Schönlinde

  • Beitrags-Kategorie:Landkreis Rumburg
  • Beitrag zuletzt geändert am:2. September 2024
  • Lesedauer:28 min Lesezeit

Geschichte

Die Stadtgemeinde Schönlinde mit den Ortsteilen Falkenhain, Neuforstwalde, Fiebigtal, Klause und Neuschönlinde umfasste eine Fläche von 10,06 Quadratkilometer am Eingang zur Böhmisch-Sächsischen Schweiz und zum Kirnitzschtal. Die in 429-444 m Höhe liegende Stadt, deren Siedlung etwa 20 m über dem Talgrund an den aufsteigenden Lehnen begann, glich zusammen mit dem angrenzenden Schönbüchel einem einzigen großen Park, da um die meisten Häuser Obst- und Ziergärten angelegt waren und zahlreiche öffentliche Parkanlagen die städtische Bebauung auflockerten. Landschaftliche Lage und eine ausgezeichnete Verkehrserschließung machten Schönlinde zum Bindeglied zwischen der südwärts, z.b. nach Böhmisch-Leipa, ausgerichteten Landschaft und dem RumburgSchluckenauer Zipfel sowie auch zu den weit bekannten Touristen- und Erholungsgebieten der Böhmische-Sächsischen Schweiz. Eine ebenso glückliche wirtschaftliche Entwicklung machte Schönlinde zur Metropole der Wirk- und Strickwarenindustrie Nordböhmens, in der aber auch bedeutende Webereien, Färberein, Gerbereien und andere Betriebe ansässig waren. Die Gesamtgemeinde hatte 6079 Einwohner (1910: 6930) und nahezu 1000 Häuser mit etwa 2000 Wohnparteien.

Schönlinde verdankt seine Entstehung einer Ansiedlung durch fränkische Siedler in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts an den Berglehnen zu beiden Seiten des Tales. Es bestand jedenfalls vor dem Jahr der ersten Erwähnung 1361. Der Bauernstand beherrschte zuerst das Waldhufendorf. Der Boden war nicht sehr fruchtbar und noch zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde in Berichten darüber geklagt, dass wegen des steinigen Bodens außer Winterkorn kaum andere Getreide gedeihe, ja dass nicht einmal der Hafer gut wachse. So entstand sehr früh das Bestreben der Menschen, sich durch handwerkliche Produktion und Handel Geld zu verdienen. Im 14. Jahrhundert hatte die Siedlung noch viel unter Raubzügen, sogar der auf dem Tollstein sitzende Ritter, zu leiden. Aus der Geschichte des Ortes ist weiter erwähnenswert, dass Ort und Umgebung im siebenjährigen Kriege zwischen Preußen und Österreich 1756 nach der Schlacht bei Kolin von den Preußen geplündert wurde, 1813 wiederum von den Franzosen Napoleons.

Schon im 17. Jahrhundert erleben wir eine wachsende Hausindustrie, hauptsächlich der Bleicherei und der verschiedenen Handwerke. 1713 hatte Schönlinde 116 Häuser und am 3. August 1731 wurde das Dorf durch Vermittlung des Grafen Philipp Josef Kinsky durch Kaiser Karl VI. zum Marktflecken erhoben und kurz danach entstanden durch Besiedlung der früheren Meierhöfe die Ortsteile Neuforstwalde 1715, Neuschönlinde und Klause vor 1785, Falkenhain und Fiebigtal um das Jahr 1800. In dieser Zeit der Markterhebung lebte neben der zurückgebliebenen Landwirtschaft längst eine verstärkte Hausindustrie auf, vor allem die Bleicherei, Glaserei, Drechslerei und andere Handwerke, und Handel und Gewerbe entwickelten sich zu den Haupterwerbsquellen der Bevölkerung, da die früheren Besitzer der Bauernhöfe nicht mehr genügend Lebensgrundlagen hatten.

Dies zeigt auch deutlich die Tatsache, dass um 1739 in Schönlinde 11 handwerkliche Zünfte bestanden. Hatte der Herrschaftsbesitzer Hugo von Schleinitz im 17. Jahrhundert die Leinweber zu einer Innung zusammengefasst, so förderte Graf Kinsky zu Anfang des 18. Jahrhunderts das Gewerbe noch mehr und wir finden in Schönlinde im Jahre 1713 – 5 Garnbleichen, 3 Müller, 3 Garnhändler, 2 Siebmacher, 3 Getreidehändler und die üblichen Versorgungshandwerke.
Die Erzeugung von Zwirn und Leinwand im kleinen nahm zu. Von Georgswalde kam die Strumpfwirkerei nach Kaiserswalde, dann nach Ehrenberg und schließlich über Zeidler nach Schönlinde. Die Schönlinder Strumpfwirkzunft wurde 1766 bestätigt. Durch die Industrialisierung wurden die Wirk- und Webstuben abgeschafft. Graf Philipp Josef Kinsky hatte als österreichischer Gesandter in London Gelegenheit, die Industrieentwicklung in England zu beobachten, und errichtete schon 1732 in Schönlinde ein „Zwirn- und Strumpwirkerhaus“, dem bald ein „ Leinwandfabrikhaus“ und ein „Farbhaus“ folgten. Er zog sogar einen englischen Fachmann hier her, starb jedoch bald nach Beginn dieses Unternehmens, sodass die Produktionsstätten verkauft wurden. Trotzdem galten wenige Jahre später die Schönlindner Erzeugnisse bereits als die besten der ganzen Umgebung, denn heimischen Unternehmer nutzten diese Erfahrungen und legten den Grund zur späteren Industrialisierung. 1768 gab es in Schönlinde schon 14 Strumpwirkmeister und 1778 zählte man 36 Bleichen mit einem Bleichlohn von 50000 Gulden.


Hunderte von auswärtigen „Bleichknechten“ fanden hier Brot und eine rege Bautätigkeit setzte ein. Dies führte auch zur Erweiterung der neuen Ortsteile. Den Warentransport besorgten Frächter, deren Fahrzeuge zu bestimmten Zeiten nach Leipzig, Wien oder Triest abgingen. So entstand bereits das lange blühende Geschäftshaus des Johann Christoph Zweigelt, bald darauf das des Dominik Rösler, aus dem später die Weltfirma Hille und Dittrich herauswuchs, und des Elias Hielle, des Begründers der weit Bekannten Firma Hielle und Wünsche. In der Leinwanderzeugung kam Schönlinde zum Anfang des 19. Jahrhunderts der schlesischen Industrie gleich. Auch Weberei und Wirkerei wuchsen immer mehr an. Wir müssen uns heute wundern, welche Bevölkerungszunahme Schönlinde durch diese Entwicklung erfuhr.

1850 zählten an Einwohnern: Schönlinde 4457, Falkenhain 680, Fiebigtal 224, Neuforstwalde 250, Neuschönlinde 25, zusammen 5636 Menschen.
1890 hatte die ganze Gemeinde 6843 Einwohner und 868 Häuser. So nimmt es nicht Wunder, dass der „Marktort“ Schönlinde durch kaiserliche Entschließung vom 5. Juni 1870 zur Stadt erhoben wurde.

Am 1.12.1893 wurde durch den „Gemeindeausschuss“ die Einführung eines Stadtwappens beschlossen. Das Wappen stellt einen nach rechts schräg geteilten Schild dar, dessen untere Hälfte auf rotem Grund die sitzende , goldbekleidete Gestalt der Gerechtigkeit darstellt, die in der einen Hand ein silbernes Schwert, in der anderen die goldene Waage hält. Die Rechte, goldene Hälfte enthält eine entwurzelte grüne Linde. Der Entwurf des Wappens stammt von dem akademischen Maler August Frind.

Unternehmen

Die erste fabrikmäßige Strumpferzeugung wurde im Jahre 1820 von Adelbert Wünsche mit 80-100 Arbeitern aufgenommen. Dieses Unternehmen kam 1880 an die Firma Hielle und Wünsche. 1860 bestanden in Schönlinde 240 Wirkstühle, 1880 waren es schon etwa 700, zum großen Teil noch in der Hausindustrie, also wenig krisenanfällig. Erzeugt wurden Socken, Strümpfe, Zipfelmützen, Schlafhaupen, Leibchen, Jäckchen, Unterröcke, Miederschürzen, die alle großenteils in der Hausierhandel gelangten und auf die Märkte gingen, ebenso in den Export. Es gab schon einen 1766 gegründeten Krankenversicherungsverein der Strumpfwirker. Mit dem Aufkommen der Leistungsfähigen Maschinen entstand die Fabrikindustrie mit mechanischen Stühlen. Die Verbindung von Baum- und Schafwolle, Seiden und den verschiedenen Garnen führte zur Herstellung neuer Artikel, die auch nach Russland, in den Orient und nach Amerika gingen. Um die Jahrhundertwende 1900 kamen die ersten Cotton-Maschinen in Gebrauch.

In der Industriegeschichte von Schönlinde sind zu erwähnen: Johann Hampf ab 1840, zuvor Hausindustrie, seit 1886 mechanischer Betrieb, Erzeugung von Strümpfen, Socken, Hemden und Leibchen, eigene Färberei und Trikotagen (200 Arbeiter). Das Unternehmen ging 1913 an die Firma Gustav Jäger über. Stefan Schindler, gegründet 1854 mechanische Wirkerei mit Dampfbetrieb (Strümpfe, Leibchen, Badekostüme), seinerzeit das größte Unternehmen unter den Schönlindner Strumpffabrikanten mit nahezu 1000 Arbeitern (einschließlich Heimarbeiter). Der Betrieb ging 1927 an die Firma Kunert und Söhne über, Firma Robert Rampfl mit 100 Arbeitern, Anton Wenzel (gegründete 1794) mit Erzeugnissen in Baumwolle, Flor, Echtseide und Kunstseide. Wäsche (300 Arbeiter). Diese Firma unterhielt eine Filiale in Wien. Herzmann Michel (1879), Wirkwaren mehr im Hausbetrieb, ging 1912 an Stefan Schindler über. Gustav Jäger, gegründet 1877 in Niederschönlinde, erbaute 1893 ein Fabrikgebäude in Schönbüchel, unterhielt eine Niederlassung in Wien und Ausgabestellen in Hirschberg, Dauba und Mariaschein (200 Arbeiter in der Fabrik, 400 Heimarbeiter); bestand bis 1945 und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von den Tschechen weitergeführt.
Diese Firma leistete großen Export an Strümpfen und Wäsche in Baumwolle, Schafwolle und Kunstseide nach Holland, Belgien, Italien, Marokko und Tunis. Josef Münzberg (1897), mechanische Strumpffabrikation mit 40 Arbeitern, ging 1915 an die Firma Michaels Söhne über. J.H.Vatter (1882) mit ähnlichen Produktionsprogramm, vor allem Strümpfe und Socken (400 Arbeiter), Josef Julius Preussger, Garn- und Strümpffärberei (1810) bestand bis 1930, August Marschner und Sohn (1902), mechanische Strumpwirkerei mit 60 Arbeitern, kam 1938 an die Firma E.Lutz. J. Schwadron & Co. war eine jüdische Firma seit 1920 mit 200 Arbeitern, die 1938 an die Firma Heinrich Löffler, Strumpwarenfabrik, überging. Hille und Himpich (1922), Strumpffabrik mit 80 Arbeitern, kam 1934 an Johann Nitsche, Edwin Jäger seit 1922 Wirkwarenfabrik mit 100 Arbeitern.

An Strickerein waren bekannt Josef Scheibner (1904) mit über 100 Arbeitskräften, Josef Reiser seit 1924 mit 70 Arbeitern, Kögler und Endler, gegründet 1922 in Schönbüchel, und weitere 9 Strickwarenfabriken mit je 40-60 Arbeitern, die alle im Kriege 1942 zur Vereinfachung stillgelegt wurden. Von besonderer Bedeutung war die Wirknadelfabrikation (Nadelfabrik) der Firma Hermann Gottfreid Heinrich (1880), das einzige Unternehmen dieser Branche in der ganzen CSR.
Wie schon erwähnt, erfuhr die Zwirnerzeugung schon 1732 durch das Kinskysche „Zwirnhaus“ wesentliche Impulse. Um 1820 bestanden in Schönlinde 8 größere Zwirnerzeugungen. Zu erwähnen sind Ignaz Hampel seit 1816, Josef Müller seit 1817, Raimund Friedrich (Nähseide, Seidengarn) mit 240 Beschäftigten, Anton Friedrich (1842) mit dem Höchststand von 200 Arbeitern. Alle Firmen können natürlich nur kurz angedeutet werden, ohne ihre Veränderungen in der Nachfolge und Firmenbezeichnung im Laufe der Jahre wiederzugeben. Aufdecken Gebiet der Buntweberei war die Firma Hielle und Wünsche (gegründete 1851 in Schönbüchel) führend. 1872 errichtete diese Firma in Schönlinde eine große Fabrikanlage der mechanischen Weberei, Zwirnerei, Färberei, Baumwolle-, Schafwolle- und Leinenwaren, Kleiderstoffe, Strumpfwaren. Sie unterhielt eine Niederlassung in Wien und seit 1895 einen Zweigbetrieb in Rumburg. Sie beschäftigte an die 400 Webstühle mehr als 500 Arbeiter. 1935 wurde sie stillgelegt, aber in kleinerem Umfang der Betrieb wieder aufgenommen, so unter dem Namen Hielle und Koch. Eine weitere Neugründung war die Handweberei ROHI (Rolf Hielle und Marga Vatter) seit 1933.
Die Statistik von 1941 weißt außer den genannten Textilbetrieben und der Nadelfabrik noch auf eine Lederfabrik, eine Spirituosenfabrik, die berühmte Buchdruckerei Josef Löschau. Inhaber Adolf Kosch (nach dem Kriege in München, bekannt durch Spezialkalender und modernste Farbdruck), eine Betonwarenfabrik, eine Metallwarenfabrik, zwei Sägewerke, eine Blumenfabrik Eiselt und die 1876 erbaute Brauerei Häusler mit großen Kellereien, die ein ausgezeichnetes Bier braute; selbstverständlich daneben noch zahlreiche kleinere Betriebe.

Schulwesen

Schönlinde hatte ein gut ausgestattetes Schulwesen, nämlich eine vierklassig Mädchenvolksschule, eine zweitklassige Knabenvolksschule I, eine dreiklassige Knabenvolksschule II, je eine dreiklassige Mädchen- und Knabenbürgerschule, später Oberschule für Mädchen; die allgemeine gewerbliche Fortbildungsschule, eine Haushaltungsschule für Mädchen und Frauen (seit 1909) und vor allem die Staatsfachschule für Wirkerei (1875 als Städtische Schule errichtet, 1884 vom Staat übernommen, mit modernen Neubau 1898). Das erste Schulhaus entstand im Jahre 1630; wurde ein damals großartiges Schulgebäude errichtet. 1871 eine moderne Schule geschaffen, die 1884 erweitert wurde. 1898 entstand die Gewerbeschule, 1872 die Knabenbürgerschule, 1873 die Mädchenbürgerschule.

Der Ort hatte eine „ Teresien-Jugendheim“, eine Städtische Jugendherberge, als Armenhaus das Carl-Dittrich-Altersheim, das Allgemeine und Öffentliche Krankenhaus (1900 errichtet durch die Erben des Carl August Dittrich zu seinem Gedächtnis), das eine Musteranstalt war. Es bestand ein Städtisches Elektrizitätswerke und Wasserwerk, schließlich das August-Frind-Museum und eine große Gemeindebücherei.
Ein geräumiger Bahnhof sorgte für den Reise- und Transportanschluß an die Linie Prag-Böhmisch-LeipaRumburg (1868) und nach HerrnwaldeNixdorf (1905). Omnibusverbindungen bestanden nach Warnsdorf und Zittau. Bad Schandau bis Dresden, auch nach Khaa und zur Böhmischen Mühle. Hier lag auch eine Gendarmeriestation, die Staatliche Forstverwaltung Teichstatt mit Sitz in Schönlinde und das Staatliche Revieramt Schönlinde. Fünf Banken waren in Schönlinde ansässig.
Zu erwähnen ist, dass 1857 ein großer Teil der Stadt niederbrannte und im Österreichischen Preußischen Kriege 1866 ein Teil der preußischen Elbearmee mit 2000 Mann hier einquartiert war.

Kirche und Matriken

Was das Kirchenwesen betrifft, so wird schon 1361 eine Kirche für Schönlinde erwähnt, die durch die Wartenberger besetzt wurde. Nachdem der Ort durch die Reformation Protestantisch geworden und lange so geblieben war, wurde die katholische Pfarrei 1724 erst wieder eröffnet, jetzt durch Auspfarrung aus Rumburg und Kreibitz. Die katholische Pfarrkirche zur heiligen Magdalena wurde 1757/58 auf einem Hügel in nächster Nähe des Marktplatzes anstelle der vorherigen 1632 erbauten Kirche errichtet. Der Kirchturm wurde 1777 vollendet. Zu dem prächtigen Bau führte eine imposante, 5 m breite, 1818 ausgebaute Stiege vom Marktplatz empor, auf deren halbrunder Plattform 1818 ein von dem Bildhauer Franz Johann Pettrich aus einem einzigen Sandsteinblock gehauene Christus am Kreuz mit anbetenden Engel zur Seite emporragte.
Der um die Kirche liegende, 1882 nach Anlegung einer neuen Friedhofsanlage gesperrte und in eine Gartenanlage umgewandelte alte Friedhof wies kostbare Grabdenkmäler auf. In der Nähe der Kirche war der Kreuzweg. Die Schönlinder Pfarrkirche hatte schöne Altargemälde von Dominik Kindermann (aus Schluckenau) 1807, von Kadlik 1823 und von Josef Ritter von Führich 1861 sowie ein Marmorbild, Christuskind am Kreuze liegend von Pettrich 1818. Sowohl das Altarbild in der 1846 erbauten Totenkapelle, als auch das Bild in der 1859 errichteten Kreuzwegkapelle (Grablegung Christi), desgleichen die Wandgemälde im Dittrichen Mausoleum und das Altarbild des segnenden Christus in der altkatholischen Pfarrkirche waren von August Frind gemalt (gest.1924). Die Pfarrmatriken wurden seit 1677 geführt. Zur Seelsorge gehörte auch Schönbüchel und Steinhübel sowie aus dem Kreis Warnsdorf Kreibitz-Neudörfel mit Friedhof, Teichstatt, Schönfeld (Kleinsemmering).

1890 wurde in Schönlinde eine alte katholische Kirchengemeinde gegründet, 1901 die altkatholische Pfarrkirche gebaut und 1908 eine Pfarrei errichtet.

Die 1863 gegründete Feuerwehr besaß seit 1904 ein geräumiges Gerätehaus. An repräsentativen Objekten standen in der Kreibitzer Gasse die 1883 erbaute Turnhalle mit großem Turnplatz, das Vereinshaus „Deutsche Haus“ am Marktplatz (1884), die schmucke altkatholische Erlöserkirche an der Daubitzer Straße, gegenüber das Kriegerdenkmale, das 1898 bis 1900 erbaute Fachschulgebäude, das Stadtbad (1904 ebenfalls durch die Firma Dittrich ermöglicht), der neue Friedhof mit prachtvollem Mausoleum und Monumenten, die Parkanlagen der Daubitzer Straße in nächster Nähe des Marktplatzes liegend, der neue Park über dem Kreuzweg, ergänzend an der Parkanlagen beim Krankenhaus. 1881 war in Schönlinde ein Denkmal Kaiser Josef II., des Bauernbefreiers, errichtet worden, das 1923 beseitigt werden musste. Eine eigene Wasserleitung hatte Schönlinde seit 1910 mit Versorgung durch feinstes Quellwasser aus dem Tannenberggebiet.

Vereins- und Kulturleben

Schönlinde hatte ein reges Vereins- und Kulturleben. Der Deutsche Turnverein wurde schon 1861 gegründet. Die Schützengesellschaft erbaute 1896 ein großes Vereinshaus, das neue Schießhaus. In dem auf Kosten der Stadt 1884 erbauten „Deutschen Haus“ ermöglichten ein kleiner und ein großer Saal mit großer Bühne mit versenkbaren Orchester die Aufführung von Schauspiel, Opern und Operetten. Für Geselligkeit sorgten die zahlreichen Bälle in der Wintersaison. Wichtig im Ablauf eines Jahres war das Schönlinder Schießen, das alljährlich beim Schützenhaus und seiner Umgebung vom Fronleichnamstag bis zum folgenden Dienstag stattfand und mit dem Einzug des Schützenkönigs und anschließendem Ball beendet wurde.
Für soziale Sicherung sorgte die Ortskrankenkasse, eine Innungskrankenkassen unfeine Werkmeisterversicherung. In verschiedenen Betrieben waren Betriebskrankenkassen eingerichtet. All diese Kassen wurden 1920 in die Bezirkskrankenkasse zusammengefasst. Seit 1926 bestand die Alters- und Invalidenversicherung. Nach der „Festschrift zum fünfzigjährigen Stadtjubiläum von Schönlinde 1920″ hatte die Stadt mit den umliegenden Ortschaften Gärten und Schönbüchel mit seinen Wirkereiindustrieerzeugnissen den ersten Rang im alten Kaiserstaat bis 1918.
An Persönlichkeiten aus Schönlinde sind außer dem akademischen Maler August Frind besonders zu nennen der Klavierkünstler und Komponist August Stradal, ein Schüler von Franz List, und die im ganzen Niederland bekannte und beliebte Heimatdichterin Anna Waldhauser, deren Gedichte die Niederländer Heimatfreunde noch heute begleiten.

Von Schönlinde wandert man gern zum Sonnwendhof, durch Fiebigtal über Steinhübel, Nassendorf nach Khaa, oder durch den Stadtpark über Steinhübel nach Khaa, über Schönbüchel und durch Langengrund nach Khaa, von danach Hinterdaubitz und zur Oberen Schleuse, ebenso zum Wolfsberg oder in das Kreibitzer und Tollsteiner Gebiet.

Von Schönlinde wandert man gern zum Sonnwendhof, durch Fiebigtal über Steinhübel, Nassendorf nach Khaa, oder durch den Stadtpark über Steinhübel nach Khaa, über Schönbüchel und durch Langengrund nach Khaa, von danach Hinterdaubitz und zur Oberen Schleuse, ebenso zum Wolfsberg oder in das Kreibitzer und Tollsteiner Gebiet.

Zu einem wesentlichen Niedergang kam es nach der Vertreibung der ursprünglichen deutschen Einwohner in den Jahren 1945-46, infolgedessen sich die Einwohnerzahl auf etwa die Hälfte verringerte und über 300 unbewohnte Häuser abgerissen wurden. Trotzdem dabei das ganze südwestliche Viertel des Marktplatzes vernichtet wurde und auch eine Reihe bemerkenswürdiger Häuser in den anderen Teilen der Stadt verschwand, erhielt sich Krásná Lípa bis heute ihre Bedeutung als Baudenkmal. Gegenüber dem Friedhofe stand die altkatholische Erlöser-Kirche mit einem Altarbild „Kristus als Lehrer“, diese wurde 1971 wie in Fugau und Zeidler abgerissen.

1957

Im Ortsteil Neuforstwalde sind verschwunden: Die Schokoladenfabrik, das Haus Grohmann (Jäger-Naz), nebenan das Haus Schindler, das Haus Klaus, das Gasthaus Pilz und das Haus des Finanzers Kühnel. Der „Sonnenwendhof“ wird dem Verfall preisgegeben.

Heute

Von der Siedlung Nassendorf sind nur noch die Ruinen zu sehen und der Ort schwer zu begehen und stark durchnäßt.
Krásná Lípa (deutsch Schönlinde) ist eine Stadt mit etwa 3500 Einwohnern im Okres Děčín in Tschechien.

Die Stadt Krásná Lípa besteht aus den Ortsteilen Dlouhý Důl (Langengrund), Hely (Nassendorf), Kamenná Horka (Steinhübel), Krásná Lípa (Schönlinde), Krásný Buk (Schönbüchel), Kyjov (Khaa), Sněžná (Schnauhübel), Vlčí Hora (Wolfsberg) und Zahrady (Gärten).

1995 – August-Frind-Museum

Ende 1994 lebten in Schönlinde 3372 Einwohner, aufgeteilt auf die Ortteile: Wolfsberg (96), Langengrund (17), Nassendorf (0), Khaa (22), Schnauhübel (28), Gärten (84), Schönbüchel (71), Steinhübel (14), Daubitz (10), Stadt Schönlinde (3030)

Eröffnung des August-Frind-Museum am Křinicke náměstí (deutsch Kirnitzschplatz) (* 21. November 1852 Schönlinde; † 4. August 1924, war ein deutsch-böhmischer Lithograf, Schriftsteller, Illustrator und Kunstmaler).

Das frühere „ Teresien-Jugendheim“ ist heute ein Kindererholungsheim, auch für deutsche Kinder.

2013 – Brauhaus

Durch die Neueröffnung des Brauhauses Falkenstein in Schönlinde im August 2013 wurde die Brautradition hier an der Scheide der Böhmischen Schweiz und des Lausitzers Gebirges nach mehreren Jahrzehnten erneuert. Der Betrieb der alten Brauerei wurde nach dem II. Weltkrieg stillgelegt, das Gebäude wurde in den 1960er Jahren abgerissen. Das neue Brauhaus transferierten wir auf den Marktplatz, und zwar in ein Bürgerhaus, das verschiedensten Zwecken dient.

[wp-svg-icons icon=“link“ wrap=“i“]  Brauhaus Schönlinde

2019 – Bedrohter Goldschatz

An ihren ersten Besuch im Mausoleum der Unternehmerfamilie Dittrich in Krásná Lípa (deutsch Schönlinde) kann sich Magdalena Kracik Štorkánová noch sehr gut erinnern. „Ich war schockiert“, sagt die Restauratorin. Damit meint die Frau nicht den katastrophalen Zustand, in dem sich das 130 Jahre alte Mausoleum befindet. In das Gebäude regnet es seit Jahren hinein. Aus dem Dach wachsen Bäume. Alle Fenster sind geborsten, im Innern sind ganze Ziegel herausgebrochen. In der Krypta liegen aufgebrochene Särge, die Knochen sind in der Gruft verteilt.

Doch Kracik Štorkánová brachte etwas anderes aus der Fassung. Sie war wegen des Mosaiks in der Krypta des Mausoleums hier. „So eine große Fläche, noch dazu aus Gold, hatte ich nicht erwartet“, gesteht sie. Was sie in der Dittrich-Gruft im kleinen Krásná Lípa zu sehen bekam, übertraf alles, was es in Tschechien Vergleichbares gibt. „Eines der kostbarsten Mosaiken befindet sich im Prager Slavín auf dem Vyšehrad, wo die größten tschechischen Persönlichkeiten ihre letzte Ruhestätte haben.“

Es fehlte allerdings nicht viel, und die ganze Pracht wäre unter einem Trümmerberg verschüttet worden. Eine Mischung aus Ignoranz und mutwilliger Zerstörung begleitet das Bauwerk seit über 70 Jahren. Obwohl die Dittrichs Krásná Lípa zu einem florierenden Ort machten und eine ganze Reihe von Gebäuden, den Stadtpark und den Friedhof stifteten, gibt es heute nichts, was in der Stadt an die einstigen Gönner erinnert. Ihr Wirken wurde durch die Vertreibung der deutschen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg vollkommen ausgelöscht. „Wir erfahren selbst erst langsam, was die Dittrichs für uns bedeuten“, sagt fast etwas entschuldigend Bürgermeister Jan Kolář.

Seit 20 Jahren gab es Versuche, das Bauwerk zu retten. Es gelang, das Mausoleum unter Denkmalschutz zu stellen. Doch eine Sanierung des Gebäudes wurde durch die ungeklärten Eigentumsverhältnisse blockiert. Seit anderthalb Jahren gehört das Mausoleum dem Verein Omnium, der es schrittweise sanieren will. „Der Zustand ist schlimmer als erwartet. Wir kamen fünf nach zwölf“, sagt Barbora Větrovská von Omnium. Im Februar stürzte ein Teil des Gewölbes ein. Seitdem klafft ein Loch im Dach. „Noch einen Winter hätte die Grablege nicht überstanden“, ist Větrovská überzeugt. Immerhin wird das Gebäude nun von einem Gerüst abgestützt. Bis zum Winter soll das Dach abgedeckt sein.

Ob eine Rettung gelingt, hängt wie häufig am Geld. Allein die Herstellung der Mosaikplättchen wird teuer. Zwar konnten viele Teile mühselig aus dem Berg von Schutt und Knochen geborgen werden. Doch ein Teil wird neu gekauft werden müssen, und das nicht in Tschechien. „Das können nur venezianische Firmen“, weiß Restauratorin Kracik Štorkánová. Sie ist sich sicher: Wenn eine Restaurierung gelänge, könnte die Stadt zu einem Pilgerort werden.

Spenden können mit Vermerk „Dittrich-Mausoleum“ auf das Vereinskonto bei der Bank Ceská sporitelna eingezahlt werden. CZ67 0800 0000 0028 4418 8399 (IBAN)

2020 – Smetana muss Dittrich weichen

Deutsche Persönlichkeiten bekommen in Nordböhmen Straßennamen.
Das Städtchen Krásná Lípa (deutsch Schönlinde) am Rande der Böhmischen Schweiz war vor 100 Jahren Sitz eines multinationalen Unternehmens, der Textilfirma der Familien Dittrich und Hielle. Mit so einem Sitz sind heute wie einst Vorteile auch für die Stadt verbunden. Neben der Gewerbesteuer, die heute sprudelt, war es damals wie heute eine Frage der gesellschaftlichen Stellung, sein Geld für wohltätige Zwecke zu verwenden. Umso mehr im Falle von Dittrich und Hielle, die als soziale Unternehmer galten.

Heute ist Krásná Lípa immerhin Sitz der Verwaltung des Nationalparks Böhmische Schweiz, die übrigens in dem früheren Waisenhaus residiert, dessen Bau auf die Dittrichs zurückgeht. Und noch auf andere Weise profitiert die Stadt bis heute von den Wohltaten der einstigen Gönner. Park und Friedhof, für die die Dittrichs nicht nur die Grundstücke spendeten, sondern auch den Bau der Kapelle unterstützten, gibt es bis heute. Auch den Bau des Krankenhauses, das heute Altersheim ist, unterstützten sie. Umso mehr fällt auf, dass bis vor kurzem nichts sichtbar an die rührigen Unternehmer erinnerte. „Das hängt mit der Geschichte zusammen. Die deutsche Bevölkerung wurde nach 1945 vertrieben und ab da war alles, was deutsch war, schlecht“, sagt der Historiker Petr Joza. Doch das ändert sich langsam.

Gerade in Krásná Lípa gibt es inzwischen viele, die sich für die Vergangenheit interessieren. Auch die Stadtführung unterstützt das. Sie setzt sich für die Rettung der einst prächtigen Grablege der Dittrich-Familie ein. Außerdem erinnern an die berühmten „deutschen“ Vorfahren, den Musiker August Stradal und den Maler August Frind, Straßennamen. Diese Ehre wurde nun auch dem Firmengründer Karl August Dittrich und seinem Sohn zuteil. Nach ihm heißt neu jene Straße, die bisher nach dem berühmten tschechischen Komponisten Bedřich Smetana benannt war. „Das geht nicht gegen Smetana, der übrigens deutschsprachig aufwuchs. Aber Smetana hat seine Straße in jeder Stadt. Da haben die Dittrichs für uns größere Bedeutung“, erklärt Bürgermeister Jan Kolář. Die Umbenennung erfolgte anlässlich des 150-jährigen Jahrestages der Erhöhung Krásná Lípas zur Stadt, die maßgeblich dem Wirken der Dittrichs zu verdanken war.

Die Dittrich-Straße führt nun aus der Stadt heraus am Friedhof vorbei, an dessen Rand auch das Dittrich-Mausoleum steht. Da der angrenzende Stadtpark einst auch von den Dittrichs angelegt und der Stadt geschenkt wurde, erhielt er ebenfalls den Namen Dittrich-Park. Die Umbenennung gerade dieser Straße hatte aber auch verwaltungstechnische Vorteile. Denn die Straße ist fast unbebaut. Der Umbenennungsaufwand für die Anlieger hielt sich also in Grenzen.

Nicht nur Krásná Lípa pflegt die Erinnerung an die deutschen Vorfahren. Auch Česká Kamenice (deutsch Böhmisch Kamnitz) hat seinen wohltätigen Industriellen, den Unternehmer Franz Preidl. @Steffen Neumann

Niederlandhefte -Schriftenreihe des Bundes der Niederländer“ Wilhelm Pfeifer – HEFT 9 – 1977
Geschichte des Niederlandes“ Karl Richter 1960
Heimatkunde des politischen Bezirkes Rumburg“ Anton Hockauf 1885
Die deutschen Heimatführer“ Band 17/18 Sudetenland – Druck 1939

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