Geschichte
Ein vor 1603 gegründetes Dorf in 308 m Höhe ü. M. mit 508 Einwohnern im Jahre 1939. im Gegensatz zu allen anderen Gemeinden war die Bevölkerungszahl hier nach 1910 stets gestiegen. Der Ort lag an der Grenze zur Böhmischen Schweiz, teils am Kirnitzschbach, teils an den Abhängen des basaltischen Scheibenberges, hart am frei zugänglichen Walde, mit weit verstreuten Häusern. Das stille Dörfchen wurde wegen seiner herrlichen Lage am Eingang in das wildromantische Khaatal schon im 19. Jahrhundert zur beliebten Sommerfrische und Touristenattraktion. Es wurde von der Straße durchzogen, die einerseits in 30 Minuten nach Daubitz, anderseits eine Stunde längs des Kirnitzschbaches über Langengrund und Schönbüchel nach Schönlinde führte. Man gelangte also von hier in das langgezogene Kirnitzschbachtal, wo im Jahre 1884 die „Khaatalfelsen“ durch den Gebirgsverein zugänglich gemacht worden waren, Hohe Felsgebilde und Steintrümmer zu beiden Seiten des beinah tunnelartig in das Waldgelände einschneidenden Baches.
Khaatalsperre
An der Stelle der heutigen Talsperre befand sich einst ein Sumpf. Später wurde dort ein Teich angelegt, der erstmals im Jahre 1603 als Käseteich erwähnt wird. In ihm wurde das Wasser für das Trifften (Flößen) von kurzen Holz in den Kirnitzschbach aufgestaut. Nach und nach kam es zur Rodung des umliegenden Waldes, zur Ansiedlung von Menschen und zur Errichtung einer Brettsäge. Diese wurde aber nach dem Tod des letzten Brettschneiders Jakob Jentsch im Jahre 1678 aufgegeben. Der Teich wurde später als Khaateich (nach der Gemeinde Khaa), oder als Schenketeich (nach einer altertümlichen Schenke) bezeichnet. Er war sehr seicht, mit einem niedrigen Damm aus Basaltsteinen befestigt und diente als Bleicheteich. [1]
Eisenbahnanschluß bestand beim Bahnhof Schönlinde (4 km), Autobusverbindung von Schönbüchel. Der Ortsname Khaa von dem mittelhochdeutschen „gehac“ abgeleitet und mit einem alten Berkwerk in Verbindung gebracht (Schachtgehege), von dem noch in jüngster Zeit Halden und Löcher zu sehen waren. Nach anderen Ansichten hing der Name mit „Kühau“ oder „ Khüau“ zusammen, was auf Jungviehwirtschaft schließen läßt, und in der Tat gab es Flurnamen wie „Kalbenhuttung“ und Hofnamen wie Kalbenmatz, Kalbenhannes u.ä.. Die Bewohner betrieben die in Schönlinder Gegend üblichen Erwerbszweige. Die Arbeiter waren großenteils Pendler in die Schönbücheler und Schönlinder Fabriken, zum Teil in den Wäldern tätig.
In Khaa selbst war besonders erwähnenswert der Betrieb der Zwirnglanzfabrik Robert Salomon, die seit 1919 fabrikmäßig die Erzeugnisse von Leinen- und Baumwollgarn betrieb, im Orte unter dem Namen „Glanze“ bekannt (50 Arbeiter und viele Heimarbeiter). Auch eine mechanische Strickerei gab es hier.
Von den vier Gasthöfen war die „Khaaschenke“ der älteste, der durch seine Sagen berühmte wurde. Daneben Schindlers Gasthaus mit Tanzsaal und Rothes Gasthaus, dessen Besitzer auch heimatkundlich tätig war sowie das „Gasthaus zur böhmischen Schweiz„.
Die Schule von Khaa wurde 1786 errichtet und 1882 ein neues zweitklassiges Schulgebäude für 110 Schüler erbaut. Das benachbarte Neudörfel war mit einem Teil seines Lebensraumes eng mit Khaa verbunden. Die dortigen Kinder besuchten aber die Schule in Teichstatt. Seit 1883 hatte Khaa einen eigenen Friedhof.
Khaatalsperre 1961
Um das Jahr 1961 wurde hier eine Talsperre mit einem aufgeschütteten Damm errichtet. Da der Damm undicht war, wurde er mit Betonplatten beschwert. Aber auch dieser Damm konnte einem sintflutartigen Regen nicht widerstehen. Als er im Jahre 1970 durchbrach, verursachte die Flutwelle im Khaatal eine Überschwemmung. Seit der Fertigstellung des heutigen Dammes in den Jahren 1974 bis 1977 dient die Talsperre zum Baden und Fischzucht. [1]
Heute
Kyjov (deutsch Khaa) ist ein Ortsteil von Krásná Lípa (deutsch Schönlinde) im Okres Děčín (deutsch Landkreis Rumburg) in Tschechien. Die Streusiedlung befindet sich am Ostrand der Böhmischen Schweiz in 361 Metern über HN. Das 3,5 km westlich von Krásná Lípa (deutsch Schönlinde) gelegene Dorf liegt am Oberlauf der Kirnitzsch (Křinice) und im Tal des einmündenden Goldwassers (Sýrový potok). Nordöstlich zwischen Kyjov und Dlouhý Důl (deutsch Langengrund) quert die Lausitzer Verwerfung das Kirnitzschtal.
Westlich des Dorfes beginnt das Kyjovské údolí (deutsch Khaatal), die tief eingeschnittene Schlucht der Kirnitzsch. Hier führt ein Radweg [3032] über die Grenze nach Hinterhermsdorf/Deutschland. Im Osten liegt die Ortschaft Hely (deutsch Nassendorf) und im Süden erhebt sich der 548 m hohe Vápenný vrch (deutsch Maschkenberg) der Gemeinde Doubice (deutsch Daubitz).
Die Quelle der Kirnitzsch befindet sich westlich vom Ort Schönborn in einer Höhe von 500 über HN. Sie durchfließt die Stadt Schönlinde und tritt hinter dem Ort Khaa in das Sandsteingebiet des Nationalparks Böhmische Schweiz ein, wo sie das von hohen Felswänden gesäumte Khaatal erschaffen hat. Bei Bad Schandau mündet sie in die Elbe.
„Niederlandhefte -Schriftenreihe des Bundes der Niederländer“ Wilhelm Pfeifer S.17/18 – HEFT 9 – 1977
„Geschichte des Niederlandes“ Karl Richter 1960
„Heimatkunde des politischen Bezirkes Rumburg“ Anton Hockauf 1885
„Die deutschen Heimatführer“ Band 17/18 Sudetenland – Druck 1939
„Unser Niederland“ – Ausgabe November 1992 – S.371
„Unser Niederland“ – Ausgabe Oktober 2016 – S.295 [1]