Neu-Ohlisch

  • Beitrags-Kategorie:Landkreis Tetschen-Bodenbach
  • Beitrag zuletzt geändert am:15. Mai 2024
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Gemeindebereich

Die Gemeinde Neu-Ohlisch -Gerichtsbezirk Böhmisch-Kamnitz – bestand aus der Ortschaft Neu-Ohlisch mit zwei Ortsteilen: „Ohlischgrund“, der an den Alt-Ohlischer Ortsteil „Bauscheibe“ angrenzt, und „Ziegelofen“, eine einschichtig gelegene Ziegelei an der Gemeindegrenze gegen Losdorf. Innerhalb des Ortes trugen einige Häuser die Bezeichnung „Goldener Ranzen“, nachdem einige, aus diesen Häusern stammenden Männer, im Niedergrunde Ortsteil „Goldener Ranzen“ gearbeitet haben (Steinbruch).

Ortsgeschichte

Die Ortschaft Neu-Ohlisch ist eine deutsche Gründung des späten 14.Jahrhundert, die als einseitiges Reihendorf mit Waldhufen angelegt wurde. Auf Grund seines Ortsnamens ist es sehr wahrscheinlich, dass Neu-Ohlisch ursprünglich eine Zuordnung (Erweiterung) von Alt-Ohlisch war. Hierfür spricht auch, das bis Mitte des 15.Jahrhunderts keine getrennte Nachweisung von Alt- und Neu-Ohlisch bekannt sind. Möglicherweise hing die Anlegung des neuen Ortsteils bzw. Ortes irgendwie mit der unmittelbar daneben vorbeiführenden Nürnberger-Lausitzer Handelsstraße zusammen.

Der Ortsname Neu-Ohlisch ist von dem schon vorher bestandenen (Alt-)Ohlisch übernommenen und später differenzierten worden. Hinsichtlich der Bedeutung des Namens gilt, wie für Alt-Ohlisch, dass ein Altslawischen Gelände- oder Kleinsiedlungsname zugrunde liegen dürfte, welcher so viel wie Erle bedeutet. Die selbst von Neder als sonderbar bezeichnete Meinung, es könne ein Zusammenhang des Ortsnamens mit dem Fischnamen Aale bestehen, ist nicht stichhaltig.
Zur Zeit seiner Gründung gehörte Neu-Ohlisch zum älteren Herrschaft Scharfenstein, die sich damals in den Händen der Herren von Michelsberg befanden. Als Grundherren folgten die Familie Berka, Wartenberg und Salhausen.
Bei der Güterteilung von 1575/75 gelangte Neu-Ohlisch an Wolf von Salhausen, aus dessen Besitzteil sich die Herrschaft Bensen entwickelte. Nachdem die letztere 1631 in Thuńschen Besitz übergegangen war, wurde Neu-Ohlisch dem seinerzeit der gleichen Familie unterstehenden Gute Groß-Markersdorf einverleibt und verblieb bei diesem bis zur Eingliederung in den Gerichtsbezirk Böhmisch-Kamnitz im Jahre 1850.

Die älteste Erwägungen von Ohlisch im ältesten Kamnitzer Stadtbuch enthielten zunächst keine gesonderte Benennung des Ortes, sondern nur die Angaben „Olusch“ (1380),“churned Olysch“ (1412 und 1451) und von der „Olisch“ (1481). Nach Angabe von Neder enthält das 1467 angelegte Amtsbuch der Herrschaft Scharfenstein-Bensen den ältesten Nachweis von Besitzübertragungen in „Neu“-Ohlisch und somit auch über diese spezielle Ortsbezeichnung. In der tschechisch geführten Landtafeln ist der Ort wie folgt verzeichnet: 1543 (für 1515) „w Nowe Olesscze“, 1545 „na Nowe Olischt“, 1570 „Nowe Olesa“ und 1618 „Olessnicze Nowa“. Trotz dieser Namensunterscheidung befand sich Neu-Ohlisch noch immer im Gemeindeverband von Alt-Ohlisch und löste sich davon erst im Jahre 1760.

Kenntnisse über die älteste Besitzerfamilie vermittelt das erste Ohlischer Grundbuch. Diesem zufolge zählte Neu-Ohlisch 1563 nur 8 Häuser. Die Namen der Vollbauern waren Kühnel und Stelzig, die der Halbbauern Bendel, Böhm, Kühnel und Stelzig und die der Gärtner Krombholz und Stelzig. Bald darauf besaß ein Valentin Fritsche die Sandschenke (Nr.10). Der Ort wurde damals bisweilen „Kleinohlisch“ genannt. Bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges waren die ersten 7 Häusler hinzugekommen.

Von der StR des Jahres 1654 wurden in „Nowa Olyss“ 6 Bauern, 2 Gärtner und 9 Häusler auf Gemeindegrund registriert. Die Familiennamen der Wirte waren überwiegend die gleichen wie hundert Jahre vorher, jedoch gab es die Kühnel und Krombholz nicht mehr, während Mühln, Großer und Dörre neu auftraten. Im Jahre 1680 beteiligten sich sämtliche Neu-Ohlischer Wirte am Markersdorfer Bauernaufstand.
Im TK von 1713 wurden in „Neuohlisch“ wiederum 8 Wirte gezählt, zu denen aber bereits 17 Häusler kamen (=25 Häuser). Die Namen der Bauern waren nun: Mühln, Gautsch, Böhm, Dörre, Ahne und Bendel , die Namen der Gärtner Hübel und Bendel. Die Häusler betrieben viel Spinnerei und arbeiteten als Tagelöhner, je einer war Scherenschleifer und Holzmacher. Im Jahre 1747 fand die Festlegung der Flurgrenzen zwischen Alt- und Neu-Ohlisch statt und 1760 folgte die Trennung der beiden Orte. Von diesem Zeitpunkt an waren Bauscheibe und Philippenau mit Neu-Ohlisch vereinigt und erst ab 1850 erfolgte deren Umgliederung zu Alt-Ohlisch.

In der Topographie von Schaller (1787) ist „Neu Olisch“, das auch in der Müller‘schen Karte 1720 und in der Josefinischen Karte 1781/82 so geschrieben war, mit 19 Nummern verzeichnet. Um die Wende des 19.Jahrhunderts wurde von der Handelsfamilie Ahne eine Hauszwirnerei errichtet, die bis 1870 bestand; auch eine große Bleicherei mit zeitweise 40 Paar Pferden war um diese Zeit in Betrieb. Nach Sommers Topographie von 1833 war die Zahl der Häuser auf 48 gewachsen und die Einwohnerzahl betrug 282.
Bevölkerungsstand stieg dann über 284 bei der Zählung von 1869 auf 360 im Jahre 1880, was hauptsächlich mit der Industrialisierung im benachbarten Johnsbach zusammenhing, ging dann ab 1890 (337 deutsche Einwohner) wieder allmählich zurück, obwohl zwei und zeitweise drei kleinere Industrielle Betriebe in Neu-Ohlisch bestanden.

Die häufigsten Familiennamen in Neu-Ohlisch waren 1934: Tschakert, Richter, Kunert, Mühln, Finke, Richter und Weber.
Die am längsten auf ihren Höfen ansässigen Bauernfamilien waren: Mühln Nr.1 (Georg Mühln aus Dobra bei Bautzen 1610 eingeheiratet), Dörre Nr.4 seit 1653 und Ahne Nr.6 seit 1696.

In Neu-Ohlisch wurde der Glasmaler Josef Ahne geboren (1830-1909), der durch seine ausgezeichneten Glas- und Porzellanmalereien bekannt ist (Werkstatt in Steinschönau); Beteiligung an der Weltausstellung in Wien 1873 und Paris 1878.
Aus Neu-Ohlisch Nr.28 stammten der kaiserliche Rat Stellzig (lebte in Dresden) und der Fabrikant Stellzig in Łódź; beide waren hochherzige Gönner der Gemeinde.

Lage

Der Ort Neu-Ohlisch liegt in 260 bis 280 m Meereshöhe an der von der Bezirksstraße Tetschen – Windisch-Kamnitz abzweigenden Seitenstraße nach Alt-Ohlisch. Die genannte Bezirksstraße, die 1887 ausgebaut wurde, folgt hier der gemeinsamen Trasse der beiden mittelalterlichen Verkehrswege „Nürnberg-Lausitz-Steig“ und „Böhmerstraße“ (Tetschen-Bautzen). Von Tetschen und von Böhmisch-Kamnitz ist Neu-Ohlisch je etwa 7 km entfernt.

Bodengestalt

Die Gemeinde Neu-Ohlisch wird von einem Hügelland eingenommen, dessen zahlreiche Hänge und Leiten an vielen Stellen von Sandsteinfelsen durchsetzt sind. Besonders herausragende Höhen gibt es in dem relativ kleinen Gemeindegebiet (235 ha) nicht, abgesehen vom Bienstein (294 m). Die das Ohlischer Tal einrahmenden Berge und Felsen liegen durchwegs in anderen Gemeinden: Tschabernberg 408 m (Binsdorf), Eckardsberg 394 m (Windisch-Kamnitz), Heidegrundwände (Binsdorf), Trommel- oder Häuselstein 304 m, Tanzplan und Kegelstein (Alt-Ohlisch), Finkenhübel 361 m und Vogelstein 402 m (Güntersdorf); sie bieten fast alle schöne Fernblicke.

Die anmutige wasserreiche Landschaft um Neu-Ohlisch mit Interessanter Vegetation hat den Ort schon früh zu einer gern besuchten Sommerfrische werden lassen. Knapp die Hälfte des Gemeindegebietes (45%) wird landwirtschaftlich genutzt, die andere Hälfte ist (52%) von Wald bedeckt.

Gewässer und Trinkwasserversorgung 

Neu-Ohlisch liegt an dem unterm Poppenberg entspringenden Borstenbach, der unterhalb des Ortes in den Heidegründen bei Binsdorf kommend und dem Kamnitzbach zufließenden Fuchsbach (Ohlischer Bach) mündet. Der Borstenbach Bilderreihen Wasserfall beim Schulloch, speist den im Oberdorf gelegenen Feuerlöschteich „Schulpfütze“, den Neu-Ohlischer Dorfteich und den meist nur teilweise angestauten Schwarzen Teich.
Der Trinkwasserversorgung dienten zahlreiche Pumpen und Brunnen, das Viehtränke Wasser wurde den bei einigen Höfen bestehenden kleinen „Pfützen „ entnommen.

Flurnamen

Scheibleite, Gautschn Teichleite, Marktleiter, Paschkumleite, Sommerleite, Winterleite, Teichleite, Johns Leite, Hokleite, Säuschlichtr, Grumpelschlichte, Auf‘m Horn, Stäßerstein, Am Bienstein, Schulloch, Borngrund, Lindenhrund, Ohlischgrund, Blitzwiese, Rouswiese, Waldwiese, Blauer Steg, Muckerweg, Volkweg, Hohler Fiebsch, Hackel Wilhelms Folge, Bittner Franzen Folge, Folge zwischen Sommer- und Winterleite.

In der Gemeinde – Wiesen- und Waldstücke, der Gemeinde gehörend): Am Teichstück, Klee-Büschl (kleiner Wald). Bereits außerhalb der Gemeindegrenzen, aber für das kleinräumige eu-Ohlisch von Bedeutung waren die Fluren: Der Brand, Kreibichs Hübel, Burgers Grund, Schmieds Leite, Bäckens Scheune, Lindengrund, Bargs Tilke, Stelzsch Hanl: alle in der Gemeinde Windisch-Kamnitz; Heidegründe (Gemeinde Binsdorf), Moosgründel, Vogelstein (Gemeinde Güntersdorf).

Bevölkerung und Erwerb

Das kleine Bauerndorf Neu-Ohlisch war seit dem 19.Jahrhundert überwiegend zu einem Wohnort von Arbeitnehmern geworden, die außerhalb des Ortes in Industrie und Handwerk sowie Handel und Verkehr (44,7% bzw. 14,6%) beschäftigt waren. Der Anteil der in land-und Forstwirtschaftlichen Berufen tätigen Einwohner betrug nur 18,5%. Es gab 9 Landwirte, und zwar 5 größere und 4 kleinere. Die landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetriebe befanden sich fast ausschließlichlich in den Händen von Arbeiterfamilien, die 52,3% der Einwohner ausmachten. Der Großteil der Arbeiter war in den Jonsbacher (Rabsteiner) Fabriken tätig, ein Teil führ nach Böhmisch-Kamnitz oder Tetschen zur Arbeit und einige fanden auf dem Umschlagplatz Tetschen-Laube Beschäftigung.
Vor dem Ersten Weltkrieg boten auch mehrere Betriebe in Neu-Ohlisch Arbeitsplätze.
Die Gemeinde hate 1930 309 Bewohner in 70 Häusern, davon im Ortsteil Ziegelei 13 Bewohner in 2 Häusern. 1939 hatte der Ort noch 293 Einwohner in 74 Häusern.

Es waren dies: Die Anfang des 19.Jahrhundert gegründete Betriebe Bleicherei Mühln auf Nr.1 und Zwirnerei Ahne im Ohlischgrund Nr.39, von denen die letztere ab 1870 als Zundschnurfabrik Piesche weitergeführt wurde, ferner die Strumpfwirkerei Kreibisch mit Heimarbeitvergabe (eingestellt vor 1900), die Mühl- und Kunststeinerzeugung Buhl & Miksch, die Zementplattenerzeugung Mühln seit 1897, die Ziegelei seit etwa 1890 und schließlich der Sandsteinbruch Wurm. In den 30er Jahren bestanden nur noch die Ziegelei und die Zementwarenerzeugung sowie als alter Handwerkszweig die Faßbinderei Ritschel.
Neu-Ohlisch hatte Teil an dem Spar- und Darlehnskassenverein für Alt- und Neu-Ohlisch.

Verkehr, Gastgewerbe, Sport

Nächste Bahnstation: Rabensteine
Post: Markersdorf, seit 1938 eigene Poststelle in Neu-Ohlisch.
Autobusverbindungen nach Tetschen und Dittersbach.
Gastgewerbe: 5 Gasthäuser, davon zwei mit Tanzsälen und drei mit Kegelbahn, und zwar: „Zur Waldstraße „ (Marschner, Nr.9), „Zu Drei Linden“, auch „Sandschänke“ genannt, älteste Gasthaus (Günter,Nr.10), „Zur Post“ (Finke, Nr.22), „Neumanns Gasthaus „ (Matouschek,Nr.8), „Zum Touristenheim“ (Patzel,Nr.28).
Privatbereiche für etwa 100 Gäste waren vorhanden. Außerdem war seit den 20er Jahren in einem Nebengebäude des Hauses Nr.39 Ohlischgrund eine Jugendherberge eingerichtet, die ganzjährig belegt war.
Sportanlagen: Sportplatz, Kahnfahrt am Dorfteich.

Pfarrei, Matriken, Kirche

Neu-Ohlisch gehörte stets zum Kirchspiel Güntersdorf (St.Georg), war mit diesem 1541 bis 1645 lutherisch und anschließend bis 1725 vorübergehend der Pfarrei St.Martin in Markersdorf unterstellt. Die Taufmatriken für Neu-Ohlisch sind seit 1616 , die Trauungsmatriken seit 1602 und die Sterbematriken seit 1616 erhalten, wie sämtliche Güntersdorfer Kirchenbücher.

In den Jahren 1824/25 wurde an Stelle eines seit 1733 errichteten Kreuzes und Glockengerüstes auf Initiative des Bauern Benedikt Paudler (Nr.8) und des Handelsmannes Franz Ahne (Nr.39) sowie angeblich unter finanzieller Mithilfe einer bayrischen Prinzessin eine Gebetskapelle zur Heiligen Dreifaltigkeit gebaut. Seit der 1843/45 erfolgten Vergrößerung galt dieses Gotteshaus auf dem Kirchberge als Filialkirche von Güntersdorf. Regelmäßig am Donnerstag wurde hier eine Messe gelesen, außerdem fand am Dreifaltigkeitstag und an dem auf Fronleichnam folgenden Sonntag je ein Sonntagsgottesdienst statt. Auch zu Trauungen, Taufungen und Totenmessen kam der Güntersdorfer Pfarrer nach Neu-Ohlisch. Die Kirche hatte unter anderem einen hölzernen Altar, zwei Marienstatuen (davon eine von dem aus dem Orte stammenden Münchner Wachszieher Georg Gautsch 1883 gestiftet), eine Orgel und drei Glocken.

Das Hauptkirchenfest fand im ganzen Güntersdorfer Kirchspiel zu St.Georg (24.April) statt, daneben wurde auch das Patronatsfest der Filialkirche Heilige Dreifaltigkeit (Sonntag nach Pfingsten) gefeiert.

Im Gemeindebereich standen 7 Wegekreuze bzw. Statuen, namentlich das Dorfkreuz des heiligen Antonius (mit vier Ecksäulen aus dem Dreißigjährigen Krieg), Gramsens Kreuz, Gautschens Kreuz, Patzelts Kreuz, Kunerts Kreuz und Bendas ehemals Ahne Kreuz Nr.39. Ein Kreuz befand sich an einem Fuhrweg nahe der Waldwiese am Wege nach Losdorf.
Der Friedhof wurde 1878 mit finanzieller Unterstützung seitens der Münchner Familie Gautsch angelegt, nachdem vorher alle Beerdigungen in Güntersdorf stattfinden mussten.

Schule

Neu-Ohlisch war bis 1784 nach Güntersdorf und in der Folgezeit gut 100 Jahre nach Alt-Ohlisch eingeschult. 1878 wurde die Neu-Ohlischer Schule in einem eigens errichteten Gebäude eröffnet. Sie war und blieb bis 1945 einklassig. Zum Schulsprengel gehörten vier Häuser von Alt-Ohlisch und einige Häuser von Windisch-Kamnitz. Im Kriege 1939/45 wurde ein Erntekindergarten eingerichtet.

Verwaltung

In ältester Zeit war Neu-Ohlisch dem Schöppengericht (Erbgericht) von Alt-Ohlisch zugeteilt, zu dem es einen Schöppen stellte. Das älteste Schöppenbuch begann 1563. Im Jahr 1760 löste Neu-Ohlisch diese alte Bindung und wählte den Besitzer der Schenke Nr.10 zum eigenen Richter. Zum Gerichtsbezirk gehörten ab 1784 Neu-Ohlisch, Bauscheibe und Philippenau. Die bis 1849 bestandene Ortsrichterei befand sich im Haus Nr.10 (Hausname: Kreibichhof) an der Bezirksstraße. Das diesem Hof früher eigene Brenn- und Baurechte lässt auf seine früheren Bedeutung schließen.

Bei der Einrichtung der modernen Geneindegliederung im Jahre 1850 wurde Neu-Ohlisch mit den genannten Ortschaften der Gemeinde Alt-Ohlisch angegliedert und erhielt erst ab 1875 seine Selbstständigkeit als politische Gemeinde, jedoch ohne die Ortsteile Bauscheibe und Philippenau.
Die Gemeindevorsteher bzw. Bürgermeister seit 1918 waren: Franz Mühln, Ignaz Patzelt, Willi Ahne und Karl Jakob.
Gemeindepersonal: 1 Gemeindediener

Kulturpflege und Vereinsleben

Vereine: Freiwillige Feuerwehr seit 1891, Gesangsverein „Frohsinn „ seit 1897, Radfahrverein seit 1921, Deutscher Turn- und Arbeiterturnverein seit 1925. Die seit 1883 tätig gewesene Sektion Neu-Ohlisch des Gebirgsvereins für die Böhmische Schweiz (ca.40 Mitglieder) war in den 20er Jahren aufgelöst wurden, wobei die Funktion teilweise der Deutsche Turnverein übernahm. Die Musikkapelle bestand aus Musikern aus Alt- und Neu-Ohlisch und Windisch-Kamnitz.
Brauchtum: In der Karwoche Mittags und Abendklappern im Takt, wobei zwei Vorbeter den Zug führten. Klappern am Gründonnerstag von Haus zu Haus der Kinder (Verteilung von Pfefferkuchenmännchen und andere Süßigkeiten an diese).
Zu Ostern: Böllerschießen, Bäumeschütteln (wegen Obsternte), Grasbeißen (wegen Zahnweh) usw. Waschen der Gesichter am Bach (der Schönheit wegen).
Zu Pfingsten: „Vogelschießen“ mit Armbrust. Zu Dreifaltigkeit: Kleines Volksfest mit „Reitschule“(Karussell), Luftschaukel und verschiedene Buden.
Zum Faschingsdienstag: Maskierte Bauernhochzeit
Am Osterreiten in Güntersdorf nahmen einzelne Ohlischer Reiter teil.
Sonstiges: Bedeutender Kirchenchor, geleitet von Lehrer Ludwig Uhmann, Güntersdorf; Gemeindebücherei und sozialdemokratische Bücherei.

Sehenswertes 

Kriegerdenkmale für die 13 Opfer Neu-Ohlisch im Ersten Weltkrieg sowie Ahnesche Gruft unterhalb der Kirche; mehrere schöne Bauernhäuser aus Holz und Sandstein, vor dem Ersten Weltkrieg meist mit Stroh gedeckt, später mit Schiefer und Zementziegeln.

Nachwort (Ausklang)

Die Kriegsverluste von Neu-Ohlisch betrugen 19 Gefallene und Vermißte, das sind 13,4% der männlichen Bevölkerung von 1939.
Im Jahre 1959 befanden sich 28% der ehemaligen Einwohner in der Bundesrepublik Deutschland, 68% in der deutschen demokratischen Republik und 4% im Ausland.

Heute

Im neuen tschechischen Gemeindeverzeichnis bilden Stará Oleška (deutsch Alt-Ohlisch) und Nová Oleška (deutsch Neu-Ohlisch ) sowie Huntirov (deutsch Güntersdorf) mit Františkův Vrch (deutsch Franzberg) [Alt- und Neu-Ohlisch sowie Güntersdorf mit Franzberg] die Gemeinde Huntířov (deutsch Güntersdorf ), die 1961 705 Bewohner aufwies, wovon 102 auf Neu-Ohlisch mit etwa 35 ständig bewohnten Häusern entfielen (1939: 293 Einwohner und 74 Häuser).

Das Gemeindegebiet gliedert sich in die Katastralbezirke Huntířov u Děčína, Nová Oleška und Stará Oleška.

Tetschen-Bodenbach – Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach“ (Hrsg.) „Heimatkreis Tetschen-Bodenbach. Ein Buch der Erinnerung“ – 1969
Alfred Herr – Heimatkreis Tetschen-Bodenbach: Städte und Gemeinden“ – Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach e.V.“ 1977 – S.543-547
Die deutschen Heimatführer“ Band 17/18 Sudetenland – Druck 1939

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