Rosenhain

  • Beitrags-Kategorie:Landkreis Schluckenau
  • Beitrag zuletzt geändert am:27. Juni 2023
  • Lesedauer:27 min Lesezeit

Geschichte

Die Ortschaft Rosenhain bestand aus den Ortsteilen Harrachsthal und Königshain

Das zu den ältesten Orten zählende Dorf Rosenhain (vor 1361) liegt nördlich von Schluckenau in einem anmutigen Tale zwischen mäßig hohen Hügeln und zieht sich längs des Rosenbaches in einer Länge von 2 km bis zur Landesgrenze bei Sohland an der Spree / Sachsen hin. Es nannte sich richtigerweise „Sommerfrische Rosenhain“ und war vor allem zu allen Zeiten das Ziel vieler Wanderer und Gäste aus dem sächsischen Grenzgebieten, die insbesondere auch das „Böhmische Bier“ und die niederländischen Fleisch und Wurstwaren liebten und auch gerne den hier für sie billigen Bohnenkaffee tranken. Das Dorf hatte ein Gebiet von 420 Hektar, zuletzt 1290 Einwohner (1930: 1435) und 233 Häuser. In der Umgebung von Rosenhain liegen der Taubenberg, der Jockelberg und der Brandbusch. Der Rosenbach als Dorfbach kommt von Schluckenau, durchfließt das Dorf von Südosten nach Nordosten und mündet in Sohland in der Spree. Es befanden sich früher drei größere Teiche im Dorfgebiet, Schützenteich, Teichmühlteich, Grenzteich und einige kleine Teiche. Der Teichmühlenteich ist heute ausgetrocknet, der Grenzteich nach jahrelanger Austrocknung jetzt wieder mit Wasser gefüllt.

Grenze zu Sachsen

Als Grenzort hatte Rosenhain ab 1897 ein neues Zollhaus, welches bis 1938 ein gemeinsames Zollamt hatte. Dessen Gebäude auf sächsischem Gebiet stand und beide Zollwachen, die deutsche und die tschechoslowakische, in einem Hause vereinigte.

Rosenhain liegt an der Bezirksstraße Schluckenau-Rosenhain-Landesgrenze Sohland/Spree. Feld- und Waldwege verbinden es mit Königshain, Harrachstal, einst Fugau, Neugrafenwalde, Königswalde und Taubenheim/Spree in Sachsen. Rosenhain war der Post und Bahn in Schluckenau angeschlossen. Die nächsten Bahnhöfe waren Schluckenau und Sohland/Spree in Sachsen.

Unterdorf

Die Gemeinde Rosenhain bestand aus dem alten Rosenhain, das 1317 schon urkundlich aufgeführt ist. Eine erstmalige sichere Erwähnung des Ortes Rosenhain und seiner Besitzer fällt in die Mitte des 15. Jahrhunderts. Als 1451 von dem sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Sanftmütigen die Herrschaft Schluckenau gegen die Herrschaft Wildenstein, an Albrecht Berka von der Duba, Herrn auf Tollenstein abgetretten wurde, werden unter den Vasallen der Herrschaft Schluckenau auch Christoph, Heinrich und Albrecht von Luttiz auf Rosenhain genannt.

NeudorfNeue Welt

Der Ortsteil Rosenhain Neudorf (Neue Welt), gegründet durch Grundaufteilung eines Vorwerks und Ansiedlung um das Jahr 1700 5 Häuser + Gasthaus „Neue Welt“ Klinger Reese, den Ortschaften Königshain, gegründet 1716 und hatte 1843 30 Häuser mit 199 Bewohnern, und Harrachstal, gegründet 1719 von der gräflichen Familie Harrach und hatte 1843 32 Häuser mit 243 Einwohnern. Die letzteren Ortschaften waren 1850 mit der Gemeinde Rosenhain vereinigt worden.

Der durch das Neudorf führende Weg hieß bis zuletzt im Volksmunde „die Trebe“ – das hieß Vietreibe, und erinnert daran, dass das Gebiet von Neudorf zu dem landwirtschaftlichen Vorwerk an dem Platz des späteren Erbgerichts in Rosenhain (Haus Nr.1), gehörte.

Mitteldorf

Als Wirtschaft gab es das Nr.  1 – Kunze Karl „Alte Gericht“ – Richter Kunze; Nr.xxx – Heinrich Hermann „Heinrichs Gasthaus“; Nr.131 – Klinger Anton „Neue Welt“ Klinger Reese, neben anderen Gaststätten.

Mitteldorf

Mitteldorf

Früher war Rosenhain durch seine zahlreichen Kornmühlen bekannt, erste Erwähnung 1714 mit 7 Mühlen. Nach dem Lauf des Rosenbach die Burg-Mühle, Obere-Mühle (Bretter-Mühle), Loch-Mühle, Mittel-Mühle (Getreidemühle), Teich-Mühle (Getreidemühle – auch früher „Teuchtmühle“ genannt), die Niedere-Mühle (Sommer-Mühle, heute: Gasthaus zur „Alten Mühle“) und die Grenz-Mühle (Abgebrannt 1942).

Oberdorf

Kam man von Königswalde (Meierhof) den Burgweg nach Rosenhain, war die Burgmühle die erste Mühle. Diese wurde vom Burgbach gespeist. Später wurde der Antrieb für eine Steinschleiferei verwendet.

Das Wasser, das von Königswalde und Schluckenau kam, wurde unterhalb der Kippe bei der kleinen Kapelle durch ein Wehr gestaut, so entstand der Rosenbach. Der Schützenteich, den es heute noch gibt, wird von dem Bach aus Neugrafenwalde gespeist. Vom Schützenteich führt ein angelegter Mühlengraben zur Ober-Mühle. Hier wurde ein Sägegatter durch ein Wasserrad angetrieben. Daher der gebräuchliche Name „Bretter-Mühle“ der Fam.Mildner. Daneben stand eine Ölmühle, die durch Dampf angetrieben wurde.

Nun kam man zur Loch-Mühle. Diese lag in einem Loch, direkt am Rosenbach. War aber schon lange aufgegeben, den nur die Grundmauern waren noch Vorhand.

Die Mittel-Mühle der Fam. Hofmann war eine Getreide-Mühle mit Landwirtschaft, am Fuße des Bleichmühlenberges gelegen. Angetrieben durch eine kurze Ableitung des Rosenbaches.

Die Teich-Mühle, mit großer Landwirtschaft und als Getreide-Mühle verwendet, wurde von Fam. Kreibitz betrieben. Durch das Wasser aus dem Teichmühlenteich wurde das Wasserrad angetrieben. Das Wasser floss dann durch einen Mühlgraben wieder in den Rosenbach.

Durch ein Wehr wurde der Rosenbach gestaut, um einen Mühlgraben mit Wasser zu versorgen. Dieser führte zur Niedere-Mühle, die von der Fam. Sommer betrieben wurde.

Der weiterführende Mühlgraben diente als Zufluss zum Grenzteich, dieser Teich versorgte die Grenz-Mühle.
Hier wurde ein Sägegatter angetrieben. Aus den umliegenden Steinbrüchen brachte man große Granitsteinblöcke, die hier in Scheiben (Grabsteine, Grabdenkmäler) zersägt wurden.
Das Wasser wurde dem Rosenbach wieder zugeführt und floss nach der Grenze in Sohland in die Spree.

Die Bevölkerung von Rosenhain lebte zu einem großen Teil von der auf hoher Stufe stehende Landwirtschaft, im Übrigen aber auch von der Industrie.
Der größte Betrieb war die 1896 errichtet Scheuertuchfabrik  „Pfucke“ Gebrüder Friese, deren Inhaber in dem nahen sächsischen Kirschau saßen.

Granit- und Syenitsteinbrüche gab es in großer Zahl, z.B. die Firma Sygra, Syenit – und Granitwerke GmbH. Ihre Vorgänger, der von dem Zweiten Weltkrieg eingegangene Betrieb der Granit- und Syenitwerke Franz Laske, lieferte jahrzehntelang nach nah und fern die schönsten Denkmäler, Grabmäler, gesägte, geschliffene und polierte Steine. Das Sägewerk Mildner versorgte die Bevölkerung mit Schnittholz. 1899 war in Rosenhain durch Anschluss an die Stromleitung von Neusalza das elektrische Licht eingeführt worden.

Kriegerdenkmal

Am 08.10.1922 erhielt Rosenhain ein schönes Kriegerdenkmal für die Gefallenen aus dem 1. Weltkrieg für den Ort Rosenhain und Königshain.

Kriegerdenkmal für die Gefallenen & Vermissten des Ersten Weltkrieges

Neben der Mittel-Mühle, befand sich das Kriegerdenkmal vom Ersten Weltkrieg, dass aber als die Deutschen gingen, auch abgerissen wurde.

Kirche

1934 wurde mit dem Bau der Kapelle begonnen, nach einem Entwurf des Architekten Jaentsch/Kaiserswalde. Am 14.06.1936 wurde die neu erbaute Kapelle St. Johann Täufer durch Erzdechant Rudolph eingeweiht, der höchstpersönlich im Schluckenauer Kirchenbuch vermerkte: „Die Kapelle ist gegen den Willen der Ortsseelsorge und unter Mißachtung der Bestimmung des Codex juris Canonici (Canon 1162, 1176) von einem kleinen Interessentenkreis des Rosenhainer Kapellenbauvereins erbaut worden.“ Diese Notiz war nur aus der Feindseligkeit des auch für Rosenhain zuständigen Schluckenauer Pfarrherrn gegen das Projekt erklärlich. In Wirklichkeit hatte die ganze Gemeinde Rosenhain seit Jahrzehnten das Vorhaben der Errichtung einer eigenen Kapelle durch Mühen und Spenden eifrig verfolgt. Schon 1894 war im Gasthaus Karl Kunze „Erbgericht“ von einer Bürgerversammlung der Bau der Kapelle beschlossen worden. Am Schützenteich stand bis 1945 eine Kapelle (Bezeichnung?)

Schule

Rosenhain hatte eine 1880 erbaute dreiklassige Volksschule, in die auch Königshain und Harrachstal eingeschult waren und die bis zur Erbauung der Kapelle einen Turm mit der Ortsglocke (1884) trug, und die erwähnte 1936 durch die Spendenfreudigkeit der Bevölkerung erbaute Kapelle, gehörte jedoch zur Pfarrei Schluckenau. Die Toten wurden auf dem Stadtfriedhof Schluckenau beigesetzt. Die Leichenzüge legten also oft einen Weg von 3 km zurück. Wirtschaftlich war für Rosenhain auch der kleine Grenzverkehr mit Sohland/Spree und Taubenheim von Bedeutung. Auch hatte ein Teil der Arbeiter seinen Arbeitsplatz im nahen Sachsen und vor allem in den größeren Betrieben von Schluckenau. Die Bevölkerung von Rosenhain war sehr traditionsbewußt, in der Dorfgemeinschaft harmonisch und führte ein reges Vereinsleben.

Wilhelm Pfeifer „Niederlandhefte – Schriftenreihe des Bundes der Niederländer“ S.63/64 – HEFT 9 – 1977
Karl Richter „Geschichte des Niederlandes „Niederlandes“ 1960
„Unser Niederland“ – Ausgabe 701 – April 2008, Seite 98/101 [1]
„Unser Niederland“ – Ausgabe 740 – Juli 2011, Seite 200 [2]

Am 8. Mai 1945 wurde Rosenhain durch polnische Einheiten, welche unter sowjetischem Oberkommando standen, besetzt.
Kurze Zeit später kamen die gefürchteten Partisanen der Svoboda-Truppen, teilweise in Zivil und auch in Uniform, alle schwer bewaffnet.
Die Partisanen plünderten in allen Häusern auf der Suche vor allem nach Waffen, Schmuck, Wertgegenstände und Alkohol. Mit den ersten Truppen kamen auch die in der ČSR vor 1938 im Gerichtsbezirk Schluckenau stationierten Finanzwachbeamten in die Ortschaften zurück.
Anfang Juni 1945 kam tschechisches Militär nach Schluckenau, die Einheiten waren in Rosenhain einquartiert.
Es waren reguläre Truppen, diese Einheiten waren als Grenzwachen gegen Sachsen eingesetzt und hatten vor allem die Aufgabe, eine Rückkehr der vertriebenen Deutschen in die Grenzorte zu verhindern.

Im Oktober 1946 wurde der letzte Kaplan der Rosenhainer Kapelle, Edwin Loos vertrieben.
Der Ortsteil „Neue Welt“, ihre Häuser, sind nach 1950 abgerissen worden. Nichts als zwei große Bäume und einige Steine erinnern noch an die Siedlung. Diese Häuser waren ab Ende der fünfziger Jahre außerhalb der Sicherheitsgrenze und von Rosenhain nicht mehr erreichbar.[1]

Als einzige Gaststätte ist die Wirtschaft „Zum Alten Gericht“ (Nr.1 – Besitzer: Richter Kunze) mit Saal bis 1990 als Ferienheim betrieben wurden.

Heute

Von den einst gut geführten Mühlen steht nur noch das Gebäude der Niedere Mühle (Besitzer: Weber Margarethe, Fabrikant Gerberschuster). Das Wasserrad ist heute noch vorhanden. Das Gebäude heißt jetzt „Alte Mühle“ und ist eine Gaststätte.

Die ehemalige Wassermühle (Nr.36 – Niedere-Mühle, Pächter. Fam. Sommer) wurde seit 2002 als Gasthaus eröffnet. Heute gibt es 7 Gaststätten im Ort für die Touristen.

Alte Mühle

Der Teichmühlenteich ist ausgetrocknet, der Grenzteich wurde 2018 gereinigt und wieder mit Wassergefüllt. Die Mühlgräben sind mehr oder weniger versandet.

2020

Es wurde zur Erinnerung ein neues Kriegerdenkmal aufgestellt für Rosenhain und die Ortsteile Königshain und Harrachsthal.

Ortsteil Rožany (deutsch Rosenhain) der tschechischen Stadt Šluknov mit seinen Ortsteilen: Harrachov (deutsch Harrachsthal) und Královka (deutsch Königshain).

„Unser Niederland“ – Ausgabe 717 – August 2009 Seite 227/228 [1]
„Rosenhain Chronik“  Johann Fabich – 2007

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