Schönbüchel

  • Beitrags-Kategorie:Landkreis Rumburg
  • Beitrag zuletzt geändert am:10. Mai 2024
  • Lesedauer:5 Minuten zum Lesen

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ein vor 1471 gegründetes Dorf, zu dem auch die Orte Gärten (1764), Nassendorf (1654) und Steinhübel (1752) gehörten, die hauptsächlich der Herrschaftsabteilung der Familie Schleinitz (1566) ihre Entstehung verdankten. Der Ort in 450m Höhe ü.M. und hatte 979 Einwohner (1910: 1233), 190 Häuser mit 314 Wohnpartein. Schönbüchel grenzte fast unmittelbar an Schönlinde, längs des Kirnitzschbaches und längs der Bezirksstraße, die einerseits nach Gärten, anderseits nach Langengrund-Khaa sich gabelte. Westlich von Schönbüchel lag der Schloßberg mit den Trümmern der Burg Schönbüchel, von der auch das Dorf seinen Namen hatte und anderen Häusern auch die Ansiedlung erfolgt war. Ein von der Straße am Ortsende abzweigender Fußsteig führte zur Burgruine. Ein breiter und tiefer Wallgraben, der rings um die Burg lief, ist heute noch erkennbar und schließt einen Hügel ein, der das einst vorherrschende hölzerne Burggebäude trug. Diese urkundlich 1390 erwähnte Burg war auch der Sitz des ältesten Geschlecht der Wartenberger. 1850 wurden dort Pfeilspitzen und Streitkolben aus der Hussitenzeit bei Ausgrabungen gefunden, außer einigen Hufeisen und Gefäßscherben.

Von Schönbüchel gelangt man südlich über Fibigtal in kaum 15 Minuten zu dem Ortsteil Steinhübel, der erst zum Ende des 18. Jahrhundert (kurz vor 1800) angelegt wurde. Hier stand rechts der Straße das Stammhaus der für die Industriegeschichte wichtigen Familie Hille-Dittrich. Bis ins 19. Jahrhundert betrieben die Bewohner von Schönbüchel hauptsächlich Feldbau. Als die Spinnerei aufkam, erzeugte man Zwirn und Garn, die anschließend auf dem Rasenbleichen gebleicht wurde. Die letzte Rasenbleiche war die Lochmichel-Bleiche in Schönbüchel. Die Bleicherei war ein Erwerbszweig, der die Arbeitskräfte hauptsächlich im Sommer beschäftigte. Eine chemische Bleiche, die „Fixe“ in Schönbüchel, löste die Rasenbleiche ab.

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Gärten, Firma: Philipp Michels Söhne, Foto: NL-Archiv UN 8.2009

Aber auch die Heimweberei hatte hier bald Eingang gefunden und die kleinen Bauern, die von der Landwirtschaft allein nicht leben konnten, gingen zum Teil bis nach Warnsdorf, um sich ihre „Werften“ im Ranzen abzuholen und die fertige Wäre wieder hinzubringen. Ein weiter Weg und ein beschwerliche Arbeit. Schon 1833 entstanden in Gärten die Wirk- und Strickwarenfabrik Philipp Michel, die in größerem Ausmaß ab 1871 im Dampfkraftbetrieb Ihre Strick- und Wirkwaren erzeugte und auch Hunderte von Heimwerkern beschäftigte. Sie produzierte Strümpfe und Socken, später auch Wäsche, und verarbeitete alle Arten von Garnen. In der österreichischen Monarchie hatte sie geradezu eine Monopolstellung und der Export an Strickwaren und Wirkwaren, z.B. mit feinsten Handstrickerein, lief auf vollen Touren. Im Betrieb selbst arbeiteten mehr als 100 Cotton-Maschinen und ebenso viele Rundstrickmaschinen. Der in der zweiten Generation unter „Filipp Michels Söhne“ firmierende Betriebe hatte eine eigene Betriebskrankenkasse und andere soziale Einrichtungen.

Im Jahre 1877 gründete in Schönbüchel die Firma Gustav Jäger ebenfalls eine Strick- und Wirkwarenfabrik, während in Gärten als große Kartonagen- und Geschäftsbücherfabrik und Druckerei die Firma Heinrich Michel entstand. Später kamen in Schönbüchel noch die Wirkwarenfabrik Firma Kögle und Endler (gegründet 1922, Herstellung von Damenstrümpfen und Herrensocken) und Grohmann und Labek dazu. Alle diese Betriebe bestanden bis 1945. Man kann also sagen, dass die Gemeinde Schönbüchel vor allem eine starke Wirkwarenindustrie hatte. Hier bestand auch ein Sägewerk für die Verarbeitung des Holzes aus den weiten Wäldern (Firma Hieke).

Schönbüchel bei Schönlinde, Landkreis Rumburg, Sudetengau

Durch die kräftige Industrie entwickelte sich auch als Versorgungsbetriebe gute Kaufläden, Handwerksbetriebe und Gaststätten, von denen Schnelles Gasthof mit Tanzsaal als „Heim“ des Gesangsvereines und des Turnvereins besonders erwähnenswert ist. Schönbüchel hatte auch eine freiwillige Feuerwehr, einen Schulverein und einen Gebirgsverein. In Steinhübel waren Schmidts Gasthof und Pilz Gasthaus mit Tanzsaal bekannt, während in Gärten die „Pflaumschenke“ ein beliebtes Einkehrhaus war. 1850 wurde das bis dahin zu Khaa gehörende Nassendorf an Schönbüchel angeschlossen, ebenso einige Häuser von Khaa. Steinhübel lag am Abhang des gleichnamigen Berges (516 m) und war ein beliebter Ausflugsort und Sommerfrische. Dort war ein Basaltsteinbruch mit Säulen von beachtlicher Länge. Auf dem Steinhübel selbst war ein beliebtes Ausflugsziel, der Sonnwendhof. Von Steinhübel gelangte man westlich in wenigen Minuten nach Nassendorf und da südlich auf dem alten Kalkweg (interessante Versteinerungen aus der Juraformation) in 30 Minuten nach Kalkofen (Steinbruch mit Tunnel). Wanderte man aber nach Westen, dann kam man über eine aussichtsreiche Bergwelle nach Khaa. Nassendorf war ein typisches Bauerndorf mit aufgelockerter Siedlung.

Die ganze Gemeinde Schönbüchel hatte schöne Gartenanlagen. Lohnende Spaziergänge führten auch nach Wolfsberg mit dem Berg und Aussichtsturm, auf den Rauchberg, zum Sanatorium Frankenstein bei Rumburg, nach Schönlinde zur Ziegelscheune, zum sogenannten Steingeschütte (580 m) und weiter nach Daubitz.

Schönbüchel hatte seit 1892 ein eigenes Postamt. Ein Friedhof mit Kriegerdenkmal zum Gedenken an die Opfer des 1. Weltkrieges. Eingepfarrt war es nach Schönlinde, wo auch die nächste Eisenbahnstation war (2 km). In Gärten war allerdings eine Haltestelle der Bahnlinie Schönlinde-ZeidlerNixdorf. Bis 1880 war die Gemeinde auch nach Schönlinde eingeschult. Als der Bedarf ein Schulgebäude immer dringender geworden war, kam es 1885-1887 zum Neubau einer dreiklassigen Volksschule in Schönbüchel für 155 Schüler, mit wesentlicher Unterstützung durch die Herrschaftsbesitzerin Fürstin Kinsky. Die Schule bekam auch eine Glocke, die den täglichen „Angelus“ läutete. Zur Schulgemeinde Schönbüchel gehörten danach auch Steinhübel und Gärten, während Nassendorf nach Khaa eingeschult war. 1906 wurde ein neues Gemeindehaus im Renaissancestil errichtet, das auch die Post beherbergte.

In Gärten befand sich an der Straße nach Wolfsberg auch eine Kapelle „Maria Heimsuchung“ genannt die Bettelsmannkapelle, die von dem Bettler Daniel Hieke 1808 gestiftet worden war. Desgleichen war hier sehenswert der sogenannte geologische Garten von Kögler, ein Relief des ganzen Niederlandes aus Orginalsteinen der jeweiligen Orte, der von Jung und Alt besichtigt wurde. Mit Schönlinde war Schönbüchel durch eine Autobuslinie verbunden.

Heute

Krásný Buk (deutsch Schönbüchel), einem Ortsteil von Krásná Lípa (deutsch Schönlinde) im Böhmischen Niederland in Tschechien genannt.

Heute sind die Reste einer mittelalterlichen Burg bei Krásný Buk (deutsch Schönbüchel) zu finden. Von der Burganlage sind heute außer wenigen Mauerresten nur noch Teile des Ringwalles mit dem Burggraben erhalten.

Das Kriegerdenkmal von Zahrady (deutsch Gärten) liegt am Sněžná (deutsch Schnauhübel) Friedhof.

Niederlandhefte -Schriftenreihe des Bundes der Niederländer“ Wilhelm Pfeifer S.21/22 – HEFT 9 – 1977
Geschichte des Niederlandes“ Karl Richter 1960
Heimatkunde des politischen Bezirkes Rumburg“ Anton Hockauf 1885
Die deutschen Heimatführer“ Band 17/18 Sudetenland – Druck 1939

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