Hainspach

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  • Beitrag zuletzt geändert am:13. Januar 2025
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Geschichte

Die Marktgemeinde Hainspach wurde 1756 zum Marktflecken und bestand aus drei Ortschaftsteilen, dem „Stadtl“ mit den Häusern 1 – 87, dem Dorfe Hainspach (Ober- und Niederdorf) mit den Hausnummern 1 – 235 und dem Ludwigsdörfel mit der Nummer 1 – 16. Diese Hausnummerierung wurde anlässlich eines Ansuchens um die Erhebung zur Stadt 1927, die nicht zustande kam, vereinheitlicht und es zählte zuletzt ganz Hainspach 438 Häuser mit 2816 Einwohnern (1930: 2900). Hainspach, das vor 1361 gegründet wurde, liegt in einem Tale, ringsum von Hügeln und Bergen umgeben, das sogenannte Neu-Hainspach (1755) ansteigend am Nordfuße des Wacheberges; Ludwigsdörfel (1755) liegt südwestlich des Stadtls inmitten von Feldern und Wiesen, von 3 Seite mit Wald umgeben. Hainspach grenzt östlich und südlich an Groß-Schönau, westlich an Lobendau und Wölmsdorf. Die Umgebung ist großenteils bergig. Vom Wacheberg genießt man eine herrliche Aussicht. Gegen Westen liegt der 4 km lange und 2 km breite Gerstenberg oder Gerstenbusch, gegen Röhrsdorf der Fuchsberg.

Hainsbach, Stadt - Landkreis Schluckenau, Sudetenland
Hainsbach, Stadt – Landkreis Schluckenau, Sudetenland

Das Flurbild des Ortes zeigt ein unregelmäßiges Viereck als Kreuzungspunkt mehrere Straßen. Die alte Staatsstraße verbindet Prag mit Dresden, außerdem durchziehen mehrere Bezirksstraßen den Ort. Der von Röhrsdorf kommende wasserreiche Bach „Hainspach“ genannt, der auch Abflüsse der Teiche aufnimmt, durchfließt den Ort in Südliche Richtung in seiner ganzen Länge von 3 km. In der bergigen Umgebung erhebt sich gegen Schönau der Wacheberg, von dem man eine herrliche Umschau genießt. Die meisten Berge der Umgebung sind Granit- und Basalterhebungen. Hainspach wurde als deutsches Waldhufendorf im 12. Jahrhundert gegründet. In der ursprünglichen Schreibweise Haynsbach bedeutet Hayn nicht nur Wald, sondern hat die Bedeutung HAG = eingehegter Ort. Trotz der heutigen Schreibweise „-pach“ stammt der Ortsname von dem Bäche, der an der Landesgrenze zwischen Sohland/Spree in Sachsen und Röhrsdorf entspringt. In der ältesten Meißener Bistummatrikel von 1346 wird Hainspach als zum Dekanat Bautzen gehörig aufgeführt, politisch als Lehen der Herrschaft Tollenstein unter der Familie Berka von Dubá. Ab 1565 gehörte es als selbständiger Besitzung der Familie Schleinitz, ab 1635 der Familie von Mannsfeld, nach dem Dreißigjährigen Kriege den Grafen Slawata (seit 1666), die den herrlichen 10 Hektar umfassenden Schloßteich anlegten und 1693 die heutige Dekanalskirche zu Simon und Juda erbauten und eine Schloßkaplanei errichteten. Im Jahre 1572 wurde das Erbgericht errichtet, das spätere Obergericht, in dessen Keller verschiedene Anzeichen an die ehemaligen Gefägnisse erinnert.

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1680 begann der allgemeine Bauernaufstand in der Rumburg und Hainspacher Herrschaft. Die Nixdorfer und Zeidler Bauern rotteten sich sich unter Hans Engelmann und dem Krumben Rösler zusammen. Über Vorschlag Max Fischers wurde ein Stange geholt, in welcher Georg Schösser aus Groß-Schönau ein Kreuz schnitzte und dieses wurde von dem wegen seiner Stärke bekannten Melchior Frenzel aus Nixdorf in der Erde befestigt. Jeder Bauer mußte zur Stange mit dem Kreuz treten und folgenden Eid leisten:

Ich schwöre meinen Eid, Gott und diese Stange, dass ich bei der Gemeinde und ganz Land, tot oder lebendig will aufstehen, es kommt gut oder böse.

Am 5. April 1680 zogen 1500 Bauern nach Hainspach und wollten das Schloß stürmen, was jedoch mißlang.

Hainsbach, Schloss, Stadt – Landkreis Schluckenau, Sudetengau

Am 7. April 1680 erschien ein kaiserliches Dekret, welches beruhigend wirkte, nur in Nixdorf nicht. Darauf kamen zwei Kompanien Militär und die Rädelsführer wurden gefangen. Am 2. Mai 1680 wurden alle Bauern im Hofe des Schlosses in Hainspach eingesperrt. Engelmann und Rösler wurden zum Tode verurteilt. Engelmann wurde geviertelt und Rösler gehenkt. Daraufhin baten die Bauern um Gnade, welche ihnen gewährt wurde. Als Sühne wurde der Schloßteich, 10 ha groß, in Fronarbeit angelegt.

Oberhalb des Haupteingangs der Kirche findet sich noch heute das Wappen der Herrschaft. Unter dem Altgrafenwalde Salm-Reifferscheidt wurde zwischen 1737 und 1739 das heutige Schloss erneuert. Die herrliche Lindenalle, die früher bis zu der 1726 erbauten Kapelle in Wölmsdorf führte und zuletzt nur noch in Hainspach vorhanden war, dürfte zur gleichen Zeit angelegt worden sein.

Hainsbach, Stadt – Landkreis Schluckenau, Sudetengau

1750 erfolgte durch Grundabgabe und Parzellierung die Gründung von Ludwigsdörfel. Beim Bau der Eisenbahn 1884 nach Rumburg blieb Hainspach ziemlich abseits liegen und erhielt nur den Bahnhof Hainspach, der in der Gemeinde Groß-Schönau liegt. Der Anschluss nach Sebnitz wurde 1906 fertiggestellt. 1887 erhielt Hainspach elektrisches Licht. Das Bezirksgericht wurde 1896, die Volks- und Bürgerschule 1908 erbaut. Während des Ersten Weltkriegs wurde die Straße nach Sohland/Spree in Sachsen angelegt, an der auf sächsischer Seite auch eine kleine Zollwache errichtet wurde, und eine öffentliche „Kraftverkehrslinie“ von Bautzen bis Bad Schandau hergestellt.

1740 fand die letzte Hinrichtung in Hainspach statt. 1756 war Hainspach zum Marktflecken erhoben worden.

Hainsbach, Stadt – Landkreis Schluckenau, Sudetengau

Es gab fortan einen Stadtrichter und einen Dorfrichter und die Verwaltung beider Ortsteile war bis 1850 getrennt. Am 2. Januar 1850 wurde Hainspach dem politischen Bezirk Schluckenau zugeteilt und der am 1. Juli 1850 errichteten Bezirkshauptmannschaft unterstellt. Jedoch verblieb es als getrenntes Bezirksgericht bestehen für die Orte Hainspach, Groß-Schönau, Zeidler (bis 1938), Nixdorf, Wölmsdorf, Ober– und Niedereinsiedel, Lobendau, Neudörfel, Hilgersdorf und Röhrsdorf. So gewann Hainspach neben Schluckenau im Bezirk eine zentrale Bedeutung. Die zuletzt der Familie Thun-Salm gehörende Herrschaft Hainspach wurde 1919 nach Einverleibung in den Neugegründeten tschechoslowakischen Staat enteignet und vom staatlichen Bodenamt für einen lächerlichen geringen Preis dem Prager Rechtsanwalt Dr. Josef Ruzitschka (Ruzicka) zugeteilt, ein Teil allerdings an einzelne langjährige Pächter verkauft. Folgende Ämter hatten ihren Sitz in Hainspach: Bezirksgericht (später Amtsgericht), Steueramt, Grundbuchamt, Bürgermeisteramt, Post- und Telegrafenamt, Finanzwache, Gefällskontrollamt, Notariat, Gendamerieposten, Forst- und Dömanenverwaltung, Dekanalamt und kirchliches Vikariat für den ganzen Bezirk, Volks- und Bürgerschule, Fortbildungsschule sowie Töchterpensionat und Haushaltsschule.

Hainspach hatte ebenfalls eine gut entwickelte und aufblühende Industrie: Eine weit bekannte Salm`sche Brauerei – Hainspacher Bierbrauerei, gegründet 1566 als ehemals gräfliche Brauerei, eine Buch- und Steindruckerei Hermann Liebsch, zwei Likörfabriken – Lutzer Fruchtsaft- und Essigfabriken, eine Aluminiumfolien- Walzwerk Gebr. Hille mit 150 Beschäftigten), eine Steinnuß- und Büffelhornknopffabrik Joh. Hille & Sohn, eine Knopffabrik Stifel-Riedel, sieben Fabriken künstliche Blumen und Blätter – Blätterfabrik Maaz, drei Bandwarenfabriken, eine Metallwarenfabrik, eine Pappen – und Kartonagenerzeugung Rudolf Liebsch, eine Drahtstiftfabrik, zwei Granit- und Syenitsteinbrüche. Auch das Handwerk war mannigfaltig vertreten, mit der Schmiede Fam.Hampel, Bäckerei Rudolf Hetzer, Fleischerei Schlenkrich, Gärtnerei Kiebsch und 13 Gastwirtschaften u.a. „Zur alten Post„, Gastwirtschaft Rudolf Hetzer, Hotel „Lindenhof“, Gasthof Obergericht, Gasthof „Zum schwarzen Walfisch“, Gasthaus „Zur Börse“, Gasthof „Annaberg“, Michels Grenzbaude sorgten für Geselligkeit.

Es gab noch folgende Mühlen: Steinmühle /Niederdorf, die Pappenmühle, Ziegelmühle Brtze & Söhne, Laube-Mühle.

Das Vereinsleben im Ort war vielseitig, der Deutscher Männergesangsverein, Chr. Deutsche Turnverein, Waldtheater Wolfsborn-Teiche und Freiwillige Feuerwehr. In den Sommer war das Volksbad Hainspach gut besucht.

Die alte, seit 1792 urkundlich belegte Schule wurde 1873 durch einen Neubau ersetzt, der 1879 erweitert wurde. Anfangs zweitklassig, ab 1870 dreiklassige, 1881 vierklassig und 1893 fünfklassig. 1893 wurde die Schule nach Geschlechtern getrennt und je eine Bürgerschule mit dreiklassiger Volksschule eingerichtet. 1899 wurde ein gemeinsames großes und repräsentatives Schulhaus vollendet.

Hainspach – Glockenweihe, Politischer Bezirk Schluckenau 21.05.1922

Hainspach hatte zusammen mit Röhrsdorf eine Pfarrei, die schon seit 1364 bestand und 1926 zur Dechantei erhoben wurde. Die Hainspacher Kirche zu den Aposteln Simon und Judas Thaddäus ist 1691 erbaut worden. Die Glockenweihe fand am 21. Mai 1922 statt. Das Kloster hatte auch ein Kindergarten.

Das Kriegerdenkmal von Hainspach befindet sich an der Dekanalkirche.

Obwohl Hainspach nur Marktflecken war, führte es doch seit seiner Erhebung 1750 ein Wappen: Im roten Schild auf beraten Grund das Bildnis der Gerechtigkeit, eine weiß gekleidete Jungfrau mit goldenen Gürtel, verbundenen Augen, in der rechten Hand ein blankes Schwert, in der linken die goldene Waage haltend (offensichtlich die selbst gewählte Darstellung der Gerichtsstadt). Hainspach hatte 1925 vergeblich die Erhebung zur Stadt beantragt, auch ein späterer Antrag blieb bis 1945 unerfüllt.

1939 – 200jähriges Jubiläum des Hainspacher Schlosses

Das Hainspacher Schloß begeht im Juni sein 200jähriges Bestehen. Duch die Bodenreform kam es nach der Gründung der 1.Tschechoslowakei in tschechische Hände. Der Besitzer sperrte sofort die ausgedehnten Alleen wie auch der Gondel Teich, so das Jahre hindurch der idyllische Besitz für die Öffentlichkeit gesperrt war. Nach der Befreiung übernahm die Gemeinde Hainspach das Gut in eigen Verwaltung. Die Alleen und Wege, der Teich und das Schloß, das jetzt Bewohnt ist, wurden wieder der Allgemeinheit zugänglich gemacht.
Zwischen 1942/43 befand sich im Schloß Hainspach ein Kindererholungsheim der Mannesmann-Röhrenwerke.

In Hainspach gab es bis 1945 438 Häuser mit etwa 3000 Einwohnern.

1945 – Mai, Kriegsende

Die deutschen Truppen benutzen zur Verteidigung auch zeitweilig die alten Befestigungen der Zeit vor 1938, zogen sich aber bald nach Hainspach zurück, wo der Ortsgruppenleiter der NSDAP die Evakuierung des Ortes befohlen hatte. Aber Bürgermeister Josef Kindermann widersetzte sich dem. Zur Verteidigung von Hainspach war auch eine Einheit des Volkssturms von Bautzen eingesetzt, deren Anführer Oberstleutnant Hopke den Befehl herausgab, dass jeder, der seinen Platz verlässt, sofort erschossen wird. (hier fielen im Kampf, Kinder, Volkssturm Männer und 12 polnische Soldaten) Am 8. Mai setzte sich in Hainspach dann der Stab der zweiten polnischen Armee fest, während die Truppe weiter vorrückte.

Die Brauerei und die Lagerkeller wurden nach dem Zerfall der Gebäude abgerissen.

Heute

Lipová (früherer Name Hanšpach, deutsch Hainspach) ist eine Gemeinde mit 626 Einwohnern (1. Januar 2013) im Norden der Tschechischen Republik direkt an der Grenze zu Deutschland, genauer gesagt Sachsen. Sie liegt in 366 m ü. M. im Schluckenauer Zipfel westlich der Stadt Šluknov (deutsch Schluckenau).

1994

Das Schloß soll an die Familie Ružíčka zurückgegeben werden. Diese bewohnte das Schloß einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch wenn das baufällige Schloßgebäude wieder einen Eigentümer bekommt, ist es fraglich, ob es ihm gelingen wird, den weiteren Verfall dieses historischen Objektes aufzuhalten. Die Restaurierungskosten würden sich nämlich auf einige 10 Millionen Kronen belaufen.

2018

Der „alte Kirchsteig“ von Wehrsdorf/Sachsen nach Hainspach. Erst durch die Gegenreformation in Böhmen, dem Religionsedikt des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen, Ferdinand II im Jahre 1624, endete diese Verbindung. Zum 28.Oktober wird dieser Weg wieder erlebbar sein.

2019

An der Dekanalkirche befindet sich auch ein Gedenkstein mit einer Tafel und folgender Inschrift: Zum Gedenken an die Opfer des 2.Weltkrieges von 1939 bis 1945 und der Nachkriegszeit.

Niederlandhefte -Schriftenreihe des Bundes der Niederländer“ Wilhelm Pfeifer S.45/47 – HEFT 9 – 1977
Geschichte des Niederlandes“ Karl Richter 1960
Heimatkunde des politischen Bezirkes Rumburg“ Anton Hockauf 1885
Die deutschen Heimatführer“ Band 17/18 Sudetenland – Druck 1939

Unser Niederland“, Mai 1973, S. 51 – Abbildung und Beschreibung des Wappens von Erhard Marschner

  Historische Bilder Hainspach

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