Geschichte
Stadtbereich
Die Stadt Bensen setzte sich ausfolgenden Stadt- bzw. Ortsteilen zusammen: Innenstadt: Am linken Polzenufer jenseits der Bahnlinie die Neustadt, im Volksmund „Froschdörfel“. Die letzten Häuser an der Straße nach Hermersdorf hießen nach dem ersten Hausbesitzer „Veitsdörfel“. Anschließend an die Neustadt in Richtung Franzenthal seit Errichtung der Mauttauschen Spinnerei (Sturmfabrik) der Ortsteil „Friedrichsthal“, und nach 1920 entlang der Leipaer Straße in Richtung Hahnbusch die Wohnsiedlung „Am Algersdorfer Weg“. Am rechten Polzendorf flussaufwärts der Ortsteil Neuland, der erst in den 20er Jahren eingemeindet wurde. An der Straße nach Habendorf der Ortsteil Reifen. Polzen abwärts rechtsseitig gegen Höflitz die „Eleonorenhöhe“ mit der 1863 gegründeten Münzberg’schen Spinnerei, benannt nach der zweiten Frau des Fabrikanten. Ab 1925/26 entstanden rechtsseitig der Straße nach Tetschen auf den sog. Bürgerfeldern eine Wohnsiedlung, im Volksmund unberechtigt „Neuserbien“ genannt und der Einschicht Antelberg
Mundartliche Aussprachen der Ortsnamen: „Banze“ (Bensen), „Elend“ (Neuland.
Gesamtausmaß der Stadtgemeinde: 532 ha, einschließlich Reifen und Neuland.
Stadtgeschichte
Stadtgemeinde Bensen
Im 11. und 12. Jahrhundert entstanden an der alten Wegverbindung von der Burg Tetschen über Bensen und Kamnitz in die Lausitz einige Wegwarten. Bensen kann als eine der ersten dieser Wegsicherungen angesehen werden. Der im Oberen Schloss erhaltene Rest eines alten Sicherungsturmes dürfte aus dieser Zeit stammen. Im Schutz der Wegeburg war sicher auch eine kleine Ansiedlung entstanden. Um 1256 oder auch etwas früher wurde an dieser Stelle die Stadt Bensen nach deutschem Recht eingerichtet. Die Initiative dazu dürfte wahrscheinlich von Bensch von Wartenberg (gest.1306), dem Sohn des Tetschner Burggrafen Markward II. (1249 bis 1262), oder von einem der beiden Stammväter des Geschlechtes der Michelsberger ausgegangen sein, die ebenfalls den Namen Benesch trugen. Es ist nicht ausgeschlossen, das Bensen von einem der Genannten den Namen hat. Paudler, Neder und Jarschel lehnten diese Annahme allerdings ab, ohne jedoch eine plausible Erklärung vorlegen zu können.
In der ältesten, auf die Burg Scharfenstein bezughabenden Urkunde von 1283 heißt es: „castrum Scharfenstein et civitas“, d.h. Burg Scharfenstein und Stadt. Offenbar war es selbstverständlich, das damit Bensen gemeint war, so dass die ausdrückliche Nennung des Stadtnamens unterbleiben konnte. Die erste tatsächliche Nennung erfolgte in der Papstzehentregister von 1352 bis 1405, in denen es „Benessau“ und „Benessow“ heißt. In den etwa gleichzeitig ebenfalls lateinisch abgefassten Libri confirmationum wurde 1365 „Bensa“,1392 „Benessow“ und 1422 „in Beneschaw (Theutonicale)“, d.h. „das deutsche Bensen“ geschrieben.
In dem rein deutsch geführten ältesten Stadtbuch der Nachbarstadt Böhmisch-Kamnitz ist die Stadt 1381 bis 1490 mehrfach als „Bensow oder Bensaw“ erwähnt (gesprochen wohl „Bensau“), 1391 und 1488 „Benssa“ bzw. „Bensza“, 1449 „Bense“ und 1478 „Benszen“ (ältester Nachweise der Aussprache „Bensen“). In Görlitzer Urkunden von 1423 und 1435 steht „Bensow“. Alle diese Schreibungen weisen eindeutig darauf hin, dass es sich von Anfang an um eine deutsche Stadt handelt und machen deutlich, wie der deutsche Ortsnamen sich entwickelte. In tschechischen Urkunden des 16. und 17. Jahrhunderts war die ältere Schreibung „Benessow“ gebräuchlich.
Im 16. Jahrhundert taucht neben der späteren endgültigen Schreibung „Bensen“ auch die Form „Banzen“ und ähnlich auf, nämlich erstmals 1576 im Wasserzeichen des in der Ossendorf‘schen Papiermühle in Bensen erzeugten Papiers. Im Urbar von 1607 ist die Schreibweise „Banßen“. Wahrscheinlich war dies eine aus der ortsüblichen Mundart entstandene Nebenform des Ortsnamens, wie die Verwendung in mehreren Werken vom 17. bis Anfang des 19. Jahrhunderts zeigt (z.B. Müller’schen und Josefinische Landkarte, Schaller und Sommer). In der Mundart ist Bensen bis ins 20. Jahrhundert immer als „Banze“ bezeichnet worden (scherzhaft: „Banz bei Bensen“).
Im 11. und 12. Jahrhundert gehörte das Gebiet des späteren Bensen zur landesherrlichen Gaugrafschaft Tetschen. Bald nach der Gründung der Stadt Bensen kam das Gebiet 1283 unter König Wenzel II. als Allodialbesitz in die Hände des von den Markwartingern abstammenden Geschlechtes der Michelsberger unter der Bezeichnung „Herrschaft Scharfenstein“, benannt nach der etwa 1220 bis 1230 erbauten Burg im Polzental. In den Jahren 1405 bis 1408 ging die „ältere“ Herrschaft Scharfenstein samt Bensen an die Berka von Daube und 1426 an die Tetschner Wartenberger über. Die im gleichen Jahr von den Hussiten (Taboriten) verwüstete Stadt half Johann von Wartenberg wiederaufzubauen. Nach der Zerstörung der Burg Scharfenstein im Jahre 1445 wurde der herrschaftliche Verwaltungssitz nach Bensen verlegt. Das Jahr 1511 brachte den Besitzübergang an Nikolaus Trczka von Lipa und das Jahr 1515 an die sächsische Familie von Salhausen.
Bei der Salhausen‘schen Güterteilung von 1562 kam es auch zur Teilung der Stadt Bensen in zwei nahezu gleiche Hälften, die auch unter mehreren Besitznachfolgern durch fast drei Jahrhunderte bestehen blieb. Der eine Teil gehörte zum Güterkomplex, der später als Herrschaft Binsdorf bezeichnet wurde und seit 1634 der Familie Aldringen bzw. später Clary-Aldringen gehörte, innerhalb dieser aber von 1653 bis 1709 in sich drei- bzw. viergeteilt war (Rosendorf, Binsdorf, Hohenleipa und Reifen). Die andere Hälfte der Stadt war Bestandteil der Herrschaft Bensen, die seit 1631 im Eigentum der Familie Thun-Hohenstein stand. Erst 1850 bei Einführung der staatlichen Bezirkseinteilung wurde die Stadt Bensen verwaltungsmäßig wieder ein Ganzes.
Die älteste Information über die Bensner Geschichte gibt das Stadtprivileg von 1392 (inhaltlich teilweise überliefert durch Hinweise in späteren Urkunden), demzufolge die Stadt einen Stadtzoll einhob, die Halsgerichtsbarkeit hatte, das Braurecht besaß und aus 65 bis 70 Häusern verteilt auf 5 Gassen bestand. Da die Bürger fast ausschließlich Gewerbe betrieben und nur drei Bauern zur Stadt gehörten, waren ihr aus den umliegenden Dörfern Geschoßbauern für Gespanndienste u.ä. zugewiesen. Bensen war damals der Verwaltungsmittelpunkt des 200 qkm umfassenden Gebietes der Herrschaft Scharfenstein.
Im Jahre 1426 wurde die Stadt durch Verrat von den Hussiten (Taboriten) eingenommen und verwüstet. An diese Katastrophe erinnerten die fast drei Jahrhunderte abgehaltenen Pflichtwallfahrten aus 9 Pfarrsprengeln nach Bensen. Der Wiederaufbau muss bald danach erfolgt sein. Gut 50 Jahre später, 1479 bestand bereits die Vereinigung der Bensner Bogenschützen.
Das Jahr 1502 brachte mehrere Neuerungen und bauliche Veränderungen. So kaufte die Bürgschaft vom Grundherren das Recht der Biermeile in 15 Dörfern für 80 Schock jährlichen Zins und vergrößerte die Braupfanne, das Rathaus wurde am oberen Teil des Ringplatzes erbaut, das ursprünglich zwischen der Kirche und dem Oberen Schlösse befindliche Vorwerk (Meierhof) war wenig vorher hinaus an die Habendorfer Straße verlagert worden. (Hinsichtlich der Größe des Meierhofes siehe Dominikalkataster 1756).
Einen sichtlichen Aufschwung nahm Bensen seit der Übernahme der Herrschaft Scharfenstein durch die Familie Salhausen im Jahre 1515, die eine rege Bautätigkeit entfaltete und Bensen zu ihrer Residenz ausbaute (siehe Verwaltung). Schon 1515 entstand in der damals wachsenden Vorstadt am Polzenfluß eine Brettsäge, die fast 400 Jahre existierte. Etwa zur gleichen Zeit begann der Ausbau des späteren Neuland (damals Elend). 1530 wurde die Badestube eingerichtet. Die Handwerker organisierten sich 1519 zur Zeche der Schneider, welcher 1547 die Töpfer und 1570 die Schlosser, Schmiede und Wagner folgten. 1562 wurde bei der Güterteilung als zweiter Meierhof der von Reifen gegründet und 1569 eröffnete die Papiermühle den Betrieb. In der Zeit von 1564 bis 1579 schrieb der Pastor Schlegel seine bis ins 13.Jahrhundert zurückreichende Chronik. Eine Dämpfung der Entwicklung ergab sich aus der mehrfachen Güter- und damit auch Stadtteilung Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts. Starke Schäden entstanden während des Dreißigjährigen Krieges, besonders 1630 ,1640 und noch drei Jahre danach wurden von insgesamt 139 Häusern 14 als wüst bezeichnet.
Als älteste Bensner Familienamen sind überliefert (Erstnennung:): 1389 Gans, 1391 Molner, 1394 Peuker, 1397 (aus der Libri erectionum) Becherer, Freyse, Frobin, Hasemaus, Neumann, Schafrath, Trewschil (=Tröschel) und Wank, ferner (als Schöppen) Fleischer, Höslener, Kaule, Kazel, Korzener, Propper, Pomser, Prescher, Richter, Rosele, Schmied sowie (als Bürgermeister) Bank, 1423 Drosel, 1426 (Ratsherren) Lange, Lühne, Messner, Reifner, Richter und Weiprich, 1438 Pflugknecht (und vielleicht auch Fuhrknecht), 1483 Fischer und Tietze. Von Anfang des 16. Jahrhunderts: Limpach, Lorenz und Ritschel. Weiters: Fleck 1509, Weigel 1512, Tute 1513, Weiß 1515, Beierlein, Rätze und Fröhlich 1519, Kannebwrger und Käkyrs 1526, Riemer 1529, Fiebiger 1530, Zoll 1535, Schlegel 1536, Steuderer 1537, Werner 1538, Pause 1544, Töpper 1547, Juhre oder Juckert 1548, Besdebin, Hermersdorf, Löblich, Meißner, Puschgier, Rochlitz und Weipricht 1554, Triller 1555, Ring 1557, Hederich 1560, Lurke 1569, Horn 1571, Hünich, Krompholz, Oswald und Preiß 1580.
Den ältesten Gesamtüberblick über den Umfang der Stadt Bensen vermittelt die Steuerrolle (StR) von 1654. Die damals vier Herrschaften Untertanen Stadt setzte sich wie folgt zusammen:
Bensen I (Paul Aldringen); Binsdorf (Bensen II – Anna Clary geb. Aldringen); Rosendorf (Bensen III – Katharina Attems geb. Aldringen) und Bensen (Fam. Thun).
Demnach wohnten in der Stadt 65 Bürgerfamilien und in der Vorstadt 15 Gärtner- und 55 Häuslerfamilien, so daß sich die Zahl der Häuser außer den herrschaftlichen Gebäuden auf 139 beziffern lässt. Die Zahlen in Klammern geben an, wie viele Häuser als Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges 1651 noch wüst lagen. Noch während des Krieges war 1646 das Thun‘sche Spital eingerichtet worden, dem 1715 das Clary‘sche Spital folgte.
Zur Zeit der Erstellung des TK von 1713 war die Zersplitterung des Binsdorfer Herrschaftskomplexes schon beseitigt, so das die Stadt folgendermaßen erfasst wurde: Stadt Bensen (Johann Josef Thun) 71 Häuser; Stadt Bensen (Binsdorf- Franz Wenzel, Clary-Aldringen) 72 Häuser
Die Zahl der Häuser war somit in den vorangegangenen 60 Jahren um 4 gestiegen. Im Thun‘schen Teile wurden rund 50 Gewerbetreibende gezählt sowie die Papiermühle mit 38 Stampfen. Im Clary‘schen Teile wohnten rund 80 Gewerbetreibende; hier befand sich auch eine Graupenstampfe und eine Mühle. Unter den Handwerkern der gesamten Stadt waren die 13 Strumpfstricker und 5 Strumpfwirker sowie die je 11 Fleischer und Schuster, 10 Bäcker und 9 Maurer am stärksten vertreten. In jedem der beiden Herrschaftsteile befand sich ein Brauhaus mit 233 ½ Fass Bierausstoß im Jahr, zusammen somit 467 Fass (= 1140 hl). Bis 1875 hatte sich der Jahresausstoß auf 9700 hl erhöht. Die im Jahre 1713 mit Hopfen bebaute Fläche betrug 0,1 Strich. Die Zahl der von den 13 Geschoßbauern der Stadt zu leistenden Gespann-Robot (Arbeit) betrug insgesamt 78 Tage im Jahr.
In der Müller‘schen Landkarte von 1720 ist die Stadt als „Pantzen“ verzeichnet und außerdem ist die Papiermühle eingetragen. In den folgenden Jahrzehnten schrieb der Bensner Bürger Johann Anton Strich (1696 – 1758) die Schlegel`sche Chronik ab und ergänzte sie.
Im Jahre 1725 trugen die Hausbesitzer in Bensen folgende Familiennamen: In der Stadt: Lühne, Reifner und Ritschel, Nitsche und Sierich, Hegenbarth, Kambrich, Loch, Schlegel, Schied, Schür, Ahne, Clement, Castor, Färber, Großer, Hache, Jäger, Jahnel, Kanneberg, Lange, Lindner, Lorenz, Lößel, Matzke, Mohr, Parsche, Preis, Roedl, Rotsch, Schrimpfe, Schüllhabel, Schwarzer, Störch, Sturm, Träger, Warzke, Weber, Wenzel, Windrichtung und Zumpe. In der Vorstadt: Matzke, Richter, Fieber, Füber, Hegenbarth, Klügel, Böhm, Dörfel, Hache, Limpach, Lorenz, Prosche, Sabitzer, Schmied, Schwarzer, Watzke, Wenzel, Werner, Weypricht, Zumpe, Bendel, Buchhoß, Czirnstein, Freyer, Friedrich, Hanke, Heger, Kambrich, Kleinpeter, Knechtel, Krolop, Krombholz, Matzke, Nitsche, Ossendorf, Pandler, Philipp, Pohl, Ritschl, Rotsch, Schimpke, Seemann und Zöhner.
Der Meierhof an der Habendorfer Straße in Bensen, der zur Herrschaft Thun gehörte, umfasste gemäß dem Dominikalkataster 1756 eine Gesamtfläche von 173 Strich, wovon auf Äcker 121, auf Triesch 25 und auf Weideland 27 Strich entfielen. Die Herrschaft Binsdorf (Clary) besaß zu jener Zeit in Bensen eine Mühle mit 6 Rädern und 1 Walke sowie 1 Bräuhaus auf 354 ⅔ Fass, was 865 hl entspricht.
Nach Angaben von Schaller (1787) hatte das „offene Städtchen“ Bensen bereits 187 Häuser, von denen 97 zur Herrschaft Binsdorf (Clary-Aldringen), 82 zur Herrschaft Bensen (Thun) und 4 der Stadt selbst gehörten. Interessant ist, das die Josefinischen Landkarte von 1781/82 etwa auf halbem Wege zwischen Bensen und Höflitz einen „Stadtbauern“ eigens verzeichnet.
Zurzeit von Sommer (1833) war die Stadt Bensen auf 224 Häuser mit 1066 Einwohnern gewachsen, die sich auf die beiden Grundherrschaften wie folgt verteilt: Bensen (Thun-Hohenstein) 108 Häuser/ 513 Einwohner; Binsdorf (Clary-Aldringen) 116 Häuser/ 553 Einwohner.
Damals war die „Municipalstadt“ Bensen teilweise noch mit Mauern und Gräben umgeben. Die drei Stadttore – Tetschner, Kamnitzer und Prager Tor (Leipaer Tor) – wurden 1839 beseitigt. Über die „Pulsnitz (Polzen)“ führte eine 30 m lange Brücke. Der von Sommer und in der Franziszeichen Landkarte von 1848 genannte Ortsteilname „Vorstadt Bolza“ ist sonst nirgendwo belegt und dürfte lediglich die Bezeichnung für die am Polzenfluß gelegenen Häuser gewesen sein.
In der Stadt selbst befanden sich ein Malzhaus und ein Bräuhaus (auf 20 Fass), beide städtisch, etwas außerhalb lagen 2 Mahlmühlen, davon eine mit Brettmühle, 1 Walkmühle der Strumpfwirker, 1 Papiermühle und 1 Baumwollspinnerei mit 20 Beschäftigten. In Gewerbe und Handel waren insgesamt 132 Personen tätig, davon ein Teil in den vorgenannten Betrieben, die übrigen in etwa 65 Handwerks- und Handelsgewerben. Die herrschaftliche Brauerei bestand damals nicht mehr. Auf den drei Jahrmärkten (jeweils Montag nach Palmsonntag, vor Christi Himmelfahrt und nach Maria Geburt) wurden regelmäßig 270 Buden und Stände aufgebaut. Wenige Jahre später kam ein vierter Jahrmarkt am Montag vor Martini dazu. In Bensen waren 1833 zwei Wundärzte ansässig. Von den beiden Herrschaften Clary und Thun wurden zwei Spitäler unterhalten, in denen 12 Arme untergebracht werden konnten.
Im Jahre 1817 erwarb die Stadt Bensen von der Herrschaft Thun-Hohenstein das Gut Scharfenstein in seiner damaligen Ausdehnung d.h. mit 359 ha, den dazugehörigen 8 Dörfern Voitsdorf, Groß-Wöhlen, Klein-Wöhlen, Höflitz, Zautig, Neuland, Franzenthal mit Meierhof und Josepfswille sowie den 2 Teildörfern Nieder-Ebersdorf und Freudenberg mit dem Meierhof Freudenhöfel. Nach der Auflösung der Grundherrschaft im Jahre 1850 verblieb der Stadt davon ein Eigenbesitz von etwa 250 ha, vorwiegend Waldungen, die bis 1945 in eigener Regie bewirtschaftet wurde.
Während des 19.Jahrhunderts vergrößerte sich die Stadt Bensen durch mehrere Industrieansiedlungen beträchtlich. So hatte sie 1869 schon 304 Häuser mit 1952 Einwohnern, 1890 341 Häuser mit 3080 Einwohnern, die durchwegs Deutsche waren. Der höchste Bevölkerungsstand wurde 1930 mit 4150 Personen erreicht (sämtliche Zahlen einschließlich der 1850 bzw. Nach 1920 eingemeindeten Ortschaften Reifen und Neuland).
Industrieentwicklung: Die 1569 von Heinrich Linke gegründete, 1621 von Georg Kramer vergrößerte Papiermühle bestand bis 1874. Besitzer waren von 1638 bis 1812 die Familie Ossendorf, dann Franz Ritschel, ab 1849 Eduard Bertelsmann und ab 1855 Kopetzky, Tietze und Jünger. Als die Fabrik liquidiert worden war, wurde kurz danach 1877 an ihrer Stelle eine Weberei der Firma Mattausch errichtet.
Die erste industrielle Neugründung in Bensen war 1825 die Baumwollspinnerei Diedrich Mattausch (später „… und Sohn“). Friedrich Mattausch war am 14. September 1800 in Wernstadt geboren als Sohn von Karl Mattausch (letzterer geb. daselbst 1771), der zuerst in der Kattundruckerei Johann Josef Leitenberger tätig war und 1802 bis 1824 zusammen mit Josef Richter eine Baumwollspinnerei in Tetschen betrieben hatte (später Firma Bachheibel). Die Firma Mattausch wurde in den folgenden Jahrzehnten durch Angliederung einer Weberei und durch Spinnereien in Franzthal, Friedrichsthal und Scharfenstein zu einem großen Unternehmen erweitert, das 1906 Rund 54000 Spinn- und Zwirnspindeln sowie 861 Webstühle aufwies. Der Inhaber, Franz Mattausch, kaufte 1874 das bei Saaz gelegene Gut Horatitz mit 746 ha. Im Jahre 1901 erfolgte die Umwandlung in eine Familien-AG und 1917 der Verkauf der Aktien an die österreichischen Textilwerke, Mautner AG. Nach 1938 übernahm die Firma Rudolf Webers Erben, Schluckenau, die Mattauschbetriebe, wobei jedoch der alte Firmenname erhalten blieb. Im Jahr 1943 wurden in einem Teil der Fabrikgebäude kriegsbedingt verlagerte Betriebe der AEG untergebracht.
In den Jahren 1858 bzw. 1864 waren die Wirkwarenfabriken Florian L. Schröter und Florian Wurm gegründet worden, die bis nach 1930 bestanden. 1864 errichtete die Tetschner Firma Johann Münzberg die Spinnerei Eleonorenhöhe. 1865 wurde das Bräuhaus der Bräukommune neu gebaut. Der Jahresausstoß betrug im Jahre 1875 9700 hl Bier. Im Jahre 1886 war Josef Groh Pächter des Bräuhauses. Die 130 Anteile der Biereigner je 500 österr. Kronen waren auf 70 Besitzer verteilt(1910).
1880 kam es zur Gründung der Spinnerei und Rotgarnfärberei der Gebrüder Grohmann, die 1883 einen großen Neubau errichteten und nach 1908 bei einem Beschäftigungsstand von 700 Arbeitern über 78.000 Spindeln verfügte. 1940 kam es zur Vereinigung mit den Mattauschbetrieben.
Im Jahre 1884 übernahm Josef Pietschmann auf Höflitz die Grohmann`schen Rotgarnfärberei und eröffnete dazu eine Spinnerei. Später wurde daraus ein Betrieb der Firma „Optimit“. 1885 entstand die Dampfbrettsäge Josef Knothe. 1886 wird von einer Schafwollspinnerei Ignaz Ritschel berichtet. 1907 wurde das städtische Elektrizitätswerk erbaut. Noch vor dem Ersten Weltkrieg kamen Stanz- und Emaillierwerke dazu.
Bald nach dem Krieg entstanden: 1921 die Erste Schleifmittelfabrik der ČSR, Bendel & Brosche (1930 nach Reichstadt verlegt) sowie 1922 das Koriacwerk, Teer- und Bitumenprodukte, Franz Tschakert. In den 20er Jahren wurden die Illawerke, Suppenwürzfabrik H. Koldt, die Conserwa, Fischkonservenherstellung, die Kleintransformatorenfabrik Fritz Hegenbarth und andere gewerbliche Betriebe gegründet. Die Wirtschaftskrise um 1930 brachte die Münzbergschen und die Grohmannschen Textilbetriebe zum Erliegen.
Die häufigsten Familiennamen in Bensen waren 1934: Hegenbarth, Böhm, Richter, Weber, Hofmann, Hoffmann, Wagner, Müller, Weigel, Wenzel, Schröter, Riedel, Werner, Fürtig, Lühne, Möser, Ritschel, Bendel, Schellmann, Schiefner, Schiffner, Schmied, Schmidt, Tietze, Fiedler, Kanneberger, Krompholz, Neumann, Hackel, Lorenz, Preiß, Bittner, Dampe, Tampe, Exel, Freyer, Heller, Parsch, Parsche, Rösler, Storch, Dörre, Günther, Hanke, Jahnel, Knothe, Michel, Augst, Aust, Fieber, Franz, Franze, Gautsch, Hauptmann, Hocke, Hübel, Knechtel, Kunert, Palm, Palme, Patzner, Püsche, Störch, Wiesner, Zaschke, Dörfel, Glanz, Horn, Klein, Knechtel, Krebs, Löbel, Pilz, Rehnelt’s, Renelt, Rönelt, Schimmel, Schneider,, Scholz, Scholze, Sommer, Tröschel und Wurm.
Stadtteil Neuland
Die südwestlich von Bensen am rechten Polzenufer am Fuße des steilen Neulander Berges (Anewand) gelegene Ansiedlung Neuland entstand bald nach 1515 als Fortsetzung der zum damaligen Stadtgebiet gehörigen, schon einige Jahrzehnte älteren Uferbebauung. Da das neue Gelände von der Herrschaft gestellt wurde, die Ansiedler aber aus Bensner Bürgerfamilien kamen, ergab sich eine Zwitterstellung, die sich darin äußerte, das die neuen Bewohner teils der Herrschaft und teils der Stadt Zinsen. Die Familiennamen von 1558 lassen die Herkunft der neuen Bewohner aus Bensen erkennen: Dünnbier, Jäger, Kleinpeter, Pehe, Preiß, Reifner, Ulrich, Weber, Weigel, Werner usw.
Der Ortsname „Neuland“ bzw. mundartlich „Elend“ stammt aller Wahrscheinlichkeit nach vom mittelhochdeutschen Wort „elende“, das soviel wie Fremder oder abseits gelegener Ort bedeutet. [vergl. Eiland in der Gemeinde Schneeberg] Dem entsprechend die bis ins 18. Jahrhundert üblichen Schreibformen „Eylendt“ (1583), „Elendt“ (1607) und ähnlich.
In der StR von 1654 sind „Im Elend“ 18 Häuser verzeichnet, im TK von 1713 in „Elend“ 18 Wirte mit durchwegs weniger als 1 Strich Ackerfläche. Müller hatte den Ort in der Schreibung „Eyland“ in seine 1720 entstandene Karte aufgenommen, während die Josefinische Karte von 1781/82 bereits die Form „Neuland“ enthält.
Gemäß der Schallerschen Topographie (1787) besaß „Eyland“ oder „Neuland“ 22 Nummern. Sommer (1833) gab für „Neuland“ 22 Häuser mit 123 Einwohnern an. In den folgenden 100 Jahren blieb die Häuserzahl und der Bevölkerungsstand nahezu unverändert (1921: 23 Häuser mit 133 Einwohnern).
Ab 1787 gehörte Neuland zur Katastralgemeinde Nieder-Ebersdorf und wurde 1849 mit den Ortschaften Franzthal, Josefswille, Theresienthal und Ulgersdorf zur Gemeinde Neuland zusammengeschlossen, die 1904 in Gemeinde „Franzenthal-Ulgersdorf“ umbenannt wurde.
Bald nach 1920 erfolgte die Eingemindung des etwa 8 ha großen Ortsgebietes von Neuland in die Stadt Bensen, womit ein langgehegter Wunsch der Einwohner in Erfüllung ging.
Meierhof und Ortschaft Reifen
Der Ortsname erscheint erstmals im Stadtprivileg von 1511. Damals hatten mehrere Wirte in Reifen Geschoßverpflichtungen an die Stadt Bensen. Ihre Name waren Lemmer, Gall und – vielleicht auch – Tilemann, Hampe, Herre und Wenzel.
Der Meierhof Reifen – nordöstlich unweit der Stadt gelegen – wurde 1562 unter Einbeziehung der dortigen Nauerngüter sowie von mindestens zwei bürgerlichen Grundstreifen gegründet, als im Zuge der ersten Salhausen ‘schen Güterteilung der Sohn Johann, welcher das Untere Schloss, die halbe Stadt und die Dörfer Ober-Ebersdorf, Parlosa, Güntersdorf, Alt- und Neu-Ohlischer, Kamnitzleiten, Rosendorf, Hohenleipe, halb Stimmersdorf, halb Herrnskretschen, Hermersdorf und Ulgersdorf erbte, auch ein eigenes Vorwerk bekommen sollte.
In den folgenden 300 Jahren machte der Meierhof und später die Ortschaft Reifen mehrere Besitzerwechsel mit. So die weitere Salhausenteilung, Verkäufe an die Familien Wartenberg und Kinsky sowie die Übereignung an die Familie Clary und die Vererbung an die Familie Clary-Aldringen. Seit 1653 wurde ein Reifener Anteil der Herrschaft Bensen-Binsdorf unterschieden.
Dass der Meierhofs- bzw. Ortsname Reifen mit dem Altbensner Familiennamen Reifen in Zusammenhang steht, ist zwar zu vermuten, lässt sich aber nicht beweisen. Für das Jahr 1570 ist der Wald Rayffen nachgewiesen. 1614 wurde der Meierhof Reifffen geschrieben, in den Rustikalgrundkatastern von 1654 und 1713 ist er nicht erwähnt, weil es sich um dominikalen Besitz handelte. Auch in der Müller’schen Karte von 1720, in der Josefinischen Karte und in der Topographie Schallers von 1787 kommt er nicht vor. Im Dominikalkataster 1756 ist der Meierhof Reifen der Herrschaft Binsdorf (Clary) mit 125 Strich Gesamtfläche (davon Acker 76, Trischfelder 37 und Weide 12 Strich) erwähnt. Aus anderen Quellen ist bekannt, dass der Hof während des 18. Jahrhunderts langzeitig an Bensner Bürger verpachtet war, bis schließlich 1798 ein Großteil der Meierhoffelder an 22 Ansiedler verkauft wurde. Der Topograph Sommer (1833) berichtete, dass das Dorf Raifen 26 Häuser mit 115 Einwohnern umfasste. Von 1787 an gehörte Reifen gut sechs Jahrzehnte zur Katastralgemeinde Nieder-Ebendorf.
Bei der 1849 vorgenommenen Gemeindeeinteilung kam die Ortschaft Reifen mit ihren 12 ha zur Stadt Bensen und wurde als Ortsteil lange Zeit statistisch gesondert ausgewiesen. Bis zum Jahre 1905 hatte sich die Zahl der Häuser auf 30 und die Zahl der Einwohner auf 147 erhöht. Im Jahre 1908 wurde der Ortsteilname Reifen sowie die gesonderte Hausnummerierung aufgelassen.
Lage
Der höchste Punkt der Stadt liegt bei der Pfarrkirche in 225 m Meereshöhe; in der Stadtmitte sind es 215 m.
Die Entfernung zur Kreisstadt Tetschen beträgt 10 km, nach Böhmisch-Leipa 20 km. Mit diesen Städten ist Bensen durch die von 1833 bis 1842 ausgebauten Polzentalstaatsstraße verbunden. Eine Bezirksstraße führt in Richtung Nordosten nach Böhmisch-Kamnitz. Vom Ortsteil Neustadt zweigt gegen Südwesten die Gemeindestraße nach Hermsdorf ab, im Norden im Ortsteil Reifen die Gemeindestraße nach Habendorf.
Bodengestalt
Die Stadt ist in der Nähe der Einmündung des Absbaches in den Polzen an der Südlehne zum Doberberg (244 m) angelegt. Im Südosten bildet der „Ziegenrücken“ (320 m) die Grenze; sein Hang ist der „Gemeindewald“ mit Promenadenwegen bis an den „Siebengraben“. In halber Höhe des Ziegenrückens führt ein Fußweg zur Gloriette „Polzenwarte“ (283 m), erbaut 1906, mit herrlichem Ausblick auf die Stadt. Beliebte Spaziergänge: Von Neuland nach Franzenthal, von Reifen durch den Grohmannschen Wald nach Parlosa, zur Bergwirtschaft auf den Scharfenstein, ferner zur „Doberbergbaude“. Höchsten Punkte des Gemeindegebietes: Ohms- und Mühlberg (440 und 371 m) im Norden und Neuländer Berg (323 m) im Südosten. Die idyllische Lage der Stadt zog bereits um 1900 Sommergäste an.
Die die Stadt umgebenden Gebirgshochflächen setzen sich allmählich fallend zum Polzental ab. Den Tertiärsanden lagern grau bis rötlichbraune sandige Tuffite auf. Die einst emporquellende Lava füllte Vertiefungen aus und häufte sich zu Kuppen. Umgeben sind diese festen Gesteinsmassen von stark verwitterten lockeren Basalttuffen.
Endprodukte der Basaltverwitterung sind Lehm, Letten und kalkhaltiger Löß. Daß es am Neuländer Berg Letten gab, der zur Erzeugung von Tonwaren geeignet ist, beweist die Ansiedlung der Töpfer am dortigen Polzenufer (1547). An acht Stellen wurden Lehmlager zur Ziegelerzeugung ausgebeutet. Am Hang des Doberberges bestand außer einer Ziegelei eine ergiebige Sandgrube. Aus der Sandgrube im Gemeindewald wurde feinkörniger weißer Sand waggonweise verladen.
Geologisch Interessant ist der Kirchhügel mit der Pfarrkirche, der einst einen natürlichen Wallgraben gegen Osten bildete. Dieser Hügel besteht aus drei verschiedenen Flözlagen neben stark verwitterten Basalt, in welchem sich Kristalldrusen des seltenen Phillipsit vorfinden.
Am Bensner Friedhof wurden um 1890 Mammut- und Nashornreste aus der Diluvialzeit ausgegraben, die teils nach Wien, teils ins Bensner Museum kamen. Dort befanden sich auch flache Steinbeile aus der jüngeren Steinzeit.
Das Gemeindegebiet Bensen wird zu 50% landwirtschaftlich und als Garten, und zu 40% als Wald genutzt.
Gewässer und Trinkwasserversorgung
Der Polzenfluß durchfließt Bensen von Südost nach West. Seine Wasserkraft war die Vorraussetzung für die schon frühe Ansiedlung von Industriebetrieben. Im Gemeindebereich münden ein der von Meisterdorf kommende Abschbach oder Absbach und der oberhalb Voitsdorf entspringende Hermsdorfer Bach (samt dem aufgenommenen Grundbach). Aus dem „langen Graben“ kommt ein Rinnsal durch die Stadt und mündet im Röhrwiesengelände in den Habendorfer Bach. Der Bräuerteich in der Tetschner Gasse diente früher der Eisgewinnung, der Reifener Teich zu Feuerlöschzwecken. Im Jahre 1765 (Dominikalkataster) wird von einem Oberen und einem Unteren Bensner Teich berichtet.
Die Trinkwasserversorgung der Stadt erfolgte ursprünglich durch mehrere Röhrbrunnen: Der Glaserbrunnen am „Gerbergraben“ in der Wallstraße; der Schmiedbrunnen in der Kamnitzgasse mit einer Rohrleitung zu einem Auslaufständer im Steiggaßl und weiter in die Mühlgasse zu einem Wassertrog (bis 1920); der Druidenbrunnen sprudelte oberhalb der Tetschner Gasse. Das Wasser roch nach Schwefel und enthielt frei Kohlensäure, weshalb es für Heilzwecke begehrt war. 1930 wurde die Quelle in den Hochbehälter geleitet. Der Name Druidenbrunnen stammt aus neuer Zeit. Es ist lediglich eine Sage, daß einst keltische oder germanische Priesterinnen dieses Wasser geschöpft haben.
Die sog. Thun-Grohmannsche Quelle an der Habendorfer Straße wurde schon im 16. Jahrhundert gefasst und versorgte die beiden Schlösser sowie die Schloßgasse. Die ursprünglichen Leitungsrohre waren aus Holz, später aus Gußeisen. Versorgt wurden auch mehrere Brunnentröge, so im Pfarrhaus, im Schönfeldschen Haus, im Gasthof „Schwarzes Roß“ sowie zwei in der Schloßgasse und einer in der Brunnengasse. Die Kesselberg-Quelle führte ebenfalls ins obere Schloss. Gefasst wurde sie am Kesselberg rechts der Straße nach Habendorf.
Die Röhrwiesenquellen I und II mit Schwarz-Winkel-Quelle wurden unterhalb Habendorf gefasst und speisten den Wassertrog am Marktplatz (später Standplatz der Mariensäule), das bürgerliche Bräuhaus und je eine Wasserstelle in der Langengasse und der Brückengasse.
Der Bau einer neuzeitlichen Wasserleitung wurde 1889 bis 1893 durchgeführt. Der Hochbehälter liegt am Doberberg. Das gesamte alte Rohrnetz wurde erneuert, Quellenneufassungen waren in den folgenden Jahren notwendig, u.a. die Tröschelbergquelle am Ende der Leipaer Straße mit einem Hochbehälter für 20.000 Liter. Der neue Hochbehälter am Doberberg faßte 259.000 Liter bei einer Quellschüttung von 3,1 Sekundenliter. Der Ortsteil Reifen hatte bis 1920 seine eigene Wasserleitung.
Flurnamen
Im Norden der Stadt an der Habendorfer Straße die Fluren „Unterer Reifen“ und „Oberer Reifen“, oberhalb am Wald der „Obere Kessel“, weiter nördlich der „Fiebig“, seitlich der „Untere Kessel“, oberhalb der „Rote Hübel“.
Am Feldweg nach Parlosa der „Martinsgarten“, gegen Habendorf „Bei Peter und Paul“ (früher eine Statue), gegen den Alten Friedhof der „Ziegelplan“. Hinter der Pfarrkirche der „Doberberg„, dessen unterer Teil die „Landwehr“ mit Hussitenkreuz. Von der Tetschner Gasse nordwestlich hinter dem Schloßgarten durch den „Hohlweg“ zur Ziegelei „Sand-Weber“, davon westlich die Einschicht „Antelberg“. An der Tetschner Gasse die „Bürgerfelder“, anschließend „Bei Bauers Ziegelei„ (um 1890 stillgelegt) und an der Höflitzer Grenze „Bergflur“; am rechten Polzenufer die „Halche Wiese“ (Halloge). Jenseits des „Illastegs“, linksseitig „Pietschmanns Graben“. Am Wasserweg zur Fabrik „Optimit“ (früher Pietschmann) unweit der Bahn in hohem Gestrüpp das „Galgenbergel“. Südöstlich davon die „Kolonie“, Arbeiterwohnhäuser der Grohmannschen Spinnerei. Von dort Richtung Bahnhof der „Parchen“, früher Wiese der Bogenschützen. Nach Südwest zieht der „Ziegenrücken“; auf einen Südhang „Am Schließberg“, in der Nähe beim „heiligen Adalbert“ und beim „Schützenhaus „(Ort des ersten Schützenhauses). Am Polzenfluß in der Neustadt die „Pfaffenteufe“. Jenseits der Polzenbrücke rechts die Uferstraße zur „Dra“ (abgeleitet von „Auf der Au“), anschließend die „Pfarrwiesen“. Zwischen Absbach und Polzen der „Alte Polzen“. In Richtung Nieder-Ebersdorf die „Teichwiesen“. Gegen den Scharfenstein das „Knechl“. Am Neuland die „Anewand“: der „Milchgraben“, die „Walke“, die „Doktermühle“; ein Teil der Mühlgasse hieß „Klabte“, anschließend „Auf der Bleeche“. Am Eck Bräuhausgasse/Wallstraße (früher Gerbergraben) der „Glaserbrunnen“. Von der Absbachbrücke rechts das steile „Steiggaßl“, auch „Läusehübl“, nach Paul Laus benannt.
Bevölkerung und Erwerb
Die Gliederung der Einwohnerzahl Bensens nach Wirtschaftsbereichen läßt deutlich den starken Industrialisierungsgrad der Stadt erkennen: Rund 55% der Bevölkerung lebten von Industrie und Handwerk, das ist mehr als in Böhmisch-Kamnitz (50%), aber weniger als in Steinschönau (64%). Unter den vertretenen Industriezweigen nahm die Textilindustrie, auf welche gut die Hälfte der Industriebeschäftigten entfiel, mit Abstand den ersten Platz ein. Handel und Verkehr sowie Dienstleistungen waren entsprechend der Stadtgröße durchschnittlich vorhanden. Hoch war die Zahl der Selbständigen Berufslosen, da Bensen mit seiner schönen Lage – von der Leichtindustrie kaum gestört – und seiner guten Verkehrsverbindung gern als Altersruhesitz gewählt wurde.
Die Landwirtschaft war nur schwach vertreten: 2,4% der Einwohnerzahl, 3 landwirtschaftliche Haupterwerbsbetriebe. Trotzdem gab es einen bedeutenden Obstbau, meist als Nebenerwerbsbetrieb. Vor dem Ersten Weltkrieg betrug die Zahl der Obstbäume im Gemeindegebiet rund 14.800, davon 900 in Neuland. Die in der Tabelle auffallenden 2 Betriebe mit über 100 ha sind offenbar die städtischen Waldungen (254 ha) und der Forstbetrieb Gebrüder Grohmann (292 ha), die aber teils in benachbarten Gemeinden lagen.
Entsprechend dem Industrialisierungsgrad war auch der Prozentsatz der Arbeiterschaft hoch (45,9%). Die meisten waren am Ort und in der näheren Umgebung beschäftigt, doch fuhr rund ein sechstel der Arbeitnehmer zu Arbeitsplätzen in Tetschen–Bodenbach.
Wichtige Industriebetriebe: Textilwerk Mautner AG mit den Betrieben Friedrich Mattausch und Sohn, AG für Textilindustrie; Gebrüder Grohmann Spinnerei, ab 1940 Fa. Mattausch gehörend; Optimit, Gummi- und Textilwerk AG; Koriacwerk für Teer- und Bitumprodukte, Fritz Tschakert; Wirkwarenfabrik Schrötter und Söhne; Illa-Werke, Suppenwürzfabrik, H. Koldt; Kleintransformatorenerzeugung Fritz Hegenbarth; drei Ziegelein; Nordböhmische Quarzsandwerke; zwei Sägewerke, Gebr. Knothe sowie Bendel & Brosche. Auf dem Oberboden des letzteren wurde 1921 die erste Schleifmittelfabrikation in der ČSR eingerichtet, die 1930 nach Reichstadt verlegt wurde und die Bezeichnung Union-Werke annahm. Während des Zweiten Weltkrieges hatte die Firma AEG Berlin einige Rüstungsbetriebe nach Bensen verlagert, die in den Fabrikhallen von Mattausch, Grohmann und Münzberg untergebracht waren.
Kreditwesen: Die Sparkasse Bensen wurde 1969 gegründet. Mitte 1934 betrug das Verwaltungsvermögen 45 Mill. Kč, am 1. Januar 1943 der Einlagenstand 8,8 Mill. Reichsmark. Schon vor dem Ersten Weltkrieg bestand die Gewerbliche Kreditgenossenschaft für den Bezirk Bensen. Kurz nach 1918 wurde eine Zweigstelle der Kreditanstalt der Deutschen eröffnet. Die von 1923 an bestehende Zweigstelle der Deutschen Landbank wurde 1935 liquidiert.
Konsumverkaufsstellen: Einige Jahre vor und nach dem Ersten Weltkrieg bestand in Bensen der Konsumverein „Einigkeit“ zu Algersdorf. Diese Verkaufsstelle wurde Ende der 20er Jahre vom Arbeiterkonsumverein Bodenbach übernommen (Mühlgasse 171), der eine zweite Verkaufsstelle eröffnete (Leipaer Straße 408). Die Anfang der 20er Jahre vorhanden gewesenen Konsumvereine „Deutscher Angestellter“ und „Deutscher Eisenbahner“ sind wahrscheinlich ebenfalls in dem Bodenbacher Konsum aufgegangen.
Genossenschaften: In Bensen bestanden 8 Genossenschaften, und zwar in folgenden Gewerbebereichen: Bäcker, Fleischer und Selcher, Gast- und Schankwirte, gemischte Gewerbe, Handelsgewerbe, Holz- und Metallverarbeitende Gewerbe, Schneider und Kürschner sowie Schuhmacher.
Die freien Berufe waren in Bensen wie folgt vertreten: 3 Ärzte (zuletzt MUDr. Franz Bendel, MUDr. Reinhard Frieser und MUDr. Kurt Markgraf, vorher langjährig MUDr. Josef Salus), 3 Dentisten (Adelbert Jeschek, Josef Ruppert, Anton Weigel), 1 Apotheke (Mag. pharm. Anton Grötschel), 2 Rechtsanwälte (JUDr. Hermann Seliger, JUDr. Rudolf Stöhsel), 1 Notar (Oskar Conrath).
Als Spezialität Bensens galt die Herstellung von Lebkuchen und von Pumpernickel.
Verkehr, Gastgewerbe, Sport
Verkehr: Eisenbahn: Bensen liegt an zwei Strecken der Böhmischen Nordbahn: von Bodenbach nach Böhmisch-Kamnitz und Warnsdorf sowie von Bodenbach nach Böhmisch-Leipa; nach Böhmisch-Kamnitz führ der erste Zug am 11.Januar 1869, nach Böhmisch-Leipa am 13. Juli 1872.
Autobuslinien: Bensen-Franzthal- Algersdorf-Wernstadt sowie Bensen-Hermersdorf-Voitsdorf-Reichen-Biebersdorf-Wernstadt.
Brückenmaut: Laut Hofdekret von 1833 war die Stadt verpflichtet, die über den Polzen führende Brücke zu erhalten und eine Brückenmaut einzuheben. 1887 wurde an der Stelle der alten Holzbrücke eine moderne eiserne Brücke von der Stadt gebaut. Mit zunehmendem Autoverkehr wurden die Mauteinnahmen zu einer beachtlichen Einnahmequelle der Stadt. Erst 1938 wurde die Maut aufgehoben.
Taxi: Am Bahnübergang zu Beginn der Leipaer Straße gegenüber dem Mauthäusel hatten Tag und Nacht bis zu 3 Taxifahrer ihren Standplatz.
Post: 1846 wurde in Bensen eine selbständige k.k. Postbriefsammlung und 1858 ein eigenes Postamt bewilligt, das anfangs in der Postgasse 97, nach 1930 im Rathausanbau untergebracht war.
Gastgewerbe: Da die brauberechtigten Bürger ihr Gebräu im eigenen Haus oder im Rathaus ausschenken durften, gab es bis nach 1600 in der Stadt nur ein einziges Gasthaus, nämlich „Zum schwarzen Roß“ (von 1600 bis 1945 im Besitz der Familie Reifner). Im Jahre 1833 gab es in der Stadt Bensen sieben Wirtshäuser.
Im Jahre 1942 hatte Bensen 28 Gast- und Schankbetriebe. Als Hotels waren bezeichnen: „Schwarzes Roß“mit Saal, Marktplatz 43 (Reifner), „Zum Hirschen“ Marktplatz 10 (Störch), „Zur Krone“ Nr. 106 (Wünsch) und „Zur Frohschänke“ Nr. 282 (Redlich). Andere Gasthöfe, Gasthäuser oder Restaurants: „Zur Stadtgrenze“ (Böhm), „Zur Eiche“ (Fieber), „Preißensprung“ (Hauptmann), „Zum Stern“ (Hegenbarth), „Goldener Löwe“ (Hockauf), „Zum goldenen Reif“ (Laube), „Gartenlaube“ (Lühne), Zur guten Quelle“ (Neumann), „Doberberg“ (Oberst), „Zum Paradies „ (Peh), „Zur Nordbahn“ (Peh), „Schützenhaus mit großem Saal“ (Peukert), „Zum Polzental“ (Ringelhan), „Zum Lindenhof“ (Storch), „Zum Hegerhäusel“ Neuland (Storch), „Zum Rappen“ (Storch), „Zum Bürgerstübl“ (Theißig), „Zum Ringplatz“ (Weber), Bahnhofsrestaurant, Kaffehaus „Monopol „ (Mikulik) usw. Das Gasthaus „Gartenlaube“, Leipaer Straße 203, war ab 1878/79 das Vereinshaus der Ortsgruppe Bensen des Nordböhmischen Exkursionsklubs.
Sportanlagen: Im Saal des Restaurants „Turnhalle“ wurde bereits vor 1869 von Männern der Feuerwehr das Turnen gepflegt. 1873 zog dort der Deutsche Turnverein ein. Ab 1883 bis 1945 wurde im Saal des Schützenhauses geturnt. Turnplatz in der Gartenstraße. Der Bau einer Turnhalle auf diesem Platz war geplant.
Der 1922 gegründete Arbeiter-Turnverein betrieb seinen Turnsport im Magazin des Konsumvereins. Die aktive Jugendriege „Atus“ übte im Turnsaal der Bürgerschule. Die Bürgerschule hatte einen Turnsaal und -platz, der Tennisklub seinen Platz am Antelberg.
Der Polzen bot während des Sommers ideale Bademöglichkeiten am Neuland, bei der „Walke“ und „Pfaffenteufe“, beim städtischen Elektrizitätswerk und in „Pietschmanns Graben“. Außerdem bestand ein städtisches Wannen- und Brausebad. Zum Eislaufen wurde für den winter der Turnplatz des Deutsches Turnvereines hergerichtet. Beliebtester Berg für den Skisport war für die Bensner der Tannbusch bei Groß-Wöhlen.
Pfarrei, Matriken, Kirche
Die Pfarrei Bensen, die eine der ältesten im Kreisgebiet von Tetschen ist, dürfte gleichzeitig mit der Stadtgründung Mitte des 13. Jahrhunderts eingerichtet worden sein. Es ist aber sehr wahrscheinlich, daß in der bereits vor der Stadtgründung bestandenen Wegeburg ein kleines Kirchlein vorhanden war. Darauf deutet das Patrozinium Maria Geburt hin, welches landesherrliche Burgkirchen um die Jahrtausendwende vorzugsweise hatten.
Die Höhe des in der Zeit von 1352 bis 1405 gezahlten Papstzehents von 12 Groschen halbjährlich entspricht der Zahl von rund 70 Bürgern in der noch sehr kleinen Stadt zuzüglich der Zahl von 75 Bauern in den damals eingepfarrten Dörfern. In jener Zeit gehörte die Pfarrei Bensen zum Dekanat Leipa. Das Pfarrwidum umfasste 16 Strich (davon Acker 12, Trisch 3 und Weide 1 Strich) und außerdem 20 Strich Wald, wie der Dominikalkataster 1756 ausweist.
Von 1523 bis 1627 war die Pfarrei lutherisch. Aus dieser Zeit sind als die wichtigsten Paszoren und Prediger bekannt: Michael Celius, Sebastian Riemer, Balthasar Thamm, Anton Pause, Johann Triller, Christoph Fischer, Johannes Schlegel (Verfasser der Bensner Chronik), Esaias Oswald, Johann Gilbert usw. Während der Gegenreformation war zeitweise der Pfarrer Beck von Mungan in Bensen.
Der Pfarrsprengel umfasste ursprünglich außer der Stadt auch die Dörfer Habendorf , Hermersdorf, Nieder- und Ober-Ebersdorf, Ulgersdorf und Voitsdorf. Seit dem 16. Jahrhundert kamen die nach und nach neugegründeten Ortschaften Franzthal, Josefswille, Kranachsdorf, Neuland, Reifen, Theresienthal und zwei Häuser der Katastralgemeinde Klein-Wöhlen sowie von 1486 bis 1786 die Ortschaft (Hoch-)Dobern vom Kirchspiel Güntersdorf und von 1628 bis 1674 die Ortschaft Höflitz als Kommendatur dazu. Anderseits war Anderseits war Ulgersdorf von etwa 1580 bis 1783 zur Pfarrei Sandau umgegliedert. Im Jahre 1858 wurde Ober-Ebersdorf als selbstständige Pfarrei abgetrennt, nachdem es bereits seit 1787 den Status einer Expositur bekommen hatte. Die Matriken für den Pfarrsprengel Bensen sind durchwegs seit 1581 erhalten und gehören somit zu den ältesten im Sudetenland.
Bedeutende Pfarrherrn im 19. Jahrhundert waren Dechant und Konsistorialrat Johann Tietze und Erzdechant und Vikar Anton Hüttel, beide Ehrenbürger der Stadt Bensen. Im Jahre 1909 hatte Josef Beck die Pfarrstelle. Letzter Deutscher Pfarrer in Bensen (vor 1914 bis 1945) war Erzdechant Karl Soukup.
Das Bensner Kirchenfest fand am 8. September statt (Maria Geburt), in jüngerer Zeit jedoch meist am darauffolgenden Sonntag.
Pfarrkirche Maria Geburt: Das älteste Gotteshaus Bensens stand vermutlich am Marktplatz an Stelle der Mariensäule. Der im 14. Jahrhundert entstandene erste steinerne Kirchenbau wurde an die heutige Stelle verlegt. Nach der Zerstörung durch die Hussiten im Jahre 1426 wurde die Kirche in der Zeit von 1483 bis 1554 größer und in spätgotischem Stile wiederaufgebaut. Den Plan hat vermutlich der bekannte Baumeister Benedikt Ried entworfen.
Das Grundkonzept der Kirche ist eine dreischiffige Halle mit prismatischem Turm an der Nordwestecke, der aus einem älteren Wachturm hervorging. Während die Spitzbogenfenster und die Rippenführung noch rein gotisch gestaltet sind, zeigen die achtseitigen Pfeiler mit halbhohen Flächen und Renaissanceknaufen sowie die Wölbung des Hauptschiffes bereits Übergänge zur Renaissance (Baumeister Walter Hirsch aus Sangerberg bei Marienbad).
Durch Neubauten und Renovierungen in den folgenden Jahrhunderten (besonders 1704 und 1748) hat der schöne Bau viel gelitten, doch haben sich zahlreiche Teile architektonisch rein erhalten, so das Presbyterium mit vierfeldigem Sterngewölbe, die Salhausenkapelle als Lagerraum mit fünfseitigem Chorabschluß und Sterngewölbe, Spitzbogenfenster mit spätgotischem Maßwerk.
Die Inneneinrichtung bietet manch seltenen Schatz, z.B. den achteckigen Taufstein von 1430 bis 1480, die steinerne Kanzel mit dem Kanzelträger Johannes d. T. Von 1539, die prächtigen mit Holzwerk ausgelegte Kanzeltür, das kunstvoll gearbeitete schmiedeeiserne Gittertor von 1530, den barocken Hauptaltar Marie Geburt (2.Hälfte 17. Jahrhundert).
Die größte Kostbarkeit ist die Salhausen-Gruftkapelle, auch Clary-Kapelle genannt, deren Bau um 1530 erfolgtsein dürfte und in der außer den Salhausen auch mehrere Besitznachfolger beigesetzt sind. Sie enthält mehrere, zum Teil sehr schön gearbeitete Renaissance-Epitaphien aus Sandstein, deren beste von der sächsischen Künstlern Christoph Walter, Hans Köhler und David Schwenke stammen. Als Schaustück gilt das altarähnliche 5 m hohe Grabmonument des Wolf von Salhausen (fest. 1589) und seiner Frau Maria von Bock (gest. 1617). Als besonders lebendig in der Figuranten Darstellung hebt Otto Kletzl („Die deutsche Kunst in Böhmen und Mähren „) die Grabplatte des Medikus Fritsch, Hausarzt der Salhausen, hervor der hier gleichfalls beigesetzt wurde.
Im Kirchturm hängen vier wertvolle Glocken. Die größte mit 120 cm Durchmesser und der Jahreszahl 1486, die zweite mit 68 cm von 1515, die dritte mit 40 cm von 1408 und die kleinste mit 38 cm Durchmesser von 1492. Als im Ersten Weltkrieg zwei Drittel aller Glocken abgeliefert werden sollten, gelang es durch geschickte Ersatzbeschaffung diese vier alten Glocken zu erhalten.
Südwestlich der Kirche baute 1749 der Bürger Karl Matzke die Kapelle „Zur schmerzhaften Mutter Gottes“, ab 1920 Kriegergedächtniskapelle genannt, weil auf Gedenktafeln die Namen von 80 Gefallenen des Ersten Weltkrieges verzeichnet wurden.
Die Dreifaltigkeitskapelle an der Abzweigung der Hermersdorfer von der Leipaer Straße ließ der Papiermüller Franz Ossendorf 1716 aus Dankbarkeit für Errettung aus Hochwassergefahr errichten.
In halber Höhe zum Doberberg war nach 1426 eine Kapelle zur Erinnerung an die grausame Hinrichtung der Ratsherren durch die Hussiten (Taboriten) errichtet worden. An Stelle dieser durch Blitzschlag abgebrannte Kapelle wurde später ein hölzernes Kreuz errichtet.
Die Mariensäule am Marktplatz stammt von 1742, die St. Adalbert-Statue am Schießberg von etwa 1754 (geschaffen von Johann Wenzel Füger aus Markersdorf) und die Statue St. Peter und Paul bei der steinernen Brücke an der Habendorfer Straße von 1777. Ein Kreuz mit den Bildnissen der drei Heiligen Maria, Johannes und Magdalena an der Leipaer Straße oberhalb der „Kleinen Fabrik“ hat Franz Ossendorf gestiftet. Am Kirchenplatz unterhalb der Kriegergedächtnisskapelle befand sich seit 1656 das Missionskreuz (in Holz) mit einem Bildnis des Gekreuzigten.
Ein anderes hölzernes Kreuz mit einem Kruzifix aus Blech hieß „Bei den drei Kreuzen“ und entsprechend dazu die frühere Holzbrücke über den Asbach „Drei-Kreuzsteg“.
Als der ursprünglich um die Kirche gelagerte Friedhof nicht mehr ausreichte, wurde 1539 ein Friedhof auf Reifners Grund angelegt, später „alter Friedhof“ genannt; bereits 1756 stand dort eine Kapelle. Er wurde bis 1788 von Ober-Ebersdorf und bis 1887 von Voitsdorf mitbenutzt. Dass es keine Erweiterungsmöglichkeiten gab, wurde 1888 der „neue Friedhof“ eröffnet. Die von Großindustriellen Franz Mattausch 1893 dort erbaute monumentale Familiengruft fällt auf. Der alte Friedhof ist seit 1907 Parkanlage.
Schule
In einer Stiftungsurkunde vom Jahre 1381 ist erstmals eine Schule in Bensen erwähnt. Die ersten mit Namen überlieferten Schulmeister waren: 1526 Paul Kanneberger und 1535 Mathäus Zoll. Ab 1689 erteilte der Bensner Pfarrer an den Schulen der eingepfarrten Gemeinden „Kinderlehre“, d. h. Religionsunterricht. Nach 1730 wurden aus den bisherigen Trivalschulen allmählich Pfarrschulen. Nach dem „Schullehrerkalender“ von 1833 gab es in Bensen 277 Schüler; Lehrer war Josef Kny.
Nach dem großen Stadtbrand von 1863 musste eine Zeitlang im Freien hinter der Kirche unterrichtet werden und dann einige Jahre provisorisch im Saal des Gasthauses „Turnhalle“. Ende 1865 entstand auf der Brandstelle eine vierklassige Pfarrhauptschule. Noch vor der Jahrhundertwende erfolgte die Teilung in eine Knaben- und eine Mädchenvolksschule, die beide 1903 fünfklassig, 1914 vierklassig und nach dem Ersten Weltkrieg in der ČSR zweitklassig waren (mit mehreren Parallelklassen). Schulsprengel: Stadt Bensen, Josefswille, vier Häuser von Josefstal und einige Häuser von Klein-Wöhlen.
Im Jahre 1888 wurde in dem für das Krankenhaus vorgesehene Gebäude die dreiklassige Knabenbürgerschule eröffnet. Erster Direktor war Ferdinand Bergmann, der im Schulgarten eine meteorologische Wetterbeobachtungsstation aufgestellt hatte, deren Berichte mehrere Jahre in den Mitteilungen des Nordböhmischen Exkursionsklubs erschienen. Die Gründung der dreiklassigen Mädchenbürgerschule folgte 1905. Schon 1874 war die gewerbliche Fortbildungsschule mit zwei Abteilungen eingerichtet worden.
Der städtische öffentliche Kindergarten befand sich im oberen Schloss.
Verwaltung
Aus der frühesten Zeit des städtischen Gemeinwesens Bensen liegen keine urkundlichen Nachrichten vor. Der vermutliche Gründungszeitpunkt, d. h. die deutschrechtliche Einrichtung der Stadt (1256 oder etwas früher) lässt sich lediglich durch Rückschlüsse aus Anhaltspunkten in späteren Urkunden ermitteln.
Es bestehen mehrere Hinweise, daß Bensen seit dem 13. Jahrhundert mit Magdeburger Stadtrecht ausgestattet war. In zwei Urkunden des 16. und 17. Jahrhunderts wird Jungbunzlauer bzw. Leitmeritzer Stadtrecht erwähnt, beides Abarten des Magdeburger Stadtrechts.
Die Stadtverwaltung und niedere Gerichtsbarkeit lag ursprünglich in den Händen eines Erbrichters, der von Schöppen unterstützt wurde. Aus dem Jahre 1397 sind die Namen der 12 Schöppen überliefert (siehe Stadtgeschichte).
Das damals schon geführte Stadtbuch (erwähnt 1381 im ältesten Kamnitzer Stadtbuch) ist verlorengegangen. Die Richterei stand vermutlich am Marktplatz an der linken Ecke beim Eingang in die Tetschner Gasse. Dahinter befand sich die älteste bekannte Braupfanne der Stadt. Aus dem Flurenverlauf ist zu schließen, daß die Felder des Richtergutes zwischen der Tetschner Straße und dem Polzenfluß bis an die Höflitzer Grenze reichten. Bereits Ende des 15. Jahrhunderts dürfte das Erbgericht von der Stadt aufgekauft worden sein. Neder vermutet dies für etwa 1487, da die entsprechenden Vorgänge in Tetschen und Kamnitz ebenfalls in jener Zeit erfolgten (1487? bzw. 1493?).
Erst seit dieser Zeit wird es in Bensen einen Stadtrichter gegeben haben, der von der Stadt besoldet wurde. Es spricht einiges dafür, daß im gleichen Haus auch der Bürgermeister amtierte, da 1614 dieses Haus (sog. Tuttisches Haus) als „altes Rathaus „bezeichnet wurde. Schon seit 1502 aber befand sich das Rathaus an der Oberen Marktseite, wo Mitte des 19. Jahrhunderts der bekannte neue Rathausbau errichtet wurde.
Aus früherer Zeit sind folgende Bürgermeister namentlich bekannt: 1394 Dittrich Peuker, 1397 Nikolaus Bank (diese beiden waren möglicherweise Erbrichter), 1580 Mathäus Tietze, 1580 Mathes Huenich, 1625 Gottfried Loch, 1654 Elias Limpach.
Die Stadtprivilegien von Bensen
Die älteste feststellbare Stadtrechtsurkunde Bensens stammt von 1392. Sie ist wie die meisten bis zum Dreißigjährigen Krieg folgenden Stadtrechtsbestätigungen verloren gegangen, doch ist nachgewiesen, dass Bensen damals das Braurecht, das Recht auf Zolleinhebungen und – wahrscheinlich- auch die Gerichtsbarkeit bekam. Vollständig erhalten haben sich hingegen die Privilegien und Privilegienbestätigungen von 1511 und 1611.
Das Stadtprivileg von 1511, erteilt von Nikolaus Trczka von Lipa, hatte folgenden Inhalt:
1. Jungbunzlauer Stadtrecht (Jungbunzlau gehörte zum Oberhof Leitmeritz, so daß es sich um Leitmeritzer Stadtrecht handelte),
2. Bensner Maß und Gewicht,
3. Brauberechtigung und Biermeile, (Das Recht der Biermeile war 1502 der Herrschaft abgekauft worden.),
4. Einrichtung von handwerklichen Zechen (Zünften) und deren Überwachung,
5. Handwerksbannmeile,
6. Rechtskräftigkeit des Stadtbuches,
7. Verpflichtung, daß aus den Dorfgerichten, die der Stadt Bensen „gehörig“ sind, zu Christi Himmelfahrt und am Mittwoch nach Pfingsten aus jedem Haus mindestens zwei Personen in die Stadt kommen mussten,
8. Schoß- und Zinspflichtigkeit eigens genannter Wirte in vier umliegenden Dörfern und in der Vorstadt,
9. Zinspflichtigkeit der Stadt in Höhe von 20 Schock böhmische Groschen an die Obrigkeit,
10. Vererbungslehre,
11. Wegzugrecht,
12. Jurisdiktion,
13. Überwachung der Feueressen.
zu 6: Ein Bensner Stadtbuch ist bereits für 1381 durch eine Eintragung im Kamnitzer Stadtbuch nachgewiesen. Daher muss das Stadtrecht vor 1392 bestanden haben.
zu 7: Die Verpflichtung für die Landbewohner, in die Stadt zu kommen, brachte der Stadt Einnahmen, denn es war weiteres festgelegt: “Diejenigen, welche die Verpflichtung nicht einhielten, müssen Zoll zahlen, sooft sie gen Bensen kommen“.
zu 8: Diese Wirte waren verpflichtet, der Stadt Erbzins zu zahlen und gewisse Dienstleistungen auszuführen (Gespann- und Fuhrdienste). Sie waren der Herrschaft gegenüber nicht zinspflichtig.
Die Bestätigung der Stadtprivilegien im Jahre 1611, die infolge der seit 1562 erfolgten Erbteilung des Herrschaftsgebietes von mehreren Mitgliedern der Familien Salhausen und Starschedl gemeinsam ausgestellt wurde, deckten sich in den wesentlichen Punkten mit jenen von 1511. An Abweichungen fallen insbesondere auf:
zu 2: Es gab 16 Großbauern, und zwar 6 in Nieder-Ebersdorf, 4 in Hoch-Dobern, 3 in Hermersdorf und 3 in Habendorf. Ihre Zahl hatte ursprünglich 20 betragen und verringerte sich weiter auf 14).
zu 3: Die Biermeile war beschränkt auf Ober- und Nieder-Ebersdorf, (Hoch-)Dobern, Parlosa, Habendorf, Höflitz, Zautig, Algersdorf und Hermersdorf; verzichtet wurde auf Güntersdorf, Voitsdorf, Groß- und Klein-Wöhlen.
zu 7: Die „Wallfahrtspflicht“ zu Christi Himmelfahrt erstreckte sich auf die Kirchspiele Bensen, Höflitz, Güntersdorf, Arnsdorf, Rosendorf, Markersdorf, Algersdorf, Mertendorf und Reichen (dieser Brauch hielt sich bis 1712).
zu 12: Obwohl in den Privilegien nicht eigens aufgeführt, hat Bensen neben der niederen auch die Halsgerichtsbarkeit besessen und bis 1749 ausgeübt.
Das Stadtwappen Bensen ist ähnlich dem der seinerzeitigem Grundherren der Wartenberger beschrieben. Es ist ein in der Mitte geteilter Schild, links schwarz, rechts weiß (jeweils vom Wappen ausgesehen), beiderseits mit Arabesken verziert, obenauf mit dem Kopf eines Braunbären mit ausgestreckter Zunge. Entsprechend dazu sind die Stadtfarben schwarz-Weiß.
Das älteste erhaltene Stadtsiegel trägt die Inschrift „Sigillum civitatis Bensensis 1590“.
Stadtverwaltung des 19. und 20. Jahrhunderts
Bei der Gemeindeeinteilung im Jahre 1849 wurde die Katastralgemeinde Bensen – bei gleichzeitiger Eingliederung der Ortschaft Reifen – auch politische Gemeinde. 1868 wurden die Häuser neu durchnummeriert und die Petroleumstraßenbeleuchtung eingeführt, die 1906 durch elektrische Straßenlampen ersetzt wurde. Ende der 20er Jahre wurde auch die Ortschaft Neuland eingemeindet, die zuvor seit 1849 zusammen mit den Ortschaften Franzenthal, Josephswille-Tröschl, Theresienthal und Ulgersdorf die politische Gemeinde Neuland gebildet hatte.
Bei den ersten Gemeindewahlen mit allgemeinen Wahlrecht im Jahre 1919 ergab sich bei insgesamt 33 vergebenen Mandaten folgende Verteilung: Sozialdemokraten 19 Mandate oder 58%, bürgerliche Parteien zusammen 14 Mandate oder 42% (davon DNSAP 8 Mandate und die der Deutschen Nationalpartei nahestehende Deutschbömische Volkspartei 6 Mandate). Der Bürgermeister Julius Hauptmann und sein 1. Stellvertreter Franz Krombholz waren Sozialdemokraten, der 2. Stellvertreter gehörte der DNSAP an. Das siebenköpfige Stadtratsgremium setzte sich zusammen aus 4 Sozialdemokraten, 2 Mitgliedern der Deutschbömischen Volkspartei und 1 Mitglied der DNSAP. Zusammensetzung der übrigen Stadtverordneten lautete 13:4:6.
Bürgermeister der Stadt Bensen waren seit 1918: Franz Theißig (bürgerliche Partei) 1918 und 1922 bis 1925; Julius Hauptmann (soz.dem.)1919 bis 1921; Fritz Hegenbarth (nationale bürgerliche Mehrheit) 1925 bis 1928; Heinrich Rönelt (soz.dem.) 1928 bis 1931 und 1934 bis 1938; Rudolf Rauch (DNSAP bzw. NSDAP) 1931 bis 1933 und 1938 bis 1945.
Im Jahre 1933 war der DNSAP angehörende Bürgermeister Rudolf Rauch – infolge der staatlicherseits verfügten Auflösung der Partei – abgesetzt und an seiner Stelle der Sozialdemokrat Heinrich Rönelt eingesetzt worden. Diesem stand 1934 nur der 1. Stellvertreter (Friedrich Hanke) zur Seite, der 2. Stellvertreter war noch nicht ernannt worden. Die Zahl der Stadträte betrug acht.
Die Stadtverwaltung war wie folgt gegliedert und besetzt: Stadtamt (Stadtsekretär mit acht beamteten oder angestellten Kräften), Stadtartz, Stadttierarzt, Polizei- und Meldeamt (Amtsleiter mit drei Kräften), Wasser- und Elektrizitätswerk (Aufseher und eine Kraft), Forstverwaltung (Stadtförster), Museum (ehrenamtlicher Verwalter), Volksbücherei (ehrenamtlicher Buchwart), Stadtbad (Bademeister), Altenheim (Hausbesorger). Im Personalstand sind die Arbeiter nicht enthalten.
Seit dem Anschluss des Sudetenlandes standen neben dem Bürgermeister 5 Beigeordnete und 12 Ratsherren (Gemeinderat) an der Spitze der Stadtverwaltung.
Behörden, Ämter und Anstalten für den Gerichtsbezirk Bensen – Stand 1934
Bezirksgericht – zum Sprengel des Kreisgerichtes bzw. (ab 1938) des Landgerichtes Leitmeritz gehörend. – , seit 1858 bestehend, mit angeschlossenem Grundbuchamt (Gerichtsrat als Vorstand, 1 Richter und 6 Kräfte), Steueramt (Steuerobersekretär und 6 Kräfte), Notariat, Gendarmerie-Postenkommando (Kommandant: Oberwachtmeister), Gefällskontrollamt (Gefällsrevident und 3 Kräfte), Bezirkssiechenhaus (Verwalter). – 1938 wurde das Bezirksgericht in ein Amtsgericht umgewandelt.
Versicherungsanstalten: Brandversicherungsanstalt für den Bezirk Bensen; Pferdeversicherungsverein für den Bezirk Bensen.
Krankenkassen: Nebenstelle der Tetschner Bezirks-Krankenversicherungsanstalt; Expositur der landwirtschaftlichen Bezirks-Krankenversicherungsanstalt Leitmeritz.
Kulturpflege und Vereinsleben
Vereine: Im Jahre 1934 bestanden in Bensen 46 Vereine, davon waren 44 deutsche und 2 nach 1918 gegründete tschechische. Von den deutschen Vereinen waren 4 gemeinnützig und Wohlfahrtsvereine (darunter die freiwillige Feuerwehr), 4 dienten wissenschaftlichen, Kunst- und Bildungszwecken, 3 waren nationale, politische und Schutzvereine, 18 hatten die Unterstützung und Vertretung von Berufsintressen zum Ziel (darunter 8 Arbeitnehmerverbände), 4 waren Geselligkeits-, Musik- und Gesangsvereine, 6 Schützen-, Turn- und Sportvereine und 5 Tierschutz- und Tierzuchtvereine.
Die älteste Tradition hatte der Deutsche bürgerliche Schützenverein (so bezeichnet seit 1925), der auf das k.k.privilegierte Schützenkorps bzw. den Bensner Bogenschützenverein mit dem Privileg von 1479 zurückging.
Zu den ältesten Vereinsgründungen des 19. Jahrhunderts gehörten: Deutscher Turnverein „Einigkeit“ seit 1873, Damen- und Männergesangverein „Sängerheim“ seit 1873, Freiwillige Feuerwehr seit 1875 ( zuvor bestand die Pflichtfeuerwache für alle Männer Bensens), Sektion des Nordböhmischen Exkursionsklubs seit 1879 (damals 26 Mitglieder), Gewerbeverein gegr. vor 1883, Gymnastenverbindung „Gambrinia 1885“, Anpflanzung- und Verschönerungsverein seit 1885, Ortsgruppe des Gebirgsvereins für die Böhmische Schweiz seit 1892 (1928: 52 Mitglieder), Radfahrverein „Concordia“ etwa seit 1895, Städtische Museumsverein seit 1907. – Noch vor 1914 waren gebildet worden: Fischereiverein, Kleintierzuchtverein, Bienenzüchterverein, Deutscher Hausbesitzerverein, Ortsgruppen des Bundes der Deutschen, des Deutschen Kulturverbandes, des Deutschen Blindenfürsorgevereins, Geschworenenverein usw.
Im Jahre 1920 kam der Fußballclub „Deutsche Sportbrüder“ und 1922 der Arbeiter-Gesangsverein „Frohsinn“ sowie der Arbeiter-Turnverein „Vorwärts“ mit der Jugendriege ATVS dazu. Seit den 20er Jahren wurden u.a. noch folgende Vereine gegründet: Geselligkeitsverein „Eiche“, Brieftaubenzüchterverein „Polzental“, Ortsgruppe des Deutschen Böhmerwaldbundes und des Roten Kreuzes, Deutscher Tennisverein, Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde, Musikerverband für den Gerichtsbezirk Bensen, Verein Deutscher Lichtbildner.
Auf der gewerkschaftlichen Seite waren 1934 in Bensen vertreten: Beamtenverein Deutscher Eisenbahner, Deutsche Arbeitnehmergewerkschaft, Deutscher Handels- und Industrieangestelltenverband, Gewerkschaft Deutscher Arbeiter, Allgemeiner Industrieangestelltenverband, soz.dem. Verband Deutscher Eisenbahner, Verein der Textilarbeiter und Verband der öffentlichen Angestellten.
Brauchtum: Schon vor 1680 gab es in Bensen Faschingsumzüge. Sie hatten sich bis 1938 erhalten. – Ein besonderes Ereignis des Jahres war das Osterreiten, das seit 1588 belegt ist. Am frühen Morgen des Ostersonntags versammelten sich bis zu 200 Reiter aus dem Bensner und Höflitzer Kirchensprengel bei der Höflitzer Kirche. Unter Begleitung der Bensner Stadtkapelle und der Voitsdorfer Musikkapelle bewegte sich der Reiterzug zur Bensner Pfarrkirche zur Ostermesse. Anschließend wurde am Marktplatz Aufstellung genommen, wo ein Vertreter des Osterreiterkomitees eine Ansprache hielt.
Vor dem Ersten Weltkrieg erfolgte zu Pfingsten der Aufmarsch des Bensner k.k. privil. Schützenkorps, an den sich ein großes Vogelschießen mit Gartenfest im Schützenhaus anschloss; es ist dies ein Brauch, der seit 1479 bestand. Ein großer aus Holz gearbeiteter Vogel mit Krone, Reichsapfel und Zepter war auf einer 30m hohen Stange angebracht. Geschossen wurde mit Armbrust, die Spitzen der Pfeile waren mit Blei ausgegossen. Im Falle von Treffern viel stets nur Teile des Vogels herunter. Schützenkönig war derjenige, welcher das letzte Stück des Adlers heranholte. Der im Triumphzug nach Hause geleitete Schützenkönig war dabei mit dem silbernen Schützenbolzen (gestiftet 1797) und mit der silbernen Brustmedaille (gestiftet 1837 vom Industriellen Friedrich Mattausch) geschmückt, die er beide ein Jahr lang behalten konnte. Außerdem wurde ein Kinder-Vogelschießen abgehalten, das genau der Ordnung des „Großen Schützenfeste“ entsprach.
Zum Patronatsfest am 8.September sowie zur Kirchweihe gab es vom Schützenkorps ein Scheiben-Preisschießen und ein Gartenfest im Schützenhaus.
Früher erhielten in Bensen und Umgebung die Kinder von ihrem Taufpaten zum Neujahr einen Strietzel, genannt „Goulscht“. – Im Hochsommer bis Spätsommer fand jedes Jahr das Volksfest „Vogelwiese“ statt.
Stadtbücherei: Die Stadtbücherei mit über 2000 Bänden war im Oberen Schloss untergebracht. Stadtbuchwart war Josef Schellmann.
Theater, Konzert, Chorgesang: Da kein eigenes Theater bestand, gab es Gastspiele des Bodenbacher Stadttheaters. Auch von den örtlichen Gesangs- und Turnvereinen wurden Theateraufführungen, meist Volksstücke, gegeben. Vorübergehend bestand ein Dilettantenverein. Beliebt waren die Konzerte vom Gesangsverein „Sängerheim“, vom Kirchenchor mit 40 Mitgliedern und Kirchenorchester sowie vom Schülerorchester der Knabenbürgerschule.
Bevor Wanderkinos im Gasthof „Schwarzes Roß“ gastierten erfreute sich die Jugend an den Bildvorführungen des „Panorama“. 1928 erbaute die Stadt ein modernes Kino, in welchem auch Theatervorstellungen und Konzerte stattfanden. Um 1906 fanden die Bensner Hochschulenwochen statt, Prager Professoren hielten wissenschaftliche Vorträge. Heimatgeschichtliche Vorträge wurden von der Sektion des Nordböhmischen Exkursionsklubs veranstaltet.
Bereits seit 1873 gab es einen Damen- und Männerchor (30 bzw. 40 Personen) sowie schon vor 1890 eine 40 Mann starke Stadtkapelle und seit 1930 ein eigenes Salonorchester.
Stadtmuseum: Das seit 1908 bestehende städtische Museum (Initiator Emil Neder), untergebracht im Oberen Schloss, wurde über 30 Jahre vom Lehrer Josef Schellmann verwaltet. Er erhielt dafür den Titel „Stadtältester“.
Zeitschrift: „Aus heimatlichen Bergen“: Unter diesem Titel erschien in Bensen im Verlag Rudolf Rauch und Bernhard Hackel durch 11 Jahre eine Monatszeitschrift, die vornehmlich heimatkundliche Beiträge, daneben aber auch Unterhaltung bot. Schriftleiter war Rudolf Rauch. Mit den Jahrgängen 37 (1932) bis 47 (1942) schloss sie an die in Aussig gegründete Monatszeitschrift „Nordböhmische Touristenzeitung“ mit den Jahrgängen 1 (1886) bis 5 (1890) sowie an die zuerst in Aussig und dann in Bensen unter der Schriftleitung von Max Heyßler erschienen Monatszeitschrift „Aus deutschen Bergen“ mit den Jahrgängen 6 (1891) bis 36 (1921) an, welche Verbandszeitschrift zahlreicher Touristenklubs war, unter anderem auch des Gebirgsvereins für die Böhmische Schweiz in Tetschen. Die Jahrgänge 37 (1932) und 38 (1933) hatten als Beilage den „Alt-Tätschner Gemeindeboten – Bote aus dem Elbetal“ (siehe Inhaltsverzeichnis auch Zeitungen und Zeitschriften in Tetschen).
Arbeiterbewegung: Mit der Errichtung von Textilfabriken in Bensen und Franzthal ab 1825 begann die Industrialisierung von Bensen und Umgebung. Wegen ungenügender sozialer Verhältnisse kam es 1884 zum großen nordböhmischen Textilarbeiterstreik. In der Folgezeit erhielten die Bensner Textilarbeiter eine Arbeitszeitverkürzung und 30% Lohnerhöhungen. Bald danach organisierten sich die Arbeiter in Verbanden (vgl. Vereine, Gewerkschaften).
Sehenswertes
Oberes Schloss oder Thun’sches Schloss: Ursprünglich „Hofstatt“ genannt, erhielt das Schloss seine heutige Gestalt im wesentlichen zwischen 1522 und 1571 durch Friedrich des Älteren und Friedrich des Jüngeren von Salhausen unter Einbeziehung älterer Bauteile (Baumeister Walter Hirsch). Es vereinigt Stilelemente der Spätgotik und der Renaissance; dies gilt besonders für den zweistöckigen Hauptbau mit zwei Renaissancegiebeln. Im Südosten ein achteckiger Treppenturm, Nordwesteck der aus dem 13. Jahrhundert stammende Sicherungsturm (sog. Hungerturm) der alten Burg, von der auch Reste des Walles, der Wallgraben und das Zugbrückenrädchen erhalten sind. Der Hof ist von Wirtschaftsgebäuden abgeschlossen und durch ein Renaissancetor von 1571 von der Straße her zugänglich. Im Hof ein einstöckiger Langbau mit dreistöckigem Turm.
Von der Salhausenfamilie gelangte das Schloss um 1613 an Paust von Liebstadt, dann 1628 an den Freiherren von Wolkenstein und 1631 an die Familie Thun, die es 1927 an die Stadt Bensen verkaufte. In den letzten 300 Jahren Dienste es stets als Wohngebäude für Herrschaftsbeamte.
Unteres Schloss, Kinsky`sches, Clarysches oder Grohmannsches Schloss: Dieses Bauwerk entstand nach der Salhausenschen Güterteilung (1562) südwestlich des oberen
Schlosses am Ringplatz an Stelle von vier aufgekauften Bürgerhäusern. Der stilgemäße Renaissancebau mit wellenartig geschweiften Giebeln wurde von Hans von Salhausen begonnen und von den Söhnen Wolf und Antonius 1587 beendet, weshalb der obere Teil als Antoniusflügel und der untere als Wolfbau überliefert sind. Die Schlossräume sind teilweise in gotischen Spitzbogen gewölbt. Westlich schließt der Schlossgarten an, nördlich der ehemalige Zwinger.
Von den Salhausen ging das Schloss zunächst an die Wartenberger über (1612), dann an Wilhelm von Kinsky und 1635 an die Familie Clary-Aldringen. Im Jahre 1856 erwarb es Dr. med. Karl Lumbe, Edler von Malonitz, 1878 die Gräfin Aloisia Czernin und 1888 die Großindustriellenfamilie Grohmann (Theodor Grohmann geadelt „von Hochwidim“), die es bis 1945 besaß.
Starschedel’sches oder Ballam’sches Haus, Schlossgasse 51. Angeschlossen an die Front des Oberen Schlosses, bildete es einen Teil des Michelsberg’schen Vorwerks und diente zur Salhausenzeit als Steinmetzwerkstatt. Die Familie von Starschedel dürfte bis 1631 hier gewohnt haben. Seit 1706 diente es als Bräuhausbinderei und dann als Lagerraum. 1782 verkaufte die Herrschaft den „Binderschupfen“ dem pensionierten Forstmeister Ballam. Nachdem dessen Neubau 1791 ausgebrannt war, erwarb die Herrschaft das Haus zurück und erneuerte es.
Das Konogedische Adelshaus Nr. 52 (Thun‘sches Spital) schließt an das vorgenannte östliche an. Es wirkt durch die zwei zierlichen Renaissancegiebel und Steinumkleidung von Tür und Fenstern anziehend. Im Flur und auf der Wendeltreppe schöne Netzwölbung, im Hofraum eine gegen 3 m hohe eigenartige Säule, die den Verbindungsgang zur Kirche trägt; geziert ist sie mit dem Salhausen‘schen Wappendrachen und der Jahreszahl 1552. Seit 1605 hieß es das Konoged‘sche Haus; Maria von Salhausen war mit Albrecht Konogedsky von Poytitz auf Konoged und Algersdorf verheiratet. Unter den Grafen Thun wurde das schlossartige Gebäude 1705 in ein Spital umgewandelt, das 130 Jahre bestand. Das westliche davon bestandene Schlossbräuhaus wurde seit 1738 nicht mehr betrieben.
Das Schönefelder-Kranach‘sche Adelshaus, Kirchgasse 71 unterhalb der Pfarrei ist das älteste private Wohngebäude der Stadt. Der rundwülstige Eingang sowie das Gurtsystem des Gewölbes im Vorhaus und über der Stiege (typisch für das 16. Jahrhundert) lassen darauf schließen, daß von dem 1615 errichteten Renaissancebau ein älterer bestand. Der erste urkundliche Besitzer war Ludwig von Schönfeld auf Rotenhof. 1659 erwarb Ulrich von Kranach das Haus. Seit 1835 war die Familie Hegenbarth Eigentümer.
Am Marktplatz das Rathaus (Baubeginn 1849) mit der Gedenktafel anlässlich der Einrichtung des Bezirksfeuerwehr-Telefons 1892. 1888 wurde es zum zweiten Mal erweitert und 1906 aufgestockt.
Im Bürgerschulpark das 1905 errichtete Schillerdenkmal, zwischen Rathaus und dem unteren Schloss der 1906 aufgestellte Jahn-Gedenkstein. Josef-Willomitzer-Gedenktafel an der alten Stadtmauer zwischen Kriegergedächtnisskapelle und Kirchenlinde seit 1937, abgetragen bereits 1939. Im Park an der Tetschnergasse stand das Kriegerdenkmal, errichtet 1912.
Die „Polzenwarte“ seit 1906. Das neue Schützenhaus seit 1883. Das Kaiser-Josef-II.-Denkmal an der Leipaer Straße, errichtet 1881, nach 1918 abgetragen. Die „Doberbergbaude“ mit herrlichen Rundblick über die Stadt und Umgebung.
Trotz furchtbarer Brandkatastrophen in manchen Jahren, besonders 1791 und 1863, sind der Stadt Bensen historisch sehenswerte Bauten erhalten geblieben, so dass die einst von Berliner Journalisten geprägte Bezeichnung „Nordböhmisches Rothenburg“ weiterhin volle Berechtigung hat. Für Zeichner und Maler war Bensen ein Idyll; so arbeitete hier Ernst Gustav Doerell aus Aussig, Wilhelm Reichel aus Böhmisch-Leipa, Franz Förster aus Warnsdorf u.a.
Nachwort (Ausklang)
Die Kriegsverluste der Stadt Bensen im zweiten Weltkrieg betrugen – soweit feststellbar- 139 Gefallene und Vermißte; das sind 7,3% der männlichen Bevölkerung von 1939. Die wirklich Zahl scheint aber höher zu liegen.
Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung Bensens nahm in den frühen Morgenstunden des 20. Juni 1945 ihren Anfang. Mehr als die Hälfte der Einwohner mußten an jenem Tag den Fußmarsch über Habendorf, Hochdobern und Güntersdorf zur sächsischen Grenze antreten.
Im Jahre 1959 befanden sich rund 40% der ehemaligen Einwohner der Stadt in der Bundesrepublik Deutschland und 58% in der Deutschen Demokratischen Republik.
Nach dem neuen Gemeindeverzeichnis wurde die Stadt Benešov nad Ploučnicí (deutsch Bensen am Polzen) 1961 von 3471 Personen mit rund 500 Häusern bewohnt, gegenüber 4077 Einwohnern in etwa 560 Häusern im Jahre 1939. Die gelegentlich für 1961 genannte Zahl von 549 Häusern bezieht sich auf Bensen einschließlich der nach 1945 eingemeindeten Ortschaft Ovesna (deutsch Habendorf).
Heute
Benešov nad Ploučnicí (deutsch Beneschau oder Bensen) ist eine Kleinstadt im Okres Děčín, Ústecký kraj, Tschechien. 1961 lebten in der Stadt Benešov nad Ploucnici (Bensen am Polzen) etwa 3.500 Menschen, am 01.01.2018 waren es 3.757 Einwohner. Die Gesamtfläche der Gemeinde beträgt nun 976 ha. Ovesná (deutsch Habendorf) ist heute in die Stadt Benešov eingemeindet. Dazu kommt noch als eigene Lage Terezínské Udolí (deutsch Theresienthal). Eine Städtepartnerschaft besteht mit Heidenau bei Pirna.
„Tetschen-Bodenbach – Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach“ (Hrsg.) „Heimatkreis Tetschen-Bodenbach. Ein Buch der Erinnerung“ – 1969
„Alfred Herr – Heimatkreis Tetschen-Bodenbach: Städte und Gemeinden“ – Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach e.V.“ 1977 – S.143-164
„Die deutschen Heimatführer“ Band 17/18 Sudetenland – Druck 1939
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