Oberkreibitz

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  • Beitrag zuletzt geändert am:26. Dezember 2024
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Geschichte

Oberkreibitz mit den Ortsteilen Hofhaide und Heinrichbleiche
Diese Gemeinde hatte 951 Einwohner, 343 Familien, 192 Häuser und liegt südöstlich von Kreibitz, südlich von Teichstatt, überleitend zur Gemeinde Schönfeld, in 350 m Höhe. Der zuständige Bahnhof war Schönfeld-Oberkreibitz an der Linie Prag-Rumburg und BodenbachWarnsdorf. Die älteste Kunde von dem Dorfe Oberkreibitz gibt ein Dokument aus dem Jahre 1427, in dem Heinrich Berka von Duba und Hohenstein bekennt, dass zu seinem Besitz unter anderem auch Oberkreibitz und eine Glashütte gehören. Die Gründung des Dorfes dürfte im Zuge der Ortsansiedlung im 12. Jahrhundert als Reihendorf (Waldhufendorf) erfolgt sein. Wir führten schon unter Kreibitz aus, dass sich aus einer Urkunde von 1514 ergeben könnte, dass die Glashütte damals schon 100 Jahre alt war. 1582 wird die „Glashütte Kreibitz„ gemeint ist Oberkreibitz, als die hervorragendste Hütte des Landes Böhmen benannt. Als ebenso alte Glashütte wurde damals nur eine solche am Zeidlerbach unter dem Plissenberg bei Zeidler bezeichnet. Erzeugt wurden damals schon einfache Gläser, bemalte Gläser, Streifenmustergläser, venezianische Milchgläser. Kaiser Rudolf II. berief von hier 1605 einen Glasmeister nach Prag zur Errichtung und Führung einer Glashütte unter der Burg Bubenetsch. Gerade hier ließ der Kaiser die Gläser kunstvoll schleifen und geschliffene „Glasedelsteine“ erzeugen und von hier entwickelte sich aus dem weißen, dicken geschliffenen Glas das „Böhmische Kristallglas“.

Die Besetzung und Plünderungen im Dreißigjährigen Kriege hat die Glashütte von Oberkreibitz gut überstanden und 1658 eröffnete in Kreibitz Martin Horn einen Glasvertrieb und Großhandel mit den Erzeugnissen der Heimat. Damals wurde auch die Zunft der Gläser, Maler, Schleifer, Vergolder und „Flaschner“ gegründet. Der tschechische Chronist Bohuslav Balbin beschrieb 1663 die Reinheit des Kreibitzer Kristallglases. Damals wurden schon Gläser, auch Brillen, nach London, Stockholm, Rom, sogar Moskau geliefert. 1707 bestanden schon Handelsbeziehungen für Glas in das neugegründete Petersburg und nach Lissabon.

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1724 gründete Josef Palme eine Erzeugung von Glasleuchtkörpern. Diese Firma wurde 1850 nach Haida verlegt. Aus dem 17. und 18. Jahrhundert sind uns noch heute wundervolle Gläser, ja Kunstwerke erhalten. Wir hören, dass im 17. Jahrhundert in Oberkreibitz allein 7 Glasmalermeister beschäftigt waren, weitere Glasschneider und Former. Ein Glasgroßhändler in der ersten Hälfte des 18. Jahrhundert war auch Christoph Palme, der die verschiedensten Bier- und Weingläser, Karaffen, Zuckerdosen, Butterdosen, Salzfässchen, Schnupftabakdosen, Pokale, Becher, Krüge, Flaschen und viele andere Glasgeräte im Ausland vertrieb. Um 1786 wurde in der Oberkreibitzer Hütte in 5 Pfannen Glas geschmolzen und es sind zu dieser Zeit 9 Glasmeister, mehrere Gehilfen und 1 Lehrling aufgeführt. Eine neue Glashütte wurde errichtet, beide wurden noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts gemeinsam geführt, jedoch 1846 getrennt.

Familie Kittel – Weidlich – Böse – Zahn

Als Franz Böse 1867 starb, ging das Oberkreibitzer Unternehmen (von der Familie Kittel -Johanna Weidlich & Johann Franz Böse) in den Besitz des Franz Zahn über, der zwar aus Wien stammt, der aber insofern als Kittel-Erbe gelten kann, als er ein Schwiegersohn des Franz Weidlich war. Er übernahm den Betrieb im Alter von 20 Jahren und ging mit jugendlichem Eifer daran, neuste Technik in die Hütte zu holen, die vorher mit Holz geheizte Glasschmelzerei mit Kohlengas betrieb. 1873/74 erbaute er nach modernsten Gesichtspunkten neben dem Bahnhof in Teichstatt eine Glashütte mit 2 Glasöfen, Dampfschleiferei, Möbeltischlerei und Gleisanschluss. Für seine Modernisierungsmaßnahmen und großzügigen Neubauten hatte Franz Zahn Kredite bei der Böhmischen Escomptebank aufnehmen müssen. Als dieses Geldinstitut um das Jahr 1880 zusammenbrach, riss es auch die Zahn-Firmen mit in den Abgrund. 1880 wurde dieser Betrieb Eigentum der Firma Michel und Mayer (Schönlindner Bankier Eduard Michel), später nur noch unter August Mayer und Sohn (Richard Meyer ♰). 1899 waren hier 51 Arbeiter beschäftigt, die Rohglas, Kristallglas und farbiges Glas erzeugten. Da Richard Meyer 1937 Kinderlos starb, erbte sein Neffe Kurt Schröter die Glashütte. Dieser soll im II.Weltkrieg in franzsösicher Gefangenschaft umgekommen sein. [3]

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begannen Haida und Steinschönau die Kreibitzer Glasindustrie zu überflügeln. Erst nach dem Ersten Weltkrieg kam es zur Zusammenarbeit mit Haida und zu Zusammenschlüssen der Betriebe. Gerade die Firma Meyer wurde bis 1945 fortgeführt. Heute ist die Kreibitzer Glashütte „Betrieb Nr.8“ des staatlichen Haidaer Glashüttenbetriebs „Borske Sklo“.
1938/39 hatte Oberkreibitz 7 Glaswarenfabriken (Firma Hampels und Worms, Mayer und Sohn, Medel und CO., Herbert Tschinkel, Hans Wormela , Emil Zillich). 1 Christbaumschmuckfabrik, 1 Rahmenfabrik, 1 Strumpfwarenfabrik, 2 Zwirnerein und außer den kleinen Handelsbetrieben 6 Gaststätten.

Oberkreibitz hatte eine vierklassig Volksschule und gehörte kirchlich zur Pfarrei Kreibitz.

Gedächtnishain am Großen Wachstein

Aus der umliegenden Landschaft war der am Fuße des Mühlberges nächst der Straße idyllisch gelegene Gedächtnishain erwähnenswert, in dem ein Denkmal den im Weltkriege gebliebenen Söhnen der Gemeinde Oberkreibitz und Schönfeld gewidmet war sowie der sagenhafte Jungfernfelsen.

Oberkreibitz-Schönfeld, Einweihung des Gedächnishain [2]

Der Mühlberg, dessen höchste Erhebung, der Kleine Wachstein, nur 431 m beträgt, ist gegenüber dem 599 m hohen Plissenberg, zu dessen südlichem Füße sich die Langen Brachen hinziehen, nur ein kleiner Hügel, dessen Vorhandensein aber den Talort von Anfang an geprägt hat. Und der Name für die Basaltfelsen am und auf dem Mühlberg, die beiden Wachsteine (Wachtsteine), hatten wahrscheinlich die Bedeutung, dass dort in den Kriegswirren Wachen zum Schutz des Tales aufzogen.

Von diesem Fluidum hat sich wohl der Glasraffineur Emil Zillich (geb.24.04.1869 in Oberkreibitz) leiten lassen, als er die Idee zur Errichtung einer Gedenkstätte für die Gefallenen des Weltkrieges aufgegriffen und die Standortwahl auf das Gemeindegelände unterhalb des Großen Wachsteines fiel. Der Plan, an der steil abfallenden Südwand des Großen Wachsteines eine große Tafel aus einer Bronzelegierung mit den Namen der Gefallenen und vermißten des Krieges anzubringen und die Stätte im Halbkreis zum Felsen mit einer Waldparkanlage zu umgeben.
Ein sonnendurchfluteter Sommertag sorgte dafür, dass die Enthüllung der Ehrentafel am 12. August 1923 und die kirchliche Weihe des Gedächtnishaines wie am Schnürchen verlief.
Fortan war der Gedächtnishain Anziehungspunkt vieler Fremden. Alljährlich richtete die „Kameradschaft gedienter Soldaten“ an einem Frühsommersonntag eine Feierstunde aus, zu der man sich am Wachstein zahlreich versammelte.

Auf der Gedenktafel mit der Überschrift

Ihren Gefallenen Söhnen die Treue Heimat 1914 – 1918

waren folgende Namen verzeichnet:

Gemeinde Oberkreibitz

Bege Emanuel, Beudich Jodef, Birnbaum Franz, Birnbaum Joh., Choutka Franz, Christoph Heinz, Denert Josef, Fröhlich Emil, Gampe Richard, Gampe Anton, Grasse Franz Jos. Gallina Julius, Hampel Max, Heinrich Oskar, Heinrich August, Juzl Josef, Kreibich Max, Kleinpeter Al., Lehnert Fritz, Lorenz Otto, Mitscherling, Marschner Anton, Mildner August, Nesbeda Franz, Palme Franz, Richter Josef, Richter Anton, Rösler Raimund, Riedel August, Rösler Berthold, SchindlerRobert, Stumpe Hugo, Simchen Josef, Schuschka Karl, Schiffner Anton, Tschinkel Johann, Tschinkel Josef, Thume Ewald, Worm Johann, Worm Longin, Worm Otto, Wedlich Karl, Weigeld Josef

Gemeinde Schönfeld

Beitlich Karl, Beitlich Emil, Grohmann Franz, Grohmann Adolf, Janke Anton, Janke Franz, Jahnel Franz, Kögler Emil, Pech Franz, Parth Karl, Ries Josef, Richter Julius, Rauch Anton, Simchen Franz, Simchen Emil, Schwarzbach Hermann, Schwarzbach Karl, Schwarzbach Konrad, Stolle Franz Jos., Steffan Johann, Stark Augustin, Worm Anton, Worm Wilhelm, Worm Anton, Weigeld F.

Die in den Jahren 1912 bis 24 erbaute Talsperre, die zur geregelten Ausnutzung des Kreibitzbaches für die gewerbliche und industrielle Wirtschaft der Gegend und zum Schutze gegen Hochwasser diente, hatte einen Höchstinhalt von 1.200.000 cbm Wasser. Der Staudamm war 190 m lang, 25 m hoch und hatte eine Kronenbreite von 6 m. Das Gemeindegebiet war vollständig von Nadelwald, etwas mit Buche gemischt, eingeschlossen, dessen nördlicher Teil bis zur Talsperre zum staatlichen Forstrevier, der südliche zur Herrschaft Kinsky gehörte. Wild war zahlreich vorhanden, besonders 160 Stück ausgewachsene Gemsen.

Heute

Horní Chřibská (deutsch Oberkreibitz) befindet sich die Talsperre Chřibská und gehört zu der Stadt Chřibská (deutsch Kreibitz) besteht aus den Ortsteilen Dolní Chřibská (deutsch Niederkreibitz), Chřibská (deutsch Kreibitz), und Krásné Pole (deutsch Schönfeld).

2019 – Gedächtnishain am Großen Wachstein

Im Mai 1945 fand man es für notwendig, erst mal die Bronzetafel und die vielen Kreuze zu entfernen. Das übrige besorgte Mutter Natur; sie spann über die Wege Gras, Moos und Ranken und breitete allmählich den herben Mantel des Schweigens und Vergessen über den Buchenhain.

Gedächtnishain am Großen Wachstein (Mühlberg 431 m) findet man, wenn man immer entlang der Waldkante vom K.u.K. Schützenhaus kommend läuft, es befindet sich dann nach 8 Min. auf der linken Seite oberhalb am Basaltfelsen.

Niederlandhefte -Schriftenreihe des Bundes der Niederländer“ Wilhelm Pfeifer S.88/90 – HEFT 9 – 1977
Geschichte des Niederlandes“ Karl Richter 1960
Heimatkunde des politischen Bezirkes Rumburg“ Anton Hockauf 1885
Die deutschen Heimatführer“ Band 17/18 Sudetenland – Druck 1939
„Kreibitztal und Teichstatt „ Adolf Gampe 1985 S.216-219 [3]

„Unser Niederland“ Oktober 1980 S.191/192 Herr Hellmuth Kop [2]

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