaus „Sonntags Gasthaus“. [1]

Im Herbst 1946 war Neugrafenwalde von Deutschen „gesäubert“.

Heute

Die Stadt Šluknov besteht aus den Ortsteilen Císařský (deutsch Kaiserswalde), Harrachov (deutsch Harrachsthal), Královka (deutsch Königshain), Království (deutsch Königswalde), Kunratice (deutsch Kunnersdorf), Nové Hraběcí (deutsch Neugrafenwalde), Rožany (deutsch Rosenhain) und Šluknov (deutsch Schluckenau).

Niederlandhefte -Schriftenreihe des Bundes der Niederländer“ Wilhelm Pfeifer S.19/20 – HEFT 9 – 1977
Geschichte des Niederlandes“ Karl Richter 1960
Heimatkunde des politischen Bezirkes Rumburg“ Anton Hockauf 1885
Die deutschen Heimatführer“ Band 17/18 Sudetenland – Druck 1939

  „Unser Niederland“ – Ausgabe 722 – Januar 2010 – Johann Fabich – S.14/16 [1]

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